Reportagen

Reisetipp Jersey – die Insel der Blumen im Ärmelkanal

Von Dr. Michael Krause, 15.08.2023
Am Corbiere Leuchtturm auf der Insel Jersey – © Eberhardt TRAVEL
Ein bisschen Mittelmeer, ein bisschen britischer Charme, viel Geschichte und ein Lebensgefühl wie in Frankreich – das alles zeichnet die von der Natur begünstigten Kanalinseln aus. Jersey ist das größte dieser Eilande, das mit vielen seiner fast "aus der Zeit gefallenen" Traditionen und Eigenheiten, mit viel Sehenswertem, besonderer Gastfreundschaft, einer interessanten Natur und trotzdem modernen

Portelet Beach und Botanischer Garten Samare's Manor auf Jersey
Obwohl die ganze Insel in Frühling, Sommer und Herbst wie ein großer Garten wirkt, kann man dennoch überall Parkanlagen, Lavendelfelder und blühende Privatgärten bewundern, von denen man manche während der Hauptsaison im Programm  der "offenen Gärten" sogar besichtigen kann. Wer Blumen ganz besonders mag, der sollte Jersey am zweiten Wochenende im August besuchen – dann findet hier die berühmte "Battle oft the flowers", die Blumenschlacht statt, eine Art Straßenkarneval mit Dutzenden blumengeschmückter Wagen, der auf eine seit 1902 gepflegte alte Tradition zurückgeht.

Mit knapp 120 km² ist Jersey, die größte der Inseln im Ärmelkanal, von ihrer Fläche her nur etwas größer als der Müritzsee. Etwas über 100.000 Bewohner hat das Eiland, das zu den sieben bewohnten der zum Archipel zählenden insgesamt etwa 20 Felseneilande gehört.

Ihre Lage mitten im Golfstrom, der hier vom Atlantik her auf die Landmassen der Britischen Inseln trifft, sichert Jersey ein überaus mildes Klima, das Vegetation und Erscheinungsbild fast mediterran wirken lässt. Zudem gehört die Insel zu den sonnigsten Flecken in ganz Westeuropa. Beste Voraussetzungen also, um hier Urlaub zu machen!

Historisch, politisch und auch kulturell gesehen, ist die größte Kanalinsel ein Sonderfall nicht nur in Europa. Sie gehört de facto zu keinem Land, ist aber auch kein eigener Staat. Dennoch besitzt sie eine eigene Währung, gibt eigene Briefmarken heraus, hat ein unabhängiges Steuersystem – was sie jahrzehntelang zum beliebten europäischen Steuerparadies machte – und wird von einem Inselparlament verwaltet, das direkt dem König des Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Nordirland untersteht.

Jersey von oben und die Lage im Ärmelkanal zwischen der Normandie und Südengland

Grund dafür ist eine Art "Nische" in der Geschichte: ursprünglich gehörte die Inselgruppe zum Herzogtum Normandie, jener Region Frankreichs, die im 10. Jahrhundert durch die Ansiedlung von Nordmännern aus Norwegen und Dänemark als Lehnsmänner des westfränkischen Königs unter ihrem Anführer Rollo zu einem französischen Landesteil wurde, da sich dieser als Robert I. taufen ließ und als Schwiegersohn des Frankenkönigs das Herzogtum Normandie übernahm.
Einer seiner Nachkommen eroberte 1066 England, womit der Normannenherzog englischer König wurde und in Personalunion beide Länder beherrschte. Als Anfang des 13. Jahrhunderts die Normandie von Frankreich besetzt wurde, blieben nur die zwischen beiden Ländern liegenden Kanalinseln in englischem Besitz und wurden direkt der Krone unterstellt. So sind die Besitzverhältnisse bis heute. Und da in Großbritannien mangels einer modernen Verfassung alte Gesetze nie oder nur teilweise außer Kraft gesetzt wurden, ist Jersey bis heute ein Bailiwick, entsprechend den normannischen Rechtsverhältnissen des 12. Jahrhunderts von einem Bailiff regiert, der dem Inselparlament, gebildet aus den 13 Inselgemeinden vorsteht und dem ein Gouverneur des britischen Königs zur Seite steht.

