Reisebericht: Rundreise Frankreich – Normandie und Bretagne

08.07. – 17.07.2018, 10 Tage Rundreise mit Metz – Verdun – Rouen – Etretat – Honfleur – Caen – Landungsstrände – Mont St. Michel – St. Malo – Carnac – Vannes – Chartres


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Während unserer Studienreise in die Normandie und Bretagne sahen wir bei herrlichem Sommerwetter Städte voller Geschichte, beeindruckende Kathedralen und vielfältige Küstenlandschaften. Daneben haben wir kulinarische Genüsse vom Feinsten erlebt.
Ein Reisebericht von
Beate Schroedter
Beate Schroedter

1. Tag Sonntag, 08.07.2018 Anreise nach Metz


Bei schönem Sommerwetter begann am frühen Sonntagmorgen unsere Studienreise in die Normandie und Bretagne mit unseren ersten Reisengästen am Dresdner Flughafen. Später begrüßten wir weitere Reisegäste an den Zustiegsorten Chemnitz-Mitte, Raststätte Teufelstal, Jena-Zentrum und Neudietendorf. Nach dem Fahrerwechsel an der Raststätte Teufelstal fuhr uns unser Busfahrer Gerald Hohlfeld auf den Autobahnen A 4 und A 6 flott und sicher durch Hessen und Rheinlandpfalz zum Autohof bei Grünstadt, wo unsere letzten Gäste zustiegen. Da sich der Zubringer aus Heilbronn jedoch um ca. 1 ½ Stunden verspätet hatte, ergab sich für uns eine ungeplante Wartezeit. Dann ging es in flotten Tempo durch das Saarland, über die deutsch-französische Grenze nach Metz, die Hauptstadt der französischen Region Lorraine (dt. Lothringen). Eine halbe Stunde vor ihrer Schließung konnten wir noch die Kathedrale St. Etienne besichtigen, die 1220 begonnen wurde und das dritthöchste Kirchengewölbe Frankreichs besitzt. Daneben ist die Kathedrale berühmt für ihren reichen Schatz an Glasfensterzyklen von 13. bis zum 20. Jahrhundert. Besonders prachtvoll wirkten bei dem warmen Nachmittagslicht gerade die drei Glasfenster von Marc Chagalls im nördlichen Querschiff und im Chorumgang.
Dann schlenderten wir durch die Straßen und Gassen der Altstadt, passierten die Moselbrücken und erreichten die im Stil des Ancien Régime prunkvoll gestaltete Place de la Comédie, den Theaterplatz, wo gerade eine Gartenausstellung stattfand. Später ging es mit unserem Bus zum Hotel Kyriad in der Altstadt, wo wir nach unserer langen Anreise sehr gut zu Abend speisten und übernachteten.

2. Tag Montag, 09.07.2018 Schlachtfelder von Verdun, Rouen


Nach unserer ersten Nacht in Frankreich und einem guten Frühstück fuhren wir am Morgen mit unserem Bus nach Verdun. Dort trafen wir unsere örtliche Fremdenführerin Madame Catherine Kremer, die uns zuerst mit der Geschichte der alten Stadt Verdun vertraut machte. Dann jedoch sollten die Orten und Ereignissen des Kriegsjahres 1916 zum beherrschenden Thema des Vormittags werden. Wie fuhren zunächst an Schlachtfeldern des 1. Weltkriegs vorbei und kamen zum 1932 eingeweihten Beinhaus vom Douaumont. Hier werden die sterblichen Überreste von 130.000 nicht identifizierten französischen und deutschen Soldaten aufbewahrt. Nach einem sehr eindrücklichen Dokumentarfilm, den wir dort sahen, fuhren wir zum Fort Douaumont, um das 1916 erbittert gekämpft wurde und besichtigten wir die Anlage. Sie legt bis heute ein bitteres Zeugnis ab für die Grausamkeit an den Fronten des 1. Weltkriegs und für die schockierenden Lebensumständen der Soldaten im Fort Douaumont.
Nach diesen bewegenden Eindrücken setzten wir unsere Reise durch die Lorraine in Richtung Westen fort. Zur Mittagszeit erreichten die Region der Champagne und legten an einem Rastplatz mit Blick zu der berühmten Mühle von Valmy unsere Mittagspause ein. Hier hatte die französische Revolutionsarmee am 20. September 1792 den Vormarsch der antifranzösischen Koalitionsarmee das erste Mal gestoppt und damit ihren ersten Sieg errungen.Während unserer Weiterfahrt bog unser Bus plötzlich nach Reims ab. Unsere Strecke erlaubte uns, eine kleinen Abstecher in die Hauptstadt der Region Champagne-Ardennen zu machen, um ihre weltberühmte Kathedrale, die einst die Krönungskirche der französischen König war, zu besichtigen. Hier bewunderten wir hier neben den mittelalterlichen Glasfenstern und den Fenstern von Marc Chagall besonders die 2015 in Gedenken an das Ende des II. Weltkriegs von unserem damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier und seinem französischen Amtskollegen Laurent Fabius offiziell eingeweihten Glasfenster von Imi Knoebel. Dann gingen wir zur königlichen Place Royale, sahen den in den 20ger Jahren sehr schön wieder aufgebauten Place de Forum und besichtigten sogar die beeindruckende Anlage des Kryptoportikus aus römischer Zeit, die sich unter diesem verbirgt.
Nach diesem überraschenden Eindrücken setzten wir unsere Fahrt in die Normandie fort. Am Abend trafen wir in unserem Hotel Novotel Rouen Sud in St. Etienne du Rouvray, einem südlichen Vorort von Rouen, ein.

