Reisebericht: Rundreise Sizilien und die Liparischen Inseln

17.10. – 24.10.2020, 8 oder 10 Tage Rundreise Taormina – Ätna – Syrakus – Villa Romana – Agrigent – Selinunte – Palermo – Madonie–Gebirge – Cefalù – Liparische Inseln – Nebrodi–Gebirge – Alcantara–Tal – Giardini Naxos


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Ende Oktober - eine Woche am Mittelmeer - strahlender Sonnenschein, wer hätte das gedacht? Ein anspruchsvolles Programm - ein toller Reiseleiter - hervorragende Küche - Sizilien...
Ein Reisebericht von
Sabine Letzybyll
Sabine Letzybyll

Tag 1: Sonnabend, 17.10.2020 Flug nach Catania


Bis zum Schluss haben alle gebangt, ob die Reise wohl stattfinden könnte. Eine Region nach der anderen wird zum Risikogebiet erklärt. Sizilien nicht. Wir können anreisen. Eine Stunde bis nach München und dann nochmal zwei bis Catania. Ein Katzensprung.
Alberto, unser örtlicher Reiseleiter, erwartet uns bereits. Allerdings können wir erst nachmittags unsere Zimmer beziehen, deshalb folgen wir seinem Vorschlag und kehren gleich mal ein in ein sizilianisches Restaurant, mit draußen sitzen, Blick aufs Meer. Außer, dass in den Muschelschalen keine Muscheln waren, hat es aber allen gut geschmeckt.
Im Hotel müssen wir uns erst einmal orientieren. Welcher Fahrstuhl? Welcher Flur? Wo geht es zum Restaurant? Aber, es hat sich keiner wirklich verlaufen.
Unsere Tische sind reserviert und mit Eberhardt Tischkarten gekennzeichnet. Essen - übrigens ausgezeichnet - gibt es vom Buffet, allerdings ohne Selbstbedienung.

Tag 2: Sonntag, 18.10.2020 Ätna und Syrakus


Die Reise beginnt mit einem Höhepunkt, im wahrsten Sinne des Wortes. Wir fahren zum und auf den Ätna. Mit 3343 Metern ist er der höchste aktive Vulkan Europas. Schon von weitem präsentiert er sich majestätisch und stößt launig etwas Rauch aus. Solange der Rauch weiß bleibt, droht keine Gefahr, erst wenn er sich verdunkelt könnte es gefährlich werden oder aber an der Luftspiegelung liegen.
Unser Bus bringt uns bis an den Fuß des Vulkans. Man könnte sich hier die Zeit vertreiben und durch die kleinen Läden bummeln, ein Selbstbedienungscafé gibt es auch, oder aber mit der Seilbahn auf 2935 Meter Höhe fahren und dort mit einem Guide zum Krater wandern. Der größere Teil unserer Gruppe entscheidet sich für den Ausflug. Von der Seilbahn bis zur Wanderung fahren uns große Trucks, schon diese Fahrt ist ein Erlebnis. Überall Reste von Lava, schwarz und dunkel, längst erkaltet. Zu Fuß geht es dann bis zum Kraterrand, also bis zu einem der vielen, es gibt über dreihundert. Der Weg ist uneben, Wanderschuhe sind angebracht. Zweimal geht es etwas steil bergauf. Noch können wir etwas verweilen, dann fahren wir wieder zurück.
Am Nachmittag erreichen wir Syrakus. Wir besuchen die Archäologische Zone. Hier befand sich einst das antike Stadtviertel Neapolis. Wir kommen zunächst an den Latomien vorbei, antike Steinbrüche, in denen zu griechischer Zeit Kalkstein zum Bau der Häuser gewonnen wurde. Berühmt ist der Steinbruch OHR DES DIONYSUS, ein tiefer Felseinschnitt, der mit ein bisschen Fantasie, an ein menschliches Ohr erinnert. Der Sage nach soll Dionysus hier den Gesprächen seiner Gefangenen gelauscht haben.
Weiter geht es für uns zum Griechischen Amphitheater. Es hat eine halbrunde Form und zählt zu den bedeutendsten erhaltenen Theatern der Antike und ist das größte in Sizilien. Bis zu fünfzehntausend Zuschauer fanden hier Platz.
Unser nächstes Ziel ist die Insel Ortigia. Hier befindet sich das historische Stadtzentrum von Syrakus. Zunächst erreichen wir den Apollotempel, von dem nicht mehr viel übrig ist. Ein paar Teile des Fundaments, Säulen und das Fragment einer Wand. Auf dem Weg zum Dom lässt es sich nicht vermeiden, an einem der Stände ein Eis auf die Hand zu nehmen. Dieses lässt sich dann genüsslich mit dem Blick auf die barocke Fassade des beeindruckenden Gebäudes verzehren. Nach der Besichtigung spazieren wir zur Fonte Aretusa, eine Süßwasserquelle, die erstaunlicherweise direkt am Meer entspringt. Beliebtes Fotoobjekt ist hier eine Katzenmama, die es sich mit ihren Kätzchen hier bequem gemacht hat.

Tag 3: Montag, 19.10.2020 Villa Romana und Agrigent


Heute heißt es Koffer laden, wir fahren weiter. Am Vormittag besuchen wir die Villa Romana del Casale in Piazza Armerina. Möglicherweise handelt es sich um eine Jagdresidenz der Kaiserfamilie Massimiliano Erculeo oder aber um die Villa eines reichen Kaufmanns.
Wie auch immer, beeindruckend sind die teilweise hervorragend erhaltenen Bodenmosaike, die mit ihren komplizierten Mustern teilweise zur Verzierung dienen oder aber ganze Geschichten erzählen. Es sind Jagdszenen dargestellt und junge Frauen, die in knappen Bikinis Sport treiben. Und Alberto kann so wunderbar erzählen.
Um ins Tal der Tempel zu gelangen, müssen wir uns einer Sicherheitskontrolle unterziehen. Auch an das Fiebermessen haben wir uns inzwischen gewöhnt.
Da wo wir uns jetzt befinden, soll sich einst die antike Stadt Akragas erhoben haben. Sie zählte zu den bedeutendsten antiken Städten Griechenlands. Die Überreste der Tempel lassen einen Hauch der Macht erahnen, die einst von diesem Zentrum ausging.
Wir bewundern den Herkulestempel aus dem 6. Jahrhundert vor der Zeit, von dem noch acht Säulen erhalten geblieben sind. Tafeln zeigen den Besuchern auf Bildern, wie die Tempel errichtet wurden. Besonders gut erhalten ist der Concordiatempel. Erinnert ihr Euch, dass Alberto hier die Lösung des dorischen Eckkonflikts erläuterte?
Am Abend erreichen wir unser nächstes Hotel, das Case di Latomie, ein Landhotel in idyllischer Lage. Das Abendessen ist wieder einmal ausgezeichnet. Frischkäse, hübsch angerichtet in kleinen Glasschälchen, Bruscetta und diese Fleischspieße - lecker.

Tag 4: Dienstag, 20.10.2020 Selinunte – Salinen – Erice


Nach einem ausgiebigen Frühstück, bei dem wir von wirklich nettem Personal bedient werden, beginnen wir den heutigen Tag.
In Selinunte sind die Tempel mit Buchstaben gekennzeichnet, da man nicht feststellen konnte, wem die Tempel gewidmet waren. Die Anlage ist unglaublich groß, wir besuchen drei von acht Tempeln, wovon zwei nur noch aus umgestürzten riesigen Steinen bestehen, der dritte aber doch gut erhalten ist, naja, trotzdem eine Ruine natürlich. Man vermutet, dass die Tempel von Selinunte bei einem Erdbeben zerstört wurden.
Am Ein- und Ausgang erwarten uns kleine Läden mit einem bunten Angebot an Souveniren und wir lassen es uns nicht nehmen, etwas zum Einkommen der Händler beizutragen.
Unser weg führt uns nun zu den Salinen von Marsala. Hier wurde bereits im Mittelalter und wird noch heute Salz durch Verdunstung von Meerwasser gewonnen. In den ersten Salinenbecken stehen sogar noch ein paar Flamingos, die wohl den Abflug nach Afrika verpasst haben. In den Salzbecken befinden sich kleine Krebstierchen, die eine rote Farbe absondern. Durch den Verzehr der Krebse färbt sich das Federkleid der Flamingos rosa.
Das Mittagessen ist heute inklusive und wie immer, äußerst schmackhaft (von dem Wein erwähne ich hier mal nichts) ??
Auch der Salzverkäufer macht mit uns einen guten Umsatz.
Am Nachmittag fahren wir nach Erice. Kurve um Kurve schraubt sich unser Bus nach oben, denn Erice liegt auf dem Gipfel des Monte San Giuliano. Wir spazieren zur Burg Castello del Balio und genießen den fantastischen Ausblick auf die Umgebung. Auf dem Rückweg kosten wir bei Maria Mandelgebäck und lassen uns Zeit beim Bummel durch die romantischen Gassen.

Tag 5: Mittwoch, 21.10.2020 Palermo und Cefalu


Gibt es einen Superlativ für fantastisch? Dann müssten wir diesen für die Palantinische Kapelle verwenden, oder?
Der schlichte, eher grobe Bau des Normannenpalastes lässt zunächst nicht vermuten, dass sich hier so ein Schatzkästchen verbirgt. Die Kapelle wurde 1132 von Roger II gegründet. Sie hat die Form einer Basilika mit drei Schiffen, die von reich dekorierten Bögen getrennt werden. Die kunstvolle Holzdecke ist in arabischem Stil gestaltet. Die Wände sind über und über mit kostbaren Mosaiken geschmückt. Wieder ist es Alberto, der uns die Zusammenhänge und die Darstellungen auf den Mosaiken erklärt. Szenen aus dem Alten Testament (wer von uns kennt das schon?), Erzengel, Propheten, Heilige und Evangelisten - Alberto kennt alle beim Namen.
Seit 1921 wird der Palast restauriert. Im Laufe der Zeit wurden viele Schätze entdeckt. Ein Waffensaal, Verließe, eine Schatzkammer, in der die Normannen und Hohenstaufen Münzen in Tongefäßen aufbewahrten, die in den Boden eingelassen waren. Wir haben nur einen kleinen Teil der Kostbarkeiten gesehen. Es lohnt sich also, wiederzukommen.
Ein Spaziergang führt uns zur Piazza Pretoria, in dessen Zentrum sich ein beeindruckender Brunnen befindet. Ringsherum ist er mit einer Gruppe unbekleideter Menschen verziert. Dies brachte ihm den Beinamen BRUNNEN DER SCHANDE ein.
Wer möchte kann mit Alberto noch die Kirche der Martorana besuchen, andernfalls kann man sich bereits selbstständig machen. Die Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert und verbirgt sich in einem unauffälligen Gebäude. Auch hier sind die Wände mit kostbaren Mosaiken geschmückt, die ganze Kirche wirkt wie ein kleines Schmuckkästchen.
Nun ist es aber wirklich genug mit den Besichtigungen und Zeit fürs Mittagessen. Wir treffen uns dann da, wo die Bäume sind. Aha. Ich kann Euch sagen, wenn man in die falsche Richtung läuft, nimmt man am Besten die Kutsche.

Tag 6: Donnerstag, 22.10.2020 Ausflug zu den Äolischen Inseln


Na, was denn nun? Liparische Inseln oder Äolische Inseln? Um es kurz zu machen, es sind die gleichen Inseln. Gegenüber von Milazzo, von wo aus wir mit der ersten Fährüberfahrt starten, liegen die Inseln (Hauptinseln) Lipari, Vulcano, Salina, Panarea, Stromboli, Alicudi und Filicudi. Alle sind vulkanischen Ursprungs, Stromboli und Vulkano sind noch aktiv. Wir besuchen zunächst Vulkano. Hier können wir wählen, zum Krater bergauf zu steigen oder eine Inselrundfahrt zu unternehmen. Die Schlammbäder sind geschlossen.
Diejenigen, die zum Krater wandern, werden mit einer fantastischen Aussicht belohnt.
Auf Lipari, wohin uns die nächste Bootsfahrt bringt, erwartet uns Guiseppe mit einem Bus. An schönen Aussichtspunkten legen wir Fotostopps ein, erfahren einiges über Bimsstein und Obsidan, ein vulkanisches Gestein, das wie schwarzes Glas aussieht.
Pünktlich zum Abendessen sind wir wieder im Hotel.

Tag 7: Freitag, 23.10.2020 Burg, Megalithen und fantastische sizilianische Küche


Mit gepackten Koffern setzen wir unsere Reise fort. Heute Abend werden wir wieder in Letojanni ankommen und im gleichen Hotel wie am Anfang übernachten.
Doch jetzt geht es erst einmal zu einem weiteren Aussichtspunkt. Wir fahren nach Montalbano Elicona und unternehmen einen Spaziergang zur mittelalterlichen Burg, die von Kaiser Friedrich II gebaut wurde. Hier verweilen wir und genießen den tollen Ausblick.
Ein Stückchen weiter verlassen wir wieder den Bus und gehen zu Fuß weiter. Mitten in der Hochebene von Argimusco stehen wir vor beeindruckenden Felsformationen, in hunderten Jahren von Wind und Wetter erschaffene Figuren, die sich mit etwas Fantasie als Mann und Frau, Adler, Schildkröte oder Meerschwein identifizieren lassen. Und wieder alles in schönstem Sonnenschein und stahlblauen Himmel.
Unser nächster Programmpunkt fällt der aktuellen Situation zum Opfer, der Besuch einer Milchwirtschaft mit Käseverkostung ist wegen Corona in diesem Gebiet nicht möglich. Die Alternative lässt sich aber nicht lumpen. Wir kehren in ein Restaurant ein, wo sich die Tische unter den köstlichen Speisen biegen. Was das Herz begehrt und alles, was die sizilianische Küche hergibt, kommt auf den Tisch (selbst Schnecke dürfen nicht fehlen). Dazu fließt der Wein in Strömen. Zum Schluss dürfen wir die Reste auch noch einpacken (wegen Corona hätte unsere Gastgeber sonst alles wegwerfen müssen). Vielen Dank nochmal an alle, die uns so verwöhnt haben.
Letztes und nun wirklich letztes Ziel auf der Reise ist Taormina und? Ja, ein griechisches Theater geht noch. Es ist ja auch wirklich gewaltig.
Noch ein Spaziergang durch die (teuren) Läden, das eine oder andere Souvenir noch gekauft oder ein Käffchen genossen, dann geht es zum letzten Hotel. Diesmal wohnen wir auf einem anderen Flur als in den ersten Nächten, wo wir die Terrasse direkt über uns hatten. Kein Stühlegescharre mehr, himmlische Ruhe. Im Restaurant gibt's heute Meeresfrüchte und die passen trotz des üppigen Mahls am Mittag noch in den einen oder anderen Magen.

Tag 8: Sonnabend, 24.10.2020 Rückflug nach Hause


Nach einem frühen Frühstück bringt uns Alberto zum Flughafen. Eigentlich läuft alles reibungslos, außer Formulare, Formulare.... Corona eben.


Liebe Reisefreunde,


ich hoffe, alle sind gut nach Hause gekommen. Ich wünsche Euch alles Gute, vor allem aber Gesundheit und hoffentlich unvergängliche Reiselust.
Eure Reisebegleiterin Sabine

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