Reisebericht: Wanderreise Schottland

14.07. – 24.07.2014, 10 Tage Rundreise Loch Lomond – Stirling – Oban – Glen Coe – Fort William – Urquhart Castle – Loch Ness – Highlands – Dunkeld – Edinburgh (47 km)


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Mit einer tollen Gruppe ging es durch die Highlands vorbei an Lochs, Sealochs und Firthes, Whisky-Destillerien und geschichtsträchtigen Orten an denen sich im Laufe der (Erd-)Geschichte teils dramatische oder höchstgrausame Szenen abgespielt haben.
Ein Reisebericht von
Andreas Böcker
Andreas Böcker

Montag, 14.07.2014: 1. Tag – Ankunft in Schottland


Schottland empfing uns bei der Landung im Glasgow, wie man es von Schottland erwartet: Mit Drizzle Rain, Nieselregen. Freundlicher als das Wetter waren die Schotten selbst, die uns schon bei der Passkontrolle zur am Vorabend gewonnenen Fußballweltmeisterschaft beglückwünschten.
Ein anderes supra- aber nicht internationales Sportevent warf bei unserer Ankunft in Glasgow seine Schatten voraus: die zwanzigsten Commonwealth Games in Glasgow. Als der Drizzle Rain sich am George Square für einen Augenblick mal in einen etwas heftigeren Regen verwandelte, fanden wir daher Unterschlupf in einem Festzelt, welches als Merchandising Center verwendet wurde. Das wie der Glasgower Fluss genannte Maskottchen Clyde irritierte uns mit seiner grünen Hautfarbe und seinem lilanen Haar zunächst, bis wir begriffen, dass es die schottische Nationalblume, die Distel darstellen wollte.
Zuvor waren wir aber noch an der vom Freudentöter John "Killjoy" Knox eifersüchtig bewachten St. Mungo's Kathedrale gefahren, in der wir die Spuren presbyterianischen Bildersturms vermischt mit beinahe katholisch anmutendem Dekor bewunderten. Vielleicht ganz gut, dass der Reformator und Bilderstürmer draußen stehen muss und so die Entwicklung in seiner Kirche nicht sehen kann. Im Anschluss besuchten wir die nahe gelegene Nekropole, wo der zuvor erwähnte John Knox hoch auf einer Säule seinen Wachposten eingenommen hat. Dieser Händlerfriedhof mit seinen Grüften und Grabobelisken, zwischen Kathedrale und Tennants-Brauerei gelegen ist wirklich bemerkenswert. Ob griechische oder römische Tempel, einer Miniaturausgabe des Petersdoms oder einem Nachbau einer mittelbyzantinischen Kirche, der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, auch wenn die Gebäude weniger von der Sonne beschienen werden, als ihre mediterranen Vorbilder.

