Reisebericht: Wanderreise Irland und Nordirland – Natur und Kultur erleben

04.07. – 16.07.2016, 13 Tage Rundreise mit mehr Bewegung in der Natur: Dublin – Navan Fort – Giant's Causeway – Glenveagh–Nationalpark – Connemara–Nationalpark – Aran–Inseln – Burren – Cliffs of Moher – Ring of Kerry – Wicklow Mountains (58,5 Wanderkilometer)


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Mit seinen Hügeln, Seen, grünen Feldern und Wiesen, Burgen, Schlössern und Klosterruinen übt Irland eine geradezu magische Anziehungskraft aus.
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

04.07.2016 – Flug nach Dublin und Stadtrundfahrt

Um 9 Uhr treffen wir uns auf dem Flughafen Berlin-Tegel um gemeinsam unsere Reise auf die „Grüne Insel" anzutreten. Mit etwas Verspätung landen wir nach einer Flugzeit von ca. 2 h in der irischen Hauptstadt Dublin. Erste Überraschung: die Sonne scheint (noch)! Wir werden von unserem Busfahrer freundlich begrüßt und zum Hotel „Jury's Inn Christchurch" im Stadtzentrum gebracht. Auf der kurzen Fahrt können wir schon einen kleinen Eindruck gewinnen und sehen z. B. die Samuel Beckett Bridge und fahren am Trinity College vorbei. Im Hotel angekommen beziehen wir unsere Zimmer und treffen uns nach einer kurzen Erfrischungspause zur Stadtrundfahrt. Unserem Stadtführer John ist die Begeisterung für seine Stadt wirklich anzumerken. Wir sehen u. a. den Phoenix Park mit dem Amtssitz des irischen Präsidenten, die Guinness Brauerei und die St Patrick's Cathedral. Bei einer Führung über das Gelände des Trinity College werden wir von einem kurzen, heftigen Regenschauer überrascht. Somit hat uns das irische Wetter gleich am ersten Tag alle seine Facetten demonstriert und auf die nächsten gut zwei Wochen erfolgreich eingestimmt. Nach der Rückkehr ins Hotel bleibt noch etwas Zeit die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Das Abendessen bietet uns dann endlich die Gelegenheit unsere Mitreisenden etwas ausführlicher „zu beschnuppern" (und den ersten von vielen Schokoladenkuchen zu genießen). Einige Gäste lassen es sich nicht nehmen nach dem langen Tag anschließend noch durch die Pubs zu ziehen - Hut ab!

05.07.2016 – Monasterboice – Hill of Slane – Brú na Bóinne – Letterkenny

Schon am nächsten Morgen verlassen wir Dublin wieder, denn auf dieser Reise zieht es uns vor allem hinaus in die Natur! Zunächst aber begrüßen wir Diane, die uns bis zum Ende als Fahrerin immer sicher ans Ziel bringen und auch unsere Wanderungen begleiten wird. Unser erstes Ziel sind die Ruinen von Monasterboice, vor allem bekannt für die drei Hochkreuze. Mit 7,10 m ist das sog. Westkreuz sogar das höchste Kreuz in Irland. Diese Kreuze dienten nicht zur Verzierung von Grabstätten, sondern den Klosterbewohnern vor allem als Sammelpunkt. Mit Hilfe der eingemeißelten bildhaften Darstellungen erklärten die Mönche der des Lesens und Schreibens nicht mächtigen Bevölkerung die biblischen Geschichten. Die Friedhöfe der längst verfallenen alten Klöster werden übrigens immer noch genutzt, solange die Familien noch existieren. Anschließend fahren wir zum Hill of Slane, auf dem der irische Nationalheilige St. Patrick das erste Osterfeuer Irlands entzündete und so den in der Nähe wohnenden Hochkönig von Tara sehr erzürnte. Für St. Patrick ging die Geschichte glimpflich aus, da der oberste Druide des Hochkönigs zum Christentum konvertierte. Wir fahren weiter ins Boyne Valley. Hier fand im Jahre 1690 die Schlacht am River Boyne statt, deren Ausgang nicht nur das Schicksal Irlands, sondern der gesamten britischen Inseln, nachhaltig bestimmte. Die Truppen des protestantischen englischen Königs Wilhelm III. von Oranien schlugen hier in diesem Tal die Armee des abgesetzten katholischen Königs Jakob II. und vernichteten damit auch die Hoffnungen der mehrheitlich katholischen irischen Bevölkerung auf ein Ende der protestantischen Unterdrückung. Zu allem Überfluss war Jakob II. auch noch der Schwiegervater von Wilhelm.
Heutzutage ist das Boyne Valley aber vor allem für die drei Ganggräber bekannt: Newgrange, Knowth and Dowth. Im Brú na Bóinne Visitor Centre erhalten wir einen Einblick in das Leben der steinzeitlichen Bewohner und Erbauer dieser Anlagen. Dann fahren wir mit zwei Shuttlebussen nach Knowth, zum größten der Dolmen, den wir sogar ganz für uns haben. Bei einer Führung können wir einen Blick in das Innere eines Ganggrabes werfen und später dann den Dolmen auch ersteigen, auf dem sich im 14. Jh. auch eine kleine Ansiedlung befand. Deren Bewohner hatten angeblich keine Ahnung, dass sie auf einem Grabhügel wohnten! In der Cafeteria des Visitor Centre stärken wir uns für die anschließende Busfahrt nach Letterkenny, in das County Donegal, wo wir im „Station House Hotel" für die nächsten drei Nächte Quartier beziehen.

06.07.2016 – Glenveagh Nationalpark

Unsere erste Wanderung steht an! Nach 30 min Fahrt erreichen wir um 9 Uhr den Glenveagh National Park. Das Wetter? Noch ist es trocken. Wir besichtigen zunächst das Glenveagh Castle, erbaut in der Mitte des 18. Jahrhunderts von einem reichen irischen Geschäftsmann und Landspekulanten, John George Adair. Er wollte damit den schottischen Landsitz der Königin, Schloss Balmoral, übertreffen oder zumindest damit konkurrieren. Zumindest die Lage ist traumhaft und man hat einen herrlich Blick über den See. Nicht verwunderlich, dass sich im Laufe der Zeit hier viele bekannte Stars die Klinke in die Hand gaben, z. B. Greta Garbo und Yehudi Menuhin. Wir wandern entlang des Sees durch einen kleinen urtümlichen Wald bis zu einer Hütte, die uns nicht nur vor dem einsetzenden Regen Unterschlupf bietet, sondern auch Gelegenheit für eine Mittagspause. Zurück am Schloss gibt es noch die Gelegenheit für einen Abstecher zum höher gelegenen Aussichtspunkt und eine Besichtigung der wunderschönen Gartenanlagen. Auch das kleine Café sieht sehr einladend aus und hat sogar Schokoladenkuchen im Angebot. Zurück zum Visitor Centre geht es entweder mit dem Shuttlebus oder zu Fuss. Auf dem Rückweg nach Letterkenny machen wir noch einen kurzen Umweg und halten an einem malerischen Sandstrand kurz hinter Dunfanaghy.

07.07.2016 – Derry – Mussenden Temple – Bushmills Distillery – Giant's Causeway

Den heutigen Tag werden wir in Nordirland verbringen. Bei einem Spaziergang auf der Stadtmauer in Derry können wir uns in die Geschichte dieser Stadt hineinversetzen. Vor allem die erfolglose Belagerung durch die Truppen Jakobs II. 1689 und der Nordirlandkonflikt haben ihre Spuren im kollektiven Gedächtnis der Stadtbewohner hinterlassen. Wir blicken auf die Bogsides, die Stadtviertel, in welche die irisch-katholische Bevölkerung während der Neubesiedelung durch protestantische Kaufleute und Händler Mitte des 17. Jahrhunderts zwangsumgesiedelt wurde. Noch heute finden sich Parolen und Malereien an den Wänden der Häuser und zeugen von der Zeit der „Troubles", den bewaffneten Kämpfen zwischen Protestanten und Katholiken, die erste 1998 mit dem Karfreitagsabkommen ihr offizielles Ende fanden. Nächster Stopp ist der Mussenden Temple, gefährlich nah an den Klippen gebaut. Gebaut im Andenken an die Cousine des Bischofs Hervey, Frideswide Mussenden, mit welcher der Bischof ein Verhältnis unterhielt, sollte der Tempel als Bibliothek des naheliegenden Bischofspalastes dienen. Während vom Palast heute nur noch die Grundmauern stehen, hat man vom Tempel aus einen herrlichen Blick auf die Klippen und den Strand. In Bushmills besuchen wir als nächstes die Old Bushmills Distillery. Die Eigentümer brennen auf der Grundlage einer Lizenz, die bereits im Jahre 1608 vom König erteilt wurde, und damit die älteste Lizenz Irlands ist. Vermutlich wurde sie an ein Vorgängerunternehmen ausgestellt, denn die Brauerei in Bushmills existiert erst seit 1728. Nachdem wir während der Führung gelernt haben, wie das Wasser des Lebens hergestellt wird, darf eine Kostprobe natürlich nicht fehlen. Nur wenige Minuten von Bushmills entfernt befindet sich der Giant's Causeway. Der Legende nach wurde er vom Riesen Finn McCool (was für ein Name) erbaut um einen Rivalen in Schottland erreichen zu können. In Wirklichkeit handelt es sich um Magma, das vor 60 Millionen Jahren durch Erdspalten nach oben gedrückt wurde und langsam abkühlte. Dabei entstanden die ca. 40.000 Basaltsäulen mit meist sechseckigem Querschnitt.

08.07.2016 – Drumcliff – Knocknarea – Westport

Wir verlassen das County Donegal und beginnen unsere Reise entlang der Westküste gen Süden. Unser erster Stopp ist der Friedhof von Drumcliff, unterhalb des Tafelberges Ben Bulben gelegen, der sich am Morgen noch etwas ziert und in Wolken einhüllt. Auf dem Friedhof befindet sich das Grab des irischen Schriftstellers William Butler Yeats, der im Jahr 1923 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Der Grabstein selbst ist recht unscheinbar und vor allem für seine von Yeats selbst gewählte Inschrift bekannt: „Cast a cold Eye / On Life, on Death / Horseman pass by" (Werfe einen kalten Blick / Auf Leben, auf Tod / Reiter und dann zieh weiter). Die kleine Steinkirche des Friedhofs ist da mit ihren Buntglasfenstern und einem riesigen Fliesengemälde zumindest optisch attraktiver und einen Blick ins Innere wert. Das Wetter verschont uns heute mit Regen und so wagen wir den Aufstieg auf den Knocknarea unweit von Sligo. Auf dessen Gipfel befindet sich ein riesiger Steinhaufen, von dem man sagt, dass er das Grab der Kriegerkönigen Maeve sein soll. Der Ben Bulben hat inzwischen seine Scheu verloren und lüften seinen Wolkenmantel. Wir umrunden das Grab einmal und blicken hinunter in das grüne Tal und auf den Atlantik, der sich majestätisch vor uns erstreckt. Ein Besuch in Westport rundet unser Tagesprogramm ab. Wir haben Gelegenheit gemütlich einen Kaffee zu trinken und Proviant für das Wochenende zu kaufen. Am Abend erreichen wir unser Hotel in Leenane, dass sich direkt am Killary Harbour befindet, dem einzigen Fjord Irlands. Schokoladenkuchen gibt es zwar nicht, doch wir können nun nachvollziehen warum unser Reiseleiter Ralf schon die ganze Reise über von der Crème Brûlée geschwärmt hat.

09.07.2016 – Aran Islands – Inishmore

In der Bucht von Galway liegen die Aran Islands. Die größte der drei Inseln, Inishmore, ist unser heutiges Ausflugsziel. Wieder ein banger Blick auf den Wetterbericht: kein Regen. Wir starten nach dem Frühstück in Richtung Rossaveel, wo wir die Fähre nach Kilronan besteigen. 45 Minuten dauert die Überfahrt. Ein bisschen springt das Boot schon auf und ab auf den Wellen. Wir bleiben da lieber unter Deck. Unsere Wanderung führt entlang der Nordküste. Zunächst laufen wir entlang der kaum befahrenen Straße bis wir auf einen Feldweg abbiegen. Unterwegs besichtigen wir kurz Kirians Kapelle, die Überreste einer kleiner Kirche, welche St. Kirian, Gründer von Clonmacnoise, gestiftet haben soll. Die Mittagspause machen wir am Seal Viewpoint. Und tatsächlich: immer wieder tauchen die Köpfe von Seehunden aus dem Wasser auf und beäugen uns misstrauisch. Als das Wasser immer mehr zurückgeht, beginnt der geräuschvolle Kampf um die besten Liegeplätze auf den Felsen. Seehunde haben halt keine Handtücher. Wir setzen unsere Wanderung fort und erreichen schließlich unser Ziel: Dun Aengus. Wenig ist von den Erbauern des alten Ringforts bekannt. Wie lebten sie? Vor wem versuchten sie sich hier zu schützen? Auch der ursprüngliche Name des Bauwerks ist unbekannt. Dun Aengus heißt es erst seit dem 20. Jahrhundert. Das halbkreisförmige Fort wird an der offenen Seite nur vom Meer begrenzt. 100 m geht es in die Tiefe. Wer mutig genug ist, kann auf dem Bauch liegend hinunter in den Abgrund schauen und sehen, wie die tosenden Wellen gegen die Klippen schlagen. Vom Besucherzentrum werden wir mit zwei Kleinbussen zur Fähre gebracht und kehren über Rossaveel in unser Hotel in Leenane zurück, wo schon das Abendessen auf uns wartet.

10.07.2016 – Connemara National Park – Kylemore Abbey – Gort

Die für heute geplante Wanderung entlang des Killary Harbour, des einzigen Fjords Irlands, fällt buchstäblich ins Wasser. Stattdessen fahren wir in den Connemara National Park, wo wir das Torfmuseum besichtigen, viele interessante Details über die Torfproduktion erfahren und einen Einblick in das kärgliche Leben der Bauern im 19. Jahrhundert erhalten. Als der Regen kurz aufhört, wagen wir doch noch eine kleine Wanderung durch den Nationalpark. Allein, der Wettergott spielt uns einen Streich. Auf halber Strecke öffnet der Himmel wieder alle Schleusen. Mit geradezu stoischer Gelassenheit kämpfen wir uns zum Visitor Centre zurück. Nach einer kurzen Mittagspause verlassen wir den Park und fahren zur Kylemore Abbey, der wahrscheinlich bekanntesten Sehenswürdigkeit Connemaras. Ursprünglich ab 1867 von Mitchell und Margaret Henry als Schloss erbaut, kauften die Benediktinerinnen 1920 das Gebäude und zogen mit ihrer Abtei hierher um. Das internationale Mädcheninternat der Abtei musste 2010 aus ökonomischen Gründen geschlossen werden und nun steht die Kylemore Abbey ganz im Zeichen des Tourismus. Wie auch Glenveagh Castle liegt das Hauptgebäude malerisch an einem See. Die neugotische Kirche, das Hauptgebäude und auch ein alter viktorianischer Garten können besichtigt werden. An der Stadt Galway vorbei fahren wir weiter nach Gort und checken für zwei Nächte im Lady Gregory Hotel ein.

11.07.2016 – Kilmacduagh Abbey – Kilfenora – Burren Way – Doolin – Poulnabrone Dolmen

An der Kilmacduagh Abbey machen wir heute den ersten Halt. Der Rundturm dieser Klosterruine gilt auch als der schiefe Turm von Irland, da er etwas außer Lot steht. Er ist mehr als 30 m hoch und sein einziger Eingang befindet sich in einer Höhe von ungefähr 7 m. Über typisch irische enge, von Steinmauern und Hecken gesäumte Straßen geht es weiter nach Kilfenora. In den Überresten der kleinen Kathedrale des Ortes finden sich noch einmal ein paar schöne Hochkreuze mit christlichen und alten keltischen Motiven. In der Nähe des Ballinalacken Castle befindet sich der Ausgangspunkt unser heutigen Wanderung, die uns durch den Burren führen wird, eine einzigartige Karstlandschaft, in der sich sowohl mediterrane als auch arktische Pflanzen wohlfühlen. Von hier aus hat man auch eine gute Aussicht auf die Aran Islands - zumindest theoretisch. Denn wir wandern heute die meiste Zeit über mitten durch eine Regenwolke, die sich langsam von der Küste her über die karge Landschaft schiebt. Und tatsächlich sieht man in die Pfützen keine Regentropfen fallen (der Wetterbericht stimmte also). Wir allerdings werden trotzdem nass, bevorzugt an der dem Wind zugewandten Seite. Doch wir nehmen es mit Humor, laufen etwas schneller und sehen in unseren Regencapes ein bisschen aus wie die sieben Zwerge. Und ein bisschen fühlt man sich durch die Landschaft und die Atmosphäre tatsächlich auch wie in eine alte irische Sage oder ein Märchen hineinversetzt. Am Ende werden wir für unseren Einsatz belohnt, denn beim Abstieg ins Tal eröffnet sich uns eine herrliche Sicht. Um uns innerlich ein bisschen aufzuwärmen halten wir in Doolin und genießen im Pub einen echten Irish Coffee. Unser zügiges Tempo während der Wanderung erlaubt uns außerdem noch einen Abstecher zum Poulnabrone Dolmen, den Überresten eines Keilgrabes aus der Jungsteinzeit, erbaut zwischen 3800 und 3200 v. Chr. Zum Abschluss des Tages lässt sich auch die Sonne wieder blicken und lacht uns noch einmal herzlich zu.

