Reisebericht: Rundreise Indien – Mythos, Magie und Maharadschas

08.11. – 22.11.2009, 16 Tage Asien–Rundreise Indien: Delhi – Agra – Taj Mahal – Rotes Fort – Fatehpur Sikri – Jaipur – Pushkar – Udaipur – Ranakpur – Khejarla / Rajasthan – Jodhpur – Osian – Jaisalmer – Bikaner – Nawalgarh – Delhi


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Mythos, Magie und Maharadschas – so heißt die Reise nach Zentral und Nordindien bei uns, aber was sich wirklich hinter diesem Titel verbirgt ist noch viel aufregender und bunter, als die zugkräftige Schlagzeile verspricht. Lassen Sie sich begeistern
Mythos, Magie und Maharadschas - so heißt die Reise nach Zentral und Nordindien bei uns, aber was sich wirklich hinter diesem Titel verbirgt ist noch viel aufregender und bunter, als die zugkräftige Schlagzeile verspricht.
Die im Eberhardt-Programm schon seit langem verankerte Indien-Reise vorwiegend ins Bundesland Rajasthan gehört zum Beeindruckendsten und Vielfältigsten, was unser „Richtig reisen! In die ganze Welt“-Programm zu bieten hat. Jedes Jahr freue ich mich darauf, diese Reise als Studienreiseleiter zu führen und jedes Jahr habe ich ein gutes Dutzend toller Gäste, die sich mit mir für die ANDERE WELT begeistern, in die unsere Reise führt.

Sie haben richtig gelesen, eine andere Welt tut sich für den Indien-Reisenden auf, eine Welt, die es zu entdecken, zu verstehen und - vor allem - mit allen Sinnen zu genießen gilt. Seit meiner ersten Tour in dieses faszinierende Land, die ich allein unternahm, um die Reisen mit Gästen vorzubereiten, hat sich nichts an meinen Gefühlen geändert, die fast jedesmal gleich auf mich einstürmen - ich brauche ein paar Stunden, um mich hineinzufinden in die exotische und bunte quirlende Welt des Subkontinents, um wieder das Erlebnis des „mittendrin-Seins“ und des immer wieder neu Entdeckens der Vielfalt des Landes und seiner überaus freundlichen Menschen zu spüren. Dann aber ist es inzwischen für mich wie eine Art „Nachhause“-Kommen und das Hineinschlüpfen in die Rolle dessen, dem es großen Spaß macht, seinen Mitreisenden so viel wie möglich von Land und Leuten, Von Kultur und Tradition, von Mythos und Religion zu vermitteln.

Die Inder haben einen Namen für Leute wie mich, eine Bezeichnung für die Europäer, die sich in Indien wohl fühlen und anderen Menschen „typisch Indisches“ vermitteln wollen - „Tschatscha“, das heißt soviel wie Onkel. Und nachdem ich verstanden hatte, dass man den Tschatscha zwar nicht direkt als Einheimischen betrachtet, aber als eine Art Ehren-Inder, der überall zuvorkommend behandelt wird und wie ein Familienoberhaupt seine Reisefamilie durch Indien begleitet, trage ich den Namen mit Stolz und erkläre „meinen“ Reisenden, dass sie es bitte nicht als Bevormundung empfinden mögen, wenn im streng hierarchisch gegliederten Indien zuerst der Tschatscha für seine Gruppe sprechen muß und man sich erst an ihn bevor an den Einzelnen wendet.
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

1./2. Tag: Flug nach Delhi – Stadtrundfahrt in Delhi – Freitagsmoschee – Raj Ghat

