Reisebericht: Rundreise Französische Alpen und Genfer See

18.07. – 23.07.2017, 6 Tage Rundreise in den Französischen und Schweizer Alpen mit Chatel – Evian – Yvoire – Genf – Martigny – Chamonix – Annecy


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Die Schönheit der Bergwelt hinterlässt bei Reisenden immer tiefe Eindrücke, Impressionen. Wenn dann noch Seen wie der Genfer See oder der von Annecy dazukommen, romantische Dörfer wie Yvoire oder Burgen wie Chillon - dann sind die Eindrücke vollkommen.
Bergimpressionen am Genfer See - für Busreisende und Wanderer
Ein Reisebericht von Peter Großer
Ein Reisebericht von
Peter Großer

Dienstag, 18.07.2017 Anreise

Impressionen, Eindrücke male er, sagte Claude Monet einmal, als er gefragt wurde, was er da auf die Leinwand brachte. Besonders Berge hinterlassen bei den Menschen tiefe Eindrücke, nachdem sie als Sitz unnahbarer Götter oder furchterregender Dämonen entzaubert wurden. Sie sind Ziel einer Sehnsucht, den Schönheiten der Natur nahe zu sein und dem Bedürfnis, einmal dem Lärm der Städte zu entfliehen.
So haben sich bei dieser Reise junge aktive Wanderer aber auch jung gebliebene Gäste getroffen, deren Lebensalter mit einer 7, einer 8 ja sogar einer 9 beginnt. Es haben sich Menschen getroffen, die 4 Jahrzehnte lang in 2 verschiedenen Welten gelebt haben und nun miteinander gemeinsame Erlebnisse haben werden.
Aber noch ist es nicht soweit.
Vor uns liegen fast 1000 Fahrkilometer und eine zu reichhaltige Folge von Baustellen und leider auch Unfällen..
Dann kommt der Punkt, an dem das späte Erreichen des Zieles eine zu große Belastung für
die Reisegäste darstellen würde. Auch der Gesetzgeber hat im Interesse der Sicherheit eine Grenze gesetzt. Was dann kam, war ein kleines Wunder: Den Mitarbeiterinnen in der Zentrale bei Eberhardt-Travel war es gelungen, in Biel/Bienne ein sehr gutes Hotel kurzfristig zu finden, das auch noch ein Abendessen in der bekannten Qualität der Schweizer Hotellerie herbeizauberte. Die Franzosen haben ein Sprichwort: Il n'y a pas des problèmes que des solutions. Es gibt keine Probleme, nur Lösungen. Ein optimistisches Wort, auch für die nächsten Tage, denn „Etwas ist immer!" wie Tucholsky bemerkte.

Mittwoch, 19.07.2017 Evian – Yvoire – Genf

Nach wunderschöner Fahrt durch das Seenland zwischen Jura und Alpen, durch das Freiburger und Greyerzer Land erreichen wir den Lac Léman (unter uns können wir auch Genfer See sagen). Es ist seine schönste Seite: die Weinberge des Lavaux, die schweizerische Riviera, die Massive der Walliser und Savoyer Alpen. Evian ist eine der Perlen am Südufer. Das Wasser von Evian bekam vor über 200 Jahren den Ruf, Gesundheit und Schönheit zu bewahren und da kamen Gäste aus aller Welt. Der Charme der Belle Epoque ist überall zu spüren, aber auch der moderne Spa-Betrieb. Und Evian ist die Stadt, in der Frankreich 1962 Frieden mit Algerien schloss und damit eine seit 1939 ununterbrochene Kette von Kriegen auf 3 Kontinenten beendete.
Eine weitere Perle: Yvoire. „Wann immer ich seither in Yvoire bin, denke ich daran, dass hier Wirklichkeit geworden ist, wonach die Menschen sich sehnen, a place of smiling peace (ein Platz des lächelnden Friedens)" sagt Simmel in seinem letzten Roman Liebe ist die letzte Brücke. Über eine Million Gäste besuchen den Ort im Jahr, der den Charme des Mittelalters ausstrahlt, mit trutziger Burg, Garten der fünf Sinne, sehenswerter Kirche, kleinem Hafen  grauen Steinhäusern, Teilen der Stadtmauer mit erhaltenen Toren und vielen, vielen Blumen, Aber der Ort ist auch vom Kommerz überzogen ist und eigentlich eine riesige rustikale Freiluftgaststätte darstellt. Aber doch irgendwie sehr schön.
Unser Bus ist auch nur ein Mensch und muss einmal in die Werkstatt und siehe da, in den folgenden Tagen ist es nicht mehr so heiß draußen, auch im Bus ist es kühler. Die Wandergruppe bewegt sich am Ufer in Richtung Genf, die Busgäste fahren mit einem französischen Bus nach Genf. Genf, das Rom des Protestantismus: hier wirkte der Reformator Calvin. Genf, das Weltzentrum des Humanismus, hier gründete Henri Dunant 1864 das Internationale Rote Kreuz, Genf, Sitz von 25 Internationalen Organisationen und Sitz des Völkerbundes, später ¾ aller UNO-Organisationen, die Hoffnungsträger für den Weltfrieden waren und sind oder sein sollten.30.000 gut dotierte Beamte dieser Organisationen zahlen zwar keine Steuern, schade für den Kanton, aber veranstalten über 1000 Kongresse, da kommt wieder viel Geld herein.
Wir lernen Genf von der Wasserseite her kenne, fahren an der 140 m hohen berühmten Fontäne Jet d'Eau vorbei und betrachten die in Grün eingebetteten Villen und Schlösser.
Ein langer, erlebnisreicher Tag geht zu Ende. Von Thonon-les-Bains aus folgen wie dem Tal der Dranse de Morzine und gelangen im Mittelpunkt des Skigebietes Porte de Soleil (Tor der Sonne) in unser Hotel. Es ist in traditioneller Holzbauweise errichtet, von hohen Bergen umgeben, in absoluter Stille. Eine freundliche ( ich getraue mir auch zu sagen: sehr hübsche) Wirtin, ein sehr gutes, bodenständiges Essen, Gespräche an den Tischen - was will man mehr.

Donnerstag, 20.072017, Chamonix – Mont Blanc

Der Berg ruft. Heute geht es hoch hinaus. Wir folgen dem Tal der Arve und gelangen nach Chamonix-Mont Blanc. Es bilden sich einzelne Gruppen und Klaus fährt sie an die entsprechenden Ausgangspunkte. Die Mehrheit hat sich für die Aiguille du Midi (Nadel des Südens) entschieden, einem spitzen Fels, der auf der Flanke des Mont Blanc aufsitzt und zu dem die (damals) höchste Seilbahn der Welt führt. Inzwischen haben die ehrgeizige Schweizer einige Meter am Klein Matterhorn daraufgelegt und die Chinesen haben noch einmal 1000 m Höhe dazugesetzt (kleiner Trick: sie fangen erst bei 3600 m an). In 20 min legt die Bahn die 2800 Höhenmeter auf den Berg zurück, der erst vor 99 Jahren bestiegen wurde. Die Aussicht ist atemberaubend. Wolkenfetzen streichen vorbei und immer wieder öffnet sich der Vorhang mit dem Blick auf die runde Kuppe des Mont-Blanc und die Bergketten im Norden.
Die zweite Gruppe fährt mit der Zahnradbahn zum Mer de Glace, einer der 3 großen Gletscherzungen des Mont Blanc. Es sind viele Stufen zu steigen um in die jährlich  neu gegrabene Eisgrotte zu gelangen. Das steil abfallende Tal ist von spitzen Bergen umgeben den Aiguilles. Dieser größte französische Gletscher bewegt sich im Jahr 70 m nach unten, aber seine Zungenspitze zieht sich immer mehr nach oben zurück. Es ist ein untrügliches Zeichen für eine seit etwa 150 Jahre spürbare Klimaerwärmung, an der der Mensch zunehmenden Anteil hat, mögen auch einige Politiker und Autohersteller die Lage etwas anders beurteilen.
Die dritte Gruppe begnügt sich mit nur 2525 m des Brevent auf der anderen Seite von Chamonix, hat aber dafür nicht nur den besten Blick auf das Mont Blanc-Massiv, sondern auch auf die Kalksteinplateaus auf der anderen Seite. Auf dem Weg zum Busparkplatz haben wir die hübsche Stadt durchstreift.
Über 2 Pässe, vorbei am Argentière- und Trientgletscher, erreichen wir einen Aussichtspunkt
hoch über Martigny, der alten Römerstadt. Sie liegt an exponierte Stelle: nach Westen führt die Route des Großen Sankt Bernhard nach Italien in das Aostatal-, nach Osten öffnet sich das breite Tal des Rhone, das obst- und weinreiche Wallis und nach Norden fließt der Rhone zum Genfer See, um sich von Schlamm und Geröll zu reinigen.
Ich denke, dieser Ausflug mit Sonnenschein und Fotografenwölkchen war der Höhepunkt der Reise.

Freitag, 21.07.2017 Chateau Cillon – Montreux – Les Rochers de la Naye

Es geht wieder einmal in die Schweiz. Wie immer wird in St.-Gingolph die Fahne im Bus ausgetauscht. Wenn auch das Schweizer Stimmvolk zum Euro eine andere Auffassung hat, so hat sich die Schweiz doch dem Schengen-Abkommen angeschlossen und verzichtet auf Grenzkontrollen und lästige Zöllner. Früher war das anders, da musste an der damaligen Grenze zwischen Eidgenossenschaft und Savoyen fleißig Zoll gezahlt werden. Das Schloss Chillon war Zollstätte und Lagerort für die Waren, natürlich auch Sommerresidenz der Savoyer Grafen, aber die hatten ja noch weitere 19 Schlösser. Dann eroberten die Berner die Wasserburg, später ging sie in den Besitz des Kantons Waadtland. Bekannt wurde sie in der Zeit der romantischen Schwärmerei durch Lord Byron, der in 2 Tagen eine lange Ballade schuf, die das schwere Los des gefangengehaltenen Widerständlers gegen die Kirche, Bonivard, feierte.
Dann die Riviera der Schweizer mit Montreux als Mittelpunkt. Glanz der guten alten Zeit, als gekrönte Häupter am See lustwandelten. Wäre nur Sissi in Montreux geblieben und nicht mit dem Schiff nach Genf gefahren! Hemmingway war hier und Freddie Mercury, Richard Strauß und Mike Jaegger und auch die Russen, Tschaikowski und Tolstoi zum Beispiel. Gut, dass sie auch heute wieder herkommen können.
Les Rochers de Nay, der Hausberg von Montreux, kann bequem mit der Zahnradbahn befahren werden. Die Wanderer verzichteten allerdings auf die Rückfahrt und stiegen fast 1600 Höhenmeter auf wunderbaren Wanderwegen abwärts - fast (eine kleine Zwischenetappe mit der Bahn hatten sie sich verdient). Die Bahn wurde zwischen 1883 und 1901 errichtet. Vom Gipfel aus hat man eine weite Sicht, kann kleine Wanderungen unternehmen, Murmeltiere oder Pflanzen fotografieren oder einfach auf der Terrasse Blick und Erfrischungen genießen. Listigerweise haben die Schweizer die Bergspitze durchbohrt, so dass man nach Passieren eines Tunnels auch eine prachtvolle Aussicht auf den Genfer See hat. Ein schöner Bergausflug.

Sonnabend, 22.07.2007 Annecy

Noch einmal Savoyen mit vielen Erklärungen unserer Wirtin, die heute als örtliche Reiseleiterin auftritt, zu ihrer Heimat. Sie spricht vom Schieferabbau in ihrem Tal in alter Zeit, von der Entwicklung des Tourismus an der Porte de Soleil, aber auch von Verfremdung und
dem Siegeszug ausländischen Kapitals. Auch hier spürt man den Klimawandel, der Schnee hat sich vom Wintersportort Morzine in höhere Lagen zurückgezogen. Neue Gebiete wie Avoiraz wurden erschlossen.
Und dann erreichen wir die wunderschöne kleine Stadt Annecy, an der Spitze eines Sees gelegen, zwischen weit aufragenden Bergen. Annecy wird auch Glockengießerstadt genannt, 120.000 Glocken wurden südlich der Stadt gegossen, darunter die schwerste der Welt oder die Nachbildungen der Liberty Bell (Freiheitglocke) für jeden Bundeshauptstadt der USA.  Interessant, aber der Flair von Annecy ist das Bemerkenswerteste. Es ist fie Stadt mit ihren in hellen Farben bemalten Häusern, ihrem Blumenschmuck, ihren belebten Quais am kürzesten Fluss Frankreichs Le Thiau, ihren Tordurchgänge, ihren Parks, ihren Gaststätten - und den vielen, gutgelaunten Menschen. Es ist die Stadt, in der Seminarist Jean-Jacques Rousseau auf die ältere, erfahrene Madame de Warens traf, die Stadt, in der er auch seine Liebe zur Natur entdeckte und eine Bewegung auslöste, die auch in Goethes Werther weiterwirkte. Überall finden sich seine Spuren, in Chambery, Genf, Montreux, Chillon, auf der Petersinsel bei Biel. „Nur ein Buch liegt offen vor aller Augen, das Buch der Natur" sagte er. Wir haben auf dieser Reise manche Seite aufgeschlagen. Auch die Fahrt um den See ist ein schöner Abschluss und wir treffen dann unsere Wanderfreunde wieder, die Natur pur erlebt hatten.
Ein kleiner Empfang zum Abschluss mit Weißwein aus der Region, Kir und wunderbarem luftgetrockneten Schinken war Gelegenheit, Dank zu sagen: unserer Wirtin Aube, unserer Wanderleiterin und örtlichen Begleitung Mariella, dem zuverlässigen und sicherem Fahrer Klaus, seiner Frau Bärbel, die dankenswerterweise den Service übernahm und vor allem auch Ihnen, liebe Gäste, die dem Unternehmen Eberhardt Travel ihr Vertrauen schenkten und sich ganz rasch zu einer harmonischen Gemeinschaft zusammengefunden hatten.
Der Abend klang mit einem typischen Savoyer Gericht, der Tariflette aus, begleitet von einem roten Grignan oder weißen Chasselas und es gab die tägliche Käseprobe, diesmal ein Reblochon.Sonntag,

23.07.2017 Rückreise

Es geht wieder in Richtung Heimat. 6 Tage sind viel zu schnell vergangen. Vielleicht kann die Reise Genfer See in Zukunft etwas verlängert werden, die Schweizer Riviera und Hochsavoyen hätten es verdient.
Die Welt ist ein Buch, von dem man nur die erste Seite gelesen hat,
wenn man nur sein Land gesehen hat.
Fougeret de Moubron (1706-1760)
Anmerkung: Frau Wiesel stellte dankenswerterweise einige Fotos der Wandergruppe zur Verfügung. Sie sind mit (W) gekennzeichnet. Teilweise wurden auch eigene Archivbilder verwendet (A)

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