Reisebericht: Ausführliche Rundreise im Königreich Jordanien

13.11. – 22.11.2022, 10 Tage Amman – Jerash – Ajlun – Moses–Berg Nebo – Madaba – Kerak – Felsenstadt Petra – Jeep–Safari im Wadi Rum – Aqaba am Roten Meer – Totes Meer


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Wüstenlandschaft und zerklüftete Gebirgsketten, die tiefst gelegene Region am Toten Meer, die grandiose Nabatäerstadt Petra, biblische Stätten, römische Ausgrabungen, prächtige Moscheen und modernes Leben in der Hauptstadt Amman sind nur einige der Ingredienzien, die Jordanien zu einem faszinierenden und lohnenden Reiseland machen. Wer im November in dem Land unterwegs ist, kann noch baden und die Sonne genießen, während die Lieben daheim Whatsapp-Nachrichten mit Bildern vom ersten Schnee schicken.
Ein Reisebericht von
Irmela Körner
Irmela Körner

„Ausdauer wird früher oder später belohnt – meistens aber später.“ (Wilhelm Busch)

Getreu nach dem Motto, dass der frühe Vogel den Wurm fängt und die Morgenstunde das Gold im Munde hat, starten wir mitten in der Nacht die Reise nach Jordanien mit den üblichen kleinteiligen Regularien am Berliner Flughafen BER. Über Wien geht der Flug nach Amman, die Hauptstadt Jordaniens. In diesem Land mit der Jahrtausende alten Geschichte ist man unserer Zeit um zwei Stunden voraus. Da haben wir etwas aufzuholen, doch es zeigt sich an diesem Tag, dass man im Flugzeug riesige Entfernungen in wenigen Stunden zurück legen kann, doch es wirkt, als sei die Seele noch nicht hinterher gekommen. Die Müdigkeit steckt in den Knochen, die Glieder sind bleischwer und es dauert, ehe man sich auch innerlich darauf eingestimmt hat, nun in einer ganz anderen Welt, einer anderen Kultur, Religion und Geschichte angekommen zu sein.

Erste Eindrücke von der weißen Stadt Amman und der Wüste

Der Ruf des Muezzins übertönt in den frühen Morgenstunden den Verkehrslärm und reißt uns aus den letzten Träumen. Im Schrittempo quälen wir uns später durch die Stadt. Die Autos schieben sich mit Milimeterabstand zur nächsten Stoßstange vorwärts. Hier wird viel gehupt und gedrängelt. Das moderne Amman ist lärmig und chaotisch. Es gilt als weiße Stadt, denn man verwendet hier, zumindest für die Außenfassade, den grauweißen Stein, der in der Umgebung Ammans abgebaut wird. Wie Rom wurde auch Amman einmal auf sieben Hügeln erbaut. Inzwischen haben sich die Stadtviertel mindestens über zehn weitere Hügeln hinauf breit gemacht. Häuser in unterschiedlichsten Bauweisen drängen sich dicht aneinander, viele nur halbfertig, provisorisch zusammen gezimmert. Enge Gassen, einfache Verschläge wechseln sich ab mit hochmodernen Ladengeschäften, alles hell erleuchtet und üppig dekoriert. In der Periferie ragen die Hochhäuser in den Himmel. Knapp zwei Millionen Menschen leben in Jordaniens Hauptstadt, bewacht vom König, dessen Palast auf einem grünen Hügel hinter den Baumwipfeln zu erkennen ist. Doch Amman ist auch eine der ältesten Siedlungen der Menschheit, Funde aus dem Neolithikum belegen Sielungen in der Region. Ammoniter, Babylonier, Perser, Nabatäer und Römer haben ihre Spuren hinterlassen. Von den Ruinen der Zitadelle auf dem Hügel Qala lässt sich das alte Amman gut in den Blick nehmen. Die Römer haben die Festungsanlage gebaut und die gute Sicht auf das umliegende Land zur Verteidigung genutzt. Reste eines Herkulestempels und die Reste einer Byzantinischen Kirche geben einen Eindruck von der Geschichte, in der Herrscher und Glaubensrichtungen wechselten. Im Archäologischen Museum sind noch einige alte Tonarbeiten und Skulptuen aus dem 9. vorchristlichen Jahrhundert zu bestaunen. Moderne Formen aus uralter Zeit.
Wir verlassen Amman und erreichen die Oasenstadt Qasr al Azag, wo wir im Haus einer Drusenfamilie zum Mittagessen empfangen werden. Die Drusen, so erläutert uns Reiseführer Mahmoud, sind eine Religionsgemeinschaft, die im 11. Jahrhundert in Ägypten entstand und die heutzutage vorwiegend in Syrien und im Libanon beheimatet sind. Wir werden mit Taboulesalat, frischer Joghurt als Vorspeise und dem Gericht Magluba- das heißt so viel wie umgedreht oder auf den Kopf gestellt- freundlich bewirtet. Ob wir das wohl zu Hause ebenso schmackhaft werden nachkochen können? Die Gastgeberin freut sich über unser Lob und Interesse.
Drei Wüstenschlöser, die die Aufgabe der Verteidigung mit den Funktionen eines Lustschlosses verbanden, versetzen uns am Nachmittag in Staunen. Schwarzer Basaltsein läßt die Anlage Azraq düster und nicht gerade wohnlich erscheinen. Ein massives Steinportal hat feindliche Angriffe abgewehrt. Dafür hat ein Erdbeben im Jahr 1927 große Schäden angerichtet. Der letzte Bewohner in diesem steinernen Schloss war T.E. Lawrence, berühmt und bekannt als Lawrence von Arabien, der hier einige Winter verbrachte.
Quasir Amra ist sicherlich das eindrucksvollste der Wüstenschlösser. Schon von der Straße aus sieht man die im Licht leuchtenden Tonnengewölbe aus goldgelbem Stein. Vermutlich haben vorbeiziehende Händler hier einst ihre Karawanserei geschaffen, um sich und den Kamelen eine Ruhepause zu gönnen, ehe sie weiter zogen gen Osten. Erst in den 70er Jahren des vorherigen Jahrhunderts wurden das Schlösschen, das auch mit Fresken geschmückt ist, von einem österreichischen Archäologen aus dem Dornröschenschlaf erweckt.Heute gehört es aus gutem Grund zum UNESCO Weltkulturerbe. Auch Quasr el Kharanah ist gut erhalten. Von der Ferne wirkt es in seiner quadratischen Form eher abweisend, im Innenhof gab es ein gut ausgeklügeltes Abwassersystem, von den oberen Geschossen schweift der Blick weit über das Land, überall Steine, überall Sand, seit Jahrtausenden.


Römische Ausgrabungen und Kreuzritterburgen

Wieder quält sich unser Bus geschickt duch den dichten Verkehr, Ajlun und Jerash sind die Highlights an diesem Tag. Die Landschaft ist hügelig, man könnte sich mit Blick auf die ausgedehnten Olivenhaine und den rostbraunen Boden auch in die Toskana versetzt vorkommen. Steineichen säumen die Straßen. Händler verkaufen kistenweise die frisch geernteten Oliven, Männer mit handlichen Ölmühlen und Pressen stehen bereit, um die Früchte gleich zu verarbeiten. Ajlun ist schon aus der Ferne zu erkennen. Die Burg erhebt sich auf einem steilen Hügel und schon von Weitem wird klar, dass hier das Land vor Feinden, den Keuzrittern, geschützt wurde. Im 13. Jahrhundert wurde auch Erz gewonnen. Damit war Ajun auch eine wichtige Handelsstation.
Ganz anders dagegen Jerash, das römische Gerasa, das das Forum Romanum in Rom leicht in den Schatten stellen kann. Der römische Feldherr Pompejus hatte es sich 63 vor Christus unter den Nagel gerissen. Für einen Besuch von Kaiser Hadrian im Jahr 129 nach Christus putze man Gerasa nochmals kräftig heraus und es entstand als Stadttor der sogenannte Hadriansbogen. Säulenreste mit geschmückten Kapitellen geben noch einen Einruck von den Tempeln, die in dieser riesigen Anlage standen. Ein ansteigendes Halbrund mit Sitzbänken bildet das Theater, im Hippodrom fanden Wagenrennen und Gladiotorenkämpfe statt, die die Römer liebten. Im 6. Jahrhundert wurden die Kultstätten und Tempel der Römer allmählich dem Verfall preis gegeben, es entstanden byzantinische Kirchen. Das Gebiet von Jerash wurde im 19. Jahrhundert von Tscherkessen besiedelt, die von den Osmanen vertrieben worden waren. Gut ein Drittel der römischen Stadt ist mit der modernen Stadt Jerash überbaut. Hier leben rund 50 000 Menschen. Wie so oft sind Zeugnisse aus der jahrhunderte alten Geschichte selbstverständlich in das Heute hinein genommen.


Der Blick in das gelobte Land und darüber hinaus

Uns Reiseführer Mahmoud hat uns immer wieder etwas von den Regeln und Grundlagen des Koran erzählt. Beim Besuch der König-Abdullah-Moschee, einem Wahrzeichen der Stadt, können wir einige der Informationen anschaulich konkretisieren. Beim Betreten der Moschee werden die Schuhe ausgezogen, Frauen müssen die Haare bedeckt haben und wir tragen alle lange schwarze Gewänder, da die Frau nach dem Worten des Koran nur die Hände und das Gesicht in der Öffentlichkeit zeigen solle. Beim Beten, so erklärt uns Mahmoud, knien die Gläubigen dicht an dicht, es soll keine Lücke bleiben, denn die würde dem Teufel Einlass gebieten. In einem halbdunklen Raum, der nur den Frauen vorbehalten ist, sitzen einige mit dem Koran auf dem Schoß und dem Handy am Ohr. Die Moschee, ein Ort für Ruhe, vielleicht auch der Zuflucht.
Von Amman führt uns der Weg weiter auf den gut 900 Meter hohen Berg Nebo, der im Alten Testament Erwähnung findet. Hier stand Moses und schaute auf das Gelobte Land, doch er musste sterben, ehe er es betreten hatte. . Papst Benedikt XVI. hatte im Jahr 2009 von dort ebenfalls den Blick in Richtung Palästina gelenkt.Gegenüber liegt Jericho im hellen Licht. Die Stadt gilt als älteste Besiedlung überhaupt und liegt rund 250 Meter unter dem Meeresspiegel. Von der alten Kirche auf dem Berg Nebo sind nurmehr Steinreste vorhanden, die heutige Kirche gehört dem Franziskanerorden. Gekrönt wird der Aussichtspunkt von einer Skulptur, die das Kreuz mit der Schlange darstellt. Als Symbole der Kreuzigung Jesu und der Schlange Moses soll das Kunstwerk für die Verbindung des Neuen und Alten Testaments stehen.
Über die sogenannte Kings Road führt uns der Weg kurvenreich und spektakulär zum Aussichtspunkt Wadi Mujib mit Blick auf den Grand Canyon Jordaniens. Die einzelnen Sedimentschichten im Gestein sind deutlich erkennbar, doch erschreckend ist die Tatsache, dass der Stausee inzwischen kein Wasser mehr führt- deutliche Folgen des Klimawandels und der Erderwärmung. Nach vielen Kurven erreichen wir Madaba, eine Stadt, die bereits in der Bibel Erwähnung fand, aber nach einem verheerenden Erdbeben im 8. Jahrhundert eher in Vergessenheit geriet. Bedeutende Mosaike in den Kirchen haben ihr den Namen Keramikstadt eingetragen. Hier möcht man zum Augenblicke sagen, verweile doch, du bist so schön. In den Gassen herrscht reges Leben, die Händler haben ihre Waren auf den engen Gehsteigen ausgebreitet, da verlockt manches schöne Teil zum Kauf, zumindest jedoch zum näheren Anschauen. Doch Mahmoud treibt uns zur Eile, das Mittagessen wartet und es liegt noch eine lange Fahrt vor uns. Es bleibt nur Zeit für die Mosaiken der sogennanten Palästina- Karte aus dem 6. Jahrhundert in der Kirche des heiligen Georg.
Der nächste Haltepunkt ist dann die Kreuzritterburg in Kerak, strategisch günstig gelegen, um die Handelswege von Damaskus nach Ägypten und Mekka zu kontrollieren. Im 12. Jahrhundert belagerte Saladin, erbitterter Gegner der Kreuzritter, die Burg. Doch der Burgherr hatte keine Zeit zum kämpfen, denn er feierte gerade die Hochzeit seiner elfjährigen Tochter. Um das Fest ungestört zu Ende bringen zu können, ließ er Saladin Schüsseln mit Kostproben vom Festmahl schicken. Liebe und auch Versöhnung gehen durch den Magen, Saladin verschonte den Turm, in dem das Paar feierte und zog sich diskret zurück.
Als wir nach langer Fahrt in Wadi Musa, dem Ort zum Eingang nach Petra ankommen, ist es bereits dunkel und die ersten Sterne leuchten.

In Petra– Staunen über die Nabatäer

Die Hauptstadt der Nabatäer Petra gehört ohne Zweifel zu einem der noch bestehenden Weltwunder. Entlang des Zugangs ragen riesige Felsen empor, bilden schmale Tore, wirken unnahbar und abweisend. Der Weg durch den Siq, den Schacht, ist fast zwei Kilometer lang, die Beduinen laden zum Ritt auf Kamel, Esel oder Pferd ein. Doch am Schönsten erschließt man sich diese Einmaligkeit der Hauptstadt der Nabatäer zu Fuß über Pflastersteine und Sand. An manchen Stellen ist die Schlucht nur zwei Meter breit und Reiter und Fußgänger müssen sich aneiander vorbeidrücken. Dann aber weitet sich der Weg zu einem Platz und da erhebt sich das Schatzhaus mit den aus dem Fels gehauenen Säulen und Nischen für die Figuren. Atemberaubend. Rund 40 Meter ragt das hohe, mit Säulen geschmückte Wunder auf. Nicht von ungefähr hat E.T. Lawrence notiert, dass Petra die herrlichste Stadt der Welt sei, – und jede Beschreibung sei sinnlos, da sie der Wirklichkeit nicht gerecht sein könnte. Über Jahrhunderte war dieses Meisterwerk der Nabatäer vergessen und unbekannt. Es lag versteckt hinter der engen Schlucht und galt als verloren. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts hat sich der Schweizer Archäologe Johann Ludwig Burckhardt auf die Suche nach der aus dem Fels gehauenen Stadt gemacht. Er hatte sich als Scheich Ibrahim ausgegeben, konnte auch Arabisch, machte die Einheimischen aber dennoch mißtrauisch. Doch er hatte Erfolg und entdeckte die als verschollen geglaubte Stadt der Nabatäer wieder. Seit gut hundert Jahren arbeiten hier die Archäologen. Das Gelände ist riesig, schimmert rot und rosa und weiß und gelb, so verschiedenartig und farbig sind die Gesteinsformationen. ie felsen bilden Figuren, man kann mit etas Fantasie die Elefanten sehen, Eisbären oder Wolfsköpfe. Gräber, das römische Theater und die Säulenstraße mit den Resten der eigentlichen Stadt breiten sich aus. Man kommt aus dem Staunen und Fotografieren nicht hinaus.
Am Abend machen wir nochmals den Weg durch den Siq, der mit einer Vielzahl von Kerzen erleuchtet ist. Der dunkle Himmel über uns wirkt so, als ginge man zeitweilig durch einen Tunnel. Nur hin und wieder blitzen ein paar Sterne auf. Dann ist der Platz vor dem Schatzhaus erreicht, hell erleuchtet. Ein Musiker spielt Flöte, ein anderer Geige. Es gibt heißen Tee und einige Erläuterungen zur Geschichte Petras. Romantik oder Mystik Fehlanzeige, eher ein Versuch, Petra touristisch noch etwas besser und umfänglicher zu vermarkten.


Petra im Detail– zum Beispiel die Löwenkaskade und das antike Theater

Petra ist viel zu groß, viel zu überwältigend, viel zu weitläufig und viel zu wunderbar, um es an einem Tag und bei einem Besuch in seiner Größe und Pracht zu erfassen. Deshalb haben wir einen zweiten Tag Zeit, um nochmals in die Geschichte und Architektur der Nabatäerstadt einzutauchen. Jeder kann seiner eigenen Wege gehen, oder mit Mahmoud zum Opferplatz hinaufsteigen. Mehr als 800 Stufen führen auf den Jebel Attuf, von dort hat man einen weiten Blick über das Gelände. Vorbei an der Löwenkaskade, dem Gartentempel und den Soldatengräber führt uns der Weg zurück durch den Siq. Je nach den Lichtverhältnissen leuchten die Steine rot oder gleißend hell, die Konturen werden manchmal kantig scharf, dann wieder flirren sie im Sonnenlicht. Petra ist ein steinernes Mysterium in der Wüste, das tiefen Eindruck hinterlässt. Nur rund 20 Prozent des Geländes ist archäologisch frei gelegt, wer weiß, welche Geheimnisse Petra noch im Sand und hinter Felsen für uns bereit hält.


Stipvisite in der Wüste– roter Sand und die sieben Säulen der Weisheit

Nach dem unvergesslichen Eindrücken aus Petra wartet ein weiteres Highlight auf uns- das Wadi Rum. Wadi bedeutet so viel wie trockenes Flußtal oder breite Schlucht und das Wadi Rum ist das größte Tal dieser Art mit einer Länge von rund 100 Kilometern in Jordanien. Es ist von Steinformationen aus Granit und Sanstein gesäumt und Lawrence beschrieb es aus gutem Grund als eine Prozessionsstraße mit riesigen Felsbauwerken zu beiden Seiten. Die Granitberge machen die Faszination dieser Tour durch die Wüste aus. Der Fahrtwind bläst und kalt um die Nase auf den offenen Jeeps. Gegen den roten Sand haben wir uns gut verhüllt. Gut eine Stunde fahen wir durch die Landschaft, wir werfen einen Blick hinauf zur Lawrence- Quelle und erkennen in den Steinen einige Felszeichnungen. Im Beduinenzelt gibt es noch einen heißen Tee, dann geht die Fahrt zurück und wir steuern mit dem Bus das nächste Ziel, die Stadt Aqaba an.


Von Aqaba zum Toten Meer

Die Stadt Aqaba am Golf des Roten Meeres ist eine vergleichsweise junge Stadt in Jordanien. Zwar blickt sie auch auf eine lange Siedlungsgeschichte zurück. 1517 kam Aqaba in den Besitz der Osmanen und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wehrten sich die Araber in Aufständen und einer Guerillataktik gegen die Besatzer. Lawrence von Arabien unterstützte den Kampf, allerdings wird kolportiert, dass er vor lauter Aufregung im Kugelhagel sein eigenes Kamel erschossen habe und bewusstlos zu Boden stürzte. Die Enttäuschung war groß, als die damaligen Kolonialmächte England 1925 festlegten , wie die Grenze von Jordanien verlaufen solle. Statt des erträumten großarbaischen Reiches gab es ein kleines Land aus Sand und Stein. Immerhin, Aqaba am Roten Meer kam zu Jordanien und so hat das Land bis heute seinen Zugang zum Meer und einen wichtigen Hafen.
In einer Stadt an Meer gibt es natürlich frischen Fisch und den haben wir uns am Abend im Restaurant Suzanna schmecken lassen. Zum Abschluss bummelten wir noch gemütlich durch den kleinen Souk, wir probierten und kauften Gewürze und Feigen. Doch einige mussten sich wegen beginnender Magen- und Darmprobleme rasch verabschieden. Zum Glück ging es am nächsten Tag schon wieder besser.


Auf jordanischem Boden die Taufstelle Jesu

Über holprige Straßen fahren wir von Aqaba wieder Richtung Norden, unser Ziel ist nach dem Roten das Tote Meer und Bethanien, die Stelle, an der Jesus von Johannes dem Täufer getauft wurde. Jenseits des Jordan lag Bethanien, so heißt es in der Bibel und damit war es für die Jordanier eindeutig auf ihrem Territorium. Doch die Gelehrten haben lange darüber gestritten, obwohl Archäologen bereits seit 1997 Reste von Kirchen und ein frühchristliches Taufbecken ausgegraben hatten. Inzwischen ist die Taufstelle am Jordan zum Weltkulturerbe der Unesco ernannt worden, Päpste haben sie besucht und damit gesegnet.
In Bethanien führt ein hölzerner Steg hinunter an den Jordan, der im Lauf der Jahrhunderte seinen Lauf immer wieder verändert hat. Nur wenigen Meter Wasser trennen hier Jordanien von der gegenüberliegenden Westbank. Hier wie dort wagen sich Mutige mit den Füßen oder auch gleich ganz ins Wasser. Der Jordan speist das Tote Meer, genau genommen ein See ohne Abfluss, der mehrere hundert Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Das Wasser des Sees hat ein Sazgehalt von mehr als 30 Prozent, deshalb lässt man da das Schwimmen, vielmehr legt man sich entspannt auf den Rücken und läßt sich von dem Wasser tragen. Es funktioniert. Wer sich dann noch tüchtig mit Schlamm einreibt, steigt wie nach einem Jungbrunnen aus dem Wasser. Beweisen konnte ich das allerdings nicht. Wir haben zwei freie Tage, genießen abwechseln Sommer- oder Winterpool, ärgern uns über die lästigen Fliegen, duschen kalt, dankbar dafür, dass es überhaupt Wasser gibt, schnabulieren uns durch eine reichliche Auswahl am Buffet und lassen die intensiven und eindrucksvollen Tagen gern nochmals Revue passieren. Es waren durchaus auch anstrengende Tage, aber sie waren intensiv.


Wir nehmen Abschied und man könnte in Anlehung an Rainer Maria Rile sagen: Herr, es ist Zeit, der Sommer war sehr groß.
Eben noch den warmen Wind am Pool in den Haaren und auf der Haut, wenig späte schon im geschäftigen Getriebe des Flughafens, mit Gepäckabgabe, Pass- und Sicherheitskontrolle, im Duty Free- Shop letzte Gelegenheit für eine Packung Baklawa und schon geht es über Wien zurück in den grau verhangenen November in Berlin und umzu.
Was bleibt sind Bilder von einer Jahrhunderte Jahre dauernden Kultur, die wichtige Impulse für die Entwicklung in Europa gegeben hat. Selbst unser Wort Alkohol, der auf der Reise immer mal schmerzlich vermisst wurde, stammt aus dem Arabischen.

Schlusswort

Fahre in die Welt hinaus, sie ist fantastischer als jeder Traum. (Ray Bradbury)

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