Auf zur Bundesgartenschau BUGA 2021 in Erfurt
Von Marion Kottlos, 29.03.2021
Fotos: SWE Stadtwerke Erfurt GmbH - BUGA Erfurt 2021 gGmbh
„Frühling ist, wenn die Seele wieder bunt denkt.“ Dieser Spruch fiel mir in dieser farblosen Zeit ein.
Einen großen Anteil daran haben die längeren, wärmeren, oft sonnigen Tage und besonders die Natur, die langsam erwacht … zaghaft und dann immer kräftiger ihre Farben und Formen hervorbringt … was unserer Seele so gut tut, uns mit allen Sinnen anspricht. Wie schön, endlich die ersten Arbeiten im eigenen Garten oder auf dem Balkon zu verrichten. Seit meiner Kindheit ist der Frühling für mich mit Aufblühen, Kraft und Zuversicht verbunden. 2021 umso mehr.
Viele Anregungen habe ich auf den Bundes- und Landesgartenschauen erhalten. Diese sind immer ein Fest der Sinne, im Besonderen ein echter Augenschmaus, ein Erlebnis, dass beflügelt, Ideen vermittelt und die Seele berührt. 2021 ist erneut das Jahr einer Bundesgartenschau, einer BUGA, und das in Mitteldeutschland, in Erfurt. In der heutigen Landeshauptstadt Thüringens fand im September 1865 die erste Internationale Land- und Gartenbauausstellung statt. An diese lange Tradition knüpft die diesjährige Schau an. Aber nicht nur dies: 1867 gründete der Däne Niels Lund Chrestensen in Erfurt einen Samen- und Pflanzenzuchtbetrieb, der bis heute besteht. Von 1977 bis 1990 auch als VEB Erfurter Blumensamen bekannt. Und 1961 fand in der Gartenstadt Erfurt die erste internationale Gartenbauausstellung der sozialistischen Länder, die iga, statt. Damit kann mit vollem Recht festgestellt werden, Erfurt ist in seiner Geschichte, ein ausgezeichneter Ort, um eine BUGA auszurichten.
Bundesgartenschauen werden aller zwei Jahre veranstaltet, Internationale Gartenschauen aller zehn Jahre. Jede dieser Ausstellungen hat einen eigenen Charakter, immer an die natürlichen Gegebenheiten, die historischen Geschehnisse und an die Menschen vor Ort angepasst, verbindet Neues mit Altem, Vergängliches mit Bleibenden, wie es auch in der Natur und im Zyklus der Jahreszeiten ist.
So erinnere ich mich an die BUGA in Schwerin, mit neu und wieder erschlossenen Gärten rund um das Schloss und den Schweriner See. Über diesen führte eine zeitweilige Pontonbrücke, die uns das Gefühl eines Wasserläufers vermittelte. In Koblenz wurde die Festung Ehrenbreitstein zu einem blühenden Garten und rund um das Deutsche Eck, die Basilika St. Kastor und das Kurfürstliche Schloss erblühte die Stadt im vollen Glanz. Die Fahrt mit der Seilbahn über den Rhein wurde zum schwebenden Erlebnis. Die Seilbahn sollte nach der BUGA demontiert werden. Aber die Bürger und Gäste der Stadt waren so begeistert, dass man diese Seilbahnfahrt auch heute noch genießen kann.
Oft helfen Gartenschauen, alte Industriebrachen oder Hinterlassenschaften des Bergbaus zu rekultivieren und so einer neuen Bestimmung zu übergeben, so zum Beispiel die Neue Landschaft Ronneburg, ein Landschaftspark, nach dem Abtragen der alten Spitzkegelhalden des Uranerzbergbaus entstanden. Gern erinnere ich mich auch an die BUGA von 2015 unter dem Motto „Von Dom zu Dom – das blaue Band der Havel“. Erstmals wurde eine Gartenschau in einer ganzen Region und in mehreren Bundesländern veranstaltet: Brandenburg an der Havel, Rathenow, Premnitz, Stölln und Havelberg, somit in Brandenburg und in Sachsen-Anhalt. Jeder der Orte brachte sich mit seiner Geschichte und seinen Menschen auf seine Art und Weise ein. Immer im Mittelpunkt die Verbindung von Mensch und Natur, anregend, aufmunternd und nachdenklich zugleich.
Auch Landesgartenschauen versprühen diesen Gedanken, in Sachsen zum Beispiel Löbau, Reichenbach, Lichtenstein oder zuletzt Frankenberg. In Reichenbach kann man auch heute durch den Park der Generationen flanieren, in Frankenberg ist die ZweitWerkStadt – das Erlebnismuseum für Stadt- und Industriegeschichte in der ehemaligen Blumenhalle im Entstehen. Die Eröffnung ist für den Sommer 2021 geplant.
