Reisebericht: Wanderreise Irland und Nordirland – Natur und Kultur erleben

16.07. – 28.07.2023, 13 Tage Rundreise mit mehr Bewegung in der Natur: Dublin – Navan Fort – Giant's Causeway – Glenveagh–Nationalpark – Connemara–Nationalpark – Aran–Inseln – Burren – Cliffs of Moher – Ring of Kerry – Wicklow Mountains (58,5 Wanderkilometer)


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Ein Besuch der „Grünen Insel“ im Juli scheint genau richtig, um der sommerlichen Hitze in Deutschland zu entfliehen. Und mal ehrlich, warum in Spanien oder Italien bei 40 Grad am Strand schwitzen, wenn wir auch gemütlich bei angenehmen 17–20 Grad durch das wunderschöne Irland wandern und abends im Pub/an der Hotelbar bei Live-Musik und einem Pint Guinness entspannen können?
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

1. Tag (Sonntag, 16.07.2023): Flug nach Dublin – Stadtrundfahrt in Dublin – Merrion Square

So schnell war ich noch nie (!) durch die Sicherheitskontrolle am BER. Und freundlich begrüßt und behandelt wurde ich auch! Etwas irritiert begebe ich mich zum Gate und warte mit meinen Gästen auf die Maschine von Aer Lingus, mit der wir nach Dublin entschweben wollen. Wir bekommen sogar eine Maschine – St. Cornelius – mit einer Sonderlackierung, die auf Aer Lingus als offiziellen Partner der irischen Rugby-Mannschaft verweist. Alle Flüge sind relativ pünktlich; meine Gäste kommen diesmal auch aus Frankfurt, München und Hamburg via Amsterdam eingeflogen. Auch unser heutiger Chaffeur Owen wartet bereits mit seinem Bus auf uns. So reibungslos kann es bitte gern weitergehen! Was sagt denn das irische Wetter? Nun, für den Anfang ist es angenehm, bewölkt zwar, aber mit einigen Flecken blauen Himmels zwischendurch. Durch den Tunnel gelangen wir zügig in die Docklands am River Liffey und sind schon bald am Hotel. Hier warten wir kurz auf unsere Stadtführerin Monika (wir sind ein paar Minuten zu zeitig) und brechen dann sogleich auf zu unserer Stadtrundfahrt. Dublin ist (wie fast immer) in einem Ausnahmezustand – diesmal ist die Ursache das zweite Halbfinale der All Ireland Championship im Gaelic Football. Es spielen die Countys Kerry und Derry. An der Guinness-Brauerei vorbei entführt uns Monika aus dem Stadtzentrum in den nahegelegenen Phoenix Park, eine der größten Parkanlagen Europas. Neben dem Wellington Monument und diversen Sportplätzen gibt es hier auch einen sehr schön angelegten viktorianischen Küchengarten, das kleine Turmhaus Ashton Castle sowie ein Besucherzentrum, an denen wir eine willkommene Kaffeepause einlegen. Auf dem Rückweg in die Stadt fällt uns linkerhand der Wohnsitz des irischen Präsidenten ins Auge. Durch das weitläufige Areal der Guinness-Brauerei gelangen wir zurück ins Herz der Altstadt, fahren am berühmten Trinity College vorbei und sagen schließlich während eines Spaziergangs über den Merrion Square dem guten Oscar Wilde „Guten Tag“. Um den Platz befinden sich viele georgianische Stadthäuser, die bekannt sind für ihre bunten Türen. Auch das Leinster House, die Nationalgalerie und der Sitz des Premierministers schließen sich an den wohl berühmtesten Platz Dublins an. Unser letzter Stopp vor der Rückfahrt zum Hotel ist die große St Patrick’s Cathedral, erbaut an dem Ort, an dem der Heilige Patrick angeblich die ersten Einwohner der damaligen keltischen Siedlung getauft hat. An unserem zentral gelegenen Hotel verabschieden wir uns von unserer Stadtführerin Monika und unserem heutigen Fahrer Owen, die beide einen guten Job gemacht haben. Derweil werden wir von unserem Stammfahrer Donal begrüsst, der seine „neuen Rekruten“ zum ersten Mal in Augenschein nimmt. Einmal Sergeant, immer Sergeant. Was wäre der erste Abend in Irland ohne eine Portion Kartoffelbrei? Der erwartet uns (u. a.) zur Einstimmung in die Köstlichkeiten der irischen Küche bei unserem ersten gemeinsamen Abendessen im Hotelrestaurant, während draußen wettertechnisch Weltuntergang herrscht. Auch in diesem Sinne: willkommen in Irland! Tatsächlich haben einige Gäste später am Abend nach dem langen Anreisetag noch Elan und Energie, um sich im berühmten Szeneviertel Temple Bar ins Kneipengetümmel zu stürzen. Respekt!


2. Tag (Montag, 17.07.2023): Hill of Slane – Monasterboice – Navan Fort – Letterkenny

Auf unserer Fahrt in den Norden hält heute der Heilige Patrick seine schützende Hand über uns und sorgt dafür, dass wir nicht allzu nass werden. Das sollte er besser auch, denn wir wandeln schließlich am heutige Tag auf seinen Spuren. So besuchen wir gleich am Vormittag, nachdem wir Dublin hinter uns gelassen haben, den Hill of Slane, auf dem er im Jahre 433 das erste Osterfeuer entzündete. Ein guter Aussichtspunkt, um die umliegende Landschauen zu beschauen. Die Ruinen des Franziskanerklosters sorgen für die nötige mystische Atmosphäre und laden zum Beklettern ein. Der leichte Regenschauer, der während der Fahrt für Sorgenfalten gesorgt hatte, ist bei unserer Ankunft in Slane übrigens vorbei. So möchte es bitte vom Timing her weitergehen! Im Zuge der Christianisierung sind auf der Insel Irland viele Klöster entstanden, so auch Monasterboice, das mit seinem Rundturm, mehreren Kirchen und gleich drei Hochkreuzen über alle Merkmale eines typisch irischen frühchristlichen Klosters verfügt. Die Klosterruine von Monasterboice ist unser zweiter Anlaufpunkt im geschichtsträchtigen und bedeutsamen Boyne Valley. Neugierig erkunden wir das Ensemble aus altem Gemäuer sowie alten und neuen Gräbern, denn der Friedhof des Klosters ist immer noch in Benutzung. Nur ungefähr 20 Minuten später machen wir heute eine zeitige Mittagspause an einer Raststätte, bevor wir uns nach Nordirland wagen. Unweit von Armagh, einer weiteren Wirkungsstätte von St. Patrick, wartet eine Zeitreise — es geht mehr als 2.000 Jahre in die Vergangenheit zu den alten Kelten —auf uns. Ein sehr komischer Kauz heißt uns bei seinem Stamm willkommen, bewirtet uns mit Hafergebäck und Kamillentee und weist uns in die Sitten und Gebräuche seiner Leute ein. Dazu zählt auch eine Unterweisung in der Handhabung keltischer Waffen und Schilde. Die Jugend schlägt sich zwar nicht schlecht, trotzdem bleiben leichte Zweifel, ob wir uns in der Praxis eines Angriffs tatsächlich erwehren könnten. Wir kehren zurück in die Gegenwart, lernen mehr über Straßenbowling und die Umgebung des „Forts“ und erklimmen schließlich die rituelle Kultstätte. Nach Kaffee und Keksen sowie einer Filmvorführung im Besucherzentrum nehmen wir Abschied und setzen unsere Weiterreise nach Letterkenny fort. Drei Nächte werden wir hier verbringen und das County Donegal sowie die Atlantikküste Nordirlands erkunden.


3. Tag (Dienstag, 18.07.2023): Wanderung im Glenveagh–Nationalpark – Fahrt durch Donegal – Strandbesuch bei Dunfanaghy

Wir starten entspannt und voller Vorfreude in den dritten Tag unserer Irlandreise. Entspannt, da wir etwas länger schlafen konnten, voller Vorfreude, weil unsere erste gemeinsame Wanderung ansteht. Ein bisschen misstrauisch blicken wir allerdings gen Himmel, denn der Wetterbericht ist … uneindeutig, um es vorsichtig zu formulieren. Alle Sorge ist jedoch unbegründet denn Petrus meint es heute gut mit uns. Nach einer halben Stunde Fahrt haben wir den Glenveagh-Nationalpark schon erreicht und nehmen im kleinen Kinosaal des Besucherzentrums Platz. Ein kurzer Film über die Geschichte, Architektur und Landschaft stimmt uns auf unseren Aufenthalt im Herzen der Derryveagh Mountains ein. Mit dem Elektro-Shuttlebus werden wir anschließend zum Glenveagh Castle gebracht. Ein hübsches Häuschen, lautet unser Urteil, wenn auch etwas abgeschieden. Aber ein beheizbarer Außenpool ist schon ein gutes Verkaufsargument … Da wir nun alle schon ungeduldig mit den Hufen scharren, laufen wir jetzt am besten los, auch um den fiesen kleinen Midges zu entkommen, die heute zwar reich an der Zahl sind, aber zum Glück nur wenig aggressiv auftreten. Es ist eine sehr schöne Wanderung am Ufer des Sees entlang, die durch einen geheimnisvollen Wald mit moosbewachsenen Bäumen führt. Nach etwas mehr als der Hälfte des Hinwegs sind wir am Ende des Sees angekommen und folgen seinem Zufluss. Wir kommen an einem schönen Wasserfall vorbei und erreichen dann das kleine weiße Cottage, wo einige aufgestellte Bänke uns regelrecht zu einer (Picknick-)Pause einladen. Frisch gestärkt nach der Rast laufen wir zurück bis zum Abzweig, an dem ein weiterer Weg hinauf zum Aussichtspunkt führt. Wie hingemalt liegt die Landschaft von hier aus vor und unter uns. Die löchrige Wolkendecke sorgt für ein regelrecht dramatisches Wechselspiel aus Licht und Schatten. Die 10–15 min harter Aufstieg haben sich wirklich gelohnt. Der Abstieg führt uns dann direkt in den Park und entlang des sog. „belgischen Spazierwegs“ bis zum ummauerten viktorianischen Garten, dem Highlight der Parkanlage. Nun haben meine Gäste Freizeit, um Park, Garten, Castle und das Kuchenangebot des Schlosscafés zu erkunden. Allerdings merken wir nach einer Weile, welch großes Glück wir wettertechnisch bis hierher hatten, denn kurz vor 14 Uhr fängt es doch noch zu regnen an. Gegen 15 Uhr hört es aber wieder auf, sodass ich mit drei Gästen tatsächlich die zusätzlichen vier Kilometer vom Castle zurück zum Besucherzentrum laufe. Am Nachmittag machen wir noch eine kleine Rundfahrt durch den Norden des Countys Donegal mit einem Fotostopp am Fuße des Mount Errigal oberhalb des wild-romantischen Poisoned Glen. Ein weiterer Fotostopp wenig später gewährt uns einen anderen Blick auf den höchsten Berg Donegals, bei dem wir viel besser nachvollziehen können, weshalb er auch als Mount Fuji Irlands gilt. Einen Strandbesuch habe ich für heute ebenfalls versprochen, weshalb uns Donal nach Dunfanaghy fährt. Hinter dem dortigen Golfplatz wartet zur Überraschung meiner Gäste tatsächlich einer der schönsten Sandstrände Irlands auf uns. Zumindest mit den Füßen wagen sich einige ins Wasser des Nordatlantiks. Außnahmslos alle genießen aber den Aufenthalt und nehmen die frische Meeresluft in Gedanken und im Herzen wieder mit nach Letterkenny.


4. Tag (Mittwoch, 19.07.2023): Ausflug nach Nordirland mit Derry, Mussenden Temple und Giant’s Causeway

Für einen Tagesausflug zum Giant‘s Causeway kehren wir noch einmal nach Nordirland zurück. Auf der Hin- und Rückfahrt wollen wir uns außerdem den Mussenden Temple anschauen bzw. einen Spaziergang auf der Stadtmauer von Derry unternehmen. Und wer weiß, falls sich das Wetter hält, können wir vielleicht sogar eine zusätzliche Wanderung unternehmen. Kurz vor Derry/Londonderry überqueren wir die Grenze, können von der Foyle Bridge bereits einen Blick auf das Stadtzentrum werfen, und erreichen nach ca. 1 h 15 min unser erstes Tagesziel. Wir konnten ihn auf dem letzten Stück bereits vor uns sehen, den Mussenden Temple, oben auf den Klippen. Donal schafft es mit dem großen Bus durch das enge Tor auf den Parkplatz, aber das war der einfache Teil. Ob er es auch wieder hinausschafft, das bleibt abzuwarten. Erstmal schieben wir diese Sorge beiseite und widmen uns dem ehemaligen Anwesen des Bischofs von Derry, zu dem die Ruinen des Palasts und der Wirtschaftsgebäude sowie eben jener kleine Rundtempel gehören, dem wir nun über die Wiese entgegensteuern. Neben dem Tempel ist auch das heutige Wetter eine Attraktion, denn wir erleben live mit, wie lokal begrenzt Wetterphänomene auf der Insel sein können. So zieht gerade während der zweiten Hälfte unseres Aufenthalts eine dunkle Regenwolke aus Nordwesten über den langen Sandstrand von Downhill hinweg; wir bekommen die Ausläufer oben auf den Klippen noch zu spüren. Am Giant’s Causeway ist das Wetter hingegen so gut, dass wir nach dem planmäßigen zweistündigen Besuch der Basaltsäulen noch eine außerplanmäßige Küstenwanderung zum Runkerry Beach machen können, von der meine Gäste sehr begeistert sind. Auch der anschließende Abstecher zur Old Bushmills Distillery – der ältesten lizensierten Brennerei auf der Insel – sorgt für Freude. Nicht zuletzt deshalb, weil an der Bar die Möglichkeit besteht, einen oder mehrere der hier hergestellten Whiskeys zu probieren. Der Spaziergang auf der Stadtmauer von Derry/Londonderry treibt nicht nur unsere Schrittzahl weiter in die Höhe, sondern entführt uns gedanklich in die Zeit des Nordirlandskonflikts, dessen Auswirkungen auch heute noch im Stadtbild sichtbar sind. Bleibt zu hoffen, dass er nie wieder offen ausbricht und wir Menschen doch ab und zu aus der Geschichte lernen.


5. Tag (Donnerstag, 20.07.2023): Mullaghmore – Westport – Croagh Patrick

Unsere kleine Karawane zieht heute weiter; wir verlassen Letterkenny und den Norden. Vor der Abfahrt singen wir jedoch unserem Geburtstagskind ein Ständchen und gratulieren. Nach etwa einer Stunde Fahrt erreichen wir dann den Ort Donegal, Verwaltungssitz des gleichnamigen Countys, vertreten uns ein bisschen die Füße, kaufen Verpflegung für unser späteres Picknick und fotografieren den Hauptplatz „The Diamond“ mit dem Obelisken. Ein klein wenig regnet es bei unserer Ankunft; der Regen wird jedoch immer weniger und hört dann ganz auf. Verkehrstechnisch kommen wir heute wirklich gut durch und erreichen kurz nach 11 den kleinen ummauerten Hafen von Mullaghmore. Ein Junge spielt Dudelsack und stimmt sogar „Happy Birthday“ für das Geburtstagskind an. Auch hier wieder leichter Regen kurz nach unserer Ankunft. Doch nachdem wir losgelaufen sind, entkommen wir der Wolke und haben den blauen Himmel über uns. Gegen den Uhrzeigersinn wandern wir um die Halbinsel und genießen die immer besser werdende Aussicht auf die schroffe Küste unter uns, die Klippen von Sleave League am Horizont, das Classiebawn Castle sowie den Tafelberg Ben Bulben im Hintergrund. Am Strand von Mullaghmore können wir in der Ferne sogar etwas verwundert Kühe sehen. Wir vermuten, dass sie vielleicht jetzt bei Ebbe auf der Suche nach Salz sind? In der Bucht tummeln sich derweil die Boote der Segelschule. Für unsere Picknickpause am Hafen suchen wir uns ein lauschiges Plätzchen auf einer Bank oder auf der Wiese. Wirklich schön ist es hier und die Landschaft im Hintergrund wirkt wie gemalt. Das Jakobskreuzkraut überall auf den Wiesen und Feldern sorgt für gelbe Farbtupfer. Allein, wir müssen/wollen heute noch ein Stück weiterziehen. 15 Kilometer vor Westport können wir bereits vor uns den Croagh Patrick, den heiligen Berg Irlands, durch einen Schleier aus Regen erkennen. Sogar die Spitze ist sichtbar, die sonst von Wolken verhüllt wird. Das hübsche kleine Städtchen Westport ist komischerweise nicht vom Regen betroffen, ganz im Gegenteil. Meine Gäste können hier einen schönen Nachmittagsspaziergang verbringen, durch die kleinen Geschäfte stöbern und einen Kaffee trinken. Am Croagh Patrick selbst machen wir dann auch noch einen Halt und schauen uns den Pilgerpfad an, den sich einige strenggläubige Katholiken gelegentlich immer noch barfuß hinaufquälen. Wir drehen uns lieber um und bewundern die Aussicht auf die Clew Bay, bevor uns der nun auch hier einsetzende Regenschauer wieder nach unten treibt. Schnell noch ein Foto vom National Famine Monument gemacht, bevor wir zurück in den Bus hüpfen und auf die letzte, kurze Tagesetappe nach Leenane starten (und während der Fahrt hört der Regen dann auch schon wieder auf). Unser Hotel für die nächsten zwei Nächte liegt ganz idyllisch am Fjord und verwöhnt uns mit einer reichhaltigen Auswahl an leckeren Speisen.


6. Tag (Freitag, 21.07.2023): Wanderung auf den Aran Islands

Als Tor zur Anderswelt gelten die Aran Islands in der irischen Mythologie, weil sie häufig im Nebel liegen. Das wollen wir uns heute bei einem Tagesausflug genauer anschauen. Die regenverhangenen Berge Connemaras bilden jedenfalls schon einmal den passenden Rahmen während der Fahrt zum Hafen von Rossaveel. Es hätte schon ganz schön geschaukelt, meinen meine Gäste nach der Ankunft in Kilronan, während ich anhand meiner bisherigen Erfahrungen die Überfahrt als vergleichsweise ruhig empfand, obwohl der Wetterbericht starke Winde angekündigt hat. Im Nebel liegt die Insel Inishmore jedenfalls heute nicht. Also wandern wir frisch drauflos, erst durch das örtliche „Bankenviertel“, dann das „Kneipenviertel“ und dann biegen wir auf den von endlos langen Trockensteinmauern gesäumten „Küsten-Highway“ ab. Donal tut derweil seinen Job als Schäferhund und hält die Herde von hinten schön zusammen. Hinter den Mauern stehen und liegen die „Einheimischen“ — große und kleine Kühe in allen erdenklichen Farben und wunderschöne Pferde. Letztere sind zutraulicher, recken ihre Köpfe über die Mauer und lassen sich auch mal streicheln. Eine weitere Begegnung tierischer Art erwartet uns beim Mittagspicknick an der Robbenkolonie. Die Kegelrobben räkeln sich bei Ebbe auf Felsen, zeigen uns ihre Yoga-Figuren und lassen sich zu einem Heulkonzert hinreißen. Nach der Pause führt der Weg vorübergehend von der Straße weg über Wiesen und Kalksteinflächen. Wir müssen einige Kühe vor uns her zurück auf ihre Weide treiben, um das andere Ende des Pfades zu erreichen. Gerade die Kälber betrachten uns aber mit einer Mischung aus Angst und Neugier. Der schöne weiße Strand von Kilmurvaigh ist zwar noch nicht ganz unser Ziel, wäre aber eine gute Bademöglichkeit für meine Gäste, doch so richtig will sich auch heute niemand ins Wasser trauen. Also steigen wir stattdessen erstmal hinauf zum Steinfort Dun Aengus hoch oben auf den Klippen. Gerade als wir oben angekommen sind und hinter der äußeren Mauer der Steinfestung die ersten Fotos machen, fängt es so richtig an zu pladdern. Wie gut, dass es seit diesem Jahr die neue Treppe vor der inneren Mauer gibt, unter der sich einige von uns schnell in Sicherheit bringen. Auch die Mauern selbst bieten einigermaßen Schutz vor dem Regen, der vom Atlantik her über die Inseln zieht. Nachdem der Regen etwas nachgelassen hat, schlüpfen wir schnell hinein ins innerste Heiligtum und lassen die Kulisse auf uns wirken, immer schön Abstand vom ungeschützten Rand der Klippen haltend. Sicher vor Feinden mögen die Menschen hier ja gewesen sein, aber auch den Launen des Meeres und den Winden ausgeliefert. Ein raues Leben. Kein Café, dass weiter unten auf sie gewartet hat, keine Eisdiele mit preisgekrönten Köstlichkeiten. Für uns willkommene Zufluchtsorte nach den Strapazen der Wanderung, des Auf- und Abstiegs und des irischen Wetters. So sicher wie der Regen in Irland ist, so sicher ist auch sein (rasches) Ende, vor allem an der Atlantikküste, wo man die dunklen Wolken schon von weitem kommen sehen sieht. Mit zwei Shuttlebussen werden wir über die „Inselautobahn“ zurück nach Kilronan gebracht, können uns dort noch kurz umsehen, bevor uns die Fähre zurück aufs irische „Festland“ bringt. Donal hat eine Fähre früher genommen und erwartet uns schon mit dem Bus am Anleger, sodass wir Rossaveel zügig hinter uns lassen können. Mit einem keltischen Märchen, das auf einer Insel an der Westküste und in der Anderswelt spielt, verkürze ich meinen Gästen die Rückfahrt nach Leenane, die sich schon sehr auf das zweite Feinschmecker-Abendessen im Hotel am Fjord freuen.


7. Tag (Samstag, 22.07.2023): Connemara–Nationalpark, Kylemore Abbey und Weiterfahrt nach Gort

Die Wettervorhersage kündigt für heute wieder Regen an, weshalb wir unseren Plan etwas umstellen müssen. Die gute Nachricht dafür: Wir können etwas länger schlafen und auch das Frühstück im Hotel länger genießen. Trotzdem müssen wir unsere Koffer packen und unsere Wohlfühloase am Fjord verlassen. Nach einem Fotostopp am Killary Harbour erreichen wir die Kylemore Abbey mit als die ersten Besucher des Tages, weshalb es für den Anfang noch schön ruhig ist. So werden die Besichtigung des Herrenhauses (es spiegelt sich wunderschön im Wasser des Sees), der Spaziergang unter alten Bäumen und der Rundgang durch den rekonstruierten viktorianischen Garten zu einem besonderen Erlebnis. Es fängt dann zwar rasch an zu regnen, aber der Regen ist nicht zu stark und auszuhalten — der Diamond Hill direkt gegenüber, auf den wir jetzt eigentlich klettern wollten, ist durch die tiefhängenden Wolken allerdings überhaupt nicht zu sehen. Am späten Mittag laufen wir trotz des leichten Regens zumindest die kleine Runde durch den Connemara-Nationalpark und können aus einer Höhe von vielleicht 100 Metern wenigstens ein bisschen die Aussicht auf die Atlantikküste genießen. Anschließend feiern wir im Bus unser Bergfest mit einer Flasche Irish Mist, und der Name des köstlichen Getränks — irischer Nebel — passt ja auch irgendwie zum Wetter am Morgen. Das angepasste Programm erlaubt uns immerhin noch einen Aufenthalt im stets sehr wuseligen Galway, dem selbsterklärten Zentrum der gälischen Kultur. Wir parken an der St Nicolas Cathedral und laufen über den unheimlich stark angeschwollenen und reißenden Fluß in die Innenstadt. Dort sind heute dank des International Arts Festival noch mehr Menschen unterwegs als ohnehin schon. Wir stürzen uns furchtlos ins Getümmel, treffen sogar auf einen gewaltigen Drachen und finden unter den vielen Geschäften an der Fußgängerzone einige brauchbare Souvenirläden, viele Buchhandlungen und kleine Cafés zum Verweilen. Die Strecke Galway–Gort legen wir mit Donal am Steuer in unter 45 Minuten zurück und quartieren uns für die nächsten zwei Nächte im Lady Gregory Hotel ein.


8. Tag (Sonntag, 23.07.2023): Cliffs of Moher und Wanderung im Burren

Auch heute ist das Wetter unsere größte Sorge. Der Wetterbericht ist … uneindeutig. Und außerdem sind wir gespannt auf unseren Ersatzfahrer für den heutigen Tag, der sich jedoch als sehr umsichtiger Buschauffeur entpuppt. Quer durch den Burren muss er uns pünktlich zu den Cliffs of Moher bringen. Unterwegs machen wir zunächst einen Halt am „Schiefen Turm“ von Irland. Im Gegensatz zu seinem ungleich berühmteren Gegenstück in Pisa ist er deutlich weniger besucht — wir sind an diesem Sonntagmorgen die einzigen Menschen hier. Einige Kühe beäugen uns neugierig, während wir versuchen, dem Geheimnis der Rundtürme auf die Spur zu kommen. Warum es nun wieder anfangen muss, leicht zu regnen, bleibt hingegen ein unergründliches Geheimnis des irischen Wettergotts. An den Cliffs of Moher machen wir zunächst ziemlich lange Gesichter, denn wir sehen vor lauter Nebel nichts, gar nichts, vielleicht gerade noch die sprichwörtliche Hand vor Augen. Da hilft nur eines: abwarten und irischen (?) Tee trinken. (Oder Earl Grey!) Das hilft auch diesmal und der Nebel reißt dank des kräftigen Windes soweit auf, dass wir tatsächlich noch die Klippen sehen können. Der Wind bleibt uns auch auf der anschließenden Wanderung durch den Burren erhalten, treibt die Regenwolken weg, sorgt für angenehme Wandertemperaturen und eine doch noch gute Sicht auf die Aran Islands vor der Küste. Wir wandern an einigen hübschen Ferienhäusern und an vielen Kühen vorbei, entlang der endlos langen Trockensteinmauern und bunten Blumenwiesen, die für den Burren — neben dem nackten Kalkstein an anderen Stellen — charakteristisch sind. Angespornt werden wir durch die von mir kräftig beworbenen leckeren Fish & Chips und den Irish Coffee, mit denen ich meine Gäste in den Pub in Fanore am Ende der Wanderung kriegen will. Viel Überzeugungskraft bedarf es da von meiner Seite allerdings nicht. Auch in die Hazel Mountain Chocolate Factory, die wir am Nachmittag auf der Rückfahrt nach Gort ansteuern, kommen alle freiwillig mit. Die wundervolle Shauna gibt uns nicht nur eine Einführung in die Geheimnisse der Schokoladenherstellung von der Bohne bis zur fertigen Tafel, sondern — viel wichtiger — kleine Kostproben in die Hand! Himmlisch gut! Glücklich und zufrieden trudeln wir wenig später wieder im Lady Gregory Hotel ein und freuen uns auf den nächsten schönen Tag in Irland!


9. Tag (Montag, 24.07.2023): Coole Park – Fahrt über den Shannon – Lartigue Monorail – Tralee

Wir beginnen den Tag gemütlich mit einem entspannten Spaziergang in Coole Park, dem ehemaligen Landsitz der Lady Augusta Gregory unweit von Gort. Der Turlough ist gut mit Wasser gefüllt, ja sogar über die „normalen“ Ufer getreten; es muss also in den letzten Tagen eine Menge Wasser vom Himmel gefallen sein. Heute jedoch bleibt es trocken, die dicke Decke aus weißen und grauen Wolken weist große Löcher auf. Der Weg führt durch sieben kleine Wäldchen, u. a. mit mächtigen Rotzedern. Am Ende der Runde wartet der „Autograph Tree“ im ehemaligen viktorianischen Garten, in dessen Rinde sich viele berühmte Poeten, Literaten und Maler verewigt haben, darunter auch Lady Gragory selbst und W. B. Yeats. Wir können uns noch einen Tee oder Kaffee gönnen, bevor wir von hier aus in Richtung Atlantikküste weiterziehen. Das Mittagspicknick, für das wir uns am Morgen in Gort schon versorgt haben, machen wir nämlich an der Uferpromenade in Lahinch. Hier können wir uns auf die großen Steine setzen und mutigen Urlaubern und Einheimischen beim Baden zusehen. Auch die Surf-Schüler sind unterwegs. Da die Wolkendecke noch weiter aufgerissen ist, wird es fast schon richtig sommerlich warm in Irland – da wirkt die Eisdiele neben dem Busparkplatz geradezu magisch anziehend. Bei der 15-minütigen Überfahrt mit der Fähre über den Shannon sehen meine Gäste (das erste Mal überhaupt auf dieser Reise seit 2016!) Delfine aus dem Wasser springen. Das nenne ich mal Glück! Und trotz der vielen Baustellen und falschen Ausschilderung finden wir glücklicherweise in Listowel doch zum Eisenbahnmuseum, wo wir bereits zu einer Probefahrt erwartet werden. Leider international noch wenig bekannt, ist die Lartigue Monorail weltweit ein echtes Unikat und sorgt immer wieder für Staunen und Lacher bei meinen Gästen. Sie ruckelt und wackelt gemächlich über die 500 Meter lange rekonstruierte Strecke. Nicht nur meine Gäste, auch die Museumsmitarbeiter haben Spaß an der Vorführung. Wir dürfen für Fotos sogar selbst (zum Leidwesen der Anwohner) auf die Lok klettern und die Pfeife betätigen. Bis nach Tralee ist es nun nicht mehr weit. Das Grand Hotel liegt sehr zentral unweit des Rosengartens; auch die Fußgängerzone und viele Pubs sind in der Nähe. Viele Möglichkeiten für meine Gäste also, sich den Rest des Nachmittags und den Abend gemeinsam oder individuell zu vertreiben.


10. Tag (Dienstag, 25.07.2023): Ring of Kerry – Zusatzwanderung zum Derrynane Beach und Spaziergang zum Muckross House

Der Blick gen Himmel vor der Abfahrt hebt unsere Stimmung deutlich. Statt der angekündigten grauen Wolkendecke ist heute auch viel blau zu sehen. Voller Vorfreude auf einen schönen Ausflugstag brechen wir also zum Ring of Kerry auf, den wir bei Killorglin erreichen. Rechts von uns liegt wunderschön die Bucht von Dingle mit der gleichnamigen Halbinsel im Hintergrund. Als erste Überraschung des Tages wartet ein Besuch bei Schäfer Tom auf uns, der uns mit seiner treuen und sehr enthusiastischen Hündin Claire vorführt, wie er die Schafe von der Weide zusammentreibt und ggf. auch aufteilt. Tom nimmt sich auch Zeit für Fragen, während seine zweite Hünden, Superstar Tess, mit der er schon mehrere Turniere gewann und im Fernsehen auftrat, geduldig im Schatten der Bäume liegt. Unsere Reise um die Iveragh-Halbinsel führt uns nun weiter nach Cahersiveen, dem Geburtstort Daniel O’Connells. Unweit davon klettern wir auf die dicken Mauern des Steinforts Cahergall und versuchen uns vorzustellen, wie einst die Kelten hier gelebt und vor allem dichtgedrängt in der zentralen Hütte geschlafen haben. Auch heute machen wir ein Picknick an der Uferpromenade, diesmal in Waterville an der Ballinskelligs Bay. Ungestört ein Foto mit Charlie Chaplin zu machen, gestaltet sich allerdings schwierig ob der vielen anderen Touristen. Gut, dass das Wetter heute noch einmal so schön geworden ist, denn so können wir den „Faultier“-Busgruppen nach dem Fotostopp am Coomakista-Pass entgehen, indem wir eine weitere zusätzliche Wanderung machen — Überraschung Nummer zwei für meine Gäste. Die fantastische Aussicht nach Süden auf die Beara-Halbinsel sowie viele weitere kleinere Halbinseln und Inseln, die wir schon von Pass aus genossen haben, bleibt uns die ganze Wanderung über erhalten. Wir kommen uns fast vor wie am Mittelmeer. Dazwischen laufen wir durch Tunnel aus Rhododendren und kommen uns vor wie im Märchenwald. Die Belohnung am Ende ist einer der schönsten Strände der ganzen Insel — Derrynane Beach — oder ein leckeres Eis im Café. Auf der Weiterfahrt helfen wir einem anderen, liegengebliebenen Bus und bringen einen Teil der israelischen Reisegruppe bis nach Sneem. Querfeldein geht es dann zum Killarney-Nationalpark, dem letzten großen Ausflugsziel des Tages. Wie schon Queen Victoria und ihre Hofdamen bestaunen wir am Ladies’ View die Aussicht auf die drei Seen des Parks und unternehmen schließlich unten in der Ebene angekommen einen schönen Spaziergang zum Torc Waterfall und zum Muckross Park und House, dem einstigen „bescheidenen kleinen Anwesen“ der Familie Herbert aus Killarney. Für ihr Herrenhaus haben sie sich sicher die bestmögliche Lage am See ausgesucht und (fortgeführt durch die nachfolgenden Besitzer) eine prächtige Parklandschaft angelegt. Ein ereignisreicher, schöner, aber auch langer Ausflug geht damit zu Ende. Donal bringt uns schnellstmöglich zurück nach Tralee, wo im Grand Hotel ein weiteres schmackhaftes Abendessen auf uns wartet.


11. Tag (Mittwoch, 26.07.2023): Desmond Castle in Adare und Nationalgestüt bei Kildare

Wie viel Glück wir gestern mit dem Wetter wieder hatten, das merken wir heute bei der Abfahrt aus Tralee. Der Regen ist zurück und soll uns für den Rest des Tages weitestgehend begleiten. In Adare sieht es zunächst jedoch wettertechnisch wieder ganz gut aus. Am Besucherzentrum sammeln wir unseren Guide Sean auf, der uns durch die Ruinen des Desmond Castle führt, einer der größten normannischen Burgen der britischen Inseln. Dank seiner Ausführungen fühlen wir uns ins 13. Jahrhundert zurückversetzt und sehen die mächtige Zugbrücke, gefürchtete Bogenschützen und edle Ritter vor unserem geistigen Auge zum Leben erwachen. Bis zur Weiterfahrt können meine Gäste anschließend das hübsche kleine Örtchen Adare mit seinen strohgedeckten Cottages erkunden. Kurz hinter Limerick überrascht uns Donals Frau mit Kuchen und fragt uns, ob uns die Reise bisher gefallen hat (ja!) und ob sich ihr Göttergatte benommen hat (natürlich!). (Was sollen wir auf die letzte Frage auch anderes antworten? Einerseits haben Donal und ich uns in den letzten Jahren der Zusammenarbeit gegenseitig gut erzogen, andererseits brauchen wir ihn ja noch ein paar Tage!) Während wir uns am Kuchen laben, lenkt Donal den Bus zurück auf die Autobahn Richtung Kildare. Als wir durch sein Heimat-County fahren, lässt er sich spontan zu einer Gesangseinlage hinreißen und offenbart sein musikalisches Talent. Unweit von Kildare befindet sich das Irische Nationalgestüt. Von der bezaubernden Leonie, die sogar ein kleines bisschen Deutsch kann, werden wir über die weitläufige Anlage geführt, sehen Homer & Marge, „lebende Legenden“, wenige Monate alte Vollblut-Fohlen, die wir ganz schnell ins Herz schließen und sogar ein bisschen streicheln können, eine Connemara-Pony-Stute mit ihrem zuckersüßen Fohlen, das jüngste Pferdebaby (erst einen Monat alt!) und, am Ende der Führung, die stolzen Zuchthengste. Vom Regen, der in wechselnder Intensität auf unsere Capes und Schirme prasselt, lassen wir uns nicht beirren und halten tapfer aus. Den Kuchen und Kaffee im Restaurant haben wir uns anschließend wirklich verdient. Wer möchte kann noch den zum Gestüt gehörenden japanischen Garten erkunden. Durch den Feierabendverkehr quälen wir uns dann in die Wicklow Mountains durch, wobei die „Verspätung“ am Ende nur 15–20 Minuten beträgt. Wir freuen uns über die großen Zimmer im Parkview Hotel, das schicke Ambiente im Hotelrestaurant und vor allem das leckere Essen, wobei uns nun langsam nach 11 Tagen aufgrund der Portionsgrößen die Puste ausgeht.


12. Tag (Donnerstag, 27.07.2023): Wanderung in Glendalough – Powerscourt Gardens und Powerscourt Distillery

Für die letzte Wanderung meint es der irische Wettergott noch einmal gut mit uns. Ähnlich wie vorgestern auf dem Ring of Kerry ist das Wetter besser als vorhergesagt. Am Morgen scheint sogar die Sonne ins Hotelzimmer. Bis zu 20 Grad sollen es noch einmal werden. Im Besucherzentrum von Glendalough fasst eine Filmvorführung nicht nur die Geschichte des hiesigen Klosters, sondern auch unsere Reise sehr schön zusammen und bringt uns an bekannte Orte und zu historischen Begebenheiten zurück. Nach einem Spaziergang durch die Anlage biegen wir auf den Wanderweg ab, der uns zum Upper Lake führt. Am dortigen Ufer werden wir bereits von vielen großen und kleinen hungrigen Entenschnäbeln erwartet. Schnell weiter, bevor sie meine Schokolade entdecken. Die ist nämlich als Stärkung für meine Gäste gedacht, nachdem sie die Ruinen der Minensiedlung am Ende des Tals erreicht haben. Durch den Wald laufen wir nach einer kleinen Pause auch wieder zurück, biegen dann jedoch auf einen alternativen Weg zurück zum Besucherzentrum ab. Ca. 40 Minuten Fahrt durch die Wicklow Mountains sind es bis zum Powerscourt Estate bei Enniskerry. Dort spazieren wir zunächst durch die herrliche und abwechslungsreiche Gartenanlage. Bei unserer Ankunft fallen ein paar leichte Regentropfen vom Himmel, doch die Sonne setzt sich schnell wieder durch und ermöglicht uns tolle Fotos. Kurz vor dem Abmarsch prasselt dann doch noch ein heftiger Regenschauer auf das Herrenhaus nieder, aber als ich mich wetterfest angekleidet habe, ist alles schon wieder vorbei. Das große Finale unserer Rundreise bildet schließlich der Besuch der Powerscourt Distillery. Sogar mit einem eigens kreierten Limerick haben meine Gäste diesem Besuch entgegengefiebert:
„Wir waren in Powerscourt‘s Garten
und konnten es gar nicht erwarten,
in Irland den besten
Whiskey zu testen.
Vertragen haben ihn nur die ganz Harten!“
Die Destillerie verbindet geschickt alte und neue Architektur und ist sehr edel gestaltet. Nach der Führung nehmen wir vor einem Holztablett mit gleich drei Whiskeys Platz und dürfen sie verkosten. Während wir drinnen vom Wasser des Lebens probieren, widmet sich Donal draußen fleißig der Pflege des Busses. Zum Dank singe ich heute ihm und meinen Gästen auf der Rückfahrt ein Ständchen. Er lässt sich im Gegenzug dazu überreden, seine Einlage von gestern noch einmal zu wiederholen. Bald darauf sitzen wir dann tatsächlich zum schon letzten gemeinsamen Abendessen beisammen und lassen unsere Wanderreise in geselliger Runde noch einmal vorüberziehen.


13. Tag (Freitag, 28.07.2023): Zugfahrt und Freizeit in Dublin – Heimflug

Während wir mit dem DART-Zug von Greystones nach Dublin fahren, sitzen zwei Gäste schon im Taxi zum Flughafen. Schneller als gedacht ist der Tag des Abschieds gekommen — voneinander, von der Grünen Insel, von den Iren, die uns unterwegs mit viel Herzlichkeit begegnet sind (allen voran Donal und seine Frau). Die Sonnenstrahlen glitzern im Wasser der Irischen See, während sich unser Vorortzug entlang der Küste, vorbei an Klippen, Seevögeln, großen Buchten, langen Stränden und vielen Booten in die Innenstadt schlängelt. Wie einst Heinrich Böll betreten wir in der Pearse Street Station (wieder) Dubliner Boden. Bis zum Trinity College laufen wir noch gemeinsam, dann müssen Donal und ich schon die nächsten drei Gäste zum Flughafen bringen. Alle anderen dürfen derweil die Hauptstadt bis zum letzten Transfer um 14:30 Uhr weiter erkunden — bei zwei Gästen steht das Book of Kells auf der Wunschliste, neun Gäste zieht es hingegen in die Guinness-Brauerei. Letztendlich steht aber auch für jene Gäste der Abschied von Irland und Donal auf dem Flughafen an. Wir sollen auf uns aufpassen und unbedingt wiederkommen, gibt uns Donal zum Abschied auf den Weg, dann düst er schnellstmöglich zu seiner Frau davon. Kofferabgabe und Sicherheitskontrolle sind zügig erledigt, auch unser Flug nach Berlin hebt pünktlich in Dublin ab. In der bundesdeutschen Hauptstadt steht die Maschine dann sogar mehr als 10 Minuten zu zeitig am Gate, womit wir das heimische Bodenpersonal völlig überfordern. Auch auf unsere Koffer müssen wir fast 1,5 Stunden warten, was immerhin zu einem weiteren Limerick inspiriert:
Auf dem Flughafen BER
läuft einiges verquer.
Beim Warten auf's Gepäck
ist ‘ne Stunde ratzfatz weg.
Bei wem ich mich wohl beschwer'?
Am Ende können wir aber alle Koffer unter großem Freudenjubel begrüßen und die individuelle Heimreise antreten.


Schlusswort

Liebe Gäste meiner pflegeleichten Reisegruppe im August 2023, ich danke euch allen für die vielen netten Gespräche und tollen Erlebnisse auf dieser Reise. Ja, wir hatten vielleicht diesmal nicht das allerbeste Wetter und es hat auch an einigen Tagen – gerade zur Mitte der Reise – viel geregnet. Aber: Wenn ich zurückblicke, dann hatten wir auch viel Glück: Mit Ausnahme des Aufstiegs auf den Diamond Hill konnten wir alle Wanderungen durchführen und sogar zwei zusätzliche Wanderungen, am Giant’s Causeway und am Ring of Kerry, absolvieren. Auch der Tag in den Wicklow Mountains war noch einmal sehr schön. Unser irischer Fahrer Donal hat uns außerdem viel Spaß bereitet – ich vermisse sein donnerndes „Good Morning – und für musikalische Höhepunkte gesorgt, sich sogar zu einer „Zugabe“ hinreißen lassen. Gemeinsam haben wir die schönsten Ecken von Irland gesehen, sind viel gelaufen und haben uns kulinarisch mit viel Kartoffelbrei und manchmal auch sehr scharfem Curry verwöhnen lassen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich euch alle bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-(Wander-)Reise begrüßen darf.

Herzlichst,

Euer Andreas Wolfsteller

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