Reisebericht: Rundreise Frankreich – Schlösser & Gärten der Loire

21.07. – 29.07.2018, 9 Tage im Tal der Loire: Reims – Paris – Chartres – Blois – Tours – Azay–le–Rideau – Villandry – Amboise – Chenonceau – Cheverny – Chambord – Fontainebleau – Metz


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Lebensader Frankreichs, Symbol für die Einheit des Landes, das sie von Ost nach West auf über 1000 km durchströmt - die Loire ist mehr als ein Fluss. Sie ist ein Mythos und soll in ihrer Schönheit und Natürlichkeit bewahrt werden.
In ihrem Bett aus hellem weichen Muschelkalkstein tummeln sich Lachse, Biber und Ottern, an ihren Ufern prangen stolze Schlösser und Kirchen - besonders in der Torraine, dem „Garten Frankreichs" und königlichem Herzstück der Loireregion mit seinen sanften Weinbergen und bewaldeten Jagdrevieren.
Ein Reisebericht von
Dr. Grit Wendelberger

1. Tag Sa., 21.07.2018: Anreise nach Reims


Nach einer reibungslosen Fahrt über Erfurt, Frankfurt a. Main, Metz erreichten wir unser Novotel am Rande von Reims. Müde sanken wir in die Betten nach dem langen Tag und freuten uns auf die Kathedrale von Reims am nächsten Morgen und Paris.

2. Tag So., 22.07.2018: Flug bzw. Fahrt nach Paris – Stadtrundfahrt


Unser Bus parkte direkt hinter der Kathedrale Notre Dame in Reims, die mit dem Bischofs-Palais du Tau- heute Kathedralmuseum und der Klosterkirche St. Remi UNESCO geschützt und als harmonisches Meisterwerk französischer Hochgotik gilt (im Kern 13. Jh.) mit ihren bereits prototypischen Bauprinzipien Spitzbogen, Kreuzrippe, Strebepfeiler und Maßwerk. Bemerkenswert der üppige Skulpturenschmuck (bspw. am Westportal außen und innen) mit über 2300 Werken, u.a. mit dem berühmten lächenden Engel „Sourire de Reims" (am Portal links) und den drei testamentarischen Chagall-Glasfenstern im Inneren.
Hier wurden vom 11. bis 19. Jh. die französischen Könige gekrönt. Hier geleitete Jeanne d'Arc 1492 Karl VII. vom Bischofspalast zur Salbung und Inthronisation.
Berühmt für den Champagner aus der gleichnamigen Region wird in Reims traditionell Champagner gehandelt und wer mochte, konnte diesen nahe der Kathedrale verkosten.
Weiter ging es zum Bastilleplatz in Paris: Champ-Elysses, Louvre, Notre-Dame, Montmatre, Quartier Latin betrachteten wir vom Bus oder zu Fuß, sahen das Mekka des Savoir-Vivre und multikulturelles Zentrum Frankreichs. Die Stadt an der Seine im Norden des Landes (Ile-de-France) bietet viel Reizvolles und einige der großartigsten Bauten am Fluss erklärte die UNESCO zum Welterbe. Aber auch stille Parks, verrückte Läden, buntes Straßentreiben, ansprechende Gastronomie und kulturelle Vielfalt prägen das einzigartige Flair dieser Stadt.
Wir erlebten auf unserer Stippvisite vom Bus aus außer der Ile de la Cite den Place de la Concorde, das Marais-, Montparnasse- und Montmartre-Viertel, das Buchviertel Quartier Latin, den Eiffelturm auf dem Marsfeld, die vielfältigen Seinebrücken über die Lebensader der Stadt, prächtige Boulevards, den Place Vendome und den Bastilleplatz mit Bastilleoper.
Dann nach einer freien Zeit zum Verschnaufen ließen wir uns das Abendessen im Lokal „Les Noces de Jeannette" in einem stilvollen Salon schmecken.

3. Tag Mo., 23.07.2018: Kathedrale Chartres – Königsschloss Blois – Kutschfahrt


Chatres mit seiner berühmten UNESCO geschützten Kathedrale (12./13. Jh.) liegt auf dem Weg an die Loire. „Frankreichs Akropolis" (Rodin) gilt als eines der schönsten gotischen Baudenkmäler mit seinem Königsportal, den überlängten Figuren, dem Blau von Chatres in seinen Glasmalereien.
Berühmt auch die schwarze Madonna (15. Jh.) am linken Chorzugang und das Pilger-Labyrinth auf dem Fussboden.
Leider reichte unsere Zeit für die denkmalgeschützte Altstadt mit ihren historischen Waschhäusern und Mühlen nicht wirklich: also wieder kommen! Denn Blois erwartete uns bereits und zuerst führte eine entspannte Kutschfahrt uns quer durch die Altstadt zwischen Königs-Schloss, Kathedrale und Loire gelegen mit ihren schönen Häusern aus dem Mittelalter und der Renaissance. Auch das andere Flussufer besuchten wir kurz und fuhren entlang der magischen Treppe wieder auf den Schlossberg hinauf bei herrlichstem Wetter, das uns während der ganzen Reise in Frankreich erhalten blieb.
Das einstige königliche Residenzschloss Blois liegt malerisch am nördlichen Loireufer zwischen Oreans und Tours und überragt mit der Kathedrale die verwinkelte Altstadt. Der Bau aus der späten Flamboyantgotik trägt mit dem bekrönten Stachelschwein die Insignien Ludwig des XII., jedoch schließt sich an ihn der Salamander Franz I. an, der das Renaissance-Flügelgebäude mit dem berühmten Treppenturm kennzeichnet. Auch Katharina de Medici, die sich mit ihrem Schwiegervater besser verstand als mit ihrem Mann, bewohnte einst dort Räume, auch das mit dem Geheimfächer-Kabinett (ohne Gift!). Zu sehen waren auch riesige Gobelins (entworfen von Rubens) und Gemälde im angrenzenden Kunstmuseum.

4. Tag Die., 24.07.2018: Azay–le–Rideau – Villandry – Tours

Frühmorgens besuchten wir das noch ruhige Privatschloss Villandry. Es ziert eine „Geometrie aus Kraut und Rüben, Buchs und Rosen". Diese Gartenterrassen sind gut von den oberen Terrassen aus zu betrachten: der unterste ist ein Gemüsegarten („potager" mit 80.000 Gemüsepflanzen), gefolgt von einem Buchs-Liebes-Ziergarten und als dritte Terrasse ein meditativer Wassergarten mit Kanal in Nord-Süd-Achse der Anlage, mündend in den Schlossgraben. Wir wanderten bis zum aktuellen Sonnengarten und betrachteten dann ausgiebig die kunstvoll, jedes Jahr neu ausgeklügelten Pflanz-Kompositionen des Gemüse-Blumengartens vor dem Schloss. Ein kurzer Weg führte zum Nebenfluss Indre.
Wie ein kostbares Juwel eingefasst vom Grün am blauen Band des Indre liegt das Wasserschoss Azay-le-Rideau vor uns, das Balzac in seinem Roman „Die Lilie im Tal" verewigte. Es scheint, als wetteiferte es mit den anderen „Schönen" Chenonceau und Chambord. Auch hier leitete eine Frau die Bauarbeiten: die Frau des Bürgermeisters von Tours. Wegen Veruntreuung königlicher Gelder konfiszierte es Franz I.
Azay veranschaulicht den Wandel vom Wehren zum Wohnen: Wehrtürme wurden zu eleganten Ecktürmen, Pechnasen zu Girlanden, Wehrgänge zu Balkonen, Burggräben zu Wasserspiegeln. Die L-förmige Renaissance-Anlage ziert eine gerade italienische große Treppe, die uns in die einzelnen Gemächer führte. Künstler hatten hier Spielautomaten im Stile der Renaissancezeit zu klangvollen beweglichen Bildern arrangiert, bspw. ein bewegliches Bankett voller Tafelfreuden.
Bei einem herzhaftem Pfälzer Platte-Picknick in der Mittagshitze stärkten wir uns für den nicht minder heißen Nachmittag.
Das an der Loire und Cher gelegene Tours ist das Zentrum der Tourraine, des „Gartens von Frankreich". Von hier aus erreicht man die meisten Loire-Schlösser, doch die mittelalterliche Altstadt mit modernen Akzenten selbst lohnt auch einen Abstecher. Der Schutzpatron des heiligen Martin ist hier so allgegenwärtig wie in Orleans deren berühmte heilige Jungfrau.
Zwei historische Zentren erzählen die Entstehungsgeschichte: das gallo-römische Ost-Viertel um die Kathedrale Saint-Gatien mit Erzbischofspalast und Schloss sowie das West-Viertel die Basilika St. Martin am Rand der Altstadt um den Place Plumereau. Wir sahen erst das Viertel um den Platz Plumerau und am Folgevormittag den Kathedralbezirk.
Das gute Essen im "Rossini" blieb uns auch in angenehmster Erinnerung.

5. Tag Mi., 25.07.2018: Freizeit – Amboise


Zwischen Blois und Tours liegt Amboise an der goldenen Loireinsel als Residenz der Könige wie Ludwig XI. und Franz I., die von ihren verlustreichen Italienfeldzügen nur die Künstler als Gewinn mitbrachten, wie Leonardo da Vinci, der bis zu seinem Tod 1519 noch vier sorgenfreie Jahre im nahe gelegenen Herrenhaus Clos-Luce' erlebte und für den König Pläne zur Landschafts- und Architekturgestaltung und für ein legendäres Fest entwarf.
Das Königs-Schloss selbst war einst viermal so groß (aus Geldmangel Abriss im 19. Jh.). Was blieb ist wuchtig genug: die reich gegliederte Fassade über trutzigen Mauern an der Loire, der Minimesturm, die St- Hubert-Kapelle und die beiden Logis du Roi aus Gotik und Renaissance. Wer den originellen Max-Ernst-Brunnen am Loiredeich entdecken wollte oder den Blick von der goldenen Insel auf das Schloss geniessen wollte, hatte nach der Schlossbesichtigung noch ausreichend Zeit.
Im Herrenhaus der Thomeaux in Mosnes bezogen wir Zimmer mit Themen (New York, Antillen etc.) und aßen hervorragend.

6. Tag Do., 26.07.2018: Cher–Bootsfahrt – Chenonceau – Weinprobe – Felsenkeller–Restaurant


Jahrhundertelang reiste man auf Flachbooten auf der Loire und ihren Nebenflüssen wie dem Cher und transportierte Waren auf die Märkte. Die Erfindung der Eisenbahn läutete das Ende der stolzen Loireschiffer ein. Heute erinnern noch Namen wie „Belander" an sie, auf der wir unsere Cher-Bootsfahrt erlebten, ohne damaligen Gefahren wie Sandbänken und unberechenbaren Strömungen trotzen zu müssen.
Das Privatschloss Chenonceau ging als „Chateau des Dames" in die Geschichte ein, denn Schönheit, Eleganz und Zauber waren das Werk von Frauen, die es besassen und gestalteten vom 16. bis zum 18. Jh. - Catharine Briconnet, Diana von Poitiers, Katharina de Medici, Louise von Lothringen und Madame Dupin. Interessant auch die Küchenräume im Brückenpfeiler und die Gärten der Diana und der Katharina. Bereits legendäre Blumen-Kunstwerke zierten alle Räume, sie wurden im Wirtschaftshof des Schlosses hergestellt.
Unsere Weinprobe fand auf dem Hof der Nachfahren von Pere Auguste statt (4 Sorten, Rilette, Ziegenkäse) und rundete die reichen Eindrücke des Tages ab.
Im urigen Felsenkeller-Restaurant aus Tuffstein gehauen ließen wir es uns gut gehen wie Gott in Frankreich bei einem schmackhaftem Mahl und regionalen Weinen.

7. Tag Fr., 27.07.2018: Cheverny –Chambord – Fontainebleau


Das Privatschloss Cheverny erhebt sich in weissem Tuffstein vom Cher und schwarzen Schieferdächern über fünf wohl proportionierten Baukörpern seit dem 17. Jh. über der Landschaft. Im Vorgängerschloss soll einst Heinrich IV. genächtigt haben, weiß der Comte und füttert täglich seine Meute an 100 Jagdhunden, einer Mischung aus Foxhound und Poitevin. Von seiner Jagdleidenschaft zeugt auch der Trophäensaal.
Die bezaubernden Gärten bilden der schlossnahe Gemüsegarten und wunderschöne Ziergärten.
Auch die Ausstellung über Tim und Struppi, hier von Herge inspiriert, lohnt einen Blick nicht nur für Kinderseelen.
„Chambord ist ein Denkmal des Stolzes, der sich betäuben will, um seine Niederlage zu vergessen": Flaubert meinte die militärische Niederlage Franz I., zugefügt vom spanischen König Karl V., der an seiner Statt Kaiser wurde. Dafür baute er ein unvollendetes ungeheures Symbol seiner Königsmacht. Und dafür war kein Preis zu hoch, für den Rückkauf seiner Söhne aus spanischer Geiselhaft war jedoch kein Geld da. Natürlich empfing er den Kaiser, um ihm dort den "Stinkefinger" zu zeigen, was auch gelang („ein Inbegriff dessen, was menschliche Kunst hervorzubringen mag" laut Kaiser Karl V.). Mit 440 Räumen, 70 Treppen und 365 Kaminen ist es diesmal eine vollkommene Neuschöpfung als Jagdschloss mitten im Wald, kein Festungsumbau. Es mussten Sümpfe trocken gelegt und Pfähle tief in den Boden gesenkt werden (nur 1500 von 5433 ha sind heute öffentlich zugänglich). Franz I. verbrachte nicht mehr als 19 Nächte in Chambord (Salamander, Lilien, Königskronen und Initiale F sind allgegenwärtig) , Ludwig XIV. baute weiter und Ludwig XV. schenkte es dem reichen Moritz von Sachsen, der es für üppige Feste luxuriös ausstatten ließ (Kamine).
Unsere etwa zweistündige Fahrt führte uns in das Zentrum von Fontainebleau.

8. Tag Sa., 28.07.2018: Fahrt nach Metz bzw. Rückflug


Die Kleinstadt Fontainebleau inmitten des gleichnamigen Waldes 64 km südlich von Paris ist beliebtes Ausflugsziel der Hauptstädter und dessen Schloss UNESCO geschützt. Franz I. ließ hier einen Renaissancebau errichten, den seine Nachfolger erweiterten und den auch Napoleon bevorzugte. Der weitläufige, meist zweigeschossige Komplex ist in 5 Höfe gegliedert.
Im westlichen Cours des Adieux (Ehrenhof) liegt der Schlosseingang. Höhepunkt bildet die Galerie Francois I., die zum ältesten Teil des Cours Ovale verbindet. Der Renaissance-Ballsaal wurde für Diana de Poitiers neu gestaltet. Herrliche Gärten umgeben die Schlossanlage: der unter Napoleon angelegte Jardin Anglais, das Grand Parterre von Le Notre (unter Ludwig XIV.) mit Wasserbecken, Kaskaden und Figure - dazwischen der Karpfenteich mit Pavillon.
Nordwestlich von Fontainebleau liegt das Dorf Barbizon, wo sich im 19. Jahrhundert Künstler aus Paris nieder ließen, um nach der Natur zu malen (Millet, Corot, Daumier). Zuvor existierte in der Renaissance jedoch bereits die manieristische Malerschule von Fontainebleau, wie wir erfuhren.
Die Zeit des Abschieds und Rückflugs für unsere Fluggäste war nun gekommen. Wir Busgäste fuhren weiter von Fontainebleau nach Metz.
Die geschichtsträchtige Hauptstadt Lothringens Metz am Zusammenfluss von Mosel und Seille erreichten wir am späten Nachmittag und wollten sie vor dem Abendessen noch etwas erkunden: zwanzig Brücken, alte Paläste, Bürgerhäuser und die berühmte Kathedrale erschienen uns in einer Mischung aus französisch-italienischem Flair und wilhelminischem Pomp.
Wir durchstreiften den Place St.-Louis mit Arkadenhäusern des 14.-16. Jh., die Rue En Fornirue mit dem Renaissancehaus der "Goldenen Köpfe" und erreichten den Place d' Armes mit dem Rathaus (beide 18. Jh.), mit der Markthalle (aus dem unvollendeten Bischofspalast entstanden) und mit der monumentalen Kathedrale St. Etienne (Hl. Stephan) aus dem 13.-16. Jh. (90 m hoher Turm de Mutte). Ihre über 6500 qm Glasfenster aus dem 13.-20. Jahrhundert (Chagall, Villon) haben ihr den Beinamen „Laterne Gottes" verliehen. Wer mochte, blieb in der Kathedrale (geöffnet bis 19 Uhr) oder spazierte noch etwas an der nahe gelegenen Mosel bis zum Abendessen.

9. Tag So., 29.07.20: Rückreise nach Deutschland


Bei schönstem Wetter und mit vielen Erlebnissen erfüllt reisten wir die Strecke über Frankfurt am Main, Saarbrücken, Kaiserlautern, Eisenach ohne Stau mit pünktlichen Transfers wieder zurück.
Wir freuen uns, Sie bald wieder bei uns an Bord zu begrüßen: bleiben Sie gesund und reisefreudig,
Ihr Busfahrer Harald Schäffler und Ihre Studienreiseleiterin Grit Wendelberger

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