Reisebericht: Rundreise Marokko – Karawane unter dem Halbmond

15.04. – 26.04.2018, 12 Tage Rundreise Nordafrika: Marrakesch – Casablanca – Rabat – Meknes – Fes – Atlasgebirge – Sahara – Erfoud – Dades–Schlucht – Ouarzazate – Essaouira


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Im Winter fliegen die Störche nach Afrika und nun machen wir das auch, wir fliegen nach Nordafrika, nach Marokko.
Ein Reisebericht von
Sabine Letzybyll
Sabine Letzybyll

1. Tag: Sonntag, 15.04.2018 Flug nach Marokko

Aus Berlin, Dresden und Leipzig fliegen wir mit Lufthansa bis nach Frankfurt und von dort 3,5 Stunden nach Marrakesch. Nur der Flug von Hamburg nach Frankfurt wurde gestrichen und so muss ein Passagier über München fliegen. In Marrakesch erwartet uns eine Einreiseprozedur, die aber nur deshalb so lange dauert, weil außer unserem Flieger noch Gäste aus Wien und Paris gleichzeitig gelandet sind. Also müssen wir uns gedulden, bis wir zur Passkontrolle kommen. Dort geht es dann, Dank der bereits ausgefüllten Einreisekarten, recht schnell. Das Gepäck ist auch schon da, aber beim Geld wechseln zeigen sich marokkanische Verhältnisse. Uns scheint es ewig zu dauern. Am Ausgang wartet Mohammed und nach gut zehn Minuten sind wir im Hotel Les Jardins De L'Agdal angekommen.

2. Tag: Montag, 16.04.2018 Marrakesch


Nach einem üppigen Frühstück starten wir in den Tag. Um halb neun steigen wir zu Abdulla in den Bus und beginnen unsere Stadtbesichtigung Marrakesch. Wir fahren entlang der Avenue Mohammed VI., die als längster Boulevard Nordafrikas gilt. Unseren ersten Stopp legen wir an einem Fischteich ein, in dem Karpfen wohnen, die im früheren Leben einmal Menschen gewesen sein sollen oder könnten, ja nachdem wie man es sieht. Vor vielen Jahren diente der Teich jedoch ganz irdischen Dingen, Soldaten, die aus dem Atlasgebirge kamen und auf dem Meer gegen Spanien kämpfen sollten, bekamen hier Schwimmunterricht. Mohammed verteilt ein ganzes Brot auf dem Wasser und wir können zu sehen, wie die Karpfen es munter verputzen. Am Rande des Gewässers steht eine Villa, in der ein Sultan einst sein Liebesnest hatte. Um zu testen, ob seine Geliebte schwanger ist oder nicht, soll er sie vom Balkon in den Teich geworfen haben. Nicht sehr nett. Wir spazieren zurück zum Bus, unser Weg führt uns durch einen alten Olivenbaumpark, dessen Ernte heute für soziale Zwecke eingesetzt wird. An schönen Springbrunnen vorbei führt uns die Fahrt zum berühmten

Hotel Mamounia.

Vor allem die Gartenanlage soll hier betörend sein. Mit dem Garten fing alles an, als ein marokkanischer König Ende des 18. Jahrhunderts auf der Suche nach einem Hochzeitsgeschenk für seine Söhne war und sich für diesen Ort entschied. Der britische Premierminister Winston Churchill trug zur Legendenbildung des Hotels bei, da er sich bevorzugt im Winter hier aufhielt und das Hotel als einen der schönsten Plätze der Welt beschrieb. Der jüngeren Generation ist das Mamounia durch den Film „Sex and the City 2" bekannt, der zum Teil hier gedreht wurde. Und die noch jüngere Generation kennt das Hotel von Modebloggern, die sich gern hier aufhalten und posieren. An der Koutoubia Moschee steigen wir zum Fotostopp aus und werden dort von fleißigen Wasserträgern erwartet. Allerdings sind sie nicht fleißig beim Wasser tragen, sondern beim sich als Fotomodell zur Verfügung zu stellen. Natürlich bekommen sie dann auch den erwarteten Obulus (50 Dirham, ca. 5 € für die gesamte Gruppe). Mohammed berichtet uns über die Geschichte der Moschee, bei deren Bau nach zehn Jahren festgestellt wurde, dass sie nicht genau nach Mekka ausgerichtet war. Die Moschee musste abgerissen werden und bei angedrohter Todesstrafe mussten die Bauherren die Moschee nunmehr innerhalb eines Jahres errichten, was ihnen auch gelang. Warum fällt mir in diesem Zusammenhang denn der Berliner Flughafen ein?

Die Koutoubia Moschee

Etwa 1147 begann Sultan Abd al-Mumin mit dem Bau einer der größten Moscheen der westlichen islamischen Welt. Er wollte damit seinen Sieg über die Almoraviden feiern. Das Minarett gilt als Juwel islamischer Bauwerke und wurde bald Vorbild für weitere Minarette. Damit der Muezzin auf einem Eseln in die Spitze reiten konnte, wurde innen eine spiralförmige Rampe angelegt. Koutoubia steht für kutubuyin, was soviel wie Buchhändler bedeutet, also Moschee der Buchhändler, denn diese hatten ihre Verkaufsstände rund um die Moschee im 16. Jahrhundert. Das Minarett ist das höchste Gebäude der Stadt, den fantastischen Ausblick von oben dürfen aber nur Muslime genießen. Im Gebetssaal finden 25.000 Gläubige Platz. Seit 1985 zählt die Koutoubia Moschee zum UNESCO Welterbe.

3. Tag: Dienstag, 17.04.2018 Marrakesch – Essaouira

Auf dem Weg nach Essaouira weiß Mohammed viel über das Leben in Marokko zu berichten. Unterwegs legen wir einen Stopp in einem kleinen Café mit einem schönen Garten ein. Später besuchen wir eine Kooperative, in der Arganfrüchte zu wertvollem Öl verarbeitet werden. Die Arbeiterinnen, die zeigen, wie in mühevoller Handarbeit das Öl gewonnen wird, begrüßen uns mit einem fröhlichen Lied. Anschließend werden uns die einzelnen Arbeitsschritte gezeigt und erläutert. Die fertigen Produkte können wir kaufen und damit unserer Gesundheit oder der unserer Lieben etwas Gutes tun.
Wir fahren nach Essaouira und beziehen unsere schönen Hotelzimmer. Nach einer kurzen Pause ist unser Ziel ein Fischrestaurant. Auf der Terrasse sind Tische für uns reserviert und wir genießen das leckere Essen mit Blick aufs Meer. Jetzt ist es Zeit, sich die Füße zu vertreten und mit Mohammed spazieren wir durch die Gassen von Essaouira. Vorher aber besuchen wir den Hafen von Essaouira und Mohammed zeigt und erklärt uns die verschiedenen Fischernetze und die Geheimnisse des Fischfangs.
Es bleibt genügend Zeit für eigene Unternehmungen, bevor wir am Abend ins Hotel fahren. Nach einem üppigen Abendessen am Hotelbuffet fallen wir erschöpft in die bequemen Hotelbetten.

4. Tag: Mittwoch, 18.04.2018 Essaouira – Casablanca

Heute legen wir einen etwas weiteren Weg zurück. Dank der unterhaltsamen Erzählungen von Mohammed wird es nicht langweilig. Die meiste Zeit sind wir auf der Küstenstraße unterwegs und können uns an der starken Brandung erfreuen. Wir kommen an einer Phosphatfabrik vorbei - ein riesiges Gelände. Mohammed erklärt uns die wirtschaftliche Bedeutung der Phosphatvorkommen für sein Land.
Unterwegs legen wir Kaffeepausen ein und mittags pausieren wir in einem Fischrestaurant in Oualidia. Wer möchte kann hier direkt an der Straße frische Austern kaufen und verputzen (60 Dirham das Stück/60Cent). Beim letzten Stopp vor Casablanca ergibt sich eine Diskussion über Sitz- und Stehklos. Mohammed erklärt uns unter Einsatz seines gesamten Körpers bildlich die Vorteile der marokkanischen Toiletten. Er hat die Lacher auf seiner Seite.
Am Abend kehren wir in Ricks Café ein. An der berühmten Tür werden wir eingelassen und ins erste Stockwerk gebeten. Hier ist für uns ein Tisch reserviert. Im Untergeschoss spielt der Pianist „as times goes bye". Schnell können wir uns in die Atmosphäre des berühmten Films einfühlen. Bewirtet werden wir mit feinem Gemüsesüppchen, Schaschlik und Eis.

5. Tag: Donnerstag, 19.04.2018 Casablanca – Rabat

Am Vormittag besuchen wir die Moschee Hassan II. In der Grundfläche ist sie größer als die des Petersdoms in Rom und das Minarett ist derzeit das höchste der Welt. Bei unserer Ankunft verbirgt sich der beeindruckende Turm im dichten Nebel, der sich zu unserer Freude jedoch während der Führung verzieht. Ab 9.00 Uhr beginnt der Einlass in die Moschee. Außer uns sind noch viele weitere Touristen aus aller Welt, auch Deutsche, an der Besichtigung interessiert. Während die anderen Gruppen jedoch aus wesentlich mehr Teilnehmern bestehen als unsere, haben wir das Privileg einer sehr individuellen Führung durch Mohammed. Das und sein traditionelles Gewand führen dazu, dass sich immer wieder Leute anschleichen, die entweder seinen Ausführungen folgen oder ihn fotografieren wollen. Es gleicht einer Sisyphusarbeit, uns diese Menschen vom Hals zu halten. Die Moschee hat eine kostbare Kassettendecke, die sich automatisch öffnen lässt. Und zu unserem großen Glück tut sie das auch als wir gerade in den Waschräumen sind. Überhaupt birgt diese Moschee eine interessante Mischung zwischen Tradition und Moderne. Die kostbaren Kronleuchter können per Knopfdruck von der Decke herabgelassen werden, wenn es nötig ist, sie zu putzen. Auch dafür sehen wir heute die praktische Anwendung. Nach der Führung ist der Nebel verflossen und Moschee und Minarett bieten sich im schönsten Sonnenschein als Fotoobjekte an.
Gegen 14 Uhr kommen wir in Rabat an. Nach einer Mittagspause in einem kleinen marokkanischen Restaurant, steht der Besuch des Königspalastes auf unserem Programm. Doch als Mohammed sieht, dass die Wachen weiße Handschuhe tragen, ist schon klar, dass wir nicht eingelassen werden. Sollten im Königspalast Aktivitäten stattfinden, welcher Art auch immer, ist der Zugang gesperrt. Also fahren wir weiter und besuchen das Mausoleum, in dem Hassan II. und Mohammed V. bestattet sind.
Anschließend versuchen wir nochmal, in das Gelände des Königspalastest zu kommen, wieder vergeblich. Nun fahren wir nach Shella. Beeindruckend ist nicht nur die Nekropole, sondern vor allem, dass sich hier unsere (europäischen) Störche eingerichtet haben. Sie klappern lustig vor sich hin und wir können uns kaum satt sehen. So viele Störche an einem Ort bekommt man wirklich selten zu sehen. In der Anlage befindet sich ein berühmter Teich (eher ein Tümpelchen), in dem sich Aale tummeln, die, wenn man sie mit gekochten Eiern füttert, Fruchtbarkeit bringen sollen. Eine alte Dame, die aus dem „Kleinen Muck" entsprungen scheint, hat ihr ein Geschäftsmodell gefunden. Sie füttert einen Schwarm von Katzen und lockt damit die Besucher an. Anschließend zeigt sie, wie die Aale gekochte Eier verspeisen. Das Touristenvolk zeigt sich mit angemessenem Trinkgeld dankbar. Unser letztes Ziel am heutigen Tage, bevor wir ins Hotel fahren, gilt der Kasbah in Oudaias.

6. Tag: Freitag, 20.04.2018 Meknés – Voloubilis – Fés

Noch einmal versuchen wir, den Königspalast zu besuchen. Und siehe da - wir werden eingelassen. Zumindest auf das Gelände, denn in den Palast dürfen wir nicht. Wir sehen das prachtvolle Tor, vor dem Wachen aller Waffengattungen Marokkos postiert sind. Außerdem erfahren wir von Mohammed einiges mehr über den König und über Traditionen. Mohammed VI. wurde 1999 der Nachfolger seines Vaters Hassan II. Während sein Vater noch das Leben eines antiken Kalifen führte, mit Harem, Sklaven usw., gilt M6 als moderner Herrscher, der auch die Traditionen pflegt. So gibt es beispielsweise jedes Jahr ein dreitägiges Fest am 22.7., dem Krönungstag von M6, an dem das Volk und vor allem die Palastdiener und Diener des Staates dem König huldigen. Das bedeutet, dass sie den König als legitimen Nachfolger Mohammeds anerkennen und ihm ihre Treue schwören. Es ist eine große Ehre, zu diesem Fest eingeladen zu werden und möglicherweise, die Hand des Königs zu küssen oder sogar eine Auszeichnung von ihm zu bekommen. 2019 soll das Fest eventuell in Rabat stattfinden. Nach unserem Besuch des Königspalastes machen wir uns auf den Weg nach Meknés. Kurz vor der Autobahn kommen wir an der Gelddruckerei Marokkos, die streng bewacht wird, vorbei, an einem königlichen Gestüt und an einem Korkeichenwald. Marokko ist nach Spanien und Portugal der drittgrößte Produzent von Kork.
Mittags kehren wir in ein typisch marokkanisches Touristenrestaurant ein und lassen uns kulinarisch marokkanisch verwöhnen. In Meknés besuchen wir die drei berühmten Stadttore: das Tor der Sattler, das Donnerstagtor und das Tor der Sieger. Außerdem besichtigen wir die riesigen Anlagen des ehemaligen Gestüts und der Vorratskammern von Sultan Ismail. In Meknés herrscht heute helle Aufregung. Morgen beginnt eine internationale Landwirtschaftsmesse und noch ist nicht alles vorbereitet. Überall wuseln Arbeiter, die Straße wird neu geteert, Ausstellungsstücke umgeräumt.
Am Nachmittag besuchen wir Voloubilis, eine ehemalige römische Handelsstadt. Hier sind noch sehr gut erhaltene, über zweitausend Jahre alte Mosaike zu bewundern und man kann sich gut in die Zeit zurückversetzen lassen, denn die Grundmauern einiger Gebäude und der Thermen sind gut erhalten. Außerdem haben wir einen örtlichen Guide namens Abdulla (wie könnte es anders sein), der uns sach- und fachkundig durch die Anlage führt. Ein gut sortierter Andenkenladen mit schönen Postkarten rundet die Besichtigung ab.

Volubilis

War einst eine wichtige Handelsstadt der römischen Provinz Mauretania Tingitana. In dieser Provinz wurden Getreide und Olivenöl im Überfluss produziert und so kamen einige Bewohner der Region zu großem Reichtum. Von hier aus wurden auch Elefanten, Löwen, Leoparden und Bären nach Rom exportiert. Im 2. Und 3. Jahrhundert wurden das Forum, die Basilika und das Kapitol gebaut. Ebenso wurden viele reich ausgestattete Villen mit Mosaikfußböden errichtet. Mitte des 3. Jahrhunderts verlor die Stadt an Bedeutung, da der Regierungssitz nach einigen Berberüberfällen nach Tigris, dem heutigen Tanger, verlegt wurde. Im 8. Jahrhundert wurden die Bewohner zum Islam bekehrt, dies konnte durch Münzfunde nachgewiesen werden. Danach verfiel die Stadt in einen tausendjährigen Dornröschenschlaf. 1887 begannen französische Archäologen mit den ersten Ausgrabungen. Seit 1997 ist Volubilis Teil des UNESCO Welterbes.

Der Triumphbogen

wurde vom Statthalter Marcus Aurelius Sebastianus zu Ehren von Kaiser Caracalla und dessen Mutter Iulia Domna errichtet. Auf dem Bogen befand sich ursprünglich ein Sechsspänner. Durch den Bogen hat man einen Blick auf die weiten Getreide- und Olivenfelder.
Schaut man die Basilika an, so bekommt man einen Eindruck von der früheren Größe der Anlage. Die Basilika hatte ursprünglich drei Schiffe und zwei Apsiden.
Vom

Kapitolstempel

sind nur die Grundmauern erhalten. Der Tempelvorhof war von Säulen umschlossen. In der Mitte befand sich ein Altar, auf dem Tiere geopfert wurden.

