Reisebericht: Wanderreise Irland und Nordirland – Natur und Kultur erleben

02.07. – 14.07.2017, 13 Tage Rundreise mit mehr Bewegung in der Natur: Dublin – Navan Fort – Giant's Causeway – Glenveagh–Nationalpark – Connemara–Nationalpark – Aran–Inseln – Burren – Cliffs of Moher – Ring of Kerry – Wicklow Mountains (58,5 Wanderkilometer)


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Nach dieser Reise glaube ich ja fast, dass der von Heinrich Böll im "Irischen Tagebuch" beschriebene Regen nur ein Mythos ist, um Sommerurlauber von der Grünen Insel weitestgehend fernzuhalten. Oder ich bin mit einer Gruppe Wetterengel gereist.
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

1. Tag (Sonntag, 02.07.2017) – Flug nach Dublin und Stadtrundfahrt

Die irische Hauptstadt Dublin ist unser Tor zur Grünen Insel. Hier auf dem Flughafen beginnt unsere Rundreise und hier wird sie am 13. Tag wieder enden. Da das Wetter für irische Verhältnisse traumhaft ist und unser Hotel zentral gelegen erkunden wir die Metropole am River Liffey mit unserem Stadtführer John diesmal zu Fuss. Bei unserem Spaziergang halten wir als erstes am General Post Office in der O'Connell Street, in dem sich Ostern 1916 irische Freiheitskämpfer verschanzten. Über die Ha'penny Bridge geht es dann in das berühmte Kultur- und Kneipenviertel "Temple Bar". Eigentlich sollte es einem Busbahnhof weichen, doch Künstler und Einwohner leisteten erfolgreich Widerstand. Heute ist das Viertel aus Dublin nicht mehr wegzudenken und zieht Touristen und Musiker aus der ganzen Welt an. Überall riecht es nach leckeren Kostbarkeiten. Auch am Dublin Castle kommen wir vorbei, von dem aus der englische Lord Lieutenant und später der Vizekönig über Jahrhunderte die Geschicke des Landes kontrollierten. Hier können wir mit Hilfe von John anhand einer Schautafel Englisch und Gälisch direkt vergleichen und stellen kaum Gemeinsamkeiten fest. Jetzt fallen doch ein paar Regentropfen, aber genauso schnell, wie die Wolken heranziehen, sind sie auch wieder verschwunden. Die Stadtführung endet schließlich am Trinity College, der ältesten und wohl berühmtesten Universität Irlands. Ihre Bibliothek beherbergt den größten Kulturschatz Irlands, das "Book of Kells". Nun haben wir uns unser Abendessen aber auch wirklich verdient und so bummeln wir langsam zum Hotel zurück, wo wir ein leckeres Drei-Gänge-Menü erhalten.

2. Tag (Montag, 03.07.2017) – Hill of Slane – Brú na Bóinne – Monasterboice – Letterkenny

Wir begrüßen am Morgen unseren Fahrer Donal und verlassen mit ihm Dublin in Richtung Norden. Auf dem Weg nach Letterkenny erkunden wir das Boyne Valley, das seit 5.000 Jahren eine wichtige Rolle in der Geschichte Irlands spielt. Auf dem Hill of Slane soll der heilige Patrick z. B. das erste Osterfeuer Irlands entfacht haben. Eine gute Wahl, denn von hier aus können wir wirklich weit ins Land hineinschauen und erahnen, welche mythologische Bedeutung dieses Ereignis gehabt haben muss. In einer Biegung des Flusses Boyne baute eine geheimnisvolle Zivilisation beeindruckende Ganggräber - noch 1.000 Jahre vor den Pyramiden in Ägypten. Davon ist das Ganggrab bei Knowth nicht nur das größte im Boyne Valley, sondern auch in ganz Irland. Wir erlernen bei einer Führung, wie die Erbauer mit Hilfe der Grabmäler die Winter- und Sommersonnenwende bestimmt haben und wie sie es geschafft haben, die Anlage so zu konstruieren, dass das Dach seit 5.000 Jahren wasserdicht ist. Unser dritter und letzter Stopp am heutigen Tag sind dann die Ruinen von Monasterboice. Hier sehen wir unseren ersten Rundturm auf dieser Reise und ich weise meine Gäste in die Geheimnisse der irischen Hochkreuze ein. In Monasterboice befinden sich gleich drei davon, darunter das höchste Hochkreuz in Irland und das besonders reich verzierte Muiredach's High Cross. Die Hochkreuze dienten den Mönchen im frühchristlichen Irland als Altar und Sammelpunkt. Mit ihrer Hilfe erklärten sie der einheimischen, des Schreibens und Lesens unkundigen Bevölkerung die Geschichte(n) des Christentums. Nicht weit von Monasterboice entfernt fand 1690 zwischen dem abgesetzten katholischen König Jakob II. und seinem Schwiegersohn, dem protestantischen Wilhelm III. von Oranien, die Schlacht am River Boyne statt. Als wir am Nachmittag ins County Donegal weiterfahren sind wir also schon mittendrin im großen Religionskonflikt, der die Geschichte Irlands über Jahrhunderte bestimmt hat.

3. Tag (Dienstag, 04.07.2017) – Glenveagh National Park

Es regnet in Strömen, als wir am Morgen aus dem Fenster schauen. Dementsprechend gedrückt ist die Stimmung, als wir zum Glenveagh National Park fahren, denn wir wollen ja heute unsere erste Wanderung machen! Doch wie durch ein Wunder hört der Regen genau dann auf, als wir das Glenveagh Castle erreichen. Für mich ein kleiner Hinweis darauf, dass ich diesmal wirklich mit einer Gruppe Glückskekse unterwegs bin. Doch noch glaube ich an einen glücklichen Zufall. Ich führe meine Gäste also erstmal durch die Räumlichkeiten des zwischen 1870 und 1873 vom reichen irischen Geschäftsmann und Landspekulanten John George Adair im schottischen Baronialstil erbauten gemütlichen kleinen Schlosses. Anschließend wandern wir auch sofort los, immer parallel zum Seeufer, bevor es sich der irische Wettergott wieder anders überlegt! Durch den vielen Regen sind die Bäche und Wasserfälle entlang des Weges natürlich ganz schön angeschwollen und bieten ein beeindruckendes Schauspiel. An einem kleinen weißen Cottage machen wir unsere Mittagspause, dann laufen wir langsam zurück. Vor dem Schloss führt dann noch ein Weg hinauf zum Aussichtspunkt, von dem aus wir einen herrlichen Blick auf Schloss, Garten und Tal haben. Nun aber schnell wieder nach unten, bevor uns die anderen Besucher im Schlosscafé den ganzen Schokoladenkuchen wegessen! Bis 15 Uhr bleibt auch noch genug Zeit, den wunderschönen ummauerten Garten zu besichtigen. Auf dem Rückweg nach Letterkenny machen wir noch einen kurzen Abstecher in Richtung Norden, zur Sheephaven Bay. Am traumhaften Sandstrand suchen wir nach Muscheln und beobachten Einheimische, die sich bei stürmischem Wind und rauschenden Wellen todesmutig ins kalte Nass stürzen.

4. Tag (Mittwoch, 05.07.2017) – Mussenden Temple – Bushmills Distillery – Giant's Causeway – Derry

Am vierten Tag unserer Reise erkunden wir Nordirland. Beim Mussenden Temple sind wir die ersten Gäste und können die Aussicht von den Klippen auf Strand und Meer ungestört genießen. Der Tempel ist ein echtes Kleinod an der rauen nordirischen Atlantikküste. Sein Name soll an die in jungen Jahren verstorbene Cousine des Erzbischofs von Derry, Frideswide Mussenden, erinnern. Gleichzeitig diente er als Bibliothek des nahegelegenen Bischofspalastes, von dem heute nur noch die Grundmauern stehen. Meine Wetterengel haben für heute viel Sonne bestellt. Dafür sollen sie auch angemessen mit irischem Lebenswasser entlohnt werden. Nachdem wir erfahren haben, wie in der Old Bushmills Distillery das kostbare Getränk hergestellt wird, dürfen wir zwei verschiedene Sorten probieren - Bushmills Original und einen Whiskey nach Wahl. Nicht ganz ungefährlich, den Whiskey VOR dem folgenden Klippenspaziergang am Giant's Causeway zu trinken... Wie Ameisen sehen die Menschen von oben aus, die unten auf den Basaltsäulen herumklettern. 40.000 sollen es schätzungsweise sein. Der Legende nach errichtete der Riese Finn MacCool den Damm, um sich mit einem Rivalen an der Küste Schottlands zu prügeln. In Wirklichkeit handelt es sich natürlich um Magma, das vor 60 Millionen Jahren durch Erdspalten nach oben gedrückt wurde und langsam abkühlte. Am späten Nachmittag beenden wir unseren Ausflug mit einem Spaziergang auf der Stadtmauer von Derry/Londonderry, das Jakob II. 1689 vor der erwähnten Schlacht am River Boyne erfolglos belagerte. Später machte die Stadt als Brennpunkt des Nordirlandkonflikts Schlagzeilen. Noch heute sind die Einwohner in ihren Stadtvierteln fein säuberlich nach Konfession getrennt, auch wenn sich die Lage 1998 nach dem Karfreitagsabkommen weitestgehend beruhigt hat. Es bleibt allerdings abzuwarten, welche Folgen der Brexit auf die Situation in Nordirland haben wird.

5. Tag (Donnerstag, 06.07.2017) – Drumcliff – Westport – Croagh Patrick

Auf unserem Weg in den Süden machen wir Station am Grab des irischen Nationaldichters und Literaturnobelpreisträgers William Butler Yeats in Drumcliff. Hier liegt er auf eigenen Wunsch begraben, mit Blick auf den mystischen Tafelberg Ben Bulben. Auch heute hüllt sich letzterer scheu in eine Wolkenschicht. Während des Grab recht schlicht gehalten ist, lohnt sich ein Blick auf die pittoreske Kirche. In Westport haben wir anschließend Gelegenheit, uns für die nächsten Tage und Wanderungen mit Proviant einzudecken. Das kleine Städtchen mit heute ungefähr 6200 Seelen wurde in den 1780er Jahren planmäßig angelegt und das schöne Wetter lädt zum Flanieren entlang der Promenade ein. Frisch gestärkt geht es nun zum Croagh Patrick, dem heiligen Berg Irlands. Bis ganz hinauf schaffen wir es zwar zeitlich nicht, aber schon vom Sattel bieten sich in ungefähr 450 m Höhe ein spektakulärer Blick über die Clew Bay mit ihren vielen kleinen Inseln. Wie es sich für einen echten Pilgerweg gehört, ist der Auf- und Abstieg nicht ganz einfach, aber er soll ja auch eine Buße sein. Gottseidank müssen wir ihn nicht wie die Pilger früher barfuß und auf Knien bewältigen, sondern dürfen unsere Wanderschuhe anbehalten, so dass wir den Weg recht problemlos meistern - allerdings jeder nur so weit, wie er es sich selbst zutraut. Da es unter dem Berg große Mengen an Gold geben soll, halten wir immer mit einem Auge nach Kobolden Ausschau, doch die Leprechauns haben sich und ihre Goldtöpfe heute gut versteckt. Anstrengend war die heutige ja Wanderung schon, und so freuen wir uns zurück im Bus auf unser reichhaltiges Abendmahl im Leenane Hotel am Killary Harbour, dem einzigen echten Fjord Irlands.

6. Tag (Freitag, 07.07.2017) – Aran Islands – Inishmore – Dun Aenghus

Die Aran Islands in der Bucht von Galway gelten in der irischen Mythologie als Tor zur Anderswelt, da sie oft im Nebel verborgen liegen. Wir lassen uns davon allerdings nicht abschrecken und setzen mit der Fähre von Rossaveel aus nach Inishmore über, der größten der drei Inseln. Auf unserer Wanderung zum Steinfort Dun Aengus sehen wir die typischen Trockensteinmauern, Kühe, Ziegen, Pferde und streicheln zwei zutrauliche Esel. Bei unserer Mittagspause können wir Kegelrobben beobachten, die sich faul auf den Felsen rekeln. Über die Erbauer des Steinforts, die 1.100 v. Chr. mit dem Bau der Anlage begonnen haben, ist wenig bekannt. Es ist schwer nachvollziehbar, vor wem oder was sie sich hier in der Abgeschiedenheit mit drei gewaltigen Mauerringen und einem Wall aus Felsnadeln schützen wollten. Vielleicht ist ja an der Legende über die Anderswelt doch etwas dran? Wer mutig genug ist, kann sich im Inneren des Forts auf den Bauch legen, an den Rand der Klippe krabbeln und hinunter auf die Wellen schauen, die in bis zu 87 m Tiefe gegen die Felsen donnern. Am Nachmittag heißt es dann Sonnencreme auftragen und Liegestuhl ausklappen - die Wolken sind fast gänzlich verschwunden und die Sonne lacht fröhlich vom Himmel. So erleben wir die Berge Connemaras auf unserer Rückfahrt zum Hotel sprichwörtlich in einem ganz anderen Licht und kommen aus dem Staunen nicht heraus.

7. Tag (Samstag, 08.07.2017) – Killary Harbour – Connemara National Park – Kylemore Abbey – Galway

Bei einem Fotostopp am Ufer des Killary Harbour blicken wir in Richtung Atlantikmündung. 15 Kilometer ist der Fjord lang und bis zu 45 m tief. Hier werden Muscheln und Lachs gezüchtet. Unsere heutige Wanderung findet im Connemara National Park statt. Bei weiterhin strahlendem Sonnenschein klettern wir auf den Gipfel des Diamond Hill hinauf. Von hier oben können wir nicht nur wieder bis zur Atlantikküste sehen, sondern unten im Tal auch die Kylemore Abbey und deren Gartenanlage ausmachen. Das 1867 ursprünglich als Schloss von der Familie Henry erbaute Gebäude wurde 1920 von Benediktinerinnen gekauft, die es zu einem internationalen Mädcheninternat ausbauten. Nach dessen Schließung im Jahr 2010 aus Kostengründen, steht Kylemore Abbey inzwischen ganz im Zeichen des Tourismus, auch wenn noch einige Nonnen dort wohnen. Heute ist es eines der beliebtesten Ausflugsziele in ganz Irland und ziert so manchen Kalender. Auch wir werfen nach der Mittagspause einen Blick in das Hauptgebäude und wandeln durch den wunderschönen, liebevoll rekonstruierten viktorianischen Walled Garden. Auf der Fahrt zu unserem nächsten Hotel in Gort besichtigen wir noch die riesige Kathedrale in Galway.

8. Tag (Sonntag, 09.07.2017) – Kilmacduagh Abbey – Kilfenora – Wanderung im Burren

Auch Irland hat seinen schiefen (Glocken-)Turm! Er gehört zum Komplex der alten Kilmacduagh Abbey und stellt unser erstes Ziel auf dem Weg in den Burren dar. Seine Höhe beträgt mehr als 30 m und der Eingang befindet sich 7 m über dem Boden. Von der Klosteranlage selbst sind wie so oft in Irland nur noch Ruinen übrig, auch wenn der Friedhof weiter genutzt wird. Auch in Kilfenora, unserem nächsten Stopp, gibt es eine ähnliche Klosteranlage und noch einmal ein paar schöne Hochkreuze. Nun ist es nicht mehr weit bis zum Ballinalacken Castle, den Ausgangspunkt unserer Wanderung durch den Burren. Hier setzt uns unser Ersatzfahrer Thomas ab und fährt schon mal vor zum Pub in Fanore. Donal darf heute nicht fahren, begleitet uns jedoch auf der Wanderung. Der Burren ist heute eine karge Karstlandschaft, in der sowohl mediterrane als auch arktische Pflanzen heimisch sind. Vor 6.000 Jahren aber war das Gebiet noch fast vollständig bewaldet - bis die Menschen die Gestalt der Landschaft durch Rodung nachhaltig veränderten. Nach der Mittagspause trennen wir uns auf: wer möchte, kann die Abkürzung in den Pub nehmen, wer noch genug Energie hat, kann mit Donal und mir den Umweg über das Caher Valley nehmen. Der letzte Abschnitt der Wanderung ist noch einmal sehr schön und wäre auch sehr romantisch, wenn da nicht der leichte Regen wäre, der vom kräftigen Wind ins Tal gedrückt wird. Der Wirt des Pubs in Fanore hat jedenfalls alle Hände voll zu tun, als wir alle bei ihm einkehren, und benötigt sogar unsere tatkräftige Unterstützung beim Schlagen der Sahne für den Irish Coffee.

9. Tag (Montag, 10.07.2017) – Cliffs of Moher – Shannon Ferry – Lartigue Monorail – Tralee

Gleich nach dem Frühstück, auf dem Weg zu unserem ersten Ziel, geraten wir erstmal in die irische Rush Hour: eine Herde Kühe auf dem Weg zu ihrer neuen Weide. Gemütlich trotten sie vor sich hin und düngen nebenbei den Rasen der an die Straße angrenzenden Vorgärten. Donal drückt anschließend ein bisschen mehr auf's Gas und wir erreichen die Cliffs of Moher trotzdem noch pünktlich. Ein Besuch der aus Granit und Schieferschichten bestehenden Klippen ist ein Muss für jeden Irlandreisenden. Bis zu 214 m geht es in die Tiefe. An den steilen Wänden nisten unglaubliche Mengen an Seevögeln. Die Luft ist erfüllt von ihrem Kreischen. Nachdem sie am Tag zuvor etwas geschwächelt haben, sind meine Wetterengel heute wieder gut in Form. Es regnet zwar heute ab und zu, aber immer nur dann, wenn wir im Bus sitzen. So genießen wir die Klippen zwar nicht bei freiem Himmel, aber doch mit einer ausgezeichneten Fernsicht. Mit dem Fernglas können wir heute sogar Dun Aengus auf Inishmore erkennen. Für einen kurzen Fotostopp am Spanish Point haben wir auf dem Weg zur Fähre ebenfalls Zeit. Hier wurden die Überreste der Spanischen Armada angespült und hofften vergeblich auf Hilfe der einheimischen Katholiken. Wir überqueren den Shannon, den längsten Fluss Irlands, und finden uns im County Kerry wieder. Manche meinen, es sei der schönste Flecken der ganze Insel. Davon wollen wir uns am nächsten Tag selbst überzeugen. Doch erstmal fahren wir in Listowel noch ein Stück mit der Eisenbahn, genauer: der Lartigue Monorail, einer Einschienenbahn (d. h. das Gewicht lastet nur auf einer Schiene) mit zwei Stabilisierungsschienen. So ergibt sich ein A-förmiger Querschnitt der Gleiskonstruktion. Von der ursprünglich 10 Meilen langen Stecke nach Ballybunion ist heute nur noch ein etwa 500 m langer Abschnitt übrig. Das Museum wird von Eisenbahnenthusiasten betrieben und das merken wir bei unserem Besuch auch. Wir fühlen uns ein bisschen wie auf einem Abenteuerspielplatz für Erwachsene, als wir dann endlich selbst mit der Bahn fahren dürfen. Bis zum "Brandon Hotel" in Tralee sind es dann danach noch etwa 30 min. Nach dem Abendessen besucht meine Reisegruppe dann heute noch das National Irish Folk Theatre.

10. Tag (Dienstag, 11.07.2017) – Ring of Kerry

Von Tralee aus fahren wir nach Killorglin, wo wir kurz an der King-Puck-Statue halten. Sie erinnert an die „King Puck Fair", bei dem jedes Jahr ein wild lebender Ziegenbock gefangen und auf dem Marktplatz in einen Käfig zur Schau gestellt wird. Während der Feierlichkeiten gilt er als König des Festes, wird dementsprechend verköstigt und am Ende wieder in die Freiheit entlassen. Das Fest soll der Legende nach an heidnische Bräuche anschließen. Doch wir halten hier nicht allein der Statue wegen, auch der Blick über den Fluss auf das andere Ufer mit den typischen bunten irischen Häusern ist lohnenswert. Für den Rest des Tages soll es dann aber vor allem die Landschaft sein, die uns in ihren Bann zieht, sei es der Blick auf die Dingle-Halbinsel, auf die Bucht von Waterville oder die Aussicht nach Süden vom Coomakista Pass. Zwischendurch klettern wir noch auf dem rekonstruierten Steinfort Cahergall herum und verteidigen es gegen eine andere Eberhardt-Reisegruppe. Am Nachmittag sollen wir eine zusätzliche Wanderung in der Nähe von Caherdaniel testen. Wir fühlen uns aber gar nicht wie Versuchskaninchen, sondern freuen uns vielmehr, denn die Aussicht ist traumhaft. Fast glauben wir in Kroatien zu sein. Sogar die Skellig-Inseln können wir in der Ferne sehen. Nur für den Strand bleibt leider keine Zeit, denn wir haben noch einen Termin beim Frisör! Ein Besuch auf einer Schaffarm gehört in Irland einfach dazu. Und so schauen wir zu, wie ein Jakobsschaf geschoren wird und wie ein echter Schäferhund seine Herde zusammenhält. Bis zu 200 Schafe kann ein einzelner Hund managen! Noch ein letzter Fotostopp am Ladies View und dann fahren wir geschafft aber glücklich zurück ins Hotel nach Tralee.

11. Tag (Mittwoch, 12.07.2017) – Muckross House – Blarney Castle – Cork – Newtown Mount Kennedy

Heute Morgen gilt es, zunächst den Besuch im Muckross Park nachzuholen. Durch die Zusatzwanderung am Vortag mussten wir ihn auf heute verschieben. Da der Sommer in Irland in diesem Jahr auf den heutigen Tag fällt, bietet sich uns bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel eine wunderschöne Aussicht auf den Muckross Lake und die Macgillycuddy's Reeks. Wir spazieren durch die sehr gepflegte Parkanlage und sehen sogar einen wilden Hasen, der gerade auf der Wiese "frühstückt". Blarney Castle ist unser nächstes Ziel. Auch hier ist es vor allem der Garten, der uns anlockt. Den berühmten Stein möchte so richtig niemand küssen, denn die amerikanischen Kreuzfahrttouristen stehen hier Schlange und Quatsch reden wir auch so genug. Die Grenze zwischen der "Gabe der Beredsamkeit" und "sinnlosem Geschwafel" verläuft in der Legende fließend, je nachdem, welcher Version man glauben schenken will. Also besichtigen wir lieber den Giftgarten, die Höhle am Fuße der Burg und gehen rückwärts und mit geschlossenen Augen die Wunschtreppe hinauf. Apropos Giftgarten: ab jetzt nehme ich von meinen Gästen für den Rest der Reise übrigens keine Geschenke mehr entgegen - man kann ja nie wissen... Bevor wir über die Autobahn am Rock of Cashel vorbei zurück in Richtung Dublin und dann südlich in die Wicklow Mountains fahren, halten wir noch in Cork, der zweitgrößten Stadt Irlands am River Lee. Hier zeige ich meinen Gästen, wo es im English Market den leckersten Schokoladenkuchen Irlands gibt.

12. Tag (Donnerstag, 13.07.2017) – Glendalough – Powerscourt Gardens

Heute können wir uns mit dem Frühstück viel Zeit lassen, denn wir fahren erst um 9 Uhr los. In Roundwood kaufen wir uns Verpflegung für unsere letzte gemeinsame Wanderung in Glendalough, dem idyllischen Tal der zwei Seen. Im dortigen Besucherzentrum besichtigen wir erstmal die Ausstellung und sehen dann eine Videopräsentation über die frühchristliche Kirchengeschichte Irlands. Zum Abschluss der Reise noch einmal eine gute Zusammenfassung, denn es tauchen auch Orte und Heilige auf, die wir inzwischen gut kennen. Antonella führt uns anschließend durch die Anlage und zeigt uns den Rundturm, die Ruine der Kathedrale und "St. Kevin's Kitchen". Hier hat der Heilige, der unglaubliche 120 Jahre alte geworden sein soll, aber nie gekocht; vielmehr handelt es sich um eine kleine Kirche, deren Turm an einen Schornstein erinnert. Dann brechen wir auf. Am unteren See entlang geht es erstmal bis zum oberen See. Bei der Namensgebung ihrer Gewässer waren die Iren mitunter sehr pragmatisch. Am Ufer des oberen Sees werden wir von einem schönen Panorama und einer kleinen Entenfamilie (Vater, Mutter, Kind) empfangen, die uns erwartungsvoll anschaut. Doch wir haben leider für die drei diesmal nichts dabei. Es geht weiter bis zum alten Miner's Village am Ende des oberen Sees, wo wir unsere Mittagspause einlegen. Mit einem leichten Nieselregen erinnert uns der Wettergott nach 10 Minuten daran, in welchem Land wir uns immer noch aufhalten. Also laufen wir wieder zurück, denn die Bäume am Flussufer bieten uns Schutz. Kaum haben wir den Kiosk auf dem Landstreifen zwischen den beiden Seen erreicht, scheint jedoch schon wieder die Sonne. Das irische Wetter ist einfach ein Mysterium. Wir nutzen die Chance natürlich und machen noch einen Umweg zu einem kleinen pittoresken Wasserfall. Am Nachmittag fahren wir noch zum Powerscourt Estate, dessen Geschichte bis in die Zeit der Eroberung durch die Anglonormannen zurückreicht, und besichtigen die Powerscourt Gardens. Es handelt sich um eine der wohl schönsten Parkanlagen Irlands, sogar einen japanischen Garten finden wir hier. Als Abschluss des offiziellen Programms ist ein Spaziergang durch diese Anlage wirklich sehr geeignet. Nach dem reichhaltigen Abendessen lassen wir den Abend in der Hotelbar ausklingen.

13. Tag (Freitag, 14.07.2017) – Dublin – Rückflug nach Deutschland

Wir genießen ausgiebig unser letztes Frühstück in Irland. Eigentlich stünde nun im Bus das Quiz an, aber meine Gruppe hat in den letzten 12 Tagen mein Herz erwärmen und erweichen können. Also "müssen" meine Gäste nur gemeinsam mit mir und Donal "The Wild Rover" singen, um sich für die Heimreise zu qualifizieren, was ihnen natürlich mit Leichtigkeit gelingt, zumal die Kehlen mit ein paar Tropfen "Irish Mist" gut vorgewärmt sind. Donal fährt uns zurück an den Ausgangspunkt unserer Reise, zum Trinity College in Dublin. Ungefähr 2400 Kilometer haben wir damit insgesamt zurückgelegt. Vielleicht ist die kleine Grüne Insel ja doch nicht so klein? Für die nächsten Stunden können wir Dublin auf eigene Faust erkunden. Und zu sehen gibt es viel: das Guiness Storehouse natürlich, das Book of Kells und die alte Bibliothek im Trinity College, das Archäologische Museum, uvm. Am Nachmittag fliegt uns Aer Lingus unter dem Schutz des grünen Kleeblatts zurück nach Berlin bzw. Frankfurt. Hier heißt es dann Abschied zu nehmen. Aber wer weiß, wo wir uns wieder begegnen, man sieht sich schließlich immer zwei Mal im Leben. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn ich Sie bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-Wanderreise begrüßen darf.
Herzlichst, Ihr
Andreas Wolfsteller

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Kommentare zum Reisebericht

Vielen Dank für diesen lebendigen und authentischen Reisebericht! Beim Lesen wurde alles noch einmal in Erinnerung gerufen. Es war eine sehr schöne Reise mit einer angenehmen Reisegruppe und einem kompetenten Reiseleiter. Viel Glück hatten wir auch mit unserem Busfahrer Donal und natürlich- dem Wetter!! Auch Glückskekse haben unterschiedliche Interessen und Wahrnehmungen und es ist eine große Aufgabe, allen gerecht zu werden. Wir finden, das ist hier gut gelungen und wir werden gerne daran zurückdenken. Danke!

Schmidt, Mathias und Ute
24.07.2017

Vielen Dank für Ihren lieben Kommentar! Die Reise hat auch mir aus Reiseleiter großen Spaß gemacht und es gab viele lustige Momente. Durch die zusätzliche Wanderung und das von Ihnen arrangierte gute Wetter habe auch ich die "Grüne Insel" noch einmal von einer neuen Seite kennengelernt. Ich wünsche Ihnen alles Gute!

Andreas Wolfsteller 31.07.2017