12.07.2016 – Cliffs of Moher – Lartigue Monorail – Tralee

Neben dem Giant's Causeway sind die Cliffs of Moher sicher DIE Hauptattraktion in Irland. Beindruckend erheben sich die Klippen bis zu 200 m in die Höhe - bzw. in die Tiefe, denn wir schauen wieder einmal von oben hinab in das tosende Meer unter uns. Unglaublich viele Vögel nisten auf, in, über und unter den kleinen Felsvorsprüngen und „Höhlen" der Klippen. Wer ein Fernglas mithat, kann sogar Papageitaucher sehen! Und das sogar bei strahlendem Sonnenschein! Heute sehen wir auch die drei Aran Islands in der Ferne, deren Anblick uns gestern noch verwehrt wurde. Selbst die Klippen bei Dun Aenghus lassen sich mit bloßem Auge ausmachen. Nach einem Photostopp am Spanish Point überqueren wir mit der Fähre den Shannon, den mit 370 km längsten Fluss Irlands. In Listowel wartet dann eine Kuriosität auf uns: die Lartigue Monorail. Es handelt sich um eine Einschienenbahn (d. h. das Gewicht lastet nur auf einer Schiene) mit zwei Stabilisierungsschienen. So ergibt sich ein A-förmiger Querschnitt der Gleiskonstruktion. Die ursprüngliche Strecke war 10 Meilen lang und verband Listowel mit dem Strand in Ballybunion. Heute existiert auf einem Museumsgelände nur noch ein kleiner Abschnitt der ursprünglichen Strecke, die während des irischen Bürgerkriegs stark beschädigt und deshalb aufgegeben wurde. Mit viel Freude und Enthusiasmus werden wir von den Mitarbeitern durch das Gelände und das Museum geführt und dürfen zum Abschluss sogar mit der restaurierten Eisenbahn fahren. Ein sicher nicht alltägliches Erlebnis, das im Laufe des Abends noch für viele Gespräche sorgen wird. Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir dann das „Brandon Hotel" in Tralee. Nach dem Abendessen besuchen die meisten Gäste die Vorstellung „Fadó Fadó" im Siamsa Tire Irish Folk Theater mit vielen traditionellen gälischen Volksweisen und - natürlich - auch vielen Tanzeinlagen.

13.07.2016 – Muckross Park – Ring of Kerry

Das Wetter hält und so machen wir uns nach dem Frühstück frohen Mutes auf den Weg. Zunächst besichtigen wir den Muckross Park im Killarney Nation Park und bewundern die wunderschönen Bäume und Pflanzen. Vor allem das riesige Mammutblatt und die vielen Rhododendren haben es den Gästen angetan. Danach starten wir auf den „Ring of Kerry", d. h. wir werden die Iveragh-Halbinsel einmal komplett umrunden. Dabei genießen wir nicht nur die Aussicht auf das Meer, sondern auch auf den höchsten Berg Irlands, den 1041 m hohen Carrantuohill. In Killorglin ist unser erster Zwischenstopp. Jedes Jahr im August findet hier das Volksfest „King Puck Fair" statt, bei dem ein wild lebender Ziegenbock gefangen, auf dem Marktplatz in einen Käfig gesperrt und zum König des Festes erhoben wird. Er wird während der Feierlichkeiten fürstlich bewirtet und anschließend wieder in die Freiheit entlassen. Ob es jemals einen Ziegenbock gegeben hat, der sich im darauffolgenden Jahr freiwillig erneut hat fangen lassen, ist jedoch nicht bekannt. Wir durchqueren Cahersiveen und halten am Cahergall Ringfort, dessen mächtige Mauern wir sogar erklimmen können. In der Mittagspause in Waterville wandern wir auf den Spuren von Charlie Chaplin, der hier gerne seinen Urlaub verbrachte. Auf dem Weg zum Coomakista Pass können wir dank des herrlichen Wetters in der Ferne die hoch aufragenden Felsen von Skellig Michael sehen. Auf diese Insel hat sich Luke Skywalker ins Exil zurückgezogen. In der Nähe von Moll's Gap liegt die Kissane Sheep Farm. Bei einem Besuch beobachten und lernen wir nicht nur, wie ein Schäfer mit seinen Hunden die Herde zusammentreibt, sondern schauen auch beim Scheren eines Schafes zu. Unglaublich, wieviel Wolle so ein einzelnes Schaf mit sich herumträgt! Auf dem Rückweg machen wir noch einen Photostopp am Ladies View und können die Seen des Killarney National Park von oben betrachten. In Killarney schließt sich dann der Kreis und wir fahren zurück zu unserem Hotel in Tralee.

14.07.2016 – Blarney Castle – Cork – Newtonmountkennedy

Heute liegt eine lange Wegstrecke vor uns. Über Blarney und Cork geht es von der West- wieder an die Ostküste Irlands. Blarney Castle ist besonders für den Stein der Beredsamkeit bekannt, den man der Legende nach auf dem Rücken liegend küssen muss, um diese Gabe zu erlangen. Natürlich wird man dabei von Mitarbeitern gesichert, denn es geht vom Turm aus schon ein ganzes Stück nach unten... Wer über die Gabe bereits verfügt, sollte sich die Zeit lieber in der weitläufigen Parkanlage vertreiben. Hier gibt es u. a. einen Hexenstein, einen Giftgarten und eine Wunschtreppe zu entdecken. Die am besten gesicherten Pflanzen im Giftgarten sind übrigens drei Hanfpflanzen... Es geht weiter nach Cork. Die drittgrößte Stadt Irlands ist eine sehr quirlige Stadt. Die Straßen sind mit Menschen und den Klängen und Gesängen vieler Straßenmusiker. Von Rap bis zu Folk und Rock ist hier alles dabei. Wir besichtigen gemeinsam den English Market, in dem es eine Vielzahl an Delikatessen zu bewundern und/oder erwerben gibt - sogar Bratwurst. (Und Schokoladenkuchen!) Bekannt ist Cork auch für seinen Hafen Cobh, letzter Stopp der Titanic auf dem Weg nach Amerika. Über die Autobahn fahren wir an Cashel vorbei Richtung Dublin, wo wir gen Süden in die Wicklow Mountains abbiegen und mit dem „Parkview Hotel" im kleinen Örtchen Newtonmountkennedy unsere letzte Unterkunft dieser Reise erreichen.

15.07.2016 – Glendalough National Park – Powerscourt Gardens

Der vorletzte Tag stellt in gewisser Weise noch einmal eine Zusammenfassung unserer Reise dar, sowohl was das Wetter als auch unsere Ausflugsziele anbelangt. Auf dem Programm stehen unsere letzte Wanderung, der Besuch einer alten Klostersiedlung und ein Spaziergang durch eine Parkanlage. Los geht es im Glendalough National Park. Von Fiona werden wir nach einer kurzen Filmvorführung durch die frühchristliche Anlage geführt, die im 6. Jh. von St. Kevin gegründet wurde. Wir sehen noch einmal einen Rundturm, die Ruinen der Kathedrale und die kleinere, zweistöckige Kirche, genannt Kevin's Kitchen. Hier dürfen wir sogar mit einer Gesangseinlage die Akustik testen. Die anschließende Wanderung entlang des Lower und des Upper Lake führt uns bis zum ehemaligen Miner's Village, den Überresten einer längst geschlossenen Bleimine. Nun hat uns auch der Regen wieder eingeholt, doch es lässt sich aushalten. Wir laufen am Ufer entlang zurück zum Upper Lake, wo wir bei Tee und Kaffee unsere Mittagspause einlegen. Am Nachmittag fahren wir zum Powerscourt Estate, dessen Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht, und besichtigen die Powerscourt Gardens, eine der schönsten Parkanlagen in Irland. Die Wolken verziehen sich sogar im Laufe unseres Aufenthalts und wir haben Gelegenheit die Anlagen bei strahlendem Sonnenschein zu bewundern.

16.07.2016 – Dublin – Rückflug nach Deutschland

Kurz nach 4 Uhr morgens verabschieden wir uns von unserem Hotel und den (immer) noch feiernden Gästen der Hochzeitsgesellschaft vom Abend zuvor. Unser Hotel hat uns ein Breakfast-to-go zusammengestellt, so dass wir die Heimreise nicht mit leerem Magen antreten müssen. Der Abschied von Irland fällt nicht leicht. Wir bedanken uns noch einmal bei Diane und wünschen ihr alles Gute. Überpünktlich landen wir in Berlin-Tegel, wo es nun endgültig heißt Abschied voneinander zu nehmen und Danke zu sagen für die schöne gemeinsame Zeit in Irland.
Ich freue mich sehr darauf Sie bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-Reise begrüßen zu dürfen.
Herzlichst, Ihr
Andreas Wolfsteller

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht