UNESCO-Welterbe

Tschechien – Dreifaltigkeitssäule in Olomouc

Von Dr. Michael Krause, 09.08.2017
Marktplatz von Omolouc am Abend – © milangonda - Fotolia
Zumeist sind es ganze Altstadt-Ensembles oder gewaltige Bauwerke, die in der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes eine Rolle spielen. Da fällt das UNESCO-Objekt im tschechischen Olomouc recht bescheiden aus. Zwar ist das als „Dreifaltigkeitssäule“ bekannte Pestmonument der mährischen Metropole immerhin 35 Meter hoch und wirkt gewaltig, wenn man davor steht, dennoch nähme es sich als Winzling aus, stün

1716 war eine gewaltige Pestepidemie zu Ende gegangen, die die Einwohner der bedeutenden mährischen Handelsstadt erheblich dezimiert und jahrelang Angst und Schrecken verbreitet hatte. Zum Dank für das Ende der Plage beschloss man, wie andernorts auch üblich, eine Gedenksäule zu errichten. Der Steinmetz Wenzel Render, Sohn eines Maurers, der 1705 das kaiserliche Privileg erhalten hatte, auch außerhalb seiner Zunftordnung tätig zu sein und der als barocker Architekt und Steinmetzmeister bereits viel Schönes in seiner Heimatstadt geschaffen hatte, plante dieses Denkmal auf dem Oberen Platz in Olmütz.

Von vornherein wurde es aufwendiger gestaltet als vergleichbare Pest-Monumente und es sollte das Lebenswerk Wenzel Renders werden, der schon mit dem gewaltigen Sockel der Dreifaltigkeitssäule, der eine begehbare Kapelle enthielt, etwas Großartiges projektierte.

Auf drei Ebenen ist die Säule errichtet worden, verziert mit den Reliefs der 12 Apostel und zusätzlich geschmückt durch Heiligenfiguren. 18 an der Zahl stellen die überlebensgroßen Statuen Männer der Kirchen- und Heiligenlegenden dar, die besonders in der tschechischen Tradition von großer Bedeutung sind: Kyrill und Method, die sogenannten Slawenapostel, gehören ebenso dazu wie der auf Missionsreise als Märtyrer getötete Bischof Adalbert von Prag oder der „Nationalheilige und Brückenheilige“ Johannes Nepomuk.

An der Gestaltung der im Jahre 2000 in die UNESCO- Liste des Weltkulturerbes aufgenommene Dreifaltigkeitssäule waren ausschließlich einheimische Künstler aus Olmütz beteiligt. Als der leitende Steinmetz Wenzel Render 1733 unverheiratet und kinderlos starb, war sein Werk noch nicht vollendet. Er vermachte seinen ganzen Besitz zur Fertigstellung der Säule und verschiedene Künstler brachten das Werk zu einem grandiosen Ende. Zuletzt schuf die krönende vergoldete Figurengruppe auf der Spitze – die Darstellung der Dreifaltigkeit und den Erzengel Michael - der Olmützer Goldschmied Simon Forstner.

1754, über zwanzig Jahre nach Renders Tod, konnte die Säule dann endlich geweiht werden – Maria Theresia als böhmische Königin und ihr Gemahl Franz I. Stephan von Lothringen, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, nahmen daran teil.

Im Krieg gegen Preußen wurde die Säule schon vier Jahre später bei Artilleriebeschuss beschädigt: eine vergoldete Kanonenkugel im Säulenoberteil erinnert daran. Die Dreifaltigkeitssäule im mährischen Olmütz ist eines der Prunkstücke böhmisch-mährischer Kultur und gilt heute als eines der außergewöhnlichsten Beispiele für den Höhepunkt des Barock in Mitteleuropa.

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