Reisebericht: Rundreise Ost–Kanada zum Indian Summer

26.09. – 08.10.2016, 13 Tage Städte– und Naturreise im Osten Kanadas mit Toronto – Ontariosee – Niagara–Fälle – Algonquin Provinz Park – Ottawa – Montreal – Lac Taureau – La Malbaie – Quebec


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Für unsere Reise in den Osten Kanadas haben wir uns die schönste Jahreszeit ausgesucht. Wir erleben den Indian Summer in seiner ganzen Pracht und tauchen in die Natur und Kultur dieses wunderbaren endlos weiten Landes ein.
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

1. Tag (Montag, 26.09.2016) Anreise nach Toronto

Meine Reise nach Kanada beginnt um 12:45 Uhr auf dem Flughafen Dresden. Gespannt warte ich auf die ersten Gäste, die ich auf dieser Reise begleiten darf. Nach dem Security Check stärken wir uns mit einem Baguette und warten darauf, dass es endlich losgeht. Bis Frankfurt ist es nur ein sehr kurzer Flug mit der Lufthansa. Am Abfluggate treffen nach und nach auch meine anderen Gäste mit Flügen aus Berlin und Bremen ein. Der Flug nach Toronto mit Air Canada ist schon ein kleines Highlight, denn wir fliegen mit dem Dreamliner (Boeing 787-9)! Das wohl modernste Passagierflugzeug der Welt zeichnet sich durch einen um ca. 20% geringeren Treibstoffverbrauch, eine geringe Lärmbelästigung, größere Fenster und einen größeren Stauraum aus. Pünktlich landen wir in Kanada und treffen nach der Erledigung aller Einreiseformalitäten auf unseren örtlichen Reiseleiter Peter Kargl, der erst ein paar Stunden vorher aus seiner Heimatstadt Vancouver nach Toronto eingeflogen ist. Unser Busfahrer Paul-André holt uns vom Flughafen ab und fährt uns zu unserer ersten Unterkunft, dem Chelsea Hotel, mitten im Herzen der größten kanadischen Metropole. Hier nehme ich noch kurz Kontakt zu den Gästen auf, die auf eigene Faust angereist sind bzw. das Eberhardt-Vorprogramm in New York genutzt haben. Unsere kleine Schicksalsgemeinschaft (22 Gäste, Peter, Paul und ich) ist somit komplett und voller Vorfreude fallen wir nach einem langen Tag in die großen Hotelbetten.

2. Tag (Dienstag, 27.09.2016) Toronto, Niagara–on–the–Lake, Niagara Falls

Kaum haben wir uns am reichhaltigen Frühstücksbuffet gesättigt, steht schon das nächste Highlight an: die Fahrt hinauf auf den CN-Tower. In weniger als einer Minute bringt uns der Fahrstuhl in eine Höhe von 346 m. Insgesamt ist der Turm mit der Antenne 553,33 m hoch und war bis zur Fertigstellung des Burj Khalifa das höchste freistehende Gebäude der Welt. Bei strahlendem Sonnenschein genießen wir die Aussicht auf den Financial District, die Union Station, den Lake Ontario und die Toronto Islands mit dem City Airport. Kaum zu glauben, dass der Turm, der als eines der sieben Weltwunder der Moderne gilt, in ersten Entwürfen ursprünglich ausschließlich als Sendeturm dienen sollte und Besucher nicht vorgesehen waren! Ganz mutig stelle ich mich sogar auf den Glasboden und blicke hinab in die Tiefe. Im Anschluss an unseren Besuch des CN-Towers lasse ich es mir nicht nehmen, meinen Gästen persönlich die Stadt vorzustellen, die einmal meine Heimat gewesen ist. Wir beginnen die Stadtrundfahrt an der Harbourfront, wo wir noch einmal aus dem Bus aussteigen und zum Ufer des Lake Ontario schlendern. Wir fahren durch Chinatown und das Stadtviertel „Kensington Market" mit seinen vielen kleinen viktorianischen Häusern, an der Universität, am Royal Ontario Museum (ROM) und am Queen's Park mit dem Parlamentsgebäude der Provinz Ontario vorbei. Ein weiterer Pflichtstopp ist der Nathan-Philipps-Square mit dem alten und neuen Rathaus. Schließlich fahren wir noch durch die King Street mit der Roy Thomson Hall, dem Sitz des Toronto Symphony Orchestra, und am alten Fort York vorbei, bevor wir auf den Queen Elisabeth Way abbiegen, der bis nach Niagara Falls führt. Am Nachmittag machen wir jedoch als Überraschung erst noch einen Stopp im kleinen Städtchen Niagara-on-the-Lake. Der Ort hat Museumscharakter und war einmal die Hauptstadt der britischen Kolonie Oberkanada. Wir gönnen uns ein Eis und bummeln bei strahlendem Sonnenschein gemütlich die Hauptstraße entlang. Am frühen Abend erreichen wir schließlich das Ziel unserer heutigen Reise, den Ort Niagara Falls, natürlich benannt nach den berühmten Wasserfällen. Zum Einchecken in unserem schönen Hotel „Doubletree Fallsview Resort & Spa" bleibt nicht viel Zeit, denn unser Abendessen wartet! Im Skylon Tower in 160 m Höhe werden wir mit leckeren Köstlichkeiten verwöhnt und haben einen einmaligen Ausblick sowohl auf die amerikanischen als auch die kanadischen Fälle (Horseshoe Falls). Ab 21:00 Uhr werden die Fälle dann auch bunt beleuchtet - ein Schauspiel, dass wir uns trotz des einsetzenden leichten Regens nicht entgehen lassen wollen und daher nach dem Essen noch hinunter zum Ufer spazieren.

3. Tag (28.09.2016) Niagarafälle, Sainte–Marie among the Hurons, Huntsville

Da meine Gäste unbedingt mal so richtig nassgespritzt werden wollen, fahren wir am heutigen Morgen mit dem Boot direkt an die Niagarafälle heran. In rote Regencapes eingewickelt sehen wir aus wie die sieben Zwerge. Mir reicht allerdings eine Dusche am Tag und so verstecke ich mich hinter der Glasscheibe auf dem unteren Deck. So ist wenigstens die Kamera geschützt. Als erstes fahren wir an die amerikanischen Wasserfälle heran um eine kleine Kostprobe zu erhalten. Dann geht es in Richtung Horseshoe Falls. Das Tosen der Wassermassen wird so laut, dass ich kein Wort mehr verstehen kann. Man sieht nur noch eine weiße Wand aus Gischt. Als wir zur Anlegestelle zurückfahren, sehen wir einen wunderschönen Regenbogen. Für einen kurzen Photostopp fahren wir noch einmal mit dem Bus zu den kanadischen Fällen hinauf, und kurz nach 11 Uhr verlassen wir Niagara Falls und fahren wieder am Ufer des Lake Ontario entlang Richtung Toronto. Gern würde ich noch ein paar Tage hier verbringen und mit meinen Gästen in das bunte multikulturelle Leben dieser pulsierenden Stadt eintauchen. Jedoch sieht das Programm vor, dass wir stattdessen nach Norden abbiegen. Im Museumsdorf Sainte-Marie among the Hurons erhalten wir zunächst ein reichhaltiges Mittagessen, bevor wir eine Videopräsentation anschauen und dann durch die Anlage geführt werden. 1639 wurde von französischen Jesuiten an dieser Stelle eine Mission gegründet um das Hinterland zu erschließen und die Seelen der ortsansässigen Wendat-Indianer zu retten. Doch harte Winter und Konflikte mit den Irokesen setzten den Bewohnern schwer zu. Als der Konflikt mit den Irokesen eskalierte, musste die Mission schließlich nur zehn Jahre später wieder aufgegeben werden. Nachdem wir einen sehr anschaulichen Eindruck in das beschwerliche Leben der ersten Europäer in Kanada erhalten haben, setzen wir unsere Fahrt fort. Gegen 18 Uhr erreichen wir das Hidden Valley Resort kurz hinter Huntsville, unweit des Algonquin Provincial Parks. Das gemütliche Hotel verfügt über einen Swimmingpool, eine Sauna und ein sehr gutes Restaurant. Wir sind uns alle einig, dass wir es hier die nächsten beiden Nächte aushalten werden.

4. Tag (29.09.2016) Kanutour auf dem Oxtongue Lake

Am Oxtongue Lake warten schon unsere drei Kanus auf uns, als wir nach dem Frühstück hier ankommen. Jeder bekommt eine Schwimmweste und schnappt sich ein Paddel und schon geht es los. Auch heute scheint wieder die Sonne (haben wir ein Glück!) und badet die bunt gefärbten Wälder in ihrem warmen Licht. Mal von einem einzigen scherzhaften Kommentar, dass "man jetzt im Urlaub auch noch arbeiten muss", abgesehen, spucken alle in die Hände und legen los. Allein, während die Gäste in den anderen beiden Kanus schon fleißig um die Wette paddeln und in der Ferne davonziehen, kommen wir nicht vom Fleck - unser Guide hat vergessen uns loszubinden und wir paddeln auf der Stelle. Doch zum Glück werden wir schnell erlöst und beginnen unsere Aufholjagd. Am Ufer ziehen die verstreuten schönen Ferienhäuser mit ihren privaten Anlegestellen vorbei. Ein bisschen neidisch sind wir ja schon. Auf den herrlichen Wald, den wunderschönen See vor der Haustür und die rote Farbe des Zuckerahorns. Oh Kanada! Für gut 2,5 Stunden lassen wir die Kulisse auf uns einwirken bevor wir wieder an Land gehen. Ein bisschen hat sich der Himmel jetzt zugezogen und es wird frisch. Wir fahren zum Dorset Fire Watch Tower, den die Mutigen unter uns erklimmen, bevor wir uns zum Picknick versammeln und die uns vom Hotel mitgegebenen Lunchboxen öffnen. Peter und ich geben dazu eine Runde kanadischen Whiskey mit Ahornsirup aus - lecker! Wir fahren ins Hidden Valley zurück und verbringen den freien Nachmittag im Pool, in der Sauna oder bei einem Spaziergang am Seeufer. Nach dem Abendessen versammeln wir uns um ein Lagerfeuer und ich bringe meinen Gästen bei, wie man Marshmallows röstet und daraus S'mores macht. Das Spielen mit dem Feuer macht allen Spaß, doch den Bedarf an Marshmallows habe ich wohl etwas überschätzt. Oder anders ausgedrückt: das Abendessen war zu reichhaltig.

5. Tag (30.09.2016) Algonquin Park, Ottawa

Nachdem wir uns vom Hidden Valley Resort verabschiedet haben, fährt uns Paul am Morgen mit dem Bus zum Besucherzentrum des Algonquin Parks. Wir schauen einen Film, der uns die Geschichte des Parks und seine Natur- und Pflanzenwelt näher bringt, bevor wir von der Aussichtsplattform aus unseren Blick über die Waldlandschaft schweifen lassen. Ein Spaziergang auf dem Algonquin Logging Museum Trail lässt uns noch tiefer in das harte Leben der Holzfäller eintauchen, die diese Gegend mit bloßen Händen, pferdebetriebenen Flößen und später auch mit Dampfkraft wirtschaftlich erschlossen haben. Noch heute spielt die Holz- und Forstwirtschaft in Kanada ein wichtige Rolle. Am Nachmittag erreichen wir die kanadische Hauptstadt Ottawa, wo schon unsere Stadtführerin Stephanie auf uns wartet. Sie zeigt uns zunächst das Canadian Museum of History in Gatineau, auf der anderen Seite des Ottawa River (und damit in der Provinz Quebec), ein sehr außergewöhnliches Gebäude, dass die Geschichte der First Nations und der europäischen Besiedelung Kanadas sehr anschaulich darstellt. Nachdem wir vom Vorplatz aus einen Blick auf die alte Bibliothek des kanadischen Parlaments geworfen haben, gehen wir kurz ins Museum und bewundern die ausgestellten Totempfähle. Dann geht es wieder zurück auf die andere Flussseite und wir fahren an der Kunstgalerie, an den vielen Botschaftsgebäuden, an der Residenz des Generalgouverneurs und des kanadischen Premierministers vorbei. Letzter Stopp unserer Tour ist natürlich das beeindruckende Parlamentsgebäude selbst mit seinem 92 m hohen Friedensturm, errichtet im neogotischen Stil nach einem verheerenden Brand, der das vorherige Gebäude zerstörte und den nur die Bibliothek überstand. Am Rideau-Kanal entlang fahren wir schließlich zum Hotel Cartier Place & Suites. Unser Abendessen nehmen wir heute im „Tucker's Marketplace" ein, einem sehr guten Buffetrestaurant im Stadtviertel „Byward Market". Wie bei einem Buffet so üblich, schlagen wir kräftig zu, denn alle Köstlichkeiten wollen natürlich probiert werden. Und das Essen schmeckt wirklich! Den Abend lassen wir dann in der Bar des Château Laurier bei einem Glas Whiskey oder Wein ausklingen.

