West–Kanada intensiv – Rundreise mit Bärenbeobachtung in Alaska
Reisebericht: 22.08. – 05.09.2025
An 15 sonnigen Reisetagen erkunden wir den Westen Kanadas ganz intensiv und suchen in den Rocky Mountains, im Küstengebirge, in der Inside Passage und auf Vancouver Island nach Tieren ... und Eis!
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
1. Reisetag (Freitag, 22. August 2025): Flug nach Kanada – Orientierungsfahrt in Calgary
Meine Gäste freuen sich schon seit Monaten auf diese Reise nach West-Kanada. Und heute geht es endlich los! Für mich und fünf zukünftige Kanada-Fans beginnt das Abenteuer am Morgen mit einem kurzen Flug von Leipzig nach Frankfurt. Andere Gäste reisen aus Dresden oder Berlin mit einem Zubringerflug an und sind sogar noch zeitiger unterwegs. In Frankfurt haben wir etwa drei bis vier Stunden Aufenthalt, bevor es mit Discover Airlines, einer Tochtergesellschaft der Lufthansa, weiter nach Calgary geht. Inzwischen ist auch der Rest meiner Gäste eingetroffen — und auch eine weitere Eberhardt-Reisegruppe. Der Flug in die größte Stadt der kanadischen Provinz Alberta startet mit etwa 30 Minuten Verspätung, dauert mit dem A330 etwas mehr als neun Stunden und verläuft insgesamt sehr ruhig. Die Einreise verläuft unkompliziert und die Grenzbeamten sind alle sehr freundlich und hilfsbereit. Nur auf die Koffer müssen wir diesmal teilweise lange warten. Derweil hat sich unser Fahrer Freddy mit dem Bus ebenfalls am Flughafen eingefunden und möchte uns noch ein paar Highlights seiner Heimatstadt zeigen. Bei sonnigen 27 Grad fahren wir zunächst zum ehemaligen Fort Calgary, der Geburtstätte der heutigen Großstadt am Zusammenfluss von Bow River und Elbow River. Calgary ist nicht nur als ehemalige Olympiastadt bekannt, sondern genießt den Ruf als Kanadas Hauptstadt für Cowboy-Kultur und Country-Musik. Deshalb darf auch ein Abstecher zum Stampede Park und zur markanten Saddledome Arena nicht fehlen. Auf dem Gelände findet jedes Jahr im Juli die größte Rodeo-Show der Welt statt, die Calgary Stampede. Witzigerweise ist auch der Cirque du Soleil gerade vor Ort, mein alter Arbeitgeber. Wir fahren dann noch ein Stück durch die Downtown, bevor wir das Hotel ansteuern. Das Rathaus können wir gut sehen, aber der Olympic Plaza, auf dem die Medaillen vergeben wurden, ist eine riesengroße Baustelle. Unser Hotel liegt sehr zentral, ist sehr modern und hat schöne, große Zimmer. Wir können uns kurz frischmachen, bevor wir noch einmal aufbrechen, denn es wartet am heutigen Abend bereits das erste gemeinsame Abendessen in einem sehr guten Restaurant auf uns. Danach sind wir durch den Zeitunterschied aber wirklich sehr müde und fallen erschöpft in die weichen Betten.
2. Reisetag (Samstag, 23. August 2025): Banff– und Yoho–Nationalpark in den Rocky Mountains
Aufstehen, die Rocky Mountains rufen! Die erste Nacht in Kanada liegt hinter uns. Wir konnten zwar etwa acht bis neun Stunden schlafen (auf dem Papier zumindest), doch dank der Zeitverschiebung werden wir zumindest heute noch viel Kaffee oder Tee benötigen. Bevor wir Calgary auf dem Trans Canada Highway verlassen und in die Berge fahren, schauen wir uns noch das ehemalige Olympiazentrum mit Bobbahn, Skisprungschanzen und dem Jamaika-Bob aus Cool Runnings an — so gut es die aktuelle Baustellensituation zulässt. Bereits etwa eine Autostunde später stehen wir am Ufer des Lake Minnewanka und spüren erstmalig den Zauber der Rocky Mountains. Die ersten Tiere — ein paar Hirsche — haben wir auch schon gesehen! Allein hier am Seeufer möchte man ewig verweilen und Sonne und Wasser und Aussicht genießen. Allein, der Tag ist noch vollgepackt mit weiteren Höhepunkten. Davor ist aber eine Stärkung angebracht. Die holen wir uns bei einer Mittagspause im Lake Louise Village. Über den Kicking Horse Pass gelangen wir kurzzeitig schon in die Nachbarprovinz British Columbia. Im dortigen Yoho-Nationalpark warten am frühen Nachmittag drei weitere schöne Stopps auf uns: die Spiral Tunnels, der Emerald Lake und die Natural Bridge. Natürlich hat diese Gruppe nicht nur perfektes Wetter gebucht, sondern offenbar immer auch das richtige Timing. Genau jetzt, als wir an den Spiraltunneln halten, kommt ein Zug aus Richtung Kamloops und quält sich den Pass hinauf. Wir warten, bis der letzte Wagon im Tunnel verschwunden ist, und setzen dann die Fahrt zum Emerald Lake fort. Dort soll wohl sogar gerade ein Bär durch den Wald streifen, aber angesichts der vielen einheimischen Wochenendbesucher zusätzlich zu den üblichen Touristen wird er sich wohl irgendwo im Unterholz verstecken. Immerhin haben wir den letzten freien Busparkplatz bekommen und können ein bisschen am Ufer des smaragdgrünen Sees spazierengehen. Auf dem Rückweg halten wir noch an der Natural Bridge (auch wieder Glück mit dem Parkplatz), bevor wir nach Alberta und in den Banff-Nationalpark zurückkehren. Mit einem Nachmittagsspaziergang im Johnston Canyon schließen wir unser Tagesprogramm ab. Aber halt, bevor wir das Hotel ansteuern, gibt es da noch eine Kleinigkeit, eine große Kleinigkeit, eigentlich sogar eine riesengroße Kleinigkeit, die man in Banff gesehen haben muss: das weltberühmte Banff Springs Hotel. Das möchte ich meinen Gästen natürlich nicht vorenthalten. So fahren wir einmal daran vorbei und machen außerdem noch einen Fotostopp auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses. Von unserem Hotel direkt an der Banff Avenue sind es nur wenige Schritte zum Supermarkt und zum Zentrum — und in die Gegenrichtung nur wenige Schritte zum Abendessen. Heute gibt es für alle Steak … und noch Tage später schwärmen mir meine Gäste davon vor. Dem kann ich nur beipflichten.
3. Reisetag (Sonntag, 24. August 2025): Panoramafahrt durch die Rocky Mountains – Lake Louise – Peyto Lake – Columbia Icefield – Jasper
Auch der zweite Tag in den Bergen ist mit Highlights vollgepackt. Wir verlassen Banff und kehren auf den Trans Canada Highway in Richtung Westen zurück. Ein erster Fotostopp erfolgt am Castle Mountain, der von der Morgensonne ganz wunderbar angestrahlt wird. Den Lake Louise haben wir uns ebenfalls für den heutigen Morgen aufgehoben. Bei unserer Ankunft ist der Busparkplatz nämlich noch fast völlig leer, und außerdem haben wir die Sonne schön im Rücken. Die ersten Kanus sind aber schon auf dem Wasser und sorgen für rote Farbtupfer auf dem türkisblauen Gletschersee. Wir versuchen, die großartigen Eindrücke bestmöglich mit der Kamera und/oder dem inneren Auge festzuhalten. Beim Fotostopp am Bahnhof von Lake Louise erinnern sich meine Gäste vielleicht an Doktor Schiwago. Nun fahren wir aber nicht wieder in den Yoho-Nationalpark, sondern bleiben in Alberta und biegen auf den berühmten Icefields Parkway ab, die Allee der Gletscher, die vielleicht landschaftlich schönste Touristenstraße der Welt. Der Highway zwischen Lake Louise und Jasper ist gesäumt von schroffen Gipfeln, Eisfeldern, Gletschern, Gletscherseen und dichten grünen Wäldern. Am Bow Lake können wir heute leider nur vorbeifahren, da der Parkplatz heute am Sonntag hoffnungslos überfüllt ist. Aber Freddy nimmt das Gas weg, sodass wir See und Gletscher dennoch gut sehen können. Dafür nehmen wir uns am Peyto Lake etwas mehr Zeit. Zeit, die sich lohnt, denn es ist fast windstill und die Berge spiegeln sich im Wasser des Gletschersees. Ist er nicht sogar schöner als der Lake Louise? Vielleicht liegt es auch an der Perspektive. Schließlich blicken wir vom Bow Pass auf den See hinab. Deshalb geht es mit dem Bus von hier aus auch erstmal wieder ein ganzes Stück abwärts. Der kleine Komplex aus Tankstelle, Rastplatz und Motel an der Sasketchewan Crossing ist unser nächster Anlaufpunkt für eine technische Pause, bevor es hinauf zum nächsten Pass geht. Vom Aussichtspunkt am Big Bend blicken wir ins Tal zurück, aus dem wir gekommen sind. Schließlich kommen wir ein paar Kilometer weiter am Columbia Icefield zu stehen. Hier erwartet uns am Parkplatz gleich eine Tierbegegnung mit vier Dickhornschafen (zwei großen und zwei kleinen), die den Verkehr auf dem Highway kurzzeitig aufhalten und neugierig die Fahrzeuge beäugen. Und anschließend beginnt für fast alle meine Gäste nach der Mittagspause ein großes Abenteuer: die Fahrt mit dem Ice Explorer auf den Athabasca Glacier. Ein Bus mit riesigen, mannshohen Reifen, entwickelt für die Antarktis. Er tuckert eher gemächlich vor sich hin, kann aber Steigungen und Gefälle von mehr als 30 Grad bewältigen, was uns eindrucksvoll demonstriert wird. Kalt ist es heute nicht auf dem Gletscher, wie wir bei unserem Spaziergang auf dem Eis feststellen. Trotzdem – oder gerade deshalb – müssen wir aufpassen, denn das Eis taut in dieser Hitze schnell auf. An einigen Stellen können wir bis zu den Knöcheln versinken, oder sogar noch tiefer. Bäche aus eiskaltem Gletscherwasser fließen unerlässlich ins Tal. Nach fast einer halben Stunde beginnt die Rückfahrt in Etappen zum Besucherzentrum. Auf dem Gletscher zu stehen, war auf jeden Fall ein Erlebnis! Unser Hotel am Rand von Jasper erreichen wir am frühen Abend. Wir beziehen unsere Zimmer in urigen kleinen Chalets im Blockhüttenstil und treffen uns dann im Haupthaus zum Abendessen wieder. Alle freuen sich über das tolle Ambiente und die schöne Lage am Fluss – und sind gespannt auf den nächsten Tag!
4. Reisetag (Montag, 25. August 2025): Jasper–Nationalpark mit Maligne Lake und Bootsfahrt zur Spirit Island
Es hat schon etwas magisches, als sich die ersten Sonnenstrahlen vorsichtig über die Bergkette im Osten tasten und die gegenüberliegenden Hügel im Westen erleuchten. Und wir sitzen währenddessen gemütlich beim Frühstück und schauen aus den großen Panoramafenstern hinaus auf den Athabasca River. Da der Maligne Canyon aufgrund der Waldbrände vom letzten Jahr noch gesperrt ist, fahren wir zunächst spontan zu den Athabasca Falls und machen dort einen kleinen Spaziergang. Auch der Ort Jasper wurde vom großen Waldbrand stark mitgenommen, obgleich das Ortszentrum noch weitgehend intakt ist. Für die betroffenen Familien, die ihr Zuhause verloren haben, wurden bis zum Wiederaufbau ihrer Häuser Wohncontainer errichtet. Der denkmalgeschützte Bahnhof hat das Inferno wie durch ein Wunder unbeschadet überstanden. Wir machen eine Kaffee- und Einkaufspause, die nur dadurch getrübt wird, dass einer französischen Touristin ausgerechnet in meinem Lieblingscafé das Bärenspray losgeht, was sogar die örtlichen Mounties auf den Plan ruft. Vor Touristen muss man hier mehr Angst haben als vor wilden Tieren. Apropos wildes Tier: Am Medicine Lake sehen wir ein weiteres Dickhornschaf. Und am Maligne Lake liegt eine Elchkuh erst schwer atmend im Wald, kommt aber später ans Ufer, um zu äsen und sich im Wasser abzukühlen. Auch heute sind es wieder fast 30 Grad. Zum Glück habe ich mir Sonnencreme eingepackt. Irgendwie hatte ich schon so eine Ahnung, dass meine Reisegruppe aus lauter Wetterengeln besteht. Ohne eine Bootsfahrt zur bekannten Spirit Island wäre ein Aufenthalt am Maligne Lake sehr unvollständig. Wir begeben uns also in die Obhut von Juliana und Betty, die uns an Bord des neuesten Boots ihrer Flotte bis zu der kleinen Halbinsel (!) bringen. Dort dürfen wir aussteigen und uns daran versuchen, das weltberühmte Fotomotiv zu replizieren. Oder wir bewundern einfach nur das herrliche Panorama. Auf der Rückfahrt zum Nordufer herrscht keine Eile. Auch die Elchkuh ist immer noch da, trottet aber gemächlich zurück in den Wald. Wir lassen uns ebenfalls nicht hetzen. An so einem heißen Tag muss der Reiseleiter einfach die Zeit für ein erfrischendes Eis gewähren! Zu meinem Glück bin ich dieser besagte Reiseleiter, was ganz gelegen kommt. Freddy hat derweil eine Mittagspause gemacht und geduldig auf uns gewartet. Nun fahren wir die Stichstraße zurück bis Jasper und dann zu den Becker’s Chalets und halten unterwegs wieder eifrig nach Tieren Ausschau, werden jedoch für unsere Mühen diesmal nicht belohnt. Immerhin sind die Kanadagänse zurück und fallen schnatternd über die Wiese zwischen den Hütten her. Beim Abendessen verabschieden wir uns von der anderen Eberhardt-Reisegruppe, die uns seit Frankfurt begleitet, morgen allerdings in Richtung Kamloops weiterzieht.
5. Reisetag (Dienstag, 26. August 2025): Auf dem Yellowhead Highway von Jasper nach Prince George – Mount Robson – Ancient Forest
Nach aufregenden und wunderschönen sonnigen Tagen in den Bergen verlassen wir die Rocky Mountains und beginnen unsere lange Reise nach Stewart an der Grenze zu Alaska. Am liebsten würden wir noch mindestens eine weitere Nacht in unseren Chalets am Fluss bleiben und die friedvolle Atmosphäre genießen. Zum Abschied werfen wir einen sehnsüchtigen Blick von der Talstation der Jasper Skytram zurück auf den Nationalpark und den Ort Jasper. Bald darauf erreichen wir den Yellowhead Pass und damit die Grenze zu British Columbia, wo wir unsere Uhren um eine weitere Stunde zurückstellen. Es wundert mich kein bisschen, dass meine Gäste wieder größtmögliches Glück haben und den Mount Robson ohne auch nur den Hauch einer Wolke sehen. (Nur in Sachen Bären haben wir bisher einfach kein Glück!) Wir machen hier gleich eine zeitige Mittagspause, sodass wir die Aussicht auf den höchsten Berg der kanadischen Rockies möglichst lange genießen können. Mit zwei Wendemanövern ermöglicht uns Freddy danach einen Spaziergang zu den Rearguard Falls. Diese markieren den weitesten Punkt der Lachswanderung am Fraser River. Schon wieder haben meine Gäste Glück und können zwei oder drei Königslachse beim Versuch beobachten, die herabstürzenden Wassermassen zu überwinden. Der nächste Stopp am historischen Bahnhof von McBride war ursprünglich stets als technische Pause geplant – bis ich erfahren habe, dass es in einem unscheinbaren Lebensmittelladen in der Nachbarschaft handgemachte Icecream Sandwiches gibt. Glücklicherweise hat die nette Besitzerin gerade ganz frisch neue Exemplare zubereitet! Lecker, aber auch sehr kalorienhaltig. Da brauchen wir fast kein Abendbrot mehr. Immerhin können wir beim Spaziergang im Ancient Forest einige Kalorien ablaufen. Der eindrucksvolle Regenwald mit uralten Rotzedern verspricht etwas Abkühlung von den hochsommerlichen Temperaturen. Eine letzte Stunde Fahrt trennt uns dann noch von unserer Zwischenübernachtung in Prince George, einem großen Zentrum der Holzindustrie mitten in British Columbia.
6. Reisetag (Mittwoch, 27. August 2025): Prince George bis Smithers – Fort St. James
Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Erforschung und Erschließung des kanadischen Westens durch die großen Pelzhandelsgesellschaften. Höhepunkt des Tages ist der Besuch des Fort St. James, einer nationalen Gedenkstätte. Gleichzeitig wird uns die Weite Kanada einmal mehr vor Augen geführt, denn bis dorthin sind es schon zwei Stunden Fahrt. Wir unterbrechen sie in Vanderhof, dem geografischen Zentrum von British Columbia, für einen Einkaufsstopp in einem Supermarkt und sind erstaunt über das riesige Angebot in solch einem vergleichsweise kleinen Ort mitten im Nirgendwo. In Fort St. James am Stuart Lake angekommen, reisen wir im dortigen Kino ins Jahr 1896 zurück. Im großen Handelsposten der Hudson‘s Bay Company herrscht geschäftiges Treiben und große Anspannung, denn es steht ein großes Ereignis bevor: das weltberühmte Hühnerrennen. Unsere charmante Führerin Claire führt uns zum Schauplatz des großen Trubels, wo auch wir unsere Wetten auf die Sieger platzieren. Im Starterfeld sind diesmal große Namen wie Shadowfax, Chicken Nuggets, Attila the Hen und Butter Chicken vertreten. Unter meinen Gästen haben einige den richtigen Riecher und können ihren Gewinn in Form von vielen Chicken Bucks einstreichen. Ich selbst gehe diesmal allerdings — zum ersten Mal überhaupt — völlig leer aus und trotte entsprechend geknickt hinter Claire ins ehemalige Haupthaus des Forts, wo uns eine sehr interessante Führung erwartet. Auch im Handelshaus, Lagerhaus und Männerhaus treffen wir auf viele spannende Exponate und viele, viele Felle — nur ein Bruchteil dessen, was zu Hochzeiten hier lagerte. Der geräucherte Fisch und andere gelagerte Lebensmittel machen uns hungrig. Zum Glück haben wir ja vorhin eingekauft! Nur ein kleines Stück weiter nördlich am See finden wir in einem Park ein lauschiges Plätzchen für unser Picknick. Freddy spendiert zum Nachtisch zwei Packungen Timbits von Tim Hortons. Nun beginnt die lange Fahrt durch den kanadischen Lake District bis nach Smithers. Der Highway führt scheinbar endlos durch die fruchtbare Hochebene. Blaue Seen, grüne Wälder und weite Weideflächen ziehen an uns vorüber. Nach einer Pause in Burns Lake erblicken wir am Horizont die ersten schneebedeckten Berge. Wir nähern uns unserem heutigen Ziel. Obwohl Smithers kleiner ist als Prince George, versprüht es mehr Charme und erinnert eher an einen Wintersportort in den Alpen. Am Anfang der Hauptstraße steht sogar ein aus Holz geschnitzter Alphornbläser.
7. Reisetag (Donnerstag, 28. August 2025): Smithers bis Stewart – Ksan Historical Village
Als Kontrastprogramm zum gestrigen Tag widmen wir uns heute den First Nations. Unser erstes Ziel ist der Witset Canyon (früher Moricetown Canyon). Der Bulkley River stürzt sich hier in eine schmale Schlucht. Lachse und Forellen versuchen ihr Glück, wollen den Wasserfall hinauf zu ihren Laichgründen springen – und landen geradewegs im Kescher der Einheimischen, die hier nach traditionellen Methoden fischen. Wir dürfen eine Weile zuschauen und fotografieren. Wir folgen dem Fluss bis zu seiner Mündung in den Skeena River. Am Hagwilget Canyon hinter New Hazelton wartet heute eine Mutprobe auf meine Gäste. Die Hängebrücke hat es dank ihrer Höhe und des Gitterbodens in sich. Ein kleines Missverständnis zwischen Freddy und mir führt dazu, dass wir einen neuen Aussichtspunkt entdecken, als wir hinter der Brücke ein Stück zum Bus laufen müssen. In der Ferne können wir – wie auf einer Perlenkette aufgereiht – sehr gut die „Sieben Schwestern“ erkennen. Im Ksan Historical Village lernen wir mehr über das Leben der First Nations an der Westküste, welches stark vom Lachsfang und ihrem Lebensbaum, der Rotzeder, geprägt war. Nahrung gab es fast im Überfluss, sodass die Gesellschaften weit entwickelt waren. Die einzelnen Sippen lebten in Langhäusern, vor denen traditionell ein Totempfahl stand. Wir sind zuerst bei der Froschsippe zu Gast, nehmen dann bei der Wolfssippe an einer Festlichkeit teil und beenden unsere Reise in die Vergangenheit im dritten Haus, bei der Feuerkrautsippe. Durch viele neue Eindrücke bereichert, kehren wir durch die Nebel der Zeit in die Gegenwart zurück. Ein kleiner Abstecher führt uns nach Old Hazelton am Skeena River, einst ein weiterer Handelsposten der Hudson Bay Company. Heutzutage hat es aber eher den Charakter einer Geisterstadt oder Kulisse für einen Westernfilm. New Hazelton wird Schauplatz unserer Mittagspause. In der örtlichen Bäckerei finden wir deutsches Roggenbrot! Mich wundert eigentlich, dass wir nicht gleich den ganzen Laden leergekauft haben ... Zwei Tankstellen markieren jeweils die Kreuzungen, wo wir nach vielen Kilometern abbiegen (und jeweils eine kurze Rast einlegen). An der ersten Kreuzung verlassen wir den Yellowhead Highway und fahren auf dem Highway 37 in Richtung Norden weiter. Die Verkehrsdichte nimmt merklich ab. Ein Stopp am Hanna Creek stellt unseren ersten Versuch dar, aktiv nach Bären zu suchen. Jede Menge Rotlachse sind im Bach vorhanden, nur leider kein Grizzly weit und breit. Ab der Meziadin Junction folgen wir dem Highway 37A nach Stewart. Genau am Pass befindet sich der Bear River Glacier, wo wir unsere Fahrt ein letztes Mal unterbrechen. Der Bärenfluss begleitet uns bis Stewart und mündet dort in den Portland Canal. Am Ende des Fjords liegt auch der verschlafene Ort Stewart. Und in der 5th Avenue befindet sich das einzige größere Hotel – unser Hotel für die nächsten zwei Nächte. Der Straßenname lässt eher an New York denken. Hoch sind hier aber nur die schneebedeckten Berge zu beiden Seiten des Fjords. Wer sich hierher verirrt, sucht entweder die Einsamkeit – oder Bären. Umso erstaunlicher, als wir beim gemeinsamen Abendessen feststellen, dass es hier ein sehr gutes mexikanisches Restaurant gibt! Nur die Portionsgrößen sind wieder für hungrige kanadische Holzfäller gedacht. Ehrenhalber muss ein kleines Kaninchen erwähnt werden, dass wir am Vormittag am Straßenrand gesehen haben. Immerhin ein echtes wildes Tier!
8. Reisetag (Freitag, 29. August 2025): Bärenbeobachtung am Fish Creek und Ausflug zum Salmon Glacier
Meine Gäste haben auf diesen Tag sehnsüchtig hingefiebert und entsprechend hohe Erwartungen. Bärenbeobachtung und Ausflug zum Salmon Glacier! Das Wetter spielt wieder mit (haben wir nicht anders erwartet), aber von Hyder sind alle etwas schockiert. Die freundlichste Geisterstadt Alaskas – und dann groß Werbung für Trump 2028? Und so viel Schrott und Gerümpel? Wir fahren erstmal durch bis in den Tongass National Forest und sehen unterwegs einige majestätische Weißkopfseeadler auf der Jagd nach Lachsen. Am Fish Creek treffe ich auf eine (freundliche!) Rangerin, die ich schon vom letzten Jahr kenne und die mir etwas Hoffnung macht: es würden wohl gerade täglich regelmäßig Grizzlys vorbeikommen und nach Lachsen fischen. Aber wann? Obwohl für die Bären eine üppige Mahlzeit angerichtet ist und der Bach nur vor Lachsen überquillt, haben wir beim ersten Versuch keinen Erfolg. Wir ziehen weiter zum Salmon Glacier. Eine Herausforderung für Freddy, denn die geteerte Straße endet fast sofort und er muss etwa 25 Kilometer auf einer Schotterstraße meistern. Die führt zu verschiedenen Minen, darunter auch einer Goldmine, die wir passieren. Da sind wir tatsächlich schon wieder auf kanadischem Boden. Bald sehen wir die Gletscherzunge bläulich in der Sonne glitzern und machen einen ersten Fotostopp. Aber es sind immer noch mehr als zehn Kilometer bis zum Aussichtspunkt – der Salmon Glacier ist nämlich gewaltig, viel größer als der Athabasca-Gletscher! Alle sind von diesem Anblick begeistert! Auf einer Höhe von mehr als 1.100 Metern machen wir unsere Picknickpause und blicken dabei genau auf das Eis. Berücksichtigen wir die An- und Abreise, dann ist passenderweise heute unser Bergfest, weshalb ich schon seit Banff eine Flasche Zauberwasser im Gepäck habe. Natürlich dürfen alle – außer Freddy – vom kanadischen Whisky mit Ahornsirup probieren. Dabei hätte sich gerade unser Chauffeur nach dieser Auffahrt auf der Schotterstraße mehr als ein Gläschen verdient! Die Rückfahrt hinunter zum Fish Creek meistert er ebenfalls mit Bravour und darf sich nun eine Pause gönnen, während wir zur zweiten Bärenbeobachtung ausschwärmen. In unserer Abwesenheit waren doch tatsächlich eine Grizzlydame und ihr Junges hier! Vielleicht kommen sie auf ihrem Streifzug noch einmal zurück? Leider nein, nur ein kleiner Plüschbär wird gesichtet. Wieder kein Glück. Wir trotten traurig von dannen und probieren unser Glück bei den Weißkopfseeadlern. Natürlich fliegen sie gerade davon, als wir aus dem Bus aussteigen. Wir haben schon ein bisschen Pech heute mit dem Timing! Auch das Postamt in Hyder hat schon zu. Zum Glück können wir bei einer netten Dame im einzigen Souvenirladen Briefmarken erwerben und Postkarten abgeben – sie kümmert sich um alles weitere. Wir können gut verstehen, weshalb sie im Winter nach Arizona flüchtet, denn erstens ist es hier in Hyder im Winter nach ausgestorbener und zweitens sieht es in Hyder an einigen Stellen schlimmer aus als bei den berühmten Hempels unterm Sofa. (Und wer kein Trump-Fan ist, hat in Hyder sowieso einen schweren Stand.) Die Beamten an der Grenze kriegen beinahe einen Schweißausbruch, als wir mit dem Bus vorfahren – so viele Pässe auf einmal, die heute kontrolliert werden müssen! Fast schon richtige Arbeit! Aber freundlich bleiben sie trotzdem. Kanadier halt. Nach zwei Stunden Freizeit treffen wir uns im Hotel zum zeitigen Abendessen wieder. Die neuen Eigentümer des Restaurants haben ein leckeres Buffet u. a. mit Salaten, Kartoffelgratin und sogar Crème Brûlée als Nachtisch aufgefahren – letzteres hätte ich hier, mitten im Nirgendwo, nie erwartet! Trotzdem bleibe ich angespannt. Wo kriege ich heute noch einen echten Bären her? Zumindest spielen erstmal die Weißkopfseeadler bei unserer Rückkehr nach Alaska am Abend mit und lassen sich fotografieren. Und bei unserem nunmehr dritten Besuch am Fish Creek werde ich schließlich von einem Grizzly erlöst, der sich nach etwa einer halben Stunde am südlichen Ende für 10–15 Minuten blicken lässt, genüsslich einen Lachs verspeist und auf einem Baumstamm balanciert. Glückliche Gäste, erleichterter Reiseleiter! Jetzt kann Andreas endlich wieder ruhig schlafen! Nur noch alle unbeschadet durch die Geisterstadt Hyder und über die Grenze zurück nach Kanada bringen, zwei weitere Kilometer bis zum Hotel – dort warten mein Bett und süße Träume von kuscheligen Bären.
9. Reisetag (Samstag, 30. August 2025): Stewart bis Prince Rupert – Skeena River
Nun haben wir gestern zwar endlich einen Bären gesehen, doch so richtig zufrieden bin ich noch nicht. Lassen mich etwa meine beiden plüschigen Glücksbringer Max und Jacques im Stich? Noch gebe ich meine Hoffnung nicht ganz auf. Doch auch das Wetter sind wir besser gewohnt. Bei unserer Abfahrt aus Stewart hängen die Wolken tief im Tal. Zumindest dieser Wohlfühlfaktor ändert sich im Laufe des Vormittags zu unserer Zufriedenheit. Aber Bären? Fehlanzeige. Keine Bären bis zum Bear River Glacier, wo wir nochmals einen Fotostopp einlegen. Keine Bären bis zur Tankstelle an der Meziadin Junction. Keine Bären am Meziadin Lake, denn die Ranger lassen uns ohne Genehmigung nicht auf den Campingplatz. Keine Bären auf dem ganzen Highway 37 bis zum Yellowhead Highway. Die Hoffnung auf ein weiteres Bärenwunder schwindet. Auf die Totempfähle in Gitanyow ist wenigstens Verlass. Sie stehen dort schweigend und beharrlich, teilweise seit mehr als 100 Jahren. Manche schon etwas schief, aber sie stehen. Welche geheimnisvollen Legenden wohl in ihnen verewigt sind? Wir erkennen u. a. Raben, Wölfe und Menschen um ein großes Loch im Eis. Ein paar Kilometer weiter überqueren wir wieder den Skeena River und sind zurück am Highway 16. Keine weiteren Bären. Vielleicht ist es doch einfach zu heiß in Kanada für diese Jahreszeit? Auch bei unserer Picknick-Pause an einem Rastplatz brennt die Sonne auf uns hinab. Zum Glück stehen zwei Picknick-Bänke im Schatten. Also dann, zurück in die Zivilisation! Erst Terrace, dann Prince Rupert, immerhin beide mehr als 10.000 Einwohner. Für den Norden British Columbias quasi Mega-Metropolen. Definitiv groß genug für ein Tim Hortons, was Freddy zusätzlich motiviert. Vor und nach unserer Kaffeepause bei Tim Hortons bzw. Starbucks in Terrace sehen wir aber am Skeena River plötzlich ganz viele Bären! Hier halten sich die Schwarzbären also alle versteckt! Sechs prächtige Exemplare, darunter eine Bärenmama mit zwei tapsigen Jungtieren, die vor uns die Straße überqueren! Wie niedlich! Wir sind so perplex, dass wir manchmal gar nicht so schnell die Kamera zücken können. Zumindest von einem Schwarzbären am gegenüberliegenden Flussufer können wir gute Aufnahmen machen, denn Freddy fährt rechts ran und sogar ein kleines Stück zurück. Zum Glück ist nicht so viel Verkehr! Ach, heute Nacht werde ich ganz besonders gut schlafen – wenn sie nur nicht so kurz wäre! 4:20 Uhr wird mein Wecker klingeln ... Doch daran wollen wir jetzt noch nicht denken. Wir genießen die Weiterfahrt entlang des Flusses, des mächtigen Skeena River, durch das Küstengebirge und machen einen letzten Fotostopp am Telegraph Point, bevor wir Prince Rupert erreichen. Dort feiern wir am Abend im Restaurant unsere beiden Ehepaare, die heute ihr 40. bzw. sogar 50. (!) Jubiläum begehen. Goldene Hochzeit – eine wirklich starke Leistung!
10. Reisetag (Sonntag, 31. August 2025): Durch die Inside Passage von Prince Rupert bis Port Hardy
Wir starten alle noch ziemlich verschlafen in den Tag – nur Freddy scheint putzmunter zu sein. Und das ist ja die Hauptsache. Schließlich muss er uns gleich um 5:20 Uhr morgens zum Fährhafen fahren. Wahrscheinlich liegt es am guten Kaffee von Tim Hortons, den er sich gerade geholt hat. Für meine Gäste gibt es derweil im Hotel bei Bedarf schon ein kleines Frühstück (mit Waffelstation!). Die Fahrt zum Terminal dauert ganze fünf Minuten. Dann stehen wir und warten auf die Einschiffung. Und warten. Und warten. Heute geht alles besonders langsam. Nach mehr als einer Stunde kommt das Kommando und wir dürfen aufs Schiff. Nachdem wir uns auf Deck 5 gute Sitzplätze gesichert haben, beginnen wir mit der Erkundung der in Deutschland gebauten Fähre. Die Northern Expedition wird für die nächsten 16–17 Stunden unser Zuhause sein. Wer mag, kann gleich in die Cafeteria gehen, oder in den bequemen Sitzen eine Mütze Schlaf nachholen. Draußen ist es derweil hell geworden und die Fähre bereit zum Ablegen. Mit einer Vorbeifahrt am Containerhafen von Prince Rupert beginnen wir die Reise durch die Inside Passage bis Vancouver Island. Wenig später ist das Schiff von dichtem Nebel umhüllt – und wir sehen erstmal gar nichts. Im Verlauf des Vormittags wird es jedoch freundlicher, teilweise kommt sogar die Sonne hervor. Ob wir Wale sehen werden? Die erste Tierbegegnung haben wir mit einem Hirsch, der schwimmend die Wasserstraße durchquert. Sieht man auch nicht alle Tage! Mit gleichmäßiger Geschwindigkeit gleiten wir an bewaldeten Inseln, einigen Wasserfällen und kleinen Fischerbooten vorbei. Gegen Mittag sehen wir die ersten Buckelwale mit den Schwanzflossen aufs Wasser schlagen. Es werden schnell immer mehr, sodass wir aufhören zu zählen. Die zweite Tageshälfte wird deutlich sonniger und wartet mit einigen historisch interessanten Orten auf, z. B. einer verlassenen Fischfabrik und einem malerisch gelegenen Leuchtturm auf einer Insel. In Bella Bella legt die Northern Expedition am frühen Abend für eine halbe Stunde an. Etwa zwei Drittel der Strecke liegen nun hinter uns. Im Hafen von Bella Bella werden wir Zeuge eines weiteren kuriosen Schauspiels: dutzende Fische, die immer wieder aus dem Wasser springen. Beim Spaziergang an Deck in der Abendsonne bemerken wir einen weiteren Wal, der sogar ziemlich nah an unserer Fähre auf- und abtaucht. Langsam versinkt die Sonne hinter den Inseln im Westen und taucht den Himmel in ein feuriges Rot. Wir kommen fast pünktlich in Port Hardy an und sind nach zehn Minuten Fahrt im Hotel. Durch eine Verwechslung der Gruppen seitens des Personals wird es noch einmal spannend, doch mit kurzer Verzögerung bekommen wir unsere Zimmerkarten. Das Hotel selbst ist tatsächlich sehr schön gestaltet und die Betten sind bequem. Jetzt schnell schlafen, nach dem Frühstück geht es nach Victoria!
11. Reisetag (Montag, 01. September 2025): Port Hardy bis Victoria – Vancouver Island – Campbell River – Chemainus
Auch beim Frühstück sorgt die andere Reisegruppe für etwas Chaos, wodurch das Hotelpersonal ganz schön flitzen muss und ins Schwitzen kommt. Mit ein bisschen Geduld werden wir gut satt und kommen pünktlich los. Nach einem Schlenker durch Port Hardy beginnen wir die Fahrt nach Victoria am anderen Ende der riesigen Insel. Sie führt zunächst wieder durch Wald, viel Wald, bis wir nach etwa einer Stunde die erste Pause in der Telegraph Cove machen. So ein großer Bus sorgt für neugierige Blicke durch einen Hirsch am Straßenrand. Auch auf der Wiese am Resortkomplex liegen zwei Hirsche. Doch damit nicht genug der Tierbegegnungen! Im Wasser der Bucht tummeln sich verspielte Seeotter, die offenbar ein Motorboot erwerben (oder stehlen?) wollen. Noch schnell einen Tee oder Kaffee holen, dann geht es weiter. Über 500 Kilometer muss Freddy heute schaffen. Für die Mittagspause steuern wir Campbell River an und haben damit fast die Hälfte der Strecke geschafft. Der Ort liegt schön am Wasser und bietet ein paar nette Bäckereien und Restaurants. Den Nachtisch gönnen wir uns in Chemainus, denn direkt neben dem Bus hat eine Eisdiele geparkt — nein, umgedreht, wir haben den Bus rein zufällig neben einer Eisdiele geparkt, die rein zufällig viele leckere Sorten selbstgemachtes Eis anbietet. Aber eigentlich sind wir wegen der vielen Wandgemälde hier, die den kleinen Ort verschönern und die Geschichte der First Nations und Einwanderer wiedergeben. Über den Malahat Pass gelangen wir schließlich am Abend nach Victoria, beziehen unser schönes Hotel direkt neben dem Parlament am Inner Harbour und können uns beim Spaziergang zum Restaurant gar nicht von den vielen schönen Gebäuden und Ansichten losreißen. Neben dem Parlament gibt es ja noch das Empress Hotel, das alte Dampfschiffterminal und die niedlichen Wassertaxis! So viele tolle Fotomotive! Das könnten wir übrigens von unseren drei Gängen zum Abendessen auch wieder sagen. Und lecker ist es auch. Derweil wird es draußen dunkel und Victoria entfaltet dank der zauberhaften Beleuchtung noch einmal einen ganz anderen Reiz.
12. Reisetag (Dienstag, 02. September 2025): Victoria bis Vancouver – Butchart Gardens – Vancouver
Mit unserem Hotel in Victoria unmittelbar neben dem Parlament sind wir alle sehr zufrieden. Und die Hauptstadt von BC gefällt uns ebenfalls sehr gut. Nach dem Frühstück wollen wir uns bei einem Spaziergang die wichtigsten Gebäude um den Inner Harbour genauer anschauen und noch ein paar schöne Erinnerungsfotos machen. Wir beginnen gleich beim Parlament und arbeiten uns dann zum Museum, zum Helmcken House und schließlich zum Empress Hotel vor. Die Gewerkschaft des Museums hat extra einen Streik für uns organisiert und begrüßt uns mit Fahnen, Trillerpfeifen und Tröten. Obwohl sie sehr freundlich zu uns sind, ziehen wir doch die gepflegten Blumenrabatten und Eichhörnchen am ehemaligen Eisenbahnhotel vor. Nach dem Spaziergang kehren wir zum Hotel zurück, holen unsere Koffer ab und steigen zu Freddy in den Bus. Es ist unser letzter Tag mit ihm und wir werden ein bisschen wehmütig. Aber wir haben ja noch ein paar Stunden zusammen. Die verbringen wir zunächst mit einem Abstecher zum Mile Zero Monument im Beacon Hill Park an der Küste. Auf der anderen Seite der Salish Sea wären normalerweise die Olympic Mountains im US-Bundesstaat Washington sehen, doch die USA liegen heute im dichten Nebel. Vielleicht kein Zufall angesichts ihrer allgemeinen geistigen Verfassung? Entlang der Uferstraße fahren wir zum Inner Harbour zurück und passieren noch einmal das Parlament und das Empress Hotel. In der ältesten Chinatown Kanadas finden wir glücklicherweise einen Parkplatz und können dadurch durch die berühmte schmale Fan Tan Alley spazieren und anschließend das Drachentor fotografieren. Nun müssen wir leider Victoria doch verlassen, aber zumindest wartet mit den Butchart Gardens ein weiterer Höhepunkt auf uns. Inzwischen herrscht auch wieder das für unsere Reise gewohnte warme Sommerwetter, sodass das Gelato dort noch besser schmeckt. Aber eigentlich sind wir ja hier, um die Blumen- und Blütenpracht im Senkgarten, Rosengarten usw. zu bewundern und als Andenken und Ansporn ein paar Samen mit nach Hause zu nehmen. Mit der Fähre kehren wir anschließend auf das Festland zurück. Diesmal dauert die Passage nur 1,5 Stunden, führt aber ebenfalls an schönen Inseln und auch an netten Anwesen vorbei. Auf dem Fahrzeugdeck stehen wir in der ersten Reihe und können das Andockmanöver genau beobachten. Unter dem Fraser River hindurch und über ihn hinweg erreichen wir schließlich Vancouver, die „Perle am Pazifik“. Unser Hotel für die letzten beiden Übernachtungen in Kanada liegt an der English Bay. So können wir schon am heutigen Abend am Strand den Sonnenuntergang genießen.
13. Reisetag (Mittwoch, 03. September 2025): Stadtrundfahrt in Vancouver – Freizeit am Nachmittag
Unser heutiger Fahrer Hatinder tritt natürlich in große Fußstapfen. Neuer Bus, neuer Fahrer, kein Freddy … Aber der Bus steht überpünktlich bereit und Hatinder erweist sich ebenfalls als höflicher und netter Geselle, den ich gern besser kennengelernt hätte. Mit ihm erkunden wir jedenfalls auf einer halbtägigen Stadtrundfahrt die Metropole Vancouver und beginnen gleich um die Ecke am Stanley Park an den berühmten Totempfählen. Leider werden unsere Aussichten überall vom Smog getrübt, der heute wie eine Glocke über der Stadt hängt. Es regt sich auch nirgends ein Lüftchen, der ihn vertreiben könnte. Immerhin ist die Skyline der Downtown mit ihren Hochhäusern, dem Drehrestaurant und dem Kreuzfahrtterminal von hier aus noch sichtbar. Die Lions Gate Bridge führt ein bisschen in den Nebel und West Vancouver ist vom Prospect Point schwer auszumachen. Wir probieren trotzdem unser Glück und fahren weiter zum Queen Elisabeth Park. Immerhin liegt auch das Rathaus auf der Strecke und wir sehen einige Stadtviertel, die noch nicht von Wolkenkratzern dominiert werden. Doch wie wir sehen, sehen wir leider nichts von der Downtown und den Bergen im Hintergrund, können aber zumindest Fotos vom Park und Observatorium machen. Nächstes Ziel ist die Granville Island. Als Überbleibsel der Vergangenheit gibt es hier noch die Zementfabrik von Heidelberger, doch ansonsten befindet sich die Halbinsel fest in der Hand der Kunst-, Kultur- und Gastronomieszene. In der großen Markthalle finden wir alle ein schnelles, leichtes Mittagessen, während es zum Nachtisch mal wieder hausgemachtes Gelato gibt (vom Italiener gleich nebenan). Sehr lebhaft geht es auf Granville Island und überhaupt in Vancouver zu. Die Stadt wirkt voller Energie und Lebensfreude. Das führt natürlich auch zu einem höheren Geräuschpegel, als wir es in den letzten zwei Wochen gewöhnt waren. Pünktlich steht Hatinder wieder mit seinem Bus am Abholpunkt bereit, um die Stadtrundfahrt fortzusetzen. Gern möchte ich meinen Gästen noch die Chinatown von Vancouver zeigen, vor allem das Millennium Gate, das schmalste Haus der Welt und den Dr. Sun Yat-Sen Classical Chinese Garden, eine herrliche, grüne Oase der Ruhe inmitten des Großstadtdschungels. Das Altstadtviertel Gastown mit der berühmten Dampfuhr können wir derzeit nicht unmittelbar ansteuern, aber wir bieten die Möglichkeit an, in einer Parallelstraße auszusteigen und gleich in der Altstadt zu bleiben, denn hier gibt es natürlich viele Souvenirläden, Cafés und Restaurants und meine Gäste müssten nicht erst vom Hotel aus nochmals aufbrechen. Fünf Gäste bleiben an Bord und sehen damit auf der Rückfahrt immerhin noch die Waterfront Station, das heutige Kreuzfahrtterminal Canada Place sowie den Olympic Cauldron an der Uferpromenade. Bis zum gemeinsamen Abschlussabendessen im altehrwürdigen Sylvia Hotel haben meine Gäste nun Freizeit und können Vancouver individuell weiter erkunden. Beim großen Festmahl feiern wir später die gelunge Reise und uns als sehr harmonische und glückliche Reisegruppe.
14. Reisetag (Donnerstag, 04. September 2025): Abschied von Vancouver – Rückflug nach Deutschland
Auch unser letztes Frühstück in Kanada nehmen wir im Sylvia Hotel ein und dürfen uns in der kanadischen Königsdisziplin der Eierbestellung versuchen: Scrambled, poached, cooked, sunny side up, over easy oder von beiden Seiten gut durch? Nach dem Frühstück haben wir noch drei Stunden Gnadenfrist, bevor es zum Flughafen geht. Beim Spaziergang entlang der English Bay in Richtung Stanley Park treffe ich viele meiner Gäste, die sich noch einmal ganz der entspannten Atmosphäre am Meer hingeben, die letzten Eindrücke von Vancouver aufsaugen möchten. Um 12 Uhr müssen wir schließlich unsere Zimmer verlassen und wenige Minuten später steht auch schon überpünktlich der Bus bereit. Auf dem Flughafen Vancouver stehen leider vor dem Boarding schon die ersten Verabschiedungen an, denn in Frankfurt werden wir dazu nicht viel Zeit haben. Pünktlich legt die 747 vom Gate ab. Über die großen Bergketten Westkanadas, die wir in den letzten zwei Wochen so ausgiebig erkundet haben, fliegen wir der Heimat entgegen.
15. Reisetag (Freitag, 05. September 2025): Ankunft in Frankfurt und Heimreise
Nach einem ruhigen Flug kommen wir pünktlich in Frankfurt an. Hier trennen sich nun unsere Wege, unsere Schicksalsgemeinschaft der letzten zwei Wochen löst sich nach erfolgreicher Mission leider auf. Zeit für eine Umarmung und herzliche Verabschiedung. Das lange Warten auf den Shuttlebus zerrt dann leider an den Nerven aller Fluggäste, die noch einen Anschlussflug haben. Kaum zurück in Deutschland vermissen wir schon den entspannten Flughafen von Vancouver und die kanadische Freundlichkeit. Zu allem Überfluss verzögern sich unsere Flüge nach Dresden und Leipzig aufgrund einer Fliegerbombe, die nahe des Flughafens entschärft werden muss, wodurch eine Landebahn ausfällt. Dieses Kapitel gehört ja leider auch immer noch zu Deutschland, steht aber dummerweise gerade zwischen uns und unserem gemütlichen eigenen Bett — und der Jetlag nimmt darauf keine Rücksicht. Mit nicht ganz zwei Stunden Verspätung geht es dann aber doch weiter und wir kommen alle wohlbehalten am Zielflughafen an, sogar mit allen Koffern. Damit endet diese wunderschöne Reise zwar mit einer kleinen Verzögerung im Betriebsablauf, die aber den tollen Gesamteindruck nicht zu schmälern vermag.