Reisebericht: Rundreise Schottland – Whisky und Schlösser

08.08. – 18.08.2023, 11 Tage Schottland–Flugreise mit Übernachtungen in besonderen Schlosshotels: Bootsfahrt Loch Lomond – Isle of Islay – Road to the Isles – Loch Ness – Dunrobin Castle – Whisky Trail Spey–Tal – Scone Palace – Edinburgh


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Bericht von unserer Tour durch vier schottische Whiskyregionen, mit dem großen Highlight Royal Military Tattoo.
Ein Reisebericht von
Andreas Böcker
Andreas Böcker

Dienstag, 8.8.2023 – Anreise

Vom Anreisetag ist eigentlich nicht viel zu berichten. Der Großteil der Gruppe traf sich in aller Herrgottsfrühe am Flughafen in Berlin, um nach Edinburgh zu fliegen. Sylvia war bereits da und wartete auf unser Kommen. Also mussten wir nur noch den Bus finden. Irgendwann war der Kontakt zu Mike hergestellt, was sich anlässlich seines starken schottischen Akzents als … interessant erwies. Wir fuhren los. Hans-Peter und Marion hatten inzwischen ihren Transferfahrer gefunden, der auch sofort mit den beiden nach Hamilton gefahren wäre, wenn die nicht gewusst hätten, dass sie zu dritt sein sollten. Ruth war auch bereits gelandet und suchte am Ausgang. Aber am falschen. Doch jemand vom Flughafen sagte ihr, es gebe nur diesen einen. Mit mehreren Telefonaten konnten schließlich alle zueinanderfinden und gegen 15:00 waren auch alle im Hotel.
Mike hatte noch versucht, uns irgendwie ins Stadtzentrum von Glasgow zu bringen, aber da war kein Durchkommen. Wegen Giro de Ita..., Vuelta de España, Tour de Fra... wegen der Radsport-Weltmeisterschaften 2023. Mike meinte noch, dass einer seiner Kollegen seine Gruppe zu einem Hotel im Stadtzentrum bringen müsse. Na viel Spaß!

Für den Rest des Tages hatten wir Freizeit, am Abend überraschte ein wenig, dass der Wirt des Hotelrestaurants Italiener war.

In der Zwischenzeit waren einige schon durch Hamilton gewandert und dann zum Chatelherault Country Park. Der Verfasser dieser Zeilen war am Hamilton Mausoleum vorbei in Richtung Motherwell gewandert, um dort die Ruinen eines römischen Badehauses zu sehen, dass an der Strecke zwischen dem Hadrians- und dem Antoninuswall nahe einem Militärlager errichtet wurde.


Mittwoch, 9.8.2023 – Von Doune Castle bis Inveraray mit Paternoster für Boote

Der Tag startete mit einem Besuch des Doune Castles, nördlich von Stirling. Dieses ist Film- und Serienliebhabern nicht gänzlich unbekannt: Als die britische Komikertruppe Monty Python 1975 den Film „Die Ritter der Kokosnuss“ drehte, benutzten sie verschiedene Einstellungen von Doune Castle für verschiedene Handlungsorte ihres Films. Auch einige Szenen der Serie Outlander wurden hier gedreht.

Die Geschichte der Burg geht natürlich weiter zurück. Doune Castle war die Burg Robert Stewarts, dem Reichsverweser seines Bruders Roberts III. (der eigentlich John hieß, aber in Bezug auf Vater und Urgroßvater (Robert the Bruce den ihm wohl königlicher erscheinenden Namen Robert wählte). Robert Stewart lag jedenfalls mit seinem Bruder im Clinch, in seiner Gefangenschaft kam unter ungeklärten Umständen der Thronfolger ums Leben. König Roberts zweiter Sohn war kränklich und überlebte nicht, James, der Jüngste, sollte nach Frankreich vor seinem Onkel in Sicherheit gebracht werden und geriet in die Fänge der Engländer. Kurz darauf soll Robert III. Vor Gram gestorben sein und sein Bruder wurde Regent Schottlands, während der ungekrönte König darauf harrte, dass Schottland das Lösegeld für ihn schicke. Was natürlich nicht passierte. Was aber nicht an den Möglichkeiten lag, denn „Onkel“ Robert kaufte seinen eigenen Sohn durchaus aus englischer Gefangenschaft frei. Aber James wurde in England gut behandelt und königlich erzogen. Als er nach dem Tod seines Onkels endlich von den Schotten ausgelöst wurde, nahm er blutige Rache an seinen Cousins. Da er aber bald als König ziemlich unbeliebt wurde, wurde James, der zunächst 18 Jahre als englische Geisel verbracht hatte, wenige Jahre später im Dominikanerkloster in Perth ermordet.

Nun sollte es durch die Trossachs in Richtung Loch Lomond gehen. Der Loch Lomond ist einer der vier britischen Rekordhalter-Seen, er ist der größte der britischen Binnengewässer, gemessen an der Quadratkilometerzahl seiner Wasseroberfläche.
Das inoffizielle Zwischenziel hieß aber Loch Katrine, an dessen Gestaden wir einen Fotostopp machen wollten, bevor es weiter zum Loch Lomond ginge. Aber hier kamen uns wieder die Radsport-Weltmeisterschaften 2023 in die Quere. Jede Straße, die nördlich der Campsie Fells (ein Name, der aus dem Altnordischen fjöll/fjäll 'Gebirge') in die Richtung des Loch Lomond führte, war gesperrt. Immerhin konnten wir einige der Radfahrer sehen und einige identifizierten das Rennen als Zeitfahren.

Jetzt hieß es, schnell rechnen und überlegen, was man alternativ machen könne. nach Stirling kam man nicht hinein, Doune Castle war ja schon der Ersatz für Stirling Castle, wegen des Radrennens. "Mike, schaffen wir das zum Falkirk Wheel, und wie lange brauchen wir vom Falkirk Wheel nach Balloch?" - Mikes Antworten fielen so aus, dass ich entschied, zum Falkirk Wheel zu fahren. Das Falkirk Wheel (Rad von Falkirk) ist eine Schleusenanlage, die Boote in einer einzigen Schleusung 24 m hebt oder absenkt. und zwar gleichzeitig. Wie es eine Mitreisende ausdrückte (und sie gab mir die Erlaubnis, das zu plagiieren): ein Paternoster für Boote. Hier konnten wir die Hebung und Schleusung einiger Boote beobachten.

Anschließend ging es nach Balloch (Baile = Dorf, Loch = See: Seedorf, ein nicht ganz seltener Ortsname in Irland und Schottland), wo wir noch 45 Minuten Zeit hatten, das Mittagessen einzunehmen, bevor es zu einer Bootsfahrt auf dem Loch Lomond ging, bei der man einfach die Landschaft genießen konnte oder - wer etwas englisch verstand - sich auch über Geologie, Geschichte und Mythologie des "Ulmensees" informieren konnte, bevor wir Mike wieder am Anleger trafen.

Wir fuhren nicht sehr weit, bereits in Luss stiegen wir wieder aus, einige besichtigten die Hogbacks, die angeblichen Wikingergräber auf dem Kirchhof, andere flanierten am Strand, liefen durch die Außenkulisse der Soap Opera "Take the High Road" oder hörten einem Dudelsackspieler am "Pier" von Luss zu.

Weiter an Loch Long vorbei, einem Sea Loch (Meeresarm), führte uns unser Weg entlang einer von General Wade's Military Roads, die allerdings erst nach Wade's Abberufung von dessen Adjuntanten und Nachfolger Caulfeild [sic!] errichtet wurde. Auf einem Pass ein Stein mit der Inschrift Rest and be thankfull (Ruhe dich aus und sei dankbar): Und das kann man dort durchaus, denn der Blick ins Glencroe (nicht zu verwechseln mit dem berühmteren Glen Coe) ist wunderschön. Am Loch Fyne entlang - der örtliche Geschäftsleute immer wieder zu einem Wortspiel animiert (Fyne Ales, Fyne Whiskies... Whiskies/Biere vom Loch Fyne//feine Biere/Whiskies) - erreichten wir schließlich Inveraray, wo wir im Inn unser Nachtlager aufschlugen. Inveraray hat eine Kirche, die in der Mitte in zwei geteilt ist, einen Teil für das ursprünglich gälischsprachigen Glenaray (Gleann = Tal von Aray) und einen Teil für das englischsprachige Inveraray (Inbhir = Mündung des Aray). Das hat natürlich heute keine Bedeutung mehr, die eine Hälfte benutzt die Gemeinde als eine Art Bazar.
Das berühmte Schloss von Inveraray hatte Ruhetag und auch am Folgetag würden wir es nicht zu besichtigen schaffen, denn wir wollten nach Islay.


Donnerstag, 10.8.2023 – Mull of Kintyre und Islay

Wo beginnt der Mull of Kintyre - die von Paul McCartneys Band Wings besungene schottische Halbinsel, die angeblich eine Rolle bei der Darstellung von Nacktheit im britischen Fernsehen spielt (wer näheres wissen will, ziehe eine ordentlich genordete Karte Schottlands heran und lasse seine Phantasie spielen)? Schon bei Inveraray oder erst bei Tarbert? (Tarbe[r]t ist im Übrigen auch so ein Name, wie Balloch, der alle Nase lang in Schottland vorkommt, immer an Stellen, wo ein Isthmus sich befindet, denn genau das bedeutet der Name: Landenge, oft verbunden damit, dass hier Boote umgetragen wurden, um Feinde zu überraschen oder Wege durch gefährliche Gewässer zu vermeiden.

In Kennacraig ging es auf die Fähre nach Islay, zunächst durch das West Loch (den westlichen Meeresarm) nach der Insel Jura vorbei, nach Islay (sprich "Eila"). Auf der Fahrt sahen wir die ein oder andere Robbe und natürlich viel Landschaft. Als wir uns dann Islay näherten, erregten die drei bekannten Destillerien an der Süwesteküste, die fast nebeneinander liegen, das Aufsehen der Mitreisenden: Laphroaig, Lagavulin und Ardbeg.
An der Einmündung zum Hafen von Port Ellen dann auch noch die gleichnamige ehemalige Destille, die als Darre einige der Destillerien der Insel mit Grist (geschrotetes Korn der gemälzten Gerste) versorgt. Irgendwann soll aber auch hier wieder der Betrieb des Whiskybrennens aufgenommen werden.
Wir verließen die Fähre und vertrauten uns nun dem örtlichen Busfahrer Patrick an, dessen Bus schon so manche Bodenwelle mitgenommen hatte.
Patrick fuhr uns zu einer noch recht neuen und daher auch recht unbekannten Destille, die noch nicht viele alte Whiskies hat herstellen können: Kilchoman Distillery. Diese wurde 2005 auf einem Ponyhof gegründet, also vor achtzehn Jahren. Später wurde das Ponygestüt dann ganz aufgegeben und die Distiller konnten es aufkaufen und ihre Produktion ausweiten. Dort bekamen wir zunächst ein Whiskyglas geschenkt, dass wir uns junggesellenabschiedsmäßig um den Hals hängen konnten.

In Kilchoman wird wirklich alles selber gemacht, so standen wir vor (und z.T. sogar auf) der zu keimenden Gerste (Malting, Mälzen) und die junge Dame aus dem Vistor Center, die sich unser angenommen hatte, zeigte uns die verschiedenen Keimungsgrade der Gerstenkörner. Anschließend führte sie uns am Torfofen vorbei in dem mit zu einem Teil getrockneten, zu einem Teil nassen Torf (peat) die gekeimte Gerste gedarrt wurde. Der Torf würde auf der Insel selbst gestochen. (Große Teile Schottlands sind Torfmoore, allerdings wird das Torfstechen immer weiter eingeschränkt, mal abgesehen davon, dass ein Torffeuer wenig angenehm ist, bindet Torf Kohlenstoff und ist daher als Mittel gegen den Klimawandel interessant - und gibt ihn naturgemäß ab, wenn er verbrannt wird, nur schmeckt der Whisky aus über heißer Luft gedarrtem Grist ganz anders, als der über Torf gedarrtem Grist, was eben den Markenkern einiger Whiskies ausmacht, gerade für Liebhaber des rauheren getorften Whiskies!).

Anschließend betraten wir das Mash- oder Stillhouse, wo die Mash Tuns (Maischetonnen), Washbacks, Wash Still und Spirit Still stehen.
Zunächst wird der Grist (das gedarrte und zu Schrot zermahlene Gerstenmalz) gemaischt, d.h. mit Wasser verschiedener Hitzegrade wird der Zucker, der sich beim Keimen gebildet hat, aus dem Grist herausgelöst. Die Wort (Schottisch für Stammwürze) wird nun in die Washbacks überführt, in der die Fermentation stattfindet. Hierbei wird Hefe zu der Zuckerlösung gegeben, die Hefe verarbeitet den Zucker zu Alkohol und sinkt schließlich ab. Man erhält nun den sogenannten Wash (im Prinzip ein Starkbier).

Der Wash wird in die Wash Still (ein großer, kupferner Destillierbkolben) geleitet und das erste Mal destilliert. Das Destillat wird in den zweiten, ebenfalls kupfernen Kolben gegeben, die Spirit Still. Was bei der zweiten Destillation herauskommt, wird unterteilt in head (Kopf), heart (Herz) und tail (Schweif). Head und tail werden zurück in den Destillationsprozess gegeben, da sie zu schwer sind und unerwünschte Beiprodukte haben. Aber das heart wird gesammelt und in Eichenfässer abgefüllt. Diese sind oft Sherry- oder Portfässer, Bourbonfässer (Bourbon ist besonders gut zu bekommen, da die Amerikaner ein Fass nur einmal benutzen dürfen), bei experimentellen Brennereien auch mal andere Weinfässer und Fässer, in denen andere Alkoholsorten bereits herangereift sind, etwa Rum.

Oft wird das Destillat, wenn der Alkoholgehalt zu hoch ist (67 %) - was ja auch eine Gefahr darstellt - mit Wasser auf die richtige Menge Alkohol gebracht (ca. 40 - 43 %). Nach drei Jahren und einem Tag Faßreife, bei der es die Geschmacksstoffe des Eichenholzes (Vanille, Schokoloade, Kaffee) und der darin zuvor gelagerten Weine annimmt, darf sich das Gesöff dann Whisky nennen.

Nach unserem Besuch bei Kilchoman fuhren wir zunächst in die Inselhauptstadt Bowmore. Aber die gleichnamige Destillerie dort hatte geschlossen. Wegen einer Landwirtschaftsmesse auf der Insel. Patrick meinte: von 365 Tagen im Jahr nimmt die Dewstillerei an 360 Tagen Besucher entgegen. Er hätte noch nie erlebt, dass sie geschlossen sei.

So schlenderten wir ein wenig durch die Inselhauptstadt, dann fuhr Patrick uns zur Bunnahabhain Distillery am Sound of Islay, wo wir kurz vor Schließung des Besucherzentrums noch einen Whisky spendiert bekamen. Ich glaube, einige aus der Gruppe haben sich revanchiert, in dem sie aus dem Shop einige Souvenirs mitgenommen haben.

Dann ging die Fahrt nach Port Askaig, nahe an der bekannten Caol Ila ("Sound of Islay") Distillery vorbei, die wir aber nicht zu Gesicht bekamen. Mit dem Schiff - demselben mit dem wir morgens von Kennacraig nach Port Ellen gefahren waren, fuhren wir nun zurück nach Kennacraig. Noch ein Fotostopp in Tarbert, dann ging es weiter zu unserem Inveraray Inn.


Freitag, 11.08.2023 –The silly month! Und: Ist das eine Boje? – Kilchurn Castle – Mallaig – Glenfinnan.

Nach zwei Nächten im Inveraray Inn fuhren wir gen Norden. Zunächst erreichten wir Kilchurn Castle an Loch Awe. Kilchurn Castle ist die Ruine eines Towerhouses. Loch Awe ist ein weiterer von den vier britischen Rekordhalter-Seen. Er ist mit 42 (manchmal auch nur 39) km der längste der britischen Seen. Aber nur einen Kilometer breit und verhältnismäßig flach.

Um die besten Fotos von Kilchurn Castle zu erreichen, muss man eine sumpfige Schafswiese überqueren. Die Besitzer der Schafe achten sehr darauf, dass man ihre Tiere nicht füttert, einfach, damit die Tiere nicht lernen, etwas von Menschen anzunehmen, denn manche Leute würden den armen Tieren alles geben, Brot sei schon fast die Regel - und auch daran können die Schafe bereits verenden - eine Amerikanerin habe - so die Besitzerin der Tiere - die Schafe mit Würstchen gefüttert.

Unser nächster Stopp war - Mike musste tanken - eine schottische Metropole: Tyndrum ("Taindram"), die Stadt, die sich mit etwa 300 Einwohnern zwei Bahnhöfe leistet. Der Ehrlichkeit halber sei hinzugefügt, dass man, wenn man von dem einen Bahnhof zum anderen mit dem Zug fahren will etwa eine halbe Stunde reiner Fahrzeit benötigt (Umstiegszeit ist nicht berücksichtigt), wohingegen man vom einen der beiden Bahnhöfe zum anderen locker in wenigen, maximal zehn Minuten gelangt. Es sind halt zwei Bahnlinien, die sich hinter dem nächsten Bahnhof teilen, die eine, die nach Westen, die andere, die durchs Rannoch Moor nach Norden führt. Parallel zu dieser führte uns unser Weg nun auch in besagtes Hochmoor. Zunächst hielten wir noch am Loch Tulla View, dann fuhren wir ins Moor, wo wir auch einen Fotostopp machten, sehr zu Mikes Unwohlsein: Hier kämen regelmäßig Touristen beim Überqueren der Straße ums Leben, verriet er mir.

Dann erreichten wir das berühmteste der schottischen Täler: Glencoe, Schauplatz des Massakers des Clan Cameron am Clan McDonald of Glencoe 1692. Dieses Massaker war kaum schlimmer als viele andere Clankonflikte, aber hier kamen mehrere Dinge zusammen: Clankonflikt und große Politik verbanden sich hier. Der Laird der MacDonalds of Glencoe, ein Anhänger der Stuarts, also ein Jakobit, hatte sich geziert, William/Willem von Oranien seine Aufwartung zu machen, er wollte so lange wie möglich damit warten, seiner Lehenspflicht nachzukommen, um seinem Missfallen Ausdruck zu verleihen. Er hatte zu lange gewartet, denn als er endlich losziehen wollte, um zum verabredeten Punkt zu kommen, war er eingeschneit und konnte sein Tal nicht verlassen. Daraufhin kam von London der Befehl, ein Exempel zu statuieren, den Befehl konnte man so verstehen, dass alle Männer getötet werden sollten. Soldaten des Clan Cameron quartierten sich bei den MacDonalds ein und lebten zwei Wochen dort. Die Gastfreundschaft war in den Highlands heilig, sie wurde auch verfehdeten Clanangehörigen gewährt - manche Historiker vermuten, dass der ein oder andere vom Clan Cameron in den Ställen der MacDonalds seine eigene Kuh wiedererkannte. Nachdem sie zwei Wochen die Gastfreundschaft der MacDonalds genossen hatten, gab Leutnant Cameron seinen Leuten das Signal, am Morgen früh aufzustehen und ihre Gastgeber in ihren Betten zu töten, was auch geschah. Viele der Männer wurden getötet, manche der Frauen und Kinder, die in ihren Nachthemden in das winterliche Gebirge flohen, überlebten nicht. Bis heute sieht man an manchen Häusern rund im Glencoe Schilder, die Hausierer und Camerons abweisen.

Wir hielten an einem der beiden Aussichtspunkte der Three Sisters, dreier Berge, welche die Kulisse des Glencoe ganz besonders prägen. Es war kaum Platz vor vielen Fahrzeugen und Mike und ein Busfahrerkollege von ihm meinten nur, der August sei "the silly month". Klar, im August, wenn in Edinburgh das Royal Military Tattoo und das Kleinkünstlerfestival Fringe stattfinden, fahren besonders viele Leute nach Schottland und so berühmte Orte, wie das Glencoe, die man ja auch kaum umfahren kann, sind völlig überlaufen.

Nach einer Mittagspause in Fort William ging es weiter nach Mallaig. Erster Haltepunkt war Neptun's Staircase (Neptuns Treppenhaus), die größte Schleusentreppe in Schottland, die vom Niveau des Loch Lochy im Great Glen (Großes Tal - eine tektonische Verwerfung, welche die Highlands in einen Nord- und einen Südteil teilt) auf das Meeresspiegelniveau von Loch Linnhe absenkt. Das Great Glen wird seit den 1820er Jahren als Verehrsader genutzt, um Schiffsumrundungen Schottlands zu vermeiden - die dauerten lang und waren gefährlich - baute man unter Leitung von Thomas Telford den kaledonischen Kanal, der in Inverness beginnt und in Banavie mit den Banavie Locks (so der offizielle Name von Neptuns Treppenhaus) endet. Thomas Telford ist einer der wichtigsten Ingenieure in den Highlands in den Jahren nach 1800. Gefühlt wurde jede Brücke, jede Schleuse, jeder Kai und jeder Kanal dort von ihm errichtet.

Am Glenfinnan Monument (die meisten interessiert natürlich heutzutage nicht mehr der See Loch Shiel oder das zu Ehren der Jakobiten errichtete Monument, sondern die Eisenbahnbrücke, die in mehreren Filmen auftaucht) fuhren wir vorbei... Es war einfach zu voll - the silly month! Was wollen die Leute da? Irgendetwas mit einem jugendlichen Zauberer mit einer gezackten Narbe auf der Stirn. Harald Töpfer oder so.
Aber die Leute wussten wohl nicht, dass der Nachmittagsservice des Jacobite Trains, eines Dampfzuges, der als solcher auf der Brücke als "Harry-Potter-Zug" herhalten muss (aber nur wenn er aus Fort William nach Mallaig fährt, nicht in umgekehrter Richtung), ausgesetzt war.

Etwas weiter nach Norden hatten wir die Straße fast für uns allein, zumindest ebbten die Touristenströme wenige Kilometer nach Glenfinnan deutlich ab. An Dumbledore's Island war niemand. Eine Insel in einem See an der Road of the Isles (auch ein Werk von Thomas Telford - die Straße, nicht die Insel), welche in den Harry Potter-Filmen das Grabmal von Schulleiter Dumbledore trug.

Wir hielten noch am Loch nan Uamh, beim Prince's Cairn (dem Steinhaufen des Prinzen). Dieser soll die Stelle markieren, an der Charles Edward Stuart, der Sohn des Old Pretender (nicht zu verwechseln mit Freddy Mercury, dem Great Pretender) Schottland nach seinem gescheiterten Aufstand und Flucht verließ. Hier soll aber auch ein Scharmützel zwischen französischen und britischen Schiffen stattgefunden haben, als die französischen Schiffe von den britischen erwischt wurden, wie sie Gold für die Jakobiten abluden, da war der Aufstand gerade wenige Tage zuvor zusammengebrochen, das Gold soll angeblich immer noch irgendwo versteckt sein.

Auch an der Ortschaft Invermorar kamen wir vorbei bei der Mündung des Flusses Morar ins Meer. Nur wenige hundert Meter von der Straße entfernt entwässert der River Morar den gleichnamigen Loch Morar, den absolut tiefsten See (310 m, mittlere Tiefe aber nur 87 m) Schottlands. Der dritte unserer vier Rekordhalter.

Bald darauf erreichten wir den Hafen von Mallaig, wo Mike uns hinausließ. Denn die Fähre nach Skye wollten wir nicht nehmen. Im Hafenbecken sah man etwas Helles.

"Ist das eine Boje?"
"Nee, das ist doch eine Robbe, oder."
"Nein, das ist eine Boje... bewegt sich doch nicht."
Da drehte sich die Boje uns zu und blinzelte uns aus Kegelrobbenaugen an. Eine zweite, dunkel gefärbte tauchte auf, verschwand aber bald wieder und tauchte wieder auf. Aber die helle Kegelrobbe ließ sich von uns gar nicht stören und streckte ihren Kopf fast regungslos in die Sonne.

Nun ging es wieder zurück nach Fort William. An Glenfinnan hatte es sich deutlich geleert. Ein paar Nachzügler und Spätankömmlinge waren noch da und so genossen wir hier die Sonnenstrahlen, bevor wir uns nach Fort William und in unser Hotel begaben.


Samstag, 12.08.2023 – Urquhardt Castle und Loch Ness

Bereits gestern hatten wir ja diese tektonische Verwerfung mit Namen Great Glenn (großes Tal) an ihrem Westrand gequert und den Caledonian Canal in Ansätzen kennengelernt. Jetzt ging es mitten hinein in die tektonische Verwerfung. Zunächst hielten wir am Commandos Denkmal. Die schottische Nordweestküste, die von deutschen Aufklärungsfliegern kaum zu erreichen war und deren viele fjordartige Einbuchtungen sie sehr unübersichtlich für U-Boote machten, diente den Alliierten im Zweiten Weltkrieg dazu, ihre Soldaten für den Einsatz gegen Nazi-Deutschland vorzubereiten. Zumal in dieser dünn besiedelten Gegend jeder Fremde auffiel, der neugierig schaute und Fragen stellte. An Loch Long waren Torpedos getestet worden, hier am Eingang zum Great Glen wurden die Commandos trainiert, Spezialeinheiten aller Waffengattungen, die im Hinterland des Feindes operieren sollten. Sie waren das Vorbild für weitere Spezialeinheiten überall auf der Welt.

In Fort Augustus - das General Wade (der mit den Military Roads) gerne Wadesborough genannt hätte, hatten wir noch ein wenig Zeit, also erlaubten wir uns auch hier noch einen kurzen Aufenthalt und schließlich einen weiteren an der Brücke von Invermoriston, der Mündung des Moriston in Loch Ness. Somit hatten wir auch - seit Fort Augustus - den vierten der britischen Rekordseen erreicht: Loch Ness, geformt wie eine Badewanne ist zwar weder der absolut tiefste See in Schottland (aber der zweittiefste), noch der mit der größten Wasseroberfläche (aber der zweitgrößte), noch der längste (aber der Zweitlängste), aber er ist der mit der mit der größten Durchschnittstiefe und so ist er das Süßwasserreservoir mit dem größten Volumen. Der vierte und letzte unserer Rekordhalter.

Wir erreichten schließlich Urquhardt Castle am Ufer des Loch Ness, eine sehr schöne Burganlage und Hauptanziehungspunkt für Besucher des Sees, zumindest für diejenigen, welche die Existenz von Nessiteras Rhombopteryx nicht ernsthaft in Erwägung ziehen (aber Ausschau halten tun irgendwie doch alle). Nach einem Rundgang durch die Burg vertrieb ein auf mittelalterliche Waffen spezialisierter Re-Enactor den Wartenden am Bootsanleger die Zeit. Vor allem aber den Kindern. Dazwischen bewiesen fette Enten, die zwischen den Beinen der Zuschauer umherwatschelten, dass Nessi entweder nicht existiert oder zumindest kein Fleischfre.... *Slurp* .... ähem... An dieser Stelle wechselt der Verfasser des Textes, denn der ursprüngliche Autor befindet sich in den Verdauungstrakten eines Plesiosaurus. Wir entschuldigen die Schmatzgeräusche im Hintergrund.

Ein kleiner Bootsturn auf Loch Ness ließ uns Urquhardt Castle auch von der Seeseite aus sehen, bevor wir in Clansmen Harbour wieder auf unseren Mike stießen. Nun ging es weiter nach Inverness, so es leider stark regnete.

Aufgrund des Regens zerfaserte sich die Gruppe hier schnell und so ging jeder seiner Wege.


Sonntag, 13.08.2023 – Da wollen wir mal nicht Clynelish sein! – Im größten Wohnhaus in den Highlands.

Heute ging es in Richtung Norden - obwohl die Grafschaft Sutherland heißt - Süderland, etymologisch mit dem Sauerland (Südwestfalen) verwandt. Hier befanden wir uns dann inmitten eines früheren Teils des Königreichs Norwegen - bis er 1266 vertraglich an Schottland abgetreten wurde.

Unser Ziel war die Clynelish-Distillery bei Brora. Clynelish ist aus der stillgelegten Brora-Distillery hervorgegangen, die seit zwei Jahren ihren Betrieb wieder aufgenommen hat. Clynelish produziert in erster Linie für Johnny Walker-Blends, also verschnittenen Whisky. Und so begrüßte uns auch am eingang ein gülden gewandeter Johnny Walker. In den edel gestalteten Besucherräumen degustierten wir drei Whiskies (wovon nach meiner Erinnerung aber nur einer ein Blend war).

Nach dem Besuch in der Destille machten wir noch einen Halt im am Meer gelegenen Dorf Brora. Einige gingen einkaufen, andere zum Strand und wieder andere besichtigten das Dorf. Bei der Abfahrt konnten wir beobachten, wie die Besucher der Free Church of Scotland - alle sehr fein herausgeputzt - von ihrem Reverend begrüßt wurden. Die Free Church of Scotland ist eine Abspaltung der Church of Scotland (Presbyterianer), die im 19. Jhdt. eine Fehlentwicklung in der Presbyterianischen Kirche wahrnahmen: Es waren nicht mehr die Gemeinden, welche den Prediger wählten, sondern das Privileg, der Wahl des Predigers hatten sich die Lairds gesichert. Das wollten sich einige Presbyterianer nicht weiter bieten lassen und gründeten die Free Church, welche ihre Kirchen oft, weil die Lairds natürlich nicht den Bau von Kirchen der Free Church erlaubten, diese auf Flößen und anderen schwimmenden Plattformen errichteten. Heute sind die Kirchen der Free Church natürlich alle an Land.

Später dann waren wir in Dunrobin Castle, dem größten Wohnhaus der Highlands mit 288 Zimmern (nur einen Bruchteil davon kann man als Besucher besichtigten). Das Schloss mit seinen Gartenanlagen ist rund um einen Wohnturm aus dem Mittelalter erichtet, von dem man noch Mauerreste im Innenhof des Schlosses sehen kann, die Parkanlage endet am Meer.
Hier findet auch zwei Mal täglich (April bis Oktober) eine Falkenshow statt und die Falkner erklären die Aufzucht und Jagd und lassen einige ihrer Vögel (nicht nur Falken!) fliegen. Dabei ist viel Geduld erforderlich, denn die menschlichen Zuschauer beachten nicht immer die Flugschneisen der Habichte.

Zum Nachmittag kehrten wir zurück nach Inverness und Mike verabschiedete sich von uns. EIn Kollege von ihm - George - übernahm den Bus und uns. Zwei Teilnehmerinnen unternahmen noch eine Taxitour zur Uile Bheist-Brauerei, liefen dann aber zu Fuß zurück.


Montag, 14.08.2023 – Cawdor Castle und Speyside

Speyside ist eine der Whiskyregionen in Schottland, bekannt auch für seine Dichte an Destillerien. Bevor wir uns aber wieder dem Whisky widmeten, war zunächst noch einmal - die Reise lief ja unter dem Namen "Whisky und Schlösser" - ein Schloss sein: Cawdor Castle war unser Ziel, eine Burg bzw. ein Schloss, das zu MacBeths Zeiten zwar noch längst nicht existierte, aber seit dem 17. Jhdt. den Ruf hat, Sitz dieses schottischen Königs (und nach Shakespeare auch Erzschurken) gewesen zu sein.

Zunächst aber hielten wir draußen kurz hinter Inverness, südöstlich gelegen, bei Culodden Moor. Hier hatte die Armee des Herzogs of Cumberland, des Sohns des Königs Georg von Hannover und Bruder des Kronprinzen die jakobitische Armee geschlagen, welche die Herrschaft der protestantischen Hannoveraner herausgefordert hatte, um wieder einen katholischen Stuart auf den britischen Thron zu hieven, vernichtend geschlagen. Selbst Zuschauer am Schlachtfeldrand sollen niedergemetzelt worden sein. Flüchtige wurden noch monatelang bis in ihre Hütten in den hinterletzten Winkeln der Highlands verfolgt, "Sweet William" (der süße Wilhelm) wollte offensichtlich die Jakobten mit Stumpf und Stiel ausmerzen und handelte sich so den Beinamen Butcher of Cumberland (Metzger von Cumberland) ein. Nachdem man in London schon auf gepackten Koffern gesessesn hatte, um nach Hannover abzudampfen (naja, Dampfschiffe gab es 1745/46 noch nicht), wurde jetzt endgültig klar, dass die jakobitische Armee nie eine echte militärische Gefahr dargestellt hatte. Was allerdings auch daran lag, dass Jakobiten der schottischen Lowlands und aus England sich der Armee nicht angeschlossen hatten.

Jetzt ging es weiter nach Cawdor, wo wir die Gelegenheit hatten, Schloss und Schlossgärten zu besichtigen. Wie gesagt, gilt MacBeth der Legende nach als erster Thane von Cawdor, was wir aber getrost in den Bereich derselben verweisen können, da das Schloss damals noch gar nicht existierte. Die Burg ist auch heute noch bewohnt und so stand an der einen Stelle eine Stereoanlage und Bücher, welche die Besitzer gerade lasen oder zu lesen vorgaben lagen, zwar Kante auf Kante gelegt, auf den Tischen. In einem Raum verbarg sich, so war zu erfahren, in einem Eckschrank ein Fernseher.
Nach der Besichtigung von Schloss und Gärten wartete auch noch ein Dudelsackspieler auf, der natürlich ausgiebigst fotografiert und gefilmt wurde.

Auf dem Weg nach Elgin, wo wir die Glen Moray-Distillery besichtigen wollten, fuhren wir u.a. am Sueno's Stone, einem piktischen Bildstein vorbei, der lange dem Wikinger Sven Gabelbart (daher der Name Sueno) zugesprochen wurde. Natürlich hielten wir in der Nähe und machten einen kurzen Spaziergang zu diesem Bildstein. Dann aber ging es weiter nach Elgin, wo wir vor dem Besuch der Distillery noch Gelegenheit hatten, in eine Supermarkt einzukaufen oder kurz durch die Stadt zu bummeln. Bis zur berühmten Klosterruine, dem "Licht des Nordens" hat es aber wohl niemand geschafft.

Die Glen Moray Distillery liegt am westlichen Stadtrand von Elgin. Nach der Führung durch die Produktionsstätten (mit eigener Gristmühle) bekamen wir hier außer Whisky auch Gin kredenzt.

Leider hatte uns eine geplante Distillery für den heutigen Tag die Führung abgesagt und so improvisierten wir: Wir fuhren die Glen Grant Distillery an, die mir bekannt war, dass sie ihr menschenmöglichstes tut, um Kunden glücklich zu machen.

"Führungen bieten wir heute keine mehr an."
"Wir wollen eigentlich nur ein Tasting."
"Hm. Das kann ich Ihnen nicht anbieten. Und wir schließen auch bald."
Enttäuschung bei mir.
"Was ich Ihnen anbieten kann ist eine Gartenbesichtigung und danach ein Tasting mit zwei Whiskies. Sie müssen aber in den Garten gehen! Und seien Sie mit Ihrer Gruppe in 20 Minuten wieder hier."

Gesagt getan, die Gruppe in den Garten gejagt und nach 20 Minuten saßen wir da und bekamen zwei Whiskies aus dem Hause Glen Grant.
Ich wusste doch, dass die ihre Kunden glücklich machen wollen.

Nun ging es weiter in Richtung Aberdeen, wir fuhren an mancher Destille vorbei, machten einen Fotostopp bei Craigellachie, wo die John Dewar and Sons Distillery ihre Brennblasen zur Straße hin offen zeigt. Wenige hundert Meter weiter befindet sich die speyside Cooperage (Küferei), die Whiskyfässer repariert und wieder aufbereitet, diese allerdings war schon geschlossen. Nur wenige Kilometer weiter liegt die berühmteste der Single Malt Distilleries: Glenfiddich (Tal der Hirsche), hier fuhren wir aber nur vorbei. Unser Tagesziel für heute war Aberdeen.




Dienstag, 15.08.2023 – Schlösser–Tag

Wir hatten zwar schon Burgen und Schlösser auf unserer Reise gesehen und auch teilweise besichtigt, aber heute sollte ein richtiger Schlüssertag werden. Lieder fiel meine Speicherkarte für einen Teil des Tages aus, so dass ich viele Foto schoss, die leider nicht gespeichert wurden.

Nun, wir starteten mit Castle Fraser, das allerdings mit den Frasers of Lovat (aus Outlander) genau so wenig zu tun hat, wie der Gedenkstein an den Clan Fraser auf Culodden Battlefield. Wir waren recht früh hier, so dass wir erst einmal aufsührlich die Gärten inspizierten, bevor wir die Burg selbst betraten. In der Näher der Burg stehen auch einige Monolithen und Steinkreise, die auf das Endneolithikum bzw. die frühe Bronzezeit datiert werden. Mehrere Modernisierungen und Erweiterungen seit seinem Bau im 16. Jhdt. (auf den Grundmauern eines Vorgängerbaus) war die Burg bis ins 20. Jhdt. bewohnt und wäre wohl auch heute noch bewohnbar. Einer ihrer Bewohner verlor in den napoleonischen Kriegen in Spanien unter Wellington sein Bein -in der Schlacht trafen ihn zwei Kugeln - lebte dann aber noch lang genug, um zu heiraten und mehrere Kinder in die Welt zu setzen. Seine Beinprothese war auch eines der Ausstellungsstücke.

Das nächste Ziel war Drum Castle. Hier allerdings musste man sich einer Rundtour anschließen und die Rundtour war auf eine begrenzte Teilnehmerzahl beschränkt. Wir hatten das Glück, dass nicht alle Lust auf ein zweites Schloss hatten und lieber in der Schlossküche essen wollten und so passte die Aufteilung ganz gut. Die anderen hatten dann etwas mehr Zeit für die Gärten, insbesondere den Rosengarten von Drum Castle mit seiner interessanten Sonnenuhr.

Jetzt ging es in Richtung von Stonehaven an die Küste, denn südlich von Stonehaven liegt auf einem ins Meer hineinagenden Felsvorsprung die geschichtsträchtige Burg Donnottar Castle, die mal als Brückkopf, mal als Gefängnis diente. Hierzu muss man zunächst hinabsteigen, fast bis hinunter zum Strand, um dann wieder hinaufzusteigen. Es kamen nicht alle mit in das weitläufige Gelände dieser natürlichen Burg. Manche blieben einfach auf der Klippe sitzen und genossen die Aussicht, den blauen Himmel und das gute Wetter. Leider hat hier meine Kamera versagt.

Bevor wir ins Hotel zurückkehrten, besuchten wir noch die Fischersiedlung FootDEE an der Mündung des DEE, im Hafen von AberDEEn. Diese war angelegt worden, als der Fischerhafen von Aberdeen für die Schiffe der Öl- und Gastindustrie ausgebaut wurde und die Fischer ihre alten Häuser deswegen verlassen mussten.


Mittwoch, 16.08.2023 – Ab in den Süden – Weiter auf der Schlösser–Route. Oder: Von MacBeth zu Elizabeth

Heute sollte es bis nach Edinburgh gehen bzw. sogar bis Melville Castle etwas südöstlich von Ediburgh.

Unser erstes Ziel war das Childhood Home of Queen Elizabeth. Die Kinderstube der König Elisabeth. Der ohne Ordnungszahl, uns bekannter als Queen Mom. Diese war in Glamis Castle aufgewachsen, einer Burg, einem Jagdschloss' James V. Stuart, nachdem dieser die Burg den Douglas' abgenommen hatte, deren Vorfahr ein treuer Freund seines Vorfahren (mütterlicherseits), Robert the Bruce gewesen war. Hier erhielten wir wieder eine Führung durch die Burg. Ähnlich, wie in Cawdor, wo MacBeth Thane gewesen sein soll, ist Glamis in der Geschichte als Residenz von MacBeth behandelt worden, sicherer ist hingegen, dass MacBeths Vorvorgänger Malcolm II. hier ermordet wurde. Auf diesen wiederum folgte Duncan I., welcher laut Shakespeare von MacBeth ermordet wurde.

Anschließend ging es zum Scone Palace. Hier soll bis 1296 auf dem Moot Hill der Stone of Scone gestanden haben, den Kenneth MacAlpin aus dem Westen mitgebracht hatte, der Stone of Destiny oder auch Erzvater Jakobs Kopfkissen. Darauf setzten sich die schottischen Könige, um gekrönt zu werden, bis der Stein von Edward I. von England, the Hammer of the Scots nach England entführt wurde. 1996 wurde er wieder zurückgegeben und liegt nun in Edinburgh. Wenn es denn der echte ist. Denn 1950 wurde der Stone of Destiny von schottischen Nationalisten geklaut und erst nach Monaten kehrte er nach Westminster Abbey zurück. Einer der Entführer behauptete später, es sei gar nicht der echte Stein zurückgegeben worden. Daraufhin haben sich Historiker die Frage gestellt, ob Edward I. damals 1296 den richtigen Stein mit nach Westminster genommen hat.

Den Firth of Forth überquerten wir über die Firth of Forth-Roadbridge von 1964, in Privileg, dass nur Busse haben, PKWs müssen die neuere Brücke Queensferry Crossing benutzen. Am Aussichtspunkt bewunderten wir die Eisenbahnbrücke aus dem 19. Jhdt. und die beiden Autobrücken von 1964 und 2017. Dann gings in unsere heutiges Hotel, das Melville Castle Hotel.





Donnerstag, 17.08.2023 – Edinburgh und Royal Military Tattoo

Standesgemäß - schließlich residierten wir im Schloss - holte uns Alisdair (die schottische Form von Alexander) in unserem Schloss ab. Im Kilt. Alisdair, der Germanistik studiert und lange als Deutschlehrer gearbeitet hatte, führte uns durch die Stadt, mit Holyrood Palace, New Town - dort zeigte er uns auf der Säule auf dem St. Andrews Square den Bauherrn und ersten Besitzer unseres Schlosses, Sir Henry Dundas 1st Viscount of Melville, 1742 bis 1811, scherzhaft auch King Harry the 9th, - und Grassmarket.

Wie immer im August war die Stadt voller Straßenkünstler, die von tausenden Menschen umringt wurden, hier rappte jemand, dort machte jemand artistische Kunststückchen, da drüben so etwas wie Kabarett oder Comedy.

Gegen Ende seiner Führung verabschiedete Alisdair uns dort, wo wir Abends in der Schlange zum Royal Military Tattoo stehen würden. Aber da wollten wir ja alle gemeinsam hingehen. Jetzt hatten wir erstmal Freizeit und die Gruppe löste sich auf, je nachdem was die einzelnen Teilnehmer vor hatten. Von einem Ehepaar weiß ich, dass sie sich in den Princes Street Gardens ausruhten und sie dabei sogar einschlief, wie sie zufrieden erzählten, als wir uns zum Abendessen in einem Pub trafen.

Nach dem Abendessen im Pub, in dem auch eine Hochzeit gefeiert wurde (allerdings im Saal über uns) - natürlich schottisch, erneut standesgemäß, mit den Herren im Kilt - liefen wir gemeinsam zum Edinburgh Castle hoch, ließen unsere Rucksäcke nach verbotenen Mitbringseln checken und stellten uns in die Schlange. Obwohl alles ein Durcheinander schien und hier schon hunderte warteten, ging es zügig hinein und auf die Tribüne. Gut, dass wir alle einen Pullover dabei hatten, denn auf dem Burgberg wird es nach Sonnenuntergang schon ein wenig frisch.

Das Thema des Royal Military Tattoo (RMT) in diesem Jahr hieß Stories (Geschichten) in erste Linie ging es um die Royal Air Force, weswegen der Start der Veranstaltung auch durch den Überflug einesd Jagdbombers initiiert wurde. Ich glaube, das ging so schnell, dass viele das gar nicht mal mitbekamen.
Natürlich waren wieder jede Menge Dudelsackspieler und Trommler dabei, wie sich das für das RMT gehört, aber das Line-Up schien mir dieses Jahr etwas dünner als sonst. Stammgäste wie Top Secret aus der Schweiz und die amerikanische Präsidentengarde fehlten (dafür war die United States Air Force Band dabei), die Norweger, die Schweizer und Trinidad und Tobago hatten Artisten geschickt. Die Burg diente wie immer als Kulisse und als Leinwand.


Freitag, 18.08.2023 – Abreise

Jede Reise findet mal ein Ende, auch eine mit der Thematik Whisky und Schlösser.

Ziehen wir Bilanz, so haben wir fünfeinhalb Whiskydestillen gesehen: Kilchoman, Bowmore (das ist die halbe, hier standen wir vorm Tor und sie hatte geschlossen), Bunnababhain auf Islay, Clynelish in den Highlands; Glen Moray und Glen Grant in Speyside. Nicht mitgezählt die vielen bekannten und unbekannten Destillerien, die wir im Vorbeifahren in Bus oder Fähre an ihren Pagodendächern erkannten oder die wir sonstwie passierten. An Burgen und Schlössern hatten wir Doune, Inveraray (im Vorbeifahren und Spaziergänger auch von außen) Kilchurn, Urquhardt, Glamis Castle, Castle Fraser, Cawdor, Drum, Dunnottar Castle, Scone, Holyrood Palace und Edinburgh Castle gesehen und in Melville Castel sogar übernachtet.

Jetzt ging es nur noch zum Flughafen, wo wir wirklich reichlich Zeit hatten. Einige mussten sogar noch ein Stündchen warten, bis ihr Check-in-Schalter geöffnet wurde. Für eine Teilnehmerin wurde es noch einmal besonders spannend, weil ihr Flug nach Düsseldorf überbucht war. Man könne ihr nicht garantieren, dass sie mitfliegen könne, aber sie solle es versuchen. Am Ende kam sie mit. Trotzdem Stress, den man zum Urlaubsende nicht braucht. Obwohl... es war ja kein Urlaub, sondern eine Reise. Und wenn man eine Reise tut, da kann man was erleben. Darauf einen "wee dram". Und euch allen immer einen fingerbreit Whisky im Glas. Sláinte Mhath! [ßlontsche wa']


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