Reisebericht: Rundreise Marokko – Karawane unter dem Halbmond

01.10. – 12.10.2017, 12 Tage Rundreise Nordafrika: Marrakesch – Casablanca – Rabat – Meknes – Fes – Atlasgebirge – Sahara – Erfoud – Dades–Schlucht – Ouarzazate – Essaouira


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Wie unterschiedlich und vielfältig doch die Landschaften Marokkos sind. Davon konnten wir uns auf dieser wundervollen Reise überzeugen.
Ein Reisebericht von
Peter Rudolph

1.Tag, So. 01. 10. 2017, Flug nach Marrakesch

Kurz vor 7 Uhr in der Frühe treffen wir uns zu zehnt in der Abflughalle des Dresdner Flughafens. Die Bordkarten habe ich schon dabei und so finden wir uns nach der Gepäckaufgabe und der Zollschleuse im Cafe wieder und checken erst einmal bei einem keinen Imbiss den Tag durch. Der Flug über Frankfurt, wo wir noch zwei weitere Gäste treffen, nach Marrakesch verläuft ruhig. Die Passkontrollen in Marrakesch ziehen sich leider immer noch sehr lange hin, aber wir sind überpünktlich gelandet, sodass kaum Zeitverzug eintrat. Zudem sind alle Koffer mitgekommen und Geld haben wir auch gleich getauscht. So kann uns Mohammed vor dem Terminal empfangen. Dieser wird für die nächsten Tage unser einheimischer Reiseleiter sein. Wir haben einen wendigen Kleinbus mit gut gehender Klimaanlage, in den unser Chauffeur Ali das Gepäck verstaut. Auf geht's in das nicht allzu weit entfernte Hotel, wo die Zimmer schon bezugsfertig sind und wir uns frisch machen können. Nach kurzer Zeit sind die ersten schon im Pool. Bei Temperaturen über 30 Grad ist das frische Nass doch allzu verlockend. Am späten Nachmittag treffen wir uns in der Lobby und fahren ein erstes Mal in die Stadt hinein. Unser Ziel ist der Jemaa el Fna, der Platz der Toten. Der Name rührt von seiner ehemaligen Rolle als Gerichtsplatz her, wo auch die Köpfe der Hingerichteten zu Schau gestellt wurden. Tot ist das riesige Areal jedoch gar nicht. Im Gegenteil ist er heute der lebendige Mittelpunkt der Altstadt, der sich mit zunehmender Abendkühle immer mehr belebt. Gaukler, Musikgruppen, Schlangenbeschwörer, Schuhputzer, zahlreiche Händler und viele Imbissbuden mit noch mehr Kunden beleben diesen riesigen Platz. Die beste Aussicht hat man von den vielen Terrassencafes, wo man das bunte Treiben in Ruhe von oben beobachten kann. Zudem feiert man gerade Aschura, den 10. Tag des Monats Moharram, dem 1. Monat im islamischen Kalender. Man gedenkt mit lautem Trommeln und Musik, sowie zunehmend auch mit Knallkörpern dem Märtyrertod des 3. Imams Hussain, einem Enkel des Propheten in der Schlacht von Kerbela anno 680. Das Fest wird in der islamischen Welt, je nach Land und Ausrichtung sehr unterschiedlich begangen. In Marokko ist langes Wochenende, und so kommen auch viele Menschen aus anderen Gegenden Marokkos nach Marrakesch um dieses hier zu verbringen, und dabei auch diesen Platz zu besuchen und zu feiern.
Bei einbrechender Dunkelheit erreichen wir unser Hotel und lassen uns ein sehr gutes Büffet mit vornehmlich marokkanischen Speisen an einer schönen Tafel unter freiem, sternenklaren Himmel schmecken.

2. Tag, Mo. 02. 10. 2017, Marrakesch

Nach dem guten Frühstück fängt für uns der Tag außerplanmäßig an. Mit Mohammed zusammen habe ich mir überlegt, den Jardin Majorelle, einen der schönsten Gärten Marrakeschs zu besuchen. Hier fängt der frühe Vogel den Wurm, denn das Areal ist nicht übermäßig groß zudem je mehr Menschen drin sind, desto mehr schwindet die einzigartige Atmosphäre. Und fast hätten wir das 4,8 ha große Areal kurz für uns allein gehabt, wenn nicht schon wieder eine japanische Reisegruppe schneller gewesen wär.....Der Garten wurde in den 20er Jahren vom franz. Kunstmaler Jacques Majorell angelegt und mit Pflanzen bepflanzt die er aus aller Welt von seinen Reisen mitbrachte. Bambus, Palmen und riesige Agaven umfangen den Betrachter. 1980 wurde der Garten vom Modeschöpfer Yves Saint Laurent und seinem Freund Pierre Bergé erworben und umgestaltet. Heute ist er eng mit der Stiftung der beiden verbunden, die sich für vielfältige Initiativen bildungspolitischer, kultureller und botanischer Art in Marokko einsetzt. Im ehem. Wohnhaus Laurents befindet sich z. B. ein Berbermuseum. Nach dem Besuch begeben wir uns zur Koutoubia Moschee, quasi dem Wahrzeichen der Stadt, dessen 63 m hohes Minarett fast von überall zu sehen ist. Hinein dürfen Nichtmuslime in die Moschee nicht. Das ist in ganz Marokko bis auf eine Ausnahme in Casablanca der Fall. Aber auch von außen ist das Bauwerk, das einen Vorgängerbau hatte sehr imposant und allein das Minarett gilt als eines der schönsten Beispiele maurischer Architektur im Land. .Wir stoppen am Bab Agnaou, dem schönsten und ältesten Stadttor aus dem 12. Jh. und gehen ein paar Schritte zu Fuß zu Moschee al-Mansur. Sie liegt mitten im Palastviertel, der Kasbah und beherbergt im hinteren Teil die Gräber der des Herrschergeschlechts der Saaditen. Die Königsnekropole wurde aus einem älteren Bestattungsplatz ab 1557 als eine solche umgestaltet und aufgewertet. Auch Herrscher der Nachfolgedynastie der Alaouiten bestattete hier teilweise noch im 17. Jh. In den Mausoleen entfaltet sich eine ungeheure ornamentale Kraft. Wir brauchen erst einmal eine Pause. Durch das Judenviertel schlendernd, erreichen wir ein luftiges Terrassencafe und genießen Minztee oder frisch gepressten Fruchtsaft, während wir uns das quirlige Gassenleben von oben anschauen. Dem fühlt man sich hier oben seltsam entrückt. Ein kurzer Weg ist es hernach zum Museum Dar i Said in einem Palast aus dem 19. Jh. Leider wird das Haus z. Zt. in weiten Bereichen renoviert, sodass uns ein Blick auf die reichhaltigen Sammlungen vor allem im oberen Stockwerk verborgen bleiben, wie auch der Innengarten. Unser Besuch gibt aber einen sehr guten Einblick in die Wohnarchitektur und den Reichtum an Mosaiken, Schnitzereien und Malereien derer, die in solchen Häusern leben durften. Und angenehm kühl ist es hier auch. Ganz ohne Klimaanlage. Das ändert sich, als wir wieder die Gasse betreten, um uns auf einen Rundgang durch die Souks zu begeben. Jene von Marrakesch gehören zu den ausgedehntesten. Ohne unseren Guide würden wir uns in dem Irrgarten aus kleinen und kleinsten Gässchen heillos verlaufen. Gegliedert ist er nach Gewerken. Korbmacher, Schmiede, Töpfer, Lederarbeiter, Teppichhändler etc. haben alle ihren eigenen Souk und bieten ihre mitunter noch vor Ort hergestellten Waren feil. Hinter jeder Biegung ein anderer Duft, andere Geräusche und Farben, ist es an Eindrücken schon fast zu viel. Dazu noch Esel, Lastenträger oder Karren, sowie auch noch Motorradfahrer, die sich durch die eh schon verstopften Gassen zwängen. Befreiend wirkt nach 2 Stunden der Ausgang zum Gauklerplatz. Aber mittlerweile sind es 36 Grad im Schatten und in der Sonne auf dem Platz fühlt man sich wie gebraten. Wir zerfließen förmlich und sind froh, wieder im Bus zu sitzen. Trotzdem kommen wir auf jeden Fall nochmal am letzten Tag hierhin, denn nun haben wir schon einen ersten Überblick. Wie schön ist auch der weitere Nachmittag, den wir in Ruhe in klimatisierten Zimmern oder bei ungetrübtem Badespaß im Pool verbringen.

3. Tag, Di. 03. 10. 2017, Marrakesch – Essaouira

Heute führt uns unsere Reise nach Westen an den Atlantik. Bevor wir dort jedoch ankommen besuchen wir eine Frauenkooperative für Arganöl; das Gold Marokkos, wie es auch genannt wird. Der Arganbaum wächst nur in einem recht kleinen Gebiet im Südwesten des Landes. Versuche, ihn auch woanders zu kultivieren, schlugen bisher fehl. Das Öl ist sehr reich an Vitaminen und Antioxidanzien. Es soll gegen vieles helfen. So benutzten es die Menschen des Gebiets um Essaouira schon seit alters her sowohl als Nahrungs-, als auch als Heilmittel. Weil die Ressourcen begrenz sind, und es die Kosmetikindustrie für sich entdeckte, ist es mittlerweile sehr teuer. Zahlreiche Kooperativen von und für Frauen wurden seit 1996 gegründet und geben vor allem Frauen die Möglichkeit, in dieser sonst so kargen Berufslandschaft dieser Gegend ein eigenes Einkommen zu erlangen. Sie führen uns den Produktionsprozess vor, von der Entkernung der Arganmandel übers malen bis zum pressen des Öls. Natürlich schließt sich immer ein Verkaufsraum an, aber hier kann man sicher sein, keine Fälschung zu kaufen, auch wenn es etwas teurer ist. Eine kurze Strecke ist es dann nur noch bis Essaouira, der weißen Stadt am Meer. Es ist merklich kühler geworden und die Luft ist diesig. Die Stadt ging aus einer phönizischen Siedlung hervor und wurde von den Portugiesen, welche diesen Landstrich lange Zeit beherrschten Mogador genannt. Ihren heutigen Namen erhielt sie nach Neuerrichtung im 18. Jh. vom damaligen Sultan. Er leitet sich von Saouirah ab, was soviel wie das vollendete Bild bedeutet. So schön empfand der Sultan sie beim ersten Anblick. Der franz. Architekt Theodor Cornut errichtete sie für den Sultan und bekam (er saß im Gefängnis) dafür seine Freiheit geschenkt. Als vollständig erhaltenes Beispiel einer befestigten Hafenstadt des 18. Jh. steht die Stadt seit 20012 auf der Welterbeliste. Bekannt ist sie aber einerseits als Hippiekolonie in den 60er Jahren geworden, wie andererseits durch Purpurmanufakturen und den Intarsienarbeiten mit edlen Hölzern wie z. B. Thujaholz. Die Medina ist schön übersichtlich und man verläuft sich nicht so schnell. Hier kann man schön gucken und auch das eine oder andere erwerben. Viele Restaurants laden dazu ein, wehe Füße ein wenig ruhen zu lassen. Und den Abschluss krönt ein nicht allzu weiter Strandspaziergang vom Hafen aus bis zu unserem Hotel. Hier lassen wir den Tag beim abwechslungsreichen Abendbüffet ausklingen.

4. Tag, Mi. 04. 10. 2017, Essaouira – Casablanca

Heute reisen wir nach Norden. Eigentlich sollte es noch ein schöner Vormittag am Strand in Essaouira sein, jedoch scheint die Stadt eine richtige Nebelfalle zu sein. Man kann die Hand vor Augen kaum sehen, geschweige denn den Strand. Folglich ziehen wir unsere Abreise etwas vor und begeben uns auf den Weg nach Casablanca. Der Weg ist auch gleichzeitig das Ziel. Er führt uns meistens direkt am Atlantik entlang, wo wir natürlich auch einen Photostop einlegen. Die Straße wurde zunächst von den damaligen Kolonialherren angelegt, weshalb sie heute noch Portugiesenstraße heißt. Nach einem ersten Teestop in Souira machen wir unsere Mittagspause im Badeort Oudira. Dieser ist vor allem Marokkanern bekannt und touristisch noch recht unerschlossen. Muscheln, vor allem Austern aber auch Fische werden hier frisch gefangen, gleich am Strand angeboten und zubereitet. Wir ziehen eines der Restaurants vor, wo wir uns das frische Meeresgetier schmecken lassen.  Gut, dass wir etwas früher losgefahren sind, denn so entgehen wir dem täglichen Stau in Casablanca. Wir erreichen die Viermillionenmetropole, Marokkos größte Stadt am Nachmittag und kommen ohne Stau am Hotel an. Beim Namen Casablanca fällt natürlich allen der berühmte Film mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann ein. Und deshalb besuchen wir zum Abendessen auch die Lokalität, die im Film eine wesentliche Rolle spielt, nämlich Ricks Café. Es ist zwar nicht das Original, denn der Film wurde 1942 in Hollywood gedreht. Jedoch hat eine ehemalige US-Diplomatin eine richtig gute Kopie in einem alten Herrenhaus am Rande der Medina eingerichtet. Sogar das Klavier steht an der richtigen Stelle. Hier lassen wir uns also unser Abendessen schmecken und genießen die orientalische Atmosphäre, wo die durchbrochenen marokkanischen Lampen facettenreiche Muster an die Wände leuchten. Nach diesem Mahl sehen wir die Hassan II. Mosche prächtig angestrahlt. Da müssen wir einfach noch einmal stoppen um das zu bewundern. Es ist ein richtig guter Tagesabschluss.

5. Tag, Do. 05. 10. 2017, Casablanca – Rabat

Die große Moschee Hassan II ist nach jener in Mekka die zweitgrößte der Welt. Die Dimensionen sind riesig. Allein der Turm ist 200 m hoch. Zum Gebet wird jedoch unten von einem Mikrofon aus in die Lautsprecher in luftiger Höhe. 200 m ist der Innenraum lang und mit Emporen für die Frauen ausgestattet. Das Dach läßt sich elektronisch aufschieben. Im Untergeschoß befinden sich Brunnen und Wasserhähne, sodass sich tausende von Menschen gleichzeitig reinigen können. Durch Spenden konnte sich jeder Marokkaner am Bau beteiligen, sodass es heute ein Bauwerk fast aller marokkanischer Familien darstellt. 1993 wurde sie eingeweiht und 25000 Menschen finden gleichzeitig in ihr Platz. Ein Gotteshaus der Superlative ist es, in dem sich auch noch Hamams und auf dem Gelände Bibliotheken und Schulen befinden. Nach deisem Besuch befahren wir noch die wichtigsten Boulevards und Plätze der Stadt, bevor wir uns auf die Autobahn in Richtung Rabat begeben. Hier besuchen wir zunächst das riesige Areal des Königspalastes, auf dem sich auch die Gebäude verschiedener Ministerien und die schicken Wohnhäuser der Beamten befinden. Man darf hier sogar die Soldaten knipsen, die den Eingang zum Palast bewachen. Allerdings darf man nur bis auf ca. 100 m Entfernung an die Palastmauer heran. Wir parken danach in der Prachtstraße der Hauptstadt, der Avenue Mohammed V., direkt vis a vis des Parlaments, denn Rabat ist die Hauptstadt Marokkos. Von hier aus starten wir individuell zur Mittagspause nach der wir gestärkt die außerhalb der Medina gelegene Festung Chellah besichtigen. Neben den Ruinen einer römischen Siedlung beherbergt sie auch die Nekropole der Merinidenherrscher, insbesondere das Grab von Sultan Abu Yakoub, der im 13. Jh. gegen die Spanier fiel. Aus seiner Zeit stammt auch die Moschee, die heute ruinös ist. Das Gelände ist bekannt für seine vielen Störche, die dort überwintern. Aber als wir dort sind haben die sich wohl gerade zur Mittagspause verabredet. Dafür sehen wir Aale in einer heiligen Quelle. Durch die Gabe eines Bakschisch werden sie mit gekochten Eiern gefüttert und jeder hat einen Wunsch frei. Meinen kann ich ja nun verraten: Ich wünschte mir, dass alle meine Gäste wieder gesund nach Hause kommen. Irgendwie scheint an der Quelle was dran zu sein. Mein Wunsch ging jedenfalls in Erfüllung. Nun besuchen wir den Hassanturm, der eine unvollendete Moschee darstellt. Ende des 12. Jh,. wurde der Bau vom schon besagten Sultan Abu Yakoub angeordnet. Gleich gegenüber befindet sich das Mausoleum von König Mohammed V., das als eines der schönsten Beispiele für islamische Architektur gilt. Vor dem Gelände lassen sich übrigens auch Wächter in historischen Uniformen auf prächtigen Araberpferden photographieren. Den Abschluss der Besichtigung von Marokkos Hauptstadt bildet der Besuch der Kasbah, deren verwinkelte Gassen wir über einen sehr schönen Andalusischen Garten erreichen. Alles ist hier in weiß und blau gehalten und von der Zitadelle aus haben wir einen schönen Blick auf die Nachbarstadt Salé. Hier wohnt der König Mohammed der VI. und auch viele Pendler, die Tag für Tag zur Rush Hour für ein Verkehrschaos sorgen. Ist die Stadt doch nur durch den Fluß Oued Bou Regreg von der Hauptstadt getrennt. Auf dem Weg zum Bus queren wir einen riesigen Friedhof, von dem bestimmte Teile uns sehr verlassen, gar verwahrlost vorkommen. Mohammed erklärt uns, dass es ein Einebnen von Gräbern wie bei uns nach einer bestimmten Zeit nicht gibt, sondern ein Grab quasi ewig besteht, auch wenn niemand mehr da ist, der sich drum kümmert. Das ist natürlich nicht zwingend, wenn z. B. etwas gebaut werden soll.
Viele Eindrücke der marokkanischen Hauptstadt begleiten und in unser Hotel, wo wier beim Abendbüffet den Tag beschließen.

6. Tag, Fr. 06. 10. 2017, Meknes – Voloubilis – Fes

Unsere Reise setzen wir nun ins Landeinnere fort, nud zwar ab heute in einem großen Bus, denn der Kleinbus ist für weitere Strecken doch etwas sehr beengt. Meknes soll unser erstes Ziel sein, aber wir besuchen zuerst Voloubilis, um dem Ansturm der Massen zu entgehen. Auf dem Weg dorthin stoppen wir außerplanmäßig in Moulay Idriss, dem wichtigsten Wallfahrtsort Marokkos. In dieser heiligen Stadt liegt der Gründer der ersten marokkanischen Dynastie und des ersten marokkanischen Staates Moulay Idriss begraben. Wir dürfen das Heiligtum als Nichtmuslime nicht betreten, aber von außen ablichten. Plötzlich stiebt alles auseinander. Lautes Gerufe ist hörbar. Von vielen Männern wird ein Leichnam auf einem Brett mit Tüchern bedeckt durch die Straße getragen. Mohammed ruft: „Keine Photos!" Wir halten uns daran, denn es ist eine Beerdigung. Immer noch kommen viele Pilger hierher, auch als Ersatz für die Hadsch nach Mekka. Das römische Imperium erreicht uns in Voloubilis. Es ist fast der südwestlichste Außenposten des Römischen Kaiserreichs. Reste riesiger Villen reicher Römer mit prächtigen Mosaiken können wir bestaunen. Unser lokaler Guide zeigt uns die Karte des römischen Imperiums. Die nördlichste Grenze ist der Hadrianswall zwischen England und Schottland und mir fällt auf, dass sich von Nord nach Süd alle Römerstädte doch irgendwie ähnlich sind. Auch Thermen sind überall vorhanden, hier wie dort. Legten doch die Römer immenses Gewicht auf ungetrübten Badespaß. Den hätten wir auch gerne, denn Schatten gibt es wenig. Und bei fast 50 Grad in der Sonne kürzen wir unseren Besuch ein wenig ab. Heute ist Freitag, also quasi der islamische Sonntag. Unser Besuch in der Medina von Meknes ist also nicht von Gedränge geprägt. Die meisten Läden haben geschlossen. Muße, uns von Mohammed ganz in Ruhe und ohne Hektik alles erläutern zu lassen. Natürlich lassen wir das imposante Donnerstagstor und eine Fahrt durch die Ville Imperiale nicht aus. Das wohl prächtigste Stadttor Marokkos, das Bab el Mansour heben wir uns für den Schluß auf. Im schicken Hotel angekommen, ist leider schon die Hälfte der Reise vorbei. Es ist „Bergfest". Eberhard-travel gibt aus diesem Anlass heute Abend einen aus. Und so gibt es die Getränke zum Essen gratis.

7. Tag, Sa. 07. 10. 2015, Fes

Mohammed hatte uns schon darauf hingewiesen, dass die Medina von Marrakesch und Rabbat nur ein Training seien für Fes. Er hat einen extra Aufpasser für uns arrangiert, das niemand verloren geht. Die Medina von Fes ist labyrinthisch. Tausende Gassen gehen rechts und links ab, oft in Sackgassen endend. Nachdem wir an der Festung Borj Sud einen ersten Blick auf Fes von oben geworfen haben, begeben wir uns vor den Königspalst und machen ein Gruppenbild. Danach schlendern wir zunächst ein kurzes Stück durch das jüdische Viertel. Dann betreten wir das Labyrinth der Gassen und verlieren recht schnell die Orientierung. Aber wir bleiben alle zusammen und lauschen den Ausführungen unseres Guides, der uns zu verschiedenen Handwerken etwas zu berichten hat. Wir pausieren bei Tischlern, Steinmetzen, Metallpunzern, Kupferschmieden, traditionellen Bäckern und besuchen eine Agavenseidenweberei. Natürlich lassen wir auch die älteste Medresse, die Medersa Bou Inania aus dem 14. Jh. nicht aus und sind von der Ornamentalen Pracht im Innern überwältigt. Wir unterbrechen den Rundgang für ein kleines Mittagsmahl, welches wir in einem schönen, schattigen Terrassencafe einnehmen. Von einer Terrasse aus werfen wir von oben auch einen Blick auf das weltbekannte Gerberviertel, in dem bei großer Hitze viele Männer ihre schwere Arbeit verrichten. Über 4 Stunden sind wir in den Gassen unterwegs und es wird nie langweilig. Außerhalb der Souks besichtigen wir zusätzlich noch eine Töpferei, in der auch Mosaike angefertigt werden. Den Abschluss bildet der Besuch der Merinidengräber. Die große Nekropole, erstreckt sich auf einem Hügel nördliche der Stadt und man genießt von hier noch einmal eine wundervolle Aussicht auf die alte Königsstadt. Den Tag beschließen wir in unserem Hotel bei einem guten Abendessen.

8. Tag, So. 08. 10. 2017, Ifrane – Erfoud

Unser erstes Ziel heißt heute Ifrane. Dazu reisen wir in das Atlasgebirge auf gut 1600 m Höhe. Ifrane hat eine sehr europäische Architektur. Es ist ein beleibter und exklusiver Wintersportort für reiche Marokkaner und besitzt seit 1995 eine sehr große Universität  mit gutem Ruf. Wahrzeichen der Stadt ist ein großer steinerner Löwe aus der Zeit des 2. Weltkriegs. Er erinnert an den Berber- oder Atlaslöwen, welcher das Gebirge einstmals zahlreich bevölkerte. Die Vegetation um die Stadt besteht überwiegend aus Zedern und Steineichen. Diese Wälder sind Heimat der Berberaffen. Natürlich halten wir an, als wir eine recht große Horde direkt am Straßenrand erblicken. Anstelle eines Mittagessens habe ich gestern verschiedene Dinge für ein Picknick besorgt. Die Überraschung ist gelungen und wir dürfen es im Garten eines kleinen Restaurants einnehmen. Unser Weg fürht uns witer nach Süden und wieder ändert sich die Landschaft. Nun wird es heißer und karger. Wir nähern uns der Sahara. Die Berge werden kahl und nur in den Tälern finden sich grüne Flecken in Form von Oasen. Hinter dem Ort Ar Rashidia stoppen wir und haben einen schönen Ausblick auf die Osases du Ziz. Nachdem wir unser Hotel erreicht haben machen wir uns sofort bereit für einen Ausflug in die Wüste. Mit drei Landrovern fahren wir zum Erg Chebbi, einer Sanddünenlandschaft von bis zu 150 m Höhe und einer Nord-Südausdehnung von fast 30 km. Hier sind wir auch nicht mehr weit von der Algerischen Grenze entfernt. Wer nun Lust hat, besteigt ein Dromedar und kann mit dem Wüstenschiff bequem die Dünen erobern. Da kommt richtiges Saharafeeling auf. Heute nehmen wir unser Abendessen etwas später ein, denn wir wollten den Sonnenuntergang in der Wüste miterleben und hatten auch die Fahrtstrecke zurück, von ca. 35 km noch zu bewältigen.

9. Tag, Mo. 09. 10. 2017, Todraschlucht – Straße der 1000 Kasbas – Boumalne

Nachdem wir am Morgen eine Fossilienwerkstadt besucht haben, denn diese Versteinerungen treten hier massenhaft auf, bereisen wir die Straße der 1000 Kasbahs nach Westen. Bei Fezna stoppen wir, um uns die Haharras anzuschauen. Das sind unterirdische Wasserleitungen zu den Oasen, deren Verlauf an den Schächten zu erkennen ist, die in kilometerlangen Reihen wie Maulwurfshügel die Landschaft durchziehen. In der Oase Todra werden wir von einem einheimischen Führer durch die Gärten und Palmenhaine geführt. Wichtigste Pflanze ist natürlich die Dattelpalme, aber wir sehen auch Luzerne, Granatäpfel, Kohl, Feigen und Äpfel. Selbst Getreide wird angepflanzt. Die Osasen am Fluss Todra münden in der gleichnamigen Schlucht. Sie wird immer enger und 300 m hohe Felsen ragen steil zu beiden Seiten der Straße auf. Schön schattig und kühl ist es hier zwischen den roten Felswänden. Am späten Nachmittag erreichen wir die Oasenstadt Boumalne, wo wir unser Hotel direkt am Rand der Wüste beziehen und den Tag beim Abendessen ausklingen lassen.

10. Tag, Di. 10. 10. 2017, Dades–Schlucht – Ouarzazate

Der Weg nach Westen führt uns heute durch das Dadestal bis zur gleichnamigen Schlucht. Wir machen Photostops an verschiedenen Kasbahs, z. B. Aid Menha und Aid Arbi und gehen um die Kasbah Didis herum. Vor der eigentlichen Dadesschlucht müssen wir in Kleinbusse umsteigen, denn die Straße wird eng, steil und kurvig. Der Ausblick in die Schlucht ist atemberaubend und auch hier nehmen wir das letzte enge Stück zu Fuß in Angriff. Eine Mittagspause legen wir in der Stadt Kelaa ein, der Rosenstadt Marokkos. Die Rosen werden hier jedoch nicht feldmäßig angepflanzt, sondern fungieren in langen Reihen gleichzeitig als Grundstücks- und Feldbegrenzungen. Natürlich wird hier viel Rösenöl und Rosenwasser verkauft, sowie verschiedene andere Produkte rund um die Pflanze. Nachdem wir unser Hotel bezogen haben macht Mohammed noch den Vorschlag, eine alte Kasbah aus dem Jahre 1754 zu besuchen. Es ist die Kasbah Taourit, durch die uns ein localer Guide führt, und uns das Leben darin und die einzelnen Funktionen der Räume erläutert. Zusätzlich unternimmt er mit uns noch einen Spaziergang durch die anschließende Altstadt von Ouarzazade. Schon ist es Abend geworden und wir bereiten uns auf das Abendessen vor.

11. Tag, Mi. 11. 10. 2017, Ouarzazate – Marrakesch

Aus der Wüstenstadt begeben wir uns heute nach Norden. Unser erstes Ziel ist das Dorf Aid Ben Haddou, welches auf der Unesco-Welterbeliste steht. Es war und ist auch Drehort für große Kinoproduktionen, wie z. B. „Der Gladiator". Schon af dem Weg dorthin kamen wir nördlich von Ouarzazate an zwei großen Filmstudios vorbei. Viele Häuser sind im Verfall begriffen, was dem Ort jedoch einen noch geheimnisvolleren Charme verleiht. Wir besichtigen eine Kasbah, die noch bis vor kurzem bewohnt war, und in welcher die Räume z. T. noch wohnlich eingerichtet sind. Weiter geht es nach Norden über den gesamten Atlas. Nach einer Teepause erreichen wir den Tizi n Tichka Pass und befinden uns auf 2260m Höhe. Die Temperatur ist merklich kühler hier oben. Ab nun geht es durch die verschiedenartigsten Landschaften bergab bis nach Marrakesch. Am frühen Nachmittag erreichen wir die Stadt, welche uns seltsam vertraut vorkommt. Wir nutzen die Zeit, um noch einmal in die Medina zu schauen. In den Souks hatten wir uns am zweiten Tag schon das eine oder andere ausgeguckt, was wir nun gezielt erwerben wollen. Einige Gäste wollen Datteln kaufen, anderen steht nach Gewürzen der Sinn. Und jeder findet hier noch das eine oder andere Andenken für zu Hause. Unseren letzten Abend verbringen wir ebenfalls in Marrakeschs Altstadt. In einem wundervollen Riad, einem zum Restaurant umgebauten Kaufmannshaus nehmen wir unser Abendessen ein. Der mit Mosaiken versehene Innenhof bietet ein schön illuminiertes Ambiente. Zwei Musiker spielen unaufdringlich auf traditionellen Instrumenten und in den Musikpausen hört man sanft das Plätschern des Springbrunnens. Eine Bauchtanzeinlage rundet das üppige traditionell marokkanische Essen ab. Ein herrlicher Tagesabschluss für den letzten Abend.

12. Tag, Do. 12. 10. 2017, Rückflug

Den Vormittag verbringen wir entspannt in unserem luxuriösen Hotel am Pool und genießen noch einmal richtig die Sonne. Am Nachmittag heißt es dann Abschied nehmen, auch von unserem hervorragenden Reiseleiter Mohammed, der uns sein Land mit allen Facetten auf so interessante und informative Weise nahe gebracht hat. Auf dem problemlosen Rückflug trennen sich zuerst in Frankfurt unsere Wege von einigen Gästen. Mit ein wenig Verspätung landen die meisten von uns in der Nacht in Dresden. Eine wunderbare Reise ist zu Ende gegangen. Wir werden das Erlebte sicher noch sehr lange in guter Erinnerung behalten.

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