Reisebericht: Wanderreise Irland und Nordirland – Natur und Kultur erleben

04.06. – 16.06.2017, 13 Tage Rundreise mit mehr Bewegung in der Natur: Dublin – Navan Fort – Giant's Causeway – Glenveagh–Nationalpark – Connemara–Nationalpark – Aran–Inseln – Burren – Cliffs of Moher – Ring of Kerry – Wicklow Mountains (58,5 Wanderkilometer)


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Ein Besuch Irlands ist immer auch verbunden mit einem Eintauchen in die Geschichte des europäischen Kontinents. Darüber hinaus lockt die Grüne Insel natürlich mit ihrer herrlichen Natur, Whiskey und den heimlichen Herren der Landstraßen - den Schafen.
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

1. Tag (Sonntag, 04.06.2017) – Flug nach Dublin und Stadtrundfahrt

Irland begrüßt uns freundlicher, als es der Wetterbericht vermuten ließ - nur ein leichter Nieselregen und viel Sonne. Das habe ich schon schlimmer erlebt und stimmt mich optimistisch für die weitere Reise. Meine Gäste sind diesmal aus Berlin, Frankfurt und München mit Aer Lingus angereist. Koffer sind auch alle da - super, dann kann unsere Entdeckungsreise ja losgehen! 13 Tage lang wollen wir die Grüne Insel erkunden und viel Natur sehen. Vom Flughafen aus geht es schnurstracks zum Hotel Jury's Inn Parnell Street. Es liegt sehr zentral in der Innenstadt unweit des General Post Office, in welchem sich Ostern 1916 irische Freiheitskämpfer für eine Woche verschanzten, dann aber von den Engländern vertrieben und später hingerichtet wurden. Wir wollen natürlich die Stadt auch gleich kennenlernen und folgen eifrig unserer Stadtführerin Hillary. Mit ihr spazieren wir die O'Connell Street entlang bis zum berühmten Trinity College, der ältesten Universität Irlands. Sie wurde 1592 von Elizabeth I. gegründet und zählt auch heute noch zu den besten 100 Universitäten weltweit. Die alte Bibliothek mit dem Book of Kells sowie die vielen historischen Bauten machen sie auch zu einem Anziehungspunkt für Touristen. Dann steigen wir wieder in unseren Bus und lassen uns von unserem heutigen Fahrer Tom gemütlich durch die Innenstadt fahren. Wir sehen natürlich die berühmten georgianischen Stadthäuser mit ihren bunten Türen, das Oscar-Wilde-Denkmal, das Dublin Castle und halten vor der St. Patrick's Cathedral, in der Jonathan Swift als Dekan wirkte. Zum Schluss fahren wir noch an der riesigen Guiness-Brauerei vorbei, bevor es zurück zum Hotel geht, wo wir 19 Uhr unser erstes irisches Abendessen genießen und uns gegenseitig endlich mal etwas genauer beschnuppern können.

2. Tag (Montag, 05.06.2017) – Monasterboice – Hill of Slane – Brú na Bóinne – Letterkenny

Wir verlassen Dublin Richtung Norden mit nicht ganz so schwerem Herzen, denn wir werden am Ende unserer Reise noch etwas Zeit in dieser schönen Stadt am River Liffey verbringen dürfen. Doch bevor es richtig losgeht begrüßen wir unsere Fahrerin Diane, die uns nun bis zum Ende begleiten wird. Zuerst stoppen wir an den Ruinen von Monasterboice, einer alten Klostersiedlung, die wahrscheinlich Ende des 5., Anfang des 6. Jahrhunderts gegründet wurde. Hier beginnen wir unsere Exkursion in die frühchristliche Geschichte von Irland. Es ist zwar noch etwas frisch, aber die Sonne scheint und so können wir tolle Fotos machen. Monasterboice ist bekannt für seine drei Hochkreuze und die Ruine des Rundturms. Das sog. Westkreuz ist mit einer Höhe von 7,10 m sogar das höchste Kreuz in Irland. Berühmter ist jedoch das nur 5,20 m hohe Muiredach's Cross. Auf der Westseite finden sich Szenen aus dem Neuen Testament, auf der Ostseite sind Szenen aus dem Alten Testament zu sehen. Mit Hilfe der Darstellungen auf den Hochkreuzen brachten die Mönche der einheimischen Bevölkerung das Christentum näher. Gleichzeitig dienten sie als Sammelpunkt. Begonnen hatte die Christianisierung der einheimischen keltischen Bevölkerung allerdings schon gut 100 Jahre früher. Als wichtigster Missionar gilt der irische Nationalheilige Patrick. Auf dem Hill of Slane, unserem nächsten Ziel, entzündete Patrick angeblich 433 das erste Osterfeuer in Irland um den Beginn eines neuen, christlichen Zeitalters einzuläuten. Damit erzürnte er den damaligen Hochkönig von Tara sehr, konnte jedoch einem grausamen Schicksal entrinnen und schaffte es sogar, den Hohepriester des Hochkönigs zum Christentum zu bekehren. Highlight des Tages ist jedoch der Besuch des neolithischen Gräberfeldes im Boyne Valley. Mit Newgrange, Knowth und Dowth befinden sich hier die höchsten Dolmen in Irland, die sogar 500 Jahre vor den Pyramiden im Ägypten und 1000 Jahre vor Stonehenge entstanden. Im Museum des Brú na Bóinne Visitor Centre ist anschaulich dargestellt, wie sich Archäologen das Leben der Erbauer vor 5000 Jahren vorstellen. Vieles bleibt natürlich Spekulation, denn es existieren natürlich keine Aufzeichnungen. Nicht einmal der Name des Volkes ist bekannt, das ca. 2000 v. Chr. spurlos von der Bildfläche verschwand. Dann fahren wir mit zwei Shuttlebussen nach Knowth, dem größten der Dolmen und können im Rahmen einer Führung einen Blick in das Innere eines der beiden Ganggräber werfen und später dann den Dolmen auch besteigen. Über Monaghan fahren wir anschließend am Nachmittag in das County Donegal, ganz im Norden von Irland. Auf der Fahrt fängt es dann gottseidank an ein kleines bisschen zu regnen - ich hatte schon befürchtet, wir wären auf der falschen Insel gelandet. Gegen 18:30 Uhr erreichen wir dann das „Station House Hotel" in Letterkenny, wo wir für die nächsten drei Nächte unsere Zelte aufschlagen.

3. Tag (Dienstag, 06.06.2017) – Glenveagh National Park

Heute steht unsere erste Wanderung an. Nur einen Katzensprung von Letterkenny entfernt befindet sich der Glenveagh Nationalpark im Herzen der Derryveagh Mountains. Die malerische Kulisse gefällt nicht nur uns, sondern fiel auch dem Landspekulanten John George Adair ins Auge, der sich das Land um den Lough Veagh nach und nach zusammenkaufte, um hier eine Sommer- und Jagdresidenz zu errichten. Ein kurzer Film erzählt uns die wechselvolle Geschichte des Schlosses, das Adair 1870-1873 auf einer kleinen Halbinsel errichten ließ, die in den See hineinragt. Es war jedoch seine Witwe, die ihn um rund 30 Jahre überlebte, welche den wunderschönen ummauerten Garten anlegen ließ und das Schloß auf seine heutige Größe erweiterte. Durch ihre Gastfreundschaft entwickelte sich Glenveagh Castle zu einem angesehenen Treffpunkt der High Society, was es auch unter den beiden nachfolgenden Besitzern - beides Amerikaner - bleiben sollte. Henry McIlhenny, der letzte Besitzer, vermachte Schloss und Land dem irischen Staat, so dass auch wir heute die Gelegenheit haben, dieses irische Juwel zu bewundern. Nach der Besichtigung des Schlosses brechen wir dann endlich zu unserer Wanderung auf. Meine Gäste scheinen wirklich alle Engel zu sein, denn die Regenwolken trauen sich nicht, über dem Tal zu verweilen. Nur hin und wieder fallen für einen Moment ein paar Tropfen, aber dann lugt auch schon wieder die Sonne hervor. So laufen wir also gemütlich am See entlang bis zu einem kleinen Cottage, wo wir nach etwas mehr als einer Stunde unsere Mittagspause einlegen. Anschließend geht es wieder zurück. Der Weg hinauf zum Aussichtspunkt ist zwar recht steil und oben pfeift ganz schön der Wind, doch wir werden mit einem spektakulären Blick über das Tal und auf das Schloss belohnt. Es bleibt auch noch genug Zeit für eine Erkundung des Gartens und ein Stück Schokoladenkuchen im Schlosscafé, bevor wir Glenveagh verlassen. Auf dem Rückweg zum Hotel machen wir noch einen Abstecher in Richtung Norden und fahren ein Stück auf dem Wild Atlantic Way bis zur Sheephaven Bay. Hier gibt es einen traumhaften Sandstrand und es scheint sogar die Sonne, wenn auch der kräftige Wind uns davon abhält tatsächlich die Wassertemperatur zu testen. Ein rundum schöner erster Wandertag!

4. Tag (Mittwoch, 07.06.2017) – Derry – Mussenden Temple – Bushmills Distillery – Giant's Causeway

Mit einem Spaziergang auf der Stadtmauer von Derry/Londonderry beginnt unser Tag in Nordirland. Hier führen viele Fäden der irischen Geschichte zusammen: Wie viele Städte in Irland geht auch Derry auf ein Kloster zurück, das vom Heiligen Columbus gegründet wurde, der später nach Iona vor die Küste Schottlands weiterzog. Iona wiederum ist der eigentliche Ursprung des Book of Kells. Dann gibt es noch die erfolglose Belagerung durch die Truppen des Katholiken Jakobs II. 1689 als Teil seines Versuches, sich die britische Krone zurückzuerobern. Und schließlich eskalierte in Derry der Nordirlandkonflikt mit vielen Bombenattentaten. Ob diese dunkle Zeit wirklich hinter uns liegt, wird sich in den nächsten Jahren zeigen, denn der Brexit dürfte viele Wunden wieder aufreißen. Am Mussenden Temple, hoch auf den Klippen über dem Nordatlantik gebaut, finden wir aus den Wirren der Geschichte wieder ins Hier und Jetzt und genießen die atemberaubende Aussicht auf die Küste und den herrlichen Strand. Ein bisschen traurig ist die Entstehungsgeschichte dieses schönen Kleinods dennoch. Erbaut wurde er im Auftrag des Bischofs von Derry, Frederick Hervey, zunächst als Bibliothek des naheliegenden Bischofspalastes, von dem heute nur noch die Grundmauern existieren. Als die verheiratete Schwester seines Cousins, Frideswide Mussenden, mit welcher der Bischof angeblich ein Verhältnis unterhielt, im Alter von nur 22 Jahren verstarb, widmete der Bischof den Tempel ihrem Andenken. Wir fahren weiter nach Bushmills und hier gibt es endlich den schon sehnsüchtig erwarteten Whiskey! Oder? Nein, erst "müssen" wir noch eine Führung durch die Old Bushmills Distillery über uns "ergehen lassen". Gebrannt wird hier auf der Grundlage der ältesten Lizenz Irlands aus dem Jahre 1608. Vermutlich wurde die Lizenz aber an ein Vorgängerunternehmen ausgestellt, denn die heutige Brennerei in Bushmills existiert erst seit 1728. Aber jetzt, oder? Oder? Ja, und wir dürfen sogar zwei Whiskey-Sorten probieren! Aber nur nicht zu viel trinken, denn wir wollen ja am Giant's Causeway anschließend nicht von den Klippen fallen! Wie Ameisen sehen die Menschen von hier oben aus, die unten über die Überreste des Damms klettern, der vom Riesen Finn McCool einst vor langer Zeit errichtet wurde. Wir steigen die Stufen hinab nach unten, um uns die geschätzt 40.000 Basaltsäulen ebenfalls aus der Nähe anzusehen. Wie passend für meine Reisegruppe, dass der für den Nachmittag versprochene Regen erst einsetzt, als wir wieder im Bus sitzen und uns schon auf das Abendessen freuen.

5. Tag (Donnerstag, 08.06.2017) – Drumcliff – Museum of Country Life – Croagh Patrick – Westport

Ab heute arbeiten wir uns langsam an der Westküste Irlands entlang Richtung Süden. Erster Stopp ist das kleine Örtchen Drumcliff unterhalb des markanten Tafelbergs Ben Bulben. Hier auf dem Friedhof befindet sich das Grab des irischen Nationaldichters und Literaturnobelpreisträgers William Butler Yeats. Das Grab als solches ist erstaunlich schlicht und vor allem für seine von Yeats selbst gewählte Inschrift bekannt: „Cast a cold Eye / On Life, on Death / Horseman pass by" (Werfe einen kalten Blick / Auf Leben, auf Tod / Reiter und dann zieh weiter). Wir sitzen zwar nicht auf Pferden, sondern im Bus, gehorchen aber dennoch und ziehen weiter. Nur wohin? Eigentlich sollen wir laut Reiseplan jetzt auf den Croagh Patrick klettern, den heiligen Berg Irlands. Allein, es regnet gerade in Strömen. Meine Engel schwächeln (oder wollen einfach nicht auf den Berg hinauf). Wir besichtigen also erstmal das Museum of Country Life und warten, wie sich das Wetter entwickelt. Und wie so oft in Irland legt sich der Regen recht schnell wieder und die Sonne blinzelt sogar hier und da zwischen den Wolken hindurch. Nur für den Aufstieg auf den Croagh Patrick bleibt jetzt keine Zeit mehr. So richtig böse scheint allerdings niemand zu sein, als wir am Anfang des eigentlichen Pilgerpfades stehen und von der Patrick-Statue aus einen herrlichen Blick auf die Clew Bay genießen. Wir laufen unten noch eine Weile gemütlich an der Bucht entlang, bevor wir zu unserem letzten Stopp für heute aufbrechen, der kleinen ehemaligen Hafenstadt Westport. Hier können wir ein bisschen Bummeln und Proviant für die nächsten Tage kaufen. Unser Hotel in Leenane, dass wir am Abend erreichen, besitzt nicht nur die schönste Lage in Irland direkt am Ufer des Killary Harbour, sondern auch einen Spitzenkoch, der unser ein tolles Abendessen zaubert. Leider bleiben wir hier nur für zwei Nächte...

6. Tag (Freitag, 09.06.2017) – Aran Islands – Inishmore – Dun Aengus

Da die Aran Islands recht häufig im Nebel liegen, glauben die Einheimischen, dass hier die Anderswelt, die Heimat der Geister und Feen, besonders greifbar ist. Wir wollen uns davon selbst überzeugen und verbringen daher den ganzen Tag auf Inishmore, der größten der drei Inseln in der Bucht von Galway. Dazu müssen wir zunächst mit der Fähre von Rossaveel nach Kilronan übersetzen. Die kleine Ortschaft lassen wir schnell hinter uns, als wir an der Nordküste entlang wandern, vorbei an den so typischen Trockensteinmauern und an Kühen, Eseln, Pferden und Ziegen, die uns alle neugierig beäugen. Die Mittagspause machen wir am "Seal Viewpoint". Wir haben schon wieder großes Glück: Es herrscht gerade Ebbe und so räkeln sich die Robben faul am Strand. Wir zählen mindestens 20. Unser Ziel haben wir aber noch nicht erreicht, und so brechen wir nach einer halben Stunde frisch gestärkt wieder auf und biegen auf einen Feldweg ab. Unser Ziel? Das alte Steinfort Dun Aengus natürlich, das seit dreitausend Jahren schon über den Klippen thront, ein für die damalige Zeit mächtiges Bollwerk gegen ein unbekanntes Übel. Wir sind alle sehr beeindruckt und legen uns ehrfürchtig auf den Bauch, krabbeln an den Rand der Klippen und werfen einen Blick hinunter auf die tosende Gischt 100 m unter uns. Zurück zum Hafen brauchen wir allerdings nicht laufen, denn wir werden mit zwei Kleinbussen über den "Highway von Inishmore" (der breitesten Straße, an der dennoch zwei Fahrzeuge gerade so aneinander vorbei passen) zurück zur Fähre gebracht.

7. Tag (Samstag, 10.06.2017) – Killary Harbour – Kylemore Abbey – Connemara National Park – Galway – Gort

Blieben wir gestern auf den Aran Islands vom Regen verschont, fiel hier am Killary Harbour jedoch einiges an Wasser vom Himmel. Das bedeutet leider, dass wir die Green Road entlang des einzigen Fjords von Irland heute nicht benutzen können. Wir fahren aber nach Rosroe, dem Endpunkt der Wanderung und sehen von hier aus das Ende des Fjords und den Atlantik. Man wähnt sich hier eher in Norwegen, als in Irland, wäre da nicht das beständige Blöken der Schafe. Der eisige, starke Wind und vereinzelte Schauer überzeugen uns, an der Kylemore Abbey eine frühzeitige Mittagspause einzulegen. Die Kylemore Abbey ist die wahrscheinlich bekannteste Sehenswürdigkeit Connemaras und besitzt eine ähnlich romantische Lage und wendungsreiche Geschichte wie Glenveagh. Ursprünglich ab 1867 von der Familie Henry als Schloss erbaut, kauften Benediktinerinnen aus Belgien im Jahre 1920 das Gebäude und zogen mit ihrer Abtei hierher um und gründeten ein internationales Mädcheninternat. Dieses musste 2010 aus Kostengründen schließlich geschlossen werden und nun steht die Abtei ganz im Zeichen des Tourismus. Sehenswert ist auch hier vor allem der alte viktorianische "Walled Garden". Im Connemara National Park versuchen wir es dann anschließend doch noch mit einer kleinen Wanderung, auch wenn wir ganz schön gegen den Wind ankämpfen müssen. Als wir die Hälfte des Rundwegs und den höchsten Punkt erreichen, setzt dann zusätzlich auch der Regen wieder ein. Wir kämpfen uns also umso schneller zurück zum Torfmuseum und zur Cafeteria. Auf der Fahrt nach Gort halten wir noch an der beeindruckenden Kathedrale in Galway.

8. Tag (Sonntag, 11.06.2017) – Kilmacduagh Abbey – Kilfenora – Burren Way – Doolin

Heute soll und kann uns aber nichts vom Wandern abbringen! Wir decken uns im Supermarkt mit Proviant ein und brechen in den Burren auf. Über kleine enge Straßen nähern wir uns unserem Ausgangspunkt der Wanderung über Kilmacduagh und Kilfenora. Die Vorsilbe "Kil-" deutet übrigens immer auf den Standort einer Kirche und/oder eines Klosters hin. Zum Ruinenkomplex der Kilmacduagh Abbey gehört auch der "Schiefe Turm von Irland", ein Rundturm mit einer Höhe von über 30 m. Sein Eingang befindet sich 7 m über dem Boden und die Spitze ist ungefähr 60 cm außer Lot. In Kilfenora befindet sich ebenfalls ein Ruinenkomplex mit einigen interessanten Hochkreuzen sowie das Burren Visitor Centre. Das bedeutet, dass wir unserem Ziel schon ganz nahe sind. Der Burren ist eine einzigartige Karstlandschaft. Kaum zu glauben, dass das ganze Gebiet einmal (wie ganz Irland) fast vollständig mit Wald bedeckt war. Das milde Klima lässt hier sowohl mediterrane als auch arktische Pflanzen zwischen dem überall sichtbaren Kalkstein gedeihen. Wir starten unsere Wanderung am Ballinalacken Castle. Der Wind weht immer noch kräftig, aber in unsere Rücken und treibt uns somit voran. Links von uns können wir vor der Küste schemenhaft die Aran Islands erkennen. Aber warum muss es ausgerechnet während unserer Mittagspause anfangen zu regnen? Wie gut, dass wir uns im Anschluss an die Wanderung im Pub in Doolin bei einem Tee oder Irish Coffee aufwärmen können.

9. Tag (Montag, 12.06.2017) – Cliffs of Moher – Lartigue Monorail – Tralee

Irland hat generell sehr schöne Klippen zu bieten, aber am beeindruckendsten sind ohne Zweifel die Cliffs of Moher. Sie erheben sich bis zu 200 m über den Atlantischen Ozean und bieten unzähligen Vögeln eine Heimat. Dazu zählen auch die putzigen Papageientaucher, die wir mit einem Fernglas oder guten Teleobjektiv beobachten können. Als wir ankommen, ist es ziemlich ungemütlich und grau und ich entscheide mich erstmal für eine Tasse Tee in der Cafeteria. Als ich wieder nach draußen gehe, kann ich meinen Augen kaum glauben - die Sonne lacht mir fröhlich ins Gesicht. Und nicht nur die Sonne, sondern auch meine Reisegruppe, die mich mit stolzgeschwellter Brust fragt: "Na, wie haben wir das wieder gemacht?" Ja, die Wetterengel sind zurück und haben ihr Formtief überwunden. Auf dem Weg zur Fähre über den Shannon machen wir noch einen Photostopp am Spanish Point, benannt nach der spanischen Armada, von der hier ein Teil auf dem Rückweg in die Heimat angespült wurde und auf Hilfe der einheimischen katholischen Bevölkerung hoffte - vergeblich. Nachdem wir den mit 370 km längsten Fluss Irlands dann überquert und somit das County Kerry erreicht haben, werden wir schon im Eisenbahnmuseum in Listowel erwartet. Das Museum beherbergt die Überreste der Lartigue Monorail, einer Einschienenbahn, die auf 10 Meilen die Stadt Listowel mit dem Strand in Ballybunion verband und Kühe, Sand und auch Personen transportierte. Mit großem Enthusiasmus erzählen uns die Mitarbeiter des Museums alles, wirklich alles zur Geschichte dieses technischen Kuriosums (und ich darf alles übersetzen!), bevor wir dann selbst mit der restaurierten Eisenbahn fahren dürfen. Eine gute halbe Stunde später haben wir dann unser nächstes Hotel in Tralee erreicht. Es ist das "The Rose", in dem alljährlich das Festival "The Rose of Tralee" stattfindet, bei dem das schönste irischstämmige Mädchen der Welt gekürt wird. Ich versuche meine weiblichen Gäste vergeblich zu einem spontanen Talentwettbewerb zu animieren, doch sie ziehen am Abend lieber einen Besuch des National Irish Folk Theatre vor.

10. Tag (Dienstag, 13.06.2017) – Muckross Park – Ring of Kerry

Der "Ring of Kerry" ist ein Muss für jeden Irland-Besucher, ebenso wie die Cliffs of Moher und der Giant's Causeway. Man fährt ihn am besten entgegen des Uhrzeigersinns, denn so hebt man sich das Beste zum Schluss auf. Spätestens wenn man auf dem Coomakista Pass stehend nach Süden zur Beara Peninsula blickt - dabei vermeidend, dass man vom stürmischen Wind hinaus auf die Skellig-Inseln getragen wird - ja, spätestens dann kann man sich der Magie Irlands nicht mehr entziehen. Doch schon vor dem Pass gibt es am heutigen Tag viel zu sehen, z. B. gleich früh am Morgen das Muckross House mit seiner wunderschönen Parkanlage, dem riesigen Mammutblatt, dem Steingarten und dem Rosengarten. Das Muckross House ist unser persönlicher Start- und Endpunkt des "Ring of Kerry". Los geht's! Erster Stopp ist die King-Puck-Statue in Killorglin, welche an das jährliche Volksfest „King Puck Fair" erinnert, bei dem ein wild lebender Ziegenbock gefangen, auf dem Marktplatz in einen Käfig gesperrt und zum König des Festes erhoben wird. Obwohl er während der Feierlichkeiten königlich versorgt wird, kann ich mir nicht vorstellen, dass das arme Tier keine bleibenden psychologischen Schäden davonträgt, wenn es nach dem Fest wieder in die Freiheit entlassen wird. Der Blick auf die Dingle Peninsula, Cahersiveen (Geburtsort des irischen Katholikenbefreiers Daniel O'Connell) , das Steinfort Cahergall - schon vor unserer Mittagspause in Waterville, dem Lieblingsferienort Charlie Chaplins, warten auf uns noch einige Highlights. Dann der Coomakista Pass und die schöne Fahrt entlang der Südküste der Iveragh-Halbinsel und schließlich noch eine besondere Überraschung: ein Besuch der Kissane Sheep Farm im Black Valley, dem irischen "Tal der Ahnungslosen". Wir sehen hier nicht nur, wie ein Schaf geschoren wird, sondern lernen auch, wie ein Schäferhund ausgebildet wird und wie er die Herde kontrolliert. Am Ladies View, von dem aus wir einen herrlichen Blick auf den Killarney Nation Park haben, hat sich der Kreis dann schon fast geschlossen. Von Killarney aus fahren wir wieder zurück ins Hotel nach Tralee.

11. Tag (Mittwoch, 14.06.2017) – Blarney Castle – Cork – Newtown Mount Kennedy

Ach ja, Blarney Castle. Heimat des wohl berühmtesten Steines Irlands und unsere erste Station des heutigen Tages. Küsst man den Stein, erlangt man angeblich die Gabe der Beredsamkeit, was vor allem viele amerikanische Touristen anzieht. Küssen kann man ihn aber nur auf dem Rücken liegend und mit dem Kopf nach unten üben dem Abgrund hängend, denn er befindet sich oben am Bergfried an der wohl ungünstigsten Stelle für diesen Akt. Man sollte sich also gut überlegen, ob man sich wirklich an der Schlange anstellen will, zumal der historische Herr Blarney zwar viel geredet hat, aber inhaltlich wenig gesagt. Zum Glück hat Blarney Castle aber noch viel, viel mehr zu bieten, denn hier gibt es eine wunderschöne Gartenanlage mit einem Giftgarten, einer Wunschtreppe und einem Hexenstein. Der English Market in Cork bietet hierzu eine schöne Abwechslung, denn hier gibt es alle erdenklichen Spezialitäten zu bewundern und zu kaufen, sei es Fisch, Fleisch, Pralinen, Eis oder (mein Favorit) leckeren Schokoladenkuchen. In Cork ziehen mich auch immer wieder die vielen sehr guten Straßenmusikanten in ihren Bann. Gelegenheit, ein bisschen zu Lauschen, ein bisschen zu Flanieren und ins Gewusel einzutauchen, bevor es über die Autobahn an Cashel vorbei Richtung Dublin und dann weiter in die Wicklow Mountains geht.

12. Tag (Donnerstag, 15.06.2017) – Glendalough National Park – Powerscourt Gardens

Unser vorletzter Tag! Die Zeit vergeht wirklich im Flug. Aber es steht noch unsere letzte Wanderung im Glendalough National Park an. Zuerst führt uns Antonella durch die Ruinen der frühchristlichen Klosteranlage, in der zu Hochzeiten bis zu 3.000 Menschen gelebt haben sollen. Gegründet wurde das Kloster vom heiligen Kevin im 6. Jh., der angeblich 120 Jahre alt geworden ist. Wir sehen auf dem Gelände noch einmal einen charakteristischen Rundturm, die Überreste der Kathedrale und der kleineren, zweistöckigen Kirche, genannt St Kevin's Kitchen. Dann wandern wir gemütlich entlang der beiden Seen bis zum Miner's Village. Hier wurde im 19. Jahrhundert nach Blei geschürft. Beim Mittagessen erhalten wir plötzlich Gesellschaft durch ein Entenpaar, das wenig Scheu zeigt und sehr forsch seinen Anteil einfordert. Auf dem Rückweg zum Bus machen wir noch einen Abstecher zu einem kleinen Wasserfall. Letzter offizieller Programmpunkt der heutigen Tages und der gesamten Reise ist der Besuch des Powerscourt Estate, dessen Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Noch einmal dürfen wir hier durch eine sehr gepflegte und wunderschöne Parkanlage schlendern, die sogar einen japanischen Garten umfasst.

13. Tag (Freitag, 16.06.2017) – Dublin – Rückflug nach Deutschland

Am letzten Tag der Reise bietet sich uns noch einmal die Gelegenheit, Dublin genauer zu erkunden. Der Vormittag steht uns zur freien Verfügung. Die meisten Gäste nutzen die Chance, das berühmte Book of Kells und die alte Bibliothek im Trinity College zu besuchen. Auch ein Besuch des archäologischen Museums mit seinen Moorleichen ist sehr interessant und empfehlenswert. Oder einfach nochmal in einem Pub ein Pint Guiness genießen? Oder noch ein paar Souvenirs kaufen? Am Nachmittag heißt es dann endgültig Abschied nehmen von der "Grünen Insel" und unserer Busfahrerin Diane, für die es die letzte große Tour gewesen ist. Mit Aer Lingus fliegen wir mit vielen Eindrücken und schönen Bildern im Gepäck zurück nach Berlin, Frankfurt oder München. Es war eine sehr schöne Zeit in Irland mit - für irische Verhältnisse - viel Sonnenschein und wir haben geschlemmt (vor allem in Leenane), gekostet (Whiskey), genossen (Irish Coffee) und viel gelacht.
Ich freue mich sehr darauf Sie bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-Reise begrüßen zu dürfen.
Herzlichst, Ihr
Andreas Wolfsteller

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht