Reisebericht: Rundreise in der Lüneburger Heide – Niedersachsen

25.08. – 30.08.2015, 6 Tage Rundreise in Nord–Deutschland: Celle – Schneverdingen – Kutschfahrt in der Lüneburger Heide – Heidschnuckeneintrieb – Weltvogelpark Walsrode – Hansestadt Bremen – Museumsdorf Hösseringen – Lüneburg – Mühlenmuseum in Gifhorn


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Sie ist eines der schönsten Naturereignisse in Norddeutschland - die Heideblüte in der Lüneburger Heide. Hunderttausende der leuchtend violett blühenden Pflanzen verwandeln die Landschaft ab August in ein Farbenmeer...
Ein Reisebericht von
Katrin Deutschbein
Katrin Deutschbein

1. Tag – Dienstag, 25.08.2015: Anreise – Celle (440 km)

Voller Erwartungen starteten wir in Dresden und über Leipzig und Magdeburg führte uns unsere Reise zunächst nach Celle, wo wir den Nachmittag verbrachten. Das historische Zentrum von Celle besticht durch seine lupenreinen Fachwerkhäuser aus fünf Jahrhunderten. Wir waren begeistert, denn solch ein intaktes Fachwerk-Ensemble hatte ganz sicher niemand erwartet! Zu guter Letzt unternahmen wir eine kleine Rundfahrt mit dem City-Express und dadurch lernten wir innerhalb von nur 45 Minuten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt kennen. Anschließend ging es zum Hotel „Allerhof" in Bosse, unserem Domizil für die nächsten Tage. Uns erwartete ein familiengeführtes Hotel, welches keine Wünsche offen ließ. Ein schmackhaftes Abendessen rundete diesen ersten Reisetag ab.

2. Tag – Mittwoch, 26.08.2015: Höpen/Heidegarten – Kutschfahrt – Schäferhof Neuenkirchen (175 km)

Gut gestärkt vom reichhaltigen Frühstücksbuffet und bei bester Laune fuhren wir am Vormittag in Richtung Schneverdingen. Dort befindet sich das Landschaftsschutzgebiet „Höpen", ein nettes Areal für Wald- und Heidespaziergänge. Am unteren Schafstall erlebten wir zuerst einen sogenannten „Heidschnucken-Austrieb", denn hier verbringt im Sommer eine Heidschnuckenherde die Nächte und der Schäfer treibt seine Herde somit täglich gegen 10.30 Uhr aus dem Übernachtungsquartier aus und gegen 17 Uhr wieder ein - dieses „Spektakel" muss man erlebt haben! Ein gemütlicher Heidespaziergang stand anschließend auf dem Programm! Vom oberen Schafstall gelangten wir innerhalb von nur etwa 20 Gehminuten zum berühmten Heidegarten. 120.000 Exemplare von mehr als 130 verschiedenen Heidesorten bilden hier auf dem Höpen ein eindrucksvolles Ziffernblatt und zeigen darin auch das Schneverdinger Wappen. Von einem niedrigen Aussichtsturm konnten wir die Heide-Uhr am besten überblicken, die Heide stand schließlich mit etwa 70% in der Blüte - eine Wohltat für unsere Augen und ein grandioser Farbteppich! Gegen Mittag erreichten wir Niederhaverbeck, wo wir zu einer entspannten Kutschfahrt rund um den Wilseder Berg erwartet wurden. Die Tour führte uns durch Wald und auch vorbei an ausgedehnten Heideflächen mit wilden Wacholderbüschen. In Wilsede, einem typischen kleinen Heidedorf des Naturschutzparks, legten wir einen Aufenthalt ein und ein Bummel durch den nur knapp 40 Einwohner zählenden Ort gewährte uns einen Einblick über das urig-rustikale Leben hier in der Heide. Wir waren uns alle einig - eine Kutschfahrt durch die Lüneburger Heide muss man erleben! Ach so, der Wettergott meinte es übrigens heute auch sehr gut mit uns! So einen sonnigen Tag mussten wir voll ausnutzen und somit ging es gleich weiter zum „Schäferhof" bei Neuenkirchen. In der historischen Hofanlage des Schäferhofs sind heute noch ein Schäfer, seine Herde und seine Hütehunde zu Hause. Betrieben wird der Hof von einem gemeinnützigen Verein und dieser finanziert sich wiederum u. a. durch den Verkauf von Schnuckenwurst, -fleisch und -schinken. Eine Mitarbeiterin führte uns über den Hof und erklärte uns einige interessante Dinge über die Heidschnucken - u. a. auch, dass den Kern der Herde etwa 400 Mutterschafe und einige Böcke bilden und dass mitsamt der schlachtreifen einjährigen Lämmer die Herdengröße bis zu 1.200 Köpfe erreicht! Der Höhepunkt war für uns allerdings der „Schnuckeneintrieb" am Abend. Ein erlebnisreicher, aber auch langer Tag endete mit einem wiederum sehr guten Abendessen im Hotel „Allerhof".

3. Tag – Donnerstag, 27.08.2015: Vogelpark Walsrode – Iserhatsche (140 km)

Kurz nach 9 Uhr starteten wir zum Weltvogelpark Walsrode, denn dieser öffnet leider erst um 10 Uhr! Der Park am Nordrand Walsrodes ist weit mehr als nur ein Vogelzoo! Er ist ein 24 Hektar großer, bestens gepflegter Park, in dem allein 120 Rhododendren- und 70 Rosenarten blühen! Hier leben über 4.000 Vögel 675 verschiedener Arten und auch im Artenschutz ist der Park sehr aktiv. Wasserläufe und Wasserfälle, ein Eulen- und Regenwaldhaus sorgen für ein abwechslungsreiches Ambiente. Nicht versäumen durften wir übrigens die täglichen Attraktionen bzw. Shows, zum Beispiel die Fütterung von Pinguinen bzw. Pelikanen und die größte Flughow Europas mit Greifvögeln, darunter auch dem Kondor! Der Park ist einzigartig und so manch einer hätte ganz sicher hier noch etwas mehr Zeit verbracht! Wir mussten jedoch weiter, denn am Nachmittag sollten wir eine Entdeckungstour durch das sog. „Heidekastell Iserhatsche" erleben. Keiner konnte sich so richtig etwas darunter vorstellen, unsere Neugier war geweckt... Verrückter geht es übrigens kaum, denn hier bei Bispingen huldigt ein Berliner Malermeister den Hohenzollern, lässt mehrmals täglich einen Vulkan ausbrechen und hat für sich vorausschauend schon einen Sitzsarg in der Bibliothek und eine Arche Noah im Garten stehen - unglaublich, aber wahr...! Wir wurden am Eingang höchstpersönlich von diesem Berliner Malermeister, Herrn Schulz-Ebschbach, empfangen. Dieser erzählte uns kurz aus seinem Leben und seinen Visionen. Zunächst einmal hat er das alte Jagdschloss, in dem er und seine Frau leben, innen vollständig zu einem Tempel des Preußentums, der Hohenzollern und seiner selbst umgestaltet. Hier hat er das Diana-Zimmer aus dem Schloss Sanssouci nachgebaut und mit kostbaren Biedermeiertapeten ausgeschmückt. Noch prunkvoller ist das königlich-preußische Esszimmer aus Sanssouci mit vergoldetem Gipsstuck und Muranoglas-Leuchtern. Von einer Tastatur am Kopfende der Tafel aus kann das Spiel der Glocken im eisernen Glockenbaum auf der Terrasse bedient werden. In der Bibliothek steht der Sitzsarg des heutigen Hausherrn, ins bereitliegende Totenhemd ist eine Handytasche eingenäht - für den Fall, dass der Tod doch ein Irrtum war! Probegesessen hat er schon und auch der Beisetzungszug mit Pferd und Wagen wurde bereits geprobt. Das Pendant zum Jagdschloss bildet das Heidekastell „Montagnetto". Es wirkt mit seinen Zinnen und Türmchen wie eine Burg am Fels mit Wasserfall, überragt von einem lavarot gestrichenen Vulkanschlot. Der spuckt nämlich auf Knopfdruck unter großem Getöse Feuer! Im Schlossinnern befindet sich auch ein Standesamt, das einzige mit Garantieschein - so wurde es uns zumindest erzählt...! Auch das aufnahmebereite Mausoleum des Visionärs fanden wir hier. Außerdem Sammlungen ohne Ende, unter anderem die weltgrößte Sammlung gefüllter Bierflaschen und eine Streichholzschachtelsammlung - der absolute Wahnsinn und ganz sicher nicht für jedermann nachvollziehbar! Fazit: Iserhatsche wurde von uns Allen sehr unterschiedlich aufgenommen - von schräg, skurril bis bewundernswert - auf alle Fälle unvergesslich im Positiven oder Negativen!

4. Tag – Freitag, 28.08.2015: Bremen (176 km)

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der Hansestadt Bremen. Unsere Stadtführerin Helga Hauf erwartete uns im Zentrum der Stadt. Wir unternahmen zunächst eine kleine orientierende Rundfahrt durch die zu beiden Seiten der Weser gelegene Stadt und gewannen dadurch erste Eindrücke. Später spazierten wir gemeinsam durch das legendäre Schnoor-Viertel, wo die kleinen Häuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert wie Perlen auf einer Schnur in Bremens ältestem Viertel dicht aneinander gereiht sind. Weiter ging es zum Marktplatz, welcher die „Gute Stube" in Bremen ist. Ein Platz, der übrigens trotz - oder gerade wegen - der 1.200-jährigen Geschichte besonders lebendig ist! Das prächtigste Gebäude am Marktplatz ist sicher das Rathaus, davor zeugt der stolze Roland für den Freiheitswillen der Stadt. Beide gehören zum UNESCO-Welterbe. Dreht man sich auf dem Hanseatenkreuz beim Roland einmal im Uhrzeigersinn, dann sieht man den St. Petri Dom, die Bürgerschaft und den Schütting. Natürlich durfte auch ein Besuch bei der bekanntesten Darstellung der Stadtmusikanten an der Westseite des Rathauses nicht fehlen - es ist die Bronzeplastik des Künstlers Gerhard Marcks von 1951. Die Ursprünge des Märchens liegen bereits im Mittelalter. Bei allen Fassungen blieb der Kern der Handlung, dass sich die Schwachen („niedere Tiere", Alte etc.) durch ein solidarisches Handeln erfolgreich gegen die Starken (früher beispielsweise Wappentiere der Adligen) durchsetzten. Anfang des 19. Jahrhunderts haben die Brüder Grimm die Geschichte aufgeschrieben. Offensichtlich beruht diese auf dem Hintergrund, dass seit 1339 die in der Hansestadt bekannten „Stadt- und Raths-Musici" vom Turm der Kirche „Unser Lieben Frauen" bliesen oder bei Festen spielten. Diese „Stadtmusikanten" nahmen - wie im Märchen - immer wieder fahrende Musikanten auf. Die Bekanntheit des Märchens drückt sich auch durch die Denkmäler aus, die den vier Tieren Esel, Hund, Katze und Hahn weltweit gesetzt wurden. Abschließend gelangten wir in die nahe gelegene Böttcherstraße. Früher lebten in der Böttcherstraße die Fassmacher, deren Berufsbezeichnung sich vom Ausdruck „Bottich" für Fass herleitet. Heute sind in der kleinen Gasse Kunst und Kunsthandwerk zuhause. Anfang des 20. Jahrhunderts begann der Bremer Kaffeekaufmann Ludwig Roselius damit, nach und nach die Häuser der verfallenen Straße anzukaufen. Er ließ sie zu einem architektonisch außergewöhnlichen und gleichzeitig einheitlichen Straßenzug neu erbauen. Auch für einen individuellen Stadtbummel blieb etwas Zeit und so konnten wir uns die ein oder andere Bremer Sehenswürdigkeit noch etwas näher anschauen. Im Hotel zurück, erwartete uns heute ein Bauernabend mit regionalen Spezialitäten - sehr lecker! Auch musikalisch wurden wir durch den Abend begleitet - 3 Akkordeon-Spieler luden zum Mitsingen ein!

5. Tag – Samstag, 29.08.2015: Museumsdorf Hösseringen – Lüneburg (271 km)

Viel Sonnenschein sollte unser heutiger Begleiter sein! Das Freilichtmuseum Hösseringen war das erste Ziel des Tages. Wir betraten das 1975 eröffnete Museumsdorf durch eine moderne Eingangshalle mit einem großzügigen Museumsshop. Es ist das größte Freilichtmuseum der Heide und hier wurden wir zu einer interessanten Führung erwartet, wo wir uns immerhin einen Eindruck darüber verschaffen konnten, wie die Heidjer früher lebten. Die hierher versetzten historischen Hof- und Wirtschaftsgebäude stehen in hügeliger Landschaft mit Wald- und Heidefläche und werden von Schafen und Schweinen belebt. Auch ein Schmied zeigt seine Handwerkskünste! Gegen Mittag mussten wir dann leider schon wieder weiter - der Besuch von Lüneburg stand an! Die Stadt, die der Heide ihren Namen gab, ist eine der schönsten des Nordens, denn die Lüneburger Innenstadt ist mit ihren historischen Gebäuden und mittelalterlichem Charme überregional attraktiv! Salz machte Lüneburg im Mittelalter zu einer reichen Stadt. Dazu gibt es auch eine Sage: Vor mehr als tausend Jahren, als noch unermessliche Wälder das Lüneburger Land bedeckten, trug es sich zu, dass mehrere Jäger der Spur eines Wildschweins folgten, die durch Sümpfe und Brüche an der Ilmenau entlang führte. Es währte nicht lange, da lenkte die Spur seitwärts in eine hügelige und trockene Gegend. Wie staunten die Jäger, als sie bald an einem sonnigen Hang eine mächtige Salzsau schlafend fanden, wie sie bisher noch keine gesehen hatten; denn sie war nicht schwarz, sondern hatte schneeweiße Borsten! Sie erlegten das seltsame Tier und forschten mit Eifer nach der Ursache solcher Färbung. Als sie mit der Hand durch die Borsten strichen, merkten sie, dass Salzkörnchen an ihnen klebten - so dicht, als wäre das Tier mit weißen Borsten bedeckt. Sie folgten der Fährte des Tieres zurück und fanden einen Tümpel, in dem das Schwein gesuhlt hatte. Das Wasser des Sumpfes war von salzigem Geschmack und man wusste jetzt, wie die Sau zu den weißen Borsten gekommen war. So zeigte eine wilde Sau den Lüneburgern eine Quelle unerschöpflichen Reichtums. Die Salzsau wurde weit und breit bekannt, und die Bürger der Stadt ehrten sie, indem sie zum Andenken einen Schinkenknochen des Tieres in einen Glaskasten im Rathaus verwahrten.

6. Tag – Sonntag, 30.08.2015: Orchideen–Zentrum „Wichmann" – Heimreise (448 km)

Ein großer Wolkenbruch überraschte uns am Morgen - „Weltuntergangsstimmung" machte sich breit. Nichts desto trotz..., denn somit viel der Abschied nicht ganz so schwer! Nachdem wir gut gefrühstückt hatten und unser Gepäck einigermaßen im Trocknen verladen war, traten wir unsere Heimreise an. Abschließend besuchten wir allerdings noch das Orchideen-Zentrum „Wichmann" in Celle, welches zu den größten Anlagen in Europa gehört. Die pflegeleichten Orchideen sind mit vielen Tausend Arten und Sorten die größte Pflanzenfamilie. Hier wurden wir in eine exotische Welt entführt und erlebten eine fachkundige Führung durch die Gärtnerei mit Filmvortrag und anschließender Gelegenheit zu einem kleinen Einkaufsbummel durch das Orchideen-Zentrum - letzte Mitbringsel wurden gekauft! Die weitere Rückreise verlief reibungslos und so erreichten wir pünktlich gegen 18 Uhr den Flughafen in Dresden, den Ausgangspunkt unserer Reise.
Ich wünsche allen Gästen an dieser Stelle nochmals alles Gute, Gesundheit und weiterhin viel Reiselust! Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Sie erneut auf einer meiner nächsten Reisen begrüßen dürfte.
Ihre Reiseleiterin Katrin Deutschbein

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Sehr geehrte Frau Katrin Deutschbein,
danke für die Bildergalerie und die Sprüchesammlung. Weiterhin alles Gute für Sie und schöne Reisen.
Mit freundlichen Grüßen
Auguste und Edgar Vogt

Auguste und Edgar Vogt
22.09.2015

Sehr geehrte Frau Katrin Deutschbein,
herzlichen Dank für Ihre ausführliche Auswertung unserer tollen, eindrucksvollen Reise. Wir schätzen sehr hoch den Aufwand, den Sie zu unserer Freude betrieben haben. Wir sind schon sehr viel gereist, aber so einen Service wie bei Ihnen bzw. Eberhardt-Travel hat man uns noch nie geboten.
Wir wünschen Ihnen alles Gute, zufriedene Reisende und verbleiben mit den besten Grüßen
Siegrid und Rolf Micklisch
sowie
Renate und Peter Möbius.

Micklisch, Rolf
23.09.2015