3. Tag Dienstag, 10.07. 2018 Rouen, Étretat, Le Havre


Der heutige Vormittag sollt ganz der malerischen Altstadt von Rouen, der alten Hauptstadt der Normandie, gehören. So verließen wir am morgen das Hotel und fuhren in Richtung der Altstadt. Dort führten uns unsere beiden örtlichen Stadtführerinen Anne Robin und Catherine Brandon in zwei Gruppen. Sie brachten uns die Geschichte dieser altehrwürdigen Stadt näher, zeigten uns die nicht zuletzt durch Claude Monet's Gemäldezyklus so berühmte Kathedrale Notre-Dame und machte uns auf Besonderheiten der Fachwerkbauten in Rouen aufmerksam. Wir entdeckten mit ihnen viele malerische Ecken der Altstadt und sahen den alten Markt mit der 1979 erbauten Markhalle sowie der Jeanne-d'Arc geweihten Kirche. Ihr größter Schatz ist ein wunderschöner Glasfensterzyklus, der aus der 1944 zerstörten Kirche St. Vincent stammte. Neben der Kirche erinnert ein 20 m hohes Kreuz an die Verbrennung Jeanne d'Arcs am 30.5.1431 auf einem an dieser Stelle aufgerichteten Scheiterhaufen.
Dann hatten wir Freizeit zu einer Mittagspause bevor es am Nachmittag zur Côte d'Abatre ging. Die Alabasterküste - so wurde dieser Küstenabschnitt seit Jahrhunderten von seinen Bewohnern benannt aufgrund ihrer hellen Kreidefelsen. Bei diesem herrlichem Sonnenwetter wirkte der Farbkontrast zwischen dem dunklen Blau des Meeres, dem lichte Bau des Himmels und der Helligkeit der fast weiß erscheinenden Kreidefelsen einfach faszinierend. Die Felsen mit ihren eingelagerten Feuersteinbändern erhoben sich monumental beiderseits des steinigen Strandes - der "Falaise d'Aval" links und rechts der "Falaise d'Amont". Diese Küste, die schon Generationen von Malern, Fotografen und Schriftstellern fasziniert hatte, bescherte uns bei diesem fabelhaften Wetter einen traumhaften Genuss.
Erst am späten Nachmittag nahmen wir Abschied von der Alabasterküste um mit unserem Bus in die große Hafenmetropole Le Havre, die man auch das "Tor zum Ozean" nennt, zu fahren. Die im II. Weltkrieg nahezu vollständig zerstörte Stadt wurde in den 50/60ger Jahren nach Plänen des berühmten Architekten Auguste Perret vollkommen neu aufgebaut. Seit Juli 2005 ist sie als UNESCO Weltkulturerbe anerkannt.
Unser Hotel lag im Zentrum der Stadt am Bassin du Commerce. Am frühen Abend spazierten wir an diesem alten Hafenbassin entlang zum Restaurant "Le Bistrot des Halles", wo wir in einem wunderschönen Ambiente vorzüglich speisten. Es gab "Aile de Raie" (Rochen), den man nur hier an der normannischen Küste so vorzüglich zubereitet essen kann.

4. Tag Mittwoch, 11.07.2018 Pont de Normandie, Calvadosprobe, Honfleur, Arromanches


Schon kurz nach unserer Abreise aus Le Havre erlebten wir eine erste große Überraschung: die atemberaubend schöne "Pont de Normandie". Zur Zeit ihrer Errichtung 1988-1994 war sie mit einer Länge von 2.241 Metern und einer Hauptspannweite von 854 Metern die größte Schrägseilbrücke der Welt. Nach einem längeren Fotostopp fuhren wir über die "Pont de Normandie" und waren beeindruckt von der Leichtigkeit und Eleganz dieses genialen Brückenbauwerks.
Wenig später gelangten wir in das Pays d'Auge - das malerische Hinterland der Blumenküste. Wir erreichten das Château de Breuil in seiner wunderbaren Parkanlage. Da vor der Führung noch etwas Zeit war, wogen sich einige Reisegäste aus unserer Gruppe auf der seit kurzem eingerichteten Apfelwaage, die einem genau verrät, wie viele hundert Äpfel schwer bzw. leicht man ist. Dann erlebten wir eine fachkundige Führung durch die Calvados-Brennerei und das Lager der Fässer, wo wir zum Abschluss ein Multimediapräsentation über die Herstellung des Calvados sahen. So waren wir auf angenehmste Weise bald recht neugierig auf den Geschmack des Calvados, den wir anschließend kosteten. Beschwingt durch den köstlichen Tropfen fuhren wir nun in das alte Hafenstädtchen Honfleur, von dem einst Kapitäne wie Samuel de Champlain in die Neue Welt aufbrachen. Viele Jahrhunderte lang florierte hier der Überseehandel mit Kanada und Brasilien. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen die jungen Künstler aus der Hauptstadt, die sich der frühimpressionistischen Landschaftsmalerei verschrieben hatten und gründeten zusammen mit dem Maler Eugène Boudin in der Ferme Saint-Siméon bei Honfleur eine kleine Künstlerkolonie. Ende des 19. Jahrhunderts sollte der Musiker und Komponist Eric Satie, der berühmteste Sohn der Stadt, das Pariser Musikleben kräftig aufmischen. Wir spazierten zum malerischen Stadtviertel des Alten Hafens und zu der von Schiffszimmermeistern aus Holz errichtete Kirche Ste Chaterine. Hier gab es gerade ein Wochenmarkt, auf dem man besonders leckere Crêpes und bretonische Galettes essen konnte.
Nach der Mittagspause steuerten wir eine weitere normannische Küstenregion an - die Côte de Nacre (dt. Perlmuttküste). Hier begann am 6.6.1944 unter unvorstellbar hohen Opfern die Befreiung Frankreichs und Westeuropas vom Faschismus. Nur wenige Tage später wurde hier vor der Küste von Arromanches der Mulberry Hafen angelegt, über den die ersten Transporte für die Alliierten Streitkräfte gingen.
Nachdem wir uns dort umgesehen hatten, fuhren wir am späten Nachmittag durch die einmalig schöne Heckenlandschaften der Unteren Normandie, kamen am Mont-Saint-Michel vorbei in die Bretagne und erreichten gegen Abend unser Hotel in St. Malo. In diesem direkt am Strand gelegenen Hotel blieben wir für die nächsten zwei Nächte.

5.Tag Donnerstag, 12.07.2018 Mont–Saint–Michel, Cancale, St. Malo


Heute früh fuhren wir noch einmal einige Kilometer zurück in die Normandie, um die berühmte Abtei des Mont-Saint-Michel, die auch als "Wunder des Abendlandes" bekannt ist, zu besichtigen. Vom Busparkplatz gingen wir gemeinsam zur Haltestelle des Shuttlebusses, der uns über die neue Stelzenbrücke zum Klosterberg brachte. In der Klosterstadt angekommen führte unser Weg über die immer steiler werdende Grande Rue und Treppen über Treppen hinauf zum Eingang der Abtei. Dann erhielten wir Audioguides, die uns spannende Informationen zur Geschichte der Abtei boten, und schritten beeindruckt durch die ehrwürdigen Räumlichkeiten dieser legendären Abtei. Nach dieser Besichtigung gingen wir gemütlich entlang der Stadtmauer wieder hinunter, während sich in der Hauptgasse bereits viele Menschen drängten.
Wir hingegen kehrten dem Abteiberg den Rücken und fuhren zur Austernverkostung nach Cancale, die Aussterhauptstadt in der weiten Bucht des Mont-Saint-Michel. Die Ebbe erlaubte uns, den gesamten Austernpark von der Küste aus zu überblicken. Man konnte wunderbar die Tische mit den darauf gelegten Austerntaschen sehen und die Bewirtschaftung der Anlage verfolgen. Zum Glück hielt auch das Wetter und so konnten wir mit Blick aufs Meer Austern essen so frisch, wie nirgendwo sonst. Sie wurden erst kurz zuvor von den Austernfischern geliefert und seit dem am Strand verkauft. Es gab "Pazifische Felsenaustern" (Huitre creuse) sowie kleinere "Europäische Austern" (Huitre plat bzw. Pied de cheval) mit Zitrone. Dazu gab es Baguette sowie Muskateller- und Chardonnay-Wein. Für manchen von uns war das Essen von Austern eine kulinarische Premiere, für manchen der „Kenner" ein wahrer Genuss.
Bei unserer Rückkehr nach San Malo stoppte unser Bus in der Nähe der Altstadt, so dass einige von uns ausstiegen, um am Nachmittag die stimmungsvolle Altstadt zu besuchen und ihre mächtige Stadtmauer zu erwandern, die wunderbare Aussichten über die vorgelagerten Inseln und Forts bot. Andere Gästen aus unserer Gruppe genossen während dessen ganz in Ruhe den Strand und das Meer in Hotelnähe.

6. Tag Freitag, 13.07.2018 Cap Fréhel, Plomanac'h, Guimiliau


Heute Morgen wartete wieder ein besonderes Brückenbauwerk auf uns, dessen Raffinesse jedoch anders als bei der Pont de Normandie nicht sichtbar ist, sondern sich unter dem Asphalt der Straße und der Wasseroberfläche des Flusses Rance verbirgt. Unter der Straßenbrücke, die über die Rance führt, befindet sich das erste große Gezeitenkraftwerk der Welt. Durch Ausnutzung des hiesigen Tidenhubs von mehr als 8 m kann dieses Kraftwerk mit 24 Generatoren soviel Energie erzeugen, um den Energiebedarf von Rennes, der Hauptstadt der Bretagne mit 223.000 Einwohnern zu decken.
Dann ging es an dem bekannten Seebad Dinard, das gegenüber von San Malo liegt, vorbei zur Smaragdküste, der Côte d'Emmeraude. Hier an der bis zu 70 m hohen Steilküste erwartete uns eine einzigartige Naturszenerie, die wir bei fabelhaften Wetter erlebten durften. Rings um den alten Leuchtturm waren die Steine bedeckt mit gelbem Ginster und der violetten Erika. Über den benachbarten schroffen Felsklippen umkreisten große Möwen kreischend ihre Kolonien. Auch Lummen wurden von einigen Gästen entdeckt.
Nach diesem wunderbaren Küstenerlebnis an der Côte d'Emmeraude steuerten wir nun die Granitküste, die Côte d'Granit Rose, an. Nach einer Mittagspause am Bus in Ploumanac'h wanderten wir bei schönstem Sommerwetter auf dem alten Zöllnerpfad an den gigantischen Steinkolossen vorüber, sahen in ihnen Tiere, Köpfe und allerlei Fabelwesen und waren fasziniert von der spektakulären Felsenlandschaft und ihren bizarre Formen.
Am Nachmittag kamen wir ins Departement Finistère, um das Dorf Guimiliau mit einem der berühmtesten Kalvarienberge der Bretagne zu besuchen. Zu dem Pfarrbezirk, auf dem sich der Kalvarienberg befindet, führt ein hoch aufragendes Tor, das wie ein Triumphtor gestaltet ist. Der Kalvarienberg selbst wurde zwischen 1581 und 1588 geschaffenen. Er zeigt unter einem mächtigen Kreuz ca. 200 Figuren in eindrucksvollen Szenen der Passion. Die Kirche stammt ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert und ist mit einer reichen Ausstattung wie z.B. einer wunderschönen Taufe versehen. Auch das Beinhaus, das etwa zur selben Zeit errichtet wurde, ist noch erhalten und dient heute als Verkaufsshop für Postkarten, Broschüren und Büchern. Dann ging es weiter nach Quimper, die Hauptstadt des Departements Finistère. Dort erreichten wir das in unmittelbarer Nähe der Altstadt gelegene Hotel Escale Océania, in dem wir wieder für zwei Nächte blieben.

7. Tag, Samstag, 14.07.2018 Locronan und Pointe du Raz


Am heutigen Samstag unternahmen wir einem fakultativen Ausflug nach Locronan und zur Pointe du Raz. Fast die gesamte Gruppe war mit von der Partie. Das Dorf, das in der historischen Landschaft der Cornouaille liegt, wurde benannt nach dem Heiligen Ronan, der im 7. Jahrhundert aus Irland in die Bretagne gekommenen war. Er gehörte zu den frommen Männern, die in dieser Zeit von den britischen Inseln kamen, um das Christentum in der Bretagne zu verbreiten. Nach seinem Tod wurde er in der Kirche von Locronan bestattet.Später wuchs um die Kirche herum ein Dorf, das sich zu Beginn der Neuzeit auf die Herstellung von Segeltuch spezialisierte. Mit diesem Segeltuch wurden seinerzeit nicht nur bretonische Fischer und Seeleute sondern auch die Schiffe der Königlichen Marine Frankreichs ausgestattet. Seit diesen Jahrhunderten der Blüte versank Locronan in einen Dornröschenschlaf und blieb mit seinen malerischen Renaissance-Gebäude aus Granitstein und seinem stimmungsvollen Marktplatzes nahezu unverändert erhalten. Vor vielen Jahren schon wurde Locronan vom Film als Drehort entdeckt Über 30 Filme wurden hier inzwischen gedreht, darunter so berühmte Filme wie "Tess" von Roman Polanski mit Nastassja Kinski in der Hauptrolle und „Chouans ! - Revolution und Leidenschaft" von Philippe de Broca mit Sophie Marceau und Philippe Noiret.
Anschließend ging es am Hafen von Douarnenez und an der Ile Tristan vorbei zum Cap Sizun. Die extrem zugespitzte Landzunge reicht etwa 30 km in den Atlantischen Ozean hinein und trennt die Iroise See im Norden vom Golf von Biskaya im Süden. Nach einem Fotostopp an der Baie des Trépassés, der Bucht der Verschiedenen, erreichten wir den Parkplatz an der Pointe du Raz, dem spektakulären westlichen Ausläufer des Caps. Vom Parkplatz führte ein ca. 15 minütiger Fußweg zur Pointe du Raz, der aber auch zu einem kleinen Preis mit einem Shuttel bewältigt werden konnte. Die durch starken Gezeitenströme und zahlreiche Klippen gebildete Passage an der Pointe du Raz war einst lebensgefährlich für die Schifffahrt. Heute erreichen die Schiffe von Audierne aus in einem großen Bogen die ca. 8 km westlich liegende Ile de Sein. Diese Insel wurde im Juni 1940 geradezu legendär für ihr einzigartiges Engagement zur Befreiung Frankreichs, als sich all ihre männlichen Bewohner im wehrfähigen Alter der „Freien Französischen Marine" anschlossen. Heute bei diesem sonnigen, windstillen Wetter wirkte das Meer ziemlich harmlos. Aber die Sicht war so hervorragend, das man nicht nur die Île de Sein und den entfernteren Leuchtturm Phare de Tévennec sehen sondern sogar die Riffe im Meer vor der Insel deutlich erkennen konnte. Nach diesem großartigen Küstenerlebnis an der Pointe du Raz fuhren wir entlang der südlichen Küste des Cap Sizun zurück nach Quimper. Am Nachmittag hatten wir noch genügend Zeit, um mit Muße die Hauptstadt der Cornouaille mit ihrer Cathédrale Saint Corentin und ihren stimmungsvollen Gassen und Plätzen zu genießen. An der Stadtmauer erinnerte noch eine „Kunstfahrrad" an die Tour de France, die vor drei Tagen durch Quimper ging.

8. Tag, Sonntag, 15.07.2018 Concarneau, Carnac, Golf vom Morbihan, Vannes


Schon früh am Morgen sind wir nach Concarneau gefahren. Die Altstadt von Concarneau war in der Geschichte eine der wichtigsten Festungen der Bretagne und liegt heute genau zwischen Fischerei- und Jachthafen. Im 12. Jahrhundert wurde die einstige Insel durch eine Brücke mit dem Festland verbunden. Die Sardienenfischerei war früher der Haupterwerbszweig der Fischer. Als aber 1905, als die Sardinenschwärme plötzlich ausblieben, verbreitete sich schnell Armut und Ratlosigkeit. Die Künstler aus dem nahen Pont-Aven kamen aber auf die fabelhafte Idee, ein Fest als Wohltätigkeitsveranstaltung für die Fischer zu organisieren, das schließlich ein voller Erfolg wurde. Seit dieser Zeit feiert man hier jedes Jahr Mitte August das "Festival der blauen Netze" (Fête des Filets Bleus). Darüber hinaus ist Concarneau dank der Kriminalromane von Jean-Luc Bannalec als Dreh- und Angelpunkt des Kommisars George Dupin seit einigen Jahren auch zur Krimi-Stadt avanciert.
Nach einem Rundgang durch die kleine Festungsstadt und über ihre Stadtmauer setzten wir Reise in Richtung Vannes fort. Dabei fuhren wir durch den Ort Pont-Aven, wo sich ab 1886 um Paul Gauguin und Émile Bernard die sogenannte "Schule von Pont-Aven" gründete. Diese Maler schufen seinerzeit hier nichts weniger als die Grundlagen für die Moderne Kunst. Sie bestanden darin, das der Maler seiner inneren Welt und nicht der Wirklichkeit den Vorrang gab und seine malerischen Mittel auf die wesentlichen Elemente wie Farbe, Fläche und Linie reduzierte.
Wenig später erreichten wir über die Schnellstraße 165 das Departement Morbihan, wo wir die weltweit berühmten, aus der Jungsteinzeit stammenden Megalithanlagen von Carnac besuchten. In Le Ménec, ein Dorf bei Carnac, umfassen die zwischen dem 5. und dem 3. Jahrtausend v. Chr. entstandenen Steinreihen (Alignements) 1050 Steine, die sich über eine Länge von 950 m erstrecken. Hier enden die 11 Reihen der bis zu 4 Meter hohen Menhire. Die Deutung der gesamten Megalithanlage von Carnac liegt noch immer im Dunkeln. Sicher ist jedoch, dass es sich hier um eine der ältesten Kultstätten der Menschheitsgeschichte handelt.
Am Nachmittag erreichten wir Vannes, die Hauptstadt des Départements Morbihan. Bei brütender Hitze und immer wieder nach Schatten suchend folgte unsere Gruppe der örtlichen Stadtführerin Regula, die uns die schönsten Ecken der hervorragend erhaltenen wunderschönen Altstadt zeigte. Hier begann die Geschichte der Bretagne als Königreich unter Nominoë im 9. Jahrhundert, aus dem viele Jahrhunderte hindurch ein selbständiges Herzogtum wurde. 1532 wurde diese Selbständigkeit durch den französischen Köngi Franz I, der mit der letzten Erbin des bretonischen Herzogtums verheiratet war, beendet.
Nach der Stadtführung gab es im Hotel zum Check-Inn einen Cidre-Willkommens-Trunk, der uns an diesem heißen Tag sehr gut tat und früh genug, um das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft im Fernsehen zu sehen, hatte jeder seinen Zimmerschlüssel.
Am Abend dominierte dann überall das Thema des WM-Siegs für Frankreich. Ganz Vannes war im WM-Siegestaumel und noch spät in der Nacht gab es Hupkonzerte, Tröten, Rufe und Sirenen.

9. Tag, Montag, 16.07.2018 Angers, Chartres, Pariser Raum


Nach einer durch die Geräuschkulisse der nächtlichen Siegesfeiern etwas unruhigen Nacht verließen wir am Montagmorgen Vannes und nahmen wenig später Abschied von der Bretagne. Bei la Roche-Bernardt überquerten wir den Fluss Vilaine, der heute die Grenze zur Region Pays de la Loire markiert. Später kamen wir an der alten bretonischen Residenz- und Hafenstadt Nantes vorbei, heute Hauptstadt dieser Region. Bald darauf erreichten wir Angers - die am Fluss Maine gelegene einstige Hauptstadt des Anjou. Ihre Blütezeit begann im 12. Jahrhundert unter den mächtigen Herzögen von Plantagenet, die zugleich Könige von England waren. Sie endete 1480 mit dem Tod des schöngeistigen Herzogs Réné, der sich schon 1475 in die Provence zurückgezogen hatte.
Aus der Zeit der Regentschaft der Blanka von Kastilien und ihres Sohnes Karl von Anjou, dem 13. Jahrhundert, blieb eine beeindruckende Festung erhalten, die als mächtige Grenzfestung das Herzogtum von Angriffen der Bretonen schützen sollte. Auf dem Gelände der nach dem Vorbild der Kreuzfahrerburgen in Palästina in beeindruckend kurzer Zeit errichtete Festung befindet sich heute ein moderner Museumbau. Er beherbergt den Teppichzyklus zur Apokalypse - einem Kapitel aus dem Johannesevangelium des Neuen Testaments. Dieser Zyklus wurde im Auftrag von Herzog Ludwig I. von Anjou, Bruder des Königs Karl V., nach Entwürfen des königlichen Hofmalers Jean de Bruges 1373-1380 in der Pariser Werkstatt von Nicolas Bataille gewebt. Er gilt als einer der ältesten erhaltenen und bedeutendsten Bildzyklen in dieser Größe überhaupt. Während einige Gäste die Festung und die Ausstellung des Wandteppichs besichtigten, nutzten andere die Zeit, um die schöne Altstadt von Angers kennen zu lernen oder dort zum Mittagessen in einem der Restaurants einzukehren.
Auf unserer Weiterfahrt in Richtung Paris legten wir bei der letzten Sehenswürdigkeit unserer Studienreise, der weltberühmten Kathedrale von Chartres, ein Pause ein. Sie war Vorbild für viele später erbauten Kathedralen - vor allem in Deutschland. Nach den Renovierungsarbeiten im vergangenen Jahr konnten wir die Kathedrale auch von innen vollständig besichtigen. Sie behauptet in vieler Hinsicht ein Sonderstellung unter den Kathedralen Frankreichs. Dies betrifft ihre formvollendete, original erhaltene Architektur, die ältesten Zeugnissen gotischer Bauplastik am Westportal und nicht zuletzt ihre Glasfensterzyklen an der Westwand, in den Seitenschiffen und im Chor, die zu den ältesten und bedeutendsten Zeugnissen der französischen Glasmalerei gehören.
Nach mehreren kleineren Staus auf dem Autobahnen im Großraum Paris erreichten wir am frühen Abend das letzte Hotel unserer Reise im Pariser Vorort Créteil.

10. Tag Dienstag, 17.07.2018 Heimreise vom Pariser Großraum nach Dresden


Früh am Morgen luden wir zum letzten Mal die Koffer in den Bus und begannen unsere Heimreise. Nachdem wir die Pariser Autobahnen glücklich hinter uns gebracht hatten ging es flott durch die Ils de France, die Champagne und Lothringen zurück nach Deutschland. Während der Fahrt gab es noch einiges zur hören über Paris und über die aktuelle Wirtschaftssituation des Landes. Später hörten wir zwei Beiträge über die Atlantikküste bei La Rochelle, der Stadt, der George Simenon einige seiner berühmten Maigret-Krimis gewidmet hatte. Dann überwogen in unserem Bus die Müdigkeit nach einer mit so vielen neuen und wunderschönen Eindrücken verbundenen Reise. Im Laufe unserer 1100 km langen Fahrt konnten wir trotz des hohen Verkehrsaufkommens unsere Ausstiegsorte pünktlich erreichten. So ging eine spannende Reise durch die Normandie und die Bretagne mit ihren enorm vielfältigen Küstenlandschaften bei schönstem Sommerwetter auch prima zu Ende.

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