Reisebericht: Rundreise Frankreich – Normandie und Bretagne

01.05. – 10.05.2022, 10 Tage Rundreise mit Metz – Verdun – Rouen – Etretat – Honfleur – Caen – Landungsstrände – Mont St. Michel – St. Malo – Carnac – Vannes – Chartres


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Die Normandie und die Bretagne in Nordwestfrankreich sind zwei historische Regionen, die mit ihrer Mischung aus zauberhaften Landschaften und geschichtsträchtigen Monumenten zu den ganz besonderen Reisezielen in Westeuropa gehören. Wenn man sie, wie wir, dann noch bei stets schönem Wetter erlebt, sind die Reisen dahin unvergesslich. Die stimmige Mischung aus Natur und Kultur und die Traditionen und Regionalküchen der zwar in Frankreich legenden, aber einst von Normannen und Kelten besiedelten Gebiete verschaffen mitunter fast das Gefühl, durch verschiedene Länder zu reisen. Folgen Sie doch bitte meinen Reisegästen und mir auf einem Streifzug durch Ländereien, die in Geschichte, Tradition und Zusammenhängen eng mit denen der meisten europäischen Länder verknüpft sind…
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Dresden – Saarbrücken – Metz: erster Tag, Sonntag, 01.05.22:

Sonntags reist man – wegen fehlender LKWs – doch eher entspannt durch Deutschland. So hatten wir eine recht übersichtliche Verkehrssituation, die es uns erlaubte, bereits am Nachmittag fast ganz Deutschland auf der Autobahn von Osten nach Südwesten durchquert zu haben und am Nachmittag Metz, einst Hauptort der Region Lothringen, die jetzt im neuen französischen Verwaltungsgebiet „Grand Est“ aufgegangen ist, zu erreichen. Unser hiesiges Hotel lag am Rand der hübschen Altstadt. Metz kann als bedeutender Marktort auf eine vielhundertjährige Geschichte zurückblicken und war zu Zeiten des Frankenreiches eine von dessen Hauptstädten, später Reichsstadt und schließlich auch eine bedeutende Handelsstadt im französischen Lothringen. Wir begannen einen Stadtrundgang an einem der historischen Märkte, an dessen Rand dass zur Gründungslegende der Stadt gehörende „Maison de Tete d’Or“ liegt, mit einigen einst vergoldeten Stuckköpfen verziert. . Von hier ging es durch die – wegen des Sonntags nicht sehr belebte – innere Altstadt bis zur Kathedrale mit den Reliquien des Heiligen Stefan. Seiner Bedeutung als Bischofssitz. verdankt es auch seine baulich bemerkenswerte herrliche Kathedrale Saint-Étienne, die zwischen 1220 und 1520 errichtet wurde. Sie beeindruckt nicht nur mit der ungewöhnlichen Höhe ihres gotischen Mittelschiffs, sondern die gewaltige Raumwirkung der Kirche ist auch auf die herrlichen vielfarbigen Glasfenster aus mehreren Jahrhunderten zurückzuführen. Die haben ihr einst nicht nur den Namen „Laterne des lieben Gottes“ beschert, sondern machen ihre etwa 6.500 m² Glasfläche zur größten und bedeutendsten ihrer Art in Frankreich. Immer noch auf dem höchsten Punkt der Altstadt neben altem Paradeplatz und neuer Markthalle über der die Stadt durchfließenden Mosel gelegen, beherrscht St.-Étienne bereits von weitem das Stadtbild. Weiter ging es dann hinunter zur Mosel, die hier durch eine große Insel geteilt wird, auf der das älteste erhaltene Theater Frankreich im Ensemble mit der danebenliegenden ehemaligen Präfektur Lothringens, kunstvoll von Blumenrabatten und Brunnen umrahmt, liegt. Über die ehemaligen Zwingerbefestigungen von Metz – heute als Esplanade eingeebnet – in deren Nähe die gut erhaltene Kapelle der einstigen hiesigen Komturei der Tempelritter liegt, kehrten wir zum Hotel zurück, wo uns ein leckeres Abendessen erwartete.

Metz – Verdun – Compiegne – Rouen, zweiter Tag, Montag 02.05.22 :

Nach dem Frühstück brachen wir auf nach Verdun, der Stadt, die im ersten Weltkrieg Schauplatz einer der schlimmsten Dauer-Schlachten dieser gewaltigen Auseinandersetzung war. Trotz der inzwischen mehr als hundert Jahre, die seit diesem Krieg, in dem etwa 17 Millionen ihr Leben verloren, vergangen sind kann man die Spuren der Kämpfe um dieses Fleckchen Erde noch gut erkennen: auf einer eindrucksvollen Rundfahrt über die Schlachtfelder sieht man die Reste der Schützengräben und Granattrichter, die hier die Landschaft umgewühlt haben. Hunderttausende Soldaten verloren allein hier während der monatelangen Schlacht um Verdun ihr Leben, denen in einem gewaltigen „Ossuaire“, einem Beinhaus, ein Denkmal gesetzt wurde, in dem nicht nur die Überreste von mehr als hunderttausend nicht identifizierter Tote liegen, sondern vor dem sich endlose Reihen von weißen Kreuzen der Kriegergräber dehnen. Ein besonders beredtes Zeugnis des damaligen Krieges war das einst gewaltige, hart umkämpfte und in den Untergrund betonierte Artilleriefort Douaumont: es bedrückt und beeindruckt gleichermaßen, wenn man die schier endlosen unterirdischen Gänge und feuchten Soldatenunterkünfte, entlanggeht. In einer bewegenden Führung durch den örtlichen Reiseleiter, der die früheren Geschehnisse und Zustände hervorragend erläuterte, lernten wir hier viel über das einst Geschehene, das man so lange her und weit weg glaubt, das jedoch durch die gegenwärtigen Ereignisse wieder mit erschreckender Deutlichkeit in die Realität geholt wird. Wie jedesmal nach dem hier Gesehenen verließen wir Verdun mit Nachdenklichkeit. Unser Weg führte uns weiter durch die Champagne an Reims und Soissons vorbei, bevor wir durch ein kleines „Extra“ im Sinne des Eberhardt-Mottos „richtig reisen“ sozusagen den „Endpunkt“ der Informationen zum ersten Weltkrieg setzten: Wir besuchten die als „Lichtung des Waffenstillstands“ bekannte Stelle, an der im November 1918 in einem extra hierhergebrachten ehemaligen Eisenbahnsalonwagen der Waffenstillstand als Ende des 1. Weltkrieges zwischen Deutschland, Frankreich und England geschlossen wurde. Eine Gedenkstätte mit Museum lässt auch hier die damaligen Ereignisse lebendig werden. Nach dem Besuch hier fuhren wir dann direkt zu unserem in einem südlichen Industrie-Vorort von Rouen gelegenes Hotel.

Rouen – Étretat – Honfleur – Caen, dritter Tag, Dienstag 03.05.22:

Die normannische Hauptstadt Rouen gehört zu den schönsten und am besten erhaltenen Altstädten Frankreichs. Wir begannen unseren Stadtrundgang vor der Westfassade der herrlichen Kathedrale. Auch sie gotisch wie die zuvor kurz besuchte Hauptkirche von Metz, wirkt sie jedoch baulich ganz anders. Einst hatte vom gegenüberliegenden Renaissancehaus den Blick zur Kirche malend, der impressionistische Künstler Claude Monet der wundervollen Eingangsfassade mit seinen 33 „Ansichten der Kathedrale“ als einer der bekanntesten Motivreihen des Impressionismus ein bleibendes bildnerisches Denkmal gesetzt. Filigran zeigen hier Rosenfenster, verschwenderisch eingesetztes Maßwerk und zierliche Strebewerke die ganze Vielfalt der Gotik. Eindrucksvoll ist auch der Figurenschmuck der Schaufassade zwischen den Türmen, von denen der rechte „Butterturm“ genannt wird, weil sein Bau mit Extrazahlungen aus Fastenzeiten finanziert wurde. Auch das Innere dieser Kirche beeindruckt mit phantastischer Raumwirkung und dem Eindruck sich mitten in der Gotik, der „Architektur des Lichts“ zu befinden. Wir verließen die Kirche durch den Seitenausgang und kamen dabei in einer der alten Fachwerkstraßen an, die direkt an der Kirche und den sich an sie anschließenden ehemaligen Bischofspalast entlangführt – den Resten jenes Gebäudes, das der Schauplatz des Prozesses gegen die französische Nationalheilige Jeanne d’Arc war, die als „Jungfrau von Orleans“ eine bedeutende Rolle im grausamen „hundertjährigen Krieg“ Englands gegen Frankreich gespielt hatte. Als die Engländer sie gefangen nahmen, veranstaltete man hier in Rouen einen Schauprozess wegen Ketzerei verurteilte sie 1431 zum Tode auf dem Scheiterhaufen. Unser Weg führte durch das alte Fachwerkviertel von Rouen hinter die alte Pfarrkirche Saint-Maclou, hinter der eine interessante, wenn auch leicht makabere Sehenswürdigkeit liegt: das „Aitre de Maclou“, ein alter Pestfriedhof, ist ein an allen Seiten von zweistöckigen Fachwerkgebäuden umgeben, deren Balken mit uralten Schnitzereien - Totenköpfe, Gebeine und Beerdigungswerkzeuge – versehen. Der Aitre gehört zu den ältesten geschlossenen Fachwerkensembles in Europa. Unserer weiterer Rundgang durch die Altstadt von Rouen zeigte uns den verzierten alten Parlamentsbau der Normandie, der heute Justizpalast ist und in der Übergang von der Spätgotik zur Frührenaissance entstand. Die alte Hauptstraße von der Kathedrale zum Markt erreichten wir dann wieder und durchquerten den Uhrturm mit seiner astronomischen Uhr neben dem der ehemalige Belfried, Rathausturm und Freiheitszeichen der Stadt, steht. Unser Ziel war der alte Markt von Rouen, den eine modernes Gebäude, eine Kirche in Form eines Drachen beherrscht und der umstanden wird von historischen Fachwerkhäusern. An einer bestimmten, durch ein großes Kreuz markierten Stelle wurde damals, Ende Mai 1431, die Nationalheldin Jeanne d‘Arc auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Für die 1920 heiliggesprochene Jeanne wurde 1979 eine Kathedrale zu ihrem Gedenken an ihrer Hinrichtungsstätte errichtet – jener seltsam geformte Bau aus Stahlbeton, der als Höhepunkt des zum Gedenken konzipierten Innenraums 500 m² farbiger mittelalterlicher Glasfenster beinhaltet, die man aus der im Krieg zerstörten alten Marktkirche gerettet hatte. Hier am Markt hatten wir Freizeit für einen Mittagsimbiss und Souvenirkäufe. Später setzten wir unsere Reise zur Atlantikküste fort. Wir erreichten am frühen Nachmittag den Bade- und Künstlerort Ètretat, unter anderem bekannt für seine umgebenden Kreidefelsenformationen. Rasch war bei einem kurzen Spaziergang vom Busparkplatz zum Strand das malerische Städtchen durchquert und von der Schotterküste hatte man einen Superblick auf die Kreidefelsen, deren wunderlichen Formen ihnen den Namen „Elefantenfelsen“ eingebracht haben. Hier hatten wir bei herrlichem Wetter genügend Zeit für einen Spaziergang zu den Formationen an einem der schönsten Küstenabschnitte Europas. Auf der Weiterfahrt zum historischen Hafenort Honfleur passierten wir die unweit vom riesigen Ölhafen Le Havre liegende Hängebrücke Pont de Normandie. Zzwar hat ihr inzwischen die Hängebrück von Millau in Südfrankreich etwas den Rang und die Bekanntheit abgelaufen, aber immer noch gehört die Schrägseilbrücke, deren Länge in etwa der der berühmten Pariser Prachtstraße Champs-Elysées entspricht, zu den „Wundern“ der Normandie und der 1995 eröffnete Bau ist die wichtigste Straßenverbindung über die Seinemündung. Nach deren Überquerung erreichten wir die pittoresken Hafenstadt Honfleur. Sie zieht seit Jahrhunderten bedeutende Künstler an und verdankt ihren Ruf als eine der bedeutendsten normannischen Touristenattraktionen vor allem zwei Dingen: einer berühmten Holzkirche und einem uralten Hafenbecken. Die historische Katherinenkirche, wurde kurz nach dem französischen Sieg im hundertjährigen Krieg erbaut, als nicht nur Geld, sondern auch Baumeister und Steinmetze fehlten. So nutzte man in Honfleur die eigenen Gewerke: die – für Kirchenbauten ungewöhnlich: zweischiffige – Kirche wurde von Schiffszimmerleuten erbaut und zwar angeblich aus dem Materialien abgewrackter Schiffe. Direkt unterhalb der Katharinenkirche und ihrem kleinen Markt liegt das von malerischen hohen, schiefergedeckten Häusern umstandene alten Hafenbecken, das der Altstadt von Honfleur sein unverwechselbares Ambiente gibt. Wir setzten unseren Weg fort zum Hotel, das in Caen lag, dem Hauport des Departements Calvados, das auch dem berühmten normannischen Apfelbrand seinen Namen gab.

