Reisebericht: Wanderreise Irland und Nordirland – Natur und Kultur erleben

08.08. – 20.08.2016, 13 Tage Rundreise mit mehr Bewegung in der Natur: Dublin – Navan Fort – Giant's Causeway – Glenveagh–Nationalpark – Connemara–Nationalpark – Aran–Inseln – Burren – Cliffs of Moher – Ring of Kerry – Wicklow Mountains (58,5 Wanderkilometer)


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Wer in Deutschland würde einem glauben, dass man auf der oftmals verregneten grünen Insel auch bei 26 °C und strahlendstem Sonnenschein mit einem Eis in der Hand am Strand spazierengehen kann? Doch Irland ist immer wieder für eine Überraschung gut.
Natürlich kann es aber auch einfach daran liegen, dass ich ausschließlich mit Engeln gereist bin.
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

08.08.2016 – Flug nach Dublin und Stadtrundfahrt

Unser Ausflug nach Irland beginnt entweder auf dem Flughafen Berlin-Tegel oder dem Flughafen Frankfurt (Main). Mit der Mehrzahl meiner Gäste treffe ich mich um 9 Uhr in Tegel. Check-In, Sicherheitskontrolle, Boarding - die Zeit vergeht schnell. Fuer zwei meiner Gäste ist es sogar der erste Flug überhaupt und sie sind dementsprechend aufgeregt. Auch wenn es für mich bereits der 13. Flug in diesem Jahr ist, kann ich gut nachvollziehen, was in ihnen vorgeht, als der Pilot die Turbinen auf volle Leistung hochfährt und wir in unsere Sitze gepresst werden. Nach ca. 2 h landen wir bereits bei strahlend blauem Himmel in der irischen Hauptstadt Dublin. Die Maschine aus Frankfurt hat ein bisschen Verspätung, aber wir finden uns alle schnell zusammen und nach kurzer Suche auch den Bus, der uns zum Hilton-Hotel in der Innenstadt bringt. Im Stadtzentrum angekommen gibt es dann doch einen Regenschauer - ich hatte schon vermutet, wir wären auf der falschen Insel angekommen. Aber nein, wir sind richtig, der irische Wettergott zerstreute meine Befürchtungen schnell. Es bleibt ein bisschen Zeit um die Zimmer zu beziehen und sich zu erfrischen, dann beginnt auch schon unsere Stadtrundfahrt. Der Regen hat inzwischen wieder nachgelassen und die Sonne traut sich erneut hervor. Unser Stadtführer John, der eigentlich Anwalt ist, zeigt uns die berühmten georgianischen Stadthäuser, das Oscar-Wilde-Denkmal und die St Patrick's Cathedral. Auch der Innenhof des berühmten Trinity College wird besichtigt. Die Fahrt endet nach zwei Stunden in der Nähe der Grafton Street, der Haupteinkaufsstrasse Dublins. Den Gästen bleiben ungefähr zwei weitere Stunden um ein bisschen durch die Stadt zu bummeln und das geschäftige Treiben auf sich wirken zu lassen. Beim sehr guten Abendessen im Hotel finden wir uns dann wieder zusammen und haben Gelegenheit uns bereits ein bisschen naeher kennenzulernen.

09.08.2016 – Hill of Slane – Brú na Bóinne – Monasterboice – Letterkenny

Doch so richtig beginnt unsere Reise erst am zweiten Tag, denn wir wollen schließlich hinaus in die Natur und vor allem auch wandern! Also verlassen wir Dublin in Richtung Norden, nachdem wir unsere Fahrerin Diane begrüßt haben, die uns bis zum Ende als Fahrerin immer sicher ans Ziel bringen und auch unsere Wanderungen begleiten wird. Wir beginnen mit einem Stopp auf dem Hill of Slane. Hier hat der irische Nationalheilige St. Patrick das erste Osterfeuer Irlands entzündet um den Beginn eines neuen, christlichen Zeitalters einzuläuten. Dies erzürnte allerdings den in der Nähe residierenden Hochkönig von Tara sehr. Ob dies nicht sogar die eigentlich Absicht von Patrick gewesen war, bleibt unter Historikern umstritten. Glücklicherweise nahm die Episode für ihn ein friedliches Ende, denn der oberste Druide des Hochkönigs konvertierte nach vielen Gesprächen zum Christentum. Noch heute wird jedes Jahr zur Erinnerung an dieses Ereignis ein Osterfeuer auf dem Hill of Slane entzündet. Nächster Programmpunkt ist ein Besuch im Boyne Valley. 1690 fand in diesem Tal zwischen dem abgesetzten katholischen englischen König Jakob II. und seinem Schwiegersohn, dem protestantischen Wilhelm III. von Oranien, die Schlacht am River Boyne statt. Nach der erfolglosen Belagerung Derrys waren die Truppen Jakobs II. wieder nach Süden gezogen und wurden in diesem Tal nördlich von Dublin von der protestantischen Streitmacht gestellt und geschlagen. Damit wurden auch die Hoffnungen der mehrheitlich katholischen irischen Bevölkerung auf ein Ende der protestantischen Unterdrückung vernichtet. Unser Ziel sind allerdings die drei Ganggräber im Boyne Valley: Newgrange, Knowth and Dowth. Zunächst erhalten wir im Brú na Bóinne Visitor Centre beim Besuch des Museums und im Rahmen einer Filmvorführung einen Einblick in das Leben der steinzeitlichen Bewohner und Erbauer dieser Anlagen. Vieles bleibt allerdings Spekulation, denn Aufzeichnungen oder gar ein Handbuch zur Entschlüsselung der kunstvoll in die Megalithen gemeißelten Symbole gibt es nicht. Dann fahren wir mit zwei Shuttlebussen nach Knowth, zum größten der Dolmen, den wir ganz für uns allein haben. Bei einer Führung können wir einen Blick in das Innere eines Ganggrabes werfen und später dann den Dolmen auch ersteigen, auf dem sich im 14. Jh. auch eine kleine Ansiedlung befand. Schließlich halten wir noch an den Ruinen von Monasterboice, einer alten Klostersiedlung. Monasterboice ist vor allem für die drei Hochkreuze und die Ruine des Rundturms bekannt. Mit 7,10 m ist das sog. Westkreuz sogar das höchste Kreuz in Irland. Diese Kreuze dienten nicht der Verzierung von Grabstätten, sondern den Klosterbewohnern vor allem als Sammelpunkt und Altar. Mit Hilfe der eingemeißelten bildhaften Darstellungen erklärten die Mönche der des Lesens und Schreibens unkundigen Bevölkerung die biblischen Geschichten. Die Friedhöfe der längst verfallenen alten Klöster werden übrigens immer noch genutzt, solange die Familien noch existieren. Über Monaghan fahren wir anschließend in das County Donegal, ganz im Norden von Irland, wo wir im „Station House Hotel" in Letterkenny für die nächsten drei Nächte Quartier beziehen.

10.08.2016 – Glenveagh Nationalpark

Nur 30 min dauert es mit unserem Bus, bis wir den Glenveagh National Park erreichen. Dort sind wir die ersten Besucher. Nach einer Filmvorführung über die Geschichte des Parks besichtigen wir zunächst das Glenveagh Castle, das in der Mitte des 18. Jahrhunderts von dem reichen irischen Geschäftsmann und Landspekulanten John George Adair im schottischen Baronialstil erbaut wurde. Auf einer kleinen Halbinsel gelegen hatten die Bewohner einen herrlichen Blick über den See. Sogar einen Pool gibt es hier! So wundert es nicht, dass sich hier im Laufe der Zeit viele bekannte Stars die Klinke in die Hand gaben, z. B. Greta Garbo und Yehudi Menuhin. Unsere Hoffnung auf einen Wetterumschwung während des Besuchs erfüllten sich nicht, und so müssen wir unsere erste Wanderung im Regen absolvieren. Das ist aber gar nicht so schlimm, denn so bleiben wir von den fiesen kleinen irischen Mücken, den Midges, verschont. Entlang des Sees wandern wir bis zu einer kleinen Hütte, wo wir unsere Mittagspause einlegen. Eigentlich fehlt dort nur ein Feuer im Kamin um es uns so richtig gemütlich zu machen. Während die meisten Gäste zurück am Schloss aufgrund des Regens in das sehr einladende Café flüchten, mache ich mit ein paar mutigen und ausdauernden Gästen noch einen Abstecher zum Aussichtspunkt. Unten im Garten des Schlosses gibt es heute sogar irische Live-Musik. Auf dem Rückweg nach Letterkenny machen wir noch einen kurzen Abstecher in Richtung Norden. Und als wir an der Sheephaven Bay, an einem malerischen Sandstrand kurz hinter Dunfanaghy ankommen, hat sogar der Regen aufgehört! Ins Wasser hat sich aber trotzdem niemand getraut...

