Reisebericht: Rundreise England – Wales – Schottland

03.08. – 14.08.2011, 12 Tage Rundreise London – Windsor – Oxford – Cotswolds – Chester – Caernarfon – Snowdonia–Nationalpark – Lake District – Glasgow – Glen Coe – Loch Ness – Whisky – St. Andrews – Edinburgh – York


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Von London, Windsor und Oxford über Stratford-upon-Avon und Warwick nach Chester. In Wales von Caernarfon, Snowdonia und die Ffestiniog-Railway bis zum Lakedistrik. In Schottland durch die Highlands und über das Spey-Valley nach Edinburgh und York.
Großbritannien ist zwar keines der flächenmäßig größten Länder Europas und kleiner als Deutschland, aber es ist zweifellos ein Land, dass es „in sich hat“. Auf Europas größter Insel - die übrigens die achtgrößte der Welt ist - entstand aus dem Zusammentreffen verschiedener historische Kulturen und Gewohnheiten neue Volk mit eigenen Kulturen, entstand die einst größte Kolonialmacht der Welt, die mit ihrem „British Empire“ etwa ein Viertel der gesamten Welt beherrschte.
An was denkt man nicht alles, wenn man „Großbritannien“ hört, denn das „Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland“ erstreckt sich über die größte britische Insel, einen Teil Irlands, die Isle of Man und die Kanalinseln und hat unendlich viel zu bieten. Zunächst einmal Geschichte und Geschichten, Britischen Stil und Traditionalismus, feste Gewohnheiten und - nicht zuletzt - herrliche Landschaften und die Kultur von Jahrtausenden.
Das ist der Grund für unsere Reise „England - Wales - Schottland“, die fast eine Gesamtschau Großbritanniens darstellt. Auf keiner anderen unserer Reisen auf die Britischen Inseln können wir einen solch umfassenden Überblick über mehrere verschiedene Kulturen, Geschichte und Natur zeigen - und das ist vielleicht auch der Grund, warum diese Tour immer wieder als „Einstiegsdroge“ wirkt - in ein tolles Land, dessen einzelne Landesteile immer wieder neue und „vertiefende“ Reisen wert sind - sei es nach Süd- oder Mittelengland, ins herrliche Wales oder nach Schottland in den zauberhaften Norden der Insel.
Ich freue mich immer sehr, wenn ich auf unserer Studienreise vieles nahe bringen kann, vieles von dem herzeigen kann, was „man“ noch aus dem Schulunterricht oder aus diversen Filmen kennt und ab und zu noch das eine oder andere Staunen auf den Gesichtern erzeugen kann, wenn man dann Dinge in Natura sieht oder ihre Zusammenhänge erfährt.
Also - lassen Sie uns gemeinsam starten zur Reise nach „England - Wales - Schottland“, so wie ich das mit 35 erwartungsvollen Eberhardt-Reisegästen am 3. August tat …
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Erster Tag, 03.08.11

Ganz pünktlich trafen wir uns am Flughafen Dresden. Nach wiederum pünktlicher Abfahrt wuchsen wir bis zur Raststätte Teufelstal auf die stattliche Anzahl von 35 Belgienfahrern. Aber ganz richtig los ging es erst in Eisenach, denn auf der dortigen Raststätte stieß zum Fahrerwechsel unser Buschauffeur Peter Möbius zu uns, der den Bus die nöächsten zwölf Tage fahren würde. Ein wenig hatte ich natürlich schon in Höhe Erfurt mit der Reiseleitung und den Informationen angefangen - und die umfassten sogar mittelhochdeutsche Gedichte in Höhe der Wartburg! Aber es ging weiter nach Belgien und zu unserem Tagesziel Calais. Zeit genug für mehr Informationen und einige „Preisfragen „ und besondere Informationen: Beispiel gefällig? „In der Nationalhymne welchen Landes kommt der Rhein vor“? Das wissen Sie nicht? - Na dann los, fahren Sie mit mir nach Belgien oder in Richtung Großbritannien! Dabei erfahren Sie alles Mögliche an Wissenswertem zur Strecke und vor allem zum Zielland. Natürlich haben wir auch einen ganz kleinen französischen Sprachkurs gemacht da wir den ersten Abend in der französischen Hafenstadt Calais verbringen würden. Zunächst war es ein recht weiter Weg durch das Siegerland, an Köln vorbei und nach Belgien, wo wir die Maas und die Stadt Lüttich, die auf französisch „Liege“ heißt passierten, um uns im Berufsverkehr am Ring um Brüssel anzustellen. Aber es diesesmal ging es relativ gut und nach einer kurzen Rast in Höhe der flämischen Stadt Gent brachen wir auf zur letzten Tagesetappe: quer durch Flandern erreichten wir Frankreich und die Stadt Calais, in deren Nähe sich unser Hotel befand. Ein recht spätes Abendessen und dann wurde es langsam Zeit, denn am nächsten Tag stand ein früher Aufbruch bevor.

Zweiter Tag, 04.08.11:

Obwohl es schon 06.15 Uhr Frühstück gab, war das sehr gut und entsprach keinesfalls der Einfachheit, die man französischen Frühstück sonst nachsagt. Wir brachen pünktlich auf und hatten sogar noch Zeit für einen Fotostopp am herrlichen Rathaus von Calais mit der gewaltigen, toll gepflegten Blumenanlage davor, in denen die berühmte Figurengruppe „De Bürger von Calais“ des französischen Bildhauers Auguste Rodin.
Dann ging es zum Hafen, wo wir zunächst durch den Container mit der Passkontrolle mussten, ehe wir uns einschiffen konnten. Wenig sopäter waren wir auf dem Fährschiff der „P & O-Line“. Jetzt waren wir nur noch knapp zwei Stunden vor Großbritannien - auf dem Schiff galt es noch die Uhr umzustellen und dann auf dem Deck nach der auftauchenden Kreideküste Ausschau zu halten, die vielleicht den antiken Namen „Albion“ (die Weiße) für Großbritannien zu verantworten haben.
Nach dem Erreichen der großen Insel wurde zunächst erst einmal das Wetter schlechter: es stimmte also mit dem „englischen Wetter“ - zumindest für den ersten Eindruck.
So geriet die erste Stunde England zu einer Fahrt nach London in peitschendem Regen. Dennoch hielten wir am berühmten Park von Greenwich. Ein nasser Spaziergang führte uns vom Bus zum Royal Observatory - bekannt für seine Messung und Deklarierung des „Nullmeridians“, von dem abhängig einst die gesamte Zeit der Welt gemessen und auf ihn bezogen angegeben wurde. Zudem gibt es vom Observatoriums-Hügel einen schönen Blick auf die Themseschleife und das Städtchen Greenwich - diesmal allerdings getrübt sdurch Regen und Nebelschwaden. Nach einem frühen Mittagessen „von der Bordverpflegung“ konnten wir aber noch vor der angekündigten Stadtrundfahrt einen ausgedehnten Fotostopp machen: Tower und Tower-Bridge, der historische Kreuzer „Belfast“, der auf der Themse liegend heute ein Militärmuseum beherbergt und die Umgebung des Tower - sozusagen Erstkontakt mit dem „British Empire“
Wie verabredet trafen wir dann Ralf, der es schaffte uns in gut zweieinhalb Stunden einen Eindruck der britischen Hauptstadt zu vermitteln. Aber Hand aufs Herz: London KANN man in so kurzer Zeit nicht kennenlernen, wahrscheinlich sind sogar zwei bis drei Tage zu kurz dafür. Deshalb bietet Eberhardt-Travel in seinem „Richtig Reisen“-Programm auch tolle „Nur-London-Fahrten“ an - da kann man die Weltstadt richtig kennenlernen und nicht nur „hineinschnuppern“ wie wir. . Ortsreiiseleiter Ralf Puhst redete und lief auch recht schnell und gewährte nur geizige Freizeit- und Fotopausen - aber dafür haben wir nahezu alle unverzichtbaren Dinge gesehen: St. Pauls, Westminster Abbey und das Parlament mit Big Ben, den Buckingham Palast und viele bekannte Ecken - wie die bekannten Kaufhäuser „Harvey Nickels“ oder „Harrods“.
Schließlich sprang sogar noch eine Stunde Freizeit für eigene Spaziergänge heraus, bei denen der Bus am Hyde-Park stand, gleich neben der berühmten Redner-Ecke „speakers corner“, in der jeder, der mindestens einen Fuß (30 cm) über dem Boden steht, alles sagen darf was er will - nur Gott und das Königshaus dürfen nicht beleidigt werden.
Schließlichj - das Wetter wurde ohnehin wieder schlechter - waren wieder alle im Bus und wir setzten unsere Fahrt nach Maidenhead zum Hotel fort.

Dritter Tag, 05.08.11:

Das Frühstück im Holiday Inn Maidenhead war sehr gut - ab jetzt hatten wir ja immer das gehaltvolle warme englische Frühstück mit Schinkenspeck, Würstchen, Eiern und ab und zu auch Pilzen, Bohnen in Tomatensauce und Grilltomate.
Vom Hotel aus war es nicht weit nach Windsor, das wir eine halbe Stunde vor der Offnung der berühmten Burg erreichten. So blieb Zeit, uns den viktorianischen Bahnhof zu besehen und dann noch kurz durch die winzige Altstadt neben dem Schloß zu gehen, wo sich das von Sir Christopher Wren, dem Erbauer der St.Pauls-Kathedrale errichtete Rathaus befindet und daneben mit dem „old crooked house“ eines der schiefsten Bauwerke des Königreichs.
Windsor besteht aus mehreren Ortsteilen und hat fast 30.000 Einwohner, am bekanntesten ist aber das riesige Schloß und die daneben fast puppenhaft wirkende Altstadt mit der kürzesten Straße Großbritanniens und dem Gasthaus, in dem der Dichter William Shakespeare seine Kömödie „Die lustigen Weiber von Windsor“ geschrieben haben soll. Dann ging es ins Schloß - nach kurzem Anstellen passierten wir die Sicherheitskontrollen und sahen uns zunächst die Außenwerke und den gewaltigen Round Tower an - einst Kernstück der ursprünglich „Motte“ genannten Burg. Immerhin kann man heute sehr gut diese Struktur der ehemaligen Kernburg erkennen. Dann teilten wir uns auf, denn es gab viel zu sehen auf Windsor - den Palast mit den Ausstellungsräumen der Staatsgemächer, des Königlichen Puppenhauses und der Königlichen Gemäldesammlung, die reichverzierte Georgskapelle und den Wachwechsel auf dem unteren Schloßhof.
Zur Mittagszeit trafen wir uns am Bus und nach dem Mittagsimbiß ging es schon weiter zur nächsten Besichtigung. Da wir aber gut in der Zeit lagen, sind wir nicht Autobahn sondern Landstraße gefahren - durch das Naherholungsgebiet der Chilterns-Hügelkette, die von der Themse durchflossen wird. Ein Fotostopp im überaus malerischen Städtchen Henley-on-Thames rundete die Fahrt ab und wir waren dennoch pünktlich in Oxford. Die alte Universitätsstadt weist nicht nur viele historische und sehr sehenswerte Gebäude und Colleges auf, sie quillt auch über vor quirligem Leben. Zu den knapp 160.000 Einwohnern gesellen sich noch 27.000 Studenten und Postgradierte. Bereits 1167 gegründet, enthält die Universität heute 38 verschiedene Colleges, deren harmonische Architektur das Stadtbild im Wesentlichen bestimmt. So gab es auch nach der interessanten Stadtführung durch zwei örtliche Reiseleiterinnen noch einiges zu sehen, als wir uns in der Freizeit durch die recht überfüllt wirkenden Hauptstraße schoben.
Abends ging es dann auf Autobahn und Landstraße zu unserem Hotel, einem alten Herrenhaus, das abseits der großen Ortschaften liegend, seinen eigenen Charme besaß. Dass solche Hotels in Großbritannien sehr beliebt sind, merkt man auch an der Tatsache, dass in ihnen am Wochenmende jeden Abend eine Hochzeitsgesellschaft die Feier für den „Bund für’s Leben“ ausrichtet. Und sso hatten wir ebenfalls an diesem und dem nächsten Abend eine Hochzeitsgesellschaft im Hotel.

Vierter Tag, 06.08.11:

Nach dem Frühstücksbüffet begannen wir den Tag mit einem Abstecher im Sinne der Eberhardt-Philosophie des „Richtig Reisen“. Es ging - bei schönem Wetter - durch die Cotswolds, eine in England als Naherholungsgebiet sehr beliebte Hügelkette. Seit dem 15. Jahrhundert gab es hier intensive Schafzucht und Wollproduktion, was dem Landstrich gediegenen Reichtum bescherte - abzulesen an den schmucken Dörfern und Marktstädtchen. Sie alle haben Häuser, die aus honiggelbem einheimischem Sandstein - dem Oolith - erbaut sind. Wir hatten einen Fotostopp auf dem Markt in Moreton-in-Marsh und fuhren weiter zu einem Aufenthalt in Burton-on-the-Water. Hier verläuft das Leben noch traditionelll und da Samstag war, bereitete sich das winzige Städtchen am Flüsschen Windrush auf den Ansturm der zu erwartenden Ausflügler vor.
Von Bourton-on-the-Water fuhren wir zum ausgeschriebenen Besichtigungspunkt: in die Geburtsstadt des berühmtesten britischen Dichters, William Shakespeare. Das schmucke und liebenswerte Städtchen wartet mit vielen Fachwerkhäusern und einer Reihe von Gebäuden auf, die einen Bezug zum berühmtesten Sohn der Stadt haben. Immerhin - zu den gut 23.000 Einwohnern Stratfords gesellen sich pro Jahr mehr als zwei Millionen Touristen. Da nimmt es nicht wunder, dass hier einiges geboten wird. Bei einer Stadtführung habe ich unseren Reisegästen die interessantesten und schönsten Orte und Gebäude in Stratford gezeigt. Vom berühmten Shakespeare Denkmal des Bildhauers Lord Gower direkt am kleinen Flusshafen des River Avon ging es vorbei am gewaltigen, gerade frisch restaurierten und umgebauten Shakespeare Theater und der Probebühne zur „Kirche der Dreifaltigkeit“, in der Shakespaere getauft wurde und in der er auch begraben liegt. Leider war dieses Mal ein Besuch seines Grabes nicht möglich und wegen einer geschlossenen Hochzeitsfeier im Inneren sahen wir die „Shakespeare-Kirche“ nur von außen, Innenbesichtigung mit Shakespeare-Grab nicht möglich wegen einer Hochzeit! An verschiedenen historischen Fachwerkhäusern erreichten wir die „Grammer School“, in der Shekespeare wahrscheinlich Schüler war, gelangten zum alten Markt, auf dem tatsächlich gerade Markttag war und schließlich zu Shakespeares Geburtshaus mit dem Shakespeare-Institut daneben. Hier gab es Freizeit und wir trafen uns erst zum Mittagsimbiß am Bus wieder. Dann ging es zu einem historischen Ort: Warwick verfügt über eine der schönsten und besterhaltenen Burgen Englands, die eine Schlüsselstellung in den „Rosienkriegen“ einnahm, den englischen Bürgerkriegen im 15. Jahrhundert. Sie soll auf das 10. Jh. zurückgehen und die Earls of Warwick waren so mächtig, dass der bekannteste von ihnen,, Richard Neville, den Beinamen „Der Königsmacher“ erhielt. In einer grandiosen Wachsfigurenschau kann man in den Burggewölben seine Geschichte nacherleben.
Die Burg war bis 1978 im Besitz der Earls of Warwick und wurde dann an die Tussauds Group verkauft, die die umfangreichen Restaurierungsarbeiten an der Burg finanzierte und Warwick Castle für die Allgemeinheit öffnete. Zehntausende strömen jährlich hierher, denn vor allem an Wochenenden wird für die Touristen - besonders für Kinder - vieles geboten: Es finden - neben drei festen Wachsfigurenschauen in den Gewölben und der großen Festhalle, Ritter-Schaukämpfe statt, zweimal täglich ein Turnier mit Dutzenden Rittern zu Pferde, die Vorführung des Abschusses einer Steinschleuder, Flugvorführungen von Greifvögeln und vieles mehr. Der Nachmittag verging so wie im Fluge und unversehens mussten wir wieder zum Bus, um zum Abendessen ins nahegelegene Hotel zu fahren. Doch wir schafften es noch, einen Fotostopp an der imposanten Ruine der Burg von Kenilworth einzubauen.

Fünfter Tag, 07.08.11:

Gegenüber einigen anderen Reisetagen mit größeren Strecken und vielen Besichtigungen würde der heutige als ruhiger Tag mit weitgehend dem Reiseleiter obliegender Programmgestaltung vergehen. Wir starteten mit dem Besuch der kleinen Ortschaft Ironbridge. Der Ort liegt neben der Iron Bridge, der 1779 über den Severn gebauten weltweit ersten Eisenbrücke, von der er seinen Namen ableitet. Um die Brücke bekannt zu machen, wurde auch das früher Severn Gorge genannte Flusstal umbenannt in Ironbridge Gorge.
Die Brücke ist ein Unikat und sehr sehenswert. Unweit von hier liegt eine Stadt, die bei „Richtigem Reisen“ unbedingt einen Umweg wert ist: Shrewsbury. Der 70.000 Einwohner zählende Ort ist Marktstadt für ein größeres Gebiet, zu dem auch schon Regionen des nahen Wales zählen. Die historische Markthalle auf dem von Fachwerkhäusern gesäumten Marktplatz stammt aus dem 15. Jahrhundert. Berühmtester Sohn der Stadt ist der hier geborene Naturforscher Charles Darwin.
Nach einer kleinen Stadtführung konnte ich die Reisenden in etwas Freizeit entlassen, viele Geschäfte haben in den Touristenstädten in Großbritannien auch am Sonntag auf, und so konnten sie z.B. shoppen gehen.
Nach dem Mittagessen am Bus ging es weiter nach Norden, wobei wir schon einmal kurz die Grenze nach Wales überfuhren. Ein Fotostopp zeigte das historische Chirk Castle, bevor wir dann zu unserem Nachmittagsziel, der Stadt Chester weiterfuhren. Unter den Fachwerkstädten Großbritanniens nimmt Chester, als „Castrum Deva“ von den Römern gegründet und seither ständig bewohnt, einen besonderen Platz ein. Die „Rows“, Fachwerkhäuser mit zwei-etagig angelegten Durchgängen sind die wahrscheinlich älteste „Shopping Mall“ der Welt und einzigartig für eine Fachwerkstadt des Mittelalters. Auf einer kleinen Stadtführung konnte ich den Fluß Dee mit seiner Lachstreppe, die alte Stadtmauer, die schon auf die Römer zurückgeht und die ausgegrabenen Reste des alten römischen Amphitheaters präsentieren. Dann natürlich wanderten wir zu den Rowesund der Fachwerkinnenstadt, in deren Mittelpunkt die historische Marktsäule steht. Auch hier gab es - als wir an der Kathedrale angelangt waren, genügend Freizeit für einen individuellen Bummel und einen Nachmittags-Tee.
Abends verließen wir das schöne Chester und erreichten unser Hotel, das auch wieder ein abgelegenes altes Herrenhaus war und dem vorigen sehr glich - übrigens auch zur gleichen Hotelkette gehört.

Sechster Tag, 08.08.11:

Wales hieß uns heute nach wenigen Kilometern willkommen, denn Chester und unser Hotel lagen unweit der Grenze. Nach etwa einer Stunde Fahrt war die Universitätsstädt Bangor erreicht. Doch noch fuhren wir nicht weiter zum ausgeschriebenen Ziel Caernarfon, sondern ein „RichtigReisen“-Abstecher brachte uns einen kleinen Umweg: Bei der Auffahrt auf die walisische Insel Anglesey zeigte unser Buschauffeur, Herr Peter Möbius, seine Kunstfertigkeit und Virtuosität, indem er mit unserem nagelneuen 5-Sterne-Bus die Menai-Bridge überfuhr. Die historische Brücke über die malerische Meerenge Menai-Strait, die Anglesey von Festland-Wales trennt, ist im 19. Jahrhundert eine Meisterleistung von Ingenieur Telfort gewesen - aber sehr eng. Mit einem Fingerbreit Platz zu beiden Seiten überquerten wir einen der faszinierendsten Gezeitenströme Europas, ununterbrochen nach beiden Seiten fotografierend. Ein weiterer Fotostopp zeigte uns dann noch die alter Menai-Bridge und die neue Britannia-Bridge. Den nächsten Stopp legten wir in einem recht ungewöhnlichen Ort ein: Touristisch bekannt ist Llanfair PG auf Anglesey für den längsten Ortsnamen Europas. Er steht nicht nur am Besucherzentrum, sondern auch an der Eisenbahnstation und lautet Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch.
Er ist äußerst schwer auszusprechen, aber da ich auch nächstes Jahr wieder Irland und Nordirland fahre, wo wir hier vorbeikommen, werde ich versuchen, ihn zu üben! Seine Bedeutung wollen Sie wissen? Er bedeutet "Marienkirche (Llanfair) in einer Mulde (pwll) weißer Haseln (gwyn gyll) in der Nähe (ger) eines schnellen Wirbels (chwyrn drobwll) und der Thysiliokirche (llantysilio) bei der roten Höhle (ogo goch).“
Von hier fuhren wir über die Britannia-Bridge wieder hinunter von Anglesey und erreichten nach wenigen dass malerische Caernarfon, das ja auch im Eberhardt-Katalog steht. einzulegen. Das walisische Städtchen hat noch große Teile seiner Stadtmauer und besitzt eine malerisch am Wasser der Menai-Strait gelegene Burg. Einst war es die größte Burg der Engländer in Wales, in der der britischen Tradition folgend, der Thronfolger „Prince of Wales“ in seine Rechte eingesetzt wird. Zunächst haben wir die Burg besichtigt, hatten aber dann noch genügend Freizeit um auf einem Bummel die Reize dieser Stadt zu entdecken.
Durch die bezaubernde Berglandschaft von Snowdonia, benannt nach dem höchsten walisischen Berg Snowdon, erreichten wir das Hafenstädtchen Portmadog, auf dessen Bahnhof wir dann pünktlich zur Abfahrt im Zug saßen. Der historische Dampfzug, dessen Lokomotiven alles Eigenbauten der zur „Ffestiniog Railway“ gehörenden Reparaturwerkstatt sind, war usprünglich dazu gedacht, das „schwarze Gold“ von Wales aus den Schieferbergwerken des Tals von Blaenau Ffestiniog zur Verschiffung im Hafen zu bringen. Heute ist der Zug eine Touristenattraktion, die durch die wundervolle walisische Landschaft dampft. Von der allerdings konnten wir nur Teile sehen, denn es begann während der Zugfahrt heftig zu regnen. Allerdings wurde es trockener, als wir nach anderthalbstündiger Zugfahrt wieder in den Bus stiegen und kurz darauf eine Pause im Ferienort Bews-y-Coed einlegten. Hier treffen drei wunderhübsche Täler aufeinander, was den Ort zur beliebten Sommerfrische, zum Wandererparadies und Ausgangspunkt zahlreicher Ausflüge macht. In den Souvenirläden gibt es beispielsweise die traditionellen Liebeslöffel, die früher verliebte Waliser ihrer Angebeteten geschnitzt und ihr damit Botschaften übermittelt haben - heute ein besonderes Souvenir für Nicht-Einheimische.
Die Rückfahrt zum Hotel verlief auf landschaftlich schöner Strecke durch das Conwy-Tal mit einem weiteren Halt in der gleichnamigen Hauptstadt der kleinen Grafschaft Conwy. Das von einer gewaltigen Burg überragte Städtchen hat eine hübsche Innenstadt, immer noch innerhalb der mittelalterlichen Mauern. Wir lernten es bei einem kleinen Stadtrundgang kennen und hatten noch Gelegenheit für individuelle Fotos. Danach fuhren wir auf bekannter Strecke in unser Hotel vom Vortage zurück.
Nach dem Abendessen haben Buschauffeur Möbius und ich noch eingeladen zu einem gemütlichen Treff am Bus zum Bergfest-Feiern mit Keksen, Gebäck und Bordservice.

Siebter Tag, 09.08.11:

Recht früh brachen wir auf, um zum letzten Landesteil auf der Insel Großbritannien zu kommen, der uns nun noch fehlte: Schottland. Wer denkt hier nicht sofort an die „Highlands!“ - allein das Wort hat schon etwas leicht Mystisches und oft genug sind die schottischen Highlands im Film kolportiert worden: wer erinnert sich nicht an „Braveheart“, „Rob Roy“ oder die „Highlander-Serie“? Mit ihren Landschaftsaufnahmen haben diese Filme gewiß ebensoviel Sehnsucht nach dem „wahren Schottland“ erzeugt wie die Filme von Rosamunde Pilcher Interesse an Südengland geweckt haben
Dorthin sollte es nun gehen, aber noch waren wir in England. Am Vormittag erreichten wir ein weiteres Gebiet in England, das das Prädikat „area of outstanding natural beauty“ (Gebiet außergewöhnlicher Naturschönheit) verliehen bekam. Der Lake-Distrikt mit seinen Bergketten, Seen, kleinen Dörfern und verlockenden blühenden Tälern ist eines der wichtigsten Urlaubsgebiete für die Briten - übrigens auch eines der teuersten.
Der größte und längste der Rinnenseen ist der Lake Windermere und genau der war unser Ziel. Der Bus brachte uns zur Dampferanlegestelle in Lakeside an der Südspitze des Sees und fuhr dann um den See herum an die Mitte des Ostufers. Wir Eberhardt-Reisende jedoch machten eine Seefahrt. Bei herrlichem Wetter überquerten wir in einer knappen Stunde den See und erreichten den schönen und touristisch bedeutsamen Ort „Bowness-on- Windermere“. Hier war natürlich noch etwas Zeit für einen Bummel am See oder durch den kleinen Ort und natürlich für ein leckeres Eis.
Kurz vor dem Mittagessen war Abfahrt und wir passierten eine der landschaftlich schönsten Großbritanniens. Das nördliche Seengebiet hat vieles zu bieten und führt in Richtung Schottland. Dabei überquerten wir den „Kirkstone Pass“, mit 20 % Gefälle der steilste auf den britischen Inseln. Auf der Passhöhe, mit Blick auf Ambleside im Süden und den nördlichen Distrikt gab es Mittagessen aus der Bordküche und dann bewegten wir uns unaufhaltsam auf die schottische Grenze zu. Wir erreichten sie im Grenzort Gretna Green, den wir planmäßig anfuhren. Berühmt wurde der Name des Dörfchens durch eine ungewöhnliche Art von Hochzeit: Die „Mock-weddings“ wurden auf dem Amboß in der Schmiede des Ortes geschlossen. Im 18. und 19. Jahrhundert gab es unterschiedliche Gesetze in Schottland und England - in Schottland konnten junge Paare ohne Einwilligung der Eltern und in wesentlich jüngerem Lebensalter heiraten als in England. Viele junge Liebespaare flohen deshalb auf der einzigen Straße nach Schottland, um sich hier trauen zu lassen, bevor die Eltern dies verhindern konnten.
So hatte der Friedensrichter - in der Regel der Schmied - des Grenzortes Gretna Green alle Hände voll zu tun. Deshalb nahm er - um keine Einbußen im Schmiedeberuf zu erleiden - die Trauungen gleich in seiner Werkstatt vor. Zwei Zeugen waren schnell gefunden und das junge Brautpaar wurde „Zusammengeschmiedet“. Von dieser Tradition wurde auch unserer Eberhardt-Gruppe berichtet und natürlich wurde auch zünftig geheiratet:
Das junge Brautpaar Kahl gab sich vor der ganzen Reisegruppe als Zeugen noch einmal das Ja-Wort. Und da die „Standesbeamtin“ Annie das ganz witzig vornahm, hatten alle ihren Spaß bei der zünftigen „wedding“ceremony auf dem Amboß von Gretna Green.
Doch noch war ein Stück Weg zurückzulegen bis zum Abend. Nach längerem Aufenthalt in Gretna Green und seinen Souvenirgeschäften setzten wir den Weg auf der Autobahn in Schottlands größte Stadt Glasgow fort. Hier hatten wir ein Hotel in guter Innenstadtlage, so dass heute nach dem Abendessen bestimmt noch ein zünftiger Besuch im Pub fälliig würde.

Achter Tag, 10.08.11:

Der Tag würde lang werden, denn es war viel zu sehen geplant und die Strecke recht lang. Aber ach, Schottland bewies uns heute, dass das schottische Wetter genauso nass sein kann wie das englische und das walisische. Loch Lomond war das Ziel der ersten Kaffeepause, und bis dahin gab es keine Besserung der Witterung. Der Loch Lomond ist mit einer Fläche von etwa 71 km² der größte See Schottlands. Er erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung über eine Länge von 39 Kilometern, ist bis zu acht Kilometer breit und bis zu 190 m tief und beherbergt über 30 Inseln. Loch Lomond, von vielen für den schönsten See Schottlands gehalten, ist sowohl mit der Bahn als auch wie für uns über die M 8, die beeindruckende Erskine Bridge und dann über die A 82 leicht erreichbar. Aber ganz ehrlich - so schön Loch Lomond, das vielbesungene, auch ist - sehr gemütlich findet man es im strömenden Regen nicht mehr.
Auf der Weiterfahrt erreichten wir auf schmaler Straße das langgezogene Nordende des Sees, an dessen nordwärts führenden Tal im allgemeinen die Grenze zwischen Lowlands und Highlands gezogen wird. So konnten wir hier, konnten wir - bei bei immer noch schlechtem Wetter - den ersten richtigen Highland-Eindruck mitnehmen: Gewaltige Berge, manche noch mit den ursprünglichen Formen der Vulkankegel, dazwischen gerundete Trogtäler und neben spärlichem Waldbewuchs mit Moos und Heidekraut bewachsene Hänge und Talsohlen, immer wieder durch kleine Bäche und Rinnsale unterbrochen. Wir durchquerten das mit fast 300 km² größte schottische Moor - das Rannoch Moor - und fuhren dann zum vielleicht berühmtesten schottischen Tal. Glencoe. Das ist ein Name aus der schottischen Geschichte, der mit viel Tragik und einem schlimmen Ereignis verbunden ist. Das landschaftlich herrliche und kaum zu beschreibende Tal war 1693 Schauplatz eines hier am schottischern McDonald-Clan von englischen Truppen verübten Massakers. Ein Lied erzählt die grausige Geschichte und wir haben es natürlich über die CD-Bordanlage angehört. Trotz fortgesetzten Regens machten wir natürlich Fotostops und dann noch die immer mal wieder nötige Toilettenpause - in den Einrichtungen des Glencoe Besucherzentrums.
Schon eine Stunde später hatten wir Fort William erreicht. Wir wohnen zwar während vieler unserer Schottland-Reisen hier, aber haben selten Gelegenheit, das hübsche Städtchen zu besichtigen. Diesmal hatten wir aufgrund der immer wieder nur kurzen Fotopausen (bei gutem Wetter ist das anders) genügend Zeit und konnten nach dem Mittagsimbiß eine Stunde bummeln gehen in der einzigen Hauptstraße des Ortes, der im Zuge von Garnisons- und Befestigungsanlagen des englischen Militärs zur Kontrolle der schottischen Highlands errichtet worden war.
Der weitere Weg nach Norden führte in der Nähe von Spean Bridge, an der Kreuzung der A82 und der Straße nach Achnacarry, zum Kriegsdenkmal, das den Commandos gewidmet ist, die zwischen 1942 und 1945 in Achnacarry bei Spean Bridge im zweiten Weltkrieg ausgebildet wurden Auf der Gedenktafel am Sockel des Denkmals liest man "In Memory of the officers and men of the commandos who died in the second world war 1939-1945 this country was their training ground". Hier legten wir eine kurze Fotopause ein.
Auf dem weiteren Weg hatten wir im Städtchen Fort Augustus sogar noch Gelegenheit, eine von „Neptunes staircase“ zu besehen. „Neptuns Treppenhaus“ ist eine Schleusentreppe, eine Abfolge von fünf Schleusen, die auf einer Gesamtlänge von über 200 m nur durch Ausgleich der Schleusen-Wasserstände einen Höhenunterschied von 17 m überwinden. Einst war sie zusammen mit den anderen Teilen des „Kaledonischen Kanals“ ein Wunderwerk der Technik und wichtige Seehandels-Straße, heute werden Kanal und Schleusen nur noch von Freizeitkapitänen genutzt.
Unser nächstes Ziel, Urquardt Castle gehört zu den malerischsten und meistbesuchten Burgruinen Schottlands. Im 13. Jahrhundert erbaut war sie im Mittelalter wichtiger Stützpunkt der schottischen Könige. Ihre Lage am weltbekannten See Loch Ness, einem 38 km langen schmalen und überaus tiefen Rinnensee rückt die Burg in die Nähe der Legenden um das Ungeheuer von Loch Ness. Urquhart Castle ist ein beliebter Aussichtspunkt über Loch Ness und für Nessie-Beobachter. Sie ist auf verschiedenen sogenannten Nessie-Bildern zu sehen und eine der ältesten Ruinen in ganz Schottland. Nach Besichtigung der Burg - es regnete immer noch oder schon wieder - legten wir noch einen Fotostopp im nahegelegenen Nessie-Center im Ort Drumnadrochit ein - denn hier gibt es Nessie „in echt“ zu sehen - zumindest die Metallskulptur eines Plesiosaurus, für den Nessie ja oft gehalten wird. Dann aber war es Zeit, um das Ende des Sees herum und an der Hauptstadt der Highlands, an Inverness vorbeizufahren, denn unser Hotel in Nethybridge lag noch etwas entfernt im SpeyValley, das für seine vielen Wjisky-Destillerien bekannt ist. Das urige „Nethybridge Hotel“ hat unseren Gästen gut gefallen - ist ist das „typischste“ und traditionellste während der ganzen Reise gewesen „very old fashioned“ wie wir Briten sagen!

Neunter Tag, 11.08.11:

Morgens war immer noch schlechtes Wetter, besserte sich aber etwas im Tagesverlauf. Am Vormittag erreichten wir Pitlochry zur ersten Kaffeepause des Tages. Das 2.500 Einwohner-Städtchen ist heute im wesentlichen ein Tourismusort und empfängt seine Gäste mit dem gälischen Gruß am Ortsrand "Ceud mile fàilte" - 100.000 Willkommen". Durch den Anschluß an die britische Eisenbahn im 19. Jahrhundert und die Begeisterung der Königin Viktoria, die den Ort kurzerhand zum Kurbad erklärte, ist er seither ein beliebtes Ferienziel mit belebter Hauptstraße, Häusern im viktorianischen Stil und vielen Geschäften.
Auf der weiteren Fahrt ging es dann zur Edradour Distillery. Es ist die kleinste Whiskybrennerei Schottlands mit dem geringsten Produktionsumfang und nur wenigen Beschäftigten, erzeugt aber einen esquisiten Whisky, der gerade wegen seiner Rarheit begeht und teuer ist. Während einer Führung wurden wir mit der Herstellung des „uisghe beatha“, des „Lebenswassers“ vertraut gemacht und erfuhren Wissenswertes über die verschiedenen Methoden des Whiskybrennens und über alle die Faktoren, die dem „Scotch“ letztlich den unverkennbaren torfigen Geschmack verleihen.
Nach dem Brennereibesuch erfuhr unsere Fahrt ein weiteres Extra durch einen kleinen „Richtig Reisen“-Abstecher in dass unter Denkmalschutz stehende Städtchen Dunkeld. Eine prachtvolle Kathedralenruine, die sich in eine Schleife des Flusses Tay schmiegt, ist hier die Hauptsehenswürdigkeit und natürlich der winzige Stadtplatz mit Brunnen und die gesamte Stadtanlage mit den schmucken weißen Häuschen.
Aber noch war der Tag nicht zu Ende. Ebenfalls mit einem kleinen Umweg erreichten wir die Industriestadt Falkirk, in deren Umgebung sich eine technische Sensation verbirgt.
Das Falkirk Wheel ist ein modernes Schiffshebewerk, das durch seine Konstruktion in der Art eines Riesenrades einmalig auf der Welt ist : Zwei Gondeln sind in einem riesigen Rad angebracht. Durch eine halbe Drehung des Rades vertauschen die Fördertröge innerhalb von etwa vier Minuten ihre Position und können so Schiffe heben und senken. Das Falkirk Wheel besitzt einen Durchmesser von 35 m und überwindet damit einen Höhenunterschied von 24 Metern. Die Gondeln zu je 50 t Masse halten 250 t Wasser, die gesamte Konstruktion wiegt nur 1800 t. Aufgrund des archimedischen Prinzips verdrängen die Boote genau so viel Wasser, wie sie selbst wiegen, daher sind die beiden Gondeln immer im Gleichgewicht und zum Drehen ist nur eine vergleichsweise geringe Leistung von 20 Kilowatt erforderlich.
Beim Andocken der Gondel am oberen oder unteren Kanal werden zwei dicht schließende Schleusentore geöffnet, wodurch nur ein geringer Wasserverlust eintritt: Beim Abdocken braucht man nur diese kleine Menge Wasser zwischen den beiden nahe beisammen liegenden Toren abzupumpen.
Das Hebewerk ist Teil einer Kanalverbindung zum Millenium, die Schottland in West-Ost-Richtung durchquert und so eine Verbindung zwischen den Flüssen Clyde und Forth bildet. Es wurde im Mai 2002 eröffnet und ersetzt eine frühere Schleusentreppe von elf Schleusen, die bei Falkirk den Forth and Clyde Canal mit dem Union Canal verbanden.
Letzte Unterbrechung unserer Fahrt zum Hotel war ein Fotostopp an den Forth-of-Forth-Bridges. Die Straßenbrücke ist seit 1964 die längste Großbritanniens und die Eisenbahnbrücke von 1890 gilt mit ihren über 50.000 Tonnen Stahl bis heute als ingenieurtechnische Meisterleistung.
Wenig später erreichten wir unser Hotel in Edinburgh, das direkt im Zentrum liegt und nur wenige Schritte zum Erreichen der „Royal Mile“ erfordert.

Zehnter Tag, 12.08.11:

Der heutige Tag war ganz der schottischen Hauptstadt gewidmet und begann mit einer Stadtrundfahrt in Edinburgh. Stadtführerin Karen Shearer zeigte uns zunächst die Neustadt, im 18.Jahrhundert in komplett gregorianischem Stil erbaut. Stadtpaläste mit kleinen Balkons und gußeisernen Balustraden vor den Balkons und um das Haus sind für Edinburgh charakteristisch. Viele enthalten noch die alten Vorrichtungen zum Fackellöschen, zum Stiefelabtreten und sogar den erhöhten Trottoirstein, der es den Gentlemen ermöglichte leichter auf’s Pferd zu steigen.
Eine Auffahrt auf den alten Vulkan Arthurs Seat und ein Stopp dort am Aussichtspunkt ermöglichte gute Ausblicke auf die Metropole, bevor wir am Palast von Holyroodhouse - neben Windsor und Schloß Balmoral eine der offiziellen königlichen Residenzen - eine Pause einlegten. Über die Royal Mile - die Innenstadtstraße, die sich längs durch Edinburghs Altstadt zieht, Holyroodhouse Palace und die Burg miteinander verbindet und exakt 1600 m lang sein soll, durchfuhren wir dann die Altstadt mit verschiedenen Sehenswürdigkeiten, passierten die in Schottland sehr beliebte Hunde-Statue von „Greyfriars Bobby“, den alten Hinrichtungsort am Haymarket mit dem berühmten Pub „Last Drop“ (Zum letzten Tropfen) und fanden uns dann gleich neben dem Aufgang zum Castle wieder. Großes Gedränge herrschte hier und der Großteil des Platzes vor der Burg, die berühmte „Esplanade“ wurde von den Einrichtungen des „Military Tattoo“ eingenommen, an dem wir heute abend teilnehmen würden. Nach einer Führung durch die Burg, die heute immer noch Militärgelände ist, Hinweis auf die Befestigungsanlagen und dem Ende auf dem Platz vor dem Haus der Kronjuwelen gab es Freizeit für das individuelle Verbringen des Nachmittags. Da konnte man die Burg ausgiebig besehen, shoppen gehen oder sich in der sehenswerten Altstadt unter die unglaublichen Menschenmassen mischen. Edinburgh war wie immer zu dieser Zeit absolut überfüllt. Das Theaterfestival Fringe und das stets im August stattfindende Military Tattoo beherrschen alles. Dennoch lohnt es sich, die skurrilen Gestalten des Theaterfestivals, die zu Hunderten mit kleinen Schauvorführungen, in Kostümen oder Werbezettel verteilend die Altstadt bevölkern seine Aufmerksamkeit zuz schenken.
Nach dem frühen Abendessen kam der große Abschlusshöhepunkt von Schottland. Das Military Tattoo ist eigentlich eine holländische Bezeichnung, denn mit „tap toe“ (Zapfhahn zu) wurde früher vor den Kasernen jeglicher Ausschank beendet - im Deutschen einfach „Zapfenstreich“ genannt. In Schottland hat dies die Ausmaße eines unglaublich bunten Militärfestivals angenommen mit Dutzenden Dudelsäcken, Buntuniformierten, Gästen aus aller Welt und immer interessanten Showeinlagen. Die Gäste waren jedenfalls von der Atmosphäre von Edinburgh und vom Tattoo restlos begeistert, zumal es während des Tattoo erstaunlicherweise nicht regnete.

Elfter Tag, 13.08.11:

Relativ früh erfolgte unsere Abfahrt vom „Jurys Inn Edinburgh“, denn ich hatte da noch etwas vor… Da ich mich telefonisch erkundigt hatte und wusste, dass die Ebbezeiten einen sicheren Besuch von Lindisfarne zuließen, sind wir auf die „Heilige Insel“ Holy Island gefahren, die bei schönem Wetter den idealen Programmschluss bildete! Hier hatte die Christianisierung Nordenglands begonnen und die Priorei Lindisfarne auf Holy Island hat ähnliche Bedeutung für England wie Iona für Schottland. So war ich froh, dass wir zum Abschluss der Fahrt dieses Highlight noch bieten konnten.
Bis 13.30 Uhr (dann Flut!) müssten wir die Insel verlassen haben, denn der Dammweg, der sie mit dem Festland verbindet, ist nur bei Ebbe passierbar. Aber fuhren früher und hatten immer noch Zeit, auch der herrlichen Fachwerkstatt York noch einen Besuch abzustatten. Bei einem gut zweistündigen Stadtaufenthalt konnte ich nicht nur das gewaltige Münster kurz zeigen und erklären und die Gäste durch die zauberhaften Fachwerkstraßen zum Markt und der alten Ladenstraße „The Shambles“ führen, es blieb auch noch Zeit für einen Bummel und einen Abschiedstee - natürlich „englischer Cream tea mit Scones und Sahne“. Was das ist, verrate ich all denen, die es noch nicht wissen, auf unserer nächsten Südengland oder England - Wales-Schottland-Reise.
York war noch einmal ein toller Abschluß und dann mussten wir uns aufmachen nach Kingston-upon-Hull, wo schon die Fähre auf uns wartete. Nach dem Check in auf die „Pride of Rotterdam“ begann die Rückfahrt zum Kontinent. Blieb nur noch, die Uhren wieder eine Stunde vorzustellen und in der bequemen Kabine auf die Ankunft am Morgen zu warten.

Zwölfter Tag, 14.08.11:

Nachdem alle Passagiere mit recht schneller Abfertigung durch die Grenzkontrolle in Rotterdam gekommen und der Bus sehr früh von Bord gelassen worden war, verabschiedeten wir uns von Buschauffeur Peter Möbius, denn diesmal wurde schon in Rotterdam der Fahrerwechsel vorgenommen. Dann aber ging es mit Fahrer Ingo Freiberg „mit Volldampf“ gen Heimat.
Im Gepäck wie immer tausende persönlicher Eindrücke.
Die Rundreise durch Großbritannien hat allen gefallen und im Nebeneffekt macht sie eben reisesüchtig!
Sie werden es bestimmt bald merken. Vielleicht wollen Sie dann wieder nach Großbritannien und alles sehen, vielleicht auch nur nach Schottland oder Südengland oder Wales. Oder vielleicht nach Irland und Nordirland?
Das könnte der Punkt sein, an dem wir uns wieder sehen.
Also bis bald! In Irland, Wales ….
Ihr Studienreiseleiter
Dr.Michael

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