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Rum – der fröhliche Sohn des Zuckerrohrs

Von Elke Knappe, 23.03.2021
Zuckerrohr Plantage Manaca Iznaga in Kuba – © Eberhardt TRAVEL - Elke Knappe
Rum – der fröhliche Sohn des Zuckerrohrs – diesen Satz prägte Fernando G. Campoamor in seiner „Biografie des Rum“. Rum schrieb nicht selten Geschichte- sei es als tägliche Ration (mit Wasser und Zitrone) von 1740 bis 1970 in der britischen Navy, als „Cuba libre“ mit Coca-Cola und Limette im kubanischen Unabhängigkeitskrieg oder als Daiquiri in der berühmten Bar „Floridita“ in Havanna, unsterblich

Wenn der Sohn fröhlich ist, so könnte man seine Mutter, das Zuckerrohr eher als launisch bezeichnen und auch ein wenig kapriziös. Es ist ja auch weit gereist. Vom Ursprungsgebiet auf Neuguinea wanderte es nach China und Indien, bereits um 600 finden wir es im Mittelmeergebiet und die Entdeckungsreisen des 15. Und 16. Jahrhunderts führten es in die neue Welt, nach Mittel- und Südamerika und in die Karibik. Da hat es Geschichte geschrieben, indem es einer Oberschicht zu großem Reichtum verhalf und andererseits die Verschleppung tausender Sklaven aus Afrika in die amerikanischen und karibischen Zentren des Zuckerrohranbaus verursachte. Auf der Suche nach neuen Anbauflächen für das Zuckerrohr wurden Wälder gerodet, andere Kulturpflanzen verschwanden - es ging nur um das Zuckerrohr.

Aus dem Abfallprodukt der Zuckergewinnung, der Melasse, gewann man schon frühzeitig ein alkoholisches Getränk, Teufelskiller genannt, denn es war sehr stark und schmeckte nicht sonderlich gut. Man gab es den Sklaven, damit sie mehr arbeiten sollten, aber auch die Seeleute tranken es. Barbados, wo man wohl zuerst ein solches Gebräu herstellte, hieß im 17. Jahrhundert „happy Island“, offensichtlich hat der Zuckerrohrsohn nicht nur schlecht geschmeckt, sondern auch ein wenig aufhellend gewirkt.

Woher der Name Rum stammt, ist nicht eindeutig zu klären. Einige Autoren vermuten einen Zusammenhang mit dem Wort Rumbullion, einer Bezeichnung für Turbulenz, gebräuchlich in Devonshire, es fand sich aber auch schon Romo und Rhum in alten Quellen. Wie auch immer, die Siedler machten das Getränk allmählich gesellschaftsfähig und besser trinkbar, indem sie es mit Obst und Fruchtsäften mischten und Punch nannten.

Vielerorts beschäftigte man sich mit dem Rum, man stellte ihn nicht nur aus Melasse, sondern auch direkt aus dem ausgepressten Saft des Zuckerrohrs her, beide Herstellungsarten gibt es noch heute und man unterscheidet den Rhum agricole aus Zuckerrohrsaft und den Rum traditional, dessen Ausgangsprodukt die Melasse ist. Man verfeinerte den Prozess der Destillation, experimentierte mit der Lagerung, der Reifung und dem Mischen verschiedener Rumjahrgänge. Diese Zeit des Experimentierens nimmt vor allem im 19. Jahrhundert Fahrt auf und längst wurde erkannt, dass man mit Rum mitunter mehr Geld verdient als mit dem einst so hoch gehandelten Zucker.

Einer, der sich besonders intensiv mit seinem Rum befasste, war Don Facundo Bacardi. Er war ein Auswanderer aus Katalonien und siedelte sich Mitte des 19. Jahrhunderts in Santiago de Cuba an. Als Kaufmann kam er auch mit dem Rumhandel in Berührung. Auf der Basis seiner Kenntnisse der Brandy-Herstellung in seiner Heimat ging er dem Rum zu Leibe und erreichte immer bessere Ergebnisse. Er führte zur Destillation das Säulenbrennverfahren ein und erzielte damit einen leichteren gut schmeckenden Rum, der sich alsbald großer Beliebtheit erfreute. Ein Imperium war geboren und bald war der Rum mit der Fledermaus als Erkennungszeichen weithin bekannt und beliebt.

Rum schrieb nicht selten Geschichte- sei es als tägliche Ration (mit Wasser und Zitrone) von 1740 bis 1970 in der britischen Navy, als „Cuba libre“ mit Coca-Cola und Limette im kubanischen Unabhängigkeitskrieg oder als Daiquiri in der berühmten Bar „Floridita“ in Havanna, unsterblich gemacht durch den Schriftsteller Ernest Hemingway.

Die Marke Bacardi verschwand nach der kubanischen Revolution 1959 aus Kuba, sie lebt jedoch als Gesicht des weltweit größten Rumproduzenten weiter, der Hauptsitz des Unternehmens ist nun in Hamilton auf den Bermudas.

Kubanischen Rum findet man unter dem Namen Havanna Club, entstanden 1934 in Cardenas, jetzt in Kooperation mit dem französischen Konzern Pernod hergestellt, weitere Marken sind Legendario, Mulata, Santiago de Cuba, Caney. Allen gemeinsam ist, dass sie auf der Grundlage von Melasse hergestellt werden und in Eichenholzfässern 3 bis 15 Jahre reifen.

Der fröhliche Sohn tritt danach seinen Weg in die Welt an – als Teil vieler Mixgetränke oder aber im gereiften Alter als Sologetränk gleich einem alten Konak.

Hat jemand einen kleinen Rum-Rausch, so sagt man im spanischen „esta alumbrado“ – er ist erleuchtet - in diesem Sinne, ein „Salud“ auf den „Erleuchter“.

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