Die Nähnadel Mariens

Aufpassen! Berührt sie die Kirche, geht Norwegen unter.
Von Peter Rudolph / 05.07.2017
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Die Nähnadel Mariens Wer, wie auch immer eine Reise durch das südliche Norwegen unternimmt, der sollte nicht versäumen, die Gegend von Haugesund zu besuchen; einer ca. 40000 Einwohner zählenden Stadt etwa auf halber Strecke zwischen Stavanger und Bergen am Karmsund gelegen. Hier befindet sich zum einen Haraldshaugen, das angebliche Grab des „Reichseinigers“ Harald Schönhaar, welcher in der Schlacht am Hafrsfjord 972 die südnorwegischen Kleinkönigtümer mit dem Schwert einigte. Zwar stammt der Nachweis darüber, dass sich unter dem mächtigen Grabhügel die Bestattung des Königs befindet aus dem 19. Jh., und ist deshalb kritisch zu betrachten. Trotzdem war man sich einig, 1972 zum 1000jährigen Jubiläum der Schlacht den besagten Hügel u. a. mit einem riesigen Obelisken zu „verschönern“. Aus denkmalpflegerischer Sicht wäre so etwas heute unmöglich! Aber Haraldshaugen gilt als National-, bzw. Reichsdenkmal. Als gesichert darf jedoch die Lage von Haralds Königshof gleich im Süden der Stadt, in der kleinen Ortschaft Avaldsnes gelten. Schon von weitem sind Relikte mächtiger Erdwälle zu erkennen. Vielmehr ist über Tage aber nicht übrig. Nur eine alte Kirche, wohl in Stein erst von Haralds Nachfolger Olav Tryggvasson errichtet, bildet den Blickfang. Doch geht man um sie herum, so erblickt man etwas einzigartiges, nämlich den höchsten Bautastein von Welt. 7,2 m ist er hoch. Bautasteine sind vornehmlich in der nordische Bronzezeit, also ab dem 2. Jahrtausend. v. Chr. errichtet worden. Sie gelten, allgemein akzeptiert als Gedenksteine und wurden, wie uns der Verfasser der Edda, Snorri Sturluson berichtet, auch über Grabstätten errichtet. Ihnen entspricht das kontinentaleuropäische Wort Menhir, was aus dem französischen stammt. Einen Stein auf ein Grab in Nordeuropa zu setzen, ist also keine rein römisch/ griechische Erfindung, was uns vor allem in der älteren historisch-archäologischen Literatur nahe gebracht werden soll. Gerade im römisch-merowingisch dominierten Oberrheingraben stellen Grabsteine aus dem 6./7. Jh. die ersten Zeugnisse dieser Art dar. Aber wer sagt uns, dass die prähistorischen Steine nicht einfach schon abgeräumt waren? Bautasteine und Menhire sprechen eine deutlich andere Sprache. Bautasteine sind Vorläufer der Runensteine, tragen jedoch noch keine Inschriften. Der Bautastein von Avaldsnes neigt sich gefährlich nahe an die Kirchenwand. Seine Spitze scheint schartig; wie abgeschlagen. Und in der Tat: Eine Norwegische Redensart besagt; dass, wenn der Stein die Kirchenwand berührt, Norwegen untergeht. Und so haben Generationen von Pastoren mit Hammer und Meißel Acht darauf gegeben, dass der Stein der Kirchenwand ja nicht zu nahe kam. Die schartig abgeschlagene Spitze kommt also nicht von ungefähr. Der Stein ist ohne Eintritt sichtbar und auch die Kirche war von uns bei unserem Besuch kostenlos zu betreten. Das kleine Infozentrum mit Toilette hatte jedoch geschlossen. Letztere gibt es beim Haraldshaugen im 100 m entfernten Einkaufszentrum. Auch Haraldshaugen ist kostenlos zu besichtigen. Viel Kultur für sehr wenig Geld also. Ihr Peter Rudolph wünscht gutes Wetter!


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