Landungsküste – St. Malo, vierter Tag, Mittwoch 04.05.2022:

Der heutige Tag war fast vollständig der berühmten „Landungsküste“ gewidmet, die nördlich der zweitgrößten normannischen Stadt Caen beginnt. Es handelt sich um die normannischen Küstenabschnitte, an denen die bis heute größte Landungsoperation der Militärgeschichte stattfand: die Landung der Aliierten am sogenannten D-Day. Diese wohl bedeutendste Aktion des 2. Weltkrieges führte letztlich dessen Kriegsende herbei. Im Juni 1944 waren hier mehr als 4000 Schiffe der Aliierten an der Operation „Overlord“ beteiligt. Von England aus setzten Landungstruppen der gegen Deutschland verbündeten Armeen an einer der schwierigsten Stellen über den Ärmelkanal und starteten ihren Überraschungsangriff auf die deutsche Westfront. Der erste Fotostopp galt einer strategisch wichtigen Hubbrücke, die zu Beginn des alliierten Angriffs von britischen Luftlandetruppen erobert wurden. Wir fuhren danach auf der alten Straße, die euch schon damals die Strandabschnitte und die ehemals deutschen Geschützbatterien verbunden hatte. Da die Küste war für eine Landung nicht geeignet war, mußten die Allierten ihre Häfen mitbringen - sie bauten Molen und Anlegeplätze mit Hilfe von betongefüllten riesigen Senkkästen. Zunächst zwischen Schiffen transportiert, wurden sie an der Landungsküste zu Boden gelassen. „Mulberry“-Häfen wurden sie genannt und insgesamt 33 davon wurden errichtet. Zumindest bei Ebbe sind fast viele von ihnen bis heute zu sehen. Man findet sie – ebenso wie Resten der großen Schwimmpontons und Landungsflöße an einem der zentralen Landungsorte: in Arromanches. Die Spuren dieser einst so bedeutsamen Ereignisse unserer jüngeren Geschichte sieht man sowohl von ehemaligen Bunkern als Aussichtspunkte, aber auch direkt am Strand von Arromanches, wo wir Zeit für einen Bummel oder im Besuch des „Landungsmuseums“ hatten. Später setzten wir unsere Fahrt fort und besuchten noch die Reste der ehemaligen deutschen Geschützstellung an der Pointe du Hoc, den größten und überaus gepflegten deutschen Soldatenfriedhof bei La Cambe und die in die Landungsoperationen einbezogene alte Kirche von Sainte-Mere Eglise. Später ging es auf Landstraßen und Autobahn und quer durch die normannische Halbinsel Cotentin bis in die Bretagne. Schon unterwegs hatten wir einen Ausblick auf den bergartig aus der Nordsee herausragenden Höhepunkt des morgigen Tages, den Mont St.Michel. Später erreichten wir unser Hotel in Saint Malo und wohnten direkt an der alten Burg der Korsarenstadt, neben dem Eingangstor zur Altstadt im Hotel, das heute im Geburtshaus des französischen Schrifstellers und Diplomaten François-René de Chateaubriand untergebracht ist.

Mont St.–Michel – Cancale – St. Malo, fünfter Tag, Donnerstag, 05.05.2022:

Bereits im Mittelalter wurde unser heutiges Hauptziel „Das Wunder des Abendlandes“ genannt. Den Mont St.Michel lernten wir bei herrlichem Wetter kennen. Bereits 1979 wurde der Klosterberg in die Liste des UNESCO-Weltkulurerbes aufgenommen - auf einem etwa 80 m hohen Felsen erhebt sich der wie eine Burg befestigte Klosterberg mitten aus einer von starken Gezeiten geprägten Bucht. Viele Jahrhunderte lang erlebte der mit starken Befestigungsanlagen umgürtete Wallfahrtsort emsige Ausbautätigkeit. In verschiedenen Perioden entstanden gewaltige, massiv aufstrebende turmhohe Stützmauern, die die schier unglaubliche Last der Aufbauten zahlreicher Profangebäude, Schlossbauten, Kirchen und schließlich eines gewaltigen Klosters tragen, an dem weit über 500 Jahre gebaut wurde – umschlossen von Verteidigungsanlagen, die zusammen mit Sand und Wellen der umgebenden Gezeitenbucht den Wallfahrtsort zu einer uneinnehmbaren Festung machten. Die Spitze der großartigen gotischen Kirchenanlage, gekrönt von der Figur des namengebenden Erzengels Michael, ragt heute über 150 m in den Himmel. Immer wieder erstrahlt der Mont St.-Michel anders durch das Spiel des Lichtes auf dem Wasser oder in den Strahlen der Sonne über Mittag oder in der Dämmerung. Über die Treppen und alten Wehrgänge, mitten durch die atemberaubenden Architektur hindurch, erreichten wir nach doch recht anstrengendem Aufstieg den Eingang zum Inneren des Klosterberges, wo ich Eintrittskarten und Audioguides holte und mich mit den Gästen durch das Innere der technischen Meisterleistungen auf eine Zeitreise durch die Vergangenheit begab. Bis heute lassen die gewaltigen Bauten, die Einmaligkeit des Ortes und die bis heute spürbare Mystik erahnen, warum dieser Ort Wundergeschichten hervorrief und über Jahrhunderte einer der wichtigsten Wallfahrtsorte der Christenheit war. Beim Verlassen des „Wunders des Abendlandes“ waren wir etwas überrascht von den unglaublichen Menschenmassen, die sich hier drängten. Nach der Freizeit trafen wir uns wieder am Busparkplatz, wohin Shuttlebusse oder ein längerer Fußmarsch die Besucher bringen. Wir fuhren später entlang der Küstenstraße in deie „Hauptstadt der bretonischen Austernzucht“ nach Cancale. Unterwegs konnten wir in einem Wirtschaftshafen einige „Austernboote“ fotografieren und einen Blick zu einer „Austernschule“ werfen. Wir erfuhren, dass die hier gezüchteten und „geernteten“ Austern, die weltweit und seit Jahrhunderten als teure Delikatessen gelten, nur über größere Entfernungen in verschickt werden können, indem man sie vor dem Versand in einer „Austernschule“ dazu bringt, sich länger als in der Natur üblich geschlossen zu halten – denn nur frisch geöffnete Austern sind genießbar. Von ihrem Geschmack konnten wir uns wenig später am Hafen von Cancale überzeugen, wo alle, die es gern probieren wollten, in Sichtweite der durch die Ebbe gerade freigelegten Austernbänke ein oder mehrere vom Profi frisch geöffnete und gerade „erntefrische“ Austern schlürften. Nach dem Genuss am Meer fuhren wir zurück nach St. Malo, wo alle, die wollten, mit mir einen Spaziergang durch die Altstadt und auf der Stadtmauer machten. Seit langem ist der Hafenort und seine „Intra muros“ genannte Altstadt Sitz einer Seefahrtschule und für wagemutige Seehelden bekannt. In der verbleibenden Freizeit konnte sich jeder noch selbst von den Reizen der einstigen „Korsarenstadt“ überzeugen, denn unser Hotel lag ja genau am Ausgang der ummauerten Altstadt.

Cap Frehel – Rosa Granitküste – Guimiliau – Quimper, sechster Tag, Freitag 06.05.2022:

Unsere heutige Tagesetappe führte in die Stadt Quimper ziemlich im Westen der Bretagne. Erster Haltepunkt war das malerisch gelegene Kap Frehel, dessen Klippe über 70 m aus den Meeresfluten ragen. Mehrere Wege führen zum von vielen Bretagnefotos bekannten steinernen Leuchtturm von 1950, von dessen Felsenflanken man das Kap und Naturschauspiel bewundert, wie die Wellen des Atlantik-Wassers die Felsküste, bestehend aus verschiedenfarbigem Gestein, umtosen. Nach einer Stunde ging es schon weiter zur nächsten bekannten bretonischen Landschaft – der vor ungefähr 300 Millionen Jahren entstandenen rosa Granitküste. Die „Cote de granit rosé“ erhielt Farbe und Namen wegen bestimmter Mineralien im Gestein. Durch Erosion schließlich entstanden in der Umgebung des heutigen Ortes Ploumanach die heute noch berühmten und mit phantasievollen Namen versehenen Felsenformationen. Besonders gut sind sie im Verlauf des heute als Wanderweg beliebten „Zöllnerpfades“ vom Städtchen Ploumanach zu sehen. Am Nachmittag wurden wir mit den starken religiösen Traditionen und Besonderheiten der Bretagne konfrontiert. Nur hier, im Westen der Bretagne, gibt es eine Vielzahl „umfriedeter Pfarrhöfe“, Ensembles aus Dorfkirche, ummauertem Friedhof mit Triumphtor, Beinhaus und dem „Kalvarienberg“. Besonders bekannt und sehenswert ist ein solcher Pfarrhof im Dörchen Guimiliau. Kavarienberge – auf Französisch „calvaire“ nennt man die „Bauernaltäre“ der Region, die vor allem für Außengottesdienste gedacht sind. Der von Guimiliau gilt als einer der am reichsten verzierten seiner Art: ein steinernes Podest mit üppigem Figurenschmuck und einer aus der Mitte aufragenden Kreuzigungsgruppe. Aus hartem Granit sind die Figuren der Kalvarienberge, an denen die Priester einst die von den steinernen Bildwerken untermalten Geschichten aus der Bibel erzählten. Fast alle ähnlichen Dorfkirchen und Ensembles stammen aus dem 16. oder 17.Jahrhundert und wurden fast alle wurden von Bauernkünstlern aus der Umgebung gestaltet. Nach dem Besuch des Pfarrhofs in Guimiliau reisten wir für die nächsten zwei Übernachtungen nach Quimper weiter.

Fakultativer Ausflug zur Halbinsel Cornouaille mit Pointe du Raz und Locronan, siebterTag, Samstag, 07.05.2022

An unserem heutigen fakultativen Ausflug auf die Halbinel Cournouaille nahmen alle 31 Gäste teil. Unser erstes Ziel war der westlichste Punkt der Halbinsel Cornouaille – was übersetzt „Cornwall“ bedeutet, da ihre Besiedlung angeblich von dieser südwestlichen Halbinsel Großbritanniens aus erfolgt ist. Und die Entsprechung von Lands End – Englands südwestlicher Spitze, ist in der Bretagne die Pointe du Raz, die tatsächlich mit ihren brandungsumtosten dunklen Felsen dem Ort in England sehr ähnelt. Während die Gäste die malerische Landzunge bei einem Spaziergang erkundeten, kauften unser Chauffeur Frank Schünzel und ich für ein Picknick ein. Das bauten wir dann kurz vor Rückkehr der Gäste auf dem Picknickplatz am Parkplatz der Pointe du Raz auf und alle taten sich zum Mittagessen an diesem herrlichen Tag daran gütlich. Danach führte uns der Weg vorbei an der Westküste, an der sich die malerische, allerdings für die Schifffahrt nicht ungefährliche „Baie des Trepasseés“ ausbreitet. Einen weiteren Fotostopp legten wir an Kirche und Kalvarienberg des Dörfchens Confort-Meilars ein. In der Kirche befindet sich ein sehr seltenes wundertätiges Glockenrad. Hauptziel des Nachmittags war aber das pittoreske Städtchent Locronan. Früher durch seine Segeltuchherstellung bekannt und wohlhabend geworden, bewahrte es sein mittelalterliches Flair wie kaum ein anderer Ort in Frankreich. Deshalb gehört es nicht nur offiziell zu den schönsten Orten Frankreichs,und steht komplett unter Denkmalschutz, sondern war auch wiederholt Filmkulisse, vorzugsweise für historische Filme. Mehrere inzwischen klassische „Musketiere“-Verfilmungen, französische Historienfilme und Serien sowie beispielsweise die in den 60er Jashren sehr bekannten „Angelique“-Filme wurden hier gedreht. Anschließend fuhren wir zurück nach Quimper, damit noch ein Spaziergang ins nahe Stadtzentrum und zur Kathedrale St. Corentin möglich wurde.

