Reisebericht: Rundreise Süditalien – Kultur & Genuss in Apulien

11.10. – 18.10.2022, 8 Tage Flugreise Bari – Castellana–Grotten – Trulli–Stadt Alberobello – Stauferschloss Castel del Monte – Trani – Locorotondo – Otranto – Lecce – Felsenstadt Matera in der Basilikata – maximal 25 Reisegäste pro Gruppe


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Spätsommer in Süditalien
Ein Reisebericht von
Heike Heinen
Heike Heinen

Dienstag, 11.10.22: Anreise

Pünktlich starteten die Flieger in Dresden, Stuttgart, Frankfurt und Berlin, so dass der Hauptteil der Eberhardt-Reisegruppe sich in München zum finalen Flug nach Bari traf. Vier weitere Gäste trafen wir zum Abendessen im Hotel. Sie hatten einen Direktflug von Stuttgart nach Brindisi in Anspruch genommen.
Die Reisegruppe war vollzählig, und wir alle freuten uns gemeinsam mit der örtlichen Reiseführerin Mirella, welche uns am Flughafen in Bari begrüßte, auf interessante, abwechslungsreiche Urlaubstage am Absatz Italiens, in dem das Adriatische und Ionische Meer stets in Sichtweite sind.
Für die kommenden 7 Nächte war das Hotel "Sierra Silvana" in Selva di Fasano unser "Zuhause".

Mittwoch, 12.10.22: Grotten von Castellana und Alberobello

Bereits um 8.15 Uhr erfolgte die Abfahrt zur größten unterirdischen Touristenattraktion von ganz Italien.
Von unserem Hotel, welches sich auf einem 500m hohen Kalksteinplateau befand, fuhren wir zu den Grotten von Castellana .
Hierbei handelt es sich um ein Höhlenlabyrinth mit ca. 5 km Länge. Unser Spaziergang dauerte 1 Stunde. Über die "Grave" , mit 60 m die höchste Höhle im gesamten Komplex und der ersten und einzigen Höhle mit Kontakt nach außen (übrigens früher eine Müllhalde!) betraten wir über viele Stufen das Höhleninnere. Eine Höhlenführerin gab auf dem 1 km langen Rundweg interessante Informationen über die geologische Entstehung des Kalksteins, ferner über die Entdeckung der Höhle im Jahre 1938 , sowie über die Formationen und ihre Fantasienamen. So wurden z.B. den unzähligen Stalaktiten und Stalagmiten Namen wie "Wölfin", "Eule" , "Kleines Paradies" und "Altar" vergeben. Auch mancher von unserer Reisegruppe war brillant in seiner individuellen Namensvergabe.
Nur eine halbe Stunde von Castellana entfernt, befindet sich die "Trulli-Königin". Alberobello ist der klangvolle Name eines kleinen Städtchens im Itriatal, welches von vielen Touristen besucht wird wegen der dortigen Trulli. Darunter versteht man frühere Begräbnisstätten/Steinhügel und spätere einfache Bauernhütten aus Steinen der näheren Umgebung, die man übereinander gesetzt , diese dann schneeweiß gekalkt und darauf eine Dachspitze gesetzt hat , die einer Zipfelmütze gleicht. Die Dachspitzen verzieren zusätzlich z.T. Symbole und Zeichnungen, die dem Aberglauben entspringen oder der Schutzanbetung dienen sollen. Mittlerweile sollen weit über 1000 Trulli in und um Alberobello existieren.
Seit 1996 gehören die Trulli zum Weltkulturgut.
Ein kleiner Hauptplatz, der Largo Martelotta trennt die zwei Trulli-Viertel Rione Piccola und Rione Monti. In Letzteres ist ein kleiner Teil der Gruppe nach einer gemütlichen Mittagspause bis zur hoch gelegenen Kirche gelaufen, um nochmals einen schönen Überblick über diese außergewöhnliche Baukunst zu erhalten.

Donnerstag, 13.10.22: Masseria und Locorotondo

Die Abfahrt erfolgte am späten Vormittag und so wurde zusätzlich ein Spaziergang in Selva di Fasano angeboten. Unter Selva ist die südöstliche Verlängerung des Murgiagebirges mit etwa 500 Metern Höhe zu verstehen, welche aus dichten Wäldern mit Eichen, Kastanien und Zypressen besteht. Inmitten der Selva befand sich unser Hotel, welches 1975 erbaut wurde und aus 5 dreigeschossigen Häusern und 4 Trulli besteht.

Einer Masseria, einem Gutshof, statteten wir einen Besuch ab. Masserien prägen bis heute das Landschaftsbild Apuliens, obwohl sie mitunter schon Jahrhunderte alt sind. Auf der Masseria Priore in Pezze di Greco begrüßten uns sehr herzlich Paulo und Nella, und kurze Zeit später befanden wir uns alle in Kochschürzen gekleidet an einem großen Tisch, um Pasta, exakt die typischen apulischen Orechiette selbst herzustellen. Naja, unsere Pasta sah letztendlich dem Original nicht immer ähnlich, aber alle waren sehr bemüht, und die Mühe wurde belohnt mit einem außergewöhnlichen und fantastischen sich anschließendem Imbiss: mit 10 (!) Gängen wurden wir verwöhnt, dazu gab es einen sehr guten Locorotondo-Wein weiß und/oder rot.
In Locorotondo wurde die 1.Winzergenossenschaft Apuliens im Jahre 1929 gegründet. Leider musste diese wegen Misswirtschaft geschlossen werden, aber den süffigen Wein gibt es noch überall.

Hier noch einmal ein einfaches Rezept zum Nachkochen:
ORECHIETTE MIT ZUCCHINISPROSSEN (Quelle: "Die apulische Küche")
Die Blätter und Stängel der Zucchinipflanze sorgfältig von harten Stellen und Fasern befreien. Zu große Blätter aussortieren. Die Blüten im Ganzen verwenden. Alles gut waschen.
Zucchinigemüse in reichlich Wasser blanchieren.
Nach einigen Minuten die Orecchiette zugeben und mitgaren.
Inzwischen den Knoblauch schälen und in etwas heißem Öl in einer großen Pfanne anrösten.
Die Nudeln mitsamt dem Gemüse abseihen und in die Pfanne mit dem Knoblauch geben. Kräftig durchrühren.
Auf jede Portion Nudeln etwas Ricotta reiben und alles sofort servieren.
BUON APPETITO !

Nach diesem reichhaltigen Essen gab es Stimmen, in den nächsten Besichtigungsort laufen zu wollen, aber 15 Kilometer waren dann doch zu viel... !
Somit ging es doch mit unserem Reisebus weiter. Nach dem Genuss gab es wieder Kunst und Geschichte: Locorotondo , der "runde Ort" , lud uns ein.
Auf die Stadt hat man am Nachmittag einen schönen Blick, wenn das Licht besonders schön diesen runden Häuserring anstrahlt. Da Petrus am Nachmittag einige Schleusen öffnete, waren wir froh und dankbar, dass unser Busfahrer Andrea am Vortag die Idee hatte, einen kurzen Fotostopp unterhalb von Locorotondo einzulegen.
Erhaben präsentiert sich stolz die Hauptpfarrkirche San Giorgio Martire mit ihrem Uhrturm. Erbaut wurde die heutige Kirche Ende des 18. Jahrhunderts, obwohl es sehr viele Vorgängerbauten gab. Die vielen schmalen Gassen mit ihren weißen Häusern luden trotz des Regens zu einem gemütlichen Spaziergang ein. Ein großes Schild am Stadttor macht deutlich, dass Locorotondo zu den "Borghi piu belli d'Italia", den schönsten Dörfern Italiens gehört. Der Aufnahme in diesen illustren Kreis konnten wir nach Besichtigung voll und ganz zustimmen.

Freitag, 14.10.22: Trani und Castel del Monte

Etwa 2 Stunden Fahrzeit waren zwischen Selva di Fasano und Trani angedacht. Aus der Regen- und Nebelzone fuhren wir tatsächlich in die Sonne und Trani am Adriatischen Meer begrüßte uns.
Mirella war happy, meinte sie doch dass man sich auf IHRE Wetterapp komplett verlassen könne.
Trani ist bereits eine Stadt, in der man sich auf den Spuren des Staufers Friedrich II. begibt. Einige Burganlagen wurden von ihm gegründet, und die Anlage direkt am Wasser in Trani ist jene, in der sein Sohn, Manfred, heiratete. Im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte wurde die Festung mehrmals umgebaut, diente auch als Gefängnis und ist schließlich heute ein Museum.
Die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt ist die Basilika Sankt Nikolaus der Pilger. Der Heilige verstarb Ende des 11.Jahrhunderts in Trani. Seine Gebeine ruhen in der Basilika. Nach seinem Tod sollen sich zahlreiche Wunder ereignet haben, somit wurde ihm zu Ehren die Kirche erbaut.
Nach einem abschließenden Spaziergang am Hafen, in dem zahlreiche Fischer ihren fangfrischen Fisch anboten, ging es von Trani zum Castel del Monte, der Hauptattraktion von ganz Apulien, zur "Krone der Region". Schon von weitem erkennt man die stattliche Anlage auf einer Anhöhe. Wann es genau erbaut wurde, ist bis heute ein Rätsel, man vermutet um 1240, da sollte Kaiser Friedrich II. etwa 56 Jahre alt gewesen sein.
Nach verschiedenen Besitzern und Plünderungen der Einrichtungsgegenstände, kaufte schließlich der italienische Staat diese Anlage im 19. Jahrhundert, um es zu restaurieren. Nunmehr ist die Anlage, seit 1996 Weltkulturerbe der UNESCO, den vielen Besuchern zur Besichtigung frei gegeben.

Freitag, 15.10.22: Lecce und Otranto

Heute führte uns die Fahrt gen Süden, in den Salento. Die Halbinsel ist nun der direkte Absatz des italienischen Stiefels. Die größte Stadt des Salento ist Lecce. Dort, nach ca. 2 Fahrstunden angekommen, stellten wir sogleich einen architektonischen Unterschied zu den bisher kennengelernten Städten fest, denn Lecce präsentiert sich überwiegend im Barock. Zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert entstanden die meisten Sehenswürdigkeiten. Steinerne Girlanden, Früchte, Engel, Blumen u.v.m. zieren die Fassaden und Inneneinrichtungen von Kirchen und Palästen.
Je nach Interesse konnte man Freizeit für einen gemütlichen Stadtbummel geniessen oder individuell die Hauptkirchen des Barock besichtigen: Kathedrale Maria Santissima Assunta, Basilika Santa Croce, Kirche Santa Chiara, Kirche San Matteo und nahe dem Diözesanmuseum die Kirche San Giorgio.
Die aus Lecce stammenden Architekten und Bildhauer Giuseppe Cino und Giuseppe Zimbalo haben den weichen Lecce Naturstein in den Kirchen hervorragend verarbeitet.
Der Schutzpatron der Stadt ist der heilige Oronzo, der eigentlich auf der Säule neben dem 1938 freigelegten römischen Amphitheater stehen sollte. Aus Dankbarkeit der vermiedenen Pest wurde die Säule 1666 in Lecce aufgestellt. Aber der Heilige Oronzo war gerade mal nicht "anwesend" und auch Mirella wusste nichts über seinen Aufenthaltsort. Die Säule markierte einst das Ende der römischen Handels- und Heeresstraße, der Via Appia, und stand ursprünglich in Brindisi.
Am Nachmittag statteten wir dem kleinen Städtchen Otranto einen Besuch ab. Direkt am Meer gelegen, präsentiert sich das Schmuckstück aus Alt- und Neustadt und ist bei vielen Touristen sehr beliebt, verfügt es doch auch über lange Sandstrände und einen Hafen.
Hauptattraktion ist jedoch die Kathedrale im alten Stadtteil mit ihrem wunderbaren Mosaikfußboden aus dem 11. Jahrhundert.
Den ganzen Tag begleitete uns die Sonne und auf der Heimfahrt konnten wir die langsam untergehende Sonne genießen, bevor wir bei einem schmackhaften Abendessen im Hotel den Abend ausklingen ließen.

Sonntag, 16.10.22: Ölmühle, Ostuni, Pogliano a Mare

Einige Gäste wollten einen ruhigen und freien Sonntag genießen, die anderen nahmen am fakultativen Eberhardt-Ausflug teil.
Erste Attraktion war eine private Ölmühle.
Der Besitzer Pietro und seine Tochter Vita begrüßten uns sehr herzlich und schon ging es zu den Gerätschaften, die in einer Ölmühle so wichtig sind: Waage, Wasch- und Sortieranlage, Presse, Zentrifuge, Abfüll- und Etikettierungsanlage.
Im Herbst alljährlich gewinnt man das "flüssige Gold", welches einfach super köstlich zu kalten und warmen Speisen passt.
Das Olivenöl zudem sehr gesund ist, weiß ein jeder.

Zwei Städte, Ostuni und Poglinano lernten wir noch kennen und gehörten zum Sonntagsausflug.
Auch die Italiener genossen ihren freien Sonntag, das "dolce far niente"- "das süße Nichtstun" und das schöne Wetter, denn wir waren nicht allein unterwegs. Überall wurde ein Eis geschleckert, ein Drink zu sich genommen oder, typisch italienisch, sich lautstark mit einem Bekannten unterhalten. Das dabei wohl auch das neueste Kleidungsstück präsentiert wurde, versteht sich von selbst.
Ostuni liegt an den Ausläufern des Murgiagebirges, unweit der Adria. Die "weiße Stadt" strahlt im Sonnenlicht noch heller und es war eine Freude durch ihre geschwungenen Gässchen und entlang der bewohnten Stadtmauer zu spazieren.
Direkt am Meer liegt dagegen Poglinano. Domenico Modugno, 1928 in Poglinano geboren, besang einst "nel blu dipinto di blu"-"in blau gemaltes Blau", wer weiß, vielleicht hat Modugno die Farbe des Meeres gemeint, oder das strahlende Blau des Himmels, oder...?

Montag, 17.10.22: Matera und Bari

Die einstige europäische Kulturhauptstadt von 2019 und heutige Weltkulturerbestätte, nicht mehr in Apulien, sondern in der Region Basilikata gelegen, ist so manchem aus Filmen bekannt.
Matera war schon oft Filmkulisse. Paolo Pasolini drehte Szenen des "Matthäus Evangeliums" , Mel Gibson Teile zu "Passion Christi" und Daniel Craig alias James Bond lieferte sich gleich zu Beginn seines letzten Film als Bond eine wilde Verfolgungsjagd in den Straßen von Matera.
Also muss die Stadt etwas einzigartiges haben, aber was? Es ist die Lage an sich und die Höhlenwohnungen, Sassi genannt. Früher verpönt und von den Ärmsten der Armen bewohnt, heute "in". Nirgendwo in Europa gibt es mehr davon. Einer tiefen Schlucht entlang breiten sich nach oben führend die Sassi aus. Sie sind heute noch, modernisiert, bewohnt oder dienen den vielen Besuchern als B&B oder Restaurant.
Eine dieser Höhlenwohnungen haben wir nach mühsamen Treppensteigen kennengelernt und somit einen Einblick in das frühere Leben erhalten. So gab es kein fließendes Wasser und keine Toiletten. Das Kleinvieh fand Platz unter dem Ehebett, in dem mitunter bis zu 4 Personen schliefen. Auch war das Bett so hoch, um sich von der Feuchtigkeit von unten etwas zu schützen. Auch größere Tiere, wie Esel, Schwein, Ziege und Pferd, waren in der Höhlenwohnung. Sie waren unersetzbar, lieferten sie doch Fleisch und Milch und wurden als Arbeitstiere benutzt. Ihr natürlich produzierter Mist war zudem eine Wärmequelle.
Eine kurze Pause zur allgemeinen Stärkung rundete den interessanten Aufenthalt in Matera ab, bevor es in die apulische Hauptstadt ging.

Die Kinder warten alljährlich am 6.12. ganz gespannt auf ihn und jeder kennt ihn: Sankt Nikolaus. Der Legende nach raubten Seeleute aus Bari seine Gebeine in Myra im Jahre 1067 und brachten ihn in ihre Heimatstadt. Seitdem ist er der Schutzpatron von Bari. In der gleichnamigen Basilika wird er verehrt und alljährlich zelebriert man Umzüge und feiert Feste.
Auch die Kathedrale oder das Normannenschloss gehören zu den Sehenswürdigkeiten. Das Schloss wurde einst vom Normannenkönig Roger II. erbaut, aber dann von den Einwohnern Baris zerstört, bis schließlich der Staufer Friedrich II. es wieder aufbauen ließ. Heute dient das Schloss als Museum.
Mirella präsentierte uns voller Stolz "ihre" Stadt und am späten Nachmittag verabschiedeten wir uns von ihr. In 7 Tagen hat sie uns Apulien näher gebracht und wir sagen nochmals "DANKE".
Auch unserem Buschauffeur Andrea gilt unser aller Dank. Exakt auf 1188 Kilometern hat er uns Apuliens Schönheiten näher gebracht.

Dienstag, 18.10.22: Rückflug

Leider hieß es Koffer einpacken, unser Apulien-Aufenthalt ging zu Ende.
Ursprünglich auf einem Direktflug geplante Stuttgart-Gäste sollten aufgrund des Eurowings-Streiks nun mit uns über München fliegen. Ein Dank an die Eberhardt-Flugabteilung, die schnell diesen Flug noch möglich machte.
So ging es in ca. 1 Stunde per Reisebus wieder von Fasano nach Bari, und der Flieger dort startete mit Verspätung, die Anschlussflüge ab München konnten dennoch alle erreicht werden.

Schlusswort

Viele Eindrücke haben wir gewonnen, Souvenirs und Spezialitäten im Gepäck und wir waren uns einig-Apulien ist eine Reise wert!
Herzlichen Dank an Sie alle.
Es war uns ein Vergnügen, Sie als Gäste von "Eberhardt" willkommen heißen zu dürfen.
Bleiben Sie gesund!
Arrivederci!

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