Reisebericht: Wandern auf Korsika in Frankreich – Insel der Schönheit

28.09. – 07.10.2014, 8 Tage Rundreise mit Fluganreise – Bastia – Calvi – Balagne – Porto – Les Calanche – Ajaccio – Bonifacio – Porto Vecchio (ca. 45 Wanderkilometer)


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Ein „Gebirge im Meer“ so charakterisierte der deutsche Geograph G.F. Ratzel (1844-1904) die viertgrößte Insel im Mittelmeer. Die Dolomiten Korsikas und die Klippen von Bonifacio sind nur einige Höhepunkte unserer interessanten Wanderreise auf Korsika.
Ein Reisebericht von
Betina Marinov
Betina Marinov

1.Tag – 27.09.2014, Samstag: Anreise an den Gardasee                                                                          (ab Dresden = 920 Bus km)


Mit nur 14 Wanderfreunden starteten wir in den frühen Morgenstunden und dank staufreier Autobahn kamen wir zügig voran. Nachdem wir Bayreuth, Nürnberg und München passiert haben erkennen wir in der Ferne schon die Ausläufer der Alpen.
Die Bustour führte uns an Innsbruck, im wunderschönen Inntal, vorbei. Das Karwendelgebirge zeigte sich von seiner schönsten Seite. Über die Europabrücke ging es weiter zum Brennerpass hinauf, den mit 1.375 Meter niedrigsten Übergang über die Alpen. Ein schneller Blick auf den Brenner See und nach einigen Kilometern waren wir schon in Südtirol im Alto Adige.
Dem Eisack- und Etschtal folgend immer in Richtung Süden.
Unser Weg führte an unendlich vielen Apfel- und Weintraubenplantagen vorbei, bis wir unser Zwischenziel, den Gardasee mit dem oberhalb liegenden kleinen Ort San Zeno die Montagna erreichten.

2. Tag – 28.09.2014, Sonntag: Vom Gardasee nach Savona – Fähre                                                                                       ( ca. 376 Bus km)


Frisch gestärkt setzten wir unsere Reise nach Verona fort. Bei strahlendem Sonnenschein umrundeten wir die Arena an der Piazza Bra. Das römische Amphitheater ist wohl Veronas bekanntestes Bauwerk. Das Außenmaß ist gewaltig und es bietet 22.000 Zuschauern Platz.
Wir versäumten es nicht, der „Casa di Giulietta" einen Besuch abzustatten und warfen einen Blick in den Innenhof mit dem berühmten Balkon. Ein Ort zum Träumen ist es weniger, da die vielen Touristen wohl das gleiche Ziel hatten...
Wir setzten unsere Reise durch den Ligurischen Apennin fort. Bei Cremona und Piacenza kreuzten wir den Fluss Po, der eine Gesamtlänge von 652 km misst.
Gegen Abend erreichten wir den Fährhafen in Savona. Unser Schiff von den Korsika - Sardinien Ferries legte erst um 23.00 Uhr ab.

3. Tag – 29.09.2014, Montag: Cap Corse (ca. 210 km Bus )

9 km, 50 m Aufstieg / 50 m Abstieg, 3 h Gehzeit
Nach einer ruhigen Überfahrt und sehr zeitigem Frühstück legten wir pünktlich im Hafen von Bastia an. Es begrüßte uns herzlich unser örtlicher Wanderführer Christoph, der uns immer mit Rat und Tat zu Seite stand. Auch unsere 4 Fluggäste nahmen wir herzlich in Empfang und nun war die Gruppe komplett.
Gespannt fahren wir zur Nordspitze Korsikas zum Cap Corse.
Von Macinaggio aus führt der Küstenweg auf den Spuren der Zöllner und gewährt Einblicke in den Verlauf des genuesischen Verteidigungsgürtel. Über 100 dieser Wachtürme soll es auf Korsika noch geben. Unser Blick schweift über das Finocchiarola-Archipel, bestehend aus drei Eilande. Diese sind seit 1987 Vogelschutzgebiet und es brütet dort die seltene Korallenmöve.
Eine grüne Turmruine „Santa Maria" scheint aus dem türkisblauen Wasser emporzusteigen, genau dort genießen wir in der Sonne unser Mittagspicknick. Ein schmaler Weg führt weiter zur Kapelle „Santa Maria della Chiapella". Unser Rundweg führt um den Monte di a Guardia zurück zum Ausgangsort Macinaggio in der Bucht von Tamarone.
Weiter geht die Fahrt nach Île Rousse in das sehr schöne Best Western Hotel Santa Maria, unser Zuhause für die nächsten drei Nächte.

4. Tag – 30.09.2014, Dienstag: Désert des Agriates (ca. 101 Bus km)

14 km, 120 m Aufstieg / 120 m Abstieg, 5 h Gehzeit
Am Marktstand der „Domaine d'Ostriconi", wo wir uns mit frischem Obst versorgten, begann unsere Tour. Charakteristisch für diese Landschaft sind Traumstrände und viel Einsamkeit. Désert - bedeutet Wüste, ist es im eigentlichen Sinne aber nicht mehr. Die Macchia - ein duftendes, blühendes, immergrünes Pflanzengebilde bedeckt das Land so weit das Auge reicht:
Zistrosen, Ginster, Myrte, Rosmarin, Erdbeerbäume und Baumheide wechseln sich ab. Die trockene Felslandschaft ist durchzogen mit kleinen Bächen und Teichen. Vorbei an alten Steinhäusern, die nicht mehr bewohnt werden, da der letzte Bauer 1939 mit seiner Ziegenherde die Gegend verließ. Wir erklimmen einen kleinen Gipfel auf dem Bocca di Mercuriu und die Schönheit von Désert des Agriates liegt uns zu Füßen.
Während unseres Rundweges stoppen wir zum Baden in einer traumhaften Bucht. 8 Wanderfreunde erfrischten sich im kristallklaren Wasser 23 Grad, wo wir fast die einzigen Gäste waren. Da die Saison vorbei ist, ankern auch keine Boote mehr in der herrlichen Bucht. Ein Ort zum Träumen....

5. Tag–01.10.2014, Mittwoch: Wanderung rund um Calvi (ca. 86 Bus km)

9 km, 248 m Aufstieg / 248 m Abstieg, 3,5 h Gehzeit
Die Zitadelle von Calvi prägt maßgeblich das Bild der kleinen Hafenstadt (5.600 Einwohner). Der Ort teilt sich in die auf dem 50 m hohen Granitfelsen gelegene Genuesen-Festung und dem Hafen. Es ist eine Burgstadt mit ca. 2,5 ha Fläche. In der Unterstadt überwiegen die modernen Häuser und der Tourismus prägt die expandierende Stadt.
Zügig verlassen wir die bebauten Flächen und begeben uns zum Hausberg von Calvi. Durch üppige Macchien-Hänge schlängelt sich der Weg hinauf zur „Notre Dame de la Serra" 248 m hoch.
Das malerische Gotteshaus liegt hoch über der Bucht und ist von zahlreichen Tafoni-Felsen umgeben. Es wurde im 19.Jh. auf den Resten einer Kapelle aus dem 15. Jh. errichtet. Bei diesem grandiosen Ausblick auf die gesamte Bucht von Calvi mit den umliegenden Bergrücken, schmeckt unser Mittagspicknick um so besser. Beim Abstieg nehmen wir den Rundweg und können unseren Mut beim Springen auf riesige Tafoni-Felsen erproben.
Es bleibt Zeit am Nachmittag für einen Bummel durch Calvi mit der einladenden Uferpromenade und den verwinkelten Gassen in der Zitadelle.

6. Tag – 02.10.2014, Donnerstag: Calanches – Ajaccio (ca. 170 Bus km)

7 km, 100 m Aufstieg / 100 m Abstieg, 3,5 h Gehzeit
Eine ganz andere Landschaft erwartet uns, es ist der fantastische Felsengarten der Calanche.
Es ist vorwiegend Granulit-Gestein, dass sich durch hohen Druck und Temperatur gebildet hat und von innen her ausbröckelt. Durch die Verwitterung sind bizarre Hohlformen entstanden, die im Mittelmeerraum nirgends markanter ausgeprägt sind, als in Korsika und nur in der Calanche.
Die Tafone (durchlöcherter Stein) sind Felsformationen, die 300 m über den Golf von Porto die Fantasie der Menschen beflügelt.
Wir beginnen unsere Tour direkt an der Zufahrtsstraße D81 mit Blick auf Château Fort (die Burg), der festungsähnliche Gesteinsblock. Auch ein Herz ist deutlich in der Felsformation zu erkennen. Ab dem Sportplatz folgt der markante Tête du Chien (Hundekopf). Der Wanderweg ist sehr gut ausgebaut, da er stark frequentiert wird und jederzeit grandiose Aussichtspunkte bietet. Wir wandern in Richtung Piana und nehmen einen Rundweg, der uns wieder auf die D81 führt. Das spektakuläre Panorama wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.
Wir setzen die Fahrt mit dem Bus nach Ajaccio fort, dem Verwaltungszentrum der Insel.
Dort checken wir für eine Nacht im Hotel Campo dell'Oro ein.

7. Tag – 03.10.2014, Freitag: Bonifacio – Porto Vecchio (ca. 163 Bus km)

8 km, 150 m Aufstieg / 150 m Abstieg, 2,5 h Gehzeit
Ajaccio (66.800 Einwohner) ist nicht nur eine Wirtschaftsmetropole mit bedeutendem Hafen, sondern auch Sitz des Regionalparlaments. Überall in der Stadt ist Napoleon präsent und wir schauen uns das Geburtshaus von Napoleon in der Altstadt an. Im Anschluss ein kleiner Bummel durch die Altstadt und der Markt mit frischen Produkten zieht uns magisch an. Die palmengesäumten Boulevards und die prachtvollen Residenzen aus dem 19.Jh. vermitteln ein südländisches Flair.
Wir setzten unsere Fahrt auf der N 196 in Richtung Süden fort. Wenige km vor Bonifacio beim Restaurant „Marco" stoppen wir an einer malerischen Bucht. Unserem Picknick mit Spezialitäten von Korsika steht nichts mehr im Weg. Wir genießen den korsischen Wein, die Bruscetta mit Pesto und die verschiedenen Käsesorten. Natürlich darf auch ein frisches Baguette nicht fehlen. Die leckeren Datteln als Dessert runden das Picknick ab.
Der nächste Höhepunkt lies nicht lange auf sich warten, es waren die Kreideplateaus von Bonifacio, die 120 m tief zum Meer hinab fallen. (Einwohner 2.900)
833 nach Christus wurde Bonifacio gegründet.
Vor Millionen von Jahren hat sich über dem älteren Granit ein 60 km² großes Kalkplateau gebildet und erreicht bei Bonifacio seine spektakulärsten Formationen. Wir sind ein Stück vom Klippenweg gegangen, der Eindruck war überwältigend. Das Auge kann sich nicht satt sehen von dem Kontrast der grellweißen Kalkfelsen zu den Schattierungen des türkisblauen Meeres. Es ist kein Wunder, dass der Ort bereits zu Zeiten von Odysseus und Homer im Mittelmeerraum bekannt war. Von der Festungsstadt führen die 187 Stufen der berühmten, in den Fels gemeißelten Treppe des Königs von Aragon zum Hafen.
Die Naturgewalten von Wasser und Wind prallen auf die Kalkfelsen und formen bizarre Gebilde.
Anschließend fuhren wir weiter nach Porto Vecchio zu unserem sehr schönen Golfe Hotel.

8. Tag – 04.10.2014, Samstag: Tour de la Bombe (ca. 142 Bus km)

7 km, 150 m Aufstieg / 150 m Abstieg, 2,5 h Gehzeit
Von Solenzara aus kommend beginnt direkt am Parkplatz des Col Bavella auf 1.218 m unsere Tour. Durch dichte Kiefernwälder schlängeln wir uns den Weg immer weiter nach oben.
Unsere Mühe wird belohnt, es ist eine Augenweide, der Anblick des „Bombentrichters" einem 8 m großen Loch im Felsenkamm. Geschickt klettert Christophe in schwindelnder Höhe in dieses Felsenloch hinein. Die zerklüfteten Wände üben auf Kletterer und Bergsteiger eine ungeheure Anziehungskraft aus.
Das Bavella-Massiv bietet jedem Naturbegeisterten eine grandiose Kulisse mit bizarren Landschaften. An einer kleinen Kapelle legen wir die letzte Rast ein, bevor wir auf dem Rundweg am Parkplatz wieder auf unseren Bus treffen. Es war eine wunderschöne Wanderung im Parc National Regional de Corse.
Vor dem Abendessen unternehmen wir individuell noch einen Bummel an der Uferpromenade von Porto Vecchio. (Einwohner 10.900)

9. Tag – 05.10.2014, Sonntag: Alta Rocca (ca. 104 Bus km)

10 km, 400 m Aufstieg / 250 m Abstieg, 4,5 h Gehzeit
Quenza (813 m), ein kleines, verträumtes Dorf nur aus Steinhäusern gebaut. Dort startet die Tour im Alta Rocca von Dorf zu Dorf. Unter Alta Rocca versteht man den südöstlichen Teil des zentralen korsischen Gebirges, das im Osten mit den Bavella-Türmen und im Süden vom Cagna-Massiv begrenzt wird. Unsere Tour verläuft zum Teil entlang des Weitwanderweges Mare a Mare Süd über Hirtenpfade und Feldwege. Das sehr ursprüngliche Bergland ist nach dem Geschlecht der Rocca benannt, die über viele Jahrhunderte den Südwesten der Insel beherrschten.
Der abwechslungsreiche Rundwanderweg führte uns auch an Pferdekoppeln vorbei. Es passierte öfters, dass uns Hausschweine frei laufend über den Weg spazierten. Das ist nur auf Korsika möglich, denn am Abend kehren sie alleine zu ihrem Besitzer zurück.
Die orange- erdfarbene Markierung zeigt uns den Weg, der durch eine Schlucht des Baches führt.
Dort ist Rast am kühlen Nass und wir genießen die stille Natur in vollen Zügen. Das Wasser plätschert den Bach hinunter und wir sind im Einklang mit der Natur.
Alte Steineichen, Kiefern, Baumheide und Farne in den verschiedensten Grüntönen prägen dort das Landschaftsbild. An prägnanten Punkten ist die Sicht frei bis zu den „Dolomiten Korsikas" - den Bavella-Türmen.
Ein Abschiedstrunk in Quenza lässt uns die Mühe schnell vergessen, da die ursprüngliche Landschaft auf uns wirkt wie ein Magnet.

10. Tag – 06.10.2014, Montag: Wasserfall–Strand bei Porto Vecchio                                                                                Fähre  (ca. 197 Bus km)

6 km, 140 m Aufstieg / 140 m Abstieg, 1,5 h Gehzeit
Der Forêt de l'Ospedale hält neben seiner reizvollen Waldlandschaft aus hohen Kiefern und hell-weisen Felskuppen auch Natursehenswürdigkeiten bereit. Der Wasserfall „Piscia di Gallu" (zu Deutsch: Hahnenpiss) ist 50 m hoch und stürzt aus einem engen Felsloch über eine senkrechte Wand hinab.
Wir sahen auch einen Wackelstein, der sich zum Glück nicht bewegte.
Die Natur hat auch hier bizarre Landschaften gestaltet, die selbst ein Maler nicht so majestätisch auf die Leinwand bringen würde. Wir kosteten von großen Erdbeerbäumen und die Brombeeren fielen uns reif nur so in die Hände. 100 % Bio ...
Unsere letzte Wanderung war ein schöner Abschluss, bevor unser Bus die Richtung Bastia anpeilte.
An der bezaubernden Bucht nach Porto Vecchio konnten wir nicht vorbeifahren.
Unser letzter korsischer Wein wurde genussvoll getrunken und ein Quiz mit Fragen lockerten die Stimmung auf. Eigentlich hätten wir den ganzen Tag am Strand verbringen können, so angenehm war die Atmosphäre. In der Saison liegt hier Handtuch an Handtuch - wir hatten den Strand fast für uns alleine.
Jetzt heißt es wirklich Abschied nehmen von den Traumstränden mit dem glänzenden, türkisfarbenem Wasser und dem strahlend weißen Sand. Weiter fuhren wir nach Borgo, um unsere 4 Fluggäste im Hotel Isola einzuchecken.
Pünktlich um 20.00 Uhr legte die Fähre in Bastia ab und in ruhigem Gewässer fuhren wir nach Italien.


11. Tag - 07.10.2014, Dienstag: Fahrt zum Gardasee (ca. 426 Bus km)


Am frühen Morgen legen wir mit Korsika - Sardinien Ferries im Hafen von Savona an. Rings herum die Ausläufer der ligurischen Apenninen liegen noch verträumt im Nebel und wir beginnen unsere Tour an den Gardasee. Gegen Mittag erreichen wir Desenzano del Garda. Wir teilen die Gruppe, einige bleiben in der Stadt und die botanisch interessierten Gäste fahren die wenigen Kilometer nach Valeggio sul Mincio in den Parco „Sigurtá". Da der Park 600.000 m² groß ist, sind wir mit einem kleinen Zug durch den Park gefahren und konnten uns über den seit 1617 existierenden Garten einen Überblick verschaffen. Die Anlage ist sehr gepflegt und sie zählt mit zu den schönsten Gärten Italiens.
Am späten Nachmittag erreichten wir San Zeno di Montagna oberhalb vom Gardasee unser Hotel.


12. Tag - 08.10.2014, : Rückreise nach Dresden (ca. 920 Bus km)


Der Gardasee versteckte sich im Nebel und wir konnten das gegenüberliegende Ufer nur erahnen. Deshalb viel uns der Abschied aus Italien nicht allzu schwer, denn wir hatten so viele unvergessliche Erlebnisse im Gepäck.
Nach dem Brennerpass wurde das Wetter deutlich besser und zu unserer Freude kamen wir Staufrei und überpünktlich in Dresden an. (1 Std. früher)
Ein großer Dank an unseren Buschauffeur Lutz, der durch sein professionelles und vorausschauendes Fahren uns jederzeit Sicherheit im Bus vermittelte.
Ich wünsche allen Wanderfreunden alles Gute, Gesundheit und weiterhin viel Lust neue, unbekannte Wanderwege zu entdecken.
Es hat mir großen Spaß gemacht Euch zu begleiten und ich freue mich auf ein
Wiedersehen, vielleicht in Italien, in Ligurien, in der Cinque Terre ....


Eure Betina


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