Solcherart gerüstet und aufgeklärt war es für die Gruppe, die am 8. November 2009 startete, soweit: Im Nachtflug mit Lufthansa erreichten wir am nächsten Morgen Neu Delhi.
Der Flughafen ist neu und nunmehr gut organisiert. Alle ankommenden Nicht-Inder müssen eine Einreisekarte ausfüllen -wir taten dies gemeinsam, da die zahlreichen Angaben in Hindi oder in Englisch erfolgen müssen. So dauerte es eine ganze Weile, bis wir zur Grenzkontrolle marschieren und uns unsere Einreisestempel abholen konnten. Das Gepäck war inzwischen schon durchgelaufen, Helfer hatten einen Teil vom Band genommen und ordentlich gestapelt , den Rest konnten unsere Mitreisen noch vom Gepäckband pflücken.
Leider wies ein Gepäckstück eine Beschädigung auf, so dass erst eine Klärung mit den Behörden notwendig wurde. Unsere Mitreisende akzeptierte die Entschuldigungen und eine kleine Kompensationszahlung und wir konnten mit komplettem Gepäck die Zollschranken passieren.
Sogleich konnten wir auch ein Problem klären, dass den Reisenden immer wieder am Herzen liegt: „Wie versorge ich mich mit Landeswährung?“ Die Rupie stand etwa 1:50, d.h. für einen Euro erhält der Umtauscher etwa 50 Rupien. Der Umtausch in den Wechselbüros am Flughafen kostete nochmals etwas Zeit, bevor wir dann unsere Abholer trafen, die geduldig auf uns gewartet hatten. Der Vertreter unserer indischen Partneragentur  Scenic Journeys begrüßte uns, ebenso unser Reiseleiter, Herr Bharani Kumar.
Es ist bestimmt nicht falsch, ihn schon an dieser Stelle als „gute Seele“ der Reise zu bezeichnen - der immer fröhliche und hervorragend Deutsch sprechende Bharani war immer da, wenn man ihn brauchte und organisierte auf Wunsch alles, was an ihn herangetragen wurde. Ich arbeite sehr gerne mit ihm zusammen, genau wie mit ein, zwei anderen Reiseleitern in Rajasthan oder bei unserer neuen Strecke in Südindien hat sich hier ein hervorragendes kollegial-freundschaftliches Verhältnis entwickelt.
Wir fuhren zunächst zum Hotel - das Ramada Plaza liegt günstig, bietet guten Service und schöne Zimmer. Nach dem Einchecken gab es etwas Freizeit zum Frischmachen - schließlich hatten wir über Nacht unseren siebeneinhalb-stündigen Flug von Deutschland absolviert - aber dann ging es auch schon zu den ersten Besichtigungen.
Ein paar Dinge sind in Delhi ein Muss - und wenn wir nicht alles heute sehen konnten, wussten wir doch, dass uns vor dem Rückflug am letzten Tag nochmals eine halbtägige Stadtrundfahrt erwarten würde.
Doch bereits heute ging es mitten durch die Stadt und das unglaubliche Gewimmel, die Menschenmassen, das Chaos an Rikschahs, Motorrädern und ständig hupenenden Autos und Dreiradtaxis entlockte den Eberhardt Reisegästen manch staunendes „oh Gott!“ und „ach Du meine Güte“. Ja, man braucht schon ein paar Tage, um sich hier einzugewöhnen. Wie anders war dann am letzten Reisetag unsere zweite Stadtrundfahrt in Delhi, als sich Gefühl und Gemüt an das quirlige Leben gewöhnt hatten und man all den Trubel als „Normal“ für das herrliche Reiseland Indien empfand!
Am ersten Tag ist es noch eine unglaubliche Kakophonie für die Ohren, ein Farbenrausch für die Augen und eine Herausforderung für Nase und Geschmackssinn mit der man das Land erlebt - Indien dringt mit einer „Reizüberflutung für alle Sinne“ auf den Besucher ein!
Zugegeben, es war auch einer der aufregendsten Wege, den wir gewählt hatten - direkt ins belebte Muslim-Viertel von Alt Delhi, zu einem der bedeutendsten Bauwerke der Stadt - Djamaa Masdjid, der Freitagsmoschee. Als der Bus sich erst einmal einen Weg durch die verstopften Straßen gebahnt hatte, konnten wir aussteigenden und zum bedeutendsten islamischen Bauwerk Indiens hinaufsteigen. Gäste sind willkommen, müssen sich aber wie bei fast jedem Sakralbauwerk in Indien vor Betreten die Schuhe ausziehen. Aber unsere Gäste waren vorbereitet - wie in der Reisevorbesprechung verabredet hatten alle Tempelsocken parat oder gingen - wie echte Inder - barfuß hinein.
Unser Reiseleiter Bharani hatte denn auch gleich einen Spruch zum Anziehen der „neuen“ Fußbekleidung parat: „Hast Du keine Tempelsocken, bleibst Du vor dem Tempel hocken“, sagte er und hatte die Lacher auf seiner Seite. Mit interessanten Erläuterungen zum Aufbau der Moschee und einigen Besonderheiten des Islam verging diese Besichtigung, bei der wir auch das Allerheiligste, die Koranwand mit der dem heiligen Buch vorbehalten Nische und die Kanzel für die Freitagspredigt sehen konnten. Da der Gläubige seine Gebete gen Mekka - zum Allerheiligsten, der Kaaba, gewandt - richtet, ist die Gebetswand hier nach Westen gerichtet. Moscheen in Europa sind nach Osten oder Südosten, in Afrika zum Teil nach Norden oder Nordosten gerichtet, in den mittel, süd- oder südostasiatischen Ländern aber nach Westen - eben gen Mekka.
Nach Besuch der Moschee, Wiederanziehen der Schuhe und Rückkehr in unseren Bus mussten wir erst einmal etwas gegen den Hunger tun: um nicht gleich am ersten Tag alle noch Indien-ungewöhnten Besucher ins Zentrum von Alt-Delhi zu schicken, organisierten Bharani und ich ein paar Snacks und Trinkwasser aus einem nahegelegenen Restaurant, um beim ersten Mittagessen ein bisschen was Landestypisches anzubieten, ohne gleich alle zu überfordern.
Solcherart gestärkt setzten wir die Besichtigungstour fort und stiegen am Raj Ghat aus, der von allen Indern sehr verehrten Begräbnisstätte des Gründers der Indischen Union, Mahatma Ghandi. Eine erstaunliche Verehrung genießt der „Vater der Nation“ bis heute, viele Inder bekommen leuchtende Augen, wenn sie von ihm und seinen Taten sprechen und die Pilgerströme, die täglich an seiner Verbrennungsstätte vorbeidefilieren, zeugen von Liebe und Ehrerbietung seines Volkes. Insofern gehört der Besuch des „indischen Nationalheiligtums“ einfach zum guten Ton und ist ein sehr interessanter Beginn beim Kennenlernen der indischen Nation.
Der nächste Besichtigungspunkt war ein Kulturgut und gleichzeitig ein Meilenstein indischer Architektur: Das Grabmal des Humayun, zweiter Mogulherrscher Indiens, darf als architektonischer Vorläufer des Taj Mahal betrachtet werden, obwohl es lange nicht dessen Bekanntheitsgrad hat. Das phantastische Grabmal - nicht aus weißem Marmor  wie Taj Mahal , sondern aus rotem, schwarzem und weißem Stein - errichtet, ist ein herrlicher Bau, der Elemente iranisch-islamischer Architektur und hinduistisch-vorislamischer Weise vereint und damit eine Art neuen, Mogul-Stil , prägt. Viele Stilelemente und die Art der grandiosen Kuppel wurden auch beim Bau des Taj Mahal verwendet, das wir am nächsten Tage sehen sollten.
Zum Humayun-Denkmal gehört auch ein sehenswerter archäologischer Park, in dem wir noch andere Bauten mit schönen Details bewundern konnten.
Das Abendessen, in einem typischen Restaurant eingenommen, überzeugte uns von der schmackhaften Vielfalt der indischen Küche, die wir in den nächsten Tagen und während unserer gesamten Reise in den unterschiedlichsten Facetten und Nuancen kennenlernen konnten.
Nach ereignisreichem Tag ging es zurück ins Hotel, wo wir recht müde in die Kissen sanken -  eingedenk der vielen tollen Besichtigungsvorhaben der nächsten Tage.

3. Tag: Weiterreise nach Agra – Besichtigung des Taj Mahal

Unser dritter Reisetag begann mit dem Herausstellen der Koffer, die von fleißigen Händen zum Bus getragen wurden, und mit einem Frühstück. Typisch indisch, mit verschiedenen warmen Gerichten, Milchsuppe, aber auch Toast, Marmelade und Früchten. Insbesondere die leckere Papaya - deren Früchte in Indien durchaus kopfgroß werden können - fehlt bei kaum einem Frühstück und wird oft auch als Abenddessert gereicht.
Die Fahrt quer durch Delhi und dann auf der Autobahn in Richtung Agra erweist sich jedes Mal als eine überaus interessante Schau auf Land und Leute. Ziegen, Kamele, Wasserbüffel und die unvermeidlichen „heiligen Kühe“ - meist Zebus - am Straßenrand, Linienbusse und Taxis, hunderttausende dahineilender Menschen, viele Frauen in farbenfrohen Saris, tausende Händler am Straßenrand mit ihren hochrädrigen Karren voller Obst und Gemüse, dazu der unglaubliche, geräuschvolle Verkehr - all das macht die 220 km von Delhi nach Agra zu einer regelrechten Einführung in Indien.
Bharani und ich versuchten möglichst viel anhand „vorbeifliegender“ Impressionen zu erklären, immer wieder unterbrochen durch erstaunte Ausrufe der Gäste, wenn ein kleines Dreiradtaxi mit mindestens zehn  Insassen vorbeifuhr, von denen sich drei außen an die Wandung und das Gestänge klammerten oder wenn uns bis zu sechsköpfige Familien auf dem Motorrad passierten.
Kurz nach Fazirabad bildete ein Fotostopp die Grundlage für religiöse Erklärungen: Eine fast dreißig Meter hohe Shiva-Statue steht auf freiem Feld, Objekt der Anbetung vorüberkommender Hindus. Trotz der angeblich 33 Millionen Hindugötter bildet eine Dreifaltigkeit das Zentrum der hinduistischen Göttervorstellungen: Brahma der Schöpfer, Vishnu der Bewahrer und Shiva der Zerstörer sind die wichtigsten Götter. Insbesondere Shiva-Tempel und -statuen gibt es überall - diese hier ist die größte freistehende. Natürlich muss jetzt über den Hinduismus und die Götter und die religiösen Fragen erzählt werden - unbedingt der wichtigste Schlüssel zum Verständnis der indischen Traditionen, Gedankenwelt und Lebensweise. Bharani, selbst Hindu, ist jemand, der hervorragend die Bezüge der Inder zur Religion erklären, über das tägliche Leben berichten und die Traditionen erläutern kann. Was wir heute und in den nächsten Tagen sehen, erleben, erfahren und lernen ist die Grundlage für den Genuss unserer Reise, das Verständnis für das, was wir sehen und der Grund, immer mehr sehen und erleben zu wollen…
Obwohl nur gut 200 km entfernt erreichten wir Agra erst am frühen Nachmittag. In einem Restaurant gab es ein einfaches Mittagessen - da wir abends Buffet haben, reicht mittags eine Suppe, ein Sandwich oder ein kleines Linsengericht.
Danach aber erwartete uns der erste große Höhepunkt der Reise: Das „neue Weltwunder“ Taj Mahal. Zweifellos ist es die bekannteste und auch meistfotografierte indische Sehenswürdigkeit - übrigens auch bei Einheimischen. Angenehmerweise gehen die europäischen und amerikanischen Touristen ein wenig unter in der Farbenpracht der indischen Gruppen und der einheimischen Individualtouristen.
In den letzten Jahren hatte der indische Umweltschutz gewaltige Veränderungen erwirkt - nicht nur, dass die Delhi-Taxis bloß noch mit Gas fahren dürfen, Busse dürfen auch nicht mehr direkt an das Taj Mahal heran. So hieß es auf einem zwei Kilometer entfernten Parkplatz Umsteigen in einen Elektrobus, der uns bis etwa dreihundert Meter vor das Ziel brachte. Nun mussten wir laufen - stets umringt von Händlern, die lautstark ihre Postkarten, Infohefte, Halsketten oder andere Souvenirs anpriesen.
Vor dem Eingang zum Denkmal gab es strenge Sicherheitskontrollen - Handys beispielsweise sollten besser im Bus gelassen werden - aber rasch waren wir durch die Kontrolle und standen im Eingangsbereich des berühmtesten Grabmals der Welt.
Nichts anderes ist das Taj Mahal, steingewordener Ausdruck der Liebe von Mogul Shah Jahan zu seiner Gemahlin Mumtaz Mahal, der er dieses grandiose Grabmal aus weißem, durchscheinenden Marmor  errichten ließ. Nachdem wir noch ein Gruppenfoto vom Profi anfertigen ließen - Lieferung zum Abschluss der Besichtigung - besichtigten wir zunächst das herrliche mit Steinintarsien ausgelegte Eingangstor, bevor das wundervolle Taj Mahal alle Sinne gefangen nahm. Der zentrale Kuppelbau aus weißem Alabastermarmor wird von vier Minaretten umstanden, die - leicht unsymmetrisch nach außen ragend - ganz bewusst in dieser Stellung aufgebaut wurden. Da die Gegend erdbebengefährdet sei, erfuhren wir, würden die Türme im Erdbebenfall so stürzen, dass sie den Grabbau nicht beschädigten.
Beim Nähertreten erhält der Gast Einblick in die Kunstfertigkeit der Erbauer: Steinintarsien vom Feinsten schmücken das Taj Mahal überall. Ein Besuch im Inneren des Grabmals und Freizeit bestimmten den weiteren Teil der Besichtigung.
Schließlich fanden wir uns zusammen, erhielten auf Wunsch die Fotos der Gruppe oder Einzelner vor dem Taj Mahal und fuhren zum Hotel.
Ein weiteres Highlight allerdings folgte noch: wir besuchten einen Privatbetrieb für Marmorintarsien: Seit der Bauzeit des Taj Mahal, erfuhren wir im Familienbetrieb, ist die Familie der Marmorschneider in Agra angesiedelt und sie übt noch heute die Kunst aus, die sie einst zu Mitgestaltern des Taj Mahal machte. Herrliche Tischplatten aus durchscheinendem Marmor und wundervolle Intarsien standen hier auch zum Verkauf. Nach dem Besuch der Manufaktur fuhren wir ins Hotel und ließen den ereignisreichen Tag bei einem Abendbuffet ausklingen.

4. Tag: Das Rote Fort in Agra – Mogulhauptstadt Fatehpur Sikri

Der vierte Reisetag begann mit dem morgendlichen Besuch des berühmten Roten Forts von Agra. Eine der größten Festungsanlagen des indischen Subkontinents wird bis heute vom indischen Militär genutzt. Der zu besichtigende Teil ist zweifellos sehr beeindruckend: Es gibt die große äußere Audienzhalle, in der der Mogul Hof und Gericht hielt und vor der angeblich der Lieblingselefant Akbars des Großen entscheiden durfte: Ein Schwerverbrecher wurde vor den Elefanten gelegt und er hatte die Möglichkeit, ihn zu zertrampeln oder ihn zu verschonen. Marmorpaläste, Sandsteinhallen und gepflegte Höfe mit Wasserspielen sind ansonsten die Hauptattraktionen des Roten Forts von Agra.
Nach etwa einstündiger Führung und abschließendem Toilettenstop bestiegen wir unseren Bus und fuhren zur nächsten Attraktion: der alten Mogulhauptstadt Fatehpur Sikri. Ein Palast- und ein Moscheen-Bezirk, mehrere hundert Meter voneinander entfernt, bilden hier die Attraktion. Wir mussten - erst seit einem Jahr üblich - am zentralen Parkplatz aussteigen und mir einem Shuttlebus zum Objekt fahren. Was ich „meinen“ Gästen schon vielfach erklärt hatte, wurde auch hier wieder sichtbar: hunderte von Händlern umdrängten und behinderten uns - kaum zu stoppen und fernzuhalten. Hier muss der Reisegast verstehen, dass fernöstliche Mentalität anders funktioniert als deutsches Denken: Kein Inder versteht bösartig ablehnende Haltung - er folgt seinem „Karma“ (Schicksal) und das heißt: verkaufen! Der „Tschatscha“ darf hier als Vermittler auftreten, indem er versucht, die aufdringlichsten Händler vom Gast fernzuhalten.
KEINE Kommunikation mit dem Händler ist hier aber die einzig erfolgversprechende Strategie: selbst ein ständiges „Nein“ des Europäers bestärkt den Inder, dass der Gast mit ihm im Gespräch bleiben will und schon kaufen würde, wenn nur der Preis stimmt.  Aber ich weiß das schon aus Erfahrung: - manche unserer Gäste verstehen es gar nicht, dass Indien so anders ist als das Europa unserer Gewohnheit und die meisten brauchen drei oder vier Tage, um sich an die äußeren Umstände des vielleicht interessantesten Reiselandes der Welt zu gewöhnen.  Aber das Schöne: Alle haben Vertrauen zu ihrem Reiseleiter und so kann ich (fast) alle Geschäfte zur Zufriedenheit steuern.

Schwieriger ist die Erklärung der Trinkgeldfrage. Der Bus zur Sehenswürdigkeit ist kostenlos, aber der Fahrer befördert die Gäste nicht ohne ein kleines Trinkgeld - vielleicht acht bis zehn Euro pro Bus. Obwohl ich schon bei der Reisevorbesprechung darüber ausführlich geredet habe, gibt es hier immer wieder Probleme: auch extrem weitgereiste Familien können in unserem Fall nicht akzeptieren, dass Eberhardt TRAVEL eine bestimmte Trinkgeld-Summe VORGIBT und sogar im Katalog ausschreibt. Bis zum letzten Tag werde ich darüber diskutieren müssen, da nicht verstanden wird, dass deutsche und indische Denkweise derart auseinandergehen. In China, in Südafrika und sogar in Ägypten, sagen die Reisenden, wären sie doch auch anders behandelt worden. Das ist sicherlich richtig, aber wir sind gerade in Indien!
Trinkgeld - das ist für deutsches Denken ein „Zubrot“, das man als Extra gibt, wenn man besonders zufrieden war. Für Inder und viele andere Einwohner asiatischer Länder ist es oft Existenzgrundlage - beispielsweise für Gepäckträger oder örtliche Reiseführer, die kein Gehalt bekommen, sondern nur von der Erlaubnis leben, ihre Dienstleistung an einer bestimmten Stelle anzubieten und dafür die in Indien und andernorts völlig normalen „Trinkgelder“ anzunehmen. Nicht alle Reisenden werden mit dieser Aussage zufrieden sein - schließlich habe ich auch in Indonesien erlebt, dass deutsche Reisegäste glaubten, ein Kugelschreiber oder ein Schokoriegel reiche als Entlohnung des örtlichen Personals aus.
Das Problem dabei ist aber: Ich werde schon bald oder nächstes Jahr mit der nächsten Gruppe wiederkommen - und dann ist vielleicht niemand mehr bereit, unserer Gruppe die erwarteten Leistungen zu geben, denn man hat schlechte Erfahrung mit den Leuten vom Vorjahr gemacht. Daher ist der „Tschatscha“ immer gut beraten, die Erwartungen wenigstens in etwa zu erfüllen!
Ein weiteres Problem: bei Eberhardt TRAVEL sind alle Eintritte im Preis enthalten, nicht jedoch Fotogebühren, da wir nicht vorher wissen, mit wie vielen Kameras der Reisegast das fremde Land erobert. Neben oft großen Beträgen (mitunter drei oder sogar vier Euro) für Video-Kameras bewegt sich die Fotogebühr für Digitalkameras bei 20 - 50 Cent, maximal 1 Euro. Vielfach registrieren die Kunden nicht bei Reisebuchung, dass sie mitunter 20 - 30 Euro zusätzlich während der gesamten Reise als Fotogebühren brauchen - auch die Hinweise bei Vorbesprechung oder Telefonaten reichen hier häufig nicht aus. Während unserer Reise konnten wir das aber alles erklären und meist sogar die entsprechenden Unmutswogen über die mehrfach beklagte  „Abzocke im Zielland“ glätten!
Auch für Fatehpur Sikri fielen Fotogebühren an, aber die Sehenswürdigkeiten waren es wert. Alle waren zufrieden, als wir den Bus bestiegen und - nach einem in einem Motel eingenommenen Mittagessen. - zum Keoloadeo-Nationalpark fuhren, der für seine Vogelpopulation, insbesondere die Buntstörche, bekannt ist. Zwar hatten wir - wie vorgesehen - unsere einstündige Rikscha-Safari, aber sie war wie auch in einigen Vorjahren nicht sehr ergiebig. Das Ausbleiben des Monsunregens füllte die Sumpflandschaft nicht ausreichend mit Wasser, die Vögel kamen nicht. Die Rundfahrt war - wie schon mitunter zuvor - dieses Jahr nicht sehr ereignisreich, da aufgrund des ausbleibenden Regens das Kernstück des Parks komplett unbelebt war und wenige Ansichten bot. Zwar konnten wir Reiher, ein paar Riesenschildkröten und auch Eulen, Kraniche und sogar einen Baum-Leguan beobachten, aber manch Reisender fühlte sich dennoch um die Videogebühr „betrogen“ und war ziemlich sauer auf diesen Programmpunkt. Leider ist das höhere Gewalt - zwar kann ich den Unmut oft abfangen, aber ich kann nicht die Vögel wie in den Vorjahren, wo alles in Ordnung war, heranschaffen.
Nach der Weiterfahrt folgte die abendliche Ankunft in Jaipur. Hier war keine Besichtigung vorgesehen, da diese auf dem Rückweg erfolgt).

5. Tag: Weiterreise nach Udaipur

Am fünften Reisetag erfolgte nach dem Frühstück (typisch indisch: mehrere warme Saucen und suppenähnliche Gerichte, Toastbrot, Marmelade und Früchte und als Zugeständnis an die Europäer Eier und sogar Butter) der Aufbruch zur Fahrt nach Udaipur (ganztägig). Völlig anders als bei allen Reisen zuvor hatten wir ungemütliches Wetter: der Reisetag war regnerisch, kalt, neblig. Obwohl der Bus wie üblich fuhr, erreichten wir Udaipur wieder am späten Nachmittag und rüsteten uns zum Programmpunkt Bootsfahrt: Auch hier dominierte Kühle und Regen (ich trug - fast zum ersten Mal in Indien freiwillig eine Jacke!) und so wurde die Bootsfahrt diesmal kein Genuss wie üblich mit begeisterten Ausrufen - viele schöne Ansichten gab es aber dennoch. Beispielsweise die vom Stadtschloss, das sich im Wasser spiegelt, von den Waschplätzen am See, an denen abends die Kinder baden und die Frauen Wäsche auf den Steintreppen waschen. Ganz besonders aufregend: die Vorbeifahrt am „Wasserschloss-Hotel“. Auf einer Insel gelegen ist Reed’s Nobelhotel heute eines der teuersten in Indien. Besonderheit: Große Teile des achten James-Bond-Films „Octopussy“ wurden hier gedreht. Bis heute gibt es in Udaipur zwei Cafés, in denen ununterbrochen dieser Film gezeigt wird.
Der anschließende Besuch in einer der berühmten Malschulen von Udaipur war wie immer ein besonderes Erlebnis: die Künstler der Stadt sind bekannt für Ihre Detailtreue und die Überlieferung uralter Maltradition: Wir bekamen erklärt, wie die Farben hergestellt werden (jede Schule hat da ihr nie gelüftetes Geheimnis), welche der traditionellen Motive bevorzugt werden und in welchen Etappen die immer wiederkehrenden „klassischen Motive“ entstehen. Verblüffende Effekte erzielt man hier mit den unterschiedlichsten Untergründen: Neben der üblichen Malerei auf Seide kann man hier Papiergemälde - meist auf alten Koranseiten der Mogulzeit ausgeführt - Miniaturen auf Kamelknochen sowie auf durchscheinenden Marmorplatten erwerben - alles Höhepunkte einer ausgeprägt traditionellen Malkultur.
Unser Hotel liegt heute mitten in der Innenstadt - manch einer wagt einen Bummel. Allerdings - wenn nicht gerade eines der zahlreichen Feste ansteht, ist auch Udaipurs Zentrum abends nicht besonders belebt …

6. Tag: Udaipur – Weiterreise nach Ranakpur

Der sechste Reisetag begann mit dem Besuch des Stadtpalastes von Udaipur. Der Thronsaal, verschiedene Tempel innerhalb des Hauses, Audienzsaal und verschachtelte Höfe sowie Gemälde an den Wänden machen den Reiz dieses größten und reichsten der Maharadschapaläste aus. Das durch Udaipur repräsentierte Reich von Mehwar wich der Mogulherrschaft nicht ohne Kampf - davon zeugen viele Dinge im Museum.  - Übrigens - hier wird der Maharadscha „maharana“ genannt!
Anschließend führte unsere Fahrt nach Ranakpur mit mehreren Fotostopps an den historischen Wasserschöpf-Anlagen im interessanten Aravalli-Gebirge und nicht ohne Fotostopp am berühmten Baum, in dem tagsüber zahlreiche Flughunde vor ihren Nacht-Aktivitäten rasten.
Die Besichtigung der Jain-Tempelanlage von Ranakpur aber ist stets ein absoluter Höhepunkt. Mögen die Tempel von außen auch eher unscheinbar sein, das Innere ist überwältigend! 1440 mit Kerbschnitzerei versehene weiße Marmorsäulen und Dutzende anderer Bilddarstellungen beherbergt das Heiligtum. Staunend steht der Betrachter vor einem Lehrstück indischen Kunsthandwerks - einer einzigartigen Leistung, deren Künstler bis heute nicht namentlich bekannt sind. Später fuhren wir weiter zu unserem Tagesziel Fort Khejarla (abseits der Hauptstrecke) zur Übernachtung. Spät erst erreichten wir das Fort in der Wüste. Längst war es dunkel, als wir unsere komfortablen Zimmer bezogen und ein - inzwischen bekannt gutes - indisches Abendessen als Tagesabschluss genossen.

7. Tag: Tag zur freien Verfügung in Udaipur oder fakultative Jeepsafari

Der siebte Reisetag ist als Ruhetag konzipiert. Der Reisende hat sich inzwischen an Indien gewöhnt, soll aber zur Entspannung mal einen Tag zur freien Verfügung haben. Deshalb wurde ein komfortables Hotel mit allen Möglichkeiten und einem attraktiven Pool zur Entspannung ausgewählt. Wer allerdings Indien in der urwüchsigen Variante erkunden wollte, für den war die Möglichkeit der halbtägigen Jeepsafari vorgesehen. Bis auf eine Mitreisende nahmen wiederum alle Gäste an dieser Jeepsafari teil und waren zu Recht vollauf begeistert. Wir konnten u.a. einen Besuch in einem „Opiumdorf“erleben, in dem gerade ein Dorffest stattfand, haben dort eine Opiumzeremonie miterlebt und konnten nach verschiedenen Besichtigungen einen Mittagsimbiss an einem Felsenheiligtum organisieren. Den Rest des Tages verbrachten wir erholsam am Pool.

8. Tag: Weiterreise nach Jodhpur

Der achte Reisetag brachte eine relativ kurze (ca. 90 min) Fahrt nach Jodhpur, einer weiteren Hauptstadt des „Königsstaates“ Rajasthan. Die alte Hauptstadt des Königreiches Marwar hat einiges zu bieten: Das wundervolle Marmorgrabmal Jaswant Thada, in dem ein hochverehrter Maharadscha aus dem vorigen Jahrhundert begraben liegt, stellt eine Art „Kontrapunkt“ zum Taj Mahal dar. Aus Alabaster und weißem Marmor errichtet, ist es architektonisch völlig anders gestaltet als das „neue weltwunder“, hat aber denselben Grundgedanken von Liebe und Verehrung wie das Taj.
Eine besondere Sache war - wie immer - der Besuch des hoch auf einem Felsen thronenden, nie eroberten und weithin berühmten Meherangarh Forts. Ein voll ausgestatteter Palast mit allen Details; reich verziert und mit tollen Ausblicken nach unten auf die „blaue“ Stadt. Hier erfuhren wir ganz nebenbei auch, wie ein Turban gewickelt wird - zwei Herren von der Palastwache waren - natürlich gegen ein Trinkgeld - bereit, ihre Turbane abzunehmen und vorzuführen, wie man die acht bis neun Meter lange Stoffbahn um den Kopf legt. Anschließend wartete ein Erlebnis auf meine Gäste, das sie schon lange haben wollten, sich aber bisher nicht so recht anzugehen trauten: Der Besuch eines traditionellen indischen Marktes - der Jodhpur-Markt ist weithin bekannt - und die Benutzung des originellsten indischen Verkehrsmittels: Per Dreiradtaxi fuhren wir dieses Mal vom Fort in die engen Gassen der Altstadt von Jodhpur und suchten den Markt auf. Der ist bunt und erinnert ein wenig an mittelalterliche Märkte in Europa - bis hin zu den Gauklern und zum Zahnarzt, der auf dem Markt praktiziert und triumphierend alle Zähne ausstellt, die er am Markttag gezogen hat. Übrigens gibt es auf dem Markt von Jodhpur das garantiert beste Lassi in Indien, ein Joghurt Getränk, das hier mit Safran zubereitet wird.

9. Tag: Tempel von Osyan – Wüstenfestung Jaisalmer

Der neunte Reisetag war wieder mit mehr Busfahrt verbunden. Fast zwei Stunden dauerte es, ehe der Besuch der berühmten Tempel von Osyan den ersten Tageshöhepunkt bildete. Schon um 800 n.Chr. sind hier Tempel für den Sonnengott Indra aus rotem Sandstein errichtet worden, aber unser erstes Besuchsziel waren die aktiven Pilgertempel, die zahllose Fotomotive bieten. Anhand der Einrichtungen um die Tempel herum konnten sich unsere Gäste ziemlich genau den Ablauf einer indischen Pilgerfahrt vorstellen. Ein bisschen Zeit blieb in Osyan, wo wir noch einen Jain-Tempel mit zahlreichen Hakenkreuzen als Verzierungen anschauten: Die Swastika ist in Indien ein oft verwendetes Fruchtbarkeitssymbol. Erst durch den Missbrauch durch Hitlers Nazis ist das Symbol in Verruf geraten.
Mittags fuhren wir weiter und erreichten später, nach Toiletten- und Imbiss-Pause die fantastische Wüstenfestung Jaisalmer, Nach dem Check in ins Himmathgarh-Hotel, wo unsere Gäste in burgähnlichen kleinen Bungalows wohnten und das einen herrlichen Hof mit Pool und Blick zum Sonnenuntergang hat, genossen wir das gute Abendessen

10. Tag: Besichtigungen in Jaisalmer

Der zehnte Reisetag brachte eine ausführliche Stadtbesichtigung von Jaisalmer. „Goldene Stadt“ wird sie genannt, denn die gewaltige Festung ist aus honigfarbenem Sandstein errichtet. Mit fast fünfzigtausend Einwohnern in der von den Festungsmauern umgebenen Innenstadt dürfte Jaisalmer die größte bewohnte Festung der Welt sein. Zweihundert Türme und dutzende Meter hohe Mauern umgeben die Innenstadt, die man durch ein beeindruckendes Tore-System erreicht. Nach einer ausführlichen Besichtigung wandten wir uns aber der Neusatadt zu, oder besser gesagt den vorgelagerten Stadtteilen. Die haben etwas ganz einzigartiges, das man so nur selten auf der Welt sehen kann: Äußerst lohnend ist der Besuch der schönsten Havelis. Das sind Kaufmannshäuser mit geschnitzten Fassaden. Kaum jemand kann sich vorstellen, dass sie tatsächlich aus Sandstein sind, sehen sie doch aus wie filigrane Holzschnitzereien. Nachmittags wurde es doch recht warm - da kam die Freizeit am herrlichen sternförmigen Pool des Hotels mit Möglichkeit zu einer Ölmassage gerade recht. Zwar brauchten wir etwas Zeit, um uns über die Zeiten zu einigen, da nicht alle zur gleichen Zeit massiert werden konnten und z.T. unsinnige Forderungen erhoben, aber letztlich waren alle zufrieden. Abends gab es als besonderen Höhepunkt einen Kamelritt - pardon einen Ritt auf dem Dromedar - in die Wüste. Da mehrere Gäste einen Kamelritt für problematisch hielten und ich zugeben musste, dass ich von Ausritten hoch zu Dromedar auch nicht viel halte, organisierte ich mit unserem indischen Reiseleiter für ein paar unserer Gäste und mich zwei Kamelwagen. Das  Ergebnis des Tages war ein vergnüglicher Ritt/Wagentour in die Wüste Thar, das Erlebnis eines herrlichen Sonnenunterganges, eine kleine Gruppe indischer Musiker und Tänzerinnen, die uns bei dem Ereignis unterhielten und schließlich der Genuss von Cola mit einheimischem Rum während um uns herum alle die Fotoapparate klicken ließen. Indien ist etwas ganz Besonderes! Den Tag ließen wir bei einem Abendessen auf der Dachterrasse des Hotels Govindam in Jaisalmer ausklingen.

11. Tag: Weiterreise nach Bikaner – Kamelfarm – Karni–Mata–Tempel

Der elfte Reisetag war - wie fast immer - hauptsächlich ein Bus-Fahr-Tag: Ziemlich weit ist die Strecke nach Bikaner. Am Nachmittag statteten wir unterwegs einer Kamelfarm einen Besuch ab. Rennkamele für die indischen Grenztruppen werden hier gezüchtet und nur etwa zwei Stunden am Tag kann man die Einrichtung, der ein Kamel-Forschungszentrum angeschlossen ist, besuchen,  Wir taten dies - pünktlich eingetroffen - wie immer mit ausführlicher Führung und Verkostung von Kamelmilch. Pünktlich muss man sein, damit man sieht, wie die etwa 400 Kamele der Einrichtung - Mutter- und Jungtiere - gegen 16.00 Uhr von draußen zur Fütterung in  die Farm  kommen.
Für viele unserer Gäste etwas gewöhnungsbedürftig war der anschließende Besuch des „Rattentempels“ der Karni Mata. Etwa zwanzigtausend freilebende Ratten gibt es hier und die Legende sagt, dass sie nach ihrem Tod als Dichter wiedergeboren werden. Die Achtung der Hindus vor allem Leben lässt es nicht zu, dass Ratten ähnlich verachtet werden wie bei uns in Europa. Dennoch ist der Besuch des Karni-Mata-Tempels für uns gewöhnungsbedürftig und wird von den Gästen bereits im Vorfeld viel diskutiert, da manch einer sich vor den Tieren ekelt oder zumindest ihre Anwesenheit unangenehm findet. Dennoch war es so wie bei jeder dieser reisen: zum Schluss siegte die Neugier. Schließlich kann man zu Hause dann recht stolz erzählen, dass man sich in ein Gebäude gewagt hatte, das von Ratten nur so wimmelte.
Übrigens - nur zwei dort lebende Ratten sind weiß und ihr Anblick soll Glück bedeuten. Dann haben wir noch einiges zu erwarten, denn alle unsere Gäste haben die weißen Glücksbringer gesehen!

12. Tag: Devikund – Junargarh Fort – Weiterreise nach Jaipur

Der zwölfte Reisetag begann morgens mit der Besichtigung des Stadtpalastes Junargarh Fort, der aber erst um 10.00 Uhr öffnet. Um schon vorher die Zeit zu nutzen, haben wir erst noch die berühmte Begräbnisstätte Devikund mit zahlreichen Cenotaphen (baldachinartige Gebäude, errichtet auf Plattformen auf den ehemaligen Verbrennungsplätzen verstorbener Herrscher oder Adeliger) besucht. Anschließend ging es dann zum Junargarh Fort mit mehreren herrlichen Palasträumen. Und einem sehr hübschen Innenhof mit verziertem Brunnen. Beim Holifest, an dem alles mit bunter Farbe besprüht oder beworfen wird, saßen hier der Maharadschah und sein Gefolge und sorgten für lebhafte Farbspiele auf dem Hof, indem sie mit Farbbeuteln warfen oder die Damen kleine Spritzpistolen mit farbigem Wasser bekamen…
Nach Besichtigung der schönsten Palastzimmer und der kleinen Ausstellung von Werkzeugen, Miniaturen und vor allem der Fotos aus der Familiengeschichte verließen wir die Stadtfestung und fuhren dann gegen 11.30 nach Jaipur ab. Die Strecke ist doch recht lang, und so gab es heute keine Besichtigungen mehr. Recht spät kamen wir schließlich in Jaipur an.

