Ordensburg Marienburg

Einst war dieses gewaltige Ordensschloss so etwas wie eine Hauptstadt: von 1309 bis 1454 war die im 13. Jahrhundert erbaute Marienburg Sitz der Hochmeister im Deutschordensstaat. Und auch danach, als sie zu Polnisch-Preußen (bis 1772) gehörte, diente sie wieder als Residenz – diesmal für die polnischen Könige!

Von Dr. Michael Krause / 19.06.2017
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Die Marienburg, auf Polnisch Malbork, liegt an einem Mündungsarm der Weichsel, dem Fluss Nogat.

Zwischen 1270 und 1300 wurde im Zuge des Burgenbaues durch den Deutschen Orden, der damit seine Eroberungen im Gebiet der Pruzzen sichern wollte, der gewaltige Bau errichtet, der heute als größtes Backsteingebäude Europas gilt. Durch seine Haupterbauungszeit ist es der Backsteingotik zuzurechnen, denn nur spätere An- und Umbauten gehören schon in den Architekturstil der Renaissance.

Der älteste Teil der mächtigen Burganlage, das Hochschloss, wurde zuerst fertiggestellt und beherbergte ursprünglich Kapelle, Versammlungsraum und Schlafsaal der Mönchskrieger des Deutschen Ordens! Später, um die Mitte des 14. Jahrhunderts, baute man die Kapelle zu einer großen Kirche aus, die bis heute die anderen Gebäudeteile überragt.

Schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts begann man, den Verwaltungsaufgaben des Ordensstaates entsprechend, ein Repräsentationsgebäude mit Hochmeisterpalast, Verwaltungsräumen und Staatsappartements zu erbauen. Seit 1309 war die Burg das Zentrum des damals noch im Aufbau befindlichen Ordensstaates und blieb bis 1454 Sitz der Hochmeister des Deutschen Ordens.

Später gehörte sie zu Polen, als Teil des damals polnisch besetzten Preußens, das erst Friedrich II. (der Große) im Ergebnis des Siebenjährigen Krieges wieder an Preußen angliederte.

In dieser Zeit diente die alte Ordensburg als Residenz polnischer Könige, später als preußischer Repräsentationsbau, der aber durch die Nutzung als Kaserne litt und beinahe irreparabel beschädigt worden wäre. Dann jedoch wurde die im 19. Jahrhundert restauriert, diente in der Zeit des Deutschen Kaiserreiches sogar als „Pfalz“ und wurde wichtig für das deutsche Nationalverständnis.   

Heute bietet die Burg ein einheitliches, überaus malerisches Bild, beherrscht vom wuchtigen Palast- und Kirchenbau und geschlossen durch seine gewaltigen Befestigungsanlagen. Diese wurden vorwiegend im 15. Jahrhundert hinzugefügt - ein verschachteltes Verteidigungssystem aus Mauer, Graben und Zwinger, mit teilweise vierfach gestaffeltem Mauerring ist teilweise bis heute erhalten, ebenso wie die Überreste der Verteidigungswälle, die die Schweden bei ihrem Einfall in Polen im 17. Jahrhundert erbaut hatten.



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