7. Tag Sonnabend, 21.04.2018 Fés – die älteste Königsstadt

Der Tag beginnt mit einer Fahrt zu einem Aussichtspunkt, von dem wir einen wunderschönen Blick auf Fes haben. Wir besuchen heute die einzige mittelalterliche Stadt auf der Welt, die noch bewohnt ist und in der es teilweise noch zugeht wie vor vielen hundert Jahren. Wir fahren jetzt zurück in die Stadt und besichtigen das schöne Eingangstor des Königspalastes. Der aktuelle König M6 verzichtet darauf, den Palast zu bewohnen, weil der Unterhalt der Anlage die Kasse der Gemeinde stark belasten würde. Er hat seine eigene Unterkunft, die er mit seinem eigenen Geld (und davon hat er genug) bezahlt. Am Blauen Tor beginnt unser Ausflug in die Medina. Die Gassen sind hier so eng, dass Autos keinen Platz haben. Nur große Karren, die mit allem möglichen Zeug beladen sind und entweder von Menschen oder Eseln oder Pferden gezogen werden. In Nischen sitzen fleißige Handwerker, die entweder nähen, schöne Kleider besticken oder Metall bearbeiten. Aber auch Händler, die von lebenden Hühnern über Lederwaren bis hin zu Hochzeitskleidern alles anbieten.


Die Bou-Inanija-Medrese

besuchen wir am Vormittag. Eine Medrese war eine kulturelle und religiöse Einrichtung. Hier durften Schüler aus der Stadt, aber auch aus der Ferne lernen und auch wohnen. Medresen dienten als Erweiterung von Moscheen, in ihrer Funktion als Universität. Es wurden Religion, Jura und andere Wissenschaften gelehrt. Medresen dienten aber auch als Orte der Andacht und der Meditation. Die Medresen von Fes wurden Mitte des 14. Jahrhunderts hochgeschätzt, von hier kamen die berühmtesten Gelehrten Marokkos. Zu ihnen gehört auch die Bou-Inanija-Medrese. Sie war die einzige Koranschule Marokkos, die auch als Moschee diente. Errichtet wurde die Bou-Inanija-Moschee unter Sultan Abu Inan. Das eingeschossige Gebäude umgibt einen Innenhof, der wiederum an drei Seiten von einem Säulengang umgeben ist. Das Gebäude ist mit Zellij-Kacheln im geometrischen Fliesenmuster, Kursivschriftelementen und Stuckarbeiten verziert. Das Minarett gilt als eines der schönsten von Fes. Es ist bis zur Turmspitze mit einem durchbrochenen Gittermuster, mit Mauerzacken und einer Laterne verziert.


Sultan Abu Inan

Der Bauherr der Bou-Inanija-Medrese entstammte der Dynastie der Meriniden (deren Gräber wir am Ende des Tages noch sahen). Die Meriniden galten als große Förderer der Künste in Marokko. Während ihrer Herrschaft (Mitte 13. Jahrhundert bis Mitte 15. Jahrhundert) kam es zu einer letzten Blüte des maurischen Baustils. Abu Inan herrschte von 1348 bis 1358 und war ein ideenreicher Bauherr. Fes war seit 1248 die Hauptstadt der Meriniden und geistiges Zentrum des Landes mit Medresen, Moscheen und einer Universität. Abu Inan wurde 1358 von einem Wesir ermordet. Die Meriniden unternahmen Feldzüge nach Spanien und Tunesien und wurden 1420 von den Wattsiden geschlagen. Der letzte Merinidenherrscher starb 1465.
Mittags führt uns Mohammed in eine versteckte Gasse und durch eine schlichte Tür und einen schmalen Gang betreten wir ein mehrstöckiges prachtvolles Restaurant, dass man nur mit einem guten Reiseführer findet und das hochpreisige marokkanische Küche anbietet. Doch eine sättigende Vorspeise kann man schon unter 10 € bekommen. Anschließend besuchen wir eine Agavenseidenweberei, in der so manche(r) von uns ein schönes Schmuckstück erwirbt. In einer Töpferei wird uns gezeigt, wie in Handarbeit schöne Keramiken hergestellt werden und wie Brunnen und Tische aus kostbaren Mosaiken entstehen. Zum Schluss fahren wir nochmals auf einen Hügel außerhalb von Fes, wo wir nicht nur einen Blick auf die Stadt haben und unseren Weg nochmal nachvollziehen können, sondern wo sich auch noch alte Meridengräber befinden.


8. Tag: Sonntag, 22.04.2018 Ifrane - Erfoud

Den ersten Stopp legen wir heute in Ifrane ein. Hier herrscht ein ungewöhnliches europäisches Klima, nicht nur was das Wetter betrifft, sondern auch der Park und die Häuser wirken irgendwie vertraