Reisebericht: Wanderreise Irland und Nordirland – Natur und Kultur erleben

12.05. – 24.05.2019, 13 Tage Rundreise mit mehr Bewegung in der Natur: Dublin – Navan Fort – Giant's Causeway – Glenveagh–Nationalpark – Connemara–Nationalpark – Aran–Inseln – Burren – Cliffs of Moher – Ring of Kerry – Wicklow Mountains (58,5 Wanderkilometer)


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Eigentlich sollte ich nach dieser fantastischen Reise erst gar nicht wieder nach Irland reisen, denn ich kann nur noch enttäuscht werden. 13 Tage bestes Wanderwetter und ganz liebe Gäste - wie soll das noch zu toppen sein?
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

1. Tag (Sonntag, 12.05.2019): Ankunft in Dublin

Die irische Metropole empfängt uns mit freundlichem Wetter, und im Laufe des Nachmittags verflüchtigen sich auch die letzten Wolken. Fast scheint es, die "Grüne Insel" hätte sich auf unsere Ankunft gefreut und möchte sich von ihrer besten Seite präsentieren. Nachdem wir uns auf dem Flughafen alle zusammengefunden und im zentral gelegenen Hotel eine kleine Erfrischungspause eingelegt haben, brechen wir mit unserer Stadtführerin Monika zu einer Erkundungstour durch die irische Hauptstadt auf. Zuerst halten wir an der St. Patrick's Cathedral, die nach dem irischen Nationalheiligen benannt ist. Der berühmte Schriftsteller Jonathan Swift war hier viele Jahre lang Dekan. Unsere Fahrerin Diane bringt uns anschließend in den Phoenix Park, eine der größten innerstädtischen Parkanlagen der Welt. Hier befinden sich das Papstkreuz, das Wellington Monument und der Amtssitz des irischen Präsidenten. Wir stolpern auch über einen Eisstand und können bei diesem schönen Wetter einfach nicht vorübergehen, zumal uns Monika vom leckeren Softeis vorschwärmt. Auf der Fahrt zurück in die Innenstadt entlang des River Liffey passieren wir die legendäre Guinness-Brauerei, die bereits 1759 von Arthur Guinness in Dublin gegründet wurde. Auch am Trinity College, der ältesten irischen Universität, fahren wir vorbei. Bekannt ist Dublin außerdem für die vielen bunten Türen der markanten georgianischen Stadthäuser. Wir können sie am Merrion Square und Fitzwilliam Square fotografieren, bevor wir wieder unser Hotel gegenüber der Christ Church Cathedral erreichen. Es verbleibt uns nun vor dem Abendessen noch etwas Zeit, Proviant für den nächsten Tag einzukaufen und die quirlige-bunte Innenstadt auf eigene Faust zu erkunden.

2. Tag (Montag, 13.05.2019): Monasterboice – Brú na Bóinne – Hill of Slane – Letterkenny

Wir verlassen Dublin und brechen in den Norden auf, nachdem wir unseren Fahrer Donal begrüßt haben. Das County Donegal - unser Ziel - gilt als Alaska Irlands, doch dort ist es heute sogar noch wärmer als in der Hauptstadt. Unterwegs erkunden wir das Tal des Flusses Boyne nördlich von Dublin. Hier erwarten uns gleich drei historisch interessante Zwischenhalte. Die Ruinen von Monasterboice stehen als Beispiel für eine Zeit, in der die irischen Klöster das geistig-kulturelle Zentrum Europas bildeten. Markanteste Merkmale der Klöster waren die Rundtürme und die eindrucksvollen Hochkreuze; in Monasterboice sehen wir gleich drei davon. Sie dienten den Mönchen als Versammlungspunkt und Freiluftaltar, an dem sie eine des Lesens und Schreibens unkundige Bevölkerung mit den christlichen Geschichten vertraut machten. Als nächstes reisen wir sogar mehr als 5.000 Jahre in die Vergangenheit. Zu dieser Zeit erbaute eine geheimnisvolle Zivilisation im Boyne Valley gewaltige Grabanlagen, die damals wahrscheinlich größten Bauwerke der Welt. Nicht nur konnten die Erbauer den Stand der Sonne im Laufe der Jahreszeiten genau berechnen; sie bauten die Ganggräber auch so, dass das Dach seit 5.000 Jahren wasserdicht ist. Viele Megalithen säumen den Haupthügel in Knowth, verziert mit geheimnisvollen Kunstwerken und Zeichen. So sehr wir uns auch den Kopf zerbrechen, werden diese Menschen für uns wohl immer ein Rätsel bleiben. Auf dem Hill of Slane lassen wir dann selbst die Vergangenheit aufleben, indem wir in die Rollen des Heiligen Patrick, des Hochkönigs und seiner Druidenschar schlüpfen. Im Jahr 433 entzündete der irische Nationalheilige auf dem Hügel das erste Osterfeuer und läutete damit ein neues Zeitalter ein. Eine Statue erinnert an dieses Ereignis, dass für Patrick glimpflich ausging, obwohl er mit seinem Handeln den Zorn des Hochkönigs auf sich zog. Am späten Nachmittag erreichen wir unser Hotel in Letterkenny, unser Quartier für die nächsten beiden Nächte.

3. Tag (Dienstag, 14.05.2019): Mussenden Temple – Bushmills Distillery – Giant's Causeway – Derry

Unser heutiger Ausflug nach Nordirland beginnt mit einem Morgenspaziergang auf der Stadtmauer von Derry/Londonderry. Die britische Kleinstadt mit den zwei Namen war ein Brennpunkt des Nordirlandkonflikts. Auch heute noch leben Protestanten und Katholiken fein säuberlich getrennt. In der Bushmills Distillery lernen wir bei einer Führung, wie das irische Lebenswasser hergestellt wird, und dürfen anschließend eine Kostprobe nehmen. Am Giant's Causeway landen wir daraufhin wieder mitten in der irischen Sagenwelt, denn es war der große irische Held Finn MacCool gar selbst, der den Damm erschuf, um sich mit einem verfeindeten Riesen in Schottland zu prügeln. Neben den Überresten des Dammes ließen die Riesen große Orgelpfeifen, einen versteinerten Schuh und ein Kamel zurück. Auch den Schornstein der Behausung Finn MacCools ist in der Ferne erkennbar. Wir unternehmen zunächst einen Spaziergang auf den Klippen, vorbei am gelb blühenden Stechginster, der den Wegesrand säumt. Die Menschen, die unten auf den Basaltsäulen herumklettern, sehen klein aus wie Ameisen. Wir steigen schließlich zu ihnen herab und betrachten die Säulen, von denen manche nun hoch wie ein Einfamilienhaus sind, aus der Nähe. Auf dem Rückweg machen wir einen Fotostopp am Dunluce Castle und besuchen die Ruinen der Downhill Demesne, dem ehemaligen Wohnsitz des Bischofs von Derry, Frederick Hervey. Der ambitionierte und lebenslustige Bischof ließ sich - ebenfalls hoch oben auf den Klippen - einen großen Palast errichten, indem er regelmäßig rauschende Feste veranstaltete. Auf dem Palastgelände befindet sich auch der Mussenden-Tempel, den der Bischof nach seiner in jungen Jahren verstorbenen Cousine benannte. Er diente ursprünglich als Bibliothek und bot jedem Besucher gleichzeitig eine spektakuläre Aussicht. Auch wir saugen die Aussicht auf die Atlantikküste und die frische Seeluft regelrecht in uns auf, bevor wir zurück nach Letterkenny fahren.

4. Tag (Mittwoch, 15.05.2019): Glenveagh National Park – Fahrt nach Killybegs

Heute wollen wir unsere erste planmäßige Wanderung im Glenveagh-Nationalpark absolvieren. Er befindet sich im Herzen Donegals, inmitten der Derryveagh Mountains. Eine Videopräsentation im Besucherzentrum stimmt uns auf Schloss und Garten ein. Anschließend lasse ich es mir nicht nehmen, meine Gäste persönlich durch meinen „Zweitwohnsitz" (reines Wunschdenken natürlich) in Irland zu führen. Dann wandern wir am Ufer des Lough Veagh entlang bis zu einem kleinen weißen Cottage, wo wir eine Mittagspause einlegen. Der Rückweg eröffnet uns neue Perspektiven auf Berge, See und Schloss, und ein (freiwilliger) Abstecher zum Aussichtspunkt belohnt uns nach einem steilen Aufstieg mit einem herrlichen Blick über das Tal. Uns bleibt noch ausreichend Zeit, um den Garten und das Schloss von außen zu erkunden. Aus Geltungssucht ließ sich der reiche irische Gutsverwalter und Landspekulant John George Adair das Schloss zwischen 1870 und 1873 im schottischen Baronialstil bauen, nachdem er zuvor die ansässigen Kleinpächter gegen sich aufgebracht und zum Teil unter Einsatz von Gewalt vertrieben hatte. Der friedliche Eindruck, den der wunderschöne viktorianische Garten und das Schloss heute vermitteln, täuscht über die düstere Vergangenheit hinweg. Bei einem Stück Schokoladenkuchen können wir uns im Schlosscafé von den „Strapazen" der ersten Wanderung erholen. Durch die faszinierende Landschaft Donegals fahren wir am Nachmittag - vorbei am Mount Errigal, dem Mount Fuji Irlands - zu unserem nächsten Hotel im kleinen Fischerort Killybegs. Immer mit dabei: die Sonne, die fröhlich vom Himmel lacht.

5. Tag (Donnerstag, 16.05.2019): Klippen von Slieve League – Drumcliff – Ben Bulben – Westport – Croagh Patrick

Zwar mussten wir auf dieser Reise für eine Nacht nach Killybegs ausweichen, aber das verschafft uns die Möglichkeit, heute Morgen die eindrucksvollen Klippen von Slieve League zu besuchen. Sie sind bis zu 600 Meter hoch und lassen die Cliffs of Moher im Vergleich wie Kleinkinder aussehen. Irlands raue Atlantikküste hält wirklich jede Menge Überraschungen parat. Langsam arbeiten wir uns im Laufes des Tages weiter nach Süden vor. In Drumcliff besuchen wir das Grab des irischen Nationaldichters William Butler Yeats. Hier ließ er sich auf eigenen Wunsch begraben, mit Blick hat auf den Tafelberg Ben Bulben. Heute liegen Wolken über dem Land. Sie befinden sich aber weit genug oben, sodass der Gipfel des Berges freiliegt. (Selbst bei schlechterem Wetter haben meine Gäste also Glück.) Wir fahren ein Stück zurück und brechen zu unserer nächsten Wanderung auf. Der Weg führt erst durch einen geheimnisvollen dichten Wald und später am Waldesrand entlang, wodurch wir bis zur Küste blicken können. Auch das Grab der Kriegerkönigen Maeve auf dem Knocknarea bei Sligo können wir erkennen - die Fernsicht in Irland ist einfach fantastisch. Nach einem weiteren kurzen Zwischenstopp in Drumcliff fährt uns Donal in eineinhalb Stunden nach Westport. Bevor wir den Ort erreichen, können wir dahinter schon den Gipfel des Croagh Patrick, des heiligen Berges, aufragen sehen. Westport gilt als einer der schönsten Orte an der Westküste. Die Kleinstadt an der Clew Bay wurde im späten 18. Jahrhundert planmäßig angelegt und wirkt sehr geschäftig. Für die Einwohner der umliegenden Dörfer ist der Ort der wichtigste Anlaufpunkt zum Einkaufen. Am Fuße des Croagh Patrick suchen wir vergeblich nach dem vielen Gold, das immer noch im Berg schlummern soll, bevor uns ein leichter Regen überrascht. Wir gehen zurück zum Bus und Donal fährt uns durch die mystische Landschaft Connemaras zum wunderschön gelegenen Leenane Hotel am Killary Harbour, dem einzigen Fjord Irlands.

6. Tag (Freitag, 17.05.2019): Aran Islands – Inishmore – Dun Aengus

In der Bucht von Galway liegen die Aran Islands, eine Inselgruppe mit drei bewohnten größeren Inseln, die geologisch gesehen eine Verlängerung des Kalksteins darstellen, der wiederum den Burren bildet. Mit der Fähre setzen wir nach Kilronan über, das auf der größten der Inseln liegt. Die Wolkendecke ist über Nacht wieder verschwunden. Unsere dritte Wanderung entlang der Nordküste der Insel Inishmore legen wir also wieder im Sonnenschein zurück. Die Straße wird von den typisch irischen Trockensteinmauern gesäumt. An dieser Wanderung mag ich besonders die Tierbegnungen, denn wir treffen heute auf Pferde, Ziegen (auch ganz kleine), Kühe und gleich am Anfang auf eine wunderhübsche Katze. Auch die Kegelrobben räkeln sich heute für uns wie auf dem Präsentierteller und blicken neidisch zu uns herüber, während wir unsere Mittagspause machen und genüßlich unsere mitgebrachten belegten Brote, Äpfel und Kekse verzehren. Den Endpunkt der Wanderung erreichen wir nach einer weiteren Stunde. Von hier aus können meine Gäste zum Steinfort Dun Aengus hinaufsteigen. Schon um 1.100 v. Chr. sollen hier in der Abgeschiedenheit der Aran Islands Menschen gelebt und mit dem Bau gewaltiger Festungen begonnen haben. Da die Inseln sich häufig im Nebel verstecken, gelten sie in der irischen Mythologie als Tor zu Anderswelt. Wollten sich die Menschen hinter den dicken Mauern vor den Kobolden und Feen verstecken? Der Aufstieg zur Festung lohnt sich in jedem Fall, gerade bei dem heutigen Wetter. 90 Meter unter uns stürzt sich das Meer gegen die Klippen. Wir können uns auf den Bauch legen und bis an die Kante krabbeln, vorsichtig die Nasenspitze über den Rand der Klippe hinausschieben und nach unten spähen. Zur Belohnung für diese Mutprobe wartet am kleinen Markt ein Eis auf uns, während wir auf die beiden Shuttlebusse warten, die uns zurück zum Hafen bringen, wo wir auch gleich an Bord der Fähre gehen. Und Donal fährt uns wieder durch die mystische Landschaft Connemaras zurück an den Fjord, wo im Hotel erneut ein leckeres Festmahl auf uns wartet.

7. Tag (Samstag, 18.05.2019): Killary Harbour – Connemara National Park – Kylemore Abbey – Galway

Bevor wir weiterziehen, erkunden wir heute einige weitere schöne Ecken von Connemara. Mit dem Killary Harbour fangen wir gleich am Morgen an. Nach wenigen Minuten Fahrt erreichen wir einen perfekten Fotopunkt. Wir können bis zur Mündung blicken. Ein Teppich aus Rhododendronblüten breitet sich unter uns aus. Donal fährt uns noch ein Stück weiter, bis zum Rosroe Pier. Wir kämpfen uns gegen den Wind auf einen Hügel hinauf, verschrecken dabei eine Schafmama mit ihrem Lamm, und werden erneut mit einer fantastischen Aussicht belohnt. Auf der anschließenden Fahrt in den Connemara-Nationalpark können wir aus dem Bus heraus schon einen Blick auf die Kylemore Abbey erhaschen. Bevor wir eines der berühmtesten Wahrzeichen Irlands besuchen, wollen wir jedoch im Nationalpark noch ein paar Kilometer zurücklegen, damit wir gar nicht erst aus der Übung kommen. Der Aufstieg auf den Diamond Hill ist nicht unbeschwerlich, zumal der Wind ganz schön von Westen her um die Ecke pfeift. Daher steht es meinen Gästen frei, ob sie mit auf den Gipfel kommen oder die direkte Route zum Besucherzentrum wählen möchten. Einen tollen Panoramablick können aber alle genießen. Im Bus feiern wir dann erstmal mit einer Flasche „Irish Mist" unser Bergfest - die Hälfte der Reise ist tatsächlich schon vorüber! Die Kylemore Abbey war ursprünglich keine Abtei, sondern Wohnsitz des Großindustriellen und Politikers Mitchel Henry und seiner Frau Margaret. Erst im Dezember 1920 zogen hier die Benediktinerinnen ein und gründeten wenig später ein internationales Mädcheninternat. Im Hauptgebäude selbst können nur wenige Räume besichtigt werden, da die Nonnen immer noch hier leben. Es ist daher neben dem Schloss als Fotomotiv vor allem der wunderschöne viktorianische Garten auf dem Gelände, der so viele Besucher anlockt. Am späten Nachmittag fahren wir durch das Inagh Valley und die County-Hauptstadt Galway zu unserem nächsten Hotel in Gort.

8. Tag (Sonntag, 19.05.2019): Kilmacduagh Monastery – Cliffs of Moher – Wanderung im Burren

Donal wechselt heute vom Cockpit in die Kabine, da er sich erholen muss und nicht fahren darf. Dafür ist Diane wieder da und hat noch eine Freundin mitgebracht. Nach einem Verpflegungsstopp im Supermarkt brechen wir Richtung Küste auf. Auch Irland kann mit einem schiefen Turm aufwarten - der Rundturm des Kilmacduagh Monastery ist 32,5 Meter hoch und steht sichtbar außer Lot. Während der Besichtigung der Klosterruine lösen wir auch endlich das Geheimnis der Rundtürme und ihrer sehr hoch liegenden Eingänge. Ein besseres Wetter hätten meine Wetterengel für die Besichtigung der Cliffs of Moher nicht herbeizaubern können. An den bis zu 214 Meter hohen Klippen aus Granit und Schiefer brüten Tausende Seevögel. Wir haben auf dieser Reise zwar schon höhere Klippen gesehen, aber die Cliffs of Moher beeindrucken uns trotzdem, denn es geht sehr steil nach unten und wir können an einigen Stellen fast bis an den Rand gehen. Mit dem Fernglas beobachten wir die putzigen Papageientaucher, die auf einem vorgelagerten Felsen brüten. Bei unserer anschließenden Wanderung durch den Burren sehen wir am Horizont die Aran Islands. Der Burren erinnert mancherorts an eine karge Steinwüste, die gut auf einem anderen Planeten liegen könnte. An anderen Stellen, an denen noch ein bisschen Boden, eine dünne Schicht Muttererde existiert, wachsen mediterrane und arktische Pflanzen, die perfekt an das raue Klima angepasst sind. Von den Kühen, die rechts und links des Weges grasen, werden wir neugierig beäugt. Ein paar hübsche Ferienhäuschen säumen ebenfalls die Straße, die später in einen Feldweg übergeht. Wenig später stoßen wir wieder auf eine Straße, der wir hinab an die Küste bis zu einem Pub folgen. Hier belohnen wir uns mit einem Irish Coffee oder einer köstlichen Fischsuppe für das erfolgreiche Absolvieren der längsten Wanderung auf dieser Reise. Auf der Rückfahrt zum Hotel wartet mal wieder eine Überraschung auf meine Gäste, denn wir besichtigen die Hazel Mountain Chocolate Factory und bekommen auch eine kurze Führung. Ganz benebelt vom Schokoladenduft dürfen wir natürlich die leckere Schokolade auch probieren.

9. Tag (Montag, 20.05.2019): Wanderung im Coole Park – Shannon Ferry – Lartigue Monorail

Wir wandeln heute noch ein bisschen auf den Spuren von William Butler Yeats und der Irish-Literary-Revival-Bewegung. Coole Park ist der ehemalige Landsitz der Lady Auguste Gregory, einer wichtigen Freundin und verbündeten von Yeats. Hier schmiedeten die beiden ihre Pläne, die irische Literatur zu einer neuen Blüte zu führen und ein Theater in Dublin zu gründen. Hier schrieb Yeats eines seiner bekanntesten Gedichte, "Die Wilden Schwäne von Coole". Wir spazieren gemütlich durch die herrliche Wald- und Parklandschaft. Wie bestellt schweben die wilden Schwäne am Lough Coole tatsächlich für uns ein! Ein geheimnisvoller, denkwürdiger Moment! Am Ende unserer kleinen Wanderung wartet auf uns der "Autograph Tree", eine Blutbuche, in deren Rinde sich berühmte Persönlichkeiten Irlands verewigt haben. In Lahinch machen wir dann am Strand unsere Mittagspause. Das Wetter ist herrlich und der Strand sieht ebenfalls sehr einladend aus. Nur das Wasser ist doch noch ein bisschen zu kalt für einen richtigen Strandurlaub. Dann fährt uns Donal, der heute wieder hinter dem Steuer sitzt, in neuer Rekordzeit zur Fähre, mit der wir über den Shannon übersetzen. Der längste Fluss der Britischen Inseln ist 370 Kilometer lang und sehr beliebt bei Anglern und Hausboot-Kapitänen. Zur Abwechslung fahren wir dann in Listowel sogar ein Stück mit dem Zug. Ein kleines Museum errinnert hier an die Lartigue Monorail, eine eher merkwürdige Eisenbahn mit einer sehr eigenwilligen Schienenkonstruktion. Von der ursprünglich 10 Meilen langen Stecke nach Ballybunion wurde ein etwa 500 Meter langer Abschnitt rekonstruiert. Die sehr enthusiastischen Mitarbeiter des Museums demonstrieren uns die Funktionsweise der Lokomotive und der Weichen. Nach Tralee fahren wir dann aber doch lieber mit dem Bus weiter - und mit Donal am Steuer wiegen wir uns auch in Sicherheit. Nach dem Abendessen besteht für meine Gäste die Möglichkeit, das National Irish Folk Theatre "Siamsa Tire" zu besuchen. Fast alle gehen mit und berichten mir dann anschließend mit großer Begeisterung von der schönen Vorführung.

10. Tag (Dienstag, 21.05.2019): Panoramafahrt auf dem Ring of Kerry

Angesichts des Wetterglücks meiner Reisegäste fallen mir langsam keine passenden Worte mehr ein. Zum neunten Mal darf ich eine Reisegruppe auf dieser Tour begleiten, und in vier Jahren hatte ich noch nie so schönes (Wander-)Wetter auf dem Ring of Kerry! Die Küstenpanoramastraße ist 179 Kilometer lang und führt um die Iveragh-Halbinsel herum. Wir treffen in Killorglin auf den Ring und fahren dann erstmal (wieder eine Überraschung!) zum Schäfer Brendan in Kells. Er erklärt uns zunächst verschiedene Schafrassen und führt dann seine beiden Scottish Border Collies bei der Arbeit vor. Nach der unterhaltsamen Demonstration werfen wir einen Blick auf die Halbinsel Dingle auf der anderen Seite der Bucht. Die Fernsicht ist heute phänomenal. Nächster Stopp ist das rekonstruierte Steinfort Cahergall unweit von Cahersiveen, dem Geburtsort des großen Katholikenbefreiers Daniel O'Connell. Nach der Mittagspause in Waterville, dem Lieblingsferienort Charlie Chaplins, der seinen berühmtesten Besucher jedes Jahr mit einem Comedy-Film-Festival feiert, wartet auf uns der Höhepunkt des Tages: die Aussicht vom Coomakista Pass auf die vielen kleinen Buchten, Inseln und die schönen Sandstrände unter uns. Da heute so schönes Wetter ist, machen wir eine kleine Zusatzwanderung auf dem Kerry Way zum Strand am Derrynane House, dem Familienwohnsitz O'Connells. Wir fühlen uns unterwegs nicht wie in Irland, sondern eher wie auf einer griechischen Insel im Mittelmeer. Und in der Ferne sind die beiden Skellig-Inseln ganz klar und deutlich erkennbar. Nach einem kurzen Aufenthalt am Strand stürmen wir das Café, kaufen uns ein Eis und setzen die Panoramafahrt fort. Vom Ladies' View schauen wir auf die Seen des Killarney-Nationalparks und beenden dann das Tagesprogramm mit einem Spaziergang vom Torc-Wasserfall zum Muckross House, das ebenfalls von einer wunderschönen Parkanlage umgeben ist.

11. Tag (Mittwoch, 22.05.2019): Adare – Limerick – Newtown Mount Kennedy

Der heutige Tag ist damit ein merkliches Anzeichen dafür, dass sich der Kreis langsam schließt, und unsere Reise zu Ende geht. Aber noch liegen zwei spannende und abwechslungsreiche Programmtage vor uns. Das kleine Örtchen Adare ist der erste Stopp auf unserer Fahrt zurück an die Ostküste. Der Earl of Dunraven befahl Anfang des 19. Jahrhunderts die Renovierung seiner Ortschaft - mit nachhaltigem Erfolg. Ähnlich wie Westport wurde Adare planmäßig neu angelegt und lockt Besucher mit drei Klöstern und wunderhübschen strohgedeckten Häusern. Von hier aus ist es nur noch ein Katzensprung nach Limerick, wo wir das King John's Castle besichtigen, und damit wieder mittendrin sind in der spannenden irischen Geschichte. King John (König Johann Ohneland) ist uns aus den unzähligen Robin-Hood-Filmen als fieser Gegenspieler des gutherzigen Königs Richard Löwenherz bekannt. Er gab den Bau der Festung Anfang des 13. Jahrhunderts in Auftrag, starb jedoch lange vor ihrer Fertigstellung und setzte nie einen Fuß hinein. Gleichwohl spielte sie in der weiteren Geschichte Irlands eine wichtige Rolle, u. a. während des "Kriegs der zwei Könige" (Jakob II. und Wilhelm von Oranien) von 1688 bis 1691. Im Museum können wir uns als normannische Soldaten verkleiden und mit (kleinen) Kanonen auf die Stadtmauer schießen, bevor wir den Innenhof erreichen und die Mauern und Türme besteigen. Sie gewähren uns einen schönen Blick auf den Shannon, die Innenstadt und die imposante St. Mary's Cathedral aus dem 11. Jahrhundert. Die anschließende Fahrt nach Kildare versüßt uns Donal mit einem Medley irischer Pub-Lieder, das er fröhlich ins Mikrofon schmettert. Den Besuch des irischen Nationalgestüts lassen sich alle meine Gäste nicht entgehen. Der Anblick der süßen Fohlen erweicht unsere Herzen, und die zu zahlenden Preise lassen uns die Ohren schlackern. Nach Newtownmountkennedy nehmen wir dann die Panoramastrecke durch Hollywood (mit Schild!) und über die Wicklow Gap, mitten durch die Wicklow Mountains, in denen viele berühmte Filme gedreht wurden.

12. Tag (Donnerstag, 23.05.2019): Glendalough – Powerscourt Gardens

Bei unserer letzten Wanderung in Glendalough, dem Tal der zwei Seen, wollen wir ergründen, wie es der Heilige Kevin geschafft hat, 120 Jahre alt zu werden, obwohl er zeitweise ein sehr karges Leben führte und in einer kleinen Felshöhle nächtigte. Doch in Irland, dem Land der vielen Heiligen, scheint alles möglich, wie uns die vielen Geschichten über berühmte Mönche und ihre Wundertaten lehren. Wir wandern gemütlich am Ufer beider Seen entlang bis zu den Ruinen einer alten Bleimine. Nach einer kurzen Stärkungspause geht es wieder zurück, wobei meine Gäste die Wahl haben, mit mir einen Abstecher zu einem sehr idyllisch gelegenen Wasserfall zu machen. Im Besucherzentrum entführt uns eine Videopräsentation in die Zeit der Klöster und Heiligen. Und ein Modell lässt uns die Größe der Klosteranlage erahnen; bis zu 3.000 Mönche sollen hier gelebt haben. Auf einem kurzen Rundgang zeige ich meinen Gästen die wichtigsten Gebäude bzw. Ruinen, darunter den Rundturm, die Kathedrale und St. Kevin's Kitchen. Am Nachmittag besichtigen wir zum Abschluss des Programms die wunderschönen Powerscourt Gardens. Auch hier blühen die Rhododendronsträucher und auch der japanische Garten überrascht mit einer herrlichen Blütenpracht. Beim letzten gemeinsamen Abendessen im Hotelrestaurant lassen wir die schöne Reise Revue passieren und den Abend an der Hotelbar ausklingen.

13. Tag (Freitag, 24.05.2019): Freizeit in Dublin – Rückflug nach Deutschland

Am Abreisetag kann ich noch eine letzte Überraschung für meine Gäste aus dem Hut zaubern - wir fahren heute mit dem Zug entlang der Küste zurück nach Dublin! Meine Gäste sorgen verlässlich für das passende Wetter, sodass die Sonnenstrahlen die Irische See wie einen Teppich aus Diamanten zum Glitzern bringen. Auf dem ersten Teilstück der Strecke fährt der Zug gefährlich nah am Rand der Klippen entlang. Später bietet sich uns ein toller Blick zurück auf den Küstenabschnitt der Stadt Bray. Donal ist derweil mit dem Bus und unserem Gepäck nach Dublin gefahren, wo er bei unserer Ankunft bereits auf uns wartet. Nun haben wir alle noch vier Stunden Freizeit in der Stadt. Für die Hälfte der Gruppe ist ein Besuch der Book-of-Kells-Ausstellung in der Bibliothek des Trinity College ein Muss. Auch das Archäologische Museum lohnt einen Abstecher. Am frühen Nachmittag fährt uns Donal zum Flughafen, wo wir uns bei ihm bedanken und leider auch verabschieden müssen. Auch meine Reisegruppe zerfällt nun langsam aber sicher, nach 13 schönen gemeinsamen Tagen.
Ich danke euch, meine lieben Gäste und Wetterengel, für die tolle gemeinsame Reise. Die Messlatte für das perfekte Wanderwetter liegt nun fast unerreichbar hoch. Doch nicht nur deshalb würde ich mich sehr freuen, wenn ich euch bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-(Wander-)Reise begrüßen darf.
Herzlichst, euer
Andreas Wolfsteller

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