Reisebericht: Wanderreise Irland und Nordirland – Natur und Kultur erleben

05.09. – 17.09.2021, 13 Tage Rundreise mit mehr Bewegung in der Natur: Dublin – Navan Fort – Giant's Causeway – Glenveagh–Nationalpark – Connemara–Nationalpark – Aran–Inseln – Burren – Cliffs of Moher – Ring of Kerry – Wicklow Mountains (58,5 Wanderkilometer)


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Mit nur sieben Gästen erkunde ich aus der Wanderperspektive die abwechslungsreichen Landschaften Irlands. Petrus ist uns wohlgesonnen und lässt uns einen herrlichen Spätsommer erleben, spendiert uns viel Sonne und hält sich mit dem berühmt-berüchtigten Regen sehr zurück.
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

1. Tag: Anreise nach Dublin & Stadtrundgang

Irland ist auch im September eine Reise wert, denn – ganz unter uns – die große Angst vor dem irischen Regen ist völlig unbegründet. Davon möchte ich meine sieben abenteuerlustigen Gäste überzeugen, die mit mir vom „neuen“ Flughafen BER mit Aer Lingus nach Dublin starten. Schick sieht sie aus, die große Eingangshalle des Hauptstadtflughafens. Nur die Laufwege und Preise der Gastronomiebetriebe könnten gern kleiner ausfallen. Der kurze Flug vergeht schnell wie ein solcher und ebenso schnell sind wir in Dublin samt unseren Koffern durch alle Einreise- und Zollkontrollen durch – und warten auf unseren Busfahrer Thomas, den wir mit unserer Flinkheit völlig überrumpeln (obwohl er schon extra zeitig losgefahren ist). Doch nach 20 Minuten ist er da, wir sind immer noch vor dem Zeitplan, und machen spontan eine kleine Stadtrundfahrt durch Dublin, auf der ich meinen Gästen die O’Connell Street, die historische Geburtenklinik und die georgianischen Häuser am Parnell Square zeige. Am Hotel laden wir unseren Stadtführer John Brick ein, der die Stadtrundfahrt vorbei an der Guiness-Brauerei in Richtung Phoenix Park fortsetzt. Dort sehen wir das Papstkreuz und den Wohnsitz des irischen Präsidenten, bevor wir zurück in der Innenstadt bei schönem Wetter noch einen Spaziergang durch die Straßen der irischen Hauptstadt anschließen. John zeigt uns das berühmte Oscar-Wilde-Denkmal am Merrion Square, die Amtssitze des Premierministers und des Bürgermeisters von Dublin sowie den berühmten Park St. Stephen’s Green, dessen heutige Gestaltung auf die Familie Guiness zurückzuführen ist. Das 3-Gänge-Menü im Hotel am Abend mundet nicht nur ausgezeichnet, sondern lässt uns erahnen, dass wir im Verlauf der Reise wohl besser viele Schritte und Höhemeter zurücklegen sollten.

2. Tag: Monasterboice – Ganggräber im Boyne Valley – Hill of Slane

Wir nutzen den wunderschönen Morgen für eine weiteren Spaziergang durch Dublin bei herrlichem Sonnenschein. Schließlich gibt es in Dublin noch viel mehr zu sehen und entdecken, z. B. die St Patrick’s Cathedral, das Dublin Castle, Molly Malone. Heike, unsere Busfahrerin für den Rest der Reise (mit Ausnahme ihrer Pflichtpause nach 6 Tagen), erwartet uns neugierig vor der französischen Botschaft. Auf der Fahrt in den Norden Irlands können wir uns ausgiebig beschnuppern. Wir lassen für den Rest der Reise den Trubel der Großstadt hinter uns und landen nicht nur im noch immer recht ländlich geprägten Irland, sondern auch in der Vergangenheit. Die Klosterruine Monasterboice fungiert mit ihrem Rundturm und den drei Hochkreuzen für uns als Beispiel für die vielen frühchristlichen Klöster, die das Antlitz der Insel prägten und für die Entwicklung des europäischen Kontinents eine wichtige Rolle spielten. Unser nächster Stopp entführt uns noch weiter in die Vergangenheit, in eine Epoche der Menschheit, über die nur wenig bekannt ist. 3.000 Jahre v. Chr. besiedelte eine unbekannte Zivilisation die Küsten der Britischen Inseln und des europäischen Festlands und hinterließ uns mit ihren Ganggräbern gewaltige Monumente. Nach der Renovierung des Besucherzentrums in den letzten Jahren erwartet uns nicht nur eine neue Ausstellung. Wir dürfen nun zudem sowohl die Anlagen von Knowth (größer und älter) als auch Newgrange (aufgrund der charakteristischen weißen Fassade bekannter) besichtigen. Gestärkt mit gutem Kaffee und Tee (hier hatten sie noch Earl Grey für den Reiseleiter) erklimmen wir am Nachmittag noch den Hill of Slane, auf dem der heilige Patrick das erste Osterfeuer in Irland entzündete und damit den Zorn des Hochkönigs und seiner Druiden hervorrief. Auf der weiteren Fahrt in das County Donegal ganz im Nordwesten fahren wir auch ein Stück durch Nordirland. Am frühen Abend erreichen wir das Station House Hotel in Letterkenny, in dem wir für drei Nächte Quartier beziehen.

3. Tag: Wandern im Glenveagh–Nationalpark – Sheephaven Bay

12 Mal durfte ich diese Reise im Auftrag von Eberhardt TRAVEL nun bereits (beg)leiten. Und für mich ist dieser heutige Tag, der dritte Tag der Reise, stets der Tag des endgültigen Ankommens auf der Grünen Insel. Es ist der Tag der ersten Wanderung und damit für mich als „Hirte“ eine gute Gelegenheit, meine „Schäfchen“ kennenzulernen. Das Programm lädt zudem zum Entspannen und Entschleunigen in der Natur ein. Es beginnt mit einer Filmvorführung, die uns auf den Besuch des Glenveagh-Nationalparks einstimmt. Am Ufer des Loch Veagh erwartet uns im Herzen der Derryveagh Mountains ein echtes Kleinod: ein hübsches Schlösschen, von einem neureichen Großgrundbesitzer im 19. Jahrhundert im schottischen Baronialstil erbaut, das – auf einer kleinen Halbinsel thronend – mit seinen Gartenanlagen sehr idyllisch anmutet und sich auf elegante Weise in die umliegende Landschaft einfügt. Oder etwas weniger schwurbelig ausgedrückt: ein Träumchen, wie hingemalt. Ein Shuttlebus bringt uns zum Schloss und damit zum Ausgangspunkt unserer Wanderung, die uns am Ufer des Sees entlangführt. Auf dem Rückweg machen wir sogar noch einen Abstecher zu einem Aussichtspunkt, der uns eine tolle Aussicht über das ganze Tal gewährt. Der Abstieg führt uns durch die Gärten zum Schloss zurück. Im Schlosscafé bekommen wir zur Stärkung Tee, Kaffee und Snacks. Wer mag, kann dann zusätzlich die vier Kilometer zurück zum Bus laufen – genug Zeit dafür haben wir allemal. Am Nachmittag machen wir sogar noch einen
Fotostopp oberhalb des Poisoned Glen, eines malerischen Tals mit Kirchenruine, und unterhalb des Mount Errigal, des höchsten Berges in Donegal, und gehen an der Sheephaven Bay am traumhaft schönen Strand spazieren. Wenigstens eine mutige Frau aus unserer Gruppe rettet unsere Ehre und stürzt sich tapfer in die Fluten des Nordatlantiks.

4. Tag: Klippen von Slieve League – Glencolmkille Folk Museum

Nachdem wir gestern den nördlichen Teil von Donegal erkundet haben, wollen wir heute den Westen besuchen. Hier befinden sich die eindrucksvollen Klippen von Slieve League – raue Felswände, bis zu 601 Meter hoch. Eine mächtige Wand aus Gestein, die sich aus dem Ozean erhebt. Ein Shuttlebus setzt uns am oberen Parkplatz ab. Wir wandern dann ein Stück am Rand der Klippen entlang weiter nach oben und werden mit immer neuen Perspektiven und tollen Fotomotiven belohnt. Schließlich müssen wir aber umkehren und laufen zurück zum Café, wo unser Bus, leckere irische Fischsuppe und vor allem ein heißer Kaffee auf uns warten. Nur 20 Kilometer entfernt tauchen wir im Glencolmkille Folk Museum in das Leben der Menschen auf dem Land vom 17. bis zum 19. Jahrhundert ein. Zwar war es ein lustiges Erlebnis, noch einmal die Schulbank zu drücken und unsere Namen mit Kreide auf Schiefertafeln zu verewigen, doch insgesamt sind wir ganz froh, im 21. Jahrhundert zu leben. Zum Abschluss unseres Besuchs lassen wir den Blick über das Meer schweifen, bewundern ein hartgesottenes Paar, dass sich tapfer in die Fluten stürzt, ziehen unseren Hut vor den Generationen, die vor uns lebten, und fahren schließlich mit dem Bus über den Glengesh-Pass zurück nach Letterkenny.

5. Tag: Wandern am Ben Bulben – Drumcliff – Westport – Croagh Patrick

Wir verlassen den Norden Irlands und beginnen mit unserer Reise gen Süden entlang der rauen Atlantikküste. Am irischen Tafelberg Ben Bulben besichtigen wir zunächst den Glencarr Waterfall, bevor wir zu einer Wanderung unterhalb der zerklüfteten Westseite des Berges aufbrechen. Zum ersten Mal auf dieser Reise werden wir von einem kräftigen Regenguss erwischt. Doch wir sind kleidungstechnisch gut vorbereitet und lassen uns davon nicht irritieren. Unser Durchhaltevermögen wird belohnt, denn das Wetter bessert sich und die Wolken, die sich in den Felsvorsprüngen verfangen, sorgen für eine mystische Atmosphäre. Das hätte wohl auch dem irischen Nationaldichter William Butler Yeats gefallen, der auf dem Friedhof von Drumcliff zu Füßen seines Lieblingsberges begraben liegt. Wir erweisen ihm die Ehre und verbinden den Besuch mit unserer Mittagspause. Unser nächster Stopp ist dann in Westport, einem im 19. Jahrhundert planmäßig angelegten, wunderschönen kleinen irischen Örtchen mit typischen bunten Geschäften, einem Kanal dessen Ufer zum Flanieren einladen sowie vielen bunten Blumen. Ergänzt wird die Dekoration durch viele rot-grüne Fahnen, Wimpel und Plakate, mit denen das County Mayo seiner Football-Mannschaft alles Gute für das Finale der Meisterschaft wünscht. Am heiligen Berg Irlands, dem Croagh Patrick, laufen wir bis zum Aussichtspunkt, von dem aus wir einen tollen Blick auf die vielen kleinen Inseln der Clew Bay haben, und besichtigen das National Famine Monument. Durch die dramatische Hügellandschaft Connemaras gelangen wir zu unserem dritten Hotel, das sich an den Fuß eines Hügels direkt am Killary Harbour schmiegt, dem einzigen Fjord Irlands.

6. Tag: Wandern auf den Aran Islands – Steinfort Dun Aengus

Von einer großen Insel auf eine deutlich kleinere Insel – am Morgen setzen wir von Rossaveal mit der Fähre nach Inishmore über, der westlichsten der drei bewohnten Aran Islands in der Bucht voon Galway. Bei leichtem Seegang erreichen wir den Hafen von Kilronan nach ca. 45 Minuten und beginnen mit unserer Wanderung entlang der Küstenstraße. Sie führt uns an vielen kleinen Einfriedungen mit den typischen Trockensteinmauern vorbei. Dahinter treffen wir ganz liebe Esel, freundliche Pferde und Connemara-Ponys sowie stoisch käuende Kühe mit ihren Kälbern. An der Robbenkolonie legen wir die Mittagspause ein, lassen uns dabei neugierig beäugen und beobachten die Kegelrobben ebenso neugierig bei ihren Yoga-Übungen. Ziel unserer Wanderung sind die Überreste des gewaltigen Steinforts Dun Aengus, das über allem wachend hoch oben auf den Klippen thront. Wir können nur erahnen, unter welchen Anstrengungen sich unsere Vorfahren vor 3.000 Jahren diese Festung erbauten, oder wovor sie sich mit den mächtigen Steinmauern und Stachelbarrikaden schützen wollten. Wir haben die Anlage fast für uns allein und können vom Rand der Klippe einen Blick auf das Meer riskieren, dass sich 97 Meter unter uns in schäumenden Wellen gegen den Felsen wirft. Es bleibt noch ausreichend Zeit für ein Käffchen, Süppchen oder das preisgekrönte Eis, bevor uns der Shuttlebus zurück zur Fähre bringt. Mit Boot und Bus geht es zurück zum Leenane Hotel. Dort erwartet uns noch einmal ein köstliches 3-Gänge-Menü.

7. Tag: Killary Harbour – Connemara–Nationalpark – Kylemore Abbey

Wir brechen auf, um die imposante Landschaft Connemaras zu erkunden – und landen bereits mit dem ersten Fotostopp mitten in einem Abenteuer-Rennen (Laufen, Kayak, Rad, Bergsteigen). Am Rosroe Pier, in der Nähe der Mündung des Fjords in den Atlantik, feuern wir die letzten Teilnehmer:innen an und genießen dann auf einem Hügel über dem Killary Harbour die Stille, die Weite und das Spiel der Sonnenstrahlen auf Wasser und Berghängen. Das wir uns aber auch nicht verstecken müssen, beweisen wir anschließend mit einem Aufstieg auf den Diamond Hill im Connemara-Nationalpark. Alle meine Schäfchen schaffen es bis auf den Gipfel und machen mich unheimlich stolz. Ihre Belohnung ist die herrliche Aussicht auf die Küste und die unter uns liegende Kylemore Abbey. Zurück am Bus feiern wir ein doppeltes Bergfest mit irischem Whiskey. Anschließend können meine Gäste die Kylemore Abbey samt Parkanlagen und Gärten aus der Nähe erkunden. Obwohl das ehemalige Mädcheninternat einer der größten Besuchermagneten in Irland ist, herrscht heute wenig Betrieb. Dafür strahlt das vor kurzem renovierte Herrenhaus heute regelrecht im Glanz der Mittagssonne. Durch das Inagh Valley und mit einem Halt an der St.-Nikolaus-Kathedrale in Galway ziehen wir weiter zum nächsten Hotel in Gort.

8. Tag: Kilmacduagh Monastery – Cliffs of Moher – Wanderung im Burren

Heike wird heute an ihrem (zwangs-)freien Tag von meinem Stammfahrer Donal vertreten. Und dank seiner vielen Jahre beim irischen Militär herrscht gleich ein anderer Tonfall im Bus! Los geht es heute mit der Klosterruine Kilmacduagh, wo ich meinen Gästen zeige, dass auch die irischen Mönche schiefe Glockentürme bauen konnten. Mit den berühmten Cliffs of Moher wartet im Anschluss ein weiterer Höhepunkt der Reise auf uns. Sie sind zwar nicht so hoch wie die Klippen von Slieve League, erheben sich aber fast senkrecht und immerhin rund 200 Meter hoch in den Himmel. Zudem sind sie Heimat tausender Seevögel. Wahrlich beeindruckend, zumal meine Wetterengel für beste Bedingungen gesorgt haben. Begleitet von der warmen Mittagssonne brechen wir hernach zu unserer Wanderung durch den Burren auf. Zwar haben meine Gäste keine Motivation nötig, dennoch habe ich ihnen im Pub am Ende des Wanderung einen Irish Coffee in Aussicht gestellt. Und es wirkt. Vorbei an Mauern, Wiesen, Pferden, Kühen kommen wir zügig voran. Doch – oh Schreck! – zwischendurch ein Anruf von Donal: Der Pub hat heute geschlossen und öffnet erst abends. Was tun? Improvisieren ist angesagt. Und es müsste schon mit dem Teufel zu gehen, wenn sich in Irland nicht irgendwo ein offener Pub finden würde! So fahren wir also geschwind an der Küste der Bucht von Galway entlang, bestaunen unterwegs die wüstenartigen Kalksteinflächen, und werden schon im nächsten Ort fündig. Der Pub in Ballyvaughn hat geöffnet, ist gut besucht und es gibt Irish Coffee! (Nur leider wieder keinen Earl-Grey-Tee für den Reiseleiter. Aber er hat ja inzwischen vorgesorgt und seine eigenen Beutel im Handgepäck.) Gestärkt und innerlich gewärmt statten wir noch dem Dungaire Castle, einem rekonstruierten typischen Tower House, einen kurzen Besuch ab, bevor uns Donal zurück zum Hotel in Gort bringt.

9. Tag: Spaziergang im Coole Park – Fahrt über den Shannon – Ardfert Cathedral

Waldspaziergänge sind gesund für Geist und Körper und aktivieren das Immunsystem. Wie gut, dass uns unser Morgenspaziergang im Coole Park gleich durch sieben kleine Wäldchen führt. Zugleich wandeln wir auf dem ehemaligen Anwesen der Lady Gregory in den Fußstapfen großer Dichter und Literaten wie George Bernhard Shaw, John Millington Synge und William Butler Yeats, die sich in der Rinde einer alten Blutbuche verewigten. Bei der Mittagspause an der Strandpromenade von Lahinch kämpfe ich mit einem frechen, auf Krawall gebürsteten Raben um mein Sandwich, kann jedoch sowohl mich als auch mein Mittagessen retten. Um den Schreck zu verdauen hilft da nur eine leckere, mit Nutella gemachte heiße Schokolade. Um das County Kerry zu erreichen, fahren wir mit der Autofähre über den Shannon, den längsten Fluss Irlands. An der Lartigue Monorail können wir heute leider nur einen kurzen Fotostopp machen, da das Museum derzeit geschlossen hat. Doch zumindest kann ich meinen Gästen die genial-verrückte Schienen- und Weichenkonstruktion zeigen. Als Alternativprogramm erhalten wir eine Führung durch die Ruinen der Ardfert Cathedral, die Brendan dem Reisenden geweiht war, einem weiteren in einer langen Liste von irischen Heiligen. Zum Abschluss des Tages dürfen wir eine Aufführung im nationalen Folkloretheater Siamsa Tíre besuchen.

10. Tag: Ring of Kerry – Killarney–Nationalpark

Der nächste Brendan, der wir heute besuchen, ist zwar (noch) kein Heiliger, aber ein bekannter und talentierter Schäfer und Hundezüchter. Er demonstriert uns mit seinen beiden arbeitseifrigen Border Collies die Kunst des Schafehütens und nimmt sich ausgesprochen viel Zeit für unsere Fragen. Am rekonstruierten Steinfort Cahergall trotzen wir den eher schlechten als rechten Gesangskünsten einer anderen Reisegruppe standhaft, bis wir sie schließlich sogar vertreiben können und die mächtigen Mauern ganz für uns haben. Nur Vieh gibt es leider keins zu erbeuten. Daher muss während der Mittagspause doch der Supermarkt in Waterville von uns geplündert werden. Schon Charlie Chaplin machte hier an der Ballinskellig Bay gern Urlaub. Eine Statue und ein jährliches Filmfestival erinnern an den berühmten Besucher. Nun warten endlich die Höhepunkte unserer heutigen Panoramafahrt auf dem Ring of Kerry auf uns: der Blick vom Coomakista Pass und die anschließende zusätzliche Wanderung zum feinen Sandstrand am Derrynane House. Meine Wetterengel haben für bestes Wanderwetter gesorgt. Wir genießen die Sonnenstrahlen und wähnen uns am Mittelmeer. Über die Passstraße oberhalb des verregneten Black Valley, des irischen Tals der Ahnungslosen, erreichen wir den Killarney-Nationalpark. Am Ladies’ View, dem Aussichtspunkt mit Blick auf die drei Seen des Parks, ist die Aussicht zwar gleich null, aber wir begegnen einem jungen Rothirsch und sind somit trotzdem glücklich. Schließlich unternehmen wir noch einen Abendspaziergang vom Torc-Wasserfall zum ehrwürdigen Muckross House mit seinem schönen Park, baumhohen Rhododendron-Hecken und mächtigen, schattigen Bäumen. Im The Ashe Hotel in Tralee werden wir zum Abschluss des schönen Tages ein zweites Mal mit einem wunderbaren Menü verwöhnt.

11. Tag: Adare – Desmond Castle – Nationalgestüt

Einmal quer über die Insel fahren wir heute zu unserem letzten Hotel im Herzen der Wicklow Mountains südlich von Dublin. Ja, die Reise neigt sich langsam aber sicher ihrem Ende entgegen. Doch es stehen auch noch ein paar schöne Punkte auf dem weiteren Programm. Unsere Fahrt führt zunächst durch dichten Nebel, in dem sich die sanfte Hügellandschaft des Landesinneren vor unseren Blicken versteckt. Und plötzlich ist der Nebel wie von Zauberhand verschwunden und die Sonne lacht vom Himmel. So erreichen wir gut gelaunt das hübsche Örtchen Adare in der Nähe von Wicklow. Dessen Hauptstraße wird von reetgedeckten Cottages und dem burgartigen, einzigen Kloster der Trinitarianer in Irland geziert. Wir lassen uns hier von unserer Stadtführerin Mary die mächtigen Mauern der Ruinen des Desmond Castle zeigen, einer gewaltigen Festung der Normannen aus dem Jahr 1200. Nach der normannischen Invasion im 12. Jahrhundert bauten die Eroberer auf der Insel riesige Burgen, um die Macht vor inneren und äußeren Feinden zu sichern. Erst vor den Armeen Oliver Cromwells musste diese Festung schließlich kapitulieren. Seitdem ist sie eine Ruine, die ihre einstige größe noch erahnen lässt. Der zweite Stopp auf der Überfahrt ist das irische Nationalgestüt bei Kildare, in dem wir ebenfalls eine Führung erhalten. Es ist ganz der Zucht von Vollblut-Rennpferden gewidmet und erwirtschaftet jährlich einen Millionenbetrag. Allein der erfolgreichste Zuchthengst brachte in der Vergangenheit 10 Millionen ein. Auf dem Gestüt genießen außerdem einige lebende Legenden des Pferderennsports ihren wohlverdienten Ruhestand und werden von begeisterten Fans besucht. Einen kleinen japanischen Garten ließ sich der leicht verrückte Gründer des Gestüts ebenfalls anlegen. Auch ihn dürfen wir besichtigen.

12. Tag: Wandern in Glendalough – Powerscourt Distillery & Gardens

Der vorletzte Tag bietet noch einmal alles auf, was diese Reise so schön und abwechslungsreich macht: eine Wanderung inmitten einer tollen Landschaft, eine herrliche Parkanlage – und endlich die obligatorische Whiskeyverkostung! Aber der Reihe nach. Wir beginnen mit einer Führung durch die Ruinen der frühchristlichen Klostersiedlung Glendalough, in der bis zu 3.000 Menschen gelebt haben sollen. Anschließend wandern wir entlang der Ufer der beiden Seen bis zu den Überresten einer Bleimine aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zwischen beiden Seen befindet sich ein kleiner Imbiss, den wir auf dem Rückweg zur Stärkung nutzen. Die brauchen wir für die Whiskey-Verkostung in der Powerscourt Distillery, bei der nicht nur wie geplant drei, sondern sogar vier unterschiedliche Sorten auf uns warten. Tatsächlich hat jeder uns präsentierte Whiskey einen eigenen, erkennbaren Charakter, sodass wir mit der Zusammenstellung der Auswahl sehr zufrieden sind. Den Abschluss des Tagesprogramms bildet die Besichtigung der Powerscourt Gardens, die mit einer Fläche von fast 200.000 Quadratmetern als eine der schönsten Gartenanlagen in Irland gelten und gern für Hochzeiten gebucht werden. Wie auch das Leinster House in Dublin, Sitz des irischen Parlaments, wurde auch das Powerscourt House vom Architekten Richard Cassels (aus Kassel!) entworfen. Mit einem Schokoladenkuchen zum Dessert endet am Abend leider dann der Schlemmerteil der Reise.

13. Tag: Mit dem Zug nach Dublin – Rückflug nach Deutschland

Der Himmel über Irland weint am Morgen bittere Tränen des Abschieds. Es sei ihm heute gegönnt und verziehen. Schließlich hat sich das Wetter in den letzten zwei Wochen fast immer nur von seiner besten Seite gezeigt. Und auch wir werden die Grüne Insel, ihre schönen Landschaften, ihre Gastfreundschaft sehr vermissen. Meine Gäste würden die Reise am liebsten noch einmal von vorn beginnen (wovon die Arbeitgeber natürlich nicht sehr begeistert wären). So bringt uns der Vorortzug also von Greystones zurück nach Dublin, immer entlang der Küste der Irischen See, vorbei an steilen Klippen, hübschen Bahnhöfen und am Yachthafen. Wir sehen unterwegs sogar ein paar Todesmutige, die sich in die kalten Fluten stürzen. In Dublin bleiben uns rund zwei Stunden, um noch ein paar Souvenirs zu kaufen oder durch die Fußgängerzone oder einen der schönen Parks zu bummeln. Vor der französischen Botschaft am Merrion Square sammelt uns Heike dann ein letztes Mal auf und bringt uns zum Flughafen. Sie ist uns mit Ihrer freundlichen Art sehr ans Herz gewachsen und der Abschied fällt schwer. Am Abend landen wir dann ganz planmäßig in Berlin auf dem BER, dem Ausgangspunkt unserer Reise.

Schlusswort

Meine lieben Gäste und Wetterengel, ich danke euch sehr für die wunderbare Zeit auf der Grünen Insel. Ihr wart eine lustige Gruppe, sehr pflegeleicht und immer zu einem Scherz aufgelegt. Gemeinsam mit unserer Fahrerin Heike hatten wir viel Spaß und können auf viele schöne Erlebnisse zurückblicken, an die wir uns noch lange erinnern werden. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich euch bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-(Wander-)Reise begrüßen darf.

Herzlichst, euer

Andreas Wolfsteller

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