Wo das Meer türkis schimmert und der Fels Gesichter trägt – unterwegs auf Sardinien
Reisebericht: 13.05. – 22.05.2025
Sardinien – eine Insel, die oft im Schatten des italienischen Festlands steht und doch mit einer ganz eigenen, faszinierenden Identität überrascht. Schroffe Küsten, türkisblaues Meer, jahrtausendealte
Ein Reisebericht von
Monika Cortese
Anreise nach Sardinien
Unsere gemeinsame Reise nach Sardinien begann am Flughafen Frankfurt, wo sich 21 Reisegäste zum Abflug nach Olbia trafen. Einige waren zuvor von anderen Flughäfen wie Hamburg, Leipzig oder Dresden nach Frankfurt angereist. Zwei weitere Teilnehmer flogen ab München und stießen nach der Landung in Olbia zur Gruppe.
Dort wurden wir herzlich von unserem Busfahrer Marco empfangen, der uns in den kommenden Tagen sicher über die Insel begleiten wird. Nach einer angenehmen Fahrt erreichten wir unser Hotel in Cannigione, wo wir die ersten drei Nächte verbringen.
Am Abend erwartete uns ein typisch sardisches Menü. Als Vorspeise wurde Fregola serviert – eine traditionelle Pasta-Spezialität der Insel. Passend dazu lernten wir auch unsere örtliche Reiseleiterin Angela kennen, eine Deutsche, die seit vielen Jahren auf Sardinien lebt und uns mit viel Wissen und Herzlichkeit durch die nächsten Tage begleiten wird.
Ein gelungener Start in unsere Reise – mit gutem Essen, neuen Begegnungen und der Vorfreude auf alles, was noch kommt.
Entdeckungen entlang der Costa Smeralda
In Cannigione starten wir unseren ersten Tag in Sardinien – und das gleich an der weltberühmten Costa Smeralda. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel ging es los. Unsere Reiseleiterin Angela begleitete uns im Bus mit spannenden Erzählungen über Sardiniens Entstehung, Geschichte und Kultur – von Hirten und Banditen über die Namensherkunft der Gallura bis hin zu den eindrucksvollen Tafoni-Felsformationen. Diese bizarr geformten Steine beobachteten wir während der Fahrt und ließen unserer Fantasie freien Lauf: wir erkannten alle möglichen Gesichter, Tierköpfe oder andere Figuren.
Unser erster Halt war das malerische Künstlerdorf San Pantaleo, eingebettet in eine eindrucksvolle Granitlandschaft. Hier schlenderten wir durch die charmanten Gassen, bewunderten die kunstvollen Schmiedearbeiten, die kleinen Geschäfte und Kunstläden und ließen uns von der besonderen Atmosphäre dieses Ortes verzaubern.
Weiter ging es nach Porto Rotondo, einem Ort mit einem natürlichen, runden Hafen. Wir spazierten durch die gepflegten Straßen, bewunderten in der sogenannten "Straße der Fische" die verschiedenen kunstvollen Fisch-Mosaike mit ihren Augen aus echtem Murano-Glas und betrachteten die Kirche San Lorenzo, die vollständig aus Granit erbaut ist.
Entlang der Küstenstraße fuhren wir weiter nach Baia Sardinia, wo wir eine gemütliche Mittagspause einlegten. Die einen nutzten die Zeit für einen Strandspaziergang, andere saßen auf der Terrasse eines Restaurants oder Cafés und genossen die Aussicht auf das türkisfarbene Meer.
Am Nachmittag erreichten wir Porto Cervo, das Herz der Costa Smeralda. Bei einem Spaziergang durch den mondänen Ort bestaunten wir die Schaufenster der Auslagen von Boutiquen wie Gucci, Prada und Valentino. Anschließend besuchten wir die Kirche Stella Maris, deren Architektur völlig ohne rechte Winkel auskommt. Die runden, geschwungenen Formen verleihen ihr eine ganz besondere Atmosphäre – und im Inneren hing sogar ein Originalgemälde von El Greco.
Porto Cervo wurde in den 1960er Jahren maßgeblich vom Aga Khan geprägt. Mit klaren architektonischen Vorgaben sorgte er dafür, dass sich die Gebäude harmonisch in die Landschaft einfügen und die natürliche Schönheit der Küste erhalten bleibt – ein Konzept, das den Charakter des Ortes bis heute bestimmt.
Zurück im Hotel fragte ich in die Runde, wer Lust auf einen kleinen Spaziergang zum nahegelegenen Strand hätte. Einige schlossen sich spontan an – und tatsächlich wagten sich ein paar sogar mit ins Wasser. Es war zwar frisch, aber wunderschön und erfrischend.
Am Abend genossen wir ein feines Menü mit verschiedenen Fisch- und Meeresfrüchtespezialitäten, ein gelungener kulinarischer Ausklang nach einem eindrucksvollen ersten Reisetag auf Sardinien
La Maddalena, Caprera & der Bärenfelsen – ein Tag zwischen Meer, Natur und Granitgiganten
Nach einem leckeren Frühstück im Hotel brachen wir in Richtung Palau auf. Dort bestiegen wir die Fähre, die uns in kurzer Überfahrt zur Insel La Maddalena brachte – dem Hauptort des gleichnamigen Archipels, der zwischen Sardinien und Korsika liegt. La Maddalena ist die größte und zugleich einzige dauerhaft bewohnte Insel. Die Inselgruppe umfasst insgesamt 62 größere und kleinere Inseln, von denen sieben zu den wichtigsten zählen: La Maddalena, Caprera, Santo Stefano, Santa Maria, Spargi, Razzoli und Budelli.
Von La Maddalena fuhren wir mit unserem Bus über die Moneta-Brücke weiter auf die Nachbarinsel Caprera, die für ihre unberührte Natur und ihre geschichtliche Bedeutung bekannt ist. Hier verbrachte der italienische Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi seine letzten Lebensjahre – bis heute ist sein Haus dort ein vielbesuchter Erinnerungsort. Unsere Reiseleiterin Angela erzählte uns spannende Details aus seinem Leben sowie über andere historische Persönlichkeiten, die auf den Inseln Spuren hinterlassen haben – darunter Admiral Nelson und Napoleon, die sich zeitweise auf La Maddalena aufhielten.
Zurück auf der Hauptinsel erkundeten wir bei einer Panoramarundfahrt einige der schönsten Küstenabschnitte. Am Spalmatore-Strand erfuhren wir, dass der Name vom italienischen „spalmare“ (anstreichen) kommt: In früheren Zeiten strich man hier die Boote schwarz um, um sie beim Schmuggeln schwerer entdecken zu können. Besonders beeindruckend war das klare, mintgrüne Wasser bei Porto Massimo – hier zeigte sich das Meer in seiner leuchtendsten Farbe.
Anschließend erkundeten wir das charmante Städtchen La Maddalena bei einem Spaziergang. In den kleinen Gassen blieb Zeit für individuelle Entdeckungen und Einkäufe, für ein Eis oder einfach zum Genießen der mediterranen Atmosphäre.
Zurück in Palau wartete am Nachmittag noch ein Highlight auf uns: der berühmte Bärenfelsen, italienisch Capo d'Orso. Schon während der Busfahrt hatten wir ihn aus unterschiedlichen Perspektiven gesehen – mal erinnerte seine Form an einen Schildkrötenkopf, mal an einen Bären oder sogar an einen Elefanten. Nach dem Aufstieg zum Aussichtspunkt konnten wir diese und viele andere eindrucksvolle Felsformation aus nächster Nähe bestaunen. Oben angekommen, wurden wir zudem mit einem grandiosen Blick über die Küste belohnt.
Im Abschluss überraschte uns unser Busfahrer Marco mit einem kleinen Umtrunk – natürlich mit Mirto, dem typisch sardischen Likör aus Myrtebeeren. Ein schöner Ausklang nach einem erlebnisreichen Tagesausflug voller Natur, Geschichte und Meer. Beim Abendessen in unserem Hotel ließen wir den Tag gemütlich ausklingen – es wurde geschlemmt, erzählt und herzlich gelacht.
Von Kork, Kulinarik und Küstenzauber – unterwegs zwischen Tempio, Gallura und Castelsardo
Heute hieß es Abschied nehmen von Cannigione. Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg Richtung Westen. Angela begleitete uns wieder mit spannenden Erzählungen über Land und Leute und auch über die Bedeutung des Wassers auf Sardinien. So erfuhren wir auch, dass die Stadt Tempio Pausania als "Stadt des Wassers" gilt – mit zahlreichen Quellen und dem vielfach ausgezeichneten Mineralwasser „Smeraldina“. Auch die Korkproduktion wurde zum Thema: Bis ein Baum erstmals Kork liefern kann, vergehen ganze 25 Jahre. Nur die äußere, „weibliche“ Rinde ist für die Korkgewinnung gut geeignet – mit einem Augenzwinkern wurde uns erklärt, dass die „männliche“ lediglich zerschreddert und für Schuhsohlen oder Pinnwände verwendet wird. Und natürlich wurde auch über Weinkorken gesprochen und was es damit auf sich hat wenn der Wein "korkt".
Unser erster Programmpunkt war dann der Besuch eines familiengeführten Korkhandwerkbetriebs in Calangianus, dem Zentrum der sardischen Korkproduktion. Sandra Kossu erklärte uns anschaulich die verschiedenen Arbeitsschritte – vom Schälen bis hin zur Weiterverarbeitung. Im kleinen Shop konnte man einige schöne Produkte mitnehmen.
Anschließend ging es weiter nach Tempio Pausania. Hier spazierten wir durch die charmante Altstadt, vorbei an Kirchen, kleinen Läden und einem besonderen Bahnhof mit liebevoll gestalteten Wandgemälden. Besonders ins Auge stach der Laden von Anna Grindi, einer bekannten sardischen Designerin, die Kork auf überraschende Weise in ausgefallene Mode und Schmuck verwandelt.
Zum Mittagessen fuhren wir weiter zum Agriturismo „Il Muto di Gallura“ – ein wunderschönes Landgut, wo uns ein traditionelles sardisches Menü unter einer Pergola im Freien serviert wurde. An einer langen Tafel genossen wir Antipasti, Zuppa Gallurese, frische Gnocchi, Wildschwein, Kartoffeln, das typische Pane Carasau, hausgemachten Wein, Dessert, Kaffee und Likör. Eine kulinarische Reise für sich – in herrlicher Atmosphäre.
Am Nachmittag legten wir bei Aggius einen kurzen Fotostopp mit Blick auf das „Valle di Luna“ ein, bevor wir beim sogenannten Elefantenfelsen hielten – einem markanten Felsen aus Trachytgestein in Form eines Elefanten, der mit seiner Lage direkt an der Straße ein beliebtes Fotomotiv ist. In ihm befindet sich auch ein kleines prähistorisches Felsengrab, ein sogenanntes „Feengrab“.
Den Tagesabschluss bildete Castelsardo, ein malerischer Ort an der Nordküste, berühmt für seine Korbflechterkunst. Wir ließen uns mit dem Shuttlebus zur mittelalterlichen Burganlage hinauffahren und genossen den weiten Ausblick über das Meer. Zurück ging es zu Fuß durch die engen Gassen, vorbei an kleinen Kirchen denen wir einen Besuch abstatteten.
Am Abend erreichten wir schließlich unser Hotel in Alghero, wo wir nach dem Check-in ein gemeinsames Abendessen genossen – ein schöner Ausklang nach einem Tag voller Eindrücke, Kultur und Genuss.
Klippen, Keller, Kultstätten – Ein facettenreicher Tag in der Region Alghero
Nach dem Frühstück starteten wir am Morgen in einen weiteren Reisetag. Unser Ziel: die landschaftlich und kulturell reizvolle Umgebung rund um Alghero an der Nordwestküste Sardiniens.
Der erste Stopp führte uns zur Nuraghe Palmavera. Diese bronzezeitliche Turmanlage zählt zu den bedeutendsten archäologischen Stätten der Insel. Unsere Reiseleiterin Angela erklärte uns unterwegs bereits, was es mit den nur auf Sardinien vorkommenden Nuraghen auf sich hat. Die Nuraghe Palmavera selbst beeindruckte mit ihren massiven Mauern und dem gut erhaltenen Komplex aus Hauptturm, Nebenbauten und einem Versammlungsraum.
Weiter ging es zum Capo Caccia, einer spektakulären Felsklippe, die steil ins tiefblaue Meer abfällt. Vom Aussichtspunkt genossen wir bei klarer Sicht einen weiten Blick über die Küste. Hier wurden auch Szenen des James-Bond-Films "Der Spion, der mich liebte" gedreht.
Ein besonderes Highlight des Tages war unser Besuch im renommierten Weingut Sella & Mosca. Mit einer Rebfläche von etwa 650 Hektar zählt es zu den größten zusammenhängenden Weinbergen Europas. Salvatore, ein Mitarbeiter des Guts, führte uns sachkundig durch die weitläufige Anlage, erklärte die Geschichte des Weinguts und ließ uns hinter die Kulissen der Weinherstellung blicken. Zum Abschluss durften wir drei ausgewählte Weine verkosten – begleitet von einem kleinen sardischen Imbiss. Ein schöner Genussmoment in stilvollen Gemäuern.
Am frühen Nachmittag besichtigten wir die Nekropole von Anghelu Ruju, auch bekannt als „Feengräber“. Diese prähistorische Grabstätte mit über 30 Felskammern stammt aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. und zählt zu den bedeutendsten ihrer Art auf Sardinien. Die schlichte Schönheit und mystische Atmosphäre des Ortes waren beeindruckend.
Am späten Nachmittag bestand die Möglichkeit zu einem fakultativen Bootsausflug zur berühmten Neptungrotte am Capo Caccia. Diese beeindruckende Tropfsteinhöhle, die sich über etwa vier Kilometer erstreckt, liegt am Fuße einer 110 Meter hohen Steilklippe und ist nur bei ruhiger See zugänglich. Im Inneren der Grotte erwarten die Besucher faszinierende Stalaktiten- und Stalagmitenformationen sowie ein etwa 120 Meter langer Salzwassersee, der mit dem Meer verbunden ist. Eine kleine Gruppe nutzte diese Gelegenheit, während andere lieber durch Alghero bummelten oder im Hotel entspannten.
Den Abend ließen wir gemeinsam bei einem ausgiebigen Abendessen im Zentrum von Alghero ausklingen – ein angenehmer Abschluss eines erlebnisreichen Tages voller Natur, Geschichte und Genuss.
Auf schmaler Spur nach Bosa – Unterwegs mit dem Trenino Verde
Ein weiterer erlebnisreicher Tag unserer Sardinienreise begann mit einer besonderen Fahrt durch das grüne Herz der Insel: Wir stiegen ein in den legendären Trenino Verde, das „grüne Züglein“, das sich gemächlich durch die schönsten Landschaften Sardiniens schlängelt. Allerdings ist der Zug selbst gar nicht grün – der Name bezieht sich vielmehr auf die üppige Landschaft, durch die er fährt. Die historische Schmalspurbahn ist nicht nur ein charmantes Verkehrsmittel, sondern auch ein Symbol für nachhaltigen Tourismus und entschleunigtes Reisen – perfekt, um die wilde Schönheit der Insel auf sich wirken zu lassen.
Unser erster Stopp auf dieser besonderen Zugfahrt war die Zisterzienser-Abtei Santa Maria di Corte, ein eindrucksvolles Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert, eingebettet in die sardische Hügellandschaft.
Weiter ging es nach Tinnura – einem kleinen, aber bemerkenswerten Ort, der vor allem für seine beeindruckenden Murales bekannt ist. Die farbenfrohen Wandmalereien schmücken zahlreiche Hausfassaden und erzählen vom Alltag, von Traditionen und der Geschichte Sardiniens. Nach einem kurzen Spaziergang durch die ruhigen Gassen wurden wir zur Degustation eingeladen: typische sardische Spezialitäten, unter anderem Pecorino, luftgetrocknete Salami, Rotwein, süßes Gebäck und ein Glas Malvasia – ein lieblicher Wein, der hier besonders geschätzt wird – boten einen authentischen Einblick in die kulinarische Seele der Insel.
Ziel unserer Zugfahrt war Bosa, eine der wohl schönsten Kleinstädte Sardiniens. Schon beim ersten Anblick auf die pastellfarbenen Häuser wusste man: Dieser Ort hat etwas Besonderes. Bosa liegt idyllisch am Fluss Temo, dem einzigen schiffbaren Fluss Sardiniens, und ist geprägt von einer bewegten Geschichte, geprägt von der Seefahrt, der Gerbertradition und dem malerischen Erbe vergangener Jahrhunderte. Bei einem Spaziergang durch das historische Zentrum mit seinen engen Gassen, alten Steinhäusern und der Burg Malaspina konnte man die Atmosphäre dieser einzigartigen Stadt genießen. Danach blieb noch Zeit für eigene Erkundungen, ein Café am Fluss oder einen kleinen Stadtbummel.
Auf dem Rückweg nach Alghero fuhren wir entlang der atemberaubenden Küstenstraße SP 105 – ein wahres Postkartenmotiv. Zwischen blühendem Ginster, silbrigem Wermut und schroff abfallenden Felsklippen eröffneten sich immer wieder spektakuläre Ausblicke auf das tiefblaue Meer und dem "Schlafenden Riesen".
Am späten Nachmittag sind wir wieder in Alghero angekommen, hier bot sich den Gästen die Möglichkeit, direkt am Hotel auszusteigen und etwas zu entspannen. Der Großteil der Gruppe entschied sich jedoch für einen gemeinsamen Stadtspaziergang mit Angela durch die charmante Altstadt von Alghero. Bei angenehmem Wetter erkundeten wir die verwinkelten Gassen, genossen den Blick auf das Meer und erfuhren Interessantes zur Geschichte und Architektur der Stadt. Den Tag rundete schließlich ein gemeinsames Abendessen im Hotel ab, entspannt und in bester Stimmung.
Orgosolo, Murales und eine Reiseleiterin auf Abwegen
Nach dem Frühstück und einem letzten Blick aufs Meer verließen wir unser Hotel in Richtung Landesinnere – genauer gesagt in die raue Bergwelt rund um Orgosolo, eine der ursprünglichsten Regionen Sardiniens.
Orgosolo ist berühmt für seine Murales – farbenprächtige Wandgemälde, die seit den 1970er Jahren politische und gesellschaftliche Themen eindrucksvoll an die Häuserwände bringen. Sie erzählen von Protest, Identität, Stolz – und manchmal auch vom täglichen Leben der Sarden. Ursprünglich von einem Zeichenlehrer mit seiner Schulklasse initiiert, entwickelten sich die Murales zu einer eindrucksvollen Ausdrucksform unterschiedlichster Themen, etwa zum Aufstand von Pratobello oder zur sozialen Situation im Mezzogiorno.
Ein besonderes Highlight des Tages war der Besuch im kleinen, aber feinen Seidenmuseum. Wir erfuhren, dass bereits im 16. Jahrhundert Mönche die Seidenraupenzucht nach Sardinien brachten – eine aufwändige, filigrane Tradition, die bis heute gepflegt wird.
Maria erklärte uns die Seidenherstellung, die mit der Zucht von Seidenraupen beginnt, die sich von Maulbeerblättern ernähren. Nach etwa einem Monat verpuppen sich die Raupen in einem Kokon aus Seidenfäden – ein einziger Kokon kann bis zu 1.500 Meter feiner Faser enthalten. Um die Seide zu gewinnen, werden die Kokons vorsichtig in heißem Wasser eingeweicht, damit sich der Faden ablösen lässt. Anschließend wird er gesponnen, gefärbt und zu feinem Stoff weiterverarbeitet – eine kunstvolle Arbeit, die viel Sorgfalt und Erfahrung erfordert.
Als Reiseleiterin rechnet man ja mit vielem – aber nicht damit, zur saardischen Braut gestylt zu werden.
Maria nahm mich als Freiwillige, um den typischen Seidenschal als Kopfschmuck einer sardischen Braut zu demonstrieren. Während sie kunstvoll den Schal um meinen Kopf legte, bekam die Gruppe einen lebendigen Einblick in sardische Hochzeitstraditionen – und ich wurde kurzerhand zur Demonstrationsbraut des Tages. Als Krönung posierte ich dann noch tapfer mit einer sardischen Puppe im Bräutigamsgewand.
Nach weiteren kunstvollen Murales führte unser Weg zu einem rustikalen Hirtenessen in der Natur. Auf einem Holzbrett serviert wurde, was die sardische Küche Herzhaftes zu bieten hat: Salami, Pecorino, knuspriges Brot, zartes Lamm und Spanferkel, begleitet von Wein und am Ende einem Grappa. Dann gab es noch ein Ständchen echten sardischen Hirtengesangs. Bei bestem Wetter, gutem Essen und ausgelassener Stimmung wurde am Ende sogar noch zusammen getanzt.
Am späten Nachmittag fuhren wir Richtung Süden und erreichten am frühen Abend unsere Hotelanlage am Strand von Cala Sinzias – mit neuen Eindrücken, vollem Bauch und einem Hauch von Seide im Gedächtnis.
Cagliari – der Herzschlag der Insel
Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Cagliari, in die lebendige Hauptstadt Sardiniens. Bereits während der Fahrt erhielten wir wieder Einblicke von unserer Reiseleiterin Angela – etwa zur Bedeutung der Heiligenverehrung auf der Insel, zur großen Prozession am 1. Mai zu Ehren des Sant’Efisio und zur römischen Geschichte der Stadt.
Erster Halt in Cagliari war die Markthalle von San Benedetto, eine lebendige und bunte Welt voller Düfte, Spezialitäten und sardischem Alltagsleben. Frischer Fisch, regionale Spezialitäten, Obst, Gemüse, Käse, Gewürze – hier präsentierte sich Sardinien von seiner kulinarischen Seite. Danach brachte uns der Bus hinauf zur Oberstadt, wo unser Rundgang durch das historische Zentrum begann.
Cagliari ist eine Stadt mit vielen Gesichtern: mediterran und lebendig, gleichzeitig geprägt von einer langen Geschichte, die sich in ihren Gassen und Gebäuden widerspiegelt. Gemeinsam mit Angela spazierten wir durch die Burganlage mit ihren mächtigen Mauern, vorbei an Kirchen, Aussichtspunkten und dem charakteristischen Stadtbild aus warmen Farbtönen und engen Gassen.
Anschließend blieb noch etwas Zeit zur freien Verfügung – sei es für einen Mittagsimbiss auf der Piazza, einen kurzen Stadtbummel oder letzte Mitbringsel. Danach hieß es: Abschied nehmen. Angela, die uns während der gesamten Reise kenntnisreich, humorvoll und mit großem Engagement begleitet hatte, wurde herzlich verabschiedet.
Die Rückfahrt gestaltete sich etwas zäh: Der Stadtverkehr rund um Cagliari war dicht, und es dauerte, bis wir endlich auf die Schnellstraße kamen. Unterwegs gab es noch einen Blick auf den beliebten Stadtstrand Poetto – samt Flamingos, die man vom Bus aus beobachten konnte.
Nach der Rückkehr in unsere Hotelanlage an der Cala Sinzias konnten wir den letzten Nachmittag ganz nach Lust und Laune gestalten: ein Bad im Meer, ein Strandspaziergang oder einfach entspanntes Zurücklehnen mit Sonne im Gesicht.
Am Abend trafen wir uns wie gewohnt zum gemeinsamen Abendessen in der Hotelanlage. Bei mediterranen Spezialitäten vom Buffet und guten Gesprächen klang der Tag entspannt aus. Danach wurden auch Marco, unser Busfahrer, und ich herzlich von der Gruppe verabschiedet – ein schöner Moment, der mit einem Gläschen Mirto gefeiert wurde. Wir blicken zurück auf eine rundum gelungene Reise, bei der einfach alles passte: die Gruppe, das Wetter, das Reiseziel – und das Miteinander.
Strandhopping an der Cala Sinzias
Der letzte volle Tag unserer Reise begann mit einem Ausflug zu einigen der schönsten Strände rund um Villasimius an der malerischen Südküste Sardiniens. Begleitet wurden wir von Valentina, einer einheimischen Kunsthistorikerin, die uns mit viel Charme und persönlichem Einblick durch den Vormittag führte. Sie studierte einst einen Winter lang in Augsburg – ein Erlebnis, das ihr bis heute lebhaft in Erinnerung geblieben ist. "Minus fünf Grad und Schnee schaufeln – das ist nichts für ein sardisches Mädchen", erzählte sie augenzwinkernd. Während für uns das Bad im türkisblauen Meer selbstverständlich war, erklärte sie lachend, sie würde frühestens im August ins Wasser gehen.
Unsere erste Station war die Cala Pira – ein naturbelassener, traumhaft schöner Strand mit feinem weißen Sand und glasklarem Wasser. Eingebettet in eine unberührte Küstenlandschaft, erinnerte dieser Ort an ein Postkartenmotiv: ruhig, ursprünglich, ein echter Geheimtipp.
Entlang der Panoramastraße ging es weiter zur Spiaggia di Simius, die wir bei einem kurzen Fotostopp bewunderten. Kurz darauf erreichten wir mit dem Strand von Porto Giunco ein echtes Highlight: türkisfarbenes Wasser, heller Sand und eine Kulisse wie in der Karibik. Hier blieb etwas mehr Zeit, um ins Meer zu springen oder einfach den Blick über das Wasser schweifen zu lassen.
Auf dem Rückweg machten wir noch einen Fotostopp mit schönem Blick auf die Küste bevor wir gegen Mittag wieder unser Hotel erreichten. Wer mochte, konnte in der Strandbar noch einen kleinen Imbiss genießen oder die letzten Stunden entspannt am Meer verbringen.
Denn am Nachmittag hieß es für einen Teil der Gruppe bereits Abschied nehmen. Die Gäste des ersten Termins traten heute ihre Heimreise an, während die zweite Hälfte der Gruppe noch einen weiteren Tag auf der Insel verbringt.
Am Abend kam die etwas kleinere Runde noch einmal zum gemeinsamen Abendessen zusammen. Bei gutem Essen und Gesprächen (heute Abend gab es ein reichhaltiges Buffet ausschließlich mit sardischen Spezialitäten) ließen wir die Reise gemütlich ausklingen – mit dem Gefühl, dass hinter uns eine rundum gelungene Reise durch Sardinien liegt.
Abschied von Sardinien
Am heutigen Abreisetag konnten wir den Morgen noch einmal ganz in Ruhe genießen – mit einem späten Frühstück, einem letzten Spaziergang am Meer, einem Bad im Pool oder im Meer oder einfach beim Entspannen und unter der sardischen Sonne. Das Wetter zeigte sich noch einmal von seiner allerbesten Seite und schenkte uns einen würdigen Abschluss dieser Reise.
Am Nachmittag hieß es dann Abschied nehmen. Mit dem Transfer zum Flughafen endete unsere gemeinsame Zeit auf Sardinien – erfüllt mit vielen schönen Erinnerungen an eine Zeit voller Natur, Kultur, Genuss und herzlicher Begegnungen.
Liebe Gäste,
ich möchte mich von Herzen bei euch bedanken. Es war mir eine große Freude, euch auf dieser Reise begleiten zu dürfen. Ihr wart eine wunderbare Gruppe – offen, interessiert, humorvoll und einfach angenehm im Miteinander. Die gemeinsamen Erlebnisse auf Sardinien werden mir in bester Erinnerung bleiben. Ich hoffe, auch für euch war diese Reise eine besondere Auszeit voller Eindrücke, Genuss und schöner Begegnungen.
Gleich zu Beginn hatte ich erzählt, dass Sardinien für mich eine ganz besondere Insel ist. Und ich hoffe sehr, dass ihr in den vergangenen Tagen gespürt habt, was Sardinien so einzigartig macht – mit seiner Landschaft, seiner Kultur und seinem eigenen Tempo.
Ein herzlicher Dank geht auch an das Team von Eberhardt Travel für die reibungslose Organisation im Hintergrund – so konnte alles rundlaufen.
Ich wünsche euch alles Gute – bleibt gesund und neugierig. Und vielleicht sehen wir uns ja irgendwann einmal auf einer weiteren Reise wieder.
Monika