Experten-Tipps

Vorweihnachtszeit in Finnland

Von Philip Seidel, 05.12.2022
Banner Finnland – © Adobe Stock
Die Vorweihnachtszeit in Finnland ist etwas ganz Besonderes. Während meines Studiums dürfte ich die intensive Zeit in Finnland verbringen und genießen.

Oftmals wird die Vorweihnachtszeit in Finnland auch als die Zeit der Lichter bezeichnet, denn die Weihnachtszeit bedeutet im Norden Europas auch Dunkelheit. In jedem Haus stehen Kerzen in den Fenstern, die den Weg leiten sollen und auch die Eislichter stehen vor den Hauseingängen. In Finnland beginnen ab Mitte November die sogenannten Pikkujoulu, was so viel wie Kleinweihnachten bedeutet. Weihnachten wird also vorgefeiert und jedes Büro, jeder Verein, Schulen oder Kindergärten organisieren Weihnachtsfeiern. Natürlich darf die finnische Variante des Glühweins, der „Glögi“ nicht fehlen. Auch der finnische Unabhängigkeitstag Itsenäisyyspäivä fällt in den Dezember. Hier wird nicht nur die Unabhängigkeit gefeiert, sondern auch an diejenigen gedacht, die im Winterkrieg und im zweiten Weltkrieg gefallen sind. Die Finnen besuchen oft die Kirchen und die Flaggen werden überall gehisst. Es ist eher ein Gedenktag als ein Feiertag. An einer Person kommt man in Finnland in der Weihnachtszeit natürlich nicht vorbei. Denn der Weihnachtsmann kommt, wie ihr alles wisst, aus Finnland. In Rovaniemi am Polarkreis kann man den Joulupukki, das ganze Jahr besuchen. Ursprünglich wohnt er allerdings in Korvatunturi, der Ohrenberg, von wo aus er alle Kinder der Welt hören kann. Zusammen mit dem Weihnachtsmann lebt hier die Frau Joulumuori, die alte Frau Weihnacht und ganz viele Weihnachtswichtel, die Tonttus heißen. Auch das bekannteste Rentier der Welt kommt aus Finnland. Rudolf heißt in Finnland übrigens Petteri Punakuono. Spaßeshalber können Sie sich gerne das Lied von Petteri Punokuono bei Youtube oder Spotify anhören. Nachdem man die ganze Vorweihnachtszeit und Pikkujoulu überstanden hat, steht irgendwann auch Weihnachten vor der Tür. Der wichtigste Tag ist der Heiligabend Jouluaatto. In der ehemaligen Hauptstadt Turku wird mittags der dreitägige Weihnachtsfrieden ausgerufen und sogar im Radio und TV übertragen. Alle Bürger werden ermuntert, sich über Weihnachten still und ruhig zu benehmen. Der Heilige Abend verläuft auch etwas anders als in Deutschland. Die Finnen und Finninnen besuchen traditionell die Friedhöfe und gedenken ihren Angehörigen. Auch hier werden Kerzen angezündet und im weißen Schnee leuchtet ein Lichtermeer. Im Anschluss steht selbstverständlich ein Saunagang auf der Tagesordnung. Aber wundern Sie sich nicht, denn fast jedes Haus hat eine Sauna und wenn nicht, dann hat der Nachbar eine. Auch der Saunagang ist ein altes Ritual zur Reinigung und ein Sprung in den Schnee oder in ein Loch im zugefrorenen See, darf da nicht fehlen. Der Heilige Abend ist ein Fest für die gesamte Familie. Großeltern, Eltern und auch die erwachsenen Kinder kommen zusammen. Es wird gelacht, gesungen, getrunken und das Festessen kann beginnen. Das bekannteste und meist verbreitete Weihnachtsessen ist der Weihnachtsschinken / Joulukinkku. Zum im Ofen gebackenen und gepökelten Schinken werden Steckrüben, Karotten oder auch ein Kartoffelauflauf gereicht. Als Vorspeise ist ein Heringssalat sehr beliebt und es stehen immer süße Blätterteigsterne mit Marmeladen verfeinert auf der geschmückten Tafel. Das Fest in der Familie dauert bis tief in die Nacht und manchmal wird der Glögi auch mit Wodka verstärkt. Auch die beiden Weihnachtsfeiertage werden im Kreis der Familie verbracht. Am ersten Weihnachtstag besucht man oft die Kirche oder schaut sich den Gottesdienst im TV an.

Ich wünsche Ihnen eine schöne Weihnachtszeit und ein besinnliches Weihnachten.

Also frohe Weihnachten / Hauskaa Joulua

Euer Philip Seidel

Der selbst gemachte Glögi ist immer noch der Beste. Deshalb hier unser Rezept für einen leckeren finnischen Glögi.

Glögi Zutaten
• 2 l Rotwein (halbtrocken)
• 200 ml Johannisbeersaft
• 10 Nelken
• 2 Zimtstangen
• 200 g Zucker
• 1/2 Zitrone
• 100 g geschälte Mandeln
• 100 g Rosinen

Glögi Zubereitung
Rotwein, Johannisbeersaft, Nelken, Zimtstangen, Zucker und die Zitrone in einem großen Topf erhitzen, aber nicht (!) aufkochen. Am besten am Vorabend ansetzen, dann kann der Glögi schön durchziehen. Vor dem Trinken den Glögi erwärmen und durch ein Sieb in Tassen oder Gläser füllen. Es ist üblich, entweder beim Erhitzen oder kurz vor dem Trinken, ganze Mandeln oder Rosinen in Glögi zu geben
Tipp: Viele Finnen verstärken den Glögi noch mit Wodka oder geben Kardamom hinzu.

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