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Rundreise Costa Rica in kleiner Gruppe

Reisebericht: 07.11. – 22.11.2024

Viele Reisegäste, Kollegen, Freunde und Bekannte haben uns schon von Costa Rica vorgeschwärmt: von der traumhaften, abwechslungsreichen Natur mit Vulkanen, Regenwald und schönen Stränden, den vielen Tierbegegnungen. Zusammen mit unserem örtlichen Reiseleiter Nico möchten wir uns nun selbst ein Bild vom grünen Paradies machen, in dem alles der einen großen Lebensphilosophie untergeordnet ist: Pura vida!

Dr. Andreas Wolfsteller

Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller


1. Reisetag (Donnerstag, 07. November 2024): Anreise nach Costa Rica — Flug nach San José

Wer in ferne Länder verreisen will, muss oftmals zeitig aufstehen. Um 02:45 Uhr klingelt mein Wecker. Ich muss/darf/soll wieder los, diesmal geht es nach Costa Rica. Mit Nachtbus und S-Bahn mache ich mich auf den Weg zum Flughafen Leipzig/Halle. Kurz nach sieben bin ich bereits in Frankfurt und versuche dort, noch etwas Schlaf nachzuholen, bevor nach und nach meine Gäste eintreffen. Die gute Nachricht: Ich treffe alle meine (nur!) acht Gäste wohlbehalten und rechtzeitig (im Sinne von: bis hierhin hat mit Haustürtransfers und Zubringerflügen alles geklappt) am Abfluggate. Die schlechte Nachricht: Unser Abflug verzögert sich wegen der verspäteten Ankunft des A340-400 aus New York. Allerdings relativiert sich diese Botschaft schnell wieder, denn statt 12,5 Stunden wird unsere Flugzeit nicht einmal 11,5 Stunden betragen. Trotzdem natürlich noch ein langer Flug, der mit zwei Mahlzeiten, Bordunterhaltung und einer Mütze Schlaf (wer kann) gefüllt wird. Immer mal wieder kommt es für 10–15 Minuten zu leichteren Turbulenzen und das Wetter in San José sorgt mit Beginn des Landeanflugs für leichte Sorgenfalten auf der Stirn unseres Piloten. Es regnet heftig und die Wolken hängen tief. Die Landung glückt jedoch problemlos. (Nico erzählt mir später, dass in letzter Zeit einige Flüge umgeleitet werden mussten.) Bei der Einreise werden wir nur gefragt, wie viele Tage wir bleiben werden und in welchem Hotel wir zuerst übernachten. Nachdem wir alle Koffer erhalten haben, wird unser gesamtes Gepäck nochmals nach Früchten, Nüssen etc. durchleuchtet, denn es sollen keine Krankheiten nach Costa Rica eingeschleppt werden. Auch eine Spürhündin kommt zum Einsatz, die mit ihrer linken Pfote auf verdächtige Koffer weist. Draußen warten dann freudestrahlend unser örtlicher Reiseleiter Nico und eine Dame vom Hotel auf uns. Im langsam nachlassenden Regen fahren wir etwa eine halbe Stunde bis zu unserer ersten Unterkunft an den Ausläufern des Vulkans Poas. Hier warten jeweils eine Dusche und ein großes weiches Bett auf uns. Beides sehr willkommen nach dem langen Anreisetag und sieben Stunden Zeitverschiebung.

2. Reisetag (Freitag, 08. November 2024): Vulkan Poas — Kaffeeplantage mit Mittagessen — Nachtwanderung mit Froschbeobachtung

Durch den Zeitunterschied wachen wir in der ersten Nacht in Costa Rica mehrmals und/oder sehr zeitig am Morgen auf. So drehen einige Gäste meiner kleinen Gruppe schon vor dem Frühstück eine kleine Runde auf dem hoteleigenen Coffee Trail. Unsere Fahrt zum Vulkan Poas führt uns auch bereits an einigen Kaffeeplantagen vorbei. Die Straße windet sich höher und höher, stellenweise muss sich unser Kleinbus ganz schön den Berg hinaufquälen. Bei einem Fotostopp blicken wir zurück auf das Tal von San José zwischen den Vulkanen im Norden und dem Faltengebirge im Süden. Dann erreichen wir den Park und spazieren im leichten Sprühregen durch einen Zwerg-Nebelwald, wie uns Nico erklärt, zum Rand des Vulkans. An einigen Stellen konnte ich unterwegs ein bisschen den Schwefel riechen. Obwohl auch heute die Wolken von der Karibik herein- und über den Vulkan ziehen, lassen sich der Krater selbst und auch der See (bis zu 70 Grad heiß!) am Boden gut erkennen. Durch dichte Wolken, grüne Wälder und Weideland mit Holsteinrindern fahren wir nun bergab zu unserem zweiten Stopp, der Kaffeeplantage. Unterwegs kaufen wir spontan an einem Stand die lokalen Spezialitäten Erdbeeren und Käse, die wir auf der Weiterfahrt verkosten. Beides sehr lecker! Ein Fotostopp an einem Wasserfall ist die nächste Überraschung, die Nico für uns parat hat. Geht es jetzt jeden Tag so weiter? Gegen Mittag erreichen wir die Kaffeeplantage und bekommen dort auch erstmal ein traditionelles Mittagsgericht (Casado) mit u. a. Reis, Bohnen und Kochbananen. Anschließend führt uns Mahri (?) durch die Plantage und erklärt uns die gesamte Produktionskette von der Aussaat bis zur Röstung. Weil wir gut aufpassen, spendiert sie zwischendurch eine Runde Kaffeelikör. Draußen in der Sonne lässt es sich im Moment kaum aushalten. Dafür trocknen jetzt die Bohnen besonders gut. Natürlich bekommen wir am Ende der Führung auch eine Tasse Kaffee — aufgebrüht nach der traditionellen Methode. Und die braucht ihre Zeit … Zurück im Bus zeichnet Nico unsere heutige Route auf der Karte ein. Wir sind auf der Karibikseite der Vulkankette angelangt und müssen noch bis La Fortuna. Das ist gar nicht mehr so weit — gegen 15:30 Uhr sind wir am Hotel. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen haben, dürfen wir uns etwa eine Stunde ausruhen, bevor wir nochmals aufbrechen. Gemeinsam wollen wir auf einer Nachtwanderung den Froschkönig suchen. Mit einem Guide und Taschenlampen begeben wir uns in den Dschungel. Eine wahre Symphonie aus Luten erfüllt die Nacht. Schnell werden wir fündig und sehen die ersten Frösche. Der heftige Regen treibt sie wohl nach draußen, meint Nico. So kehren wir zwar klatschnass, aber mit einer erfreulich hohen Ausbeute zurück. Wir haben viele Regenfrösche gesehen, den berühmten Rotaugen-Grünfrosch, auch den kleinsten Frosch Costa Ricas, Sanduhr-Laubfrösche, ja sogar ein eigentlich tagaktiver Pfeilgiftfrosch hat für uns Glückspilze extra Überstunden gemacht. Außerdem haben wir eine Viper, einen Glasflügelschmetterling und schlafende kleine Eidechsen gesehen. Beim gemeinsamen Abendessen im Grillrestaurant gegenüber unserem Hotel — Nico hat freundlicherweise einen Tisch für uns reserviert — stärken wir uns nach dem doch recht langen ersten Rundreisetag in Costa Rica mit bereits vielen tollen Momenten.

3. Reisetag (Samstag, 09. November 2024): La–Fortuna–Wasserfall — Thermalquellen am Arenal

Mit einem Besuch beim La-Fortuna-Wasserfall starten wir gemütlich in unseren dritten Tag in Costa Rica. Den ersten Blick auf den Wasserfall erhaschen wir am Aussichtspunkt, bevor wir zur langen Treppe nach unten abbiegen. Die müssen wir nachher wieder hinauf. Uff. Immerhin können wir unten ein kleines Erfrischungsbad direkt am Fuß des Wasserfalls oder im abfließenden Bach nehmen. Trotz eines leichten Nieselregens wird diese Möglichkeit von einigen Touristen angenommen – scheint also nicht eisig kalt zu sein. Ich warte trotzdem lieber bis zum Abend … Nach dem Wasserfall sind wir anderthalb Stunden an kleinen Flussläufen in und um La Fortuna auf Faultiersuche — leider erfolglos. Zwar herrscht auf den Ameisenstraßen durch den Wald Hochbetrieb und auch kleine Eidechsen und Pfeilgiftfrösche kriegen wir vor die Kameralinse. Doch Faultiere? Fehlanzeige! Und dann fahren wir zum Mittagessen in ein sehr schönes Restaurant – und werden von Nico mit den Worten empfangen: „Wollt ihr lieber zuerst die Speisekarte anschauen oder erstmal das Faultier sehen?“ Ja, natürlich das Faultier! Das hängt nämlich direkt neben dem Restaurant in einem Baum und hangelt sich langsam durch die Äste. Was sind wir für Glückspilze! Und das beziehe ich ausdrücklich auch mit auf das unglaublich leckere Essen. Für mich gibt es ein überbackenes Wolfsbarschfilet mit Blattspinat. Ein Traum. Das gibt viele Pluspunkte für Costa Rica. Und leckere Schokolade gibt es in La Fortuna auch, wie ein Abstecher zum Schokoladengeschäft beweist, das mir schon gestern aufgefallen war. Und ich habe dafür ein ganz feines Radar! Am Nachmittag dürfen wir uns ausruhen und auf den abendlichen Ausflug vorbereiten. Es steht nämlich noch ein Besuch der heißen Quellen am Arenal an, auf den ich mich sehr freue! Vier Pools mit angenehm warmem Wasser zum Entspannen! Da stört es auch überhaupt nicht, dass es wieder vom Himmel tröpfelt, im Gegenteil. Auch ein Abendessen vom Buffet ist hier inklusive. Nach diesem Genießertag werden wir bestimmt alle ganz wunderbar schlafen!

4. Reisetag (Sonntag, 10. November 2024): Floating Tour auf dem Fluss zur Tierbeobachtung — Weiterfahrt nach Samara an der Pazifikküste

Nach zwei Nächten in La Fortuna verlassen wir die Gegend um den Vulkan Arenal. Ihm scheint das nicht zu gefallen, denn er schmollt und versteckt sich heute hinter dicken Wolken. Nico erzählt uns trotzdem einiges zu seiner Ausbruchsgeschichte. Am Arenal-Stausee machen wir einen ersten kleinen Stopp. Inzwischen hat es sich wieder so richtig eingeregnet. Da hatten wir am Morgen wieder richtig Glück, dass wir trockenen Hauptes zum Frühstück und zurück laufen konnten. Parallel zum See geht es nun erstmal weiter durch die grüne Vegetation. Linker Hand sehen wir immer mal wieder das Wasser. Wir überqueren die Grenze zur Provinz Guanacaste. Kaum zu glauben, dass es hier in ein paar Monaten staubtrocken sein soll, wie uns Nico erzählt. Noch ist alles grün. Zu unserer River Floating Tour werden wir schon erwartet. Die Guides sind ebenso aufgeregt wie wir, denn die Tour findet wohl seit 10 Tagen zum ersten Mal wieder statt. Entsprechend hungrig müssen die Krokodile sein … Vom Restaurant aus, in dem wir später dann auch unser Mittagessen bekommen werden, betrachten wir misstrauisch den angeschwollenen Fluss mit seiner starken Strömung und schicken ein Stoßgebet zum Himmel, dass sich das Wetter hält. Im Moment regnet es nämlich gerade nicht. Als wir dann wenig später mit Helm und Schwimmweste ausgestattet in den beiden Schlauchbooten sitzen und die erste Stromschnelle passieren, kommen uns Strömung und Fluss aus der Nähe betrachtet nur noch halb so schlimm vor. Stattdessen gilt unsere Aufmerksamkeit nun den Krokodilen, an die uns unsere Guides für meinen persönlichen Geschmack viel zu nah heransteuern. Aber gut, man(n) muss ja nur schneller schwimmen können als der Rest der Gruppe. Vom Wasser aus sehen wir zudem mehrere große Leguane, verschiedene Reiher und andere Vögel, Fledermäuse und Brüllaffen (Nico führt während der Reise akribisch Protokoll über die angetroffenen Tiere). Schade, denke ich bei mir, als wir am Ziel ankommen und wieder aussteigen müssen, die Affen hätte ich gern mehr aus der Nähe gesehen. Kaum sind wir ein paar Schritte in Richtung Bus gelaufen, hängen sie auch schon über unseren Köpfen in den Bäumen, die Brüllaffen, und lassen sich in aller Ruhe fotografieren. Da wäre jeder Tierfilmer neidisch. Hera fährt uns mit dem Bus zurück zum Restaurant, d. h. dem Ausgangspunkt der Tour, wo nun das vorbestellte Mittagessen auf uns wartet. Es gibt auch wieder Casado, aber sogar in einer noch besseren Variante und mit einem leckeren Kuchen als Nachtisch. Wir scheinen heute zur Abwechslung das Wetterglück im Wetterunglück gepachtet zu haben, denn während wir genüsslich unser Dessert löffeln, öffnet der Himmel wieder alle Schleusen. Und zum weiteren Glück steht für den Nachmittag nur noch die Weiterfahrt durch Nicoya bis nach Samara auf dem Programm. Unser Hotel befindet sich nicht weit vom Pazifikstrand entfernt und wird von einer deutschen Auswandererfamilie geführt. Sie haben sich in Samara ein wirklich schönes Anwesen aufgebaut — hier werden wir es bestimmt drei Nächte aushalten. Nico versichert uns, dass uns auch das Frühstück gut gefallen wird. Da sind wir schon gespannt. Am Abend kämpfen wir uns durch den Regen die ca. 450 Meter zum Abendessen in einer schicken Pizzeria am Strand. Es ist stürmischer geworden und der Wind pfeift durch die mit Lichterketten geschmückten Palmen. Die Beleuchtung, das Pfeifen des Windes, das Rauschen der Wellen – eine kitschige und verregnete, aber dennoch schöne Atmosphäre. Dazu gibt es leckere Pizza, was wollen wir mehr! Auf dem Rückweg hört sogar der Regen auf. Vielleicht wird ja morgen wieder besseres Wetter? Für die geplante Delfinbeobachtung wäre es sicher gut.

5. Reisetag (Montag, 11. November 2024): Bootstour zur Delfinbeobachtung – Freizeit in Samara

Da es in den letzten Tagen viel, sehr viel geregnet hat, kann die Kajaktour zu den Mangroven leider nicht stattfinden. Stattdessen machen wir heute alle die Bootstour zu den Delfinen, die für den morgigen Tag als fakultative Option angeboten wurde. Nach einem sehr guten Frühstück werden wir vom Hotel abgeholt. Genau genommen nehmen wir hinten auf der Ladefläche eines Lkws Platz. Es geht also schon recht abenteuerlich los. Am Strand wird es nicht viel besser. Einige Straßenhunde kommen gleich auf uns zu. Zwischen dem angespülten Strandgut suchen sie nach Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten. Die hölzernen Boote am Strand erwecken nicht gerade Vertrauen. Worauf haben wir uns hier eingelassen? Doch es ist ein stabiles modernes Beiboot, das uns abholt. Ein kleines Stück müssen wir durchs Wasser waten, um einsteigen zu können. Unser Katamaran für die Tour liegt ein paar Meter vom Strand entfernt in der Bucht. Damit hüpfen wir nun über die Wellen und begeben uns auf die Suche nach Delfinen. Zunächst stoßen wir draußen auf dem Meer jedoch nur auf ein schwarzes Piratenschiff vor Anker. Weiter nordwestlich sind wir dann plötzlich von etwa 500 Schlankdelfinen (laut Schätzung der Crew) umgeben, die in kleinen Grüppchen zusammen schwimmen, tauchen, aus dem Wasser springen, spielen. Auf meinen Reisen bin ich schon einige Male auf Delfine getroffen, aber so ein Erlebnis hatte ich noch nie. Am liebsten würde ich ins Wasser hüpfen und mit ihnen weiterziehen. Was wohl ihr nächstes Ziel ist? Wir folgen ihnen ungefähr 20–30 Minuten, bevor wir abdrehen und in Richtung Samara zurückfahren. In der Bucht wird noch ein Stopp zum Baden eingelegt; Nico springt natürlich sofort ins Wasser. Am Strand warten unsere Schuhe auf uns, die wir hier zurückgelassen hatten, sowie drei Hunde, die fleißig darauf aufgepasst haben. Welches Glück wir wieder hatten, merken wir nach unserer Rückkehr ins Hotel. Da fängt es nämlich wieder an zu regnen. Am Nachmittag/Abend folgt jedoch nochmals eine trockene Phase. Die meisten von uns nutzen den freien Nachmittag für einen Spaziergang am Strand. Zum Abendessen geht es auch wieder ans Meer, diesmal allerdings in eine Strandbar.

6. Reisetag (Dienstag, 12. November 2024): Wanderung auf der Werner Sauter Reserve — Freizeit in Samara

Auch am zweiten Morgen in Samara werden wir um 9:00 Uhr am Hotel abgeholt und hinten auf den bekannten Lkw verladen. Diesmal werden wir jedoch nicht zum Strand transferiert, sondern mitten im Wald abgesetzt. Es wird wohl ein Regenspaziergang werden. Inzwischen sind wir jedoch gut präpariert. Sowohl Sonnencreme als auch Regenschutz sind stets griffbereit. Unter einer Hütte suchen wir vorübergehend Schutz. Von oben beäugen uns neugierig die Langnasenfledermäuse. Kaum hat unser Guide Christopher mit seiner Einführung begonnen, lockt uns schon ein weiteres Tier mit einer langen Nase wieder ins Freie: ein Nasenbär. Genüsslich macht er sich über die Reste einer Ananas her und folgt uns sogar ein Stückchen, als wir schließlich in Richtung Aussichtspunkt aufbrechen. Christopher führt uns nun durch die historische Plantage. Unterwegs bekommen wir Erklärungen zur Entstehungsgeschichte des Reservats (es soll vorrangig als Wildtierkorridor dienen), zu einzelnen Pflanzen, zur historischen Bauweise, zu seinem Wildbienenprojekt und auch zu einigen Tierarten. Am Aussichtspunkt angekommen sehen wir allerdings … wenig bis gar nichts von der Bucht von Samara. Dazu ist das Wetter weiterhin zu schlecht, auch wenn der Regen nun kurzzeitig aufgehört hat. Der Nebel reißt zwar zwischendurch auf, sodass wir Strand, Meer, Inseln und auch das Riff einigermaßen gut sehen können. Da haben wir heute wirklich noch den besten Moment abgepasst, bevor das Wetter wieder umschlägt. Denselben Weg geht es wieder zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung, wo nun auf UNS einige Scheiben Ananas und ein erfrischendes Getränk warten. Wir bedanken uns bei Christopher für den sehr interessanten Spaziergang und kehren zum Hotel zurück. Der Nachmittag bleibt tatsächlich halbwegs trocken, sodass sich für meine Gäste ein weiterer Spaziergang zum Strand anbietet. Gegen 16 Uhr funktioniert dann auch das Internet wieder, das seit der Nacht im ganzen Ort durch umgestürzte Bäume ausgefallen war. So kann ich an der kleinen Eisdiele doch noch zwei Kugeln Eis bezahlen, um mein Buchprojekt über die besten Eisdielen der Welt voranzutreiben. Den letzten Abend in Samara begehen wir abermals in einem Restaurant am Strand. Dafür haben Nico und ich diesmal ein Grillrestaurant ausgesucht, wo das Essen auf dem Rost über Holzkohle zubereitet wird.

7. Reisetag (Mittwoch, 13. November 2024) Besuch der Kaffeeplantage — Weiterfahrt nach Monteverde — Historischer Vortrag

Zum Glück fährt heute Hera mit seinem froschgrünen Bus vor und nicht der Lkw. Beim Koffer-Tetris erreichen er und Nico ein neues Level und wundern sich, dass diesmal noch so viel Platz ist. Kühlere Gefilde hat Nico uns zur Abwechslung versprochen — und tatsächlich zeigt meine Wetter-App für unser nächstes Ziel Monteverde gerade mal 17 Grad an. Vorsichtshalber habe ich gleich Mütze, Schal und Handschuhe ins „Handgepäck“ gesteckt. Natürlich regnet es auch bei unserem Abschied aus Samara. Eine solche Wetterlage hat es wohl seit Jahrzehnten nicht gegeben. Über Nicoya und die Friedensbrücke verlassen wir die Halbinsel und kehren zur Panamericana zurück. Während der Pause in Limonal suchen wir rote Aras, jedoch letztendlich erfolglos. Nur zwei Pleite- äh Rabengeier sitzen auf einem Baum. Wer hier im überteuerten Souvenirladen einkauft, ist aber ganz schnell pleite. Wenig später biegen wir nach Monteverde ab und fahren durch ein ehemaliges Bergbaustädtchen. Über eine schmale, steile Straße in teils fragwürdigem Zustand geht es immer weiter bergauf und bergauf. Bei etwa 900 Höhenmetern sind wir in den Wolken angekommen. Wald und Weideflächen versinken immer mehr im Nebel. Schließlich sehen wir ein Schild am rechten Straßenrand: Lluvia de Gloria — wir sind an der Kaffeeplantage angekommen. Hera schafft es mit dem Bus aufgrund des aufgeschwemmten Bodens nicht rückwärts in die Einfahrt, weshalb wir schnell die 100 Meter bis zum Hauptgebäude laufen. Seine Portion Casado bringen wir unserem herzlichen Chauffeur aber an den Bus. Während des leckeren Mittagessens (alles frisch und nur für uns zubereitet) fängt es wieder an, vom Himmel zu schütten. Spontan fragt Nico unseren Gastgeber Alan, ob er nicht für uns erstmal Kaffee rösten könnte. Das wollte Alan heute sowieso noch tun, weshalb wir Zeuge werden, wie ein echter Vollprofi die hochwertigen Bohnen bis zur Perfektion röstet. Genau diese frisch vor unseren Augen gerösteten Bohnen können wir am Ende des Besuchs für einen fairen Preis käuflich erwerben. Der Regen lässt langsam wieder nach. Nun kommen wir doch noch in den Genuss unserer Führung über die Bio-Plantage. Neben Kaffee werden diverse Zitrusfrüchte und traditionelle Pflanzen angebaut, z. B. Yucca, Kochbananen und Luftkartoffeln. Zwei süße Hunde begleiten uns und passen auf uns auf. Den kleineren würde ich am liebsten gleich mitnehmen. (Und am liebsten zur sicheren Verwahrung auch gleich die beiden Schweinchen mit den Namen „24.12.“ und „31.12.“ — Nomen est Omen, oh oh.) Nach dem sehr schönen ausgedehnten Aufenthalt auf der Plantage setzen wir unsere Fahrt nach Monteverde fort. Weit ist es nun nicht mehr. Am frühen Abend erwartet uns noch ein interessanter Vortrag von Ricardo über die Quäkerfamilien, die sich aus den USA fliehend in den 1950er Jahren in Costa Rica niederließen und hier in Monteverde mit viel körperlichem Einsatz ein neues (verregnetes) Zuhause sowie die erste Käserei des Landes aufbauten. Die Geschichte von Ricardos Familie ist auch eng verknüpft mit der Geschichte des Nebelwaldes und des Nationalparks. Nach der Präsentation fahren Nico, Hera und ich mit einigen Gästen noch zu Nicos Freundin Rebecca, die mit ihrer Familie ein Restaurant betreibt. Und zwar ein sehr gutes, denn wir sind von der Qualität der Speisen sehr angetan und wollen morgen gleich mit der ganzen Gruppe wiederkommen!

8. Reisetag (Donnerstag, 14. November 2024): Auf Hängebrücken durch den Nebelwald von Monteverde — Faultier–Auffangstation — Café Kolibri

Zur Abwechslung regnet es heute wieder stärker, aber auch nicht nur. Nein, Petrus täuscht ab und zu so etwas wie eine Pause oder Auflockerung der Wolkendecke an. In Wirklichkeit ist es jedoch nur das Luftholen für den nächsten heftigen Schauer. Das Prasseln der Regentropfen auf dem Dach unseres Busses oder den Wellblechdächern der Häuser gehört inzwischen standardmäßig als Hintergrundmusik zu jedem Reisetag dazu. Auf der Fahrt zum Nebelwald von Monteverde beschließen wir jedoch gemeinsam, uns auch den Rest unserer Reise nicht davon verderben zu lassen. Beim Spaziergang auf den Hängebrücken zwischen den Baumwipfeln könnte es tatsächlich auch viel schlimmer sein. Nico erklärt uns den Aufbau der Vegetation, einzelne Pflanzen und weitere Besonderheiten des Nebelwaldes, während wir nacheinander die acht Hängebrücken überqueren. Den Rest des geplanten Tagesprogramms basteln wir jedoch wetterbedingt um und nehmen nach einer Kuchenpause an einer Führung durch die Auffangstation für Zweifingerfaultiere teil. Während einige der elf Faultier-Weibchen tief und fest schlafen, tun uns andere den Gefallen und klettern gaaaaaaaaaaaaanz langsam an den Leitern und Seilen durch die Halle. Neugierig werfen sie einen Blick auf uns — aus ihrer Sicht — hektische Besucher herunter. Immer schön mit der Ruhe! Fressen, schlafen, fressen, schlafen, ein Mal pro Woche ein Toilettengang — Pura Vida! Ganz ohne Mittagspause wollen wir unseren Ausflug nicht beschließen, weshalb wir auf der alten Quäker-Straße das Café Kolibri ansteuern. Der Name ist Programm: Ganz viele Kolibris in verschiedenen Farben — von grün glänzend bis violett — flattern um unsere Köpfe herum. Im Vergleich zu den Faultieren genau das andere Extrem. Leckeren Kaffee und Aqua dulce con leche gibt es hier auch. Auf der holprigen Straße kehren wir nun durch den Regen zum Hotel zurück. Für etwas mehr als zwei Stunden können wir uns ein bisschen ausruhen, dann habe ich zum großen Umtrunk geladen. Mit einer Flasche Rum feiern wir Bergfest und trinken uns das Wetter schön. Es folgt ein weiteres Abendmahl bei Nicos Freundin Rebecca. Diesmal kommen alle mit zum Dinner, das heute etwas zeitiger stattfindet — wir wollen/müssen nämlich morgen leider auch zeitiger los.

9. Reisetag (Freitag, 15. November 2024): Fahrt von Monteverde nach Osa entlang der Pazifikküste

Uns Zugvögel zieht es heute zurück in wärmere Gefilde, zurück an die Pazifikküste. Der Regen kommt jedoch mit. Oder ist schon da, je nachdem. Die Straße hinunter soll besser sein, was streckenweise Ansichtssache ist. Wir erreichen das Flachland, wo der Regen vorübergehend aufhört, und kehren zur Lagebesprechung an einer Art Raststätte mit Buffetrestaurant und Souvenirladen ein. Es sieht nämlich gar nicht gut aus. Nach den heftigen, historischen Regenfällen der letzten Tage ist die Straße vor uns wegen mehrerer Erdrutsche gesperrt. Ein Stück Käsekuchen mit Nutella hilft vorerst gegen die aufkommende schlechte Stimmung. Nach vielleicht 40 Minuten verkündet Nico die Weiterfahrt; die Straße soll wohl wieder frei sein. Sehr weit kommen wir jedoch nicht. Entweder stimmte die Meldung nicht oder es gab einen weiteren Erdrutsch. Wie dem auch sei: Kurz vor dem Carara-Nationalpark (bei mir werden Erinnerungen an meinen ersten kurzen Aufenthalt in Costa Rica wach) stecken wir im Stau fest. Den vielen Krokodilen im Rio Grande de Tárcoles gefällt das (vermutlich). Nico und ich sehen allerdings heute nur ein kleines Krokodil im hohen Gras. Der Fluss ist deutlich über die Ufer getreten. Die starke Strömung könnte sogar die größere Gefahr darstellen als hungrige Reptilien. Wir beide laufen ein Stück, teils um uns die Beine zu vertreten, teils um uns ein Bild der Lage zu machen. Nach sieben (!) Kilometern vorbei an wartenden Trucks und Pkws haben wir bei Tárcoles den Erdrutsch erreicht. Die Straße sieht schon freigeschaufelt aus, aber es wird noch gebaggert. Trotzdem besteht die Hoffnung auf eine baldige Weiterfahrt. Im Örtchen besorgen wir Bier und Snacks für unsere wartenden Gäste. Ein freundlicher Lkw-Fahrer, der aus Tárcoles in die Gegenrichtung unterwegs ist, nimmt uns bis zu unserem froschgrünen Bus mit. So ist das Bier sogar noch kalt und unsere Gäste freuen sich sehr über die Erfrischung. Auch der blaue Himmel, der ab und zu zwischen den Wolken sichtbar ist, hebt die Stimmung. Ohne Erdrutsche hätte es eigentlich ein sehr schöner Abend und Sonnenuntergang am Hotelpool werden können … Es dauert jedoch nochmals etwa eine Stunde, bis es endlich weitergeht. Zähflüssig, mit Unterbrechungen, aber immerhin. Hinter Jaco kommt der Verkehr auch langsam wieder mehr ins Rollen. Inzwischen ist es schon lange dunkel und unsere Mägen knurren laut (zumindest bei einigen). Ein Halt an einem Buffetrestaurant am Straßenrand verschafft Abhilfe. Das geht auch schnell, sodass wir kurz nach acht wieder zurück auf der Straße sind. Die ist nun auch fast leer — wahrscheinlich haben sich die Trucker inzwischen alle eine Unterkunft bzw. einen Parkplatz gesucht. Gegen 22:30 Uhr weckt mich Nicos sanfte Stimme aus einem leichten Schlummer. Fünfzehn Stunden sind seit unserer Abfahrt aus Monteverde vergangen. Gegen alle Widrigkeiten haben wir unser Hotel doch noch erreicht, sogar noch vor Mitternacht. Die schönen großen Zimmer sind eine erste kleine Entschädigung für die heutigen Strapazen.

10. Reisetag (Samstag, 16. November 2024): Weiterfahrt nach Sierpe — Überfahrt mit dem Boot zur Drake Bay

Im Crystal Ballena wären wir gern noch 1–2 Nächte länger geblieben. Doch wir folgen weiter dem Ruf des Abenteuers. Unsere nächste Unterkunft können wir nur mit dem Boot erreichen … Wir starten im inzwischen obligatorischen flüssigen Sonnenschein und fahren zurück auf die Hauptstraße. Nachdem wir die Panamericana kurz gekreuzt haben, führt uns unsere Route vorbei an Palmölplantagen bis nach Sierpe. Hier verpacken und verladen wir unsere Koffer und Rucksäcke in ein (überdachtes) Motorboot. Das Verpacken ist nötig, denn natürlich regnet es sowieso wieder und außerdem kann die Überfahrt etwas spritzig werden, vor allem an der Schwelle zwischen Fluss und Meer. An den Häusern und anderen Booten in Sierpe tuckern wir noch gemächlich vorbei. Dann erfolgt der Sprung auf Warpgeschwindigkeit und wir zischen mit Karacho los. Mit viel Schwung geht es in die Kurven; wer bremst, verliert. Auf dem Meer wird es holpriger, wir hüpfen munter auf und ab. Der letzte Abschnitt der Anfahrt führt über offenes Wasser, quer durch die Drake Bay, und dauert etwa 15 Minuten. Dann gehen wir zurück auf Impulsgeschwindigkeit und nähern uns langsam dem Anleger. Während unsere Koffer ausgeladen und auf unsere Zimmer gebracht werden, begrüßen uns unsere Gastgeber Christina und Ronald mit Cocktails im Hotel Aguila d‘Osa. Wir bekommen auch sogleich unser erstes Mittagessen und lernen dabei Chefkoch Dixon kennen. Er wird uns die nächsten 72 Stunden kulinarisch verwöhnen. Mehr kriege ich nicht mehr mit, nachdem uns die beiden Keksdosen gezeigt worden sind — mein inneres Krümelmonster übernimmt von nun an die Kontrolle. Immerhin wissen meine Gäste gleich, wo ich im Zweifel stets zu finden bin. Nico gibt uns nun Zeit zum Beziehen unserer schicken Zimmer. Die persönliche Hängematte auf der Veranda muss gleich ausprobiert werden! Später am Nachmittag entführt uns Nico auf einen kleinen Abenteuerspaziergang durch den Regenwald zum Cocolito Beach. Ein süßer Hund begleitet uns und passt treuherzig auf uns auf. Beim Überqueren der Hängebrücke kommt Indiana-Jones-Feeling auf. Dann werden wir Zeuge eines seltenen Wetterphänomens: Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg durch das dichte Blätterdach! Halleluja! Da ärgere ich mich ja fast, dass ich meine Badehose im Hotel gelassen habe. Am ersten Strand zockt uns Nico erstmal alle beim Einsiedlerkrebsrennen ab — sein kleiner Krebs war eindeutig mit Pilsen gedopt. Am zweiten Strand hüpfen einige Gäste tatsächlich mit Nico ins Wasser und schwimmen eine Runde. Das Wasser hat wohl um die 25–26 Grad. Kaum vorstellbar, nach all dem Regen der letzten Tage. Wir treten langsam den Rückweg an, denn in Costa Rica wird es immer zeitig dunkel. (Sonnenuntergang ist gegen 17:20 Uhr.) Beim Abendessen gibt es zum Nachtisch leckere Erdbeer-Crème-Brûlée — ein toller Abschluss für unseren ersten Tag im Paradies. Ein letzter Gute-Nacht-Keks muss jedoch noch sein …

11. Reisetag (Sonntag, 17. November 2024): Bootstour durch die Mangroven — Kajaktour auf dem Fluss

Schon beim viel zu zeitigen Frühstück beginnen heute die Tierbegegnungen. So treten wir spontan dem Verein der Wildbienenzüchter bei, nachdem sich die — zum Glück stachellosen — Insekten über unsere Marmelade und Ananas hermachen. Das Personal „rettet“ uns mit kleinen Marmeladentellern als Ablenkung. Dem frechen Kapuzineräffchen im Gebälk wird hingegen mit der Wasserpistole gedroht. Mit dem ersten morgendlichen Sonnenschein seit Tagen kommen offenbar auch die Tiere heraus, um Fell, Panzer bzw. Gefieder zu trocknen. In den Nationalpark können wir heute trotz des besseren Wetters nicht fahren, weshalb wir stattdessen mit Freddy und Gabriel eine Bootstour durch die Mangroven machen. Wir fahren also mit demselben Boot (aber ohne Koffer) die Strecke bis Sierpe wieder zurück, nehmen uns allerdings deutlich mehr Zeit. Es geht gefühlt Schlag auf Schlag, nachdem wir die ersten Mangroven erreicht haben. Dort, ein Blaureiher! Da oben hängt ein Faultier im Baum! Da drüben auf der Sandbank läuft ein kleines Krokodil ins Wasser! Hunderte Winkerkrabben grüßen beim Vorbeifahren. Für unsere Erfolgsliste sammeln wir noch Schmuckvögel, Silberreiher, Marmorreiher, vier Arten von Eisvögeln, darunter die kleinste Art überhaupt, Leguane, ein Zweifingerfaultier mit Baby sowie ganz viele Spitzkrokodile. Vor den großen Exemplaren mit vier Metern Länge hat sogar Crocodile Nico Respekt. In Sierpe wollen wir eine Pause machen, jedoch ist die Anlegestelle durch einen Leguan blockiert, der sich ausgerechnet diesen Ort zum Sonnen ausgesucht hat. Er entfleucht geschwind ins Wasser, als wir uns nähern. Im Schaukelstuhl futtern wir während der Pause Melone und leckeren Kuchen und freuen uns wie die Krokodile über das sonnige Wetter. Endlich mal kein Regen! Obwohl, ein bisschen genieselt hat es unterwegs schon. Noch trauen wir dem Frieden also nicht. Auf der Rückfahrt sehen wir noch mindestens vier weitere Krokodile, halten aber schon gar nicht mehr dafür an. Draußen auf dem Meer gleitet uns majestätisch ein Pelikan voraus und weist uns den Weg zur Drake Bay. Wir fahren an schönen Traumstränden vorbei, die wir gestern gar nicht richtig erkennen konnten. Am Steg wartet schon meine Spanischlehrerin Christina auf mich, oh oh! Keine Zeit, das Mittagessen wartet schon auf uns! Nochmal Glück gehabt! Nach dem Essen gibt es ein dichtes Gedränge an den Keksdosen. Hoffentlich bleiben für mich auch welche übrig! Ein Päuschen wird uns von Nico noch gegönnt, bevor er uns am Nachmittag zu einer Kajaktour einlädt. Im Verbund geht es erst gegen die Strömung flussaufwärts in den Dschungel. Am Ufer sonnt sich eine Eidechse und wir sehen einen weiteren Reiher sowie kleinere Vögel. Wir passieren mehrere kleine Wasserfälle und kehren schließlich an einem etwas größeren um, nachdem uns die Strömung doch zu stark geworden ist. Zurück an der Anlegestelle lichten sich langsam die Reihen. Zu fünft fahren wir noch ein Stück aufs Meer hinaus. Wir hatten ihn schon fast vermisst, aber nun kehrt der Regen doch noch zurück und treibt uns wieder in Richtung der Keksdosen, also zum Hotel. Das Abendessen ist aber heute tatsächlich so reichhaltig und gut, dass selbst für einen Keks kein Platz mehr ist. Aber dafür gab es ja „Deutschen Krokant“ zum Nachtisch — auch wenn niemand von uns je davon gehört hat.

12. Reisetag (Montag, 18. November 2024): Zweite Bootstour zur Walbeobachtung — Spaziergang nach Drake Bay — Zweite Kajaktour

Das Prasseln des Regens und ein mehrmaliges dumpfes Poltern auf dem Dach holen mich wieder aus dem Schlaf. Letzteres stellt sich später als die Landung von Kapuzineraffen heraus, die von den Bäumen auf das Wellblech springen. Auch während des Frühstücks regnet es munter weiter, wovon sich aber Bienen und Kapuzineraffen nicht stören lassen. Doch diesmal sind wir vorbereitet. Für die einen gibt es Marmelade, für die anderen die Wasserpistole. Gut gerüstet verteidigt Reiseleiter Andreas das Frühstück seiner Gäste. Was wird aber nun aus unserem geplanten Tagesprogramm? Der Corcovado-Nationalpark bleibt noch mindestens drei Tage geschlossen und eine Wetterprognose ist schwierig. Am Ende wird es eine weitere Walbeobachtung, zu der Nico mit sechs Gästen aufbricht. Da gerade Ebbe ist, müssen sie mit einem kleinen Boot zum größeren Boot gebracht werden, das draußen in der Bucht festgemacht ist. Mit zwei Damen bleibe ich im Hotel zurück und widme mich heute der Büroarbeit. Vom nächsten Regenschauer bleiben sie draußen auf dem Meer verschont und sehen einige Delfine und sogar Buckelwale. Ein Erfolg also, wie strahlende Augen nach der Rückkehr verraten. Den Nachmittag nutzen wir dann spontan für einen Spaziergang zum kleinen Dorf an der Drake Bay. Am Aussichtspunkt erzählt Nico von den Abenteuern des Francis Drake, während ich eine Flasche Alkohol aus dem Rucksack zaubere. Freibeuter und Rum, das passt zusammen wie die Faust auf die Augenklappe. Der nächste kurze Regenschauer läutet den Rückmarsch ein. Nun tauschen wir die Rollen: Während sich Nico jetzt wiederum seinem Bürokram widmet, klettere ich mit zwei Freiwilligen noch einmal in die Kajaks. Die gestrige Tour auf dem Fluss hat uns so gut gefallen, dass wir das Erlebnis wiederholen möchten. Wir nehmen uns Zeit, lassen uns treiben, lauschen den Geräuschen des Dschungels. Am Ende schaukeln wir noch ein bisschen auf den Wellen der Bucht, während die Sonne langsam hinter uns hinter der Halbinsel untergeht. Das Wasser ist ruhiger als gestern, die Färbung des Himmels noch schöner. Inspiriert durch Nicos Erzählungen entern wir fast noch einen weißen Katamaran, dem wir immer näher kommen, doch entscheiden uns rechtzeitig für unser anständiges, ehrliches Touristenleben — und kehren zum Abendessen zum Hotel zurück. Mit Nicos Wort zum Dienstag endet nach dem Nusskuchen der letzte Abend in unserem kleinen Paradies.

13. Reisetag (Dienstag, 19. November 2024): Rückfahrt mit dem Boot nach Sierpe – Weiterfahrt über den Berg des Todes nach San Gerardo de Dota

Mein erster Gedanke nach dem Klingeln des Weckers, nein eigentlich noch vor dem Klingeln des Weckers, gilt Nico und seiner optimistischen Wetterprognose von gestern Abend. Ich weiß nicht, ob es wirklich der heftigste Regenschauer ist, den ich bisher in Costa Rica erlebt habe. In meinem noch sehr verschlafenen Zustand kommt er mir jedenfalls so vor. Es rumpelt wieder heftig auf dem Dach. Als ich in meine Badelatschen schlüpfe, blicken mich etwa sechs bis acht neugierige Affenköpfchen aus den Giebelfenstern an und beobachten einen fluchenden Eberhardt-Reiseleiter bei seinem täglichen Morgenritual, darunter auch mindestens eine Affenmutter mit ihrem Jungtier, die so ab fünf Uhr morgens lärmend vor den herabstürzenden Wassermassen ausgerechnet unter meinem Vordach Schutz gesucht haben. Mein chaotisches Treiben wird von ihnen allen fleißig kommentiert. Da bin ich den fünf Fledermäusen im mittleren Giebelfenster dankbar, dass sie mich nur wortlos beäugen. Kann man sich so sehr in einen Ort verlieben, einen Ort, über dem ein besonderer Zauber zu liegen scheint, an dem man herzlich aufgenommen und vorzüglich bewirtet wird, dass der Abschied unheimlich schwerfällt? Die kleinen Tränen, die sich in meinen Augenwinkeln sammeln, und ein Gefühl der Traurigkeit, als unser Boot ablegt und uns unsere Gastgeber Christina und Roland nochmals zuwinken, sind meine Antwort auf diese Frage. Nicht vermissen werde ich hingegen die vielen Stufen hinauf zu unseren Zimmern und die holprige Überfahrt über die Drake Bay. Auch das Meer scheint etwas aufgebracht ob unseres Abschieds. Von der Fahrt auf dem Fluss durch den Regen völlig durchnässt fallen wir Hera in die Arme, der uns am Anleger mit einem neuen Bus erwartet. (Ach, ein riesiges hungriges Krokodil haben wir übrigens auch wieder gesehen.) Dank vieler helfender Hände sind unsere Koffer schnell durch eines der hinteren Fenster auf die Rückbank gehoben und wir beginnen unsere Fahrt in die Berge. In Palmar Norte halten wir schon das erste Mal wieder an, weil uns Nico riesige mysteriöse Steinkugeln zeigen will, die vor ungefähr 1.500 Jahren von der Urbevölkerung mit unbekannten Methoden zu unbekannten Zwecken in vermutlich mühevoller Arbeit produziert worden sind. Ein überdimensionales Murmelspiel? Ein astronomischer Kalender? Fragen, die wohl ohne Zeitmaschine nie beantwortet werden können. Auf der bekannten Küstenstraße fahren wir ein Stück zurück gen Norden, diesmal allerdings bei Tageslicht, sodass wir ab und zu einen Blick auf den Pazifik erhaschen können. Für die Mittagspause hat Nico auch extra ein kleines Restaurant mit Aussicht gewählt — sehen tun wir allerdings nichts. Die Wolken ziehen sogar durch die Sichtfenster bis zu unserem Tisch hinein. Vielleicht ist es auch gut so, dass wir wetterbedingt vom berühmt-berüchtigten „Berg des Todes“ auf der Panamericana nicht viel mitbekommen. Aber es sieht rings um uns herum auch auf einer Höhe von 3.400 Metern immer noch sehr grün aus. Da draußen ist immer noch ein Wald, vielleicht nicht ganz so hoch und dicht, aber immer noch ein grüner Wald. In den Alpen gäbe es auf dieser Höhe nur den blanken Fels. Ins wildromantische Tal von San Gerardo de Dota führt eine steile Stichstraße hinab, die Hera noch einmal herausfordert. Damit wir uns nicht erst umgewöhnen müssen, fahren wir an allen Hotels vorbei, die (noch) im Trockenen liegen, und halten genau an dem, über dem es schon regnet. Danke, Nico! Zu seiner Ehrenrettung: Es ist ein sehr schönes Hotel mit einer sehr hübschen Gartenanlage. Und gebucht hat er es ja auch nicht. Und wenig später regnet es sowieso im ganzen Tal, auf noch rund 2.000 Metern Höhe. Es ist merklich frischer als unten am Pazifik, als wir gegen 16:00 Uhr aussteigen und unsere Zimmer beziehen. Den großen Tisch zum Abendessen haben wir heute im Hotelrestaurant schon etwas zeitiger gebucht, denn morgen geht es früh los — noch vor dem Frühstück —, denn der Quetzal ist ein früher Vogel, der aber gar keine Würmer fängt (bzw. selten).

14. Reisetag (Mittwoch, 20. November 2024): Quetzal–Beobachtung – Wanderungen im Tal von San Gerardo de Dota

Sein Tagesablauf macht mir den Göttervogel erstmal direkt unsympathisch. Grummelnd quäle ich mich aus meinem Zimmer und werde gleich geblendet. Was ist denn das? Und wieso ist der Himmel auf einmal so blau? Das helle Licht wäre wohl die Sonne, erklärt uns Nico. Die scheint in Costa Rica aber fast so scheu zu sein wie dieser Quetzal, nach dem wir nun in der morgendlichen Kälte suchen müssen. Wir fahren mit dem Bus ein Stück die Straße zurück und laufen dann zu Fuß einen Hügel hinauf, hinter dem Nico schon häufig auf den Quetzal gestoßen ist. Die Gruppe von Hobby-Ornithologen, die mit schwerem Fotogerät bewaffnet bereits dort Stellung bezogen hat, scheint seine Story zu bestätigen. Die Sonne kommt immer mehr hinter den Bergen hervor und badet das Tal in goldenem Licht. Sind wir noch in Costa Rica? Auch die Vogelwelt scheint sich über den Wetterumschwung zu freuen, denn wir sehen nicht nur einen Quetzal, sondern mindestens zwei oder sogar drei, die überhaupt nicht scheu zu sein scheinen, sondern eine tolle Show für uns alle abziehen. Und ja, nachdem die Müdigkeit meine Glieder so langsam verlassen hat, erfreue auch ich mich an diesem tollen Schauspiel und den wunderschönen Vögeln. Wir sind dann schon im Gehen, schon fast um die Kurve, als uns ein Quetzal folgt und sich ganz nah neben uns auf einem Ast niederlässt, uns neugierig beäugt. Da kriegen wir sogar mit dem Handy recht gute Aufnahmen hin. Nun geht es aber erstmal zurück ins Hotel, zum Frühstück. Den wärmenden Kaffee oder Tee haben wir uns nach diesem tollen Erfolg auch verdient, ebenso wie eine kleine Erholungspause. Immerhin will Nico mit uns noch vor dem Mittagessen einige Höhenmeter überwinden und zum Aussichtspunkt wandern. Der Weg geht durch einen märchenhaften Hochgebirgs-Eichenwald und gehört zum Naturschutzgebiet um das Hotel herum. Damit ich die schwere Flasche Rum nicht auch noch wieder hinuntertragen muss, bitte ich um Mithilfe bei der Entleerung. Da muss ich natürlich nicht lange fragen. Nico hat auch wieder den passenden Trinkspruch auf Lager. An den Aussichtspunkt schließt sich ein weiterer Wanderweg an, der schmaler ist und an einem Bach entlang stärker durch das Unterholz führt. Die erhofften einheimischen Wildschweine sehen wir aber nicht. Der grüne Weg führt zurück auf den Hauptweg und damit zurück zum Hotel. Wir können die anschließende Mittagspause individuell verbringen und verabreden uns für den Nachmittag zu einer zweiten Wanderung am Fluss. Am Anfang geht es noch sehr gemütlich und entspannt los, aber nach der Forellenzuchtstation kommt bei Nico wieder der Abenteurer durch. Er möchte uns noch einen Wasserfall zeigen, aber das schaffen wir am Ende zeitlich nicht mehr. Bevor es dunkel wird, kehren wir wieder um und laufen zum Hotel zurück. Zum Abendessen verschlägt es uns in ein benachbartes Restaurant, das mit seiner Weihnachtsdeko und Holzstruktur auch am Nordpol stehen könnte. Das heftige Gewitter über Costa Rica können wir zwar sehen – die Blitze erhellen den Nachthimmel – doch es zieht glücklicherweise um das Tal von San Gerardo de Dota herum.

15. Reisetag (Donnerstag, 21. November 2024): Stadtführung in San José – Rückflug nach Deutschland

Die Koffer sind in den Bus verladen, die Schlüssel abgegeben, alle sitzen an ihrem Platz — ein letztes Mal „Good morning, everybody!“ Unser letzter Tag in Costa Rica ist tatsächlich gekommen, der Abschied von Nico und Hera rückt näher. Unser Busfahrer steht auch gleich vor der Herausforderung, den Bus die steile Straße hinauf aus dem Tal zu manövrieren. Das schafft er natürlich mit Bravour. Außerdem ist das Wetter noch auf unserer Seite. Nur Nicos Pläne werden durchkreuzt. Gern möchte er uns die Aussicht vom Berg des Todes, also aus einer Höhe von 3.400 Metern, zeigen, weshalb wir auf der Panamericana nochmal ein Stück in die eigentlich „falsche“ Richtung fahren, d. h. nach Süden statt nach Norden. Aber: Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Nur Nebel. Von der Vegetation in dieser Höhe bekommen wir trotzdem einen guten Eindruck. Mit halb erfüllter Mission drehen wir also um und fahren via Cartago nach San José. Ein krasser Gegensatz zum beschaulichen San Gerardo de Dota. Doch Nico möchte eine Lanze für die pulsierende Hauptstadt brechen und lädt uns zu einem Spaziergang durch die Fußgängerzone ein. Wir beginnen am Hauptpostamt, laufen zur zentralen Markthalle und schließlich zum Nationaltheater. Hier erweckt Nico die Vergangenheit mit blumigen Worten zum Leben und lässt uns das wichtigste Gebäude der Stadt mit anderen Augen sehen. Auch später am Nationalmuseum hält er ein flammendes Plädoyer für Costa Rica, sodass wir sofort bei ihm einziehen würden, wenn – ja wenn die Gewährung der Aufenthaltsgenehmigung nicht 4,5 Jahre dauern würde – und das Wetter besser wäre. Den leichten Schauer während der zweiten Hälfte seiner Stadtführung haben wir aber gut weggesteckt, davon lassen wir uns inzwischen nicht mehr beeindrucken. Zwei Stunden waren wir zu Fuß unterwegs, als wir den Bus wieder erreichen. Für ein spätes Mittagessen/zeitiges Abendessen und vor allem auch gemeinsames Abschiedsessen hat uns Nico nun Plätze in einem guten Fischrestaurant in Flughafennähe gebucht, damit wir schon vor dem Feierabendverkehr aus der Stadt raus sind und es dann nicht mehr weit zum Airport haben. Hier feiern wir auch unser Geburtstagskind – und schütteln ungläubig den Kopf, als doch nochmal ein Gewitter mit Wolkenbruch vom Himmel bricht. Na ja, schlimmstenfalls muss uns Nico mit seinem Kajak zum Flughafen paddeln … Wir fotografieren oder zeichnen den vollendeten Streckenverlauf unserer Reise ab bzw. nach, verabschieden uns mit lobenden Worten, lustigen Anekdoten und zwei dicken Umschlägen von Hera und Nico. Der Flughafen von San José ist dann recht überschaubar, lange Schlangen an den Schaltern und der Sicherheitskontrolle kaum bis gar nicht vorhanden, weshalb alles ganz entspannt wäre, wenn denn der Lufthansa-Flug nicht mit Verspätung starten würde, was natürlich etwas Sorge um den Anschluss in Frankfurt aufkommen lässt. Doch die Flugzeit ist wieder recht großzügig kalkuliert, sodass dennoch alles klappen sollte.

16. Reisetag (Freitag, 22. November 2024): Ankunft in Frankfurt

Vom Flug habe ich dann gar nicht viel mitbekommen. Ein Mal wurde ich von einer Durchsage aus meinem Schlummer gerissen, als es kurzzeitig zu leichten Turbulenzen kam. Und dann gab es auch schon Frühstück. In Frankfurt werden wir — mit einer leichten Verspätung von nur noch 10 Minuten — mit Schneeregen begrüßt. Dieses Wetterphänomen hatten wir in Costa Rica zumindest nicht. Und kalt ist es in Deutschland! Pura Winter. Brrrrrr. Leider müssen wir uns nun voneinander verabschieden, um unsere Anschlussflüge zu erreichen. Und in Frankfurt ist damit ja fast immer einer kleine Weltreise mit Pass- und zusätzlicher Sicherheitskontrolle verbunden. Einige Gäste werde ich im nächsten Jahr in Kanada wiedersehen und alle anderen hoffentlich auch. Und Nico hat mich bestimmt nicht zum letzten Mal gesehen. Ich möchte Costa Rica schließlich auch mal bei schön(er)em Wetter erleben!


Liebe Gäste meiner Costa-Rica-Reisegruppe im November 2024,

es war mir eine große Freude, mit euch allen ein auch für mich fast neues Reiseziel zu erkunden. Wir hatten unfassbar viel Glück – einerseits mit Nico und Hera, andererseits mit dem Wetter, auch wenn es diesbezüglich eher Glück im Unglück war. Wir konnten zwar zwei der Nationalparks nicht wie geplant ansteuern (höhere Gewalt), doch es wurde von Nico oder unseren anderen Eberhardt-Leistungspartnern für ein interessantes Ersatzprogramm gesorgt, sodass wir unheimlich viele verschiedene Tiere gesehen haben. Ich denke da insbesondere an die Delfinbeobachtung vor Samara oder an die Bootstour durch die Mangroven mit ganz vielen Krokodilen. Und meistens hat es genau dann nicht geregnet, wenn wir einen Programmpunkt hatten, wie die Schlauchboot-Tour auf dem Fluss. Auch der Quetzal hat es gut mit uns gemeint und sich wunderschön präsentiert. Da kam sogar die Sonne raus. Und wenn ich nochmal 6–7 Stunden im Stau stehen muss, dann nur mit euch! Danke für eure Geduld! Und danke für die vielen interessanten Gespräche und gemeinsamen Erlebnisse auf dieser Reise. Es war schön, euch wiederzusehen bzw. kennenlernen zu dürfen. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn ich euch auf einer meiner nächsten Eberhardt-Reisen wieder als Gäste begrüßen darf.

Herzlichst, Euer

Andreas Wolfsteller


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