Rundreise durch die BeNeLux–Länder
Reisebericht: 22.05. – 01.06.2025
Der Mai steht in voller Blüte, und wir machen uns gemeinsam auf den Weg – neugierig auf das, was vor uns liegt. Drei Länder, viele Sprachen, unzählige Eindrücke: In den BeNeLux-Staaten erleben wir Geschichte und Gegenwart auf engstem Raum. Wir spazieren entlang der Grachten in Amsterdam, entdecken das mittelalterliche Brügge, lassen uns vom Charme Luxemburgs verzaubern und genießen überall die kleinen, feinen Momente. Diese Reise lebt vom Miteinander, vom Staunen und vom gemeinsamen Entdecken – Tag für Tag.
Ein Reisebericht von
Christin Kuschka
Tag 1, 22.05.2025: Mit Rückenwind nach Amsterdam
Ein neuer Tag, ein neues Abenteuer – heute beginnt unsere Reise in die BeNeLux-Länder. Früh am Morgen brechen wir gemeinsam in Dresden auf. Die Stimmung im Bus ist erwartungsvoll, ein leises Knistern liegt in der Luft. Wir freuen uns auf die kommenden Tage, auf neue Eindrücke, Begegnungen und Geschichten. Über Eisenach, Kassel und das Ruhrgebiet führt uns unser Weg in Richtung Westen. Die Sonne zeigt sich heute schüchtern – ganz anders als in den vergangenen Tagen. Es ist deutlich kühler geworden, und ein kräftiger Wind begleitet unsere Fahrt. Uwe, unser Busfahrer, merkt das ganz besonders: Er hält das Lenkrad mit beiden Händen fest im Griff, während wir dem niederländischen Horizont entgegenrollen. Doch bevor wir am Hotel eintreffen, erwartet uns noch eine kleine Überraschung: ein spontaner Stopp bei einem traditionellen Käsebauernhof. Hier erfahren wir, wie echter holländischer Bauernkäse entsteht – von der frischen Milch bis zum gereiften Laib. Der Bauer erzählt mit Stolz von seinem Handwerk, und wir dürfen nicht nur zuschauen, sondern auch kosten. Dazu gibt’s eine kurze, amüsante Einführung in die Herstellung der typischen Holzschuhe – der Klompen. Der süßlich-würzige Duft des Käses, die bodenständige Atmosphäre des Hofes und die ersten gemeinsamen Lacher lassen uns sofort spüren: Diese Reise hat einen ganz besonderen Charakter. Am späten Nachmittag erreichen wir schließlich Amsterdam. In unserem Hotel treffen auch die letzten Mitreisenden ein, und unsere Reisegruppe ist nun komplett: 22 Gäste, die in den kommenden elf Tagen gemeinsam auf Entdeckungstour gehen werden. Beim ersten gemeinsamen Abendessen klingt der Tag in aller Ruhe aus. Man kommt ins Gespräch, lernt sich kennen, lacht miteinander. Die ersten Verbindungen entstehen – und mit ihnen die Vorfreude auf alles, was uns noch erwartet. Der Wind mag heute kühl gewesen sein, doch in unserer Gruppe ist es jetzt schon warm. Ein gelungener Auftakt für das, was noch kommt.
