Reisebericht: Großbritannien – Wanderreise Cornwall

08.07. – 15.07.2023, 8 Tage Wanderreise St. Ives – Land's End – Cape Cornwall – Gardens of Heligan – Fowey – Falmouth – St. Michael's Mount (48 Wanderkilometer)


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Auf dem SouthWestCoastPath unterwegs in Cornwall, auf den Spuren bekannter Schriftsteller und Künstler, immer auf der Suche nach dem inneren Bild, welches in uns das Wort Cornwall hervorruft
Ein Reisebericht von
Sabine C. Seifert
Sabine C. Seifert

08.07.2023: Anreise über Bristol nach Newquay

Aus allen Teilen Deutschlands starteten heut am frühen Morgen Menschen, um sich in Amsterdam auf dem riesigen Flughafen zum Weiterflug nach Bristol zu treffen. Nicht allen fiel es leicht, sich hier zurecht zu finden, vor allem wenn die Zeit drängt und die Zeiger der Uhr sich viel schneller zu bewegen scheinen als normal. Aufatmend saßen schließlich alle gemeinsam im Flugzeug und freuten sich auf eine gemeinsame Woche im Süden Englands.
In Bristol erwartete uns eine freundlich lachende Haley, unsere Busfahrerin, die uns die dreieinhalb Stunden nach Newquay bringen sollte. Mit einigen organisatorischen Hinweisen verbrachten wir die Fahrt, unseren Gedanken nachhängend, auch ein wenig dem geschuldet, dass das Mikrofon des Busses nicht wirklich funktionierte.
Im Abendlicht erreichten wir unser Hotel, welches fast am Ende einer Landzunge ruhig gelegen, uns als Gäste begrüßte. Nachdem alle ihre Zimmer bezogen hatten, trafen wir uns für ein erstes Abendessen und beschlossen, den Abend mit einem Spaziergang ausklingen zu lassen. Nach so vielen Stunden des Sitzens kam es uns sehr gelegen, unseren Beinen noch etwas Bewegung verschaffen zu können.
Kurz bevor die Sonne im Ozean versank, schoben sich freche Wolken dazwischen, doch wir freuten uns schon auf den kommenden Tag und unsere erste kleine Wanderung.


09.07.2023: Lelant – St. Ives – Land's End

Mit einem typischen englischen Frühstück begannen wir unseren Tag, um gestärkt den ersten Wanderkilometern durch Cornwall entgegen zu sehen. Wir starteten in der Gegend, die eng mit der Person verknüpft ist, die den meisten wahrscheinlich als erstes in den Sinn kommt, wenn sie an Cornwall denken, dem Geburtsort von Rosamunde Pilcher. Die kleine Ortschaft Lelant zeigte sich mit ihren kleinen Vorgärten und der Blumenpracht von seiner schönsten Seite. So hingerissen waren wir, dass eine unserer Wanderfreundinnen nur Augen für diese wunderbaren farbigen Gärten hatte, stolperte und auf den Asphalt fiel. Ohje, die Wanderung hatte noch gar nicht begonnen und schon gab es Verletzte zu beklagen. Reiseleiterin Sabine packte schnell das 1. Hilfe-Set aus und versorgte unseren Gast. Auch wenn nach den Schreckminuten alles weniger schlimm aussah, fuhr unsere Mitreisende erstmal mit dem Taxi ins Hotel zurück.
Die Gruppe begab sich nun wesentlich vorsichtiger zum Start der Wanderung. Immer am Meer entlang ging es bergan, bergab zum durch den G7-Gipfel berühmt gewordenen Ort Carbis Bay, der auch schon Angela Merkel begrüßen konnte.
Bei heißen Temperaturen erreichten wir endlich schwitzend den malerischen Küstenort St. Ives, die Perle Cornwalls. An der kleinen Kirche des Ortes, ganz in der Nähe des Hafen trennten wir uns, um in der kleinen quirligen Stadt, unsere Mittagspause verbringen zu können. Einige erkundeten erst einmal diese Stadt hat, die ihre Berühmtheit in erster Linie ihrem besonderen Licht zu verdanken hat, das Künstler aus aller Welt inspiriert. So laden an jeder Ecke kleine und auch große Galerien zum Kunstgenuss ein, selbst alte Kirchgebäude wurden dazu umfunktioniert. Andere Eberhardt-gäste fanden in versteckten Hinterhöfen, die Möglichkeit für den Genuss einer Tasse Tee mit einem Scone samt Clotted Cream und Erdbeermarmelade.
Am Nachmittag verließen wir mit dem Zug St. Ives und fuhren mit herrlichem Meeresblick nach St. Erth. Von hier aus brachte uns der Bus Sie nun nach Land’s End, dem westlichsten Ort Englands. Hier gab es zur Stärkung für unsere Eberhardt-Gäste ein paar kleine Flapjacks, sodass wir dem Ende des Landes gelassen entgegen sehen konnten. Durch den touristischen Teil von Lands End bummelnd, unternahmen wir einen kleinen Spaziergang zu den reizvollen Klippen mit herrlichem Blick auf die vorgelagerten Felseninseln.
Am Abend wartete unser Hotel mit einer erfrischenden Dusche und einem schmackhaften 3-Gänge Menu auf uns.


10.07.2023: Wildromantisch von Portreath nach Godrevy Point

Gegen 9 Uhr starteten wir in voller Wanderausrüstungen unseren heutigen Tag, der uns als erstes zum wildromantischen Hafenort Portreath führte. Bei Regen bereiteten wir uns auf die Wanderung über die Felsen der reizvollen Steilküste vor. Ein erstes Foto mit unseren Regenponchos sollte von unserem Mut zeugen, dass wir bei jedem Wetter unterwegs sein würden. Während unseres Foto-Shootings hatte der Wettergott jedoch ein Einsehen und alle Regenjacken konnten wieder im Rucksack verstaut werden. Also, bevor wir so loslegten, verging schon eine Weile ;-). Doch endlich setzte sich die Gruppe in Bewegung. Über den Strand liefen wir an den Rettungsschwimmern vorbei, die ein Auge auf die raue See hatten, stiegen auf die Steilküste hinauf und wurden oben von einem heftigen Wind begrüßt.
Direkt auf dem berühmten Southwest Coastpath entlang, stemmten wir uns den Windböen entgegen, nutzten die mitgebrachten Wanderstöcke bei den beachtlichen Auf- und Abstiegen und suchten hoffnungsvoll nach einem ruhigen Plätzchen für ein Mittagspicknick.
Auf dem Weg zum Kap Godrevy Point suchten wir mit Argusaugen in der Bucht unterhalb des Weges nach einer Robbenkolonie. Überall wiesen uns Schilder darauf hin, die Tiere am Strand ruhig zu beobachten, ohne sie zu stören, doch leider war heut keine unternehmungslustige Robbe unterwegs. So begnügten wir uns mit dem Blick auf die vorgelagerte Insel mit dem weithin sichtbaren Leuchtturm, der einst Virginia Woolf zu dem Buch „Die Fahrt zum Leuchtturm“ inspirierte, welches seit 2015 auf Platz Zwei der 100 bedeutendsten britischen Romanen steht.
Danach sahen wir den herrlichen Sandstrand, der uns heute jedoch wegen des Wetters nicht zum Baden einlud und wanderten lieber weiter durch Dünen zur Gaststätte „The Rockpool“. Dort erwarteten uns Erfrischungen und der Busfahrer Howard.


11.07.2023: Verloren im Lost Garden of Heligan

Am heutigen Tag freuten wir uns auf den Besuch der Lost Gardens of Heligan. Nach kurzer Fahrt erreichten wir die schöne Gartenanlage, bei der wir als erstes von der freundlichen deutschsprechenden Frau Adler begrüßt wurden. Mit kleinen Broschüren ausgestattet, konnte jeder selbst auf Erkundungstour gehen. Einige Gleichgesinnte hatten sich schnell gefunden, und so begannen die einen direkt im Gemüsegarten und andere stürmten zur Umrundung der Anlage los, die durch einen Sturm in den 90er Jahren teilweise wieder freigelegt und durch private Bemühungen aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt wurde. Bei allen fand die Dschungelschlucht großen Anklang, vor allem wegen der Überquerung der beachtlich schwingenden Hängebrücke. Vorbei an den riesigen Blättern der Gunneras und Bananenstauden kamen wir zum Sommerhäuschen, der Kristallgrotte sowie zum Restaurant, welches vor allem mit Produkten der hiesigen Farm punktete.
Nach unserem Spaziergang durch die Gartenanlage fuhren wir nach Fowey, dem malerischen Örtchen mit den Häusern aus Granitgestein an die sich wunderbar blühende Hortensien schmiegen. Wir statteten der Kirche St. Fimbarrus aus dem späten 15. Jhd. einen Besuch ab, blickten über die Hafenanlage direkt am Mündungsgebiet des River Foweys und standen vor dem Monument des übergroßen Vogels mit einem Buch in der Kralle, der an die Autorin Daphne du Maurier erinnert. Viele bekannte Persönlichkeiten verliebten sich ebenso wie Daphne du Maurier in den Küstenort Fowey, der wahrlich dazu einlud, die Seele baumeln zu lassen.
Nach einem kleinen Cappuccino im Eckcafé, kehrten wir gegen Abend mit dem Bus wieder ins Hotel zurück, wo unser Abendessen auf uns wartete.


12.07.2023: Auf dem Jakobsweg einmal von Nord nach Süd durch Cornwall

Heute stand nicht nur eine Cornwall-Durchquerung von Nord nach Süd auf dem Programm, sondern wir wanderten auf einem alten Pilgerweg durch das üppig grüne, hügelige Binnenland Cornwalls. Der St. Michaels Way ist seit 2016 offizieller Bestandteil des Wegenetzes der Jakobswege, die alle als Ziel die bekannte Stadt Santiago de Compostela eint. Über Weiden und Felder stiegen wir über spezielle Zauneingänge, zwängten uns durch Tierschleusen oder stapften (ganz offiziell) durch ein Kartoffelfeld. Ein paar bestiegen auch den aussichtsreichen Trecrom Hill, von wo sich uns ein fantastischer Blick auf die Insel St. Michaels Mount bot. Im Dorf Ludgevan erreichten wir -wie ausgeschrieben - einen uralten Pub, der jedoch zum Verkauf steht. Nur dessen zurückgebliebene Picknicktische luden uns zu einer Mittagspause mit selbstmitgebrachten Broten ein. Einsetzender Nieselregen verscheuchte uns jedoch, und so setzten wir unsere Wanderung Richtung Marazion immer dem Meer entgegen, fort. Beim Überqueren zweier befahrener Verkehrswege mussten wir uns mehrfach in acht nehmen, denn der Linksverkehr hat auch für Fußgänger seine Tücken.
Ein wenig in Eile kamen wir in Marazion an, denn je nach Flut oder Ebbe ist der Zustieg für die kleinen Holzboote an unterschiedlicher Stelle. Jetzt erreichte die Flut gerade ihren höchsten Punkt, was für uns bedeutete, dass wir fast den gesamten Ort durchqueren mussten, um den Anlegesteg zu erreichen. Tief Luft holend, nahmen wir auf den Booten Platz und steuerten St. Michael’s Mount an, welches ursprünglich als Kloster nach dem Vorbild des französischen Mont-St.-Michel in der Normandie erbaut worden war. Wer Lust hatte erstieg die vielen Stufen auf dem Weg zum Schloss, suchte dabei das steinerne Herz des Riesen, der hier der Legende nach vom jungen Bauernsohn Jack erschlagen wurde oder erfreute sich an den Gartenanlagen im unteren Bereich der Insel. Da es uns jedoch noch schwerfiel, typisch englisch mit Tee zu pausieren, machte uns gerade jetzt die defekte Kaffeemaschine der Cafeteria sehr zu schaffen.
Nach zwei Stunden auf der kleinen Insel standen wir wieder in der Warteschlange der Boote, die uns zum Festland zurückbringen sollten. Die Ebbe sorgte bereits dafür, dass die schmale Straße sichtbar wurde auf der man auch zu Fuß auf die Gezeiteninsel gelangen könnte und die Gäste, die diesen Erzählungen im Vorfeld nicht glauben konnten, fotografierten staunend noch schnell den auftauchenden Steinweg.
Eine gelungene Wanderung lag hinter uns, die einen vollkommen anderen Blick auf Cornwall eröffnete.


13.07.2023: Trelissik Garden & Falmouth

Unser Bus brachte uns am heutigen Tag zum River Fal, wo wir mit einer kleinen Wanderung durch die Wälder rund um den Trelissick Garden begannen. Ein ruhiger, entspannter Weg wartete auf unsere Erkundung, mal mit Blick auf den Fluss oder am Schluss auf das Herrenhaus. Wir genossen den Sonnenschein und im Anschluss blieb Zeit durch die Parkanlage zu schlendern oder einen Tee im herrschaftlichen Ambiente des Herrenhauses einzunehmen. So ganz anders als The Lost Garden of Heligans verzauberte uns jedoch auch dieses Areal mit seinem ganz besonderen Charme. Große japanische Zedern, Glanzmispeln und Azaras gehören zu den Highlights für Pflanzenfreunde in Trelissick Garden, was auf kornisch im übrigen `Haus des Klanführers` bedeutet.
Am frühen Nachmittag reisten wir per Schiff weiter nach Falmouth. Am Kai wartend begann es wieder einmal zu regnen und wir stellten lachend fest, dass es immer aufhöre, wenn wir wandernd in Bewegung wären. Somit wurde nun immer jemand aus der Gruppe abgestellt, der zu Laufen hatte – und sei es von rechts nach links auf den Plancken des Schiffsanlegers - … ;-)
Mit dem Wind im Gesicht fuhren wir übers Wasser, Falmouth entgegen. Am Rande erhaschten wir einen Blick auf das lebendige, typisch britische Städtchen. Gern hätten wir in der sehr hübschen Einkaufsstraße einen Bummel unternommen oder uns in einen der alten Pubs gesetzt. Doch auf unserem Programm stand noch Pendennis Castle, eine Burg aus dem 16. Jahrhundert, von der wir einen tollen Blick auf die Umgebung hatten.


14.07.2023: Das Leben der Bergleute in den Zinnminen von Cornwall

Grauer Himmel, Regen und Windböen von 75 km/h …. Hmm … die Lust auf Wandern nahm dabei leider etwas ab. Doch am Anfang des Tages stand ja erstmal unsere Zeitreise in die raue Vergangenheit der Halbinsel, die Welt des Cornwalls, welche vom Bergbau lebte. Vielleicht blitzte uns nach dem Besuch der Zinnmine blauer Himmel entgegen.
Mit einem enthusiastischen jungen Minenführer besichtigten wir die interessante Geevor tin mine, die erst vor wenigen Jahren stillgelegt wurde und direkt an der Nordküste der Penwith-Halbinsel liegt. Alle mit Schutzhelmen ausgestattet, liefen wir zum Victoria Schacht, probierten wie viele Menschen in die engen Fahrstühle passten, die hinab in hunderte Meter Tiefe fuhren, warfen einen Blick in den Umkleideraum, in dem vieles schien als wäre es erst gestern verlassen worden.
Nach einer ausgedehnten Pause im Café des Besucherbergwerkes stellten wir fest, dass der Himmel heute wohl regenverhangen bleiben würde. Trotz allem schnürten wir die Wanderschuhe, legten die Regenponchos an und trotzten dem Wetter wenigstens für eine Stunde. Wir kürzten unsere Wanderung, schafften es nicht bis ins frühere Bergmannsdorf St. Just, doch erhielten wir an der stillgelegten Botallack Mine noch einen kleinen Einblick von der Gegend und der Steilküste, wo überall die Vergangenheit mit alten Ruinen aus der Zeit des Bergbaus präsent ist.
Der heutige Tag überraschte uns nochmals mit einem weiteren Eindruck von Cornwall, der ein tieferes Verständnis für die Menschen, die hier leben, brachte.


15.07.2023: Rückfahrt nach Bristol und Good Bye, Cornwall

Heute hieß es leider schon Abschied nehmen von den wildromantischen Gegenden Südenglands. Wir fuhren zum Flughafen in Bristol und flogen mit zahlreichen Erinnerungen an das malerische Städtchen St. Ives, den charmanten Ort Fowey oder die wundervollen Gartenanlagen zurück nach Deutschland. Am Flughafen blieb durch die unterschiedlichen Flugzeiten noch genügend Zeit, um gemeinsam an die letzten Tage mit all den Eindrücken vom SouthWestCoastPath zu denken, über kommende Reisen zu plaudern oder ganz profan, die letzten oder auch alten Pfunds in Euro umzutauschen.

Schlusswort

Eine wunderbare Wanderreise, die uns Cornwall mit seinen verschiedenten Facetten nahe brachte.

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