Concarneau – Quiberon – Carnac – Vannes, achter Tag, Sonntag 08.05.2022:

Immer noch ging es weiter nach Süden und unser erster Halt war in der Fischereistadt Concarneau. Bekannt inzwischen als „Wohnort“ des Kommissars Dupin in den Filmen nach Romanvorlagen des Krimiautors Jean-Luc Bannalec, besitzt der Fischereiohafen vor allem eine sehenswerte Altstadt. Sie liegt auf einer einstmals leicht zu verteidigenden Gezeiteninsel. Ihre Form ähnelt einem gewaltigen steinernen Schiff und da sie nur einen leicht zu verteidigenden Zugang hatte, wurde und wird sie „La Ville close“ genannt, die „geschlossene Stadt“. Ich heutiges Erscheinungsbild prägte Vauban, der Festungsbaumeister Ludwigs XIV. seine im 17. Jh. angelegten Festungswerke umschließen immer noch komplett die kleine, etwa 350 lange und 150 m breite Insel und ihr einziger Zugang wird durch eine Art Sperrfestung gesichert. Hier hindurch muss man, wenn man in Vaubans Garnisons- und Artilleriestadt hinein will. Noch heute hat sie ihr mittelalterliches Gepräge, an den nur zwei Hauptstraßen, durch wenige Quergassen verbunden, scheint sich an der Seefestungsstadt des 17. Jahrhunderts kaum etwas geändert zu haben. Hier hatten wir etwas Zeit zu bummeln, bevor wir zur Autobahn zurückkehrten und uns auf den Weg zu den großen französischen Megalithanlagen machten. Die Zeugnisse und Überreste der aus der Steinzeit stammenden Großsteinkultur gibt es zwar in vielen Ländern Europas, aber die „Alignements“ genannten Reihen aus riesigen, parallel stehenden Steinen sind eine Spezialität der Bretagne. Einen ersten Fotostopp an diesen Alleen aus tonnenschweren Felsbrocken legten wir am Alignement von Kerzhero, ein, einem der wenigen, wo man noch ungehindert direkt zwischen den stehenden Kolossen herumlaufen darf. Bevor wir jedoch weiter fuhren zu den bekannteren Steinreihen von Carnac gestatten wir uns einen kleinen Abstecher auf die weit in den Atlantik gestreckte schmale Halbinsel Quiberon. Entlang der „cote sauvage“ – der “wilden Küste“- die zu den schönsten Felsenküsten der Bretagne gehört, aber leider kaum noch Haltepunkte für Busse gewährt, gelangten wir in den hübschen, sehr mediterran anmutenden Badeort Quiberon, wo wir eine kurze Pause einlegen konnten. Zurück ging es dann und nach Carnac. Wo wir am größten – allerdings eingezäunten – der Alignements hielten. Paradestück neben den über tausend aufrecht stehenden in mehreren Reihen exakt parallel ausgerichteten Steinen ist ein gut erhaltener Dolmen, der als Prototyp für alle Großsteingräber, die bei uns „Hünengräber“ genannt werden, gelten könnte. Anschließend brachte uns der Bus nach Vannes, einer kleinen mittelalterlich wirkenden Stadt, die früher einmal Hauptstadt und Parlamentssitz der Bretagne gewesen war. Wir stiegen an der Spitze des langgestreckten Hafens von Vannes aus, genau da, wo ein Tor in die ummauerte Stadt führt. Wir nutzten jedoch den Weg außerhalb der Mauer und konnten So nicht nur die Reste des einstigen Herzogsschlosses sehen, sondern auch den herrlichen Garten bewundern, den die Bewohner aus den Gräben der einstigen Stadtbefestigung gemacht haben. Auch das berühmte historische Waschhaus aus dem 16. Jh. vor den Befestigungen am einst den Stadtgraben bildenden Flüßchen konnten wir sehen. Dann betraten die Stadt durch das alte „Gefängnistor“ und sahen noch einen Teil der alten Fachwerkinnenstadt bevor wir uns vor der Kathedrale verabredeten, um noch etas Freizeit in der Stadt zu verbringen. Anschließend trafen wir uns und gingen gemeinsam zum Bus, um nach kurzer Fahrt zu unserer letzten Übernachtung in der Bretagne einzuchecken.

Vannes – Angers – Chartres – Creteil, neunter Tag, Montag 09.05.2022:

Heute stand die erste Etappe unserer Heimreise an! Wir verließen die Bretagne auf der Schnellstraße und erreichten, an der einstigen bretonischen Hauptstadt Nantes vorbei, die historisch bedeutsame französische Landschaft des Anjou. Ein besonderes Besichtigungshighlight ist das wehrhafte Schloss in dessen Hauptstadt Angers. Ihre 30 m hohen gewaltigen Verteidigungstürme erheben sich auf einer Anhöhe über dem Fluss Maine, der unweit von hier in die Loire fließt. Zwar sind Teile des Schlosses nur noch als Ruine erhalten, aber in einer vor einigen Jahren hier eingebauten langen Galerie wird einer der bedeutendsten Schätze des französischen Mittelalters präsentiert: bekannt als „Teppiche der Apokalypse“ zeigt das größte erhaltene Textilkunstwerk des Mittelalters Motive des letzten Teils des Neuen Testaments der Bibel. Die Bilder aus der Offenbarung des Johannes hatten eine herrlich bebilderte Bibelabschrift als Vorlage und sind ein gewebter und gewirkter farbiger Bildteppich-Zyklus, den während des hundertjährigen Krieges der Herzog von Anjou als „köstlichen Bildteppich“ in Auftrag gab. Mit einer Länge von etwa 100 m und einer Höhe von 4,50 m stellt er selbst den berühmten, über 70 m langen Bildteppich aus Bayeux in den Schatten und drückt – im Gegensatz zu diesem, der Szenen aus der Eroberungsgeschichte Englands durch die Normannen zeigt – die Ängste und den Aberglauben der mittelalterlichen Menschen über die Schrecken des bevorstehenden Weltunterganges aus. Wir hatten Zeit und Muße, das einzigartige Kunstwerk zu genießen und vielleicht noch einen kurzen Bummel durch die neben dem Schloss liegende Altstadt zu machen. . Nach Angers führte unsere Fahrt zum letzten Höhepunkt unserer Reise: der Kathedrale von Chartres. Sie gehört zu den schönsten und bekanntesten gotischen Sakralbauwerken weltweit. Auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes steht sie schon lange und neben ihrer oft fotografierten Westfassade mit zwei flankierenden Türmen aus unterschiedlichen Bauperioden und einer herrlichen Fensterrose sind vor allem die Innenansichten der Kathedrale besonders. Das berühmte „Chartreser Blau“ der mittelalterlichen Glasfenster bringt je nach Sonnenlicht die faszinierende Raumwirkung des Bauwerks unterschiedlich zur Geltung bringt und in den Fußboden ist das berühmte Labyrinth von Chartres zu sehen – dieses Mal allerdings stark verdeckt durch die Bestuhlung der Kirche. Immer noch blieb Zeit für einen kleinen Altstadtbummel, bevor uns der Bus zum letzten Übernachtungsort unserer Reise, brachte, ins südöstlich von Paris gelegene Creteil

Paris – Metz – Saarbrücken – Dresden, zehnter Tag, Dienstag, 10.05.2022:

Wie immer starteten wir am letzten Tag recht früh auf die lange Fahrt bis nach Hause. Bereits in Metz mussten wir uns von den ersten Mitreisenden verabschieden und rollten dann weiter auf deutschen Autobahnen gen Heimat, wo wir am späten Abend Dresden erreichten.

Schlusswort

Diese Reise mit ihren zahlreichen Höhepunkten wird gewiss allen im Gedächtnis bleiben und vielleicht dazu anregen, auch andere Regionen des an Sehenswertem schier unerschöpflichen Nachbarlandes Frankreich zu besuchen.
Das hofft Ihr
Reiseleiter Michael Krause, der sich ganz herzlich (für dieses Mal) verabschiedet.

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