Tag 2, 23.05.2025: Grachten, Giebel, Gegenwind
Nach einer ruhigen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück starten wir heute voller Vorfreude in unseren ersten vollen Reisetag. Die Hauptstadt der Niederlande ruft – Amsterdam erwartet uns! Schon beim Ankommen wird klar: Hier schlägt das Herz des Landes. Fahrräder wohin man schaut, ein geschäftiges Treiben auf den Straßen, und dazwischen immer wieder ein Blick auf die berühmten Grachten, die sich wie silberne Bänder durch die Stadt ziehen. Das Wetter zeigt sich heute von seiner launischen Seite: Immer wieder mischen sich sonnige Abschnitte mit kräftigem Wind, und zwischendurch ziehen überraschend kurze, aber heftige Schauer über uns hinweg. Der Himmel hält uns auf Trab, doch unsere Stimmung bleibt sonnig. Unser Stadtrundgang beginnt beim imposanten Rijksmuseum, wo uns unsere beiden sympathischen Stadtführer Mathilde und Ton in Empfang nehmen. Mit ihrem trockenen Humor, ihrer herzlichen Art und einem Füllhorn an Geschichten begleiten sie uns durch die Straßen Amsterdams. Wir spazieren entlang der Grachten, durch schmale Gassen, vorbei an prachtvollen Giebelhäusern und verträumten Innenhöfen – und entdecken dabei die vielen Gesichter dieser faszinierenden Stadt: geschäftig und ruhig, modern und traditionsbewusst, bunt und doch ganz klar strukturiert. Der Rundgang endet bei der Heineken-Brauerei – ein letzter Blick auf die Menschen, die hier in der Sonne sitzen, ein letztes Foto, bevor wir den Kanalweg einschlagen und unsere Grachtenfahrt beginnt. Entspannter könnte man Amsterdam kaum erleben: Während wir gemächlich durch das Wasser gleiten, ziehen Hausboote, schmale Brücken und ehrwürdige Patrizierhäuser an uns vorbei. Vom Wasser aus wirkt alles noch einmal ein bisschen malerischer – ein stilles, fast poetisches Amsterdam zeigt sich uns. Am Nachmittag bleibt Zeit zur freien Verfügung. Einige von uns zieht es zum berühmten schwimmenden Blumenmarkt, andere besuchen den ruhigen Beginenhof – ein Ort der Stille mitten in der Stadt. Und manche schlendern einfach durch die Straßen, lassen sich treiben, genießen ein Stück Käse oder ein Stück Kuchen und saugen die besondere Atmosphäre auf. Gegen Spätnachmittag verlassen wir Amsterdam und setzen unsere Reise fort. Der Wind weht uns kühl um die Ohren, als wir in Den Haag ankommen – jener Stadt am Meer, die uns in den nächsten drei Nächten beherbergen wird. Ein Tag voller Eindrücke liegt hinter uns – ein Wechselspiel aus Stadtleben und stillen Momenten, aus Wind und Wasser, Geschichte und Gegenwart. Und doch bleibt alles leicht, lebendig, typisch niederländisch.
Tag 3, 24.05.2025: Rotterdam rauschend, Brielle beschaulich
Heute beginnt unser Tag ein wenig früher – der Blick aus dem Fenster verrät sofort: Der Himmel meint es zunächst nicht gut mit uns. Dicke Regenwolken hängen über Den Haag, doch die Stimmung bleibt gut – schließlich steht ein spannender Ausflug nach Rotterdam auf dem Programm. Nach einem stärkenden Frühstück fahren wir los. Rotterdam – die Stadt der Moderne, der Kontraste und der kühnen Ideen. Kein Ort in den Niederlanden wurde so radikal neu erfunden wie diese Metropole. Nach der fast vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wagte man hier einen architektonischen Neuanfang, der bis heute Maßstäbe setzt. Als wir unterhalb der markanten Erasmusbrücke eintreffen, wartet auch schon unsere Stadtführerin Mathilde auf uns. In den kommenden Stunden zeigt sie uns ihre Stadt bei einer informativen und unterhaltsamen Stadtrundfahrt – und das zum Glück ganz bequem aus dem Bus, denn langsam beginnt es zu regnen und das wird sich in den kommenden Stunden leider auch nicht ändern. Aber die Faszination Rotterdams lenkt uns ab. Wir staunen über spektakuläre Neubauten wie das vertikale Stadtviertel „De Rotterdam“, die beeindruckende Erasmusbrücke oder das futuristische Hochhaus „The Pencil“. Dazwischen immer wieder kleine Inseln der Geschichte: Renaissancefassaden, alte Hafenkräne, historische Speicher. Rotterdam ist wie ein spannendes Mosaik – rau, lebendig und visionär zugleich. Im Anschluss wechseln wir die Perspektive und steigen um aufs Wasser. Bei einer Hafenrundfahrt erleben wir den größten Seehafen Europas hautnah. Wir fahren vorbei an Containerriesen, Werften und Docks, sehen, wie Kräne im Takt verladen, und hören mehr über die logistischen Superlative, die Rotterdam zum globalen Knotenpunkt machen. Die Dimensionen sind gewaltig – und trotzdem wirkt alles präzise koordiniert, fast wie ein Tanz der Maschinen. Zurück an Land bleibt uns noch Zeit für zwei ganz besondere Orte: die spektakuläre Markthal – eine riesige überdachte Markthalle mit einer geschwungenen Glasfassade und einem farbenprächtigen Deckengemälde, das an ein modernes Gewölbefresko erinnert. Von hier aus ist es nur ein kurzer Weg zu den berühmten Kubushäusern, die wie gelb-graue Würfel auf ihren Spitzen stehen. Die ungewöhnliche Architektur lässt einen unweigerlich schmunzeln – Wohnen in einem schrägen Winkel wird hier zur Kunstform. Am Nachmittag verlassen wir die Großstadt und fahren ins nahegelegene Brielle. Hier, auf dem Land, lässt der Regen endlich nach. Die Luft ist noch feucht, der Himmel weiter grau – aber es bleibt trocken, und das allein fühlt sich schon wie eine kleine Erleichterung an. Brielle empfängt uns mit ruhigen Gassen, Kanälen und einer charmanten, fast dörflichen Atmosphäre. Beim Spaziergang zur imposanten Sint-Catharijnekerk – einer unvollendeten spätgotischen Kirche mit markantem Turm – spüren wir den historischen Atem dieses einst bedeutenden Ortes. Im 16. Jahrhundert war Brielle Schauplatz eines Wendepunkts im niederländischen Unabhängigkeitskampf. Nach dem geführten Teil bleibt noch ein wenig Zeit, den Ort auf eigene Faust zu entdecken. Ein Café, ein Buchladen, ein Spaziergang am Wasser – jeder findet hier sein kleines Stück Entschleunigung. Am Abend kehren wir nach Den Haag zurück. Im Hotel wartet ein leckeres Abendessen auf uns – und viele Gespräche über einen Tag voller Kontraste: vom Dauerregen am Vormittag zu trockenen Gassen am Nachmittag, von futuristischen Skylines zu alten Stadtmauern, von Hafenlärm zur stillen Atmosphäre eines kleinen Ortes.
Tag 4, 25.05.2025: Von Regierungssitz zu Königsblau
Der Tag beginnt unter grauem Himmel. Noch prasselt der Regen auf unser Hotelfenster, als wir uns am Morgen aufmachen – doch wir haben Glück: Pünktlich zum Start unserer Stadtführung durch Den Haag legt der Regen eine Pause ein. Der Wind bläst kräftig, doch er tut uns einen Gefallen und vertreibt die dicken Wolken. Und tatsächlich – gegen Mittag zeigt sich sogar die Sonne und lässt die Fassaden der Regierungsstadt in warmem Licht glänzen. Gemeinsam mit unseren Stadtführerinnen Mathilde und Linda entdecken wir Den Haag zu Fuß. Die Stadt, Sitz der niederländischen Regierung und Residenz des Königshauses, empfängt uns mit einer gelungenen Mischung aus politischer Bedeutung, historischer Architektur und überraschender Gelassenheit. Wir schlendern durch elegante Straßen, vorbei an Ministerien, Denkmälern und versteckten Innenhöfen, und tauchen dabei ein in Geschichten, die ganz nah an der Gegenwart erzählt werden – voller Charme, mit einem Augenzwinkern und doch stets informativ. Es ist einer dieser Spaziergänge, bei denen man ganz nebenbei begreift, wie vielschichtig eine Stadt sein kann. Nach dem Spaziergang bleibt uns noch etwas Zeit für eine gemütliche Mittagspause – ein Kaffee hier, ein kleiner Happen dort – bevor wir zum nächsten Ziel aufbrechen: Delft. Nur wenige Kilometer von Den Haag entfernt liegt das charmante Städtchen, das nicht nur durch seine Kanäle und den Maler Vermeer berühmt wurde, sondern auch durch ein ganz besonderes Kunsthandwerk: das Delfter Blau. In der Porzellanmanufaktur „Royal Delft Experience“ erhalten wir bei einer spannenden Führung Einblick in die Herstellung des berühmten, von chinesischem Porzellan inspirierten Handwerksprodukts. Wir bestaunen kunstvoll bemalte Kacheln und Vasen, erfahren mehr über die jahrhundertealte Technik – und wer möchte, kann im Shop sein persönliches Stück königliches Blau mit nach Hause nehmen. Anschließend machen wir uns mit unserem Stadtführer Armand auf den Weg durch das historische Zentrum von Delft. Zwischen kleinen Brücken und stillen Grachten, charmanten Giebelhäusern und sonnigen Plätzen entfaltet sich ein Stadtbild, das sofort verzaubert. Rund um die imposante Nieuwe Kerk, in deren Gruft Mitglieder des Königshauses ihre letzte Ruhe gefunden haben, begegnet uns eine Stadt voller Geschichte – und doch mit ganz viel Leichtigkeit. Delft wirkt lebendig, aber nie laut; verträumt, aber nicht verschlafen. Es ist ein Ort, der uns einlädt, innezuhalten – und einfach zu genießen. Nach etwas freier Zeit für eigene Entdeckungen oder einen letzten Blick in die Auslagen der kleinen Geschäfte geht es am späten Nachmittag zurück nach Den Haag. Hier verbringen wir unsere letzte Nacht in den Niederlanden – mit dem guten Gefühl, heute nicht nur Städte, sondern auch ein Stück niederländische Seele kennengelernt zu haben. Morgen wartet bereits das nächste Kapitel unserer Reise: Belgien.
Tag 5, 26.05.2025: Austern, Polder und Nordseeküste
Nach dem Frühstück heißt es heute: Koffer packen, ein letzter Blick zurück – und dann nehmen wir Abschied von Den Haag. Belgien erwartet uns. Doch bevor wir die Niederlande ganz hinter uns lassen, machen wir noch einen besonderen Zwischenstopp im kleinen Fischerort Yerseke. Hier, an der Nordostküste der Halbinsel Zuid-Beveland, dreht sich alles um Muscheln, Austern und Meeresfrüchte – und das schon seit Generationen. Bei einem Spaziergang entlang des Hafens erfahren wir spannende Details über die traditionsreiche Austernzucht. Wie viel Fingerspitzengefühl, Zeit und Geduld in jeder einzelnen Auster steckt, überrascht uns – und spätestens bei der kleinen Verkostung verstehen wir, warum Yerseke unter Feinschmeckern ein echter Geheimtipp ist. Anschließend setzen wir unsere Fahrt fort – vorbei an weiten Wiesen, durch den beeindruckenden Westerscheldetunnel und hinein nach Belgien. Unser erstes Ziel dort ist das malerische Städtchen Damme. Eingebettet in die flämische Polderlandschaft, wirkt es wie aus der Zeit gefallen. Von hier aus beginnt eine ruhige, fast poetische Reise: Mit dem nostalgischen Dampfer Lamme Goedzak schippern wir gemütlich durch eine von Platanen gesäumte Wasserstraße in Richtung Brügge. Die Landschaft zieht gemächlich an uns vorbei, und für einen Moment scheint die Welt stillzustehen. In Brügge wartet schon unser Busfahrer Uwe auf uns. Er bringt uns weiter ans Meer – nach Oostende, das mondäne Seebad an der belgischen Nordseeküste. Hier lassen wir den Nachmittag bei einem Spaziergang entlang der Promenade ausklingen. Das Meer rauscht, Möwen kreisen am Himmel, und wer mag, kehrt in eines der Cafés ein, um den Ausblick zu genießen. Am späten Nachmittag geht es schließlich zurück ins Landesinnere. In Brügge beziehen wir unser Hotel – unser Zuhause für die nächsten Tage. Beim gemeinsamen Abendessen lassen wir diesen vielseitigen Reisetag ausklingen. Unsere Entdeckungstour in Belgien hat begonnen – und wir sind gespannt auf all das, was noch kommt.
Tag 6, 27.05.2025: Brügge verzaubert, Ypern bewegt
Schon am Morgen spüren wir, dass dieser Tag etwas Besonderes wird. Ein feiner Nieselregen begleitet uns auf dem Weg in die Altstadt von Brügge – und trotzdem liegt eine leise Vorfreude in der Luft. Die Pflastersteine glänzen nass, die Giebel spiegeln sich im Wasser, und irgendwo zwischen Grachten und Gassen beginnt die Stadt, uns einzunehmen. Unsere erste Begegnung mit Brügge ist vom Wasser aus. Ruhig gleiten wir mit dem Boot durch die engen Kanäle – vorbei an alten Fassaden, unter niedrigen Brücken hindurch, durch ein stilles, fast träumerisches Brügge. Der leichte Regen tupft auf das Wasser, die Welt scheint langsamer zu atmen. Niemand spricht laut – es ist einer dieser besonderen Momente, in denen man einfach nur staunt. Brügge war im Mittelalter eine der reichsten Handelsstädte Europas, ein Zentrum des Tuchhandels und der Hanse. Viel von dieser Blütezeit ist erhalten geblieben – die Stadt wirkt wie ein Freilichtmuseum mit lebendigem Herz. Zurück an Land empfängt uns unsere Stadtführerin Inge mit offenem Lächeln und großer Begeisterung für ihre Stadt. Sie nimmt uns mit durch Brügge, lässt die Geschichte lebendig werden und zeigt uns Ecken, die wir allein wohl nie gefunden hätten. Mit jedem Schritt wird Brügge ein bisschen vertrauter – sei es am Burgplatz mit dem gotischen Rathaus und der Heiligblutkapelle, am Großen Markt oder dem markanten Belfried oder in den stillen Innenhöfen, wo die Zeit stehengeblieben scheint. Zum Glück klart der Himmel gegen Mittag etwas auf, und in einer Gasse entdecken wir ein Waffelgeschäft, aus dem es verheißungsvoll duftet. Warm, knusprig und süß – eine belgische Waffel zur rechten Zeit kann Wunder wirken. Am Nachmittag machen wir uns auf den Weg nach Ypern – die Landschaft zieht an uns vorbei, draußen verdichten sich die Wolken. Als wir ankommen, hat der Regen zugenommen. Doch das passt seltsam gut zu diesem Ort, der so stark von der Geschichte des Ersten Weltkriegs geprägt ist. Einst eine reiche Tuchmacherstadt mit beeindruckender gotischer Architektur, wurde Ypern im Krieg fast vollständig zerstört – und später Stein für Stein wieder aufgebaut. Am Menenpoort stehen wir still – ein monumentales Ehrenmal, unter dem jeden Abend die Last Post zu Ehren der gefallenen Soldaten gespielt wird. In den beeindruckenden Tuchhallen am Markt, originalgetreu wiederaufgebaut, spüren wir etwas von der Geschichte dieser Stadt – von Zerstörung, Mut und Neubeginn. Es sind stille Eindrücke, die bleiben – weniger in Worten als im Gefühl. Beim Blick auf die wiederaufgebauten Fassaden, die stille Würde des Marktplatzes und die Tropfen auf den Fensterscheiben beginnt man zu ahnen, was dieser Ort erlebt hat. Am Abend kehren wir zurück in unser Hotel bei Brügge. Müde, vielleicht etwas durchnässt – aber voller Eindrücke, die uns tief berühren. Bei einem guten Essen und einem Glas belgischen Bier klingt der Tag aus. Ein Tag zwischen Schönheit und Nachdenklichkeit. Und einer, der lange nachwirkt.
Tag 7, 28.05.2025: Stadt der Kontraste: Brüssel
Heute heißt es Abschied nehmen von Brügge – dem verträumten Kleinod mit seinen Grachten und Giebelhäusern. Unsere Reise führt uns weiter in die belgische Hauptstadt Brüssel, das politische Herz Europas und ein faszinierender Mix aus Tradition, Macht und Moderne. Noch bevor wir den Puls der Stadt spüren, erwartet uns eines ihrer wohl bekanntesten Wahrzeichen: das Atomium. Monumental ragt es in den wolkenverhangenen Himmel – eine 102 Meter hohe Struktur aus glänzendem Stahl, die das Atom eines Eisenkristalls 165 Milliarden Mal vergrößert darstellt. Ursprünglich für die Weltausstellung 1958 erbaut, ist es längst zu einem Symbol der Stadt geworden. Wir fahren mit dem Aufzug bis in die oberste Kugel – von dort bietet sich uns ein weiter Blick über Brüssel: Dächer, Parks und Türme breiten sich unter einem Himmel aus, der zwischen Regen, Sonne und Wolken wechselt wie ein Laune zeigender Künstler. Auch die Ausstellungen in den weiteren Kugeln nehmen uns mit auf spannende Reisen durch Design, Technik und Geschichte – faszinierend und überraschend vielfältig. Zur Mittagszeit treffen wir unseren Stadtführer Sacha am Bus. Mit viel Herzblut und feinem Humor zeigt er uns „sein“ Brüssel – zunächst während einer Rundfahrt, bei der wir das Europaviertel durchqueren, den modernen Glaspalästen der EU begegnen und am königlichen Palast und dem Place Royale vorbeirollen. Immer wieder wechseln Wolken und Sonnenstrahlen die Hauptrolle auf der städtischen Bühne, während wir dem lebendigen Treiben der belgischen Hauptstadt folgen. Dann steigen wir aus – das Zentrum erkunden wir zu Fuß: Der Grand Place mit seinen prachtvollen Zunfthäusern ist und bleibt ein absolutes Juwel europäischer Stadtarchitektur. Das gotische Rathaus mit seinem filigranen Turm ragt in den Himmel, auf dem mal dunkle Regenwolken, mal helle Lücken tanzen. Und natürlich darf ein Besuch beim Manneken Pis nicht fehlen – der kleine freche Brüsseler Junge begrüßt uns wie immer mit einem Augenzwinkern. Am Nachmittag bleibt Zeit, um die Stadt individuell zu erkunden – ob Schokolade shoppen, durch verwinkelte Gassen schlendern oder einfach ein belgisches Bier in einem der charmanten Cafés genießen. Gegen Abend bringt uns der Bus dann in unser Hotel nach Brüssel-Wavre. Ein Tag voller Eindrücke, voller Kontraste – zwischen Weltpolitik und Schokoladenduft, zwischen architektonischer Eleganz, Sonne und Regen. Brüssel empfängt uns mit offenen Armen – auch wenn sie heute manchmal einen Schirm in der Hand halten.
Tag 8, 29.05.2025: Namur mit Aussicht, Lüttich mit Waffel
Christi Himmelfahrt – oder wie wir heute sagen: Männertag! Und wir starten stilecht in den Tag. Herbert Grönemeyer schallt aus dem Buslautsprecher, „Männer“ natürlich, und spätestens beim Refrain singen alle mit. Die Stimmung ist ausgelassen – und bleibt es auch, als wir uns auf den Weg nach Namur machen. Namur, die Hauptstadt der Wallonie, begrüßt uns zunächst mit milder Frühlingsluft und einem Himmel, der heute gnädig über unseren Köpfen bleibt: Wolken, aber trocken. Wir schlendern über den Place d’Armes, vorbei an der stattlichen Börse und dem Königlichen Theater – ein charmantes Gebäude im neoklassizistischen Stil, das sich würdevoll in die Altstadt einfügt. Die Stadt wirkt entspannt, gelassen – vielleicht färbt das auf uns ab. Dann geht es weiter durch die Gassen bis zur Seilbahnstation. Elegant schweben wir in den modernen Gondeln hinauf zur Zitadelle von Namur – eine der größten Festungsanlagen Europas, hoch oben über der Mündung von Sambre und Maas gelegen. Oben erwartet uns ein weites Panorama: Die beiden Flüsse schlängeln sich durch die Stadt, die Dächer von Namur liegen uns zu Füßen, und in der Ferne zeigen sich sanfte Hügel. Manche von uns spazieren gemütlich den Serpentinenweg hinunter, andere genießen ein zweites Mal den Blick aus der Gondel. Zurück im Tal folgen wir dem Flussverlauf: Das Maastal zeigt sich von seiner schönsten Seite. Malerische Dörfer, bewaldete Hänge und Burgen, die plötzlich über dem Wasser auftauchen – eine der reizvollsten Strecken unserer Reise. Die Straße windet sich kurvenreich durch die Landschaft, während wir entspannt hinausschauen. Am Nachmittag erreichen wir Lüttich – oder Liège, wie es auf Französisch heißt. Die Stadt pulsiert. Unsere Stadtführerin Aline nimmt uns mit auf einen Rundgang durch das Herz der wallonischen Metropole. Zwischen dem fürstbischöflichen Palast, dem Rathaus und den alten Klostergebäuden schlägt die Geschichte der Stadt deutlich hörbar – und Aline erzählt sie uns so lebendig, dass man fast glaubt, die Fürstbischöfe seien gerade eben erst abgetreten. Lüttich ist nicht glattpoliert, sondern echt, mit Ecken und Kanten, die uns faszinieren. Anschließend bleibt noch Zeit zur freien Verfügung. Einige schlendern durch die belebten Gassen der Innenstadt, andere gönnen sich eine typische Lütticher Waffel – außen karamellisiert, innen weich und warm, ein echtes Geschmackserlebnis, das wir uns einfach nicht entgehen lassen können. Schließlich erreichen wir unser Hotel – unsere letzte Übernachtung in Belgien. Morgen heißt es dann: Auf nach Luxemburg! Aber heute Abend stoßen wir noch einmal gemeinsam an – auf diesen vollen Tag, auf Grönemeyer und Gondelfahrten, auf Zitadellen, Maastal und Männertag.
