Reisebericht: Rundreise Frankreich – Gärten und Schlösser der Normandie

28.05. – 07.06.2022, 11 Tage Busreise durch die Normandie mit Reims – Giverny – Rouen – Atlantikküste – Etretat – Le Havre – Honfleur – Caen – Mont Saint Michel – Chartres – Schloss Fontainebleau


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Gerade mal 30.000km² groß, setzt sich die Normandie aus den unterschiedlichsten Landschaften zusammen. Im Osten dominieren Wiesen und Weideland, im Nordwesten sind es die spektakulären Kreidefelsen, südlich der Seine breitet sich das liebliche Pays d´Auge aus, das an die waldreiche sogenannte normannische Schweiz grenzt und im Nordosten punktet die Halbinsel Cotentin mit ihrer beeindruckenden Steilküste. Über 2000 Jahre spielte die Region eine wichtige Rolle in der europäischen Geschichte und die berühmten vier C der Normandie: Calvados, Cidre, Camembert und Crêpes sind in aller Welt bekannt.
Ein Reisebericht von
Gabriele Sauer
Gabriele Sauer

1. Tag, 28.05.2022 Anreise im Reisebus von Dresden nach Tinquieux

Am frühen Samstag Morgen trafen die ersten Teilnehmer unserer Reise in Dresden am Flughafen zusammen, wo sie bereits von unserem Luxusbus der Firma Streiter und Matti Hentschel erwartet wurden, der den Bus bis Grünstadt begleitete und unterwegs die Sehenswürdigkeiten rechts und links der Autobahn erklärte. Mit zwei weiteren Zustiegen in Grünstadt war unsere Reisegruppe mit insgesamt neunzehn Gästen dann komplett und setzte ihre Fahrt Richtung Westen fort. Eine weitere Stunde später, an der „goldenen Bremm“ in Saarbrücken, der Landesgrenze nach Frankreich, durfte ich, Ihre Reiseleiterin für die nächsten Tage, zu steigen. Da meine Gäste bereits eine lange Anfahrt hinter sich hatten, genossen wir die ruhige Fahrt in unserem Luxusbus und die Hochachtung für Herrn Geheimrat Goethe stieg, der diese Strecke bereits 230 Jahre vor uns in strapaziösen Reisen mit der Postkutsche bereiste! Klangvolle Städtenamen wie Metz, Gravelotte, Verdun, Châlons, Valmy und Reims weckten das Interesse für die deutsch- französische Geschichte. Herrliches Wetter begleitete uns durch die abwechslungsreichen Landschaften Frankreichs bis zu unserem ersten Etappenziel im Tinquieux. Das leckere Abendessen, Quiche Lorraine und Filet Mignon, endete mit einer köstlichen Vanillecrème mit Cassis und einem Glas Wein aus der Region Champagne. Ein herrlicher Sonnenuntergang beendete den Tag.

2. Tag, 29.05.2022 Die Kathedrale Reims, die Gärten von Viels–Maison und Château Chantilly

-Reims
Am nächsten Morgen stand erst ein Besuch in Reims auf dem Programm, der Stadt, in der 29 französische Könige gekrönt wurden und die heute fest mit feinperligem Champagner verbunden ist. Die ganze Stadt zeigte sich in Feierlaune, Zelte, Buden, ein ganzer mittelalterlicher Markt waren um die Kathedrale herum aufgebaut. Das Fest fand statt zu Ehren von Jeanne d´Arc, deren Martyrium in der letzten Maiwoche des Jahres 1431 mit ihrem Tod auf dem Scheiterhaufen in Rouen endete. Sie war es, die im 100-jährigen Krieg dem späteren französischen König Karl VII zu einem Sieg über die Engländer und Burgunder verhalf. Sie begleitete Karl zu seiner Königssalbung nach Reims. Vor der Kathedrale steht ein Reiterstandbild von ihr, das sie in Rüstung zeigt. Nach der Besichtigung der Kathedrale mit ihrem mittelalterlichen Skulpturenschmuck und ihren beeindruckenden Glasfenstern berühmter Künstler der Neuzeit, wie Marc Chagall, Imil Knöbl und Greg Tricker, blieb uns noch etwas Zeit durch die Stadt zu bummeln, um das römische Forum und die Place Royal sowie das neue Straßenbahnsystem zu bewundern. Im Ersten Weltkrieg wurde Reims schwer zerstört. Reiche Amerikaner, wie Rockefeller und Carnegie sorgten für einen baldigen Wiederaufbau der Stadt und der Kathedrale, die heute Weltkulturerbestatus hat. Mehr als eine Millon Besucher zählt die Stadt jedes Jahr
-Gärten von Viels- Maison
In der kleinen Gemeinde Viels-Maisons mit gerade mal 1.179 Einwohnern in der Region Hauts-de-France bei Château-Thierry wurde im 18. Jahrhundert Geschichte geschrieben: der Postmeister des Ortes erkannte Ludwig XVI und meldete die Flucht der königlichen Familie den Revolutionären nach Paris. Der weitere Verlauf der Geschichte ist bekannt, die Guillotine stand schon bereit. Seit 1803 lebt die Familie Ladoucette in dem klassizistischen Herrenhaus, umgeben von einem 3 Hektar großen Garten. Damals wurden die heute riesigen Sequoien gepflanzt. Wir schlenderten durch das Anwesen, begleitet vom Ehepaar Ladoucette, das uns sogar einen Blick in das Herrenhaus gestatte. Wir bestaunten die Sumpfzypressen auf einer Insel, die üppig blühenden Stauden und Obstbäume im Priester Garten gleich neben der romanischen Kirche und schnupperten an den prächtigen duftenden Rosen, die gerade in voller Blüte standen. Die Hausherrin erzählte uns viel Wissenswertes und Monsieur Ladoucette, ein Offizier, erfreute uns mit einer kleinen Geschichte von Jean de La Fontaine. Zum Schluss wurden wir noch mit frischem kühlen Apfelsaft bewirtet, bevor wir uns auf die Weiterfahrt zum knapp 100 Kilometer entfernten Schloss Chantilly machten.
-Schloss Chantilly
Um 1560 für Anne de Montmorency erbaut, gelangte das Schloss knapp 100 Jahre später nach Aussterben der Hauptlinie der Montmorency durch Erbschaft an die Prinzen von Bourbon-Condé. Mit Unterbrechung während der Revolutions- und Napoleonzeit verblieb das Anwesen in deren Besitz und kam 1830 an den Herzog von Aumale, einen jüngeren Sohn des Bürgerkönigs Louis-Philippe, der das in der Revolutionszeit zerstörte Schloss ab 1876 wieder aufbauen ließ. Wiederum hundert Jahre später diente das Schloss als Kulisse für den James-Bond-Spielfilm ´Im Angesicht des Todes´. Das Schloss beherbergt eine hochkarätige Kunstsammlung mit wertvollen Handschriften und Buchmalereien des Mittelalters, deren bedeutendste das ´Stundenbuch des Herzogs von Berry´ ist, sowie Gemälde und Zeichnungen von Dürer, Raffael, Poussin, Lorrain und anderen Künstlern, die der Herzog von Aumale zusammengetragen hat. Der Garten lag in der prallen Sonne und so musste eine Entscheidung getroffen werden: lieber ein leckeres Eis mit Crème Chantilly im Baumschatten am Rande des Parks oder doch noch zu den größten Pferdeställen Europas zu marschieren, um die Dressurshow in dem 28 Meter hohen Kuppelsaal zu bewundern.
Unser Hotel in Rouen lag etwas außerhalb, ruhig in einem Wäldchen, zeigte sich jedoch von dem Touristenansturm von zwei deutschen Reisegruppen hoffnungslos überfordert. So trabten wir brav zur Bar, um selber unsere Getränke zu holen. Am zweiten Abend entspannte sich die Lage und eine leckere Tarte Tatin zur Nachspeise versöhnte uns mit den Unbilden des gestrigen Abends.

3. Tag, 30.05.2022 Ein Besuch bei Claude Monet in Giverny, Boscherville und Rouen

-Giverny, Garten und Wohnhaus von Claude Monet
Gleich am frühen Morgen besuchten wir das Anwesen von Claude Monet in Giverny. Erwartungsgemäß herrschte dort großer Andrang. Elegant schlängelten wir uns an den Wartenden vorbei und gelangten schnell zum versteckt in einer Gasse liegenden Eingang. Da alle Besucher zuerst zum Seerosenteich strömten, entschieden wir uns, das Wohnhaus und den bunten Blumengarten zuerst zu besuchen. Im Wohnhaus, inmitten des blühenden Gartenparadies, hängen Replikate berühmter impressionistischer Gemälde und Fotografien aus der Zeit Monets sowie Bilder und Holzschnitte des japanischen Malers Katsushika Hokusai, der, wie vieles mehr aus dem fernöstlichen Raum, großen Einfluss auf das Werk Monets und die Künstler seiner Zeit hatte. Die Gartenanlage ist eine einzige bunte Malerpalette an Farben! Um den berühmten Seerosenteich mit der Brücke nach japanischem Vorbild drängten sich Besucher aus aller Welt. Jeder war nach seine Weise auf der Suche nach dem Zauber dieses besonderen Ortes. Monet liebte diesen Ort und seinen Garten. Er las Fachliteratur und besuchte Gartenausstellungen. Der Garten war ihm Erholung und Inspiration. Sein Spätwerk schöpfte er ausschließlich aus der Idylle seiner selbstgeschaffenen Enklave. Das im Alter nachlassende Augenlicht ließ ihn seine Bilder mehr erspüren als dass sie noch reale Abbilder der Wirklichkeit waren. Auf dem kleinen Dorffriedhof von Giverny fand der Maler seine letzte Ruhestätte.

-St. Martin de Boscherville
Anschließend stand ein Besuch in Saint Martin de Boscherville auf dem Programm. Die Abteikirche Saint-Georges, ist ein gut erhaltenes Beispiel normannischer Romanik, mit zwei zierlichen Westtürmen und einem reich gegliederten und ornamentierten Stufenportal. Der Skulpturenschmuck im Inneren, reich dekorierte Kapitelle sowie die figürlichen Reliefplatten der Querhausemporen, sind durch übereifrige Restaurierungsmaßnahmen leider kaum mehr zu erkennen. Der ehemalige Kapitelsaal aus dem 12./13. Jahrhundert begeisterte uns durch eine außergewöhnlich reich gestaltete dreiteilige Portalzone mit Säulenfiguren und einem bemerkenswerten Rippengewölbe im gut sechs Meter breiten Innenraum.
Der angrenzende Park aus dem 17. Jahrhundert mit Gemüse- Kräuter- und Obstgarten liegt malerisch am Hang und wurde in den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts originalgetreu rekonstruiert.

-Rouen
Wir begannen unseren Rundgang in der „Stadt der hundert Kirchtürme, deren Glockengeläut himmelauf schwingt" wie der französische Schriftsteller Victor Hugo die Stadt Rouen vor fast zweihundert Jahren beschrieb, an der Kathedrale. Wir bestaunten deren eindrucksvolle Fassade vom Ort aus, an dem Monet seine Staffelei aufgestellt hatte, um die Westfassade in seinem berühmten Bilderzyklus festzuhalten. Die berühmten Gräber im Inneren der Kirche beleuchten die Meilensteine der Geschichte der Region: hier liegen Rollo, der erste Herzog der Normandie und Richard Löwenherz unter Stein gemeißelten Grabmonumenten begraben- im Falle des Letztgenannten jedoch lediglich sein einbalsamiertes Herz in einem Bleikästchen. Durch die engen Gassen der Stadt gelangten wir anschließend zur Kirche Saint-Maclou, die 1436 im Stil der Flamboyant-Gotik errichtet wurde. Ihre Steinmetzarbeiten erinnern an feinste Häkelarbeiten! Das Pest-Beinhaus L'aître Saint-Maclou ist von Holzgalerien mit geschnitzten Totentanzszenen aus der Zeit um 1530 umschlossen. Die Gebäude beherbergen heute Kunstateliers und ein Restaurant. Der Justizpalast im ehemaligen jüdischen Viertel ist das größte profane gotische Gebäude Europas und wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts errichtet. Durch die eng mit Fachwerkhäusern bestandenen Gasden der Innenstadt spazierten wir zum alten Marktplatz. Am 30. Mai 1431 wurde dort das junge Mädchen Jehanne aus der lothringischen Provinz, das sich mutig in die politischen Wirren des 100- jährigen Krieges einmischte, von der Kurie dem Flammentod übergeben. Eine moderne, architektonisch einmalige Kirche mit farbintensiven Glasfenstern aus der Renaissance ist ihr, Jeanne d´Arc, geweiht.