Die alte normannische Sprache hat sich bis heute im Inseldialekt Jèrriais erhalten, der jedoch nur noch von wenigen ständig gesprochen wird, da er seit den Modernisierungen des 19. und 20. Jahrhunderts vom Englischen verdrängt wurde.
Zu den historisch zu erklärenden Besonderheiten der Insel gehört, dass es hier eine geigene Währung gibt – allerdings ist das "Jersey Pfund" vollständig ans britische Pfund gekoppelt – und dass man hier Briefmarken der "Jersey Mail" erwerben muss, wenn man Postkarten nach Hause schicken möchte.

Die Burg von Gorey und das Geld auf den Kanalinseln - Jersey Pfund, Guernsey Pfund und Britisches Pfund
So seltsam und vielleicht anachronistisch die Verhältnisse anmuten mögen, so besonders und einzigartig ist auch die Insel selbst. Auf Tradition wird zwar großer Wert gelegt, doch selbstbewusst präsentiert sich die Insel als moderne und komfortable Tourismus-Region mit vielen Sehenswürdigkeiten, traumhaften Stränden und gastfreundlichen Bewohnern.

Die Natur der Insel enthält Elemente mediterraner Vegetation: Palmen, Drachenbäume und Kamelien wachsen neben Ginster, Nadelgehölzen und sogar Lorbeeer.

Der bekannte Zoo von Jersey zeigt einheimische Arten, hat sich aber vor allem der Nachzucht und Erhaltung gefährdeter oder nahezu ausgestorbener Tierarten verschrieben. Beim Touren durch die Natur der Insel mit ihren noch in ursprünglicher Idylle erhaltenen Dörfern, kann man die heute beliebtesten Sehenswürdigkeiten besichtigen: Steinzeitmonumente der Megalith-Kultur, unter denen das von einer christlichen Kapelle gekrönte Ganggrab "La Hogue Bie" besonders hervorsticht, mittelalterliche Burgen wie das stolze, den an der Ostküste Jerseys gelegenen Hafen Gorey überragende Mount Orgueil Castle, die Ruinen des entgegengesetzt am nordöstlichen Ufer Jerseys gelegenen Grosnez Castle oder das auf einer Gezeiteninsel vor der Hauptstadt St. Helier liegende ausgedehnte Elizabeth Castle, das bei Flut zur uneinnehmbaren Wasserburg wurde und an dem man jahrzehntelang baute.

Der Günstling von Königin Elizabeth I., der Pirat Sir Walther Raleigh, wurde im Jahr 1600 Gouverneur von Jersey und benannte die Burg nach seiner Königin. Erst später, in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde der große befestigte Hafen von Saint Helier unter George II. angelegt, woraufhin Jersey Bedeutung für die britische Flotte und den Amerika-Handel erlangte.

Elizabeth Castle vor der Küste von St. Helier auf Jersey

Neben den Burgen kann man auch die "Unterwelt" besichtigen, die an ein wenig erfreuliches Kapitel der jüngeren Geschichte erinnert: die "Jersey War Tunnels" (Kriegstunnel) sind unterirdische Bunkeranlagen und ein ganzes, allerdings nie genutztes Untergrund-Krankenhaus, die alle zwischen 1940 und 1945, überwiegend von Kriegsgefangenen und der Nazi-Organisation Todt angelegt wurden, als Jersey unter deutscher Besatzung stand. 

Heute genießt man die Gastfreundschaft der Insel in zahlreichen Hotels und Gasthöfen und natürlich auch in den "Beds & Breakfasts", kleinen Privatpensionen. In den Restaurants werden vor allem fangfrische Meeresfrüchte angeboten – oder man probiert das traditionelle Essen aus alter Zeit, eine Mischung alter englischer und französischer Küche. Zu den Nationalgerichten gehört "Bean crock", ähnlich südfranzösischem Cassoulet – hier auf Jersey lange gekochte Bohnen mit Schweinefleisch oder Eisbein. Dazu wird Cider getrunken, der moussierende Apfelwein, der schon seit dem 10. Jahrhundert Nationalgetränk auch in der Normandie war. Auch besonderes Brot kann man hier essen, das "Cabbage looaf", das traditionell zwischen Kohlblättern gebacken wird.

Die Strände Jerseys sind mit feinem Sand versehen – allerdings muss man hier Ebbe und Flut beachten – die Gezeiten verursachen gewaltigen Unterschied in den Wasserständen, der durchaus 12 Meter Höhe zwischen Ebbe und Flut betragen kann und die herrlichen Sandstrände in den Buchten von St. Aubin oder St. Brelade dafür sorgen, dass die Badestreifen bei Ebbe sehr breit und bei Flut recht schmal sind.

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