Tag 9, 30.05.2025: Ein Tag voller Ruhe, Genuss und Sonne
Endlich zeigt sich die Sonne wieder – und das gleich am frühen Morgen. Mit ihren warmen Strahlen im Rücken verlassen wir Lüttich und machen uns auf den Weg durch die sattgrünen Ardennen, die heute in voller Pracht leuchten. Sanfte Hügel, ausgedehnte Wälder und verschlafene Dörfer begleiten unsere Fahrt durch diese stille, naturreiche Region, die sich vom Osten Belgiens bis tief ins französische Grenzgebiet erstreckt. Unser erster Stopp ist das malerische Städtchen Durbuy – oder wie es sich selbst nennt: „die kleinste Stadt der Welt“. Und tatsächlich, der Ort wirkt wie aus dem Bilderbuch. Kopfsteingepflasterte Gassen, liebevoll restaurierte Steinhäuser und der Duft von frischem Brot liegen in der Luft. Wir spazieren entspannt durch die verwinkelten Straßen und genießen die friedliche Atmosphäre. Einige von uns zieht es noch in den Topiary Park – ein fantasievoll gestalteter Garten, in dem dutzende Buchsbäume zu kunstvollen Tieren und Figuren geschnitten wurden. Ein bisschen Märchenwelt, ein bisschen Skulpturenpark – und ganz sicher ein Geheimtipp. Dann geht es weiter, vorbei an grünen Hängen und tief eingeschnittenen Tälern – die Ardennen zeigen sich von ihrer schönsten Seite. Unser Ziel ist die Abtei Orval, versteckt im Süden Belgiens, nahe der Grenze zu Luxemburg. Hier betreten wir nicht nur einen Ort voller Geschichte, sondern auch einen Ort des Genusses: Gleich zu Beginn dürfen wir das berühmte Orval-Bier probieren – bernsteinfarben, würzig und leicht herb, wie es seit Jahrhunderten von den Trappistenmönchen gebraut wird. Dazu gibt es eine Kostprobe des hauseigenen Käses, cremig und mit einer feinen, nussigen Note – ein Genuss für alle Sinne. Nach dieser Stärkung tauchen wir bei einer ausführlichen Führung in die Geschichte der Abtei ein. Zwischen den Ruinen des alten Klosters, den stillen Gärten und der beeindruckenden modernen Kirche spüren wir den jahrhundertealten Geist von Spiritualität und Handwerk. Hier verbinden sich asketisches Leben, Braukunst und klösterliche Ruhe zu einem harmonischen Ganzen. Am späten Nachmittag setzen wir unsere Reise fort – durch die südlichsten Ausläufer Belgiens und schließlich über die Grenze nach Luxemburg. Am frühen Abend erreichen wir unser Hotel in Luxemburg-Stadt. Dort wartet ein reichhaltiges Abendessen auf uns – und viele gute Gespräche über einen Tag, der so abwechslungsreich war wie das Land, durch das wir gereist sind.
Tag 10, 31.05.2025: Ein Tag zwischen Luxemburg–Stadt und Vianden
Die Sonne lacht bereits am Morgen freundlich vom Himmel, als wir nach einem ausgiebigen Frühstück aufbrechen, um Luxemburg-Stadt zu erkunden. Die Hauptstadt des kleinen Großherzogtums empfängt uns warm und lebendig – mit der klaren Luft eines Frühsommertages und einem Hauch von internationalem Flair. Heute lassen wir unseren Reisebus noch stehen, denn Luxemburg hat ein ganz besonderes Angebot: Der öffentliche Nahverkehr ist im gesamten Land kostenlos. Also steigen wir gemeinsam in den Stadtbus und rollen bequem ins Zentrum – ein kleines Abenteuer für sich, ganz ohne Ticketstress. Im Herzen der Stadt erwarten uns bereits unsere beiden Stadtführerinnen. In zwei lebendigen Gruppen entdecken wir die vielen Facetten Luxemburgs: die elegante Oberstadt mit ihren europäischen Institutionen, den großherzoglichen Palast, die engen Altstadtgassen und natürlich den berühmten „Balkon Europas“ – die Corniche. Von hier aus schweift unser Blick weit über die Kasematten, die Unterstadt mit dem Flüsschen Alzette und die grünen Täler, die sich mitten durch die Stadt ziehen. Zwei Stunden voller Geschichten, Architektur, europäischer Ideen und überraschender Ausblicke. Nach so vielen Eindrücken tut eine kleine Pause gut – und so bleibt uns genug Zeit für ein entspanntes Mittagessen in einem der vielen Cafés und Restaurants rund um das Zentrum. Am frühen Nachmittag geht es dann weiter mit unserem Busfahrer Uwe, der uns sicher durch die hügelige Landschaft Nordluxemburgs chauffiert – unser Ziel: das idyllisch gelegene Vianden. Schon während der Fahrt wird der Himmel dunkler, die Wolken dichter – ein starker Kontrast zum sonnigen Vormittag. Als wir in Vianden ankommen, beginnt es zu nieseln – und kaum haben wir den Fuß auf den Kopfsteinpflasterweg zur Burg gesetzt, wird daraus ein stattlicher Regen. Dicke Tropfen prasseln auf unsere Jacken, der Himmel grollt, ein Gewitter zieht auf – ein dramatischer Auftakt für unseren Besuch auf der Burg Vianden, einer der eindrucksvollsten Festungen des Landes. Hoch über dem Ort thront sie auf einem Felssporn, mit Türmen, Wehrgängen und mächtigen Mauern – ein echtes Bilderbuchschloss. Trotz des Regens (oder vielleicht gerade deshalb) wirkt die Burg heute besonders geheimnisvoll. Drinnen erwartet uns eine spannende Führung durch Jahrhunderte von Geschichte – vom Mittelalter bis zur aufwendigen Restaurierung im 20. Jahrhundert. In den prunkvollen Sälen, den dunklen Gewölben und auf den windigen Zinnen fühlt man sich schnell ein wenig wie in einer anderen Zeit. Nach dem Rundgang machen wir uns auf den Weg durch den kleinen Ort Vianden zurück zum Bus. Noch ein letzter Blick auf die Burg im Regen, dann steigen wir wieder ein und lassen uns zurück nach Luxemburg-Stadt bringen. Am Abend genießen wir ein letztes gemeinsames Essen im Hotel – ein schöner Abschluss für einen erlebnisreichen Tag und unsere Reise durch die Niederlande, Belgien und Luxemburg. Morgen geht es zurück nach Hause – aber heute blicken wir noch einmal dankbar zurück auf alles, was wir gesehen, gehört und erlebt haben.
Tag 11, 01.06.2025: Abschied im Regen
Heute heißt es Abschied nehmen. Ein letztes gemeinsames Frühstück in unserem Hotel in Luxemburg – ruhig, fast ein wenig andächtig, als würde jeder noch einmal die besonderen Momente der vergangenen Tage Revue passieren lassen. Gespräche werden leiser, der Blick schweift öfter aus dem Fenster, wo bereits dunkle Wolken aufziehen. Dann heißt es: Koffer verladen, Plätze finden, anschnallen. Ein vertrautes Ritual, das heute jedoch anders wirkt – etwas wehmütiger, etwas langsamer. Uwe bringt den Motor zum Brummen, und kurz darauf rollen die Räder unseres Reisebusses in Richtung Heimat. Schon auf den ersten Kilometern begleitet uns leichter Regen, der im Laufe des Tages immer wieder zunimmt. Die Scheiben beschlagen, draußen zieht die hügelige Landschaft vorbei – grau, verregnet, fast melancholisch. Es passt zum Tag, denn mit jeder Stunde entfernen wir uns ein Stück weiter von den Eindrücken der letzten Woche: von den historischen Gassen Brüssels, dem romantischen Brügge, den Geschichten aus Ypern, den Hügeln der Ardennen und den grünen Tälern Luxemburgs. Und natürlich denken wir auch zurück an den Anfang unserer Reise – an die Niederlande. Dort hat alles begonnen: mit dem quirligen Amsterdam, den modernen Perspektiven in Rotterdam, der Gemütlichkeit von Delft und dem Regierungssitz Den Haag. Wir erinnern uns an das sanfte Licht auf den Grachten, an die beeindruckende Architektur, an Königspaläste und alte Meister. Und natürlich an den kulinarischen Abstecher nach Yerseke – wo wir frische Austern verkosten durften, direkt vom Meer auf den Teller. Ein unerwarteter Höhepunkt, der uns noch heute auf der Zunge liegt. Entlang der Strecke kommt der Verkehr stellenweise ins Stocken. Kleine Verzögerungen, aber niemand drängelt. Wir wissen, dass die Reise sich ihrem Ende nähert. Und dann beginnt das, was am schwersten fällt: Nach und nach verabschieden wir uns von den ersten Mitreisenden. Ein Händedruck, eine Umarmung, ein „Mach’s gut“ – ein Stück Reisegemeinschaft bleibt zurück, während wir weiterfahren. Am Abend erreichen wir schließlich Dresden. Noch einmal halten wir inne, lassen den Tag – und die Reise – ausklingen. Die herzliche Verabschiedung ist ehrlich und von Dankbarkeit getragen: für schöne Momente, fürs Miteinander, für eine Reise, die uns mehr gegeben hat, als nur neue Eindrücke. Und so steigen wir aus, mit leichtem Gepäck, aber vollem Herzen – in der Hoffnung auf ein Wiedersehen.