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Rundreise Japan – Land der aufgehenden Sonne

Reisebericht: 16.04. – 27.04.2025

Japan ist ein sehr faszinierendes und auch widersprüchliches Reiseziel: ein Land zwischen Tradition und Hochtechnologie, zwischen uralter Samurai- und Theaterkultur und modernen Internettrends, mit üb

Dr. Andreas Wolfsteller

Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller


1. Reisetag (Mittwoch, 16. April 2025): Flug nach Japan

Bereits gestern sind die ersten Gäste (und auch ich) nach München angereist und starten daher entspannt zum Flughafen. Weitere Gäste reisen hingegen am Morgen per Zubringerflug an und mussten etwas zeitiger aufstehen. Gegen Mittag treffen wir uns alle am Abfluggate zum Boarding. Wir sind gespannt und neugierig auf unser Reiseziel, aber natürlich auch auf unsere Mitreisenden. Schließlich werden wir in den nächsten zwölf Tagen zusammen so manches Abenteuer erleben. Der A350-900 der Lufthansa ist nach der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt benannt — ein gutes Omen? Er bringt uns jedenfalls sicher und mit nur wenig Turbulenzen über Nacht von München nach Tokio.

2. Reisetag (Donnerstag, 17. April 2025): Ankunft in Tokio – Skytree

Nach einem angenehmen Flug und der pünktlichen Landung in Tokio … stehen wir trotz bereits im Voraus ausgefüllter Formulare erst mal ewig in der Schlange. Unsere Koffer drehen derweil auf dem Band schon die eine oder andere Runde und winken uns sehnsüchtig zu (wir können sie hinter den Schaltern sehen). Endlich haben wir es geschafft und können unseren örtlichen Reiseleiter begrüßen. Er heißt Hartmut, macht gleich einen sympathischen Eindruck und ist erstaunt, dass wir nach etwa zwei Stunden schon durch alle Kontrollen durch sind. Oha. Da wir quasi „viel zu zeitig“ dran sind, macht Hartmut mit uns einen spontanen Abstecher zum Wasser in der Nähe des Kreuzfahrthafens. Die Kopie der Freiheitsstatue macht uns kurz stutzig, ob wir uns nicht verflogen haben, doch blühende Kirschbäume und Getränkeautomaten sagen uns deutlich: Ihr seid in Japan. Die Fahrt zum Tokyo Skytree führt uns mitten durch die Stadt und vorbei am Kaiserpalast, wo Hartmut schon die nächste Überraschung für uns organisiert hat. Ein neuer Botschafter wurde eingeführt und wird nun mit Polizeieskorte in einer historischen Postkutsche zum Bahnhof chauffiert. Mit dem Zug werden wir auf dieser Reise auch noch mehrmals fahren, doch heute fahren wir nur noch mit dem vergoldeten Fahrstuhl hinauf zur Aussichtsplattform und blicken auf das endlose Häusermeer von Tokio hinab. Ein guter Einstieg, der uns die immense Ausdehnung dieser Megastadt mit etwa 38 Millionen Einwohnern verdeutlicht. Am Fuße des Turms findet gerade ein taiwanesisches Food Festival statt, welches wir als Anlass für eine Mittagspause nehmen. Nun geht es in den Stadtteil Ikebukuro etwas nordwestlich des Zentrums zu unserem ersten Hotel. Nach dem Empfang durch das sehr höfliche und zuvorkommende Personal in der beeindruckenden Lobby beziehen wir unsere Zimmer in der 12. Etage und erliegen reihum dem Ruf der warmen Dusche. Auch ein kleines Nickerchen klingt nach der langen Anreise sehr verlockend. Beim Abendessen in einem nahegeliegenen Izakaya haben wir später die Gelegenheit, uns gegenseitig näher zu „beschnuppern“ — was keinesfalls eine Anspielung auf die Tatsache sein soll, dass wir uns barfuß durch das Etablissement bewegen — und auch die japanische Küche kennenzulernen. Dazu gehören wiederum Sashimi, Wasabi, Tempura und frische Krabbe auf Eis. Ein Verdauungsspaziergang durch das hell erleuchtete Vergnügungsviertel von Ikebukuro rundet unseren ersten Abend in Japan ab.

3. Reisetag (Freitag, 18. April 2025): Erkundungen in Tokio mit Meiji–Schrein, Ginza und Asakusa

So langsam kommen wir nach der ersten Nacht in unserem Hotel auch körperlich in Japan an und gewöhnen uns an die Zeitumstellung. Mit dem japanischen Frühstück steht allerdings bereits die nächste Umgewöhnung bevor. Die Auswahl sowohl an heimischen als auch eher westlichen Speisen ist beeindruckend. Wo anfangen? Hinsichtlich unserer Stadtrundfahrt in Tokio ist zumindest diese Frage eindeutig geklärt: Wir fahren zuerst zum Meiji-Schrein und erkunden mit Hartmut diese weitläufige grüne Oase im Herzen der Stadt. Leider sind die vielen aufgestapelten Sake-Fässer am Eingang alle leer. Dafür sehen wir bei einer traditionellen Taufe nach shintoistischen Ritualen zu – wir haben wirklich Glück und sind anscheinend immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort! Zur Mittagszeit verschlägt es uns in das noble Einkaufsviertel Ginza, wo wir im Kaufhauskomplex „Ginza Six“ Katzen-Kunst und den schönen Dachgarten bewundern. Ferner steht am Nachmittag ein Abstecher nach Asakusa auf dem Programm. Wir parken unweit der Asahi-Brauerei und laufen über den Fluss zum berühmten Donnertor. Die Ladenstraße Nakamise-dori zum Tempel ist von vielen kleinen Shops für Souvenirs und Leckereien gesäumt und sehr gut besucht, weshalb wir uns besser individuell zum Treffpunkt am Kannon-Tempel durchschlagen. Nach der Rückfahrt zu unserem Hotel in Ikebukuro können wir uns etwas ausruhen und stärken, denn der Tag ist noch nicht vorbei! Am Abend quetschen wir uns zu den Einheimischen in die Ringbahn und fahren nach Shibuya zur wohl berühmtesten Kreuzung der Welt, die vom treuen Hund Hachiko bewacht wird. Das Überqueren der Kreuzung ist ein surreales Erlebnis: ein Zusammenfluss von Menschen zu einem großen Meer aus Köpfen und Körpern (und Handys), das ebenso schnell wieder auseinanderfließt. Während sich Hartmut bei Ikea einen Hot Dog gönnt, kehre ich mit drei Damen in einem Ramen-Restaurant ein. Wir bestellen und bezahlen stilecht am Automaten, wie es sich für Japan gehört. Ein Vorgeschmack auch auf die Restaurantkultur der Zukunft in Deutschland? Während mehr und mehr Einheimische nach Shibuya strömen, um am Freitagabend den Beginn des Wochenendes zu feiern, fahren wir schließlich nach einem langen Tag mit dem Zug nach Ikebukuro zurück.

4. Reisetag (Samstag, 19. April 2025): Tagesausflug nach Nikko – Tosho–gu–Schrein – Kegon–Wasserfälle

Zum ersten Mal auf der Reise verlassen wir den Ballungsraum Tokio und fahren Richtung Nikko, um den Tosho-gu-Schrein zu besichtigen, das Mausoleum des ersten Tokugawa-Shoguns (uns bekannt aus der alten und neuen Shogun-Serie). Die Busfahrt gewährt uns bereits Einblicke in eine ganz andere Seite Japans, denn die Häuserschluchten der Großstadt werden ersetzt durch Dörfer und Reisfelder. Aufgrund mehrerer Staus verlängert sich die Fahrzeit um zwei Stunden, sodass wir leider erst gegen 13 Uhr in Nikko ankommen. Da der Magen knurrt, kehren wir auf Hartmuts Empfehlung in einem Ramen-Restaurant ein, wo das Essen schmeckt und wir auch schnell bedient werden. Der Tosho-gu-Schrein liegt dann nur noch wenige Minuten entfernt inmitten eines Zedernwalds. Steinlaternen weisen uns den Weg zu den prächtigen, mit viel Gold und vielen Schnitzereien verzierten Gebäuden. Zur eigentlichen Begräbnisstätte von Tokugawa Ieyasu führen viele, viele Stufen hinauf. Dafür ist es hier oben im Wald sehr friedlich und man hat einen guten Blick auf den Schrein aus der Vogelperspektive. Im Schrein findet auch gerade eine traditionelle Shinto-Hochzeit statt, was natürlich auch sehr interessant zu beobachten ist. Und in einem anderen Gebäude können wir außerdem die Stimme eines Drachen hören! Anschließend fährt uns unser überaus freundlicher Busfahrer Ouashi-san viele, viele Serpentinen hinauf zum Chuzenji-See und zu den fast 100 Meter hohen Kegon-Wasserfällen. Eine hübsche Gegend, die im Sommer ein wahrer Publikumsmagnet ist. Derzeit ist es noch vergleichsweise ruhig und wir genießen die Natur. Die Rückfahrt nach Tokio verläuft ohne Zwischenfälle, wenngleich wir natürlich erst spät wieder zurück im Hotel sind, das wir auch morgen schon verlassen müssen. Der Fuji ruft!

5. Reisetag (Sonntag, 20. April 2025): Tempel und Buddha in Kamakura – Fahrt zum Fuji–Nationalpark – Bootsfahrt auf dem Ashi–See

Wir verlassen nun endgültig die derzeitige Hauptstadt Japans und werden am Hasedera-Tempel in Kamakura mit Trommelwirbel begrüßt. Die Gruppe tritt als Teil eines Marktes auf, der gerade auf dem Tempelgelände und auch außen herum stattfindet. Wir können hier Sake und lokale Köstlichkeiten probieren, nachdem wir pflichtschuldig gemäß Hartmuts Anweisung um die Gebetsmühle gelaufen sind, um unsere Weisheit zu erweitern. Oder wir genießen einfach die Aussicht auf das Meer und beobachten die Windsurfer. Weisheit und Erleuchtung verspricht auch die große Buddha-Statue von Kamakura, die wir nach einem kurzen Spaziergang erreichen. Statt über Erleuchtung würden wir uns heute aber auch einfach nur über besseres Wetter freuen. Zwar bleibt es vorerst trocken, doch ziehen Wolkenfelder über das Land und verhüllen auch den Fuji, den wir bei unserer Weiterfahrt immerhin noch am Horizont ausmachen können. Für schöne Fotos reicht das Wetter aber nicht. Auch während der Bootsfahrt über den Ashi-See haben wir bzgl. des Fujis kein Glück. Die Bootsfahrt haben wir auf den heutigen Tag vorgezogen, damit wir morgen mehr Zeit für den Fuji haben — die Wetterprognose ist gut. Das Schiff ist ein Kuriosum und sorgt in seiner Gestaltung für Erheiterung. An der Endstation dürfen wir mit offizieller Erlaubnis vom Chef den Souvenirladen stürmen, bevor uns Ouashi-san zu unserem nahe gelegenen Ryokan bringt. Wir freuen uns alle über unseren eigenen Onsen auf dem Balkon und testen das heiße Thermalwasser auch gleich an. Zum traditionellen Abendessen erscheinen wir alle im Yukata, einer leichten Kimono-Variante. Jeder Tisch darf mit allerlei verschiedenen Zutaten wortwörtlich sein eigenes Süppchen kochen, während die vielen Vorspeisen (darunter eingelegtes Gemüse und Sashimi) nach und nach im Mund verschwinden. Egal ob vegetarisch oder klassisch mit Fleisch – die Nudelsuppe, die wir uns im Laufe des Abends zusammenrühren, entpuppt sich als ausgesprochen schmackhaft! Hartmut will unseren Aufenthalt gleich um eine Woche verlängern, was wir gut nachvollziehen können.

6. Reisetag (Montag, 21. April 2025): Schwefelquellen im Owakudani–Tal – Fuji–san – Weiterfahrt nach Takayama

Auch zum Frühstück in unserem tollen Ryokan erscheinen wir teilweise noch im Yukata. Die Auswahl ist wieder groß und unser Gemüse dünstet auf der Flamme vor sich hin. Das traditionell halbrohe Ei verstecken wir zur Erheiterung des Personals im Bambuskorb und lassen es lieber durchkochen. Der weitere Tag steht weitestgehend im Zeichen des Fuji, den wir aus verschiedenen Perspektiven kennenlernen und fotografieren wollen. Daher kehren wir zur Gondelstation zurück und fahren mit der Seilbahn zum Owakudani-Tal. Schwefelgeruch empfängt uns hier und es steigt überall Dampf aus der Erde auf. Der Fuji-san scheut sich leider vorerst noch und verhüllt sich hinter einer Wolkenschicht, obwohl ansonsten viel Sonnenschein herrscht. Hartmut versprüht dennoch Optimismus: Wir werden ihn heute schon noch sehen! Also geht es mit der Seilbahn weiter zur Endstation, wo uns Ouashi-san mit dem Bus erwartet. Hartmut soll recht behalten. Die Wolken lösen sich nach und nach auf und geben den Blick auf den schneebedeckten Gipfel frei. Bei einem spontanen Stopp an einem Konbini machen wir ein paar Fotos, doch die schönsten Motive ergeben sich später im Oishi-Park am Kawaguchi-See. Ein buntes Blumenmeer, der blaue See und dahinter der schneebedeckt Fuji — einfach perfekt! Dazu gibt es Softeis und leckere Erdbeeren, nur leider nicht genug Zeit für alles! Am Nachmittag setzen wir unsere Reise durch die Bergwelt der Japanischen Alpen fort, unterbrochen von einer Mittags- und späten Kaffeepause an Raststätten. In den Bergen wird es merklich kühler und es liegt hier und da noch Schnee am Straßenrand. Unser Hotel in Takayama sieht sehr schick aus und es gibt eine Lounge und einen Spa-Bereich in der obersten Etage. Ein Teil der Gruppe zieht am Abend noch mit Hartmut los und begibt sich auf die Suche nach einem kleinen Abendessen.

7. Reisetag (Dienstag, 22. April 2025): Spaziergang durch Takayama – Museumsdorf Shirakawago – Jinya–Museum

In mehrfacher Hinsicht wollen wir heute in die Vergangenheit Japans reisen, vor allem in die Edo-Zeit. Wir beginnen jedoch mit einem kleinen Spaziergang zum Morgenmarkt am Fluss. Unterwegs gibt es bereits viel zu entdecken: versteckte kleine Schreine, hübsche alte Häuser aus Holz, ein niedliches kleines Auto, Dekoration in den Schaufenstern. In Takayama ist die Kirschblüte noch in vollem Gange. Vor allem am Fluss sehen wir viele prächtige Bäume. Auf dem Morgenmarkt wird Obst und Gemüse feilgeboten, aber auch Andenken aus Holz und allerlei süße Sachen. Und überall hängen die kleinen roten Puppen, die Affenbabys darstellen sollen. Ouashi-san hat derweil umgeparkt und erwartet uns auf dem großen Busparkplatz. Von dort aus fahren wir durch die Berge ins Museumsdorf Shirakawago. Auch hier stoßen wir auf viele blühende Kirschbäume, die vor den schilfgedeckten Bauernhäusern und schneebedeckten Gipfeln der Japanischen Alpen tolle Fotomotive abgeben. Nach einem weiteren kleinen Spaziergang mit Hartmut besichtigen wir ein traditionelles Bauernhaus mit Ahnenschrein, Feuerstelle und riesigem Dachboden. Nach unserer Rückkehr nach Takayama müssen wir uns am Hotel nun leider von Ouashi-san verabschieden. Ein „Sayonara“ ist für diesen tollen und herzlichen Fahrer mehr als angebracht, der die Messlatte sehr hoch gesetzt hat. Er muss nun weiter nach Osaka fahren und dort die nächste Gruppe in Empfang nehmen. Aufgrund der Expo haben Reiseleiter und Busfahrer gerade generell richtig viel zu tun. Das Jinya-Museum schließt am Nachmittag den Kreis zu unserem Tagesausflug nach Nikko am vierten Tag. Es war ein regionales Verwaltungsgebäude des Tokugawa-Shogunats und lässt die Zeit der Samurai-Herrschaft u. a. mit Großraumbüros, Küche mit Reistöpfen, kleiner Teestube und einer Sänfte für die edlen Herren vor unseren Augen auferstehen. Ein Bummel durch das umgebende Viertel von Takayama mit vielen Gebäuden aus ebenjener Epoche, also der Edo-Zeit, rundet diesen tollen Programmpunkt ab. Hartmut hat heute die Spendierhosen an und lädt uns spontan zu einer Sake-Verkostung ein. Nur ein paar Häuser weiter können wir von einer wirklich köstlichen Miso-Brühe probieren. Das weckt die Vorfreude auf unser Abendessen mit regional typischem Hida-Rindfleisch in einem Grillrestaurant. Auch hier dürfen/müssen wir selbst Hand anlegen, denn das Grillgut kommt roh auf den Tisch – und zwar in riesigen Mengen. Fast genug für ein Dorffest.

8. Reisetag (Mittwoch, 23. April 2025): Fahrt mit dem Shinkansen – Zwischenstopp an der Burg von Himeji – Weiterfahrt nach Hiroshima

Wir verabschieden uns von unseren Koffern, die immer noch in der Lobby stehen, immerhin bereits fein säuberlich vermessen und etikettiert. Im leichten Regen laufen wir nur mit Handgepäck die kurze Strecke zum Bahnhof und besteigen den Regionalzug nach Nagoya. Diese Zugfahrt erweist sich trotz Regen als landschaftlich reizvoll, denn die Strecke führt durch viele grüne Täler und kleine Dörfer. Im berühmten Shinkansen des Typs N700S herrscht dagegen eher nüchterne Flugzeugatmosphäre: eine Dreierreihe auf der einen Seite, eine Zweierreihe auf der anderen und nur kleine Fenster. Bei fast 300 Kilometern pro Stunde rauscht die Welt im Eiltempo vorbei. Ich will mich angesichts der starken Beschleunigung reflexartig anschnallen und warte nur auf den Augenblick des Abhebens. Der bleibt zum Glück aber aus. In Himeji machen wir einen Zwischenstopp, verstauen unser Handgepäck im Schließfach und marschieren im Nieselregen zur ikonischen Burg des weißen Reihers. Im leichten Regen wirkt sie wie eine geheimnisvolle und uneinnehmbare Festung aus einem Fantasy-Roman. Oder wie Hartmut es ausdrückt: „Bei schönem Wetter kann ja jeder gute Fotos machen.“ Die Herausforderung steht also. Wer mit mir das Innere der Burg besichtigen will, steht gleich vor der nächsten Herausforderung: vielen Treppen mit steilen Stufen. Die beiden Tüten mit Schirm bzw. Schuhen sind auch nicht gerade hilfreich. Aber es lohnt sich, denn so eine alte Samurai-Burg aus Holz hat ihren ganz eigenen Charme und ist mit einer europäischen Ritterburg nicht zu vergleichen. Von Himeji nach Hiroshima braucht der Shinkansen dann ziemlich genau eine Stunde. Und natürlich ist er pünktlich, wir sind ja schließlich in Japan. Unser Hotel in Hiroshima erreichen wir per Taxi und können uns noch ein bisschen ausruhen, bevor wir für unseren Pizza-Abend zum Bahnhof zurückfahren. Wobei eine japanische Okonomiyaki nicht mit unserer Vorstellung von Pizza zu vergleichen ist. Sie wird vor unseren Augen aus Kraut, Teig, Nudeln und Ei sowie einigen Geheimzutaten frisch zubereitet und erweist sich als sehr lecker. Zur Abwechslung fahren wir mit der Straßenbahn zurück in Richtung unserer Unterkunft und machen noch einen kurzen nächtlichen Spaziergang durch den Friedenspark am Fluss. Beim Anblick des beleuchteten Atombomben-Doms wird mir jedoch schlagartig ganz anders. Bis jetzt hatte ich dieses dunkle Kapitel der Menschheitsgeschichte noch ganz gut verdrängen können, doch plötzlich tauchen die Bilder aus Filmen und Dokumentationen vor meinem geistigen Auge wieder auf. (Ein ähnlich starkes Schwindelgefühl hatte ich verspürt, als ich im Smithsonian Museum in Washington vor einer Interkontinentalrakete mit 8–10 atomaren Sprengköpfen mit jeweils einem Vielfachen der Sprengkraft der Hiroshima-Bombe stand.) Ein schnelles Schokoladeneis auf die Faust vertreibt zum Glück die trübseligen Gedanken vorerst wieder – morgen werden wir uns diesem Thema noch ausführlicher widmen.

9. Reisetag (Donnerstag, 24. April 2025): Erkundung der Insel Miyajima – Friedenspark in Hiroshima – Weiterfahrt nach Kyoto

Unser Hotel in Hiroshima ist ja insgesamt sehr schön, doch das tollste Feature, wie es neudeutsch heißt, ist die Aussicht beim Frühstück im Panorama-Restaurant in der 25. Etage. Wir suchen uns extra Plätze am Fenster und können uns gar nicht wieder lösen. Den Anleger der Fähre zur Insel Miyajima haben wir gestern Abend bereits passiert. Nach etwa 10 Minuten Fußmarsch sind wir wieder dort und setzen mit dem Boot zur vorgelagerten Insel über. Das herrliche Wetter mag seinen Teil dazu beitragen, dass wir bei Weitem nicht die einzigen Besucher sind, die sich heute einen der berühmtesten Schreine ganz Japans anschauen möchten. Das berühmte rote Tor im Wasser kennt wahrscheinlich die halbe Welt aus dem Fernsehen und aus Reiseführern. Dem entsprechend gibt es sogar eine kleine Selfie-Warteschlange. Die frei lebenden Hirsche gehen ganz ohne Eintrittskarte ein und aus, begleiten uns teilweise wie ein Hund auf Gassi-Runde. Auch hier werden wir wieder Zeuge einer traditionellen Hochzeit. Das hat Hartmut wieder gut organisiert. Nur den Sonnenschein kann er nicht für sich reklamieren – das geht auf die Kappe unserer lieben Wetterengel (Stichwort: „Wenn Engel reisen.“). Die Freizeit bis zur Mittagspause nutzen einige Gäste, um frische Austern zu probieren. Für alle ganz hilfreich ist aber etwas Nervennahrung, die wir am frühen Nachmittag für den Besuch des Friedensmuseums und Friedensparks in Hiroshima dringend benötigen. Das Thema und die Exponate sorgen nicht nur bei mir für eine emotionale Achterbahnfahrt zwischen Trauer und Wut, Mitgefühl und Angst, einem Gefühl der Ohnmacht und der Hoffnung auf eine friedliche Zukunft und ein Ausbleiben einer Wiederholung des atomaren Infernos. Der Ort der Explosion war ganz in der Nähe unseres Hotels – und heute ist Hiroshima (wieder) eine moderne, lebhafte Stadt. Ein Umstand, den mein Gehirn schwer verarbeiten kann und der gleichzeitig Zeugnis ist für den Überlebenswillen der Menschheit. Mit diesen Gedanken verabschieden wir uns aus Hiroshima und kehren erst zum Hotel und dann mit Taxis und unserem Handgepäck zum Bahnhof zurück. Noch ein letztes Mal fahren wir mit dem Shinkansen. Mit Einbruch der Dämmerung erreichen wir unsere letzte Station Kyoto. Während ich das gesammelte Handgepäck bewache, entführt Hartmut unsere Gäste zu einer Tour durch den Bahnhof, der ein architektonisches Meisterwerk darstellt. Unter dem geschwungenen Hallendach verläuft eine Besucherröhre, die eine tolle Aussicht über die Stadt gewährt. Unser modernes Hotel mit eigenem kleinen Zen-Garten liegt mitten im Zentrum. Wir freuen uns sehr, als wir unsere Koffer neben der Rezeption erblicken, stürzen erst mal auf unsere Zimmer und später hinaus in die Nacht.

10. Reisetag (Freitag, 25. April 2025): Erkundung der Kaiserstadt Kyoto – Goldener Pavillon – Teezeremonie – Lichtershow am Kodai–ji–Tempel

Am heutigen Tag wollen wir fast alle Ecken der rechteckig angelegten Stadt Kyoto erkunden. Wir beginnen auf dem Stadtplan oben links mit einem Besuch des Ryoan-ji-Tempels, der für seinen Zen-Garten bekannt ist. Wir versuchen, uns in einen Zustand der inneren Ruhe zu meditieren, was aber angesichts der anderen Besucher nicht ganz einfach ist. Der Tempelgarten entpuppt sich jedoch als grüne Oase des Friedens und bietet tolle Fotomotive. Ein Abstecher zum Goldenen Pavillon (Kinkaku-ji) ist natürlich ein MUSS bei jeder Stadtrundfahrt durch Kyoto. Das gilt natürlich auch für alle anderen Reisegruppen, zu denen sich noch viele Schulklassen gesellen. Kurzum: Es ist richtig, richtig voll. Ein von Hartmut empfohlenes Softeis soll als Ansporn und Belohnung dienen und erweist sich tatsächlich als sehr lecker. Trotz oder gerade wegen der Goldstaub-Dekoration. Und voll ist es hier – zum Glück – auch nicht mehr. Ruhe und Frieden finden wir aber doch noch, und zwar bei unserem Besuch des Heian-Schreins, eines verkleinerten Nachbaus des Kaiserpalastes. Es ist schon fast eine spirituelle Erfahrung, als sich plötzlich ein Reiher erhebt und majestätisch über den See gleitet. Zurück am Hotel bietet Hartmut ein gemeinsames Sushi-Essen an, das großen Anklang findet. Bis zur Teezeremonie am späten Nachmittag erkunden wir das Zentrum von Kyoto auf eigene Faust, kaufen Souvenirs oder gehen einfach ein bisschen am Fluss spazieren. Auf die Teezeremonie waren wir sehr gespannt und sind dann auch sehr angetan, vor allem von unserer sehr sympathischen Meisterin, die einerseits den Matcha-Tee ganz schnell und ganz locker aus dem Handgelenk aufschäumt und sich andererseits viel Zeit für unsere Fragen nimmt. Sie ist außerdem in der Kunst des Blumensteckens (Ikebana) versiert und zeigt uns eines ihrer kleinen Kunstwerke in der traditionellen Ziernische. Während es nun langsam dunkel wird, entführt uns Hartmut auf einen Spaziergang durch das Geisha-Viertel zum illuminierten Kodai-ji-Tempel. Neben der Lichtershow beeindruckt uns besonders der beleuchtete Bambuswald. Nach einem weiteren Tag mit vielen tollen Eindrücken laufen wir schließlich zu unserem schönen Hotel zurück.

11. Reisetag (Samstag, 26. April 2025): Tagesausflug nach Nara – Abschiedsabendessen

Mit Nara steht heute eine weitere ehemalige Hauptstadt auf dem Programm. Die eine Stunde Fahrt vertreiben wir uns mit einem Haiku-Wettbewerb mit tollen Beiträgen. Hauptattraktion in Nara ist weder der größte sitzende Bronze-Buddha der Welt in einem der größten Holzgebäude der Welt, auch nicht der Kasuga-Taisha-Schrein mit seinen vielen Laternen — nein, es sind die höflichen Sikahirsche, die sich freundlich vor den Besuchern verbeugen und um Kekse bitten. Sie können allerdings auch ganz schön hartnäckig sein, wenn sie einmal angefüttert werden. Hartmut warnt uns deshalb vor Beginn unseres ausgedehnten Spaziergangs durch den Nara-Park vor Bissen in den Hintern und anderem möglichen Schabernack. Natürlich besuchen wir auch den Bronze-Buddha und seine beiden Begleiter, steigen die Treppen hinauf zum Nigatsudo-Tempel (wo wir eine kleine Teepause einlegen), laufen dann durch die Sonne gemütlich weiter zum erwähnten Kasuga-Taisha-Schrein (ziehen uns je nach Laune unterwegs ein Eis aus dem Automaten) und werden schließlich am dortigen Busparkplatz von unserem Fahrer wieder aufgesammelt. Am frühen Nachmittag sind wir zurück in Kyoto und haben noch mal einige Stunden Freizeit. Inzwischen kennen wir uns einigermaßen gut in der alten Kaiserstadt aus und wissen, wo die besten Geschäfte für letzte Souvenirs zu finden sind. Unser gemeinsames Abschiedsabendessen findet einmal mehr in einem traditionellen Grillrestaurant statt. Diesmal dürfen wir 90 Minuten lang alles von der Karte bestellen, was unser Herz begehrt — na dann legen wir mal los! Es gibt ganz viele tolle Gerichte zum Probieren. (Nur leider kommt bis zum Ende trotz Mehrfachbestellung nicht alles bei uns an. Meinem Eis trauere ich immer noch hinterher … Satt werden wir aber trotzdem alle – nicht zuletzt dank freundlicher Würstchen-Spenden vom Nachbartisch!) Den letzten gemeinsamen Abend nutzen wir auch, um uns bei unserem Reiseleiter Hartmut zu bedanken, der uns mit seinem Wissen, seinen Anekdoten und seiner gelassenen Art sehr beeindruckt hat. Gern würden wir mit ihm weitere Ecken dieses geheimnisvollen Landes erkunden!

12. Reisetag (Sonntag, 27. April 2025): Fahrt nach Osaka – Rückflug nach Deutschland

Wie im Flug ist unsere schöne Reise durch Japan vergangen. Hoffentlich gehen die 13,5 Stunden im Flugzeug heute ebenfalls schnell vorbei. Die Abholung und der Transfer nach Osaka klappen jedenfalls wunderbar und die Sonne lacht zum Abschied von Japan einmal mehr vom Himmel. Trotzdem werden die Augen feucht, denn wir müssen uns nun nach Abgabe der Koffer von unserem Hartmut verabschieden. Gern hätten wir noch mehr Zeit mit ihm in Japan verbracht und seinen Geschichten gelauscht. Kurzzeitig sieht es so aus, als müssten wir wirklich länger bleiben, denn aufgrund eines technischen Defekts rollt unser Airbus zum Gate zurück. Nach einer Stunde gibt es aber Entwarnung und wir fliegen tatsächlich los … und kommen auch alle heil und mit unseren Koffern in München an. Gut, dass die Anschlussflüge mit ausreichend Zeitpuffer geplant waren! Nun trennen sich unsere Wege. Für die meisten ist in München Endstation, sechs Gäste fliegen später am Abend nach Berlin bzw. Dresden weiter.


Liebe Gäste meiner Japan-Reisegruppe im April 2025,

ich danke euch allen für die vielen netten Gespräche und tollen gemeinsamen Erlebnisse auf dieser Reise – alle im Yukata beim Abendessen/Suppekochen im Ryokan nach einem Entspannungsbad im Onsen, das hat schon was! Hartmut habe ich ja oben schon ausführlich gelobt und auch unsere Busfahrer waren toll und zuvorkommend. Das ausgedruckte Foto von Ouashi-san bekommt einen Ehrenplatz. Ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn ich euch alle bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-Reise begrüßen darf.

Herzlichst,

Euer Andreas Wolfsteller


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