Petersberg in Erfurt - Foto: BUGA Erfurt 2021 gGmbh/A. Hultsch
Ich freue mich sehr, wenn im Frühjahr oder im Frühsommer die BUGA 2021 ihre Tore in Erfurt öffnet.
Neugierig bin ich, wie sich die zwei Hauptausstellungsbereiche der Petersberg mit der Zitadelle und der 36 Hektar große egapark präsentieren. Auf dem Petersberg mitten in der Stadt wird Geschichte gärtnerisch dargestellt, eine Zeitreise von der Renaissance über Barock bis in die Gegenwart durch die Gartenepochen. Im Festungsgraben wird die Erfurter Gartenbaukultur lebendig, es wachsen typisch Erfurter Gewächse wie die Erfurter Puffbohne oder der Erfurter Riese, ein Blumenkohl, aber auch alte Färber-, Kräuter- und Arzneipflanzen. Im Mittelalter brachte das Färberwaid Erfurt als Zentrum des Waidhandels in Deutschland Ruhm und Reichtum.
Für den egapark müssen wir uns sicher sehr viel Zeit nehmen, um die einzelnen Bereiche zu besichtigen: Begrüßt werden wir durch Europas größtes ornamental bepflanztes Blumenbeet (6.000 Quadratmeter). Weitere Bestandteile der Schau sind der Rosengarten, die Grab- und Denkmalsgestaltung, die Staudenschau an der Wasserachse, der Dahliengarten, der Bereich Gartenideen mit dem MDR-Garten, der Liliengarten, der Irisgarten und der Karl-Forster-Garten.
Die Themengärten und die BUGA-Hallenschauen werden mit ihren wechselnden Ausstellungen ebenfalls viele Anregungen für Garten oder Balkon geben. Sie sollten auch dem Deutschen Gartenbaumuseum in der mittelalterlichen Cyriaksburg einen Besuch abstatten. Es ist einzigartig in Deutschland. Auf drei Etagen unternehmen Sie eine Zeitreise durch Jahrhunderte im gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Kontext. Kleingärten oder Schrebergärten haben ihren Ursprung ebenfalls in Mitteldeutschland, genauer in Leipzig, als 1865 eine große Wiese am Johannapark zur körperlichen Ertüchtigung genutzt wurde, um Kindern die Bewegung an der Luft und in der Sonne zu ermöglichen. Zur Beschäftigung der Kinder und Jugendlichen wurden dann die ersten Beete angelegt und daraus entwickelten sich die ersten abgezäunten Gärten für Familien.
Nicht unerwähnt darf die neue Errungenschaft des egaparks bleiben: Im Denakil, dem weltweit ersten Wüsten- und Urwaldhaus, treffen zwei Klimazonen aufeinander. Wasser ist das verbindende Element. Lassen Sie sich überraschen, wenn Sie hier auf eine Reise um die Welt gehen. Eins ist gewiss, Sie erwartet eine Entdeckertour durch die Klimazonen, ein Erlebnis für alle Sinne.
egapark Erfurt - Fotos: SWE Stadtwerke Erfurt GmbH - ega gGmbh/Ch. Fischer
Egal, ob Sie auf eine Tagesreise nach Erfurt mitkommen oder auf eine mehrtägige Entdeckungsreise, Sie erleben, wie Thüringen grünt und blüht. Ringsum laden Sie zudem verschiedene Gärten und Parks im Grünen Herz Deutschlands ein: Schloss Molsdorf bei Erfurt, der Park an der Ilm in Weimar, der Lustgarten von Schloss Belvedere in Weimar, der Schlosspark Tiefurt, das Schloss Ettersburg Weimar, das Schloss Friedenstein in Gotha, die Orangerie und die Wasserkunst in Gotha, die Gartenstadt Bad Langensalza oder die Dornburger Schlösser.
Lassen Sie uns während dieser Reisen den Kreislauf der Natur spüren. Im Frühling das Aufblühen und die Kraft, im Sommer das Genießen und die Leichtigkeit, im Herbst das Erleben und Ernten sowie im Winter das Durchatmen und Zurücknehmen! Eins bleibt 2021 von besonderer Nachhaltigkeit, wenn wir den Frühling riechen, das Glück in die eigenen Hände nehmen, aktiv sind, aus dem Samen Blüten und Blumen werden lassen – dann trägt das Glück Früchte! Wie sagte Audrey Hepburn so treffend: „Einen Garten zu pflanzen, bedeutet an Morgen zu glauben.“ Oder James Henry Leigh Hunt: „Farben sind das Lächeln der Natur und Blumen sind ihr Lachen.“
