Deutschland

Auf zur Landesgartenschau in Überlingen am Bodensee

Von Peter Wagner, 03.05.2021
Landesgartenschau in Überlingen am Bodensee – © SERO | DESIGN - Landesgartenschau Überlingen 2021
Besuchen Sie mit uns die erste Landesgartenschau am Bodensee! In und um Überlingen hat vom 30. April bis 17. Oktober auf rund elf Hektar die Landesgartenschau von Baden-Württemberg 2021 geöffnet. Spazieren Sie auf einem fünf Kilometer langen Rundweg durch die städtischen Gärten und am Ufer des Bodensees, bestaunen Sie schwimmende Gärten oder fahren Sie hinüber zur bekannten Blumeninsel Mainau! Wir

Überlingen ist erstaunlich unkompliziert über die Autobahn zu erreichen. Von der A8 biegt man auf die Bodensee-Autobahn ab und fährt auf der A81 in Richtung Singen.

Ja, alle wissen, in Sindelfingen lässt man den Daimler und auch den Bräuninger hinter sich, um dann immer weiter in Richtung Süden zu fahren. Rottweil, die älteste Stadt Baden-Württembergs, grüßt ebenso wie der imposante Thyssen-Tower, der den Tests der Sicherheit von Fahrstühlen dient, aber auch für angemeldete Besucher offensteht.

Am Rande der Strecke ein wohlbekannter Name „Wasserschloss Glatt“ – das Refugium für alle, die gigantische Torten mögen und sich gerne in Kalorien und flauschigem Plüsch verlieren. Schließlich verlieren wir noch einen Blick auf die Hegauer Vulkankegel. Eigentlich durchqueren wir einen Teil unseres Tagesfahrtenprogramms 2021.

Schließlich verlassen wir die A 81 und fahren nun die letzten Meter auf der A 98, die uns schließlich auf einer Bundesstraße bis nach Überlingen führt. Stadtrecht seit 1180, um 1250 mauert sich die Stadt dann ein, um gegen begehrliche Angreifer gewappnet zu sein.  Von den ursprünglich 15 Wehrtürmen stehen heute noch 4 Türme, die unterschiedlich genutzt werden.

Erster Blick auf den Bodensee. Das schwäbische Meer. An diesem Sonntag liegt es eher ruhig vor uns, die kleinen Wellen kräuseln sich sanft im leichten Wind. Wir sind gespannt, was uns erwartet. Ein unkomplizierter Shuttle – nein, man muss richtig sagen – ein umweltfreundlicher Hybridshuttle bringt uns an die erste Station: Die Ufergärten.

Das Auge gewöhnt sich sehr schnell an die farbenfrohe Blumenpracht, die sich durch diese erste Anlage zieht. Das Bunt der Farben geht wohltuend einher mit den Bodendeckern und den herrlichen Tulpen, die in immer wieder neuen Variationen den Besucher erfreuen.

Nach einigen Metern bietet sich eine neue Sicht auf den See an. Die ersten Kinden haben von den großartig gestalteten Spielplätzen Besitz ergriffen. Eine erfreuliche Anzahl von Sitzgelegenheiten lädt dazu ein, sich ganz dem herrlichen Panorama hinzugeben.

Um diese frühe Vormittagszeit ist uns aber noch nicht zum Rasten zumute. Wir machen uns auf und erkunden, erforschen die vielen Angebote, die die Attraktivität einer jeden Landesgartenschau in Baden-Württemberg ausmacht.

Faszinierend das Thema „Imkerei“, interessant der Fischerpavillon, einfach gemütlich das „mü_see_haus“ und Neugier erweckend die Bodenseekreis-Bühne. Das ist eine der vielen Bühnen, auf denen in den nächsten Wochen täglich ein buntes Programm geboten wird.

Es ist einfach schön, diese Kombination aus Information, Entspannen und Schlendern zu genießen. Übrigens gibt es ein gutes Verpflegungsangebot und sicherlich auch erwähnenswert, dass die sanitären Einrichtungen ausreichend und in wohltuender Sauberkeit vorgehalten werden.

Man trifft einen Haufen Menschen, der sich aber im gestalteten Gelände verliert. Man muss sich nicht wundern, wenn man auch Väter in den Kletterburgen sieht. Vielleicht eine Art Qualitätskontrolle oder aber doch das Kind im Manne? Eine schöne, familiäre Stimmung.

Menzinger Gärten - Landesgartenschau Überlingen

Empfehlenswert ist es, dem angebotenen Rundweg zu folgen. Der ist 5 km lang. Man kann aber auch zur nächsten Station mit dem Shuttle Bus fahren. Wir laufen am Strandbad und der Bodensee-Therme vorbei und betreten die Villengärten. Wow – eine Augenweide. Wohin zuerst schauen? Die Trauminsel? Die Grillstationen? Die umfunktionierten Kneippbecken oder die kleine, offene Bücherei? Erst einmal setzen und aufnehmen. Der See ist nicht nur Kulisse, sondern Teil der Inszenierung, die von den Blumenteppichen förmlich getragen wird.

Fast am Rande sei dann doch noch erwähnt, dass Überlingen als einzige Stadt in Baden-Württemberg das Prädikat „Kneippheilbad“ führt.  Der örtliche Kneippverein feierte seine Gründung im Jahr 1894. Inwieweit er die Neufunktion der Kneippwannen nun begrüßt, bleibt dem geschätzten Besucher und seiner Neugier überlassen.

Auf dem Rundweg geht es weiter in Richtung Stadt. Diese hat sich herausgeputzt. Am Stadtgraben haben die Kinder Überlingens einen kleinen Beitrag geleistet. Uns zieht es jetzt in Richtung Rosenobel-Gärten und zu den Menzinger Gärten.

Den Machern der Gartenschau ist es hier gelungen in urbaner Atmosphäre nicht nur Gartenerlebnisse zu gestalten, sondern auch zu vermitteln, dass „Gärtnern“ Teil unserer Lebenskultur ist. Nun werde ich unsere Badewanne nicht gleich in einen dieser Pflanzbehälter umwandeln – aber in Überlingen in den Rosenobelgärten machen sich diese im Biowannen-Biogarten sehr gut.

Ich hatte über Überraschungen schon geschrieben. Aber was es mit einem Iris-Gin auf sich hat, kann man auch dort im Garten erfahren.

Die Menzinger Gärten werden wohl mein Lieblingsplatz werden. So kleine Terrassen mit Blick über das Städle und den See und dann auf jeder Terrasse immer wieder neue Ideen, die ineinander übergehen.

Dieser imposante Blumenschmetterling, der Grüße von der benachbarten Mainau überbringt. Die Hochbeete, die einladen, auch zu Hause Mut zu haben und sich ein bisschen mehr der Natur zu widmen und dann natürlich der Ausblick auf die Landesgartenschau in Eppingen 2022.

Erste Eindrücke: Landesgartenschau in Überlingen am Bodensee

Beim Spaziergang in die Stadt hinein schwingen die Farben, klingt auch ein bisschen das Summen aus den Imkergärten, als aber auch das staunende Betrachten der Möglichkeiten nach.

Überlingen erscheint einem nach wenigen Schritten nicht mehr so in Jahrhunderte steinerne Vergangenheit gehauen, sondern als ein lebendiger Ort, der sich in der Natur befindet und der bewahren möchte.  Mit seinen ca. 23.000 Einwohnern verbreitet es eine einladende Gemütlichkeit, die Hektik eigentlich ausschließt. Die kleinen Straßen, die engen Gassen laden zu Verweilen ein. Kleine, liebevoll geführte Geschäfte locken die Gäste zum Einkauf. Es war Kaiser Barbarossa, der dem Ort bereits 1180 das Marktrecht verlieh und so die Blüte Überlingens einleitete.

Die Stadt selbst wurde um 770 als Iburinga villa publica in einer Schenkungsurkunde erstmals erwähnt. Das imposante spätgotische Münster St.Nikolaus, das zwischen 1350 und 1576 gebaut wurde,  und das fast zu kleine Rathaus, das dann doch auch erste Einflüsse der italienischen Renaissance aufweist,  sind nur zwei kleine Stationen runter zum Landungsplatz mit freiem Blick über den See und mit all dem Gewimmel von Menschen, das sich doch auflöst und auf die Bänke und Stufen verteilt. Und wenn nicht jetzt, hat man sich ein richtiges, italienisches Eis verdient?

Nur zu, Gelegenheiten gibt es viele.

Erwähnenswert sicherlich auch, dass es die Überlinger gewesen sind, die 1972 als erste Stadt eine Zweitwohnungsteuer einführten. Immerhin dauerte es bis 1983, dass das Bundesverfassungsgericht diese Steuer als eine rechtlich zulässige örtliche Aufwandssteuer einstufte. Damit war sie etabliert und brachte der Stadt Einnahmen aus den vielen Ferienwohnungen und Häuschen und so manchen Besitzer dazu, seinen Hauptwohnsitz nach Überlingen zu verlegen, um die lästige Steuer zu sparen.

Das alles ist kein Scherz, was man ja in der Hochburg der schwäbisch-alemannischen Fasnet ja durchaus vermuten könnte. Das Häs (Die Fastnachtstracht) der „Überlinger Hänsele“ findet übrigens schon in einem Ratsprotokoll aus dem Jahre 1430 Erwähnung.

Und so kommt man vom schönen Bodensee über die Blumen und Gärten ins Reden, Erzählen und Berichten und vergisst doch bei diesem kleinen Exkurs das Wichtigste. Die aufgeschlossenen, freundlichen und weltoffenen Menschen, die es sich dort am Ufer des Bodensees richtig gemütlich gemacht haben.

Gästen gegenüber freundlich und aufgeschlossen sind und sich immer einen weiten, schönen Blick über den See suchen, damit es den Seelen nicht zu eng wird.

Mein Fazit: Ein schöner Tag, der alles gehalten hat, was seine Macher und die Menschen, die mit und in dieser Gartenschau leben, sich vorgenommen haben: Erfrischend Grenzenlos Gartenreich.

Fotos: © SERO | DESIGN - Landesgartenschau Überlingen 2021 - / - Peter Wagner

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