Reisebericht: Singlereise Ostfriesland mit mehr Bewegung

26.07. – 02.08.2020, 8 Tage Aktiv Erleben für Singles und Alleinreisende: Jver – Nordseeinseln Spiekeroog und Langeoog, Wattführung und Kräuterwanderung, Hafenrundfahrt Wilhelmshafen & Grachtenfahrt in Greetsiel, Teezeremonie und vieles mehr


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Ostfriesland mit mehr Bewegung“ bleibt für mich „Ostfriesland mit mehr Zeitangaben“, denn meine Gäste von hüben und drüben foppten mich täglich mit der korrekten Uhrzeitangabe : viertel nach zwölf, viertel eIns und zwölf Uhr fünfzehn!
Ein Reisebericht von
Diana Mendel
Diana Mendel

Reisebericht


1. Tag, Tag der Anreise
Sommerferien in ganz Deutschland und nicht zuletzt wegen der eingeschränkten Reisesituation dank Corona strömt alles bei sonnig, heissem Wetter Richtung See. Und so war es fast aussichtslos an so einem klassischen Ab- und Anreisewochenende ohne Staus nach Ostfriesland zu gelangen. Da war die Anreise für unsere zwei Gäste aus Aachen und Köln via Bahn absolut stressfrei und erstaunlich pünktlich, um bis zur Ankunft der Gäste via eberhardt- Bus die Sonne im Schlosspark Evenburg zu geniessen.
Nach Ankunft der Busgruppe erhielten dann auch schon zeitnah alle Gäste einen Handzettel, der sie informativ durch die Ausstellung im Schloss führte.
Bedingt durch Hitze und natürlich Erschöpfung nach der langen Anreise ging es danach zügig Richtung Hotel nach Aurich.
Und während dieser Fahrt an einem richtig guten Sommerabend war Ostfriesland schon grundsätzlich erzählt: plattes Land, niedrige Häuser und überall Kühe. Man muss es mögen, das Einfache, Schnörkellose. Lässt man den Einblick zu, eröffnen sich die kleinen, netten und dann so ostfriesischen Dinge. Und für diesen Einblick kann diese Reise Grundlage sein.
2. Tag, Norddeich und erster Eindruck Nordsee
Am ersten Urlaubstag ging es nach Norddeich. Eigentlich gewachsen daraus, dass von hier aus die Schiffe übers Wattenmeer die vorgelagerten Inseln anfahren und man den ersten Blick auf die Nordsee bekommt.Nun ist die Frage die der großen Erwartung, denn wenngleich Norddeich Meerwasser, oder mal weniger Meerwasser hat, dann ist es doch kein typischer Urlaubsort am Meer. Aufwerfende Brandung, kühles, klares Wasser - Fehlanzeige! Und trotzdem kann dieser Meerzugang so viel erzählen, ist für die Nordsee, die Zugvögel und die Küstensicherung so wichtiger Teil des Nationalparks Wattenmeer. Eine Abfolge von Wasser, Dünen, Sand, Salzwiesen, Watt und Küste eröffnet sich in Norddeich, Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. So auch den Seehund.
Unsere erste Station war also die Seehundstation im hiesigen Nationalparkhaus. Aufgeteilt in zwei Gruppen haben wir einen Vortrag zu Leben und Bedeutung der Seehunde wie zur Arbeit der Seehundstation erhalten. Trotz massiven Andrangs in der Hauptferienzeit hatten wir jedoch dank Vorreservierung ausreichend Zeit, uns die Ausstellung und natürlich auch die vielen Seehunde, die dort leben, anzusehen.Der restliche Tag stand den Gästen zur freien Verfügung. Angebote wie Fahrrad anmieten oder auch zu Fuss in den Hauptort Norden spazieren, in dem an diesem Tag Markt war, standen neben Deichspaziergang und Fischbrötchenimbiss zur Auswahl. Die ersten Gäste wagten sich sogar ins Wasser.....Wattenschwimmen!
Generell jedoch war der Urlauberansturm in beiden Orten enorm hoch. Das etwas unangenehme, mittlerweile schon dauerbegleitende Gefühl zu Corona war irgendwie nicht abzuschütteln.
