Reisebericht: Rundreise Naturparadies Zentralasien

11.06. – 24.06.2022, 14 Tage Rundreise in Kasachstan und Kirgisistan (Kirgistan) mit Nur–Sultan – Kasachische Schweiz – Almaty – Issyk Kul–See – Kirgisisches Hochgebirge – Nationalpark Tschon–Kemin – Bischkek


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Zwischen kasachischer Moderne und Aitmatows Kirgisistan


Von einem Streifzug aus den Städten, durchs Gebirge und die Steppen in ungeahnte Welten in einer kleinen Gemeinschaft gleichgesinnter Reisefreunde.
Ein Reisebericht von
Gernod Loose

Sonnabend, 11.06.2022: Nach Nur–Sultan über Istanbul

Die Autobahn ist frei auf dem Weg zum Flughafen Berlin-Brandenburg, fast. Kurz vor Ankunft ist sie auf dem Zubringer gesperrt. In Erwartung der Kolonne eines offiziellen Besuchers ist die Straße polizeilich abgeriegelt, sorgt für Stau und bei mir für Unruhe. Es dauert eine ganze Weile bis die Fahrzeuge mit Standarte endlich vorbeiflitzen.
Im Parkhaus künden zahlreiche Fahrzeuge vom inzwischen wieder angestiegenen Reiseverkehr. Die Anzeigen weisen zwar auf allen Ebenen reichlich freie Plätze aus. Allein, sie pflegen offensichtlich noch die Quarantäne. Vier Etagen fahre ich erfolglos ab, bis ein freier Platz gefunden ist. Als ich endlich, trotz allem mit Reserve, am Treffpunkt bin, ist der aus Berlin abfliegende Teil unserer Gruppe bereits vollzählig versammelt. Erwartungsfroh und rechtzeitig, wie es dann an allen folgenden Tagen werden sollte.
Bei Turkish Airlines checken wir problemlos ein, beinahe mit Wunschplätzen für alle. Dann Sicherheits- und anschließend Passkontrolle, alsbald sind wir am Gate und haben noch reichlich Zeit bis zum Einstieg.
Mit leichter Verspätung hebt der A330 schließlich ab und bringt uns bestens an Bord versorgt von Berlin nach Istanbul. Der gewaltige Flughafen der türkischen Metropole beeindruckt. Trotz Außenparkplatzes, Bustransfers und Transferübergangs sind wir schnell im Hauptgebäude mit seinen relativ kurzen Wegen zu allen Abflugbrücken. Wer möchte, kann das umfangreiche Angebot in einem der unzähligen Geschäfte und Restaurants in Anspruch nehmen. Gemessen an der Bauzeit des Objektes müssten es eigentlich deutlich weniger sein.
Zwanzig Minuten vor der geplanten Einstiegszeit soll das Gate auf einer der zahlreichen Informationstafeln angekündigt werden und so ist es dann auch. Zu unserem Abflugbereich sind es nur 10 Minuten. Unsere Münchener Reiseteilnehmer sind bereits dort. Beim Einstieg sind wir nun mit insgesamt zwölf Personen komplett. Die 737 bringt uns dann fast pünktlich nach Nur-Sultan. Bei Ankunft zu später Stunde sehr unterschiedlich motiviert waren die Beamten an der Grenze. So wurde der eine mehr und mancher weniger intensiv beim Passieren befragt. Eingereist sind schlussendlich alle, zudem deutlich vor dem Gepäck. Lena, unsere örtliche Reiseleiterin, erwartete uns bereits am Ausgang. Sie spricht ein hervorragendes Deutsch und lässt auch deshalb unsere Ankunft wie die gesamte folgende Tour zu einem inhaltreichen wie unterhaltsamen Vergnügen werden. Wir steigen in unseren zwar betagten aber bestens gepflegten Bus, erfrischen uns mit dem bereitgestellten Wasser, lauschen den ersten Informationen zu Nur-Sultan und Kasachstan und erfahren kurz vom Programm für den nächsten Tag. Nach 30 Minuten Fahrt sind wir am Kazzhol Hotel. Kasachisch freundlich und gemessen, begrüßt mit Süßem und mit Tee, haben dann alle in der späten vierten Morgenstunde ihre Zimmer und genießen den Rest der guten Nacht.

Sonntag, 12.06.2022: Die Hauptstadt Nur–Sultan – erste Begegnungen

Unser Hotel liegt in einem ruhigen Viertel der großen Stadt, in der Altstadt, wie wir später erfahren werden. Das Frühstück ist gut und reichlich. Dies, wie auch der eitle Sonnenschein, welcher uns auf der Straße empfängt, lässt uns wohlgestimmt zu unseren ersten Erkundungen aufbrechen. Noch in der Nacht prophezeite uns Lena einen Regentag, ein Irrtum, welcher ihr, zu unserer Freude, noch mehrfach unterlaufen sollte. Begrüßt werden wir an diesem Morgen zudem von Dana, unserer kasachischen Stadtführerin. Sie wird uns freudig in die Geheimnisse ihrer Heimatstadt und Kasachstans einführen und auch das ein oder andere zunächst nicht geplante Erlebnis organisieren. Um 10:00 Uhr setzt sich unser Bus in Bewegung.
Dana spricht Kasachisch und Russisch, die beiden Amtssprachen des Landes. Daher wird von Lena übersetzt. Erstes Ziel, eine Wechselstube, die wir auch im zweiten, sonntäglichen Anlauf finden und uns dort für die nächsten Tage ausstatten. Erster Besichtigungspunkt, das Freilichtmuseum Atameken, ein maßstäbliches Miniaturmodel des Landes und seiner Hauptstadt auf einer Fläche von knapp zwei Hektar. Es gibt uns einen guten Überblick zum Land und einen Ausblick auf das Kommende in den folgenden Tagen.
Sanitärpause bei vorhandener Struktur ist Pflicht in Mittelasien. Der Kür wird diesbezüglich noch später reichlich Raum gegeben. Wir wollen dies berücksichtigen und machen daher auch am Museum Gebrauch davon. Dann erfüllt eine kurze Rundfahrt durch die uns bereits jetzt beeindruckende Planstadt soeben begutachtetes Modell mit Leben.
In kurzer Frist ist diese Großstadt inmitten einer endlosen Steppenlandschaft entstanden. Die Sichten begeistern. Nach nicht langer Zeit halten wir an einem Gehöft – Museum, Werk- und Heimstatt einer kasachischen Juweliersfamilie. Wir werden freundlich von der Hausherrin begrüßt und eingeladen, die Ausstellung regionaler und mittelasiatisch-kasachisch-russischer Handwerkskunst zunächst in einer Art Vorraum des Hauses zu besichtigen. Zahlreiche Samoware, Textilien, Geschirr und vieles mehr säumen die Wände. Die erste, hier reich ausgestattete, Jurte lockt zur Begutachtung. Ein gedeckter Tisch mit verschiedenen Backwerk, Käse, Süßigkeiten … kündet zudem: Eine gastliche Stätte!
Wir erfahren einiges zum Aufgetischten und zur Familiengeschichte und werden zu Erfrischung bei Kumys und Tee geladen. Ersteres, die vergorene Stutenmilch, wird mit Zurückhaltung angenommen. Der Tee erfreut sich deutlich größeren Zuspruchs. Außerdem wollen wir den heutigen Geburtstag einer unserer Reiseteilnehmerinnen würdigen. Ein regionaler Wein soll uns dabei behilflich sein. Auch hier keinerlei Skepsis. Alsbald sind alle im Austausch zu diesem und jenem – wir sind angekommen.
Bei Wein und Tee, den Kumys respektvoll schätzend, verbringen wir eine freundliche Weile. Schließlich lädt die Gastgeberin zur Betrachtung der Juwelierserzeugnisse in die inneren Räumlichkeiten. Der Hausherr, ein erfahrener Juwelier und anerkannter Experte zeigt Stolz gesammeltes und selbst gefertigtes Schmuckwerk. Seine Söhne bringen uns eine kleine Hausmusik unter anderem auf der Dromba zu Gehör, bevor uns der Meister in seiner Werkstatt näher mit seinem Handwerk vertraut zu machen sucht. Anschließend gibt es Gelegenheit, erste Souvenirs aus dem eigenen Sortiment zu erwerben. Dann setzen wir unsere Stadtfahrt fort.
Fotostop – möchte man hier an jeder Ecke machen! Nur-Sultan ist beeindruckend und unerwartet. Im Zentrum steigen wir später zu einem kleinen Rundgang aus. Wir wollen zudem versuchen, auf den Bajterek-Turm zu gelangen. Die benötigten Eintrittskarten gibt's nur für’s Schlange stehen. Dana will das für uns erledigen und hat Erfolg. Nach unserem Rundgang, der uns durch die mächtige Fußgängerzone bis zum Ak-Orda-Präsidentenpalast und zurück führt, fahren wir hinauf, zu Nur-Sultans prächtigster Aussichtsplattform. Der Ausblick lohnt.
Bevor es dann zurück ins Hotel geht, wählen wir die großzügige Uferpromenade am Ishim für einen beschließenden Spaziergang. Groß und Klein tummelt sich vergnügt an diesem sonnigen Sonntagabend entlang des Flusses. Uns bieten sich ein weiteres Mal beeindruckende Blicke auf die moderne Stadtlandschaft.
Zum Abendessen sind wir zu guter Letzt im Hotel, bei freundlicher Bedienung, großzügigen Portionen und schmackhaftem kasachischem Bier. Der Auftakt ist gelungen. Bis zum Morgen dürfen wir uns erholen.

Montag, 13.06.2022: Auf in den Nationalpark Burabai

Wir haben uns bereits ein wenig akklimatisiert und können den Tag früher beginnen. Um 9:00 Uhr fahren wir ab in Richtung Nationalpark Burabai. In Deutschland ist es da gerade einmal 05:00 Uhr. Vier Stunden beträgt der Unterschied zur Mitteleuropäischen Sommerzeit. "Fünf Stunden Fahrt", stimmt uns Wladimir, unser Fahrer, auf die Tour ein. Am Ende werden es etwas mehr als vier. Die meiste Zeit hatte er für das Verlassen der Stadt und damit mögliche Staus eingeplant. Auf der Autobahn kommen wir dann schnell voran. Sie ist zur Überraschung hervorragend ausgebaut und so gut wie unbefahren.
Der Weg führt uns durch endlose Steppenlandschaften, die zumindest jetzt im Juni großenteils saftig grün sind. Bewaldete Streifen zeugen vom großangelegten nationalen Programm zur Aufforstung, mit dem man der Erosion und dem Wind Einhalt gebieten möchte. Schaf- und Pferdeherden allerorten, ein kurzer Pflicht gemäßer Stop und bald schon sind am Horizont Erhebungen wahrzunehmen. Dana spricht begeistert von den Bergen. Lena, die im Land der 7000-er, in Kirgisistan zu Hause ist, möchte dies nicht richtig ernst nehmen. In Akylbaj, dort wo der Nationalpark beginnt, grüßt, einer Landmarke gleich, eine riesige Sprungschanze. Einst gebaut für eine mögliche Olympiade, hat sich der Traum dieser Bestimmung für sie bisher nicht verwirklichen lassen.
Die Steppe ist einem dichten Kiefernwald, Felsen und Seen gewichen. Eine Landschaft in welche ursprünglich vorzugsweise Gäste aus Russland, aus dem Ural zu Erholungs- und Kuraufenthalten kamen. Die Kuraufenthalte sind geblieben. Inzwischen kommen auch viele Kasachen. Im Hauptort Burabaj machen wir auf der Terrasse eines örtlichen Restaurants Mittagspause. Die Stimmung ist gut, das Essen schmeckt, die Bedienung sehr bemüht, jedoch nicht immer erfolgreich dabei.
Später checken wir im Terrassa Hotel ein. Ein gemütliches Haus mit Spa und Bad, welche wir leider aus zeitlichen Gründen nicht werden nutzen können. Nach kurzer Pause soll uns unser Nachmittagsausflug tiefer in den Nationalpark führen. Dana möchte mit uns eine der Höhen besteigen, um von dort die Aussicht auf die Wald- und Seenlandschaft zu genießen. Bis an den Fuß des Berges bringt uns der Bus.
Für einige von uns erweist sich der Aufstieg als zu steil und beschwerlich. Tatsächlich geht es brüsk aufwärts und der Weg ist stellenweise nur schwer als solcher zu bezeichnen. Einige bleiben daher am Seeufer zurück.
Die Sicht am Gipfel entschädigt für die Mühen. Ein prächtiges Panorama eröffnet sich dem Betrachter. Ein wenig erinnern die Felsformationen an die in der Sächsischen Schweiz. Ob es sich bei dem Gestein um Sandstein handelt, war unsererseits nicht endgültig zu bestimmen. In jedem Fall war es sehr schön. Nach Abstieg treffen wir die anderen Teilnehmer wieder und machen uns auf ins Hotel. Am Seeufer entlang geht es zu Fuß durch den Wald. Überflüssigerweise beginnt es unterwegs zu regnen, so dass wir zum Teil ein wenig erschöpft und durchnässt im Hotel ankommen. Dana verpasst zudem einen Abzweig und einem Teil der Gruppe damit eine kleine Extrarunde. Beim Abendessen gibt es daher viel zu erzählen. Bier und Schnapps schmecken wieder. Gerüffelt wurden die Fleischklösschen – mir haben sie geschmeckt. Schlussendlich gab es Bliny-Eierkuchen-Pfannkuchen-Palatschinken, die anerkennend genossen wurden, bevor sich alle zur Ruhe betteten.

Dienstag, 14.06.2022: Zurück nach Nur–Sultan – Das Freilichtmuseum in Alschir und der Zug in den Süden

Nochmals ein wenig früher beginnt der Tag heute. Bereits um 08:00 Uhr starten wir, nach schmackhaftem, gut sortierten und individualisiertem Frühstück, wie alle einhellig versichern. Hier hätten wir es noch eine Weile ausgehalten. Nun aber geht es zurück Richtung Hauptstadt. Bis Nur-Sultan ist die Strecke identisch der des Vortages. Dort machen wir Rast in einem Kaffee, wer möchte vertritt sich in der Umgebung die Beine. Dann ist es noch eine knappe Stunde nach Alschir, der Mahn- und Gedenkstätte an der Stelle eines ehemaligen zum Gulag-System gehörenden Lagers.
Gewidmet ist die Ausstellung im dazugehörigen Museumsbau zudem den Unabhängigkeitsbestrebungen verschiedenster kasachischer Strömungen und der Formung der Nation. Fotos, Zeitdokumente und einige rekonstruierte Objekte auf dem Gelände versuchen diesen Teil der nationalen und sowjetischen Geschichte zu erhellen. Der Bau des Gedenkmonumentes beeindruckt.
Nach Besichtigung kehren wir zurück zum Abendessen nach Nur-Sultan. Unterwegs streifen wir noch einmal mit dem Bus durch die verschiedensten neuen Viertel der Metropole und bestaunen die oft außergewöhnlichen Bauten. Dem Expozentrum und dem Kongresszentrum widmen wir einen Extra-Stop. Das frühe Nachtmahl mundet. Am Expo-Bahnhof, an welchem wir anschließend recht bald sind, besteht Gelegenheit, noch Kleinigkeiten für die Fahrt zu erwerben. Gelegenheit besteht ferner zu einem Rundgang im modernen und architektonisch ansprechenden Bauwerk. Der Zug, ein kasachischer Hochgeschwindigkeitszug mit Schlaf- und Speisewagen, fährt pünktlich ein und nimmt die Reiseteilnehmer wenig später mit nach Süden. Ich fliege voraus und will die Gruppe am nächsten Morgen am Bahnhof in Almaty treffen.

Mittwoch, 15.06.2022: Die Stadt Almaty und die ersten richtigen Berge

Unser Zug hat etwas Verspätung, etwa 30 Minuten. Möglicherweise nicht ganz so erholt, wie nach einer Nacht im Hotel, jedoch wohlgelaunt kommt unsere Gruppe in Almaty an. "Das Frühstück im Zug war nicht üppig aber zufriedenstellend". Almaty empfängt mit Sonnenschein und einem neuen Bus. Raschid unser Busfahrer ist Stolz auf seinen nicht ganz frischen Travego. "Lieber ein gebrauchter deutscher Bus als ein neuer asiatischer“, versucht er freundlich, Brücken zu bauen. In den nächsten Tagen wird er stets bestens um unsere Gäste bemüht sein und uns an die schier unmöglichsten Orte bringen.
Auf einer ersten kleinen Runde erfahren wir mehr zu Almaty, besichtigen die größte örtliche Moschee, die russisch-orthodoxe Christi-Himmelfahrts-Kathedrale, spazieren durch einen Park und entdecken den örtlichen Markt. Auf letzterem gibt es Gelegenheiten für kleine Stärkungen.
Später fahren wir zum Check-In ins Hotel. Wir sind etwas früh, aber die Zimmer sind nach kurzer Pause fertig.
Unsere Exkursion am Nachmittag führt uns zunächst eine weitere Runde durch die Stadt. Wir halten am Unabhängigkeitsdenkmal und am ehemaligen Präsidentenpalast, welcher noch gezeichnet ist, von den jüngsten Unruhen am Jahresanfang. Regen setzt ein. Es stört uns nicht sonderlich. Wir sind gut ausgestattet. Dann geht es zum KokTobe, dem so genannten Hausberg der Stadt. Hinauf bringt uns eine Gondelbahn. Unterwegs gibt es freie Sicht auf Stadt und Umgebung. Auf 1.130 Meter erwartet uns eine Art Vergnügungspark. Die Sicht ist, des Regens wegen, nicht sonderlich. Wir kehren sehr bald wieder um, genießen nochmals den Blick aus der Gondel und machen uns auf den Weg nach Medeo.
Im Tal von Medeo steht das berühmte Stadion. Auch hier sind die Berge der Umgebung mit Wolken verhangen. Der Regen hat zugenommen. Ein Teil von uns beschließt daher in der Nähe des Busses zu bleiben. Einige möchten zumindest ein Stück in Richtung der riesigen, das Tal sperrenden Staumauer aufsteigen. Bei schönem Wetter bietet sich von ihrem Scheitel bestimmt ein herrlicher Blick. Wir kommen nicht so weit. Beschwerlich ist der Aufstieg, heftig feucht das Wetter und nur kurz die Zeit. Wir können aber unterwegs und von der Anhöhe einen Blick auf die Anlage werfen.
Wenig später sind wir, zwar nass, aber recht zufrieden wieder im Bus. Der andere Teil der Gruppe hatte inzwischen Freundschaft mit den Sicherheitsorganen geschlossen und in der örtlichen Polizeistation das Gespräch und Schutz vor dem Regen gefunden. Ein wenig durchnässt fahren wir zum Abendessen. Es ist jedoch warm und die Sachen trocknen schnell. Im lokalen Restaurant erwartet uns eine schmackhafte, einheimische Küche und freundlicher Service. Danach geht es per Bus ins Plaza, unser Hotel am Flüsschen Esentai, zur ersten Nächtigung in der einstigen kasachischen Hauptstadt.

Donnerstag, 16.06.2022: Das Naturparadies Turgen–Tal im Nationalpark Ile–Alatau

Um 09:00 Uhr starten wir, es geht in die Berge, in den Nationalpark Ile-Alatau. Das Wetter meint es gut. Es scheint die Sonne. In Almaty ist bereits reger Verkehr und geschäftiges Treiben. Dass die Stadt in einer Art Sackgasse liegt, bekräftigt recht bald eine schier endlose Kolonne, die sich zur Einfahrt ins Stadtgebiet über viele Kilometer staut. Wohl einer der Gründe, die Hauptstadt zu verlegen. Unterwegs halten wir an einem lokalen Supermarkt und versorgen uns für den mittäglichen Imbiss. Die weitere Fahrt führt durch zahlreiche Siedlungen und Dörfer. Viele Händler halten an den Straßen ihre Waren feil. Am späten Vormittag ist das Turgen-Tal erreicht.
Am Eingang treffen wir auf Hirten mit zahlreichen Schafen, Ziegen und Pferden und würdigen ihre Gegenwart bei einem ausgiebigen Fotostop. Ein Stück weiter beginnt unsere kurze Wanderung zu einem Wasserfall. Der Aufstieg ist steinig, das Tal malerisch, der das Tal durchziehende Fluss rauscht, die Sonne meint es gut. Der Bus wartet inzwischen im Tal. Dem zu Tal stürzenden Wasser kann man wohl stundenlang zusehen. Nach etwa zwei Stunden sind wir wieder am Parkplatz und wählen dann nach kurzer Fahrt eine Raststelle am Fluss zum Mittagsimbiss. Es gibt von den persönlichen Vorräten, Eberhardt Travel spendiert dazu Fladenbrot, Piroggen, Wodka und Konjak. Im Bus wurde Tee bereitet, den wir uns gleichfalls munden lassen. Der herrliche Tag, die großartige Berglandschaft mit rastlosem Fluss werden in Erinnerung bleiben.
Auf der Rückfahrt wird am Talausgang das Denkmal für den Goldenen Mann und eine Jurtennachbildung aus Stein besichtigt. Lena erzählt von den Ur-Einwohnern, denen die Stätte gewidmet ist. Dann geht es mit kurzem Sanitär und Tankstop zurück ins Hotel. Bis zum Abendessen bleibt noch ein wenig Zeit für Individuelles. Wir speisen im Hotelrestaurant.

Freitag, 17.06.2022: Es geht nach Kirgisistan — der Nationalpark Tschon Kemin

Früh ist heute Aufbruch. Der Weg nach Kirgisistan ist weit.Die ursprünglich vorgesehene, ein wenig kürzere Route ist Corona zum Opfer gefallen. Die Fahrt führt durch die Stadt auf die Landstraße und anschließend über zum Teil noch im Bau befindliche Autobahnen. Der Blick aus dem Fenster fällt auf eine sich ständig verändernde Landschaft. Steppe, Hochsteppe, Gebirgsformationen – beständig wechseln Farben und Bewuchs. Nur einen kurzen Pflichthalt gibt es. Dann schließlich erreichen wir den Korday-Pass. Auf 1200 m windet sich die Straße durch ein saftig grünes Bergland. Als der Pass hinter uns liegt und die offene Landschaft den Blick in die Ferne freigibt, grüßen die ersten 7000-er mit ihren weißen Spitzen. "Das sind unsere“ entfährt es Lena, irgendwie scheint sie froh, der Heimat näher zu kommen.
Recht bald erreichen wir die Grenzstadt. Den Bus müssen wir hier vorläufig verlassen.Er darf nur ohne Passagiere ins Nachbarland. Gepäckträger erwarten uns bereits. Mit unseren Koffern kommen sie jedoch nicht recht zurecht. Wir befördern diese letztendlich lieber selbst ins nahe Kirgisistan. Sorgsam durchleuchtet und auf rechtmäßige Papiere geprüft erreichen wir ziemlich schnell die andere Seite. Wir tauschen ein wenig Geld und warten. Der Bus steckt noch im Niemandsland, kommt dann aber sehr bald und die Fahrt geht weiter.
An einer Art Freiluftrestaurant machen wir Halt. Mittagspause. Die Wirtschaft wird von einer Dunganen Familie betrieben. Es gibt schmackhaften Tee und selbstgemachte Limonade und für die Hungrigen Laghman, Manty und anderes mehr. Erste Bekanntschaft schließen wir mit den Bio-Toiletten im kirgisischen Stil. "Anders wird es diesbezüglich unterwegs jetzt nirgendwo mehr“, verkündet Lena, stellenweise werden dann selbst diese „Einrichtungen“ fehlen.
Wir fahren weiter in den Nationalpark Tschon-Kemin. Eine sehr schöne Landschaft erwartet uns – teils Schnee bedeckte Gipfel, ein breites, saftig bewachsenes Tal, zahlreiche Viehhirten, kleine, ärmliche Siedlungen.
Das Gästehaus Kemin, eine Art Lodge am Rande des Tales, unser Tagesziel und Übernachtungsort, besteht aus mehreren Gebäuden. Alles ist sehr sauber, wenngleich auch bescheiden, einfach ausgestattet. Die Atmosphäre im Tal entschädigt dafür. Ein paar Stunden bleiben bis zum Abendessen für eigene Erkundungen der Gegend. So mancher erkundet von der Terrasse in der zweiten Etage bei einem kühlen Bier. Das Abendessen gibt es im Garten der Anlage, schmackhafte Suppe, Salat und Schaschlyk vom Grill. Gekühltes Bier gab's aus dem Bach, hochprozentiges von „Eberhardt Travel“, Gespräche, Gesang und einen geselligen Abend von allen.

Samstag, 18.06.2022: Wasser, Staub und Karakol

Kühl ist es an diesem Morgen, es regnet ein wenig. Frühstück gibt es auf der Terrasse des Gästehaus-Restaurants an einer Tafel. Käse, Butter und Wurst sind anfänglich knapp, treffen dann jedoch reichlich bei Tisch ein. Hungrig bleibt keiner.
Traditionelle Reiterspiele stehen heute zunächst auf dem Programm. Die dafür vorgesehene Wiese ist kaum einige Minuten Fahrt entfernt. Bei unserer Ankunft am „Reitfeld“ ist der Regen so stark, dass wir uns entschließen im Bus zu bleiben. Ein Ausstieg scheint unmöglich. Wir vereinbaren, die Vorführung auf die Rückfahrt zu verlegen und fahren dann weiter. Alsbald hört der Regen auf. Der Weg führt durch eine imposante Landschaft – beständig wechseln Berg, Schluchten, Steppe und wüstenartige Abschnitte einander ab. Schließlich gelangen wir an die Ufer des Issyk-Kul. Nach Sanitärhalt und Supermarkt erreichen wir am frühen Nachmittag die Grigorjew-Schlucht. Der hier beständig von Fahrzeugen aufgewirbelte Staub auf dem Weg durch das Tal bremst alsbald unseren Wanderdrang und wir beschließen nach kurzem Aufstieg lieber am Fluss zu bleiben. Bei Tee und Supermarkt-Proviant ist Mittagsrast, bevor wir nach Karakol weiterfahren.
Nach Quartierbezug im Hotel Karagat erwartet uns zum Abendessen ein landestypisches Restaurant. Gute, schmackhafte Küche, ein aufmerksamer Service und drei Folklore-Musiker lassen uns einen angenehmen Abend verbringen. Später sind wir dann nach kurzer Fahrt wieder im Hotel.

Sonntag, 19.06.2022: Karakol — Stadt und Nationalpark

Der Viehmarkt in Karakol ist einer der wenigen, die noch in althergebrachter Weise funktionieren. An Sonntagen werden hier Schafe, Ziegen, Pferde und Kühe gehandelt. Gleich nach dem Frühstück fahren wir, das illustre Treiben zu verfolgen. Es ist nur ein kurzer Weg und er lohnt. Anschließend besichtigen wir in der Stadt eine Moschee und die historische Orthodoxe Kirche, schlendern über den Markt und einige Straßen der „Altstadt“. Auch die Souvenirjäger unter uns kommen auf ihre Kosten. Später gibt es Gelegenheit zum Mittagessen in einem örtlichen Restaurant, einige beschränken sich auf Tee. Nach Rückkehr ins Hotel bleibt etwas Zeit für eigene Pläne.
Am frühen Nachmittag brechen wir auf ins Nationalparkgebiet. Ziel sind die Thermalquellen. Wir fahren mit einem kleinen Bus, um besser ins Gebirge zu kommen. Die Fahrt führt am Gebirgszug entlang, wir passieren Felder und Siedlungen und sind sehr bald an einer der Quellen. Wir sind nicht die einzigen. Groß und Klein tummelt sich in den verschiedenen, nicht allzu großen Becken. Mit knapp 50 Grad ist das erstgespeiste das heißeste. Es ist fast nie besetzt. Die anderen erfreuen sich größerer Beliebtheit. Wer möchte kann sich auch im Wasser des benachbarten Gebirgsbaches abkühlen. Nur bis zu einer Stunde am Stück soll man sich im radonhaltigen Nass wässern. Wir halten uns daran. Einige wandern lieber ein kleines Stück im malerischen Tal. Nach dem Bade unternehmen wir noch einen Abstecher in ein benachbartes Tal. Unser Kleinbus kämpft sich wacker durch das schwere Gelände. Hirten und die von ihnen beaufsichtigten Schafe bestimmen hier den Verkehr. Wir begeben uns noch auf einen kurzen Spaziergang und fahren dann zurück in die Stadt.
Zum Abendessen werden wir heute bei einer uigurischen Familie erwartet. Laghman steht auf dem Speiseplan, von dem wir zunächst erfahren sollen, wie er (sie, es) entsteht. Getränke, so man sich nicht mit Tee begnügen möchte, werden auf dem Weg dorthin erworben. Olja, eine ältere Uigurin, empfängt uns freundlich im Hof ihres Hauses. Sie hat uns erwartet und bereits verschiedenes vorbereitet. Behende formt sie aus einem Teig eine Art Nudeln. Wer möchte, darf sich versuchen, es ihr gleich zu tun. Es gelingt nicht schlecht. Dann werden wir ins Wohnzimmer gebeten, wo uns der bereits gedeckte Tisch erwartet. Wir werden bestens umsorgt und es mundet allen. Oljas Mann, der später hinzukommt, war, wie es sich erweist, vor Jahren in Deutschland. Schnell finden sich Gesprächspartner und Themen. Ein inhaltsreicher Tag, ein gastfreundlicher Abend, nach welchen wir noch einmal in Karakol übernachten.

Montag, 20.06.2022: Jety–Oguz–Tal – Greifvogeljagd – Jurten

Auf dem Weg ins Jety-Oguz-Tal, in welches wir nach dem Frühstück aufbrechen, versorgen wir uns zunächst in einem Supermarkt mit Proviant. Das Tal erreichen wir schon wenig später. Die Fotoapparate haben Schwerstarbeit zu leisten. Die Sieben Stiere, das Gebrochene Herz, Schafherden, Jurten, Edelweiß Wiesen – das faszinierende Tal inmitten der grandiosen Gebirgslandschaft fordert seinen Tribut. Ein Spaziergang führt auf eine benachbarte Anhöhe – beeindruckende Sichten und eine ebensolche Pflanzenwelt. Später setzen wir unsere Fahrt fort. Die Straße führt entlang des Südufers des Issyk-Kul. Sie ist teilweise im Bau. Zur Kür, Sanitärpause- und Fotopause, halten wir in freiem Gelände am Seeufer.
Am Abzweig zum Märchen Canon machen wir Halt. Hier empfangen uns Falkner, Berkutschi, wie sie hier genannt werden, zu einer Vorführung. Wir sind beeindruckt. Im Anschluss geht es für Interessierte in den Canon. Etwa 2,5 km in eine Richtung, nach gut eineinhalb Stunden sind wir zurück. Der Canon mit seinen pittoresken Felsformation war den Weg wert.
Die Teilnehmer, welche am Bus geblieben waren, erkundeten inzwischen die Umgebung, ein nahegelegenes Kaffee und das Seeufer, an welchem wir nach unserer Rückkehr für etwa eine Stunde verweilen. Bei Tee und eigenem Proviant verbringen wir die Mittagspause in einer grandiosen Landschaft. Dann ist es Zeit zum Aufbruch, denn auf uns wartet man schon in Bokonbajewo. Hier wird man vorführen, wie der Aufbau einer Jurte funktioniert. In recht kurzer Zeit entsteht aus zahlreichen Holzstangen und verschiedenen Filzdecken der traditionelle Nomadenbau. Wir werden heute Nacht Gelegenheit erhalten, die Wohnatmosphäre einer solchen Behausung zu testen.
Nur eine kurze Fahrt trennt uns später vom Jurtendorf. Unserem tollkühner Fahrer fordert sie sein ganzes Können ab, denn die Zufahrt ist für Busse im Travego-Format nicht sonderlich geeignet. Am späteren Nachmittag beziehen wir die Jurten unweit des Seeufers. Sie sind nicht ungemütlich, jedoch einfach und übersichtlich. Der Komfort ist auf die Romantik beschränkt, Duschhäuschen und kirgisische „Bio-Toiletten" auf dem Dorfgelände stellen die sanitären Einrichtungen.
Dann sollen die Badelustigen unter uns endlich zu ihrem Recht kommen. Nach einem kurzen Spaziergang sind wir am Strand. Er ist übersichtlich bevölkert und der Badebetrieb verhalten. Auch von unseren Badefreunden gehen nur wenige ins kristallklare Wasser, es ist recht kalt und ein wenig salzig.
Ein prima Abendessen erwartet uns nach Rückkehr im Dorf. Eine Art Gartenlaube dient dabei als Restaurant. Die Speisen sind hervorragend und alle lassen es sich schmecken. Ein Kälbchen aus dem benachbarten Garten schaut interessiert dabei zu. Ein heimisches Bier zur Tafel und der fast schon rituelle Wodka beschließen den langen Tag. Wir betten uns zur guten Nacht in unseren Jurten.

Dienstag, 21.06.2022: Kalmak–Aschuu–Pass – Sonkul See – Naryn

Die Sonne begrüßt uns freundlich an diesem Morgen. Ein langer Tag liegt vor uns. Wir wollen daher zeitig aufbrechen. In der Gartenlaube gibt es Frühstück. Die Tour führt uns heute schlussendlich nach Naryn. Hauptattraktion des Tages gleichwohl, sollen der Sonkul See und die Bergwelt des Tienschan sein. Die ersten Fahrtkilometer schmeicheln Bus und Gästen. Wir kommen gut voran. Die Strecke ist ausgebaut, eine Autobahn für kirgisische Verhältnisse. Bald können wir jedoch über Stunden intensivst den Entstehungsprozess dieser Bahn verfolgen. Die Fahrt wird beschwerlich, ist im Grunde eine einzige Baustelle. Die beidseits weiter beständig wechselnde beeindruckende Landschaft entschädigt allerdings vollständig. Zur Kür halten wir im Gelände, zum Fotostop am Ortotokoi Stausee, auch die hier weidenden Kamele halten wir auf unseren Chips fest. Dann gibt es wieder funktionierende Trasse und an einem Supermarkt in Kotschkor versorgen wir uns schließlich mit Lebensmitteln. Hier gibt es sogar ein WC. Anschließend wechseln wir den Bus. Mit einem betagteren Sprinter wird es nun in die Berge und auf Höhen von bis zu 3450 m gehen.
Die Gebirgspisten sind ausgefahren, es geht bedächtig voran. Reichlich Bodenwellen erschweren die Fahrt. Zuweilen regnet es ein wenig. Aber die Landschaft ist großartig. Wir machen zahlreiche Fotostops, treffen viele Hirten mit Pferden, Schafen und Yaks.
Am fortgeschrittenen Nachmittag treffen wir an einer Jurtensiedlung am Sonkul See ein. Wir werden erwartet. Zeit, sich länger die Beine zu vertreten. Wir haben Gelegenheit, etwas in der Umgebung spazieren zu gehen und den See von der Nähe zu betrachten. Auf den Wiesen blüht es in aller Gebirgsblütenpracht. Zur Teepause gibt es regionales Backwerk, Warenje und alles was wir in Form von Lebensmitteln im Supermarkt erworben hatten.
Schließlich geht es weiter auf der Hochebene über die ausgefahrenen und ausgespülten Pisten. So manche „Umleitung“ führt ins Steppeninnere, um weggeschwämmte Pistenstücke zu umfahren. Die Aussicht auf Steppe und die Gebirgszüge bleibt unverändert grandios. In der Ferne grollen Gewitter. Tiefschwarz hängen die Wolken über den Bergen und hinterlassen bei ihrem Abzug frisch geweißte, schneebedeckte Gipfel. An einer „Kreuzung“ stoppt unser Bus, der Fahrer übergibt einem dort Wartenden irgendwelche Utensilien, die regionale Post, wie wir später erfahren. Bald darauf erreichen wir erneut einen Pass und steigen zum heute letzten Fotostop aus. Gelegenheit, den Weg festzuhalten, welchen wir in Kürze bergab fahren wollen. In schier endlosen Serpentinen windet sich die Piste am Hang entlang. 33 Kehren, welche uns in der Übersetzung als Papageien benannt werden, erwarten uns, insbesondere jedoch den Fahrer. Am Ende der Schlaufenfahrt gibt es spontan Applaus. Lena verkündet, dass wir nun im Prinzip an unserem Bus wären. Optimistisch gestimmt fahren wir noch geraume Zeit durch die Gebirgslandschaft und erklimmen ein weiteres Mal Höhen von über 3000 Metern.
Unseren Travego erreichen wir etwa eine Stunde später. Mit kurzem Sanitärstop im kirgisischen Stil, zu dem uns eine Nomadenfamilie, die an der Straße ihr Lager aufgeschlagen hat, einlädt, geht dann die Fahrt auf befestigter Straße bis nach Naryn. Am frühen Abend checken wir im hervorragenden, gefühlt luxuriösen Grand Khan-Tengri Hotel ein. Nach kurzer Erfrischungspause geht es zum Abendessen, zu welchem wir erneut bei einer Familie eingeladen sind. Es gibt Suppe, Salat und gefüllte Paprikaschoten, Mors, Wasser und mitgebrachte Alkoholika. Am späteren Abend sind wir zurück im Hotel. Nach erlebnisreichen Tag auf holprigen Pisten empfangen uns Ruhe und Ebenheit der hier gewaltigen Betten.

Mittwoch, 22.06.2022: Tasch Rabat – die Karawanserei

Ein exzellentes Frühstück eröffnet unseren Tag. Alsbald brechen wir auf zur Karawanserei Tasch-Rabat. Sie liegt im Tal Kara-Kojun auf 3.050 Meter Höhe. Nach obligatorischem Supermakt-Halt folgen zwei Fotostops. Zunächst an einem wilden Flusstal, später an einem der beindruckenden Friedhöfe. Die Einheimischen sehen diese „Besichtigungen“ ihrer Ruhestätten, wohl auch auf Grund schlechter, übergriffiger Erfahrungen, nicht sonderlich gern. Kurz und diskret wollen wir dennoch eine Erinnerung an sie mit uns nehmen.
Ein gutes Stück Fahrt weiter biegen wir von der befestigten Straße auf eine Schotterpiste ein. Nun geht es wieder gemächlich vorwärts. Zahllose Murmeltiere, die auch am Vortag bereits wahrnehmbar waren, kreuzen und säumen den Weg. Ihr Ruf ist beim nächsten Fotostopp deutlich vernehmbar, ihre Anzahl schier unglaublich. Die Bergwelt beeindruckt. Bald passieren wir ein großes „Felsentor“. Es gibt den Weg frei ins Kara-Kojun. Jurten der Nomaden und wohl auch solche, die als Camps genutzt werden, begleiten die Fahrt. Dann erreichen wir die Karawanserei.
Aufmerksamkeit erhalten auch hier zunächst wieder die kirgisischen „Biotoiletten“. Lena reserviert zwischenzeitlich unsere Teestunde und organisiert die Eintrittskarten für die Karawanserei. Die Bewohner der umliegenden Jurten eröffnen im Angesicht der touristischen Ankömmlinge flugs einen Souvenirstand am Parkplatz. Es wird reichlich vom Angebot Gebrauch gemacht. Dann geht es in die Karawanserei. Lenas Führung ist interessant wie kurzweilig. Erneut gibt es viel vom Leben der Einheimischen aus längst vergangenen Zeiten zu erfahren.
Ein darauf folgender kurzer Spaziergang führt uns zur Teestunde in einen Container-Bau. Ausrangiert erhalten die einstigen Transportbehälter hier allerorts ein zweites Leben als Obdach oder sonstige Behausung.
Vor der Tür zu unserer Gastlichkeit gibt es die für die Nomadensiedlung charakteristische sibirische Waschanstalt, weniger charakteristisch, etwas entfernt doch sehr willkommen, hier ein WC. In der Gaststube warten Tee, sogar Kaffee, Gebackenes, frische und getrocknete Früchte, Süßigkeiten, Warenje und natürlich unsere Vorräte. Am frühen Nachmittag brechen wir zur Rückfahrt auf. Bevor es ins Hotel geht fahren wir noch kurz durch das Zentrum von Naryn und besichtigen von außen die örtliche Moschee. Bis zum Abendessen im Hotelrestaurant bleiben dann noch Zeit und Möglichkeiten für eigene Entdeckungen in Naryn.

Donnerstag, 23.06.2022: Durchs Gebirge, durch die Steppen, nach Bischkek

Bevor es am frühen Morgen nach Bischkek weitergeht, genießen wir noch einmal das Frühstück im Grand Khan-Tengri. Nachholen wollen heute auch die auf Grund des Regenwetters vor einigen Tagen ausgefallenen Reiterspiele. Zunächst jedoch grüßen noch einmal die Berge in freundlichem morgendlichen Sonnenlicht. Wir bedenken sie mit einigen Fotohalten.
Gegen Mittag sind wir dann erneut im Tschon-Kemin. Heute ist das SpielFeld trocken. Die Reiter sind motiviert. Die Spiele bereiten Vergnügen und geben einen anschaulichen Eindruck von einer ganz besonderen regionalen Tradition. Lena kommentiert alles sehr aufschlussreich.
Anschließend fahren wir zum Weltkulturerbe Burana-Turm. Im dortigen Freilichtmuseum gibt es eine Sammlung historischer Steinfiguren und Petroglyphen zu sehen. Museumsbau und eine Souvenirjurte erhalten gleichermaßen unsere Aufmerksamkeit.
Zur Mittagspause kehren wir im bereits zur Hinfahrt besuchten dunganischen Gartenrestaurant ein. Wir sind in Erinnerung geblieben und erfreuen uns ein weiteres Mal des Tees, der Speisen und Gastlichkeit.
Viel Verkehr und kleinere Staus lassen uns nur zögerlich nach Bischkek kommen – wir nähern uns der Großstadt. Auf einem Stadtrundgang macht uns Lena nach Ankunft mit den wesentlichsten Sehenswürdigkeiten im Zentrum der kirgisischen Hauptstadt bekannt. Dann checken wir im recht modernen Plaza ein. Als wir uns zum Abendessen in der Lobby treffen überrascht Lena alle mit einem Andenken an Kirgisistan, einem traditionellen gemusterten Sitzkissen aus gewalkter Wolle.
Das Abendessen im nahegelegenen Restaurant ist vortrefflich, auch der regionale Wein und das Bier munden. Ein letztes Mal (auf dieser Tour) macht der "Eberhardtsche Hochprozentige“ die Runde. Hoch zufrieden sind wir alle am späteren Abend wieder im Hotel.
Auf unserem kurzen Rückweg beginnt es zu regnen. Wir können es verschmerzen.

Freitag, 24.06.2022: Auf Wiedersehen Zentralasien – von Bischkek über Istanbul nach Deutschland

Trotz sehr früher Stunde erwartet uns an diesem Morgen ein vollwertiges und bestens sortiertes Frühstücksbuffet. Wenn nicht den Abschied, so doch die Rückfahrt wird uns dies erleichtern. Zum Flughafen ist der Weg nicht allzu weit. Ein letztes Mal chauffiert uns Raschid, von dem wir uns bald darauf verabschieden. Dann folgen Einlass-Sicherheitskontrolle, Einchecken – hier müssen wir auch Lena "Auf Wiedersehen" sagen – Grenze, Sicherheitskontrolle und – noch reichlich Zeit im Wartebereich. Duty Free, Kaffees und ähnliches lenken ein wenig ab.
Schließlich fliegen wir planmäßig nach Istanbul, verabschieden uns dort von den Münchener Teilnehmern, verbringen noch individuell Zeit auf dem Flughafen und starten am Ende mit einiger Verzögerung. Berlin empfängt uns entsprechend später, noch etwas länger brauchen unsere Koffer und dann sind alle auf dem Heimweg. Noch zwei Transfergäste und ich bin wieder an meinem Fahrzeug.

Schlusswort

Bleiben Sie gesund und reiselustig.

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