Reisebericht: Städtereise Rom und Vatikan

17.03. – 22.03.2024, 6 Tage Flugreise nach Rom in Italien: Piazza del Popolo – Pincio–Park – Spanische Treppe – Trevibrunnen – Pantheon – Pompeius–Theater – Campo de Fiori – Trastevere – Papstaudienz – Vatikanische Gärten und Museen – Sixtinische Kapelle – Petersdom – Koloss


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Rom zu einer Zeit zu besuchen, in der sich der Frühling schon fast durchgesetzt hat, zu einer Zeit, in der es weder Hitze noch Kälte gibt… das klang nach günstigen Voraussetzungen für eine Wahrnehmung der Stadt. Und so geschah es! Zumal es sich für die meisten der 20köpfigen Reisegruppe um den ersten Eindruck von dieser faszinierenden Stadt handelte.


Dieser Eindruck ist schier überwältigend. Überall die baulichen und kulturellen Zeugnisse aller Epochen quasi nebeneinander – immer wieder antike Mauern, daneben mittelalterliche Kirchen und Häuser, Brunnen und Paläste in barocker Pracht, in Rhythmus gebracht durch sanfte Hügel, deren Zahl die legendären sieben weit übersteigt, durchzogen von einer Fülle mediterraner Pflanzen. Und mittendrin der Tiber mit seinem grünen Wasser, der sich durch die Stadt schlängelt, bevor er Kurs auf das 30 km entfernte Meer nimmt.


Man kann sich angenehm verlieren an rotbraunen Wänden entlang schmaler Straßen, sich stundenlang treiben lassen. An jeder Ecke winkt eine neue Überraschung. Die Stadt wirkt unendlich. Dabei wohnen nur noch 150.000 Leute in der Altstadt, bei insgesamt 2,8 Millionen Einwohnern.


Schon vor über 500 Jahren wurde diese Stadt, deren Einwohnerzahl im 2.Jh. 1,2 Millionen betrug und bis zum Mittelalter auf wenige Tausend schmolz, wiederentdeckt. Mit der Wiedergeburt der Antike („Renaissance“) und deren Kunst und Literatur rückte der Mensch wieder in den Mittelpunkt, was das Ende des Mittelalters bedeutete. Generationen von Künstlern, nicht erst seit der Romantik, zog diese Stadt magisch an. Joachim Winckelmann, der Verfasser der Kunstgeschichte des Altertums, sagte 1756: „Außer Rom ist fast nichts Schönes auf der Welt“ und Goethe bemerkte wehmütig, nach seinem Aufenthalt in Rom nie wieder richtig froh geworden zu sein.


Und wie ist es uns ergangen?
Ein Reisebericht von
Lutz Finkler
Lutz Finkler

17.03.2024

Erst gegen Abend war unsere Gruppe komplett, es wurde von mehreren Orten angeflogen und zwei Personen waren sogar mit dem Zug angereist. Alle landeten pünktlich und das Gepäck war schnell da. Die Transfer-Kleinbusse der Firma Stefano Nigro warteten bereits und es ging, vorbei am Lateran und an der Kirche Sta. Maria Maggiore, zum Hotel.
Unweit des Hotels Monti Palace an der Metrostation Cavour trafen wir uns in dem kleinen Restaurant „Non cè trippa pe gattini“ (es gibt keine Kutteln für Kätzchen- ein Bürgermeister hatte dieses verfügt, um einer drohenden Hungersnot zu begegnen), wo bei „primi“ und „secondi“-Gängen die Laune der 16 Teilnehmer schnell stieg.

18.03.2024

Um 9 morgens traf sich die Gruppe im Foyer des Hotels. Jeder bekam ein „Quietvox“-Gerät um den Hals. So konnte man bequem die Ausführungen von Agnieszka empfangen, unserer Stadtführerin. Zum Auftakt lag heute der Schwerpunkt auf der Antike.
Wir liefen bei teilweise kühlem „Aprilwetter“ zum westlichen Ende der Via Cavour. Wo diese auf die Via dei Fori Imperiali stößt, die Mussolini gnadenlos durch die archäologische Zone ziehen ließ, befanden wir uns in der größten Zone Roms, die von der Situation von vor rund 2000 Jahren erzählt, mit antiken Bauten, Ruinen und Monumenten: rechts das Trajansforum mit noch gut erkennbaren Marktgebäuden und der phänomenalen Trajanssäule, die die Geschichte der „Heldentaten“ des Kaisers erzählt, links unten das Forum Romanum, dem einstigen politischen Zentrum des Römischen Reiches, u.a. mit der Kurie, dem Vestatempel, dem Septimius-Severus-Bogen, dem Titus- und Konstantinsbogen und den gigantisch wirkenden Resten der Maxentiusbasilika. Auch die Bögen erzählen auf ihren Reliefs die Taten des jeweiligen Herrschers. Der kleinere Eingang unterhalb des Kapitols erwies sich übrigens als nicht so überlaufen wie der auf der Mitte der Via dei Fori gelegene, und wir waren schnell durch die Taschenkontrolle durch.
Besonders eindrucksvoll wirkt diese antike Stätte auch deswegen, weil deren Mauern und Ruinen malerisch den Weg hoch zum Hügel Palatin rahmen, wo man einen Eindruck davon bekam, welches Ausmaß ein „Wohnhäuser“ annehmen konnten, wenn ein Kaiserpaar darin wohnte - in diesem Fall Augustus und seine Frau Livia Drusilla. Nach Südwesten fällt der kleine Palatin („Palast“) steil ab und ermöglicht einen Ausblick auf den Circus Maximus, die einstige Rennbahn, deren Bild der Hollywoodfilm Ben Hur nicht ganz realitätstreu für Generationen geprägt hat.
Etwas müde von den holprigen Wegen und den Menschenmassen gönnten wir uns in den angrenzenden Cafés eine Mittagspause, bevor es – und hier wurde es noch enger – hinein ins Kolosseum ging. Dieses größte antike Amphitheater der Welt (Höhe bis 48m, Umfang 527m, Fassungsvermögen einst 50.000 Zuschauer), gebaut unter Vespasian und vollendet durch Titus 80 n.Chr., wurde Schauplatz römischer „Freizeitgestaltung“, die, getrennt nach sozialen Schichten und mit bemerkenswerter Logistik ausgestattet (z.B. 80 Eingänge), äußerst brutale Formen annehmen konnte. Viele Tausend Gefangene wurden hier den Bestien geopfert, noch mehr Tiere starben dabei. Die Gladiatoren (Schwertkämpfer) waren aber z.T. auch Freiwillige mit entsprechender Ausbildung – eine Möglichkeit, dem sozialen Elend zu entgehen. Eigentlich hieß der Bau Flavisches Theater, der Name Kolosseum könnte sich aus der Erzählung ergeben haben, dass hier zuvor eine Kolossalstatue Neros gestanden haben soll.
Mit den meisten der Reiseteilnehmer besuchten wir noch die unweit des Hotels liegende Kirche S.Pietro in Vincoli, in der sich Michelangelos Mosesstatue heute befindet, ursprünglich Teil des vom Künstler nie vollendeten Juliusgrabes. Moses will aufspringen in dem Moment, als er das Volk um das goldene Kalb tanzen sieht, aber etwas scheint ihn zu hindern...ein Phänomen, das Sigmund Freud zu einem entsprechenden Aufsatz bewegt hat.
Sta. Maria Maggiore stammt bereits aus dem 5.Jh. und war mit Alt St.Peter eine der bedeutendsten Pilgerkirchen des Frühchristentums. Vom barock umbauten Äußeren lässt nichts darauf schließen, dass sich im Inneren eine uralte Basilika verbirgt, mit bunten Mosaiken und Fresken im Chorbereich, die aus der Entstehungszeit des Gebäudes stammen.

19.03.2024

Ab jetzt schien die Sonne, und es wurde schnell 20 Grad warm! Bevor wir aber unsere Wanderung durch das frühlingshafte Rom fortsetzten, mussten wir uns zunächst in die Metro drängeln und am Hauptbahnhof auch noch umsteigen. Die Menschendichte dürfte die Intensität der U-Bahnen von Tokio und Mexiko-City erreichen, und ein Teil der Gruppe musste den nächsten Zug nehmen. In der Station „Flaminio“ stiegen wir aus und befanden uns wenige Schritte vom nördlichen Stadttor, das auf die Piazza del Popolo leitet. Dieser große Platz, in seiner heutigen Form vor gut 200 Jahren gestaltet, war Verkehrsverteiler und ist auch Ort diverser größerer Veranstaltungen. Die schnurgerade Via del Corso begrenzt die mittelalterlichen Strukturen der Stadt im Osten und führt bis zur Piazza Venezia. Andere Straßen, die von hier abgehen, wurden mit dem erneuten Wachstum Roms ab dem 15.Jh. angelegt, im Auftrag zweier Päpste.
Wir stiegen die Treppen, die von der Piazza den Hügel Pincio hinauf führen, bis zum Eingang der Parkanlagen Borghese, von wo man einen tollen Ausblick auf die Stadt hat. Getrübt wurde das Vergnügen nur durch die an allen strategischen Orten Roms befindlichen Musiker, die das Wohlgefühl, das Musik auslösen kann, mit ihren riesigen Verstärkern zertrümmern.
Vorbei an der Villa Medici und an dem Palast, in dem sich heute das französische Kulturinstitut befindet (unsere Führerin Agnieszka versorgte uns anhand diverser Gebäude mit nie nachlassender Energie mit amüsanten Geschichten von einstigen Bewohnern und Erbauern, die zum Teil wahre Geschichten der Niedertracht sind!) – fanden wir uns an der Spanischen Treppe wieder. Sie ist zwar jedem bekannt von Bildern, aber dieses Highlight der „Stadtmöblierung“ live zu erleben, ist durch nichts zu ersetzen. Durch ihre ausgeklügelte Struktur und mit barocker Illusionstechnik wird sogar eine Ausdehnung suggeriert, die sie de facto gar nicht hat. Kaum je steigt man so ereignisreich einen Hügel hinab!
Unweit ein weiteres barockes Highlight : die Fontana di Trevi, ein großer Figurenbrunnen mit Neptun und anderen Wasserwesen, der aus einem Haus hinauszufließen scheint, in Wirklichkeit aber von einer seit der Antike existierenden Wasserleitung gespeist wird. Hier gilt es, eine Münze ins Wasser zu werfen, damit das Wiederkommen in die ewige Stadt gesichert ist.
Ein Feuerwerk der Attraktionen, und nun stand schon das nächste Erlebnis an: das Pantheon. Dieser Kuppelbau ist ziemlich genau 1900 Jahre alt, und, da aus Beton (opus caementitium), fast ursprünglich erhalten. Man geht hinein und wendet den Blick nach oben. Eine Öffnung von neun Metern Durchmesser vermittelt ein fast schon magisches Raum- und Lichtgefühl.
Die intensive Wanderung durch die Stadt endete in Trastevere („über den Tiber“), einem Viertel, in dem bis vor kurzem die kleinen Leute wohnten, heute ein beliebtes Ausgeh- und Szeneviertel. Am zentralen Platz steht die Marienkirche mit bemerkenswerten Mosaiken. Auf dem Weg kamen wir an einer Chocolaterie vorbei und probierten Pralinen. Dank Agnieszka erfuhren wir immer wieder von der Existenz vieler kleiner Läden, die nichts mit den Einheitsläden an den touristischen Trampelpfaden zu tun haben.
Mit einem Kleinbus fuhren wir hoch auf den Janusberg und die Piazza Garibaldi, von wo man einen unvergleichlichen Blick auf Rom hat. Das lag da in Rottönen des Abendlichts.

20.03.2024

Heute ging es zum Papst. Obwohl uns Shuttlebusse von Nigro abholten, mussten wir doch erheblich früher los. Das Hotel verlegte für uns sogar die Öffnungszeiten des Frühstückbuffets.
Inmitten von Menschenmassen auf dem abgezäunten Petersplatz, deren Drängelei man nicht als sehr christlich bezeichnen konnte, fuhr Franziskus mit einem Papamobil, ehe er sich unter einem Baldachin vor der Kirchenfassade niederließ. Ausgestattet mit seinem Segen bewegten wir uns danach auf die nahe Engelsburg zu.
Auch dieses martialische Gebilde, das fast rund erscheint, hat seine Wurzeln in der Antike. Ursprünglich war die Engelsburg das Mausoleum des Kaisers Hadrian. Später wurde sie die Schutzburg der Römer und vor allem einiger Päpste, die z.B. 1527 vor den Truppen Karls V hierher flohen (Sacco di Roma). Innen hat das abweisende Gebäude durchaus einige Prunkräume, wurde aber auch als Gefängnis genutzt. Während draußen die Bevölkerung massakriert wurde, bekamen die Mächtigen innerhalb dieser Mauern vom herrschenden Elend kaum etwas mit.
Schließlich führte uns unser Rundgang zur Piazza Navona. Schon die Form des Platzes deutet darauf hin, dass hier in der Antike eine weitere Arena zu finden war. Ab dem 17.Jh. wurden deren Ränder nach und nach wieder bebaut und einer der schönsten Plätze Europas entstand. Gekrönt wurde alles durch den Vier-Ströme-Brunnen des genialen Bernini, hinter dem die Kirche S.Agnese seines Konkurrenten Borromini aufragt. Auf dem volkstümlich erscheinenden nahen Campo dei Fiori, ein Platz ohne Kirche! -endete der heutige Rundgang.

21.03.2024

Alle Kraft galt es noch einmal zusammenzunehmen für diesen anstrengenden Tag, der uns in den Vatikan führte, in seine Gärten, in seine Museen und schließlich in die Peterskirche.
Mit einem Kleinbus ging es zunächst durch die Vatikanischen Gärten, die sich vielfältig und vielgestaltig über das hügelige Gelände ziehen. Dazu ein Wetter wie gemalt! Selbst einen Bahnhof gibt es in der 0,44 qkm großen Vatikanstadt.
Die Vatikanischen Museen gehören zu den größten der Welt und übertreffen wahrscheinlich mit der Anzahl der Exponate sogar den Pariser Louvre und die Londoner Museen. Von der 1506 ausgegrabenen Laokoon-Gruppe (einem Höhepunkt antiker Skulptur, die selbst Michelangelo Ehrfurcht einflößte) bis zur Sixtinischen Kapelle sind es etwa 300 m durch einen endlosen zentralen Gang.
Die Sixtinische Kapelle, die berühmt ist vor allem durch die Deckenausmalungen Michelangelos (1508-12), ist ein weiterer Höhepunkt in diesen an spektakulären Monumenten und Momenten nicht gerade armen Tagen. Seit der Säuberung der Bilder in den späten 1980er Jahren strahlt die Decke der Kapelle, in der auch die Papstwahlen stattfinden, in leuchtenden Farben. Bekanntestes Detail ist die Erschaffung Adams, dem Gott durch seinen Finger Leben einhaucht…auch diese Figuren gehören zum optischen Kulturerbe und sind fast jedem durch Abbildungen seit der Jugend geläufig.
Zum Schluss St. Peter, die größte christliche Kirche der Welt. Fast das ganze 16.Jahrhundert hindurch wurde die Basilika von Alt St. Peter durch diesen kuppelgekrönten Bau ersetzt. Auch hier hat Michelangelo entscheidende Impulse bei der Gestaltung gesetzt. Die Baugeschichte der Kirche bedeutete einen permanenten Machtkampf der Baumeister. Die Fertigstellung der Kuppel hat Michelangelo nicht mehr erlebt, er starb mit 89 Jahren 1564.
In der ersten Kapelle rechts dieses 20.000 Menschen fassenden Baues kann man ein Frühwerk von ihm bewundern: die unbeschreiblich zarte Pietà, die jugendliche Muttergottes mit ihrem toten Sohn. Überall im Gebäude sieht man Massen von Marmor- der den antiken Monumenten spätestens seitdem fehlt.
Der Abend klang aus mit erschöpfter, aber zufriedener Reisegruppe in der Trattoria Tettarello.

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