13. Tag: Elefantenritt und Amber Fort in Jaipur

Der heutige Tag, der dreizehnte unserer Reise, erforderte einen sehr frühen Aufbruch. Nur wenige Stunden dürfen die Elefanten vom Amber-Fort arbeiten und Touristen den steilen Burgberg hinauf befördern - aber gerade der Elefantenritt ist doch einer der Höhepunkte der Reise! Auf dem Weg zum Amber Fort unterbrachen wir zunächst aber die Fahrt für einen Fotostopp am wohl bekanntesten und mit Sicherheit meistfotografierten Gebäude in Jaipur: Der „Palast der Winde“ ist zwar nicht zu besuchen, aber seine Fassade mit hunderten von Fenstern mit filigran in roten Sandstein gearbeiteten Sichtblenden ist wunderschön und weltbekannt. Zahllose Händler wissen um die morgendlichen Fotostopps - denn nur dann ist das Licht zum Fotografieren besonders günstig - und stehen mit allerlei Krimskrams bereit, um die Gunst der Stunde und den erhofften Kaufwillen der vielen hier für einen Moment versammelten Touristen zu nutzen. Ins Bild passen auch die Schlangenbeschwörer die hier, vor dem Palast der Winde, gern mit ihren tanzenden Kobras fotografiert werden und dabei die besten Trinkgelder des Tages bekommen.
Danach fuhren wir ein Stück weiter und stellten uns an - ganz beachtlich war die Schlange der auf den Elefantenritt wartenden Touristen. Da aus Sicherheitsgründen immer nur noch zwei Personen (statt früher vier) auf dem Podest Platz nehmen dürfen, das auf den Elefantenrücken gebunden ist und auf dem die Touristen den etwa zehn- bis zwölfminütigen Weg hoch zum Palast schaukeln, Für viele ist das vielleicht der einzige Kontakt mit einem Elefanten in Indien, die man übrigens in Südindien häufiger sieht. Unterwegs stehen Händler nicht nur bereit, um letzte Reiste des Kaufwillens zu aktivieren und reichen im Erfolgswall die Einkäufe - selbstgemachte Puppen, Bilder, Hüte, T-Shirts oder kleine Schnitzereien , per Stange dem Käufer auf den Elefanten hoch und zahlreiche Fotografen stehen auf den Mauern, um den Touristen später, nach Besichtigung der Burg Fotos zu präsentieren, auf denen diese „hoch zu Elefant“ sitzen.
Der Besuch des beeindruckenden Amber-Forts geriet wiederum zu einer Show altindischen Kunsthandwerks. Nicht nur die wundervollen Malereien bereits an den Außenwänden des einen Palastes, die herrlichen Verzierungen durch Malerei, Nischen oder geschickt eingesetzte Spiegelscherben fanden wie immer ein begeistertes Publikum. Mit Hilfe von fließendem Wasser, geschickt aus kühlen Kellerräumen nach oben gepumpt oder von Dienern getragen, das auf dem Weg nach unten über Rampen, durch Kanäle geleitet, zwischendurch zersprüht oder über fein gewebte Tücher geleitet wurde, die man dann fächelnd in Bewegung setzte wurden, gelang den Architekten des 16. und 17. Jahrhunderts die Meisterleistung, dass in der Hitze Rajasthans der Palast als „kühl“ galt. Diese historischen Kühltechniken begeistern die Besucher des Amber-Forts immer wieder … . Nach der Rückfahrt nach Jaipur und einem Mittagsimbiss in einem kleinen Restaurant setzten wir das Programm mit Besuch des berühmten Steinernen Observatoriums „Jantar Mantar“  fort. Maharadscha Jai Singh ließ hier nach 1728 einige Geräte zur Beobachtung von Sonne, Mond und Gestirnen errichten, die es - obwohl monumental aus Stein errichtet - an Genauigkeit selbst mit heutigen Präzisionsinstrumenten aufnehmen könnten. So geht die größte Sonnenuhr der Welt - mit einem 32 m hohen begehbaren Turm als Zeiger - immerhin auf zwei Sekunden genau! Obwohl wir schon recht müde waren, ergab sich doch noch die Besichtigung des Stadtpalastes, in dem heute der Maharadscha von Jaipur noch immer wohnt. Der größte Teil seines Prunkbaues ist aber zu besichtigen und enthält neben einer Bilder- und Miniaturausstellung und einem Textilmuseum eine sehenswerte Kollektion historischer Waffen. Das Abendessen nahmen wir heute in einem renommierten Restaurant in Jaipur ein, zu dem wir noch eine interessante Folkloredarbietung als abschließendes Extra organisieren konnten.

14. Tag: Fahrt nach Delhi

Mit dem vierzehnten Tag, so sehen es die Gäste zumeist, begann schon fast die Heimreise. Der Weg nach Delhi ist zwar fast genauso lang wie von Ara, aber die Straße ist größtenteils besser ausgebaut und ermöglicht rascheres Fortkommen. So waren wir bereits am frühen Nachmittag in Indiens Hauptstadt zurück und konnten nach einem guten Imbiss noch die letzten Sehenswürdigkeiten ansehen.


Es war einst Indiens höchstes Bauwerk, das gewaltige, 72 m hohe Minarett der Qtab-Moschee, die als eine der ersten des Sultanats Delhi schon im 13. Jahrhundert von den damaligen Sultanen errichtet wurde. Eindrucksvoll ragt der reichverzierte Bau aus rotem Sandstein an den Himmel, aber seine Bekanntheit wird in den Schatten gestellt von der unscheinbaren, nur wenige Meter hohen Eisensäule, die in seinem Hof inmitten einer kleinen Umzäunung steht. Obwohl angeblich aus reinem Eisen und obwohl sie seit Jahrhunderten von Jahren hier steht, weist sie keinerlei Spuren von Erosion oder Rost auf. Vielen Wissenschaftlern war das Anlass zu Spekulationen, Autoren wie Erich von Däniken mutmaßten sogar, ihr Material sei außerirdisch. Auf jeden Fall sahen wir zum Schluss noch die nichtrostende Eisensäule von Delhi.
Anschließend fuhr uns der Bus zu einer kleinen Tour durch das Regierungsviertel. Obwohl normalerweise streng bewacht, konnten wir kurz aussteigen und aus der Entfernung Bilder von Parlament, Präsidentenpalais und Regierungsplatz machen. Der letzte Stopp ging dann zum India Gate, wo allabendlich eine Art Volksfest zehntausende Inder zusammenführt - hier wird flaniert, hier geht  man mit den Kindern spazieren, die vielleicht eine kleine Süßigkeit oder ein kleines Spielzeug bekommen, hier wird noch einmal die ganze Vielfalt Delhis deutlich.
Etwas wehmütig mussten auch wir Abschied von Indien nehmen. Zum Abendessen gab es noch einmal eine Probe der herrlichen indischen Küche - die fast nirgendwo wirklich so aufregend schmeckt wie hier im Ursprungsland.  Unser treuer Reiseleiter Bharani nahm Abschied von uns, am nächsten Morgen würde uns noch ein Vertreter unserer Reiseagentur Scenic Journeys begleiten.

15. Tag: Heimflug von Delhi

Und dann, nach der letzten Nacht in Delhi und der Fahrt zum Flughafen ging es wirklich mit der Reise zu Ende - nach der Verabschiedung des Agenturvertreters, dem Check in und der Wartezeit auf dem neugebauten Flughafen von Delhi bestiegen wir am fünfzehnten Tag der Reise unsere Lufthansa-Maschine und waren nachmittags wieder an  unseren Ausgangsorten.
Nach einer solchen Reise ist man immer ein wenig erschöpft, aber auch etwas wehmütig, denn Indien wird niemand vergessen. Mir bleiben der Trost und die Freude, dass ich die nächste Reise wieder begleiten werde - vielleicht sehe ich dabei Bharani wieder, mit dem die Zusammenarbeit eine große Freude war.
Und den Reisegästen bleibt der Trost, dass es bei Eberhardt Travel ja noch eine „Richtig-Reisen“-Studienreise nach Indien gibt - mit Taj Mahal, der Festung Gwalior, der Kleinstadt Orcha, den heiligen Städten Allahabad und Varanasi, mit Mumbai und der großen Vielfalt Südindiens …Vielleicht überlegen sie ja schon, wann sie wieder nach Indien kommen ...

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