11.08.2016 – Derry – Mussenden Temple – Bushmills Distillery – Giant's Causeway

Unseren vierten Tag verbringen wir in Nordirland. Ein Spaziergang auf der Stadtmauer in Derry lässt uns zunächst tief in die irisch-nordirische Geschichte eintauchen. Es waren vor allem zwei Ereignisse, die das kulturelle Gedächtnis der Stadtbewohner nachhaltig geprägt haben und noch heute das Zusammenleben der teils protestantischen, teils katholischen Bevölkerung bestimmen: einerseits die erfolglose Belagerung durch die Truppen Jakobs II. 1689, andererseits die Zeit der euphemistisch als "Troubles" bezeichneten Periode des Nordirlandkonflikts, der erst 1998 mit dem Karfreitagsabkommen offiziell beigelegt wurde, aber natürlich unter der Oberfläche weiterbesteht. Es bleibt z. B. abzuwarten, welche Folgen der Brexit in Nordirland haben wird. Nachdem ich dann auch den richtigen, leicht versteckten Ausgang aus dem Shopping Centre gefunden habe, können wir unsere Fahrt durch Nordirland fortsetzen. Ein echtes Kleinod ist unser nächstes Ziel: der Mussenden Temple, vom Bischof von Derry, Frederick Hervey, zunächst als Bibliothek des naheliegenden Bischofspalastes errichtet. Gleichzeitig sollte er als Rückzugsort für die verheiratete Schwester seines Cousins, Frideswide Mussenden, dienen, mit welcher der Bischof angeblich ein Verhältnis unterhielt. Leider verstarb sie mit nur 22 Jahren, so dass der Tempel später ihrem Andenken gewidmet wurde. Vom Palast sind heute nur noch die Grundmauern zu besichtigen, doch vom Tempel aus hat man einen atemberaubenden Ausblick auf den Strand und die Klippen. Nun haben wir uns aber eine Pause verdient und vor allem eine Whiskey-Verkostung! Deshalb fahren wir als nächstes die Old Bushmills Distillery an. Deren Eigentümer brennen auf der Grundlage der ältesten Lizenz Irlands, die bereits im Jahre 1608 vom König erteilt wurde. Vermutlich wurde sie an ein Vorgängerunternehmen ausgestellt, denn die heutige Brennerei in Bushmills existiert erst seit 1728. Wir müssen uns noch ein bisschen gedulden, denn bevor wir das Wasser des Lebens selbst probieren können, werden wir erst einmal ausführlich mit dessen Herstellungsprozess vertraut gemacht. Nicht weit von Bushmills entfernt befindet sich dann der Giant's Causeway. Der Riese Finn McCool erbaute ihn der Legende nach um einen Rivalen in Schottland erreichen zu können. In Wirklichkeit handelt es sich natürlich um Magma, das vor 60 Millionen Jahren durch Erdspalten nach oben gedrückt wurde und langsam abkühlte. Dabei entstanden die ca. 40.000 Basaltsäulen mit meist sechseckigem Querschnitt. Wir warten kurz ein paar Minuten im Bus und als wir dann den Eingangsbereich passieren, hat der kurze aber heftige Regenschauer auch schon wieder aufgehört, so dass wir das spektakuläre Panorama, das sich vor uns ausbreitet, ungetrübt geniessen können.

12.08.2016 – Drumcliff – Knocknarea – Westport

Das County Donegal gilt auch als das Alaska Irlands. Zeit also, unsere Zelte in Letterkenny abzubrechen und wieder in Richtung Süden zu ziehen! Am Friedhof von Drumcliff, unterhalb des markanten Tafelbergs Ben Bulben gelegen, machen wir unseren ersten Stopp. Hier befindet sich das Grab des irischen Nationaldichters William Butler Yeats, der im Jahr 1923 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Der schmucklose graue Grabstein kann leicht übersehen werden und ist vor allem für seine von Yeats selbst gewählte Inschrift bekannt: „Cast a cold Eye / On Life, on Death / Horseman pass by" (Werfe einen kalten Blick / Auf Leben, auf Tod / Reiter und dann zieh weiter). Nach einem Blick in die kleine, aber sehr schöne Kirche des Friedhofs tun wir das dann auch - weiterziehen. Schließlich wollen wir an diesem Tag noch ein weiteres und wesentlich größeres Grabmahl besichtigen. Wir erklimmen also den Gipfel des Knocknarea unweit von Sligo. Hier soll die sagenumwobene Kriegerkönigin von Connacht, Maeve, begraben sein, aufrecht, in voller Rüstung, den Blick gen Ulster in Richtung ihrer Todfeinde gerichtet. Das Problem an dieser Legende: Der Cairn auf dem Gipfel des Knocknarea wurde errichtet lange bevor Maeve überhaupt gelebt haben soll (im 1. Jh. n. Chr.) - falls sie denn jemals existierte. Über Irland verstreut gibt es zudem noch viele andere Orte, an denen sie begraben sein soll. Wir genießen trotzdem den Blick auf den Ben Bulben und den Atlantik, ehe uns der raue Wind wieder hinuntertreibt. Beim Abstieg werden wir von einer Herde Schafe verfolgt und fast eingekreist, doch wir können uns alle in den Bus und in die wohlverdiente Mittagspause retten. Ein Besuch in der kleinen Hafenstadt Westport rundet unser Tagesprogramm ab. Wir haben Gelegenheit gemütlich einen Kaffee oder Tee zu trinken und Proviant für das Wochenende zu kaufen. Am Abend erreichen wir unser Hotel in Leenane, dass sich direkt am Killary Harbour befindet, dem einzigen Fjord Irlands. Alle sind sehr begeistert von ihren Zimmern mit Blick auf das Wasser. Auch das leckere, reichhaltige Abendessen lässt nichts zu wünschen übrig (vor allem die Desserts) und so fallen wir alle glücklich und zufrieden in unsere Betten, bereit für ein neues Abenteuer.

13.08.2016 – Aran Islands – Inishmore – Dun Aenghus

Wir werden den ganzen Tag auf Inishmore verbringen, der größten der drei Aran Islands in der Bucht von Galway. Nach dem Frühstück fahren wir nach Rossaveel, wo wir die Fähre nach Inishmore besteigen. Ungefähr 45 Minuten dauert die Überfahrt. Ankunft in Kilronan. Die Sonne lacht und ich bin viel zu warm angezogen. Sind wir noch in Irland? Ein paar ganz mutige Touristen (oder doch Einheimische?) springen sogar in Badehose in das Hafenbecken. Entlang einer kaum befahrenen Straße führt unsere heutige Wanderung entlang der Nordküste. In der Ferne können wir die Berge Connemaras sehen. Während unserer Mittagspause dann doch ein kurzer Schauer. Aber als wir die Regensachen ausgepackt haben ist schon wieder alles vorbei. Neugierig werden wir vom Wasser aus von ein paar Seehunden beäugt. Nach einer halben Stunde Pause setzen wir dann gestärkt unsere Wanderung auf einem Feldweg fort. Unser Ziel ist das alte Steinfort Dun Aenghus, das weithin sichtbar hoch auf den Klippen thront. Über die ursprünglichen Erbauer ist wie so oft in Irland wenig bekannt. Wie lebten sie? Vor wem versuchten sie sich hier oben in der Abgeschiedenheit der Insel zu schützen? Das halbkreisförmige Fort wird an der offenen Seite nur vom Meer begrenzt. An der höchsten Stelle geht es 100 m in die Tiefe. Die mutigen unter uns legen sich auf den Bauch und krabbeln bis ganz an den Rand um einen Blick hinunterzuwerfen. Diesmal kann auch ich mich überwinden und schaue hinab auf die tosenden Wellen, die unten gegen die Felsen schlagen. Nach zwei Stunden Aufenthalt werden wir vom Besucherzentrum mit zwei Kleinbussen zur Fähre gebracht und kehren über Rossaveel in unser Hotel in Leenane zurück, wo schon das Abendessen auf uns wartet.

14.08.2016 – Killary Harbour – Connemara National Park – Kylemore Abbey – Gort

Nach dem Frühstück fahren wir nur ein paar Minuten mit dem Bus zum Ausgangspunkt unserer Wanderung mitten im Nirgendwo. Der Weg führt zunächst an einer Schaffarm vorbei entlang des Killary Harbour. Schon nach einer halben Stunde wähnen wir uns nicht mehr in Irland, sondern in Norwegen. Wir müssen uns ein bisschen durch Pfützen und die Midges hindurchkämpfen, werden aber mit einer atemberaubenden Landschaft belohnt. An der Mündung zum Atlantik wartet unser Bus auf uns. Im Connemara National Park machen wir Mittagspause und besichtigen das Torfmuseum. Es vermittelt sehr anschaulich das beschwerliche Leben der Bauern in Connemara im 19. Jahrhundert. Dann geht es auch schon zur Kylemore Abbey, der wahrscheinlich bekanntesten Sehenswürdigkeit Connemaras. Ursprünglich ab 1867 von der Familie Henry als Schloss erbaut, kauften die Benediktinerinnen 1920 das Gebäude und zogen mit ihrer Abtei aus dem Exil in Belgien hierher um. Das internationale Mädcheninternat der Abtei musste 2010 aus Kostengründen geschlossen werden und nun steht die Kylemore Abbey ganz im Zeichen des Tourismus. Die neugotische Kirche, das malerisch an einem See gelegenen Hauptgebäude und auch ein alter viktorianischer Garten können besichtigt werden. An Galway vorbei fahren wir am späten Nachmittag nach Gort und checken für zwei Nächte im Lady Gregory Hotel ein.

15.08.2016 – Kilmacduagh Abbey – Kilfenora – Burren Way – Doolin – Lahinch Beach

Heute werden wir ausnahmsweise von Tommy gefahren, da Diane ihren gesetzlich vorgeschriebenen Driver's Rest Day einlegen muss. Unser erster Stopp ist der schiefe Turm von Irland, der Rundturm der Kilmacduagh Abbey. Seine Höhe beträgt mehr als 30 m und der Eingang befindet sich 7 m über dem Boden. Die Spitze des Turmes ist ca. 60 cm ausser Lot und merkwürdigerweise besitzt der Glockenturm an der Spitze sechs statt der üblichen vier Fenster. Von der Abtei selbst existieren nur noch Ruinen, aber der Friedhof wird auch hier weiter genutzt. Ueber Kilfenora nähern wir uns weiter dem Burren. In den Überresten der kleinen Kathedrale von Kilfenora finden sich noch einmal ein paar schöne Hochkreuze mit christlichen und alten keltischen Motiven. Hinter dem Ballinalacken Castle befindet sich der Ausgangspunkt unser heutigen Wanderung. Der Burren ist eine einzigartige Karstlandschaft, in der sich sowohl mediterrane als auch arktische Pflanzen wohlfühlen. Es weht ein kräftiger Wind, der uns das Wandern in der sengenden Hitze erträglich macht. Am Himmel ist kaum eine Wolke zu sehen. Und ja, wir sind tatsächlich immer noch in Irland. Man könnte fast meinen, wir machten tatsächlich Sommerurlaub. Die Aran Islands sind bei diesem Wetter natürlich deutlich zu sehen, ebenso die Bucht von Galway und in der Ferne die Cliffs auf Moher. Nach der Wanderung kehren wir in Doolin in einen urigen irischen Pub ein um einen original Irish Coffee zu trinken. Auf der Rückfahrt nach Gort halten wir noch am Lahinch Beach und geniessen bei 26 °C die Sonnenstrahlen, einige von uns sogar bei einem Eis.

16.08.2016 – Cliffs of Moher – Lartigue Monorail – Tralee

Nachdem wir die Cliffs of Moher gestern schon aus der Ferne gesehen haben, schauen wir sie uns heute aus der Nähe an. Bis zu 200 m geht es in die Tiefe. Die vielen Felsvorsprünge und kleinen höhlenartigen Öffnungen der Klippen sind Nistplatz für eine unglaubliche Anzahl von Vögeln, vor allem Möwen. Auch Papageientaucher finden sich hier, jedoch sind wir dafür im August etwas zu spät. Auch von hier aus sind noch einmal die Aran Islands zu sehen, selbst die Klippen bei Dun Aenghus lassen sich mit bloßem Auge erkennen. Am Spanish Point machen wir aus Zeitgründen nur einen kurzen Photostopp. Hier landeten die Überreste der Spanischen Armada und hofften vergeblich auf Hilfe der einheimischen katholischen Bevölkerung. Der Strand sind wirklich sehr einladend aus, doch wir müssen weiter, denn wir wollen 14 Uhr mit der Fähre den Shannon überqueren, den mit 370 km längsten Fluss Irlands. In Listowel besichtigen wir anschliessend die Lartigue Monorail. Es handelt sich um eine Einschienenbahn (d. h. das Gewicht lastet nur auf einer Schiene) mit zwei Stabilisierungsschienen. So ergibt sich ein A-förmiger Querschnitt der Gleiskonstruktion. Die ursprünglich 10 Meilen lange Stecke verband Listowel mit dem Strand in Ballybunion. Es wurden sowohl Personen als auch Lasten und sogar Kühe transportiert. Heute existiert auf einem Museumsgelände nur noch ein kleiner Abschnitt der ursprünglichen Strecke, die während des irischen Bürgerkriegs stark beschädigt und deshalb aufgegeben wurde. Mit viel Freude und Enthusiasmus werden wir von den Mitarbeitern durch das Gelände und das Museum geführt und dürfen zum Abschluss sogar mit der restaurierten Eisenbahn fahren, nachdem wir uns gleichmässig auf beide Hälften der Waggons verteilt haben. Ein sicher nicht alltägliches Erlebnis! Von Tralee aus sind es dann noch etwa 30 min zum "Brandon Hotel" in Tralee. Hier in Tralee sind die Vorbereitungen für das jährliche "Rose of Tralee" Festival in vollem Gange. Bei diesem Wettbewerb wird das schönste Mädchen gekürt, das entweder aus Irland stammt oder irische Vorfahren besitzt. Auch eine Deutsche ist in diesem Jahr dabei. Allerdings ist es kein klassischer Schönheitswettbewerb, denn die Bewerberinnen müssen vor allem auch Singen und Tanzen können. Nach dem Abendessen besuchen die meisten Gäste mit mir das Theaterstueck „Oileán" im Siamsa Tíre National Irish Folk Theatre.

17.08.2016 – Muckross Park – Ring of Kerry

Von Tralee aus fahren wir in den Killarney National Park. Dieser soll Start- und Endpunkt unserer heutigen Reise sein, denn wir werden einmal um die Iveragh-Halbinsel herumfahren. Am frühen Morgen besichtigen wir also als erstes den Muckross Park und bewundern die wunderschönen Bäume und Pflanzen: das Mammutblatt, den Steingarten, den Rosengarten hinter dem Muckross House. Und dann geht es los mit dem sog. "Ring of Kerry". Wir halten kurz in Killorglin an der King-Puck-Statue. Sie erinnert an das Volksfest "King Puck Fair", bei dem ein wild lebender Ziegenbock gefangen, auf dem Marktplatz in einen Käfig gesperrt und zum König des Festes erhoben wird. Während der Feierlichkeiten wird er tatsächlich auch königlich versorgt und anschließend wieder in die Freiheit entlassen. Auf der Weiterfahrt nach Cahersiveen geraten wir in einen heftigen Regenschauer und ich befürchtete für den weiteren Tag das schlimmste. Doch als wir den Geburtsort des irischen Katholikenbefreiers Daniel O'Connell erreichen, hat der Regen merklich nachgelassen. So können wir auch das rekonstruierte Ringfort Cahergal anfahren und dessen mächtige Mauern besteigen. Die Mittagspause machen wir in Waterville, wo wir auf den Spuren Charlie Chaplins wandern, der hier am Atlantikstrand gern seinen Urlaub verbrachte. Auf dem Weg zum Coomakista Pass können wir dann sogar kurz in der Ferne die hoch aufragenden Felsen der beiden Skellig Inseln sehen. Auf Skellig Michael hat sich gerade der Jedi-Ritter Luke Skywalker ins Exil zurückgezogen. Beim Halt am Coomakista Pass haben wir zwar eine herrliche Aussicht, werden aber beim Photographieren vom stürmischen Wind fast emporgehoben und nach Amerika getrieben, und so weit wollten wir heute dann doch nicht reisen. Auf meine Gäste wartet dann noch eine Überraschung. Bei einem Besuch der Kissane Sheep Farm beobachten und lernen wir nicht nur, wie ein Schäfer mit seinen Hunden die Herde zusammentreibt, sondern schauen auch beim Scheren eines Schafes zu. Auf dem Weg zurück zum Killarney National Park machen wir noch einen Photostopp am Ladies View und können die Seen des Parks von oben betrachten. Dann schließt sich nach ein paar weiteren Kilometern der Kreis und wir fahren zurück zu unserem Hotel in Tralee.

18.08.2016 – Blarney Castle – Cork – Newtonmountkennedy

Am Ende des heutigen Tages werden wir Irland einmal von West nach Ost durchquert haben und wieder in der Nähe von Dublin angekommen sein. Zwei Programmpunkte unterteilen allerdings die lange Fahrstrecke, so dass auch die Bewegung nicht zu kurz kommt. Wir besichtigen das Blarney Castle und dessen wunderschöne Park- und Gartenanlagen. Blarney Castle ist besonders für den Stein der Beredsamkeit bekannt, den man der Legende nach auf dem Rücken liegend küssen muss, um diese Gabe zu erlangen. Man wird dabei selbstverständlich von Mitarbeitern gesichert, denn es geht vom Bergfried aus ein ganzes Stück nach unten... Wer über die Gabe der Beredsamkeit bereits verfügt, sollte die Zeit lieber nutzen um den Park zu erkunden. Vielleicht ist das auch die bessere Option, denn der Herr Blarney hat der Legende nach zwar viel geredet, aber inhaltlich wenig gesagt. In der Umgebung der Burgruine verstecken sich u. a. ein Hexenstein, ein Giftgarten und eine Wunschtreppe, die man rückwärts und mit geschlossenen Augen meistern muss. In Cork, der drittgrößten Stadt Irlands, spazieren wir gemütlich zum English Market, in dem es viele Delikatessen zu bewundern gibt, von seltenen Fischarten, über Fleisch- und Wurstwaren, Käse und Pralinen zu meinem persönlichen Favoriten: Schokoladenkuchen! In den Straßen von Cork brummt das Leben und fast an jeder Ecke gibt es Straßenmusiker. Diesmal bleibe ich bei einem gemischten Herrenquartett stehen, die auf ihren Instrumenten irische Folkmusik darbieten. Bekannt ist Cork auch für seinen Hafen Cobh (das ehemalige Queenstown), dem letzten Stopp der Titanic auf ihrer verhängnisvollen Jungfernfahrt nach Amerika. Über die Autobahn fahren wir an Cashel vorbei Richtung Dublin, wo wir dann am Autobahnring gen Süden in die Wicklow Mountains abbiegen.

19.08.2016 – Glendalough National Park – Powerscourt Gardens

Unsere vorletzter Tag beginnt mit viel Regen, ganz so, als müsse uns der irische Wettergott noch einmal versichern, dass wir auch wirklich in Irland sind. Wir hätten es ihm auch so geglaubt. Die Stimmung ist zunächst dementsprechend verhalten, denn wir befürchten, dass unsere letzte Wanderung buchstäblich ins Wasser fällt. Gleichwohl starten wir nach Glendalough. Wir lassen uns viel Zeit mit dem Besuch des Besucherzentrums und schauen uns erstmal ganz in Ruhe einen Film über die Klosteranlagen in Glendalough an. Danach führt uns Fiona durch die frühchristliche Anlage, die im 6. Jh. vom heiligen Kevin gegründet wurde, der angeblich 120 Jahre alt geworden ist. Wir sehen noch einmal einen Rundturm, die Ruinen der Kathedrale und die kleinere, zweistöckige Kirche, genannt St Kevin's Kitchen. Es regnet immer noch. Wir ziehen uns noch einmal ins Besucherzentrum zurück und studieren aufmerksam das Modell der Klostersiedlung und des Rundturms. Ich entschließe mich trotz des Regens, wenigstens etwas mehr als die Hälfte der Strecke zu wandern. Als alle am Treffpunkt erscheinen, regnet es auch schon nicht mehr ganz so stark, und als wir den Upper Lake erreichen hört der Regen ganz auf und wie durch ein Wunder kommt die Sonne hervor und badet das Tal der zwei Seen in einem goldenen Licht. Ob dies doch ein heiliger Ort ist? Zum Abschluss des Tages und des offiziellen Programms fahren wir zum Powerscourt Estate, dessen Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht, und besichtigen die Powerscourt Gardens, eine der wohl schönsten Parkanlagen in Irland.

20.08.2016 – Dublin – Rückflug nach Deutschland

Der Weckruf 3:30 Uhr hat geklappt und gegen 4 Uhr morgens finden sich nach und nach alle Gäste in der Lobby des Hotels zusammen. Gegen die Müdigkeit helfen der bereitgestellte Kaffee und Tee. Auch ein Breakfast-to-go wird uns vom Hotel mitgegeben. So bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als uns schweren Herzens vom Hotel, von Diane und von Irland zu verabschieden und den Heimflug nach Berlin bzw. Frankfurt anzutreten. Pünktlich auf die Minute landen wir in Berlin-Tegel, wo es nun endgültig heißt Lebewohl und Danke zu sagen für die schöne gemeinsame Zeit in Irland.
Ich freue mich sehr darauf Sie bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-Reise begrüßen zu dürfen.
Herzlichst, Ihr
Andreas Wolfsteller

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Es war eine schöne Wanderreise mit vielen bleibenden Erinnerungen von Land und Leuten bei irischem Wind und Wetter. Vielen Dank Andreeas Wolfsteller, dass er "unser irisches Tagebuch" geschrieben hat.
Viele Grüße
Daniela und Robby Ranft

Daniela und Robby Ranft
03.09.2016

Dieses "irische Tagebuch" habe ich sehr gern geschrieben! Leider konnte ich nicht so viel über den irischen Regen schreiben wie der Herr Böll, denn bei uns schien ja fast nur die Sonne! :-)
Es war wirklich eine sehr schöne Reise und ich würde mich sehr freuen, Sie irgendwann einmal auf einer meiner zukünftigen Reisen wiederzutreffen.

Beste Grüße

Andreas Wolfsteller

Andreas Wolfsteller 25.10.2016