6. Tag (01.10.2016) Parc Oméga, Montréal

Auf dem Programm stehen heute der Parc Oméga bei Montebello und eine Stadtrundfahrt in Montréal. Da wir sehr gut durchkommen und der Wildpark noch geschlossen hat, fahren wir spontan ins kleine Zentrum des Örtchens Montebello und verfahren uns auf dem Golfplatz auf der Suche nach dem Fairmont-Hotel Château Montebello. Beim Wenden des Busses kann Paul sein Können eindrucksvoll unter Beweis stellen und erhält einen kräftigen Applaus. Das Château finden wir schließlich doch noch und der Umweg hat sich gelohnt! Nicht nur die Außenfassade des 1930 im kanadischen Blockhüttenstil erbauten Hotels ist sehr sehenswert, auch der riesige Empfangsraum mit seinem Kamin beeindruckt uns. Wir fahren wieder zum Wildpark zurück, der nun geöffnet hat, und steigen in einen umgebauten Schulbus um. Aus dem offenen Fahrzeug heraus können wir die Tiere mit Karotten füttern und ungehindert Fotos knipsen. Wir sehen Hirsche, Elche, Bisons, Wildschweine, Kojoten, Rentiere, Moschusochsen, Polarfüchse und Polarwölfe. Das Highlight kommt natürlich ganz zum Schluss: die Schwarzbären! Ja, der Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt! Nach einer kleinen Mittagspause müssen wir auch schon weiter, denn unsere Stadtführerin Ann-Marie erwartet uns in Montréal. Und sie hat natürlich viel mit uns vor, denn Montréal hat eine Menge zu bieten. Vom Mont Royal blicken wir nach Osten auf das Olympiastadion und das ehemalige olympische Dorf, bevor wir den Bus zurück in der Innenstadt am Place d'Armes für einen ausgedehnten Spaziergang durch die Altstadt verlassen. Leider müssen wir den Besuch der Basilika Notre-Dame auf den nächsten Tag verschieben, aber da wir am Sonntag viel Zeit haben, ist das nicht weiter schlimm. Dafür steigen wir noch hinab in die sogenannte „Unterstadt" von Montréal. Da es im Winter in Québec sehr kalt werden und entsprechend viel Schnee auf den Straßen liegen kann, sind die meisten Gebäude in der Innenstadt über ein Tunnelnetzwerk miteinander verbunden, so dass man hier unten von der Metrostation aus direkt zur Arbeit oder shoppen gehen kann. 33 km umfasst das System und man kann sich auf den verschiedenen Ebenen durchaus verlaufen. Also gehen wir lieber wieder hinauf an die Oberfläche und lassen uns von Paul zum Hotel „Le Nouvel" fahren, wo wir nach dem Check-In unser Abendessen einnehmen.

7. Tag (02.10.2016) Montréal, Fahrt zum Lac Taureau

Peter und ich beschließen, noch etwas zusätzliche Zeit in Montréal zu verbringen, denn ein halber Tag würde dieser Stadt nicht gerecht werden. Also begeben wir uns zum Olympiastadion, wo wir uns spontan entschließen, hinauf auf den Turm zu fahren. Die Aussicht ist fantastisch. Vor und unter uns erstrecken sich die beiden Inseln Hélène und Notre-Dame, die Altstadt, die moderne Innenstadt mit ihren Hochhäusern und schließlich die drei Gipfel des Mont Royal. Nach einer Fahrt durch den Parc Jean-Drapeau vorbei an der Formel 1-Rennstrecke und der Biosphere, dem ehemaligen amerikanischen Pavillon der Weltausstellung, halten wir noch einmal am Place d'Armes und holen die Besichtigung der Basilika nach. Der prächtige Altarraum der von 1824 bis 1829 im neugotischen Stil errichteten katholischen Kirche zieht uns sofort in seinen Bann. Anschließend haben wir uns für unsere Gäste noch etwas besonderes zum Mittagessen einfallen lassen: Man kann Montréal nicht verlassen, ohne das berühmte „Montreal-style Smoked Meat" (geräuchertes Fleisch von der Rinderbrust) probiert zu haben. Die Delikatesse mundet allen und nach dem Nachtisch fallen wir satt und zufrieden in unsere Bussitze. Nur der arme Paul muss arbeiten, denn er muss uns noch bis zum Lac Taureau bringen! Zur Musik von Leonard Cohen fahren wir über idyllische Landstraßen in Richtung Norden, während draußen ein leichter Regenschauer an die Fensterscheiben klopft.

8. Tag (03.10.2016) Lac Taureau

Kein Weckruf heute, jeder kann machen, was er will! Ob Angeln, im Whirlpool entspannen, im Schwimmbad seine Bahnen ziehen, mit dem Kayak oder Kanu über den See paddeln - das rustikale Ressort-Hotel „Auberge du Lac Taureau" bietet für jeden etwas. Als ich mich mit Peter um 10 Uhr zu einem Spaziergang treffe, sind trotzdem fast alle versammelt. Offenbar haben die Gäste Angst, dass wir beide uns allein im Wald verlaufen - ich bin gerührt. Also los! Gemütlich spazieren wir am Ufer des Stausees entlang, später dann durch den Wald. Etwas besser beschildert könnten die Wege tatsächlich sein, aber wir finden den richtigen Rückweg. Am Ende haben wir 9 km in den Beinen und uns eine Stärkung verdient! Um 14 Uhr steigen Peter und ich mit sieben Gästen dann sogar noch in Kayaks und machen den See unsicher. Ein schöner Tag, der durch zwei neugierige Rehe - einer Mutter mit ihrem Kind - noch zusätzlich versüßt wird. Wir folgen ihnen, während sie sich mit artistischen Sprüngen am Seeufer entlang bewegen. Große Angst scheinen sie vor uns nicht zu haben. Vor dem Abendessen noch kurz in den Whirlpool gehüpft, denn auch ein Reiseleiter muss sich mal erholen! Nach Einbruch der Dunkelheit versammeln wir uns dann erneut um ein Lagerfeuer und rösten die restlichen Marshmallows. Es lässt sich auf jeden Fall gut leben in Kanada!

9. Tag (04.10.2016) Trois–Rivières, Montmorency–Wasserfälle

Nach dem reichhaltigen Frühstück verabschieden wir uns vom Lac Taureau, obwohl wir uns gern noch länger im Whirlpool entspannt hätten. Doch unser Programm führt uns wieder in Richtung Süden an das Ufer des Sankt-Lorenz-Stroms. An der Wallfahrtskirche Notre-Dame-du-Cap in Trois-Rivières legen wir heute unseren ersten Stopp ein. An diesem Ort sollen sich zwei mysteriöse Wunder ereignet haben - zuerst soll sich eine Brücke aus Eis über den Sankt-Lorenz-Strom geformt und später dann soll die Marienstatue in der alten Kirche (eine der ältesten Steinkirchen Nordamerikas) vor drei Zeugen ihre Augen geöffnet haben. Architektonisch interessant ist die moderne Basilika auf jeden Fall, doch bzgl. der Wunder bin ich sehr skeptisch. Fast interessanter sind die riesigen Containerschiffe, die den Strom hinauf in Richtung Montréal fahren. Nach einem Mittagsstopp geht es weiter zu den Montmorency-Wasserfällen östlich der Provinzhauptstadt Québec. Wieder einmal lacht die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Über das Wetter können wir uns auf dieser Reise wahrlich nicht beklagen! Die Wassermassen stürzen sich insgesamt 84 m in die Tiefe. Damit sind die Fälle sogar 30 m höher als die Niagarafälle! Wir laufen vom Parkplatz aus bis auf die Hängebrücke und dann auf der anderen Seite die Treppe bis zum mittleren Pavillon hinunter, da man von hier aus einen sehr schönen Ausblick auf die Fälle hat. Anschließend fährt uns Paul durch herrlich bunt gefärbte Wälder bis nach La Malbaie zu unserem nächsten Hotel „Le Petit Manoir du Casino".

10. Tag (05.10.2016) Tadoussac, Whale Watching

Auf diesen Tag haben wir uns schon alle gefreut - die Whale Watching Tour steht an! Das Frühstück dauert etwas länger, da wir kein Buffet haben, sondern am Tisch bedient werden. Doch lecker ist es auf jeden Fall und beeilen müssen wir uns heute nicht. Wieder geht es an schönen bunten Waldlandschaften vorbei. Manitou hat auf seiner Jagd bereits große Beute gemacht und braucht vor dem Winter keine Angst mehr zu haben. Mit einer Autofähre, die Teil des kanadischen Highway-Systems ist, setzen wir nach Tadoussac über. Um es noch etwas spannender zu machen besuchen wir zuerst das Marine Mammal Interpretation Centre, wo uns der freundliche Mitarbeiter auf Englisch mit einem charmanten französischen Akzent mit viel Begeisterung auf unsere Bootsfahrt einstimmt. Als wir anschließend am Ufer spazieren gehen können wir sogar mit bloßem Auge in der Ferne bereits zwei Gruppen Belugas ausmachen. Dann geht es endlich an Bord. Als wir auf den Strom hinausfahren wird es ganz schön frisch. Wir stoßen auch recht schnell auf Minkwale und weitere Gruppen von Belugas. Letztere leben das ganze Jahr über im Sankt-Lorenz-Strom und sind sozusagen die Ureinwohner dieser Region. Wir sehen ihnen eine Weile beim Spielen und Jagen zu, bevor die Fahrt weitergeht, denn lange stören dürfen wir sie nicht. Finnwale sehen wir heute leider nicht, aber zwei weitere Minkwale surfen ein bisschen in unseren Bugwellen und Seehunde sehen wir ebenfalls. Insgesamt haben wir fast drei Stunden auf dem Wasser verbracht, als wir die Anlegestelle wieder erreichen. Der gute Paul hat geduldig auf uns gewartet und fährt uns wieder nach La Malbaie zurück, wo wir am Abend im Restaurant „Allegro" speisen.

11. Tag (06.10.2016) Canyon Sainte–Anne, Quebec City

Das Ende der Reise rückt leider langsam aber unaufhaltsam näher. Paul fährt uns unserer letzten Destination entgegen. Wir haben uns die schönste Stadt Kanadas bis zum Schluss aufgehoben: Québec City! Doch auf dem Weg halten wir noch an drei weiteren Orten. Als erstes stoppen wir an einem kleinen Besucherzentrum, in dem wir darüber aufklärt werden, dass wir uns die letzten beiden Tage in einem riesigen Einschlagskrater aufgehalten haben. Vor etwa 350 Millionen Jahren hinterließ ein Asteroid mit einem Durchmesser von mindestens 2 km einen Krater mit einem Durchmesser von 54 km, den Charlesvoix-Krater. Staunend begeben wir uns wieder in den Bus zurück und versuchen diese Zahlen zu verarbeiten. Zweites Ziel ist der Canyon Sainte-Anne. Wir spazieren gemütlich über drei Brücken entlang hinunter in die Schlucht und wieder hinauf und bewundern dabei den herrlichen Wasserfall inmitten dieser unbeschreiblich schönen Natur. Letzter Zwischenstopp ist das Sanctuaire de Sainte-Anne-de-Beaupré, die wichtigste Wallfahrtskirche Nordamerikas. Die 91 m hohe und 105 m lange katholische Basilika im neugotischen Stil wurde 1926 fertiggestellt. Von den zahlreichen Wunderheilungen, die sich hier ereignet haben sollen, zeugen die vielen Geh- und Krückstöcke im Eingangsbereich des Hauptschiffs. Es gibt auch einen Tank mit heiligem Wasser, doch ich traue mich als Heide nicht, meine Wasserflasche daraus zu füllen. Nach einem letzten Mittagsstopp bei Tim Horton's fahren wir endlich in die Stadt. Unsere Stadtführerin Christiane unterhält uns köstlich mit vielen interessanten Geschichten und Anekdoten. Gemeinsam erkunden wir zunächst die obere Altstadt und dann zu Fuß die untere Altstadt. In den pittoresken Gassen fühlen wir uns in das mittelalterliche Europa zurückversetzt. Am Abend fahren wir in das Restaurant „Erabliere Du Lac-Beauport", wo wir bei Live-Musik mit köstlichen traditionellen Québecer Speisen verwöhnt werden. Doch so viel, wie auf dem Tisch steht (und es wird immer nachgefüllt) können wir gar nicht essen! Gemeinsam mit einer französischen Reisegruppe werden wir zum Mitsingen und -tanzen aufgefordert und tragen so trotz Sprachbarriere unseren Teil zur Völkerverständigung bei. Nach dem Essen wird uns die Herstellung des berühmten Ahornsirups erklärt, die die europäischen Siedler von den First Nations erlernt haben. Ein mühevoller Prozess! Heute geht natürlich dank der Industrialisierung alles viel einfacher. Bevor wir in unser Hotel „Château Laurier" zurückkehren, können wir noch ein paar Souvenirs erwerben und Ahorn-Toffee probieren.

12./13. Tag (07.–08.10.2016) Québec City, Rückflug

Der letzte Vormittag in Kanada steht den Gästen zur freien Verfügung. Sie können in Ruhe Andenken kaufen oder auch einfach nur gemütlich durch die Altstadt bummeln. Peter und ich bieten ab 10 Uhr auch wieder einen gemeinsamen Spaziergang an. Wir laufen ganz entspannt durch die obere Altstadt zum ikonischen Château Frontenac, dass majestätisch über der Altstadt thront und die Silhouette der Stadt dominiert, spazieren noch einmal hinunter in die untere Altstadt, wo wir auf dem Place Royale bei einem Tee oder Kaffee das bunte Treiben beobachten, fahren dann mit der Funicolare wieder hinauf und schlendern die Governor's Promenade zurück zum Hotel. Um 14 Uhr heißt es dann endgültig Abschied nehmen von Québec City, denn Paul fährt uns zum Flughafen. Wir sagen Lebewohl und versprechen Peter und Paul, bald wiederzukommen um auch gemeinsam den kanadischen Westen zu erkunden. Etwas Überredungskunst ist dann noch nötig, damit uns Air Canada auch das Gepäck bis an die finalen Zielflughäfen durchstellt. Und dann sitzen wir plötzlich wieder im Flugzeug. Während des kurzen Fluges nach Ottawa können wir noch einmal die weite Landschaft mit ihren vielen tausend Seen und die herrlich rot gefärbten Wälder bewundern. Von Ottawa fliegen wir über Nacht nach Frankfurt, wo ich mich von allen Gästen, die nicht weiter mit mir nach Dresden reisen, schweren Herzens verabschiede.
Ich bedanke mich an dieser Stelle bei meinen Gästen für eine wirklich tolle gemeinsame Zeit in Ontario und in Québec und bei unserem örtlichen Reiseleiter Peter Kargl, der stets um unser Wohlergehen besorgt war und uns sein Land, sein geliebtes Kanada, so viel nähergebracht hat.
Ich freue mich sehr darauf Sie alle bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-Reise begrüßen zu dürfen.
Herzlichst, Ihr
Andreas Wolfsteller

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Vielen Dank für den Kommentar und das Bereitstellen der vielen tollen Fotos! :)

Bis zum nächsten Mal!

Andreas Wolfsteller
06.11.2016

Danke für den schönen Reisebericht und die Fotos von erlebnisreichen 12 Tagen in Kanada. Und ja, in Toronto hätten wir gerne noch ein paar Tage bleiben können.

Meine Fotos habe ich erst zur Hälfte durch, aber sie sind schon verfügbar. Die Galerie wächst regelmäßig:

http://foto.wikia.com/wiki/Galerie:Kanada_2016

Eva Kröcher
06.11.2016