Venedig – den Zauber der Lagunen entdecken
Reisebericht: 09.03. – 13.03.2025
"Venedig war die Stadt meiner Träume. Und alles, was ich sah, übertraf meine Erwartungen." Das sagte einst George Sand und sie sprach uns aus dem Herzen.
Ein Reisebericht von
Heike Jack
Sonntag, 9. März 2025 Anreise, Spaziergang und Abendessen
"Eine sonderbare, knifflige Stadt. Von irgendeinem Punkt zum anderen zu gelangen, ist amüsanter als Kreuzworträtsel lösen." Ernest Hemingway war Stammgast in Harrys Bar und schon am ersten Abend verstanden wir, was er meinte.
Doch von vorn: sehr früh am Morgen treffen sich die ersten Gäste mit Reiseleiterin Heike am Dresdner Flughafen. Gemeinsam geht es nach Frankfurt, wo es einige Stunden Wartezeit zu überbrücken gilt. Doch die Vorfreude überwiegt.
Auch der zweite Flug ist kurz, in Venedig nehmen wir unsere Koffer in Empfang und treffen auf die anderen Gäste aus dem Berliner Flieger, die schon auf uns warten. Gemeinsam geht es nun zum Boot, das uns über die Lagune zu unserem Hotel bringen soll. Da die Abfahrt kurz bevor steht, müssen wir ein ganz schönes Tempo vorlegen, um auf den Laufbändern zum Wasser zu gelangen. Doch dann beginnt die Entschleunigung. Wo hat man schon so eine tolle Anreise, wie in der Serenissima? Während der Fahrt können wir die ersten Fotos machen.
Das Hotel Belle Arti ist ein altehrwürdiges Haus. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen haben, gehen wir auf einen ersten Spaziergang in Richtung Santa Maria della Salute, überqueren einige Brücken und sind dann unweit von unserem Hotel im Restaurant angekommen. Die Taverne San Trovaso empfängt uns freundlich. Unsere Erwartungen werden nicht enttäuscht und wir können die venezianischen Spezialitäten genießen. Unterdessen zitiert Heike einige Berühmtheiten, die dem Zauber der Stadt ebenso verfallen sind. Einige Zitate finden sich in diesem Bericht wieder.
Der nächtliche Rückweg bietet wieder neue Perspektiven. wir ahnen schon, dass diese besondere Architektur einige Geheimnisse birgt und freuen uns auf die nächsten Tage hier.
Montag, 10. März 2025 Stadtrundgang zur Piazza San Marco und dem Palazzo Ducale
"Wer nicht sein Herz stärker klopfen hört, wenn er auf dem Markusplatz steht, der lasse sich begraben, denn er ist tot, unwiederbringlich tot." Das meinte Franz Grillparzer, nachdem er ganz offensichtlich lebendig seinen Herzschlag auf dem Markusplatz hörte. Wird es uns auch so gehen?
Nach dem für italienische Verhältnisse reichhaltigen Frühstück bekommen alle ihre Audio Guides und dann kommt auch schon Alessia, unsere sympathische venezianische Stadtführerin, die uns mit viel Sachkenntnis und Liebe zur Stadt in den nächsten Tagen ihre Heimat zeigen wird.
Wir starten unseren Rundgang über die Accademia-Brücke zum Campo S. Stefano. Überall warten die Gondolieri auf Kundschaft. Eine halbstündige Fahrt kostet 90 Euro für bis zu fünf Personen. Später werden sich einige dieses einmalige Vergnügen noch gönnen. Schmale Gassen, kleine Kanäle – Rio genannt – und viele Brücken sind es, die wir auf dem Weg überqueren. Am berühmten Teatro La Fenice machen wir Halt. Heike hat den Spielplan studiert und empfiehlt einen Opernbesuch am nächsten Tag. Wir kaufen schon einmal die Eintrittskarten.
Und dann eröffnet sich uns plötzlich der Blick über den Markusplatz. Noch ist es im März noch nicht so voll, die Wolken verziehen sich auch und der blaue Himmel hinter der Basilika leuchtet mit den Kuppeln um die Wette. Wir haben schon die Tickets und nach kurzer Sicherheitskontrolle betreten wir die gewaltige Basilika San Marco. Wo sollen wir nur zuerst hinschauen? Auf die Mosaikfußböden oder hinauf in die goldenen Kuppeln? Alessia zeigt uns dieses prägnante Bauwerk, das sie selbst auch sehr gern zu Konzerten besucht.
Das müssen wir erstmal verdauen, deshalb gibt es eine Mittagspause, in der sich die Gruppe in die kleinen Bars und Geschäfte ringsum verstreut. Danach treffen wir uns wieder, um den Dogenpalast – Palazzo Ducale – zu besichtigen. In der „Verwaltung“ gibt es neben in die Wand eingelassenen löwenköpfigen Beschwerdebriefkästen viele Gemälde, Deckenmalereien und goldenen Stuck zu bestaunen. Gleich daneben befindet sich das Gefängnis, in dem auch Casanova gefangen gehalten wurde. Seufzend überqueren wir – wie damals die Gefangenen – die Seufzerbrücke und sind froh, dass uns gleich danach die Freiheit wieder hat.
Alessia verabschiedet sich und ein Großteil der Gruppe geht zur Anlegestelle Arsenale, um von dort mit Vaporetto Linie 1 den ganzen Canal Grande in seiner vollen Schönheit zu genießen. Doch es gibt etwas Hektik am Ticketautomaten, die ersten springen auf das nächste Boot, die anderen hinterher. Nach einigen Minuten wird klar, das Boot fährt nicht in den Canal Grande hinein sondern in den Canale della Giudecca. Na gut, sehen wir diesen also auch noch, denn das Ziel – die Piazzale Roma – ist gleich. Dort steigen wir nun um in Linie 1 und befahren den Canal Grande in umgekehrter Richtung. Was für großartige Palazzi säumen das Ufer! Neben vielen Gebäuden, in denen heute Museen oder Kunstsammlungen untergebracht sind, gibt es auch Hotels oder öffentliche Verwaltungen. Unvorstellbar, dass so viel Schönheit auf Holzpfählen erbaut sein soll.
Das Abendessen nehmen wir heute in einem ehemaligen Bordell ein. Im Eingangsbereich des Casin dei Nobili sind noch die tatsächlich günstigen Stundenpreise zu sehen.
Dienstag, 11. März 2025 Besichtigungen Frari Kirche, Scuola San Rocco und Rialto Brücke
"Du erwachst in dieser Stadt ... beim Läuten unzähliger Glocken, als vibriere hinter den Vorhängen ein gigantisches Porzellanservice auf einen silbernen Tablett unter perlgrauem Himmel." Joseph Brodsky liebte Venedig. Am Zattere, unweit unseres Hotels, sehen wir das Haus des russisch-amerikanischen Literaturnobelpreisträgers.
Unser Rundgang führt uns zunächst zu einer der drei verbliebenen Gondelwerften Venedigs „Lo sqero“. Das traditionelle Handwerk sucht dringend Nachwuchs.
Die Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari ist ein riesiger gotischer Sakralbau. Hier sind Tizian, Canova, Monteverdi u.a. bestattet. Durch Alessias Erklärungen verstehen wir bedeutende Kunstwerke wie die „Madonna di Ca’Pesaro“ von Tizian gleich viel besser. Nach einer kurzen Kaffeepause besuchen wir die Scuola Grande di San Rocco. Der Begriff Scuola lässt eine Schule vermuten, doch es ist vielmehr eine ehemalige Bruderschaft. In dem etwas dunkel wirkenden Gebäude befindet sich ein Renaissance Museum mit bedeutenden Gemälden von Tintoretto sowie vielen fein ausgearbeiteten Holzschnitzarbeiten, die bis heute noch erforscht werden.
Nun führt uns unser Spaziergang weiter zu einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Venedigs. Immer mehr Menschen tummeln sich in den Gassen, weswegen Alessia auch noch einmal vor Taschendieben warnt. Die mit kleinen Geschäften bebaute Rialtobrücke ist zweifellos eine einzigartige Schönheit. Die auf 6.000 Holzpfählen ruhende Brücke war bis 1854 die einzige Brücke, die den Canal Grande überspannte. An ihrem Fuß trennen sich unsere Wege. Am freien Nachmittag ist Zeit für eine Gondelfahrt, einen Besuch im Museo Correr oder eigene Erkundungen. Einige schauen schon einmal, wo sich das Theater Malibran befindet, das wir am Abend besuchen möchten. Leider stellt nun aber auch eine unserer Mitreisenden fest, dass die Warnungen der Reiseleiterinnen nicht nur so dahin gesagt waren. Ein Geldbeutel fehlt aus dem Rucksack –was für ein Schreck!
Am Abend treffen sich nun alle Theaterfans am Teatro Malibran wieder. Im 1678 eingeweihten Opernhaus steht heute „Il Trionfo dell’Onore – der Triumph der Ehre" von Alessandro Scarlatti auf dem Spielplan. Wir sitzen ganz oben im zweiten Rang und lassen uns in die beschwingte, bunte Welt der komischen Oper entführen.
Mittwoch, 12. März 2025 Mit dem Boot auf die Inseln Murano, Torcello und Burano
„Schon das Fahrzeug, die schwarze, leichte, schlanke Gondel, und die lautlos sanfte Art der Bewegung hat etwas Fremdartiges, träumerisch Schönes und gehört als wesentlicher Faktor in die Stadt des Müßiggangs, der Liebe und der Musik." Hermann Hesse
Es ist keine Gondel, die uns an der Anlegestelle erwartet, aber das eigens gecharterte Vaporetto ist genau richtig für unser heutiges Vorhaben. Zuerst bringt es uns auf die für ihr Glas berühmte Insel Murano. In der Glasmanufaktur Fornace Estevan Rossetto können wir die Kunst der Glasbläser live bewundern. Es ist ein sehr anstrengendes Kunsthandwerk und die filigranen Ergebnisse überwältigend. Wir nutzen die Gelegenheit, Souvenirs zu kaufen, bevor uns das Boot nach einem kurzen Spaziergang über die Insel an anderer Stelle wieder abholt.
Nun geht es nach Torcello, einer kleinen, grünen Insel in der Lagune, wo nur sechs Menschen leben. Wir besichtigen die Kathedrale Santa Maria Assunta mit ihren byzantinischen Mosaiken und die Unermüdlichen besteigen den Glockenturm. Hier oben eröffnet sich ein herrlicher Blick über die Lagune, bis nach Venedig und die Insel Burano. Auch einen Schwarm Flamingos können wir entdecken.
Die bunte Stadt Burano ist unser nächstes Ausflugsziel. Die Fischer sollten auch im Nebel gut zu ihrem Haus zurückfinden, deshalb die kunterbunten Anstriche. Heute sind es vor allem wunderschöne Fotomotive, auch im Regen, der nun eingesetzt hat. Aber was sollen wir sagen? Die Wettervorhersage hatte für alle Tage Regen prognostiziert und erst wurde sie wahr. Wir sind sehr dankbar, dass wir so schöne sonnige Tage in Venedig verbringen durften.
Auf der Rückfahrt verabschieden wir uns von unserer Stadtführerin Alessia mit einem herzlichen „Grazie mille“. Ohne sie wäre alles nur halb so schön gewesen.
Das letzte gemeinsame Abendessen nehmen wir am Campo Santa Margherita ein. In der Osteria Do Torri werden wir freundlich empfangen, die Spaghetti Carbonara munden, wie alles andere von der reichhaltigen Speisekarte, hervorragend. Durch die regnerische Nacht geht es zurück zum Hotel.
Donnerstag, 13. März 2025 Abschied und Heimflug
"Ich rate allen, die einen Tag in Venedig auf ihrer Liste haben: Sagen Sie doch einfach, Sie waren dort. Egal, ob es stimmt oder nicht. Das schont Städte wie Venedig." Das, liebe Donna Leon, können wir so nicht unterschreiben. Wir sind sehr froh, hier gewesen zu sein und die Stadt real erlebt zu haben.
Auch wenn es auf dem Heimweg noch einen etwas unangenehmen Vorfall gibt. Während die Berliner Gruppe auf ihr Vaporetto zum Flughafen wartet, mischen sich ein paar junge Leute unter uns. Der Reißverschluß einer Tasche ist plötzlich offen, doch es wird bemerkt. Hier haben wieder Taschendiebe versucht, Beute zu machen. Das trübt den Eindruck, aber es ist glücklicherweise nichts passiert. Als die zweite Gruppe zum Flughafen fährt, sind alle noch einmal gewarnt. Die Rückflüge gehen planmäßig und am Abend sind alle Gäste gut wieder zu Hause angekommen. Im Gepäck viele schöne Bilder und Erinnerungen an diese einzigartige Stadt. Dank des Hochwasserschutzes „MoSe“ wird sie hoffentlich noch lange erhalten werden.
"Es gibt zwei Arten von Städten: alle anderen - und Venedig." Franz Liszt hat es erkannt. Und wir waren dort! Danke an eine sehr freundliche Reisegruppe. Arrivederci, bis zum nächsten Mal!