4. Tag 31.05.2022 Der Nordosten der Normandie von Fécamp und Ètretat nach Le Havre

-Fécamp, Palais Bénédictine und Kreidefelsen
Das historistische Palais Bénédictine in Fécamp stammt aus dem 19. Jahrhundert. Es ist heute ein Kunstmuseum, in dem neben mittelalterlicher sakraler Kunst auch eine Sammlung geschmiedeter Schlösser und Schlüssel ausgestellt ist. In den Kellerräumen befindet sich die Brennerei des Kräuterlikörs DOM Bénédictine, der seit 1863 von dem Unternehmer und Weinhändler Alexandre Legrand hergestellt wurde und heute zum Spirituosenkonzern Bacardi gehört. Die Rezeptur soll jedoch auf wesentlich ältere Elixiere der Benediktinermönche zurückgehen. Aus 27 Kräutern und Gewürzen, darunter Melisse, Ysop, Zimt, Thymian, Kardamom, Nelke, Muskatnussblüte, Safran, Vanille, Koriander, Myrrhe, Moschuskörner, einer Spur Zitrusfrüchte und Honig wird der unverwechselbare Geschmack kreiert. Mit einem winzigen Schluck durften wir uns vom einzigartigen Geschmack des hochprozentigen Getränks selbst überzeugen.

-Étretat
Ein Höhepunkt der Reise erwartete uns im Anschluss: Étretat mit seinen drei markanten Felsbögen an der Alabasterküste: Porte d'Amont, Porte d'Aval und Manneporte. Ihre Entstehung verdanken die Klippen nicht der Meeresbrandung, sondern einem Fluss, der parallel zur heutigen Küstenlinie verlief. Die Felsnadel Aiguille besteht aus etwas härterem Kalkstein, der der Erosion bis heute widerstanden hat.
Gleich nach der Ankunft machten wir uns an den Aufstieg zu dem neuen neofuturistischen Garten hoch über dem Meer auf der Klippe d´Amont und traten ein in eine Märchenwelt aus immergrünen, zugeschnittenen Pflanzen und modernen Skulpturen. Die riesigen Köpfe des Künstlers Samuel Salcedo ließen uns schmunzeln und wir genossen die Aussicht, die Ruhe und die mythische Stimmung auf den labyrinthisch angelegten Wegen im Schatten alter Baumriesen. Zurück am Strand, Golfstrom hin oder her, hielt die Wassertemperatur auch die Mutigsten von uns davon ab in die Fluten des einladend glitzernden blauen Meeres zu hüpfen und so blieb es bei einem vorsichtigen Waten ins kühle Nass!


-Le Havre, Jardins Suspendus
Am späten Nachmittag erreichten wir Le Havre und fuhren zu den hoch über der Stadt gelegenen Jardins suspendus, die sich in einem Fort aus dem 19. Jahrhundert befinden. Auf den vier Eckbastionen sind vor 14 Jahren beeindruckende Themengärten entstanden, das Erbe französischer Seefahrer und früher Botaniker, die aus aller Welt unbekannte Pflanzen nach Frankreich brachten: Douglasien aus Nordamerika, Araucarien aus Chile, Manukabäume aus Australien und immer wieder die längst in der Normandie heimischen Hortensien, die einst aus Japan ihren Weg nach Frankreich fanden. Und wieder überraschte uns ein herrlicher Rosengarten mit seinen bunten wohlriechenden Pflanzen. Eine stattliche rote Grandflorarose ist nach Victor Hugo benannt, daneben steht ein etwas mickriges Exemplar einer Edelrose, die nach dem berühmten französischen Komiker Louis de Funès benannt wurde. Am Abend genossen wir von unserem Hotel aus den Blick über das Hafenbecken und auf das 1972 von Oscar Niemeyer gebaute Kulturzentrum, Le Volcan, und den 102 Meter hohen Kirchturm der Betonkirche St. Joseph. Diese wurde, wie der Großteil der im Zweiten Weltkrieg komplett zerstörten Stadt Le Havre, in den fünfziger Jahren von dem belgischen Architekten August Perret errichtet.

5. Tag, 01.06.2022 Le Havre, Flanieren in Honfleur, Deauville und Trouville und der Garten von Cambremer

-Pont de Normandie
Die Fahrt zu der kleinen Hafenstadt Honfleur führte über die Pont de Normandie. Die Brücke über das Seine Ästuar und die Salzwiesen verbindet Le Havre am rechten Ufer im Norden mit Honfleur am linken Ufer im Süden und wir nahmen uns viel Zeit sie gleich am Morgen zu erkunden. 1995 für den Verkehr freigegeben ist sie ein Bauwerk, das nicht mit Superlativen geizt! Allein die Länge mit 2141 Metern ist rekordverdächtig und wird nur von der Brücke in Millau im Süden Frankreichs getoppt. Bei der Entfernung der Stützen mit 856 Metern liegt sie noch immer an erster Stelle! Die Pylone der Schrägseilbrücke ragen 203 m in den Himmel.

-Honfleur
Honfleur war jahrhundertelang der unbedeutendere Hafen im Gegensatz zu Harfleur auf dem anderen Ufer der Seinemündung. Erst mit der Zeit hat sich das Städtchen mit seinen pittoresken, schmalen, sechs Stockwerk hohen Häusern und den Resten seiner Befestigungsanlagen aus dem 17. Jahrhundert am alten Hafenbecken zu einem der reizvollsten Orte der Normandie entwickelt. Durch Eugène Boudin, 1824 hier geboren, dem ersten Freiluftmaler dieser Küstenlandschaften, wurde der Ort in Künstlerkreisen schnell bekannt. Das Licht und die malerische Atmosphäre des Städtchens an der Seine-Mündung zog Maler wie Courbet, Sisley, Jongkind, Claude Monet, Pissarro, Renoir und Cézanne nach Honfleur. Die Ferme St-Siméon, ein Bauernhof etwas außerhalb, war der Treffpunkt der Künstler und gilt heute als die Wiege des Impressionismus. Der Komponist Eric Satie, der Wegbereiter der modernen Musik, erblickte 1866 hier das Licht der Welt. In seinem Wohnhaus ist ein kleines Museum eingerichtet. Sehr eindrucksvoll ist auch die Holzkirche Sainte Catherine mit dem freistehenden Turm und ihren beiden Zwillingsschiffen, die von Schiffszimmerleuten im 15. Jahrhundert errichtet wurde. Die bunten Marktstände vor der Kirche lockten mit leckeren regionalen Produkten und so bummelten wir gemächlich über den Markt und durch die pittoresken engen Gassen von Honfleur, bewunderten das bunte Angebot an Krimskrams und probierten die leckeren Karamellbonbons mit Fleur de Sel.

-Deauville und Trouville
Die beiden Schwesterstädtchen präsentieren sich dagegen mondän und großzügig. 1911 wurde direkt am Meer das Casino errichtet und mit dem Bau von Hotels wurde die Entwicklung zum Luxusbadeort vorangetrieben. In den Folgejahren waren namhafte Künstler aller Sparten, Politiker und Geschäftsleute regelmäßig zu Gast: Josephine Baker, Maurice Chevalier, Sacha Guitry, Tristan Bernerd, Gustave Flaubert, André Citroën und Coco Chanel, Eugène Boudin, Raoul Dufy, Camille Saint-Saëns, Yves Saint Laurent und Arthur Rubinstein. Die 643 Meter lange Promenade von Deauville wurde zum Laufsteg der Eitelkeiten und prickelnder Champagner floss in Strömen. Unser Weg führte uns zuerst über eine von hohen Türmen begrenzte Brücke nach Trouville, wo ein bunter Flohmarkt entlang des Hafenbeckens lockte. Leider wurde uns der Rückweg abgeschnitten, die Brücke wurde für durchfahrende Schiffe nach oben geklappt. So schlenderten wir durch den Ortskern von Deauville gemächlich wieder zurück zum Bus.

-Château Breil en Auge, Calvadosverkostung
Da wir uns im Département Calvados befanden, durfte natürlich auch der Besuch in einer Calvadosbrennerei nicht fehlen. Neben dem romantischen Chateau de Breuil, inmitten einer herrlichen Parklandschaft, befindet sich die Brennerei und in einem Chai, einem ebenerdigen Lagergebäude für Weine und Spirituosen, bewunderten wir die schönen Eichenfässer mit den edlen Bränden. Ein sehr schöner Film, projiziert auf eine Wand von Fässern, illustrierte uns lebendig die Herstellung des Calvados. Anschließend probierten wir ein Tröpfchen des edlen Apfelbrandes und ließen uns unser Gewicht in Äpfeln gegenrechnen!

-Les Jardins de Pay d´Auge, Cambremer
Auf Apfelwiesen weidende Kühe sind ein typisches Bild für das Pays d'Auge, einem Landstrich in der Normandie. Cidre, Calvados und Camembert gehören deshalb ebenso dazu wie die landestypischen Fachwerkhäuser. Über die eigenwillige Streckenführung unseres Fahrers Jens Fritsch gelangten wir auf engen Nebenstraßen nach Cambremer. Auf dem vier Hektar großen gepflegten Gartengelände von Armelle und Jacques Noppe findet man einige alten Gebäude, die Monsieur Noppe vor dem Verfall gerettet und in seinem Garten wieder aufgebaut hat. Liebevoll eingerichtet mit alten Handwerksgeräten erzählen sie heute vom Leben der Menschen früherer Generationen. Der Landschaftsarchitektin Chantal Lejard-Gasson oblag die Planung des Gartens mit seinen verschiedene Themengärten: ein Sonnengarten, ein Mondgarten, der Garten der Düfte, der Engel, des Teufels, ein Purpurgarten und einige mehr. Und immer wieder die üppig blühenden beeindruckend duftenden Rosen! Der Rasen lud zum barfuß laufen ein und jeder Besucher findet hier sein ruhiges Plätzchen.
Am Abend streiften wir noch durch die Gassen von Caen und kehrten im Restaurant Le Bouquet´s im belebten alten Quartier Vauguex ein, wo wir köstlich und landestypisch speisten. Zu Hauptspeise gab es Schinken in Calvadossauce und zum Dessert Ile flottante, eine französische Spezialität aus Eischnee-Nocken und Vanillecrème.

6. Tag, 02.06.2022 Caen und seine tausendjährige Geschichte

-Stadtrundgang in Caen
Gleich nach dem Frühstück machten wir uns auf zu einem Spaziergang durch die Stadt, zur Abbay aux Hommes in Caen. In der Abtei befindet sich das Grabmal des 1087 verstorbenen Stifters der Abtei: William der Eroberer. William ließ zwei Klöster, St. Étienne, die Abbaye aux Hommes und Sainte Trinité, die Abbaye aux Dames im elften Jahrhundert errichten, um, wegen seiner von Papst Leo IX missbilligten Heirat mit seiner Cousine Mathilde von Flandern, Abbitte zu leisten. In der Abteikirche St. Étienne fand er seine letzte Ruhestätte, bis Aufständische das Grab mehrfach plünderten, zuletzt in der französischen Revolution. Heute erinnert hier lediglich eine bescheidene Grabplatte im Chor an den großen normannischen Herrscher. Vorbei an St. Pierre erreichten wir die gewaltige Burganlage von Caen, die bereits 1060 vom Herzog der Normandie errichtet wurde Unter dessen Schutz und Herrschaft erlangte die Region eine wirtschaftliche Blütezeit. Die mächtige Wehranlage thront über der Stadt, die im zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört wurde. Im Innenhof der Burg stehen eindrucksvolle Skulpturen von Rodin und Bourdelle sowie moderne Plastiken internationaler zeitgenössischer Künstler. Bevor unser Nachmittagsprogramm startete, nutzten wir die Gunst der Stunde und trafen uns auf den Festungsmauern zu einem Umtrunk.

-Parc floral Caen
La Colline aux Oiseaux ist ein ganz besonderer Ort: zuerst ein Steinbruch, dann für 50 Jahre eine Mülldeponie und heute ein öffentlicher 17 Hektar großer Blumenpark, der zum Gedenken des fünfzigsten Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie am 06.06.1944 eröffnet wurde.
In einer kleine Farm auf der Spitze des Hügels präsentieren sich alte normannische Tierrassen und zeichnen deren Herkunft nach. Ein Spielplatz, ein Labyrinth und ein wunderschönes Tal der Rosen mit einem riesigen Springbrunnen. Die abwechslungsreiche Gestaltung der gepflegten Anlage läd zum Flanieren ein. Und gleich am Eingang des Parks lockt ein kleines Restaurant zu einer Pause im Schatten. Nicht allen Mitreisenden stand am Nachmittag der Sinn nach einem Besuch des Mémorial von Caen das wir in wenigen Minuten zu Fuß erreichten, derweil unser Reisebus die anderen Gäste wieder in die Stadt zurückbrachte.

-Mémorial Caen
Das Mémorial de Caen, 1988 eröffnet, ist ein strenger kubistischer Bau, der auf einer weiten Freifläche steht. Eine architektonisch wirkungsvolle Freitreppe führt in das Gebäude, dessen Standort nicht zufällig gewählt wurde: hier war 1944 das regionale Hauptquartier der deutschen Besatzungstruppen. Der unterirdische Bunker, in dem die Kommandozentrale der deutschen 716. Infanteriedivision untergebracht war sowie ein Exemplar des legendären deutschen Enigma-Kodiergerätes gehören mit zur Ausstellung. Rund um das Mémorial de Caen erstreckt sich eine große Parkanlage, der Parc international pour la Libération de l'Europe.
Die Gedenkstätte von Caen als Zentrum der Geschichte für den Frieden hat den hohen Anspruch, den Besuchern die für das Verständnis des Zweiten Weltkriegs wesentlichen Informationen zu geben, angefangen von den Ursachen, die in den Ergebnissen des Ersten Weltkriegs liegen, bis hin zu seinen Auswirkungen auf die Ereignisse im Jahr 1989.
Nach so viel Geschichte waren wir alle froh, ein bisschen Freizeit in Caen nach eigenem Gutdünken zu verbringen und freuten uns auf das gemeinsame Abendessen im Restaurant ´La Cuisinière`, das unsere Erwartungen aufs Beste erfüllte und uns ganz besondere Geschmackserlebnisse bot!

7. Tag, 03.06.2022 Mittelalterliches Bayeux, amerikanischer Soldatenfriedhof Colleville und Cherbourg

-Bayeux
Am nächsten Morgen stand Bayeux auf unserem Programm: Der Wandteppich von Bayeux ist eine Wollstickerei auf Leinen aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Auf fast 70 Metern Länge und 50 Zentimetern Höhe zeigt der Wandteppich in 58 Einzelszenen die Eroberung Englands 1066 durch Wilhelm den Eroberer, Herzog der Normandie. Dieses mittelalterliche Meisterwerk wurde vermutlich von seinem Halbbruder, dem Bischof Odo von Bayeux, in Auftrag gegeben, um die neue Kathedrale von Bayeux zu schmücken, die 1077 eingeweiht wurde. Da wir die erste Besuchergruppe dieses Tages waren, hatten wir, ausgerüstet mit Audioguides, das im Halbdunkel präsentierte Kunstwerk mittelalterlicher Handwerkskunst fast für uns alleine und konnten der detailreichen Beschreibung des Geschehens vor fast 1000 Jahren in Ruhe folgen. Lug, Betrug, Verrat, Mord und Totschlag: Eine Chronik der Ereignisse am Beginn des zweiten Jahrtausends.
Anschließend bummelten wir durch das hübsche Städtchen zur Kathedrale, die von einem beeindruckenden Vierungsturm überragt wird. Die Kirche ist Maria gewidmet und präsentiert sich heute als dreischiffige Kreuzbasilika mit einer beeindruckenden Länge von 96 Metern. Die Krypta sei der Rest einer im elften Jahrhundert abgebrannten voromanischen Kathedrale, deren Kapitelle mit der Formenvielfalt der romanischen Steinbildhauer überraschen. Beeindruckend sind auch die Fresken musizierender Engel. Eine leichter Regenschauer begleitete uns zurück zum Bus.

-Amerikanischer Soldatenfriedhof Colleville
Der amerikanische Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer ist der international berühmteste an den Krieg erinnernde Friedhof in der Normandie. Lange Reihen weißer marmorner Kreuze und Davidsterne symbolisieren die Opfer der Vereinigten Staaten von Amerika, die für die Freiheit gebracht wurden. Der Friedhof befindet sich an einer Stelle, von der man einen eindrucksvollen Blick über den Küstenabschnitt Omaha Beach hat, wo die Amerikaner ihre größten Verluste zu beklagen hatten. Viele Elemente verbinden sich zu einem bleibenden Eindruck: Die halbkreisförmige Säulenreihe, die kunstvolle Statue, das große Becken mit klarem Wasser, und der makellose Park, der die Gräber von 9.387 amerikanischen Soldaten umgibt, die am D-Day und bei den folgenden Gefechten der Schlacht um die Normandie ihr Leben ließen. Der Friedhof war an diesem Tag sehr gut besucht und es wurden überall für die anstehenden Feierlichkeiten des Jahrestages der Landung der Alliierten am 6. Juni 1944 die letzten Vorbereitungen getroffen.

-Hafen von Cherbourg
Schon Ludwig XVI plante in Cherbourg einen Kriegshafen einzurichten und begann 1783 mit dessen Anlegung, der jedoch erst 70 Jahre später unter Napoleon III fertiggestellt wurde. Der Hafen hat heute die größte künstliche Reede der Welt. Am 13. April 1830 schiffte sich hier der Exkönig Karl X. nach England ein und am Abend des 10. Aprils 1912 stoppte die Titanic auf ihrer Jungfernfahrt. Da sie für die Docks zu groß war, wurden die 281 neuzusteigenden Passagiere auf zwei Tenderbooten, der Nomadic und der Traffic, zum Schiff gebracht. Nachdem sie eineinhalb Stunden in Cherbourg auf Reede lag, trat sie ihre schicksalsträchtige Überfahrt nach New York. Heute lag eines der großen Passagierschiffe, die Aida Sol am Kai. Da die Cité de la mer noch geöffnet hatte, nutzten wir die Zeit, der in einem Trockendock liegenden Le Redoutable, dem ersten französischen Atom U-Boot einen Besuch abzustatten. Von 1971-91 stand es im Dienst der französischen Marine. Die Vorstellung, damit bis zu 465 m tief zu tauchen sorgte für Gänsehaut. Heute ist es das größte Museum-U-Boot der Welt.
Müde erreichten wir unser Hotel und nach einem eher kargen Mahl zog es alle in die Zimmer, deren bequeme Betten einen hohen Schlafkomfort versprachen.

8. Tag, 04.06.2022 Palmengarten von Vauville, Coutance und der Zoo von Chanprépus

-Palmengarten Vauville
Der nördlichste Palmengarten Frankreichs, direkt am Meer gelegen, profitiert vom milden Klima des Golfstrom, der die Halbinsel Cotentin umspült. Der Park umgibt ein repräsentatives Herrenhausaus dem 17. Jahrhundert und liegt am Rande des pittoresken Dorfes Vauville. Er wurde von Eric und Nicole Pellerin im Jahre 1948 geschaffen. Heute ist er ein außergewöhnlicher botanische Garten von 4 Hektar Größe mit mehr als 900 Pflanzenarten, die hier im Norden Frankreichs eine erstaunliche tropische Stimmung erzeugen. Versiert erläuterte uns Eric Pellerin, der Enkel des Gründers die Vielzahl der Pflanzen und die Besonderheiten der Gartenanlage. Palmen, Eukalyptus, Gingko, Guave, Wollemie, Erdbeer- und Kampferbaum, Rhododendren, leider schon fast verblüht, Azaleen, üppige Gunnera und bunte Blühpflanzen, darunter eine eigene Art Hortensien, die nach seinem Großvater benannt wurde. Der Terrier Odette folgte seinem Herrn auf Schritt und Tritt und begleitet uns auf unserem Streifzug durch den Park, der noch vor 70 Jahren eine einfache Viehweide war.

-Jardin des plantes Coutances
Unsere nächste Station war das kleine knapp 100 Kilometer entfernte Städtchen Coutance. Da unser Fahrer ein ausgeprägtes Faible hatte für enge Nebenstraßen und für Ortsdurchfahrten, die für Fahrzeuge über fünf Tonnen gesperrt waren, überließen wir ihn dieses Mal seinem selbst gewählten Schicksal und verließen in einer engen Gasse im Kern der Altstadt den Bus, um zu Fuß zum Jardin des Plantes zu gehen. Der Garten wurde zu Recht im Jahre 1992 in die Liste der nationalen Denkmäler Frankreichs aufgenommen. Er ist einer der schönsten Gärten der Basse-Normandie. Jean-Jacques Quesnel de la Moriniere, der das Anwesen 1823 erwarb, vererbte den Besitz der Stadt Coutances mit der Auflage, dort ein Museum und einen botanischen Garten zum Wohle des Volkes einzurichten. Mit dem Entwurf wurde der pensionierte Pionier-Offizier und Aquarellmaler Adéle Sebastian Minel beauftragt. Es entstanden italienische Terrassen, Baumgruppen seltener Bäume im englischen Stil, ein Labyrinth und Wasserspiele und kunstvolle Blumenmosaike. Der Park wurde im Jahre 1855 als einer der ersten seiner Art fertiggestellt und wurde zum Vorbild öffentlicher Gärten in der Normandie des Zweiten Kaiserreiches im 19. Jahrhundert.
Der Hauptplatz des hübschen Ortes wird vom fahnengeschmückten Rathaus und der Kathedrale mit ihren beiden spitzen Türmen gesäumt. Dort befindet sich auch der offizielle Parkplatz für Reisebusse, an dem uns eine gute Stunde später unser Fahrer wieder abholte.

-Zoo Champrépus
Im privaten Zoo von Champrépus fügt sich die Wildtierwelt harmonisch in die Landschaft ein. Löwen, Gibbons, Kattas und Pinguine kann man in ihrer natürlichen Umgebung beobachten. Jeder Bereich des Zoos hat eine ganz eigene Flora und Fauna. In den wilden Madagaskar-Gärten haben zu Scherzen aufgelegte Lemuren ihr Zuhause. Unter Bananenbäumen und Baumfarnen verstecken sich Sumatra-Tiger und persische Panther. In der afrikanischen Savanne tummeln sich Zebras und Giraffen. Der Zoo von Champrépus bietet auf 10 Hektar 60 in ihrer Heimat meist bedrohten Tierarten aus fünf Kontinenten eine Heimat in naturnaher geschützter Umgebung. Der Tierpark ist Teil der CEPA, einer französischen Arten- und Populationsschutz Organisation. Er beteiligt sich auch an internationalen Nachzuchtprogrammen. Noch lange könnte man in diesem Tierpark der besonderen Art verweilen. Im Miteinander von Mensch und Tier erlebt man hier eindrücklich, wie wichtig der Tierschutz und das Tierwohl in unserer heutigen Gesellschaft ist und wo wir alle unseren Beitrag dazu leisten können. Es war drückend warm an diesem Nachmittag, bis ein tropischer Regenschauer niederging, der die riesigen Bananenstauden zerzauste. Die Palmen bogen sich im Wind, sodass wir froh waren, leidlich trocken wieder unsere Arche zu erreichen!

9. Tag , 05.06.2022 Der Klosterberg Mont Saint Michel, Garten Francois und Lichterspektakel in Chartres

-Mont St. Michel
Bereits am Vorabend trafen wir in unserem Hotel zu Füßen des Mont Saint Michel ein. Nach dem leckeren Abendessen, es gab Souffleé, normannisches Salzlamm und zum Dessert Crème brulée, hatte keiner mehr Lust, das Hotel zu verlassen! So machten wir uns erst am nächsten Morgen früh auf den Weg, vorbei an dem Gezeitenkraftwerk, über die Stelzenbrücke zum Mont Saint Michel zu spazieren. Noch vor dem großen Ansturm der Besucher erreichten wir den Inselberg, der auch bei Ebbe ein imposantes Bild bietet. Um die obere Abteikirche zu erreichen müssen erst viele steile Stufen erklommen werden, doch die grandiose Aussicht von oben entschädigt für alle Mühen! Ausgerüstet mit Audioguides ließen wir uns die Geschichte der bedeutenden christlichen Wallfahrtsstätte, seit 1979 UNESCO Weltkulturerbe, erklären. Lange Jahre nach der französischen Revolution war die alte Klosteranlage ein gefürchtetes Staatsgefängnis, bis sich Victor Hugo und andere für die Restaurierung des kirchlichen Ensembles stark machten. Jedes Jahr kommen mehr als drei Millionen Besucher zu dem heiligen Berg im Meer, der seit 1300 Jahren die Menschen in seinen Bann zieht. Bei unserem Rundgang über die Festungsmauern konnten wir die Wattwanderer beobachten und sahen, einer Ameisenstraße gleich, die Besuchermassen den Berg erstürmen. Glück gehabt, das frühe Aufstehen hat sich gelohnt- wir hatten die Klosteranlage noch fast ganz für uns und konnten im Kreuzgang noch die meditative Stille genießen!

-Jardin Francois, Bellêm
Wir verabschiedeten uns vom Meer und fuhren wieder auf engen kurvigen Nebenstraßen gut 200 Kilometer ostwärts in den Süden der Normandie ins Département Orne. Normannische Hecken- und Weidelandschaft, sanfte Hügel, grüne Wiesen mit Apfelbäumen, Herrenhäuser und edle Pferde prägen diesen Teil der Normandie. Der Garten Francois liegt südöstlich des größten zusammenhängenden Waldgebietes der Normandie, dem Forêt de Bellême im Regionalen Naturpark Perche. Der Garten ist eine kleine friedliche Naturoase mit herrlichen Blumen, blühenden Stauden, duftenden Rosen und aromatischen Kräutern. Wir bewunderten seltene Eschenarten, einen Erdbeerbaum, den Blumenhartriegel und den Sieben-Söhne-des- Himmels- Strauch, Heidekraut in unterschiedlichsten Arten, Azaleen und Rhododendren, die leider von einer die Blüten zerstörenden Krankheit befallen waren. Die Regenschauer der vergangenen Tage hatten dem Rosengarten schwer zugesetzt, tausende Blütenblätter lagen auf dem Boden. Ein plätschernder Bachlauf säumt das Haus und Klavierklänge umschmeicheln das Ohr. Der Patron Francois persönlich führte uns durch sein Paradies und bewirtete uns mit selbstgemachtem Cidre, Apfelsaft und Hefegebäck.

-Chartres
Am frühen Abend trafen wir in Chartres ein. Nach einem leckeren Abendsessen in der örtlichen Crêperie "La Picoterie" ließen wir uns von der Lichtshow verzaubern, die die Geschichte der Kathedrale mit buntem Licht auf die Fassade malte. Da die Kathedrale schon um 8.30 öffnet, hatte jeder Gast am nächsten Morgen individuell die Möglichkeit, das berühmte Gotteshaus auch im Inneren zu besichtigen. Viele Geschichten ranken sich um das Bauwerk. Dem Baubeginn um 1194 folgte die offizielle Weihe am 24. Oktober 1260. Der Bildhauer Auguste Rodin nannte sie die "Akropolis Frankreichs". Seit 1979 steht sie auf der Welterbeliste der UNESCO. Chartres ist im Laufe der Geschichte nie zerstört worden. Während an vielen Kathedralen die Portalfiguren im Bildersturm der Hugenotten oder der Französischen Revolution vernichtet wurden und zahllose Glasmalereien noch nach dem Zweiten Weltkrieg dem Bedürfnis nach mehr Helligkeit zu Opfer fielen, sind hier der gesamte figürliche Schmuck sowie die farbigen Glasfenster fast unversehrt erhalten. Daher vermittelt die Kathedrale von Chartres die Atmosphäre der Hochgotik so intensiv und unverfälscht wie kein anderes Gotteshaus.

10. Tag, 06.06.2022 Schlösser und Gärten im Raum Paris: Chateau Fontainebleau und Château Vaux–le–Vicomte

-Château Fontainebleau
Im Schloss Fontainebleau, 60 km südlich von Paris, wurde europäische Geschichte geschrieben. Mit der Abdankung Napoleons 1814 kehrten die Boubonen wieder zurück. Von 1949 bis 1966 war das Schloss NATO-Hauptquartier des Allied Forces Central Europe. Es ist berühmt für seine Innenausstattung aus der Zeit der Renaissance, an der zahlreiche italienische Künstler arbeiteten. Es wurde 1981 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Die Anlage wurde an der Stelle einer Burganlage aus dem 13. Jahrhundert gebaut, dessen Donjon in den Bau eingefügt und unter König Francois I zu einem prunkvollen Jagdschloss erweitert. Bauanfang des heute sichtbaren zentralen Gebäudes war 1528. Das Schloss gilt als erster Renaissancebau auf französischem Boden, wurde jedoch mehrfach umgebaut. Schloss Fontainebleau hat fünf Höfe, eine Kapelle, Prunkräume, Fresken und Stuckaturen. Ludwig XIV. ließ in den Gärten ein neues Parterre im Stil des Barocks, einen großen Kanal und einen neuen weitläufigen Park mit Seen anlegen.
Mit dem Schloss Fontainebleau sind die sogenannte Erste und Zweite Schule von Fontainebleau verknüpft, von der wichtige Kunstimpulse der französischen Malerei ausgingen. Wir spazierten durch die prunkvollen Gemächer und bewunderten die wertvollen Kunstschätze. Der Park, den der königliche Gartenarchitekt Le Nôtre für den König Ludwig XIV angelegt hat, ist großzügig und weitläufig, mit großen Wasserbecken, jedoch weitgehend ohne schattenspendende Bäume. Der Garten im hinteren Hof war leider wegen der vorangegangenen Unwetter für den Publikumsverkehr gesperrt.

-Château Vaux-le-Vicomte
Wenige Kilometer nördlich des Schlosses Fontainebleau liegt das etwas kleinere und überschaubare Château Vaux-le-Vicomte. Es wurde 1656 im Auftrag des Finanzministers Ludwigs XIV, Nicolas Fouquet, errichtet. Für sein ehrgeiziges Bauprojekt mussten drei Dörfer weichen. Er beauftragte den Architekten Louis Le Veau, den Maler Charles le Brun sowie den Gartenarchitekten André Le Nôtre, kurz gesagt, die zukünftigen Gestalter des Stils, der unter dem Namen Ludwig XIV berühmt wurde. Der König verpflichtete die drei Künstler ihres Faches wenig später für den Ausbau von Versailles. Die Geschichte Fouquets, untermalt mit Musik aus der Zeit, wurde uns über ein geniales Audiosystem vermittelt und erlaubte uns einen Blick in die Denkweise der Menschen im Absolutismus. Am 17. August 1661 veranstaltete Fouquet ein opulentes Fest mit 6000 geladenen Gästen. François Vatel, der berühmte Koch des Prinzen von Condé inszenierte verschwenderisch die Festlichkeiten. Tafelgeschirr aus massivem Gold und Silber, edle Speisen aus aller Welt in einem teuer ausgestatteten Interieur mit Brokat, Spiegeln und Marmortischen sollen den Neid des jungen Königs erregt haben, der kurz nach dieser prunkvollen Einweihungsfeier den Gastgeber wegen vermeintlicher Veruntreuung inhaftieren ließ. Des Königs Rachefeldzug brachte Fouquet in Kerkerhaft, in der er 1680 verstarb. Trotz der Tragik, die den Bauherren des Schlosses umgibt, wirkte das Schloss heiter und strahlt barocke Lebensfreude aus.
Das Paxton Hotel mit seinen chicken neurenovierten Zimmern bot einige Herausforderungen, und der supermodetne Wasserhahn war Gesprächsstoff beim Abendessen. Eine Tüte mit leckeren Baisers auf den Zimmern war eine willkommene Entschuldigung für einen kleinen Umweg wegen der Umbauarbeiten in der Lobby!

11. Tag, 28.07.2022 Rückreise

Rückreise
Nach einem leckeren Frühstück in unserem Etappen Hotel in der Nähe der Autobahn im Marne Tal bestiegen wir ein letztes Mal mit unseren Koffern und unseren Reiseerinnerungen den Bus und nahmen die lange Heimfahrt in Angriff. Was kann man Schöneres von einer Heimfahrt sagen, als staufrei und sicher bei gutem Wetter und schöner Aussicht bequem im klimatisierten Reisebus durch malerische Landschaften gefahren zu werden? An dieser Stelle ein Dankeschön an unseren Fahrer Jens Fritsch, der es immer verstand, sich aus seinen schwierigen Fahrsituationen wieder heraus zu manövrieren und uns während der Reise manchen unerwarteten Blick in die Fenster der eng an den Straßen stehenden Häuser ermöglichte.
Auf der Rückfahrt blickten wir noch einmal zurück und ließen unsere Reise Revue passieren. Hinter uns lagen 2300 Kilometer, die wir gemeinsam durch die Normandie gefahren sind. Wir haben bei unserer Rundreise die schönsten Reiseziele, pittoreske Orte, blühende Gärten und Stätten europäische Geschichte besucht. Zwischendurch blieb genügend Zeit für eigene Entdeckungen. Gemeinsam lernten wir zahlreiche Lokale kennen und bekamen so einen Einblick in die französische Küche. Das Wetter war uns hold und außer einem tropischen Regenguss blieben wir vor weiteren Wetterkapriolen verschont. Das Thermometer stieg nicht über 25°, so hatten wir für unser Besichtigungsprogramm die idealen Temperaturen.
Kurz hinter der Grenze zu Deutschland, in Homburg/ Saar, habe ich Sie, meine lieben Gäste, wieder verlassenen. Mit einem herzlichen Dankeschön haben wir uns verabschiedet und uns eine gute Heimreise gewünscht. Die weitere Fahrt verlief nach Plan und pünktlich um 22:00 Uhr erreichten die letzten Reiseteilnehmer wieder die Busfahrten Sonderstände am Flughafen von Dresden.

Ich wünsche Ihnen allen schöne Erinnerungen an diese Rundreise durch die Normandie und in der Zukunft noch viele weitere schöne Reisen!

Bitte bleiben Sie gesund und reisefreudig!

Au Revoir, auf Wiedersehen!

Ihre Reiseleiterin
Gabriele Sauer

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht