Rundreise Frankreich – Normandie uns Bretagne vom 12. – 20.09.2025
Reisebericht: 12.09. – 20.09.2025
Eine Reise in den Nordwesten Frankreichs ist eine Begegnung mit rauhen Küsten, sanften grünen Wiesen und lebendiger Geschichte. All dies wollen 22 EBERHARDT-Reisegäste hautnah erleben.
Ein Reisebericht von
Ekkehard Villing
Anreise
Aus allen Teilen der Republik schweben die Reiseteilnehmer nach und nach in Paris ein, wobei der Reiseleiter als letzter zu der Gruppe stößt. Dies ist allerdings ohne Belang, weil alle Transfers vom Flughafen zum Hotel reibungslos klappen und auch das Einchecken problemlos verläuft. Bei einem ersten Kennenlerngespräch können alle organisatorischen Angelegenheiten geklärt werden, ehe man sich zu einem schmackhaften Abendessen zusammensetzt.
Rouen und Honfleur
Am Morgen steht schon unser Busfahrer für die ganze Woche mit dem wenig französisch klingenden Namen Nurettin mit stolzgeschwellter Brust da. Dies hat seinen Grund darin, dass wir in einen nagelneuen Bus einsteigen und uns somit auf dessen Jungfernfahrt begeben. Relativ zügig gelangen wir aus der riesigen Metropole hinaus und erreichen schon bald die normannische Hauptstadt Rouen. Nurettin lässt es sich nicht nehmen, uns direkt in die Altstadt zu führen, die als die schönste und am besten erhaltene in Frankreich gilt. Unser Stadtrundgang beginnt auf der alten römischen Hauptstraße, dem Decumanus, heute der Rue du Gros-Horloge, die uns nach wenigen Metern zum eindrucksvollen Uhrenturm führt, dessen Deckengewölbe Christus als guten Hirten zeigt, der sich um seine Schafe kümmert, das Wappentier der Stadt mit ihren reich gewordenen Tuchwebern. Und dann stehen wir schon vor der Westfassade der alles überragenden gotischen Kathedrale. Hier lassen sich alle Merkmale der gotischen Bauplastik wie das Strebewerk mit seinen Fialen, Krabben und Kreuzblumen erkennen und vor allem die Rosette des Butterturmes und der Spitzgiebel über dem Hauptportal kann "flamboyanter" nicht sein. Dieses Gesamtkunstwerk hat auch in der Malerei sein festen Stammplatz, da kein geringerer als der Impressionistenfürst Monet vom gegenüberliegenden ehemaligen Finanzgebäude weit über 30 Bilder von der Fassade geschaffen hat.
Beim Betreten der Kathedrale erfahren wir auf eindrucksvolle Weise die gotische Raumgestaltung als die „Architektur des Lichts“ . Hier strahlt ob der riesigen Fenster alles, sei es die filigrane Treppe der Buchhändler, die Kapelle der Jeanne d'Arc oder die Liegegräber der normannischen Granden wie Rollo oder dessen Sohn Wilhelm Langschwert.
Doch dann ist es Zeit, sich um die unmittelbare, sehr mittelalterlich geprägte Umgebung der Kirche zu kümmern, die vor allem durch sehr alte Fachwerkgassen besticht, die uns zu der sehr eindrucksvollen Kirche St. Maclo mit ihren abgeflachten Dreier-Portalen bringt.
Während einige der Gäste ihren Hunger in den umliegenden Bistros stillen, machen sich die anderen mit dem Reiseleiter zum Place du Vieux-Marche auf, der eine bewegte Vergangenheit vorzuweisen hat. Hier wurde 1431 die französische Nationalheilige Jeanne d'Arc auf dem Scheiterhaufen auf Geheiß der feindlichen Engländer hingerichtet. Heute erinnert eine etwas eigenartige moderne Kirche an ihr Schicksal, die nicht so recht zu den malerischen umstehenden Fachwerkhäusern passen will.
Am Nachmittag erreichen wir auf unserer Weiterfahrt die beeindruckende Schrägseilbrücke "Pont de Normandie", die die Seine-Mündung überspannt. Gleich zweimal fahren wir über die mehr als zwei Kilometer lange Brücke, die immer noch mit 850 m die größte Spannweite in Europa besitzt.
Und dann sind wir schon in dem pittoresken Hafenstädtchen Honfleur mit seinem alten Hafen, der über Jahrhunderte hinweg Seefahrer und Künstler anlockte. Leider fängt es just bei unserem Stadtrundgang an zu regnen, sodass wir recht schnell an den schmalen, schiefergedeckten Fachwerkhäusern, die das Hafenbecken säumen, vorbeihuschen und uns in die einzigartige Kirche St. Catherine retten. Diese berühmte Holzkirche wurde nach dem Ende des Hundertjährigen Krieg erbaut, bei dem überall Geldnot herrschte, aber auch Baumeister und Steinmetze fehlten. Deshalb wurde die Kirche von Schiffsbauern errichtet, die sich bei Planken und Aufbauten maroder Schiffe bedienten und in der Sakralarchitektur recht ungewöhnliche zwei Kirchenschiffe inklusive eines freistehenden Glockenturmes schufen.
Da sich auch der Rückweg zum Bus recht feucht gestaltet, sind wir froh, dass zum Abschluss des Tages die Calvados-Verkostung bei einem berühmten Erzeuger bei freundlichem Wetter stattfindet. Da das Klima der Normandie den Anbau der Äpfel über die Maßen begünstigt, werden die gewonnenen Unmengen für die die Herstellung von Cidre, Pommeau und Calvados genutzt. In sehr anschaulicher Weise zeigt uns eine freundliche Expertin die Entstehung dieser für die Region typischen Getränke, um sich dann beim Ausschank doch etwas kleinlich zu zeigen.
Trotzdem setzen wir unsere Fahrt in beschwingter Atmosphäre fort und landen nach einer halben Stunde in einer weiteren normannischen Metropole, in Caen. Dort lassen wir den Abend bei Edelzwicker und Gewürztraminer in einem elsässischen Restaurant ausklingen.
Caen, die Landungsstrände des D–Days und Granville
Am Morgen lassen wir uns von unserem Busfahrer zur großen der beiden Klosteranlagen von Caen bringen, die von dem berühmten Wilhelm dem Eroberer im 11. Jahrhundert gestiftet wurden, Sowohl die „Abbey des Hommes“ , bei der wir aussteigen, als auch die etwas abgelegene „Abbey des Dames“ ließ er errichten, um den Papst zu besänftigen, der sich vehement gegen die Heirat Wilhelms mit seiner Cousine Mathilda von Flandern sträubte. Wir nähern uns dem Männerkloster von Osten und haben in der morgendlichen Sonntagsruhe einen atemberaubenden Blick auf den gotischen Chor mit seinen vielen Türmchen, mit das Schönste, was Sakralbauten in der Normandie zu bieten haben. Nachdem wir den riesigen Komplex umrundet haben, öffnet sich der Blick auf die romanische Kirche Saint Etienne mit ihren zwei schlanken Fassadentürmen von über 80 m Höhe, die zum Vorbild für zahlreiche Kirchen in der Normandie und England geworden ist. Leider bleibt uns der Gang ins Innere der Kirche und somit auch der Besuch des Grabes von Wilhelm dem Eroberer verwehrt, da der sonntägliche Gottesdienst abgehalten wird. So machen wir uns durch die leeren Straßen auf zur imposanten Burg Wilhelms, die trutzig über dem Stadtbild thront. Heute befindet sich dort das Kunstmuseum der Stadt und in der weitläufigen Anlage zieren beeindruckende Skulpturen berühmter Bildhauer das mittelalterliche Gelände.
Im Anschluss stimmt der Reiseleiter die Gruppe während der Busfahrt auf ein ganz anderes Thema ein, auf die Fahrt zu den Landungsstränden, an denen die alliierten Streitkräfte die deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs beenden wollten. Am sogenannten D-Day, am 6. Juni 1944, begann hier an der Küste der Normandie die militärischen Operation Overlord, die das Ende des Dritten Reichs einleitete. Erstes Ziel für uns ist Arromanches-les-Bains, wo heute noch die Reste von Betonanlegern (Mulberry A und B) vom provisorisch gebauten Hafen von der verlustreichen Landung der amerikanischen und britischen Soldaten erzählen. Dann fahren wir bei grauem, passenden Wetter weiter zur Pointe-du-Hoc, wo wir an unzähligen Bombentrichtern vorbei auf verfallene ,oft ziemlich beschädigte deutsche Bunkeranlagen stoßen.
Nach dieser doch etwas bedrückenden Auseinandersetzung mit den Gräueln des Krieges machen wir uns zum Abschluss des Tages zu einem weitaus heitereren Highlight auf. Wir tuckern nach Granville, dem Geburtsort von Christian Dior, eines der wohl bekanntesten Modeschöpfer Frankreichs, . Im stattlichen Haus seiner Eltern, der rosafarbenen Villa „Les Rhumbs“, befindet sich das einzige Museum, das einem Couturier gewidmet ist. Über drei Etagen werden seine stilprägenden Kreationen ausgestellt, die prominente Damen wie Elisabeth II, Evita Peron und Marlene Dietrich zu schätzen wussten. Aber auch andere Accessoires wie extravagante Sonnenbrillen oder berühmte Parfüms ("Miss Dior" zu Ehren seiner Schwester, die als Widerstandskämpferin im KZ büßen musste) sind zu bewundern. Sehenswert ist auch der englische Garten, den die Mutter des Künstlers, Madeleine Dior, entworfen hat.
Nach so vielen unterschiedlichen Eindrücken erreichen wir am Abend doch etwas müde unser Hotel, das direkt am kilometerlangen Strand von St. Malo liegt.
Chausey–Inseln
Nach einer ruhigen Nacht verlassen wir St. Malo per Bus bei regnerischem Wetter und starken Winden. Im schon bekannten Granville besteigen wir das Schiff, das ob der großen Tide 12m tief unten liegt und machen uns auf zu den Chausey-Inseln. Nur eine dieser 22 Inseln, die Grand Ile, ist bewohnt und beherbergt neben einem wehrhaften Fort vor allem Granitsteinbrüche und Muschelzuchtanlagen.
Dieser Tag soll eigentlich zur Entspannung dienen und Ausgleich für die vielen Schritte der vergangenen Tage sein, doch schon die Überfahrt gestaltet sich ziemlich schwierig, da die rauhe See bei einigen Gästen ihren Tribut fordert, der dankenswerterweise durch den aufmerksamen und geschulten Blick der Schiffsbesatzung merklich gemildert wird.
Und da das Wetter sich immer mehr bessert, können alle Gäste die wildschöne Natur genießen und in den urigen Gasthäusern der maritimen Küche frönen.
Zwar will sich niemand angesichts der schaumgekrönten Wellen einer Rundfahrt um die Insel anschließen, doch sind alle sehr positiv überrascht, dass die Rückfahrt per Schiff sehr entspannt ausfällt und einige Gäste sogar die aufkommende Sonne auf dem Oberdeck genießen.
St. Malo, Cancale und Mont St. Michel
Früh am morgen begeben wir uns zu Fuß zum trutzigen Stadttor der Korsarenstadt St. Malo, um dort unsere Führerin Alexandra zu treffen, die uns ihren Heimatort näherbringen will. Sogleich führt sie uns intra muros, also in die von mächtigen Mauern umgebene Altstadt. Diese wurde durch das Bombardement amerikanischer Flugzeuge im Zweiten Weltkrieg zu weiten Teilen zerstört, aber im Laufe der Zeit mustergültig wiederhergestellt. Dann nimmt sie uns mit auf die kollossale Stadtmauer, um uns den Unterschied zwischen Piraten und Korsaren zu erklären, und bietet uns beim Bummel durch die erwachende Stadt ein umfassendes Bild.
Da sich nach einem solchen Rundgang über Treppen und schwieriges Kopfsteinpflaster der Magen meldet, machen wir uns auf zum Städtchen Cancale, das sich als Hauptstadt der Austernzucht rühmt. Seit dem dreizehnten Jahrhundert werden hier Austern gezüchtet, die ob des großen Tideunterschiedes besonders gut wachsen. Meist bekommt man die pazifische Felsenauster, die "Huitre creuse", aber auch die seltenere europäische Auster, die "huitre plate", die wegen ihres leicht nussigen Geschmacks sehr beliebt ist, kann man hier erstehen.
Auf einer großen steinernen Treppe lassen wir nieder und genießen beide Austernsorten, wobei sich eine Person aus unserer Mitte besonders bemüht, diese Köstlichkeiten mundgerecht zu präsentieren. Dazu passt natürlich ein eisgekühlter Weißwein, ein sehr guter Muscadet Sevre et Maine, dem beliebtesten Begleiter zum Austernschlürfen. Einem Gast sind die Probierhäppchen zu wenig, sodass er sich gleich mal ein Dutzend Austern nachbestellt. Und diejenigen, die die lebendigen Tierchen nicht so mögen, können sich an einer schönen Auswahl normannischer Käsesorten laben.
So gestärkt nehmen wir den absoluten Höhepunkt unserer Reise in Angriff, den Mont St. Michel. Dieser weithin sichtbare Klosterberg im Meer ist nach dem Eiffelturm das meistbesuchte Denkmal in Frankreich und wird seit je her als "Wunder des Abendlandes" bezeichnet. Dem Himmel sei Dank, dass der Damm aus dem 19.Jahrhundert durch eine Stelzenbrücke ersetzt worden ist, sodass man zukünftig wieder von einem Inselberg sprechen kann. Per Shuttle erreichen wir das Unesco-Weltkulturerbe und quälen uns mit vielen anderen Touristen durch enge Gassen die 280 Stufen hoch zum Kircheneingang. Dort müssen wir feststellen, dass die bestellten Audioguides eines Streiks wegen nicht zur Verfügung stehen und wir auf die ausgelegten Faltblätter zurückgreifen müssen. Dann können wir aber relativ alleine die schöne romanische Abteikirche mit ihrem gotischen Chor bewundern und auf der großen Terrasse die Weite des Meeres und den Blick auf die umliegenden Salzwiesen genießen. Und dann steigen wir in den ältesten Teil der Anlage hinab, in die "Notre-Dame-sous-Terre" mit ihren mächtigen Säulen und verwinkelten Räumen, die zum Teil aus dem 10.Jahrhundert stammen und die letztlich als Basis für das Kloster mitsamt seiner Kirche dienen. Spätestens hier können alle die mystische Stimmung erfahren, die von diesem uralten Pilgerziel ausgeht.
Sichtlich ergriffen geht es dann per Shuttle und Bus zurück nach St. Malo.
Kap Frehel, Guimiliau und Quimper
Heute wollen wir der zweiten Region unserer Reise, der Bretagne, unsere Aufwartung machen. Entlang der Küste fahren wir am Gezeitenkraftwerk an der Rance und an dem mondänen Seebad Dinard vorbei, ehe wir zum malerisch gelegenen Kap Frehel gelangen. Über 70 m ragen hier die Klippen aus dem wildtosenden Meer und werden ihrer leuchtenden Gesteinsformationen wegen als „Smaragdküste“ bezeichnet. Vom Parkplatz wandern wir zu den beiden steinernen Leuchttürmen, deren größerer 1950 errichtet wurde und dessen Leuchtfeuer manchmal über 1000 km weit zu sehen ist. Dann hat jeder Zeit, die Flanken des Kaps auf eigene Faust zu erkunden, die zahlreichen Nistplätze der Vögel zu bestaunen und sich an der speziellen Bewuchs der Kapfelsen zu erfreuen, ehe wir dem nahegelegenen Fort Latte, dem malerischen Ort vieler Historienfilme, einen Besuch abstatten.
Am Nachmittag erleben wir dann etwas, was es nur in der Bretagne gibt. Wir fahren ins Dorf Guimiliau und schauen uns den dortigen "Enclos paroissial", einen umfriedeten Pfarrhof an, der aus einer Dorfkirche, ummauertem Friedhof mit Triumphtor, einem Beinhaus und einem „Kalvarienberg“ besteht. Vor allem der "Calvaire" gilt als der schönste und aufwendigste in der Bretagne, da über 200 Granitstatuen den Leidensweg Christi illustrieren. Ähnlich wie der Bildschmuck an den Portalen der großen Kathedralen ist auch diese eher bescheidenere künstlerische Darstellung eine sogenannte "Biblia pauperum", die die Geschehnisse der Heiligen Schrift und die Predigten der Priester für das leseunkundige Publikum erläutern soll. Und auch die Kirche, die in manchen Bereichen ziemlich renovierungsbedürftig erscheint, liefert mit gotischen Heiligenfiguren und solchen aus der Renaissance interessante Blickwinkel.
Da in dem verschlafenen Dorf die wenigen Gasthäuser geschlossen sind, begeben wir uns in das nächstgrößere Städtchen, um am großen Marktplatz eine der exzellenten Patisserien aufzusuchen und unseren Hunger an den dargebotenen Köstlichkeiten zu stillen.
Dann erreichen wir unseren Zielort Quimper und spazieren am Nachmittag durch die schöne Altstadt, um schließlich an der überaus großen Kathedrale zu landen, deren Merkmal der deutliche Knick im Grundriss ist. Zwischen den beiden Kirchtürmen residiert der sagenumwobene König Gradlon aus der untergegangenen Stadt Y hoch zu Pferd. Interessant ist auch der mit alten Fachwerkhäusern umstandene Place du Lices, der ehemalige Turnier- und spätere Richtplatz.
Nach so vielen Eindrücken beziehen wir unser Hotel vor den Toren der Stadt und genießen ein schmackhaftes Drei-Gänge-Menue.
Pointe du Raz, Concarneau, Carnac und Vannes
Als wir nach dem Frühstück aus dem Fenster schauen, kann man des milchigen Nebels wegen die gegenüberliegende Straße nicht sehen. Eigentlich wollen wir den westlichsten Punkt der Bretagne besuchen, das nahe gelegene Pointe du Raz, das als eines der unwirtlichsten Kaps gilt. Da dies wenig sinnvoll, sondern eher gefährlich ist, entscheidet sich der Reiseleiter, einige Kilometer mehr in Kauf zu nehmen und zuerst ins malerische Städtchen Concarneau zu fahren. Bekannt durch die Erlebnisse des Kommissars Dupin in seinem Lieblingslokal "L'Amiral" hat sich die Hafenstadt zu einem wahren Tourismusort gemausert. Im Zentrum steht dabei die "Ville Close", die Altstadt, die auf einer Insel liegt und komplett mit einer Stadtmauer umgeben ist. Der Eingang wird durch ein doppeltes Tor geschützt und bald erreichen wir den Hauptplatz St. Guenole, ehe wir im hinteren Teil die Stadtmauer erklimmen und die wahre Größe des Hafens erkennen können. Dann haben alle Zeit, sich eigenständig in diesem kleinen Juwel mit seinen herausgeputzten Geschäften und den einladenden Gastromiebetrieben zu amüsieren.
Und dann reißt der Himmel auf und wir können uns guten Gewissens zur Pointe du Raz begeben. Die liegt weit im Westen der Halbinsel Cornouaille. Der Name lässt sofort an „Cornwall“ denken, da die Besiedlung angeblich von diesem Teil Englands aus erfolgte. Vom Parkplatz aus laufen die Gäste bis zum Rand der windgepeitschten Klippen mit den beiden vorgelagerten Leuchttürmen und sind fast ein wenig enttäuscht, dass das gefährliche Kap mit seinen Untiefen, plötzlichen Strudeln und heimtückischen Strömungen heute ziemlich sanft erscheint.
Da ist es nur gut, dass der Reiseleiter inzwischen ein typisch französisches Picnique aufgebaut hat, das mit einem Rose-Cremant als Apero startet und bei dem alle typischen Zutaten zu finden sind: Verschiedene Pates, milde und scharfe Paprikawürste, Käse von Kuh, Schaf und Ziege in der richtigen Reihenfolge und die entsprechende Crudite. Dazu wird ein trockener Cote du Rhone village gereicht, der allen schmeckt.
Danach fahren wir entlang der Westküste zur wunderschönen „Baie des Trepasseés“ (Bucht der Vergangenen) mit ihrem legendären Sandstrand, ehe wir ins Morbihan gelangen, einer Landschaft, die vor mehreren tausend Jahren schon besiedelt war und deren Bewohner durch ihre Kultur mit Menhiren, Dolmen und Steinkreisen auffielen. Zunächst halten wir an der Kultstätte von Kerzerho, bei der man durch die imposanten Steinreihen wandern und sie aus nächster Nähe bewundern kann. Dann machen wir uns zu den eingezäunten kilometerlangen Steinfeldern von Carnac auf und können uns wie alle Besucher keinen endgültigen Reim auf dieses Phänomen machen.
Und zuletzt geht es bei bestem Wetter ins nahe gelegene Vannes, in dem wir unser letztes bretonisches Hotel beziehen. Nach dem Diner lädt der Reiseleiter zu einem romantischen Nachtspaziergang in die fachwerkgesäumte Altstadt mit Schloss und altem Wäscherhaus ein.
Paimpont, Chartres und Paris
Heute müssen wir im Lauf des Tages von der Bretagne Abschied nehmen und wollen auf der Heimfahrt in die keltische Artussage eintauchen, die ihren Weg über den Ärmelkanal fand und zu Beginn des 19.Jahrhunderts von der romantischen Dichterin Schlegel ins Deutsche übertragen wurde.
In dem zentral gelegenen bretonischen Städtchen Paimpont gibt es ein Kloster, das bis in das 7.Jh. zurückreicht, und das in seinem Umfeld auf alle Aspekte dieser Sage und auf das Wirken des berühmten Zauberers Merlin eingeht. Es ist Ausgangspunkt für Wanderungen in den Foret de Brocéliande mit seiner magischen Quelle und dem Feenspiegel-Teich im Tal ohne Wiederkehr, das die böse Fee Morgane beherrscht. Der See, der neben dem Kloster liegt, gilt vielen als der Ort, in dem der Ritter Lancelot in einem Kristallschloss von der Fee Viviane aufgezogen wird.
Da wir am Vormittag zugegen sind, treffen wir keine esoterisch angehauchten Menschen oder Gralsucher, die sich in dem verwunschenen Wald tummeln.
Danach gelangen wir bald in die Hauptstadt der Bretagne, nach Rennes. Am zentralen Parkplatz neben den beiden imposanten Markthallen machen wir Halt, um nach einem kleinen Altstadtspaziergang dort zu Mittag zu essen. Das lässt sich aber nicht realisieren, da die der großen stählernen Markthalle von Paris nachempfundenen Hallen geschlossen sind. So müssen die Gäste Richtung Kathedrale oder gar bis zur lebhaften Einkaufsmeile ausschwärmen, um sich zu verköstigen.
Und dann erfährt unsere Reise einen letzten Höhepunkt in dem kleinen Städtchen Chartres, das die wohl berühmteste gotische Kathedralen der Christenheit beherbergt, die schon 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Durch mehreren Jahrhunderte hindurch wurde auf immer wieder zerstörten Kirchen um 1200 eine gotische Kathedrale errichtet, die schon nach kurzer Bauzeit 1260 vollendet wurde. Bei genauerem Betrachten lassen sich unterschiedliche Bauphasen an den zwei Türmen und den weltberühmten Figuren des mittleren Eingangsportals erkennen. Diese königlichen, überschlanken Statuen, die quasi säulenhaft in die architektonische Gestaltung des Portals mit einbezogen sind, gaben dem mittelalterlichen Menschen ein Gefühl der Sicherheit, die mit der Warnung vor der Hölle bei früheren Portalskulpturen nichts mehr gemein hat. Auch die Innenansicht der Kathedrale ist phänomenal: Durch den Wegfall der Empore wirkt das 36m hohe Gebäude noch erhabener und durch das „Blau von Chartres“ in den originalen mittelalterlichen 176 Glasfenstern wird das Licht in der Kirche magisch und überwältigend. Auffallend ist auch das in den Fußboden eingearbeitete Labyrinth, das im Gegensatz zu früher nun eine immerwährende, zentrale, von den Gläubigen oft genutzte Möglichkeit zur inneren Einkehr bietet.
Nach so viel an sakraler Schönheit machen wir uns auf den Weg nach Paris, der sich ob der vielen Staus an der Peripherie als ziemlich zäh und lang erweist. Trotzdem ist unser Busfahrer bereit, den Gästen die beiden berühmtesten Sehenswürdigkeiten von Paris, den Arc de Triomphe und den Eiffelturm zu zeigen. Eine wahrhaft große Geste von Nurettin!
Zum Schluss landen wir wohlbehalten in unserem Hotel im futuristischen Stadtteil St. Denis, genießen ein tolles Menue und erleben eine herzliche Verabschiedung.
Heimreise
Nach einem späten, sehr entspannten Frühstück werden die einzelnen Gäste zu unterschiedlichen Zeiten abgeholt, um zu ihren jeweiligen Flügen vom Airport Charles de Gaulle zu gelangen. Und bei jedem abgehenden Transfer merken alle, dass eine intensive, schöne Reise sich dem Ende zuneigt.
Liebe EBERHARDT-Reisefreunde - ich möchte mich bei Ihnen allen für die schöne, interessante und unterhaltsame Woche herzlich bedanken. Es hat großen Spaß gemacht, Ihnen diese beiden herrlichen Regionen in Frankreich näher zu bringen, eine heitere Ferienstimmung zu vermitteln und die gut geplante Reise zu einem echten Erlebnis werden zu lassen. Bedanken will ich mich auch für die vielen angenehmen Gespräche mit Ihnen
Bleiben Sie gesund und freuen Sie sich auf die nächste Reise, vielleicht wieder mit EBERHARDT Travel und vielleicht auch mal wieder mit mir. Ich wünsche Ihnen alles Gute!
Ihr Ekkehard Villing