Ich sprach ja bereits von den ersten Eindrücken beim Überlandfahren. Dabei kann man sehr deutlich erkennen, wie schief insbesondere größere Bauwerke in Ostfriesland stehen. Grund dafür ist das nachgiebige Marschland, welches über die Jahrhunderte ganze Kirchen hat kippen lassen. Auf unserem Heimweg machten wir also einen kleinen, aber absolut lohnenswerten Umweg nach Suurhusen. Die Ortskirche ist Spitzenreiter im Guinnessbuch der Rekorde: es gibt weltweit kein schieferes, aber in Benutzung stehendes Gebäude.....also nix Italien: unser schönes Ostfriesland ist auf vielen Ebenen weltberühmt!
3. Tag, Fahrt nach Emden
Da der eberhadt- Busfahrer an diesem Tag einen Ruhetag benötigte, wurden wir von einem ausgesprochen netten, einheimischen Busfahrer nach Emden und natürlich später auch zurück kutschiert. Am Innenhafen angekommen bestiegen wir nur kurze Zeit später ein Fahrgastschiff zu einer Hafenfahrt. Auch hier ein ostfriesisches, sogar Emder Original - unsere Schiffsführerin. Nett verpackte Insidergeschichten und Offizielles zu Hafen und Geschichten um die Hafenstadt genossen wir bei klarem, sonnigen Wetter.Danach wieder im Stadthafen angekommen konnten die Gäste erneut frei entscheiden, wie sie Emden erleben wollten. Die Stadt beherbergt verschiedene Museen, das Landesmuseum zur ostfriesischen Geschichte, die Kunsthalle Emden, ein Bunkermuseum und natürlich das wohl bekannteste Haus- das Ottohus, Museum um den in Emden geborenen Komiker und Kultostfriesen Otto Walkes.
Hauptproblem für eine erlebnisreiche Freizeitgestaltung war der enorme Besucheransturm dank Hauptferienzeit und die hinzukommenden Einschränkungen und Auflagen Corona. So war es fast schwierig, sorgenlos und interessenbezogen das zu besichtigen, wonach einem der Sinn stand. Aussichtslos war es, sich in die unendlich scheinenden Schlangen vor den Besucherkassen zu stellen. So traf ich die meisten Gäste in dem fast leeren, aber dennoch sehr modernen und offensichtlich auf den zweiten Blick interessanten Landeskundemuseum.
Aber Emden bot die Möglichkeit für ein Fischbrötchen und Friesentorte mit Tee. Und die Option auf einen Sonnenplatz in der Innenstadt bei Kaltgetränken oder Kaffee nutzen wir eigentlich alle.
Das Wetter an diesem Tag drohte zwar zeitweise dunkel, blieb aber im Ergebnis stabil sonnig bei nicht zu überhitzten, angenehmen Temperaturen. So war es mittlerweile Usus, dass wir uns zurück in Aurich im Hotel nach dem Abendessen meist auf der Terrasse zu Abendgetränken trafen.
4. Tag, Fahrt nach Greetsiel und Norden
Heute stand der Vormittag den Gästen zur freien Verfügung, um sich beispielsweise in Aurich umzusehen. Am späten Vormittag dann trafen wir uns, um Richtung Greetsiel zu fahren. Erstes Fahrziel, ein Besucherparkplatz vor dem Ort war Ausgangspunkt für unsere Wanderung zum Pewsumer Leuchtturm. Wer nun Ostfriesland bis dahin schon lieb gewonnen hatte, konnte sich diesen nun bestens als Verteidigungshochburg des Ostfriesenstammes merken, für „wenns mal wieder ernst wird" laut Häuptling Otto!Später holte uns dann unser Bus dort ab, um uns nach Greetsiel zu fahren. Der malerische kleine Ort ist bezaubernd zu durchlaufen und wir fanden auch Zeit für Essen und Trinken.
Die beiden Zwillingsmühlen von Greetsiel, Wahrzeichen des Ortes, wurden uns in einem kleinen Vortrag näher gebracht, einige haben die Mühlen danach auch bestiegen.Am späten Nachmittag erwartete uns im Norder Teemuseum eine Einführung in die Grundlagen ostfriesischer Kultur: Teetied. Unumstößliche Abläufe und klar definierte Hilfsmittel mit denen der Ostfriese aus tiefstem Ostfriesensein heraus, wie seinen Tee zu einer Mahlzeit geniesst. Und Teetied muss sein, da lässt sich kein Ostfriese hetzen. Diese den Ostfriesen so typische, tiefruhige Art kann kaum besser deutlich gemacht werden als mit diesem so stark verwurzelten Ritual.
Auch die Ausstellung im Teemuseum war sehr schön anzusehen und gleichzeitig transparent informativ um das nicht wegzudenkende Getränk.Und vielleicht auch wegen der den Ostfriesen so typischen Eigenschaften wie Prinzipientreue, Ausgeglichenheit, Zuverlässigkeit und klare Kante ohne Schnickschnack finden immer wieder bunteste Charakteren in Ostfriesland ihre Wahlheimat. So auch der Comedian Holger Müller, der seinen Seelenfrieden jenseits seiner medienbekannten Ausbilder-Karriere in Pewsum lebt. Und genau dorthin hat er uns für den Abend geladen, eine kleine Privatvorstellung in einem „sehr kleinen Haus".
5. Tag, Fahrt nach Norderney
An Tag 5 gab es nun das erste Mal Nordseefeeling: mit der Fähre durchs Wattenmeer nach Norderney. Und auch das in den letzten Tagen zuvor eher wechselhafte, teils graue Wetter schien uns gewogen, die Sonne strahlte und wir genossen die Überfahrt von knapp einer Stunde.
Im Hafen angekommen lief auch alles wie am Schnürchen. Unsere Fahrräder erwarteten uns bereits in Reih und Glied und kaum aufgesattelt, war auch schon Ulli Cramer zur Stelle, ein echter Norderneyer, der uns per Rad seine Insel zeigte.
Und so bekamen wir Einblick in die völlig grundsätzlichen Abläufe der Versorgung einer Nordseeinsel, das unter dem Gesichtspunkt der Veränderungen aus Immobilienboom und Umweltproblematiken. Natürlich zeigte uns Ulli auch die schönen Ecken der Insel, denn nicht zuletzt deshalb konnten wir dann über Übernachtungszahlen, Immobilienpreise und die offensichtliche Berechtigung der Existenz eines 8- Loch-Golfplatzes staunen.
Nach der geführten Fahrradtour blieb nun den Gästen, die Insel noch einmal per Rad oder auch zu Fuss zu erkunden.
Auf jeden Fall war Zeit für Stärkung und Bummeln, bevor wir dann kurz nach vier die Rückreise nach Norddeich antraten. Und das war im Ergebnis dann knapper, als wir das überhaupt erahnen konnten. Norderney ist dank Fahrrinne mehrfach am Tag per Schiff anfahrbar. Nun gibt es trotz mehrerer Schiffe stark frequentierte Zeiten, zu denen fast alle Tagesgäste gefühlt passend wieder die Insel verlassen möchten. Zu Coronazeiten birgt das dann ein Problem für die Reederei, die nach Zählung der Passagiere spontan den Zustrom zur Fähre kappt. So auch mehrfach während wir alle bunt verteilt in Schlangen auf das Schiff wollten. Und nach einer knappen halben Stunden Schwitzen, zum einen wettertechnisch, jedoch stärker mit der Angst, nicht vollzählig auf die Fähre zu kommen, hatten wir alle an Bord und freuten uns einfach über den Fahrtwind und das uns erwartende Abendessen auf dem Festland.
6. Tag, Fahrt nach Juist
In fast jedem Scherz steckt ja bekanntermaßen auch ein Fünkchen Wahrheit. Und so blieb es nun zu testen, was am Vortag erzählt: „das Schönste an Norderney ist der Blick nach Juist".Und so erwartete uns bereits frühmorgens der in dieser Woche gefühlt schönste Morgen mit Sonnenschein und ohne auch nur eine Wolke am Himmel. Traumkulisse für Töwerland.
Paradeplätze auf dem Sonnendeck ging es bereits ungewohnt windstill durchs Wattenmeer.
Die Überfahrt unverhältnismäßig länger als die zur Nachbarinsel Norderney, die Bedingungen des zwischengelagerten Wattenmeeres sind als gegeben zu nehmen. Und mit dem Wissen um diese Unterwasserwelt fällt es auch leicht, diesen Lebensraum anerkennend zu durchschippern.
Auf Juist angekommen stand eine Salzwiesenwanderung auf dem Programm. Ein Biologe des Nationalparkhauses erwartete uns und führte die Gruppe auch sofort Richtung Deich. Nun war dies sicher der schwierigste Moment für die Gruppe den wolkenlosen, blauen Sommerhimmel auf einer Insel mitten in der Nordsee nicht zu verfluchen, denn die eineinhalb Stunden Vortrag entwickelten sich zu einer außerordentlichen Herausforderung bei gefühlt 49 Grad und nirgends Schatten. Leider verbrannten sich einige Gäste dabei auch schmerzhaft.
Aber nach diesem Ausflug in den Lebensraum Salzwiese stand für alle 17 km langer, weisser Traumstrand zum Laufen oder Schwimmen zur Verfügung. Aufgrund der Inselkapazitäten teilten wir uns auch in Gruppen, die bereits in den letzten Tagen verstärkt miteinander unterwegs waren, auf.
Am Ende eines traumhaften Sommertages trafen wir uns eigentlich alle zufrieden am Hafen um auch dann wieder unseren Logenplatz auf dem Sonnendeck einzunehmen und mit James Last aus dem Hafen mit traumhafter Sonnenuntergangskulisse zu fahren.
Nicht umsonst steht der ostfriesische Name der Insel für Zauberland.
7. Tag, Fahrt nach Baltrum
Den Salzwiesen vorgelagert befindet sich das Watt. Und so ist es nun nur logisch auf dieser Ostfrieslandreise auch noch einmal eine Wattwanderung zu machen. Und das sollte eine ganz besondere werden: wir wollten von der Insel Baltrum den Weg durchs Wattenmeer bis zum Festland nehmen. Dazu fuhren wir zunächst nach Nessmersiel, einem kleinen Hafen an der Wattenmeerküste mit Schiffsverbindung auf die Insel Baltrum.Und so sonnig auch dieser Tag begann, so sehr vernebelte er sich für uns schon beim Erreichen von Nessmersiel. Der kleine Hafen füllte sich zunehmend mit Urlaubern, so dass bereits Park- und Zufahrtschaos entstand, was uns insbesondere mit dem Hintergrund der Einhaltung von Coronaregeln massiv erschreckte und zunehmend beunruhigte. So entscheiden wir erneut, uns alle einzeln nach persönlichem Ermessen einen Platz auf der Fähre zu sichern. Ich denke lediglich der Umstand, dass diese Überfahrt nach Baltrum maximal eine halbe Stunde dauern sollte, liess uns die Situation auf dem Schiff ertragen. Und kaum auf Baltrum angekommen hatte man auch endlich wieder das Gefühl, frei atmen zu können, wenngleich wir eigentlich alle auf dem sogenannten Sonnendeck saßen oder standen.
Eine Stunde Luft in Baltrum, aber das ging ja „balt(d)-rum"! Und so standen wir dann alle pünktlich am Treffpunkt und erwarteten schon gespannt unseren Wattführer Johann. Die Wattwanderung begann auch sehr interessant und reizvoll, dieses Gefühl, dort zu laufen, wo gerade noch Wasser war. Allerdings ist so eine Wattwanderung von Insel zurück auf das Festland nie homogen. Jahreszeitliche, wetter- und strömungsabhängige Veränderungen im Wattboden sind natürlich gegeben, unterliegen ständigen Veränderungen. So wurde die anfangs doch leichte Wanderung dann schnell zu einer zu durchkämpfenden Herausforderung im Schlickwatt. An Land angekommen haben wir erst einmal verschieden stark durchatmen müssen und waren erschöpft und froh, im trockenen Bus ins Hotel zum Abendessen gefahren zu werden.
8. Tag, Heimreise
Froh, an diesem Morgen in Ruhe aufzustehen und ein ausgiebiges Frühstück im Hotel zu genießen, waren doch alle schon auf Abreise eingestellt. Und so ging es dann gegen zehn Uhr entspannt und bequem per Bus Richtung Heimat. Vier Gäste reisten selbsttätig, aber auch für sie war nach Rückmeldung die Woche wie auch die Rückreise entspannt Urlaub.

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