Dienstag, 15.07.2014: 2. Tag – im Zeichen der Unabhängigkeit


Nach einem Besuch Stirlings am Vormittag, bei dem wir über die neue Old Stirling Bridge zum Schloss hoch marschierten, wanderten wir entlang des Südufers des Carron Reservoirs.
An der Old Bridge aus dem frühen 15. Jahrhundert, die über den Forth führt, sprachen wir über die Schlacht von Stirling Bridge, die 1297 an einem Vorgänger-Bau geschlagen wurde und in der William Wallace den Sieg über ein überlegenes englisches Heer davontrug. Bei der Wanderung den Stadt- und Burgberg hoch, einen 75 m hohen Vulkankegel mit gut erkennbaren Basaltsäulen, lernten wir das Einhorn Puggy (pug = Mops) kennen. Puggy sitzt auf der Marktsäule und soll die schottische Integrität symbolisieren. Von hinten sieht es eher aus wie ein Mops, weniger wie ein pferdeähnliches Wesen und so hat es seinen Spitznamen erhalten.
Auf der Fahrt zu unserem Wandergebiet am Carron Reservoir hielten wir noch am Schlachtfeld von Bannockburn, in Sichtweite der Bürg von Stirling. Im Juni 1314 schlug hier Robert the Bruce (Robert I., "The Brus") ein englisches Entsatzheer unter Führung Edward II. Die Engländer umgingen diesmal, wohl in Erinnerung an das Debakel von Stirling Bridge keine zwanzig zuvor, die Brücke, blieben dann aber im Sumpfgebiet stecken, die Pferde überrannten die eigenen Fußsoldaten und Bogenschützen. Der englische König wurde von seinem eigenen Vasallen, der gegenüber Robert the Bruce nicht wortbrüchig werden wollte, der Burg Stirling, die zu entsetzen er gekommen war, verwiesen und der Belagerte verließ am kommenden Tag worthaltend die Burg. Am River Carron Reservoir liefen wir uns in unserer ersten Wanderung ein wenig ein und übten uns bei einer kleinen Pause ein wenig in Pflanzenkunde. Ins Wasser galoppierende Hirsche entpuppten sich bei einem Blick durch's Fernglas als im Gänsemarsch einander hinterhereilende Wildgänse. Wie leicht man doch ein Gänsebürzel mit einem Wildwedel verwechseln kann...
Abends trafen sich Teile der Gruppe im ältesten noch erhaltenen Pub Schottlands, dem Clachan Inn in Drymen, direkt neben unserem Hotel gelegen. Schon Rob Roy MacGregor soll hier getrunken haben.
Technische Daten
(Reisegast Frau R. stellte alltäglich die Daten ihres Schrittzählers zur Verfügung, die Anzahl der Schritte und der Kalorienverbrauch sind natürlich auf Frau R. abgestimmt, aber können für andere durchaus ähnlich angenommen werden.)
Schritte: 26.566 - km: 15,9 - kcal: 792,9

Mittwoch, 16.07.2014: 3. Tag – Wanderung in Rob Roy Count(r)y


Von Drymen, unserem bisherigen Übernachtungsort aus, nahmen wir die High Road an die bonnie, bonnie banks of Loch Lomond, um von Tarbet, dem Ort der Landenge zwischen dem binnenländischen Loch Lomond und dem Sealoch Loch Long aus über den Lomond überzusetzen und von Inversnaid nach Rowardennan zu marschieren.
Die Bootstour war ganz vergnüglich und so landeten wir am Inversnaid Hotel, wo zunächst ein allgemeiner Besuch der „Sweet harmony" anstand. Diejenigen mit weniger Harmoniebedürfniss schauten sich den Inversnaid Wasserfall näher an.
Die sich nun anschließende Wanderung führte am wechselvollen und dicht bewachsenen Ostufer des Loch Lomond entlang. Das Lied von den „bonnie banks of Loch Lomond" log nicht. Etwas getrübt wurde die Freude durch den heftigen Regenguss, der uns die letzte halbe Stunde des Weges begleitete. Hatten die vorherigen Drizzels uns nichts anhaben können, so durchnässte dieser Regen uns doch total. Zum Glück stimmte die Vorbereitung und so war bald, abgesehen von vollgelaufenen Wanderschuhen, alles wieder trocken.
Auf der Wanderung kamen wir an einigen Grundmauern verlassener Gehöfte vorbei. Ob eines davon das Gehöft Craigrostan war, welches der Sheriff Graham of Killearn niederbrannte, als er Rob Roy, den er verhaften sollte, nicht antraf, ist dem Verfasser dieser Zeilen nicht
bekannt. Jedenfalls lag dieses am Ostufer des Sees, etwa in der Mitte zwischen dem Wanderungsanfangs- und -endpunkt. Das eigentlich Schlimme an der Tat war, dass der Sheriff, der von mehreren Rotjacken begleitet wurde, Rob Roys Frau im Beisein auch ihrer Kinder vergewaltigte, weshalb nun Rob Roy seinerseits Jagd auf den Mann machte, der eigentlich ihn jagen sollte.
Anders als im bekannten Hollywood-Streifen, in dem ein sehr edler Rob Roy alias Liam Neeson, kam Rob Roy allerdings nicht zu spät, um seiner Frau zur Hilfe zu eilen, sondern der Viehdieb hatte das Haus verlassen, um seiner Verhaftung zu entgehen.Auffällig entlang der Wegstrecke waren die z.T. sehr großen Quartzbrocken, die man allenthalben sehen konnte.
An einer Stelle, an welcher der West Highland Trail, auf dessen Teilstück wir ja hier wanderten, über den Strand führte, entpuppten sich sämtliche männlichen Teilnehmer der Reise als große Kinder, die nach flachen Steinen suchten, um die über den ruhigen See springen zu lassen. Man darf das wohl als Zeichen dafür werten, dass alle sich in der Gruppe wohl fühlten, denn sonst hätte sich sicher niemand so geöffnet.
Die Ziegen, denen wir begegneten, müssen wohl als Feral Goats angesprochenwerden, verwilderten Hausziegen, welche ein lebendiges Zeugnis der Highland Clearances, der ethnischen Säuberung des Hochlandes zwischen 1692 (Massakervon Glen Coe) und ca. 1830 darstellen.
In Rowardennan nahm uns eine Fähre wieder auf, dir uns nicht zurück nach Tarbet führte sondern nach Luss, welches seinen alten gälischen Namen Clachan Dubh (dunkles Dorf) wirklich nicht verdient hat. Uns präsentierte es sich als blumengeschmückt und bunt.
Der oben angesprochene Regen hatte aber auch sein Gutes: Offensichtlich hatten wir in dieser einen halben Stunde unser Regen-Soll für die ganze Reise abbekommen, so dass es in den kommenden Tagen so gut wie gar nicht regnete und wie regelmäßigen Sonnenschein hatten (selbst Sonnenbrände wurden vermeldet).
Technische Daten:
Schritte: 22.828 - km: 13,7 - kcal: 681,6

Donnerstag, 17.07.2014: 4. Tag – Tag der Sea–Lochs


Sea-Lochs sind wie Fjorde tief ins Land eingeschnittene Meeresarme oder -zungen. Loch Fyne, Loch Etive, Loch Linnhe und Loch Leven waren die wichtigsten Sea-Lochs unserer heutigen Route. Aber auch einen binnenländischen Loch-Rekord erreichten wir: Nachdem wir gestern noch mit Loch Lomond den Loch mit der größten Quadratkilometerfläche (71,5 qkm) befahren hatten, umrundeten wir heute das Ostufer des längsten Binnenlochs, Loch Awe mit 41 km Länge. Der Lomond bringt es "nur" auf 36 km, Loch Ness auf immerhin 39 km.
Die Vorstellung, dass in den schottischen Sea Lochs bereits Riesenhaie auf der Jagd nach Plankton beobachtet wurden, war vielen befremdlich.
Am Loch Fyne besuchten wir nach einem Spaziergang zunächst Inveraray Castle, dann die gleichnamige Siedlung, die im 18. Jhdt. verlegt wurde, weil ihr Anblick dem ästhetischen Empfinden des zuständigen Duke of Argyll, Archibald Campbell missfiel.
Nach der Mittagspause begaben wir uns am bereits erwähnten Loch Awe vorbei nach Oban, wo wir die schottische, neugotisch angehauchte Entsprechung des Kollosseums, den McCaig-Tower besuchten, um von dort auf die Stadt und die Umgebung bis zur Insel Mull zu schauen.
Nach dem Besuch des Dunstaffnage Castle und einem Halt an den Falls of Lora, Stromschnellen, die sich am Lusragan Burn (Lusragan Strömung) zwischen dem Loch Etive und Linnhe wegen einer Felsbarriere einerseits und einem Engpass andererseits bilden und besonders dann wenn ablaufendes und auflaufendes Wasser dort aufeinandertreffen recht heftig werden können, kamen wir endlich am Zielort Fort William an.
Technische Daten:
Schritte: 19.638 - km: 11,8 - kcal: 588,4

Freitag, 18.07.2014: 5. Tag – Wanderung entlang des Caledonian Canals und Neptun's Staircase


Der Tag begann zauberhaft mit dem Jakobite- bzw. Hogwarts-Express und dem Besuch des Glenfinnian-Monuments, wo Bonnie Prince Charly, aus Frankreich gekommen, sein Erbe zurückzuerobern, seine Standarte aufstellte, um die Clans zu den Waffen zu rufen. Von dort ging es, über Spea Bridge, am Denkmal für die Commandos vorbei, nach Gairlochy, um von dort aus das Teilstück des Caledonian Canal nach Fort William, respektive Banavie zurückzuwandern.
Obwohl die Streckenführung recht angenehm war - es handelte sich um eine ebene Strecke mit leichten Abstiegen an den passierten Schleusen - waren die meisten von uns am Ende des Tages doch recht geschafft, aber glücklich.
Neidisch waren wir allenfalls auf den Brückenwärter der Moy-Brücke, die lediglich dann geschlossen werden muss, wenn der Bauer des einzigen Bauernhofes, den diese Brücke versorgt, den Kanal mal überqueren möchte. Den Rest des Tages kann sich der Brückenwärter um seine Hunde kümmern, die beide noch sehr verspielt waren.
Besonders der Border Collie Rossi wollte zunächst einen alten Ast apportieren, den er Teilnehmern der Gruppe vor die Füße legte, bis die Frau, Tochter, Geliebte oder Haushälterin des Brückenwärters einen Tennisball ins Spiel gab. Den kaute Rossi jedesmal ordentlich durch, bevor sie ihn wieder freigab. Ansonsten bewies Rossi gute Torhüterqualitäten.
Der jüngere, erst wenige Monate alte Hund war mit einigen Streichel- und Krauleinheiten zufrieden.
An Neptuns's Staircase beobachteten wir die Schleusung von Booten, bevor wir entlang des Loch Linnhe und des River Lochy zum Hotel zurückwanderten.
Technische Daten:
Schritte: 26.684 - km: 16,1 - kcal: 588,4

Samstag, 19.07.2014: 6. Tag – Mit dem Zug ins Tal der Tränen


Das Rannoch Moor ist eine einsame Hochebene mit Rundlingen, gletschergeformten, rundgeschliffenen Felsen. In diesem Hoch- und Deckenmoor wohnen kaum Menschen, manch ein Haus hier ist NUR über den Bahnhof oder zu Fuß zu erreichen, Autos sind unerwünscht in dieser Einsamkeit. Midges brüten hier im Sphagum, dem Torfmoos und werden allenfalls von ihren tierischen oder pflanzlichen Fressfeinden (etwa Morgentau) in ihrem Tun gestört. Nach der Zugfahrt, die in Tyndrum, einer Metropole der Highlands, die sogar zwei Bahnhöfe statt nur einem benötigt*, endete, ging die Fahrt mit unserem Busfahrer Oggie, einen Bögen schlagend, wieder zurück.
Zunächst noch parallel der Bahnstrecke, dann zweigte die Straße Richtung Glen Coe ab, wo im Februar 1691 die Campbells of Xy an den McDonalds of Glen Coe in königlichem Auftrag ein Massaker verübten, welches als Anfang vom Ende der Cla-Kultur gewertet wird und die Campbells zum unbeliebtesten Clan Schottlands machte, ein Erbe welches anhält.
Als Alistair McDonald, teils aus Schusseligkeit, teils wegen des schlechten Wetters nicht rechtzeitig zum Treueschwur der Clan-Chiefs auf König William an den vorbestimmten Ort kam, befahl der König, ein Exempel zu statuieren, um es diesen widerspenstigen, im Grunde jakobitischen Highlandern zu zeigen. Die Campbells wurden zur Ausführung bestimmt und am Ende waren 38 McDonalds erschlagen und weitere 40 auf der Flucht im verschneiten Gebirge umgekommen.
Nach Maßstäben der Highlands von der Opferzahlen her kaum weiter bemerkenswert. Jedoch hatte sich Captain Donald Campbell mit seinen Leuten bereits zwei Wochen bei den McDonalds aufgehalten und deren Gastfreundschaft genossen. Der Befehl des eigentlich wohlgelittenen William, den man schnell aus der Schusslinie zog, und der brutale Bruch der Gastfreundschaft machte den eigentlichen Skandal aus.
Ein kurzer Regenspaziergang führte uns eine kurze Strecke durch das Tal.
*Tatsächlich liegt das mit den zwei Bahnhöfen daran, dass Tyndrum an zwei Bahnlinien liegt, so gibt es den Bahnhof Tyndrum Upper und Tyndrum Lower. Will man von dem einen zu dem anderen Bahnhof fahren, muss man 16 km weit fahren, läuft man dagegen, sind es, Serpentinen einschließlich, 1,2 km.
Technische Daten:
Schritte: 11.304 - km: 6,8 - kcal: 339,1

Sonntag, 20.07.2014: 7. Tag – Quer durch die Geschichte zum Whisky


Wir verließen nun Fort William, um nach Urquhart Castle am Loch Ness zu fahren, einem Hot Spot für Nessie-Beobachtungen. Aber kein Tier der Gattung Nessiteras rhombopteryx (rhombenförmiges Ness-Tier) wollte sich zeigen. Aber wie das bei Wildtieren so ist: Dass WIR SIE nicht sehen, bedeutet nicht, dass SIE nicht da sind und UNS nicht sehen...
Wir erfuhren einiges über die WECHSELvolle Geschichte von Urquhart Castle, vom Hl.
Columba und den Pikten bis hin zum Hochmittelalter.
Im Anschluss daran fuhren wir an Inverness vorbei und erreichten ENDLICH das Schlachtfeld von Culloden (sprich K'lodden), von dem in den Tagen zuvor bereits so häufig die Rede gewesen war.
Charles Edward Stuart, Tearlach, wie in die Gälischsprachigen nannten, oder liebevoll Bonnie Prince Charly genannt, erlitt hier gegen den "Butcher" (Metzger) of Cumberland seine entscheidende Niederlage.
Nach einem Spaziergang über das Schlachtfeld, wo ein Wiesel gespannt den Ausführungen des Reiseleiters lauschte, erreichten wir die Clava Cairns, endneolithisch-frühbronzezeitliche Steinschüttungsgräber.
Von dort aus strebten wir dem Höhepunkt des Tages entgegen: Dem Besuch der Whisky-Destillerie Benromach in Forres.
Der Vorgang des Brennens beginnt mit dem Mälzen. Dazu nimmt man feuchten Gerste, den man auf Darrböden zum Keimen bringt, um den Keimprozess dann aber wieder gleich zu unterbrechen. Der angekeimte Roggen wird dann gekocht und auf diese Weise die Zuckerstärke ausgespült, welche zu einer Art Bier von ca. 8 % Alkohol vergoren wird. Dieses Bier wird zwei Mal, nur in einer schottischen Brennerei sowie in Irland drei Mal destilliert, der Alkohol aufgefangen, der Überschuss geht wieder zurück in den Vorgang.
Dass die Iren den Whisky drei Mal brennen, wird natürlich von ihren schottischen Kollegen hämisch kommentiert: Die Iren bräuchten wohl drei Brennvorgänge, weil ihnen immer ein Destillat nicht gelänge.
Der Alkohol ist nach den zwei bzw. drei Destillationsvorgängen dann aber noch kein Whisky sondern wird dazu erst im Rahmen einer mehrjährigen Lagerung in Portwein- oder Sherry-Fässern.
Anschließend besuchten wir dann noch den Sueno's Stone, den größten bekannten piktischen Bildstein, der auch in Forres steht. Die Gelehrten sind sich nicht so recht über seine Deutung einig. Auf einer Seite weist er ein sogenanntes keltisches Kreuz auf, die Darstellung auf seiner Rückseite fasst man als einen Schlachtbericht auf.
Von hier aus ging es ins Skigebiet nach Aviemore, wo wir für die nächsten zwei Nächte unsere Häupter betten wollten.
Zum Abschluss sei noch einmal an die Mahnung des Destillery-Guides erinnert: Wer keinen Whisky möge, möge doch bitte schön viel Sherry trinken, die Destillerien benötigten dringend den Nachschub an gebrauchten Sherry-Fässern für ihre Produktion.
Technische Daten:
Schritte: 10.711 - km: 6,4 - kcal: 321,3

Montag, 21.07.2014: 8. Tag – Wandern am Loch Oggie und durch den Rothiemurchus Forest


Den Loch Oggie wird man unter diesem Namen in keiner offiziellen Wanderkarte finden, ja bis zur Veröffentlichung dieser Zeilen werden nicht einmal die NSU, der MI5 oder der MI6 Wind von seiner Existenz bekommen haben, denn nur dem verschworenen Kreis der Mitwanderer ist der See bis dato unter diesem Namen bekannt. Der Loch Oggie liegt im Rothiemurchus Forest, einem Teil des Caledonian Forest, also einem Überrest der ursprünglichen Bewaldung Schottlands, deren Erhalt Queen Victoria bei einem ihrer Schottlandbesuche befahl. In einem zweiten See, dem Loch an Eilein, liegt zudem die Burg des Wolf of Badenoch, Alexander Stewart, dem zweiten Sohn des ersten Stuart-Königs (und somit Urenkels von Robert the Bruce), die sich damals noch Stewart schrieben. Naja, einen kleinen Schönheitsfehler hat die Sache dann doch: Die Burg ist eigentlich zu jung...
An diesem See machten wir dann auch, nach seiner Umrundung, Mittagsrast mit Entenfütterung und Fußkühlung im eigentlich gar nicht mal so kühlen See.
Anschließend führte uns unser Weg durch ein Hirschgehege. Die meisten Kühe flohen vor uns, zwei aber waren neugierig und näherten sich uns, begleitet von ihren Kälbern. Ein einzelner Hirsch war durch sein Geweih zu erkennen, der Rest war durch den Hügel auf dem er dich befand, verborgen. Er scheint im Gras, wiederkäuend unter dem Schatten einer Eiche gelegen zu haben.
Auf dem Rückweg machten wir dann wieder am Loch Oggie einen ausgedehnten Halt, den wir dazu benutzten, auf den Geburtstag des Namensspenders, der war nämlich gerade und auch Anlass für die Taufe des Sees, einen Likör aus Whisky, Honig und Kräutern bzw. Wacholder zu trinken. Einige Damen hatten derweil einen Geburtstagsstrauß gepflückt und eine Blumenkrone für das Geburtstagskind geflochten. Leicht whiskylikörselig wurden Geburtstagsständchen für unseren Busfahrer geübt und Wander- und Bergmannslieder intoniert.
Man darf wohl sagen, dass Oggie von Gesang, Strauß und Kranz wirklich gerührt war.
Technische Daten:
Schritte: 29.052 - km: 17,4 - kcal: 871,5

Dienstag, 22. 07.2014: 9. Tag – von königlichen Blicken, Privatarmeen und alten Dichtern


Nach zwei Übernachtungen in Aviemore hieß es nun erneut, die Sachen zusammenzupacken um nach Edinburgh zu fahren. Zuvor machten wir aber noch Halt am Queen's View, um von dort über den Loch Tummel zu blicken, ein Blick, den schon Queen Victoria genoss. Heute allerdings behaupten die Schotten, dass der Aussichtspunkt nicht nach der zeitalterprägenden Königin des 19. Jhdts. benannt wurde, sondern nach der ersten Frau Roberts the Bruce, die sich hier vor den Engländern versteckt habe. Diese aber war, da sie starb, bevor Robert König wurde, niemals Königin.
Ganz in der Nähe lag auch das Blair Castle, welches dem Grafen von Atholl gehört, der einzige Brite, der eine Privatarmee unterhalten darf. Es war Queen Victoria, die dem Vorfahren des jetzigen Grafen dieses Recht gewährte, gewissermaßen als Entschädigung für das Leid welches den Schotten von Seiten Englands angediehen wurde.
Im Anschluss also an den Besuch des Queen's View ging es durch die Hermitage, einen Wald mit beeindruckenden Douglasien. Diese aus dem amerikanischen Westen stammende Fichtenart erhielt ihren Namen nach dem schottischen Botaniker David Douglas. Direkt über einem Wasserfall - in dem allerdings nicht die versprochenen Lachse sprangen - stand, im neoklassizistischen Stil errichtet, Ossian's Hall.
Ossian soll ein alter gälischer Dichter der schottischen Frühgeschichte gewesen sein, dessen Gedichte der schottische Dichter James Macpherson wiedergefunden haben wollte und deren englische Übersetzung (und nur die), er 1760 herausgab. Bei denen, die dieser Räuberpistole Glauben schenken wollten, fanden diese Gedichte einen großen Anklang und das Echo auf den angeblichen Sensationsfund hallte in ganz Europa, besonders deutlich im Übrigen in Dtld. wider.
Offiziell die anstrengendste Wanderung der gesamten Tour war auch diese Strecke doch recht schön und ging weite Teile am Fluß entlang. Anschließend fand ein Besuch der Kathedrale von Dunkeld auf der anderen Seite des Flusses statt, welche die Grablege des Wolfs von Badenoch beherbergt. Dann ging es an Perth vorbei über die Firth-of-Forth-Road-Bridge nach Edinburgh, einer Stadt am Rande des Verkehrsinfarktes, wo in den östlichen Außenbezirken Quartier bezogen wurde. Ein Großteil der Gruppe nutzte daher Abends die Gelegenheit zum Strandspaziergang.
Technische Daten:
Schritte: 18.098 - km: 10,9 - kcal: 542,9

Mittwoch, 23.07.2014: 10. Tag – die Hauptstadt


Der Tag begann mit einer externen Reiseführerin, Beryl, die zwar Deutsche ist, aber bereits seit sieben Jahren in Edinburgh lebt. Als Residentin kennt sie natürlich Edinburgh und Leith viel besser, als andere Reiseleiter. Sie führte uns zunächst auf den Calton Hill, um uns von dort die Stadt und ihre Außenbezirke zu zeigen. Dann fuhren wir durch die im 18. Jahrhundert entstandene New Town nach Leith, um uns dort die königliche Yacht anzusehen.
Zurück ging es über die London Street in die Altstadt, vorbei am Holyrood Palace, von dort aus die Royal Mile hoch, von dieser in die South Bridge Street, vorbei am Naturkundemuseum (National Museum of Scotland) am Denkmal des Greyfriar's Bobby vorbei, jenes Polizei-Terriers, der dreizehn Jahre lang das Grab seines Herrchens bewachte, zum Grassmarket, wo 1780 die letzte Hinrichtung stattfand. Von dort aus führen wir hoch zur Burg, wo bereits die Tribünen für das Military Tattoo Festival aufgebaut waren. Beryl verabschiedete sich dort von uns, wir eroberten uns dagegen die Burg.
Welch ein Kontrast zum sonst so menschenleeren Schottland!!! Überall traten sich die Menschen gegenseitig auf die Füße.
In der Burg trennten wir uns am Oberhof, um uns später wieder am Waterloo Place zu treffen. Für den Rest des Tages ging also jeder seines Weges, was nicht hieß, dass man sich nicht gegenseitig getroffen hätte. Aber trotzdem hatte so am Abend jeder seine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Edinburgh ist sicher einer der Orte, die zu neuen Entdeckungsfahrten hierher animieren.
Abends nutzten einige die Gelegenheit, im Pub die Eröffnung der Commonwealth Games in Glasgow anzusehen.
Technische Daten:
Schritte: 13.306 - km: 7,9 - kcal: 399,1
Insbesondere an diesem letzten Tag sind natürlich die einzelnen Laufstrecken nicht vergleichbar.

Donnerstag, 24.07.2014: 11. Tag – Alles hat ein Ende...


Jede Reise muss einmal zu Ende gehen, so war es auch bei unserer Wanderreise. Der letzte Tag stand also ganz im Zeichen der Abreise. Kurz aber herzlich war der Abschied in Berlin, von dort ging jeder seiner Wege. Aber vielleicht begegnet man sich ja mal wieder.
Summe der technischen Daten:
Schritte: 178.187 - km: 106,9 - kcal: 5.339,8

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Die Bilder reflektieren schön den Verlauf der Reise und sind manchmal besser als die Eigenen (Leider haben sie nur Kb-Größe). Die Reise hat uns von der Reiseleitung und Organisation sehr gut gefallen.

U. und St. Regestein
17.08.2014

Liebe Famile Regenstein, ich habe mich noch einmal sachkundig gemacht. Wenn Sie sich mit Ihrem persönlichen Login anmelden, dann können Sie die Bilder auch in einem größeren Format runter laden. Sollte das zu klein für Sie sein, melden Sie sich bitte bei mir, dann kann ich Ihnen auch das gewünschte Orginal zur Verfügung stellen. Herzliche Grüße Ralf Kuchenbecker

Ralf Kuchenbecker 03.09.2014