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Weihnachten im winterlichen Harz

Von Peter Rudolph, 03.01.2018
Weihnachten im winterlichen Harz – © Peter Rudolph
Wie immer besuchten wir auf unserer Silvesterreise in den winterlichen Harz auch ein Kleinod romanischer Baukunst in dieser Gegend: Die ehem. Stiftskirche in Gernrode. Dort befindet sich ein seltener Schatz...

Bereits in den 960er Jahren erwähnt, hatte bei ihrer Ausgestaltung im Innern auch Kaiserin Theophanou , Gemahlin von Otto II. mitgewirkt. Nicht nur wegen des Doppelchores und den nördl. der Alpen fast einzigartigen romanischen Emporen über den Seitenschiffen gilt sie als eines der bedeutendsten Bauwerke aus ottonischer Zeit. Im Innern befindet sich auch eine Nachbildung des heiligen Grabes von Jerusalem. Dieses war schon von Beginn an im Kirchenbau konzipiert und ist außen mit reichem Reliefschmuck versehen, der Szenen vor und aus der Ostergeschichte zeigt.
Nach der Zerstörung des hl. Grabes im Hl. Grab-Kloster in Speyer in der frühen Neuzeit gibt es heute in Deutschland noch 14 Gräber dieser Art, von denen jenes am Harz das älteste ist. Die Bedeutung liegt natürlich zum einen in der permanenten Erinnerung an das Ostergeschehen, sprich die Auferstehung, zum anderen waren (und sind) sie aber auch fester Bestandteil der österlichen Lithurgie in den Messen und Gottesdiensten.
So werden am Karfreitag in der Gernöder Stiftskirche alle Lichter gelöscht. Zur Sterbestunde Jesu auch die große Altarkerze, die dann in das Grab gebracht wird; das bis Ostern versiegelt bleibt. Das Haus bleibt finster bis Ostersonntag 6.00 Uhr in der Frühe. Zur Osterfeier wird das Grab geöffnet und ein heller Lichtstrahl fällt aus dem Grab in die noch stockfinstere Kirche. Damit beginnt die Osterfeier in dieser heute ökumenisch genutzten Kirche.
Zu dieser frühen Stunde ist wegen der Seltenheit solcher Gottesdienste die Kirche jedes Mal so überfüllt, daß die auch aus weiter Ferne herbeiströmenden Menschen mitunter selbst keinen Stehplatz mehr finden.
Wem das alles zu früh ist, wer sich also nicht schon um halb 5 Uhr früh einen Platz in der Kirche zu Ostersonntag sichern möchte, oder aus rein kunst- und kulturhistorischem Interesse das Grab ohne Messeteilnahme von innen besichtigen möchte: Für den hier ein Tipp:
Seit der Restaurierung 2013 ist es sehr kleinen Gruppen im Rahmen einer Sonderführung (nach Vereinbarung) gestattet, das Grab auch von innen zu betrachten, welches wie das Original ein Vor- und eine Hauptkammer hat.
Auf der Reise 2016 hatten wir mit unserer recht großen Gruppe das Glück, auch den Rest des Kreuzganges sehen zu können (nicht bei jeder Führung wird die Tür aufgeschlossen). Dort befindet sich ein kleines Guckloch in der Wand, durch das man zumindest im Rahmen der Führung einen Blick in die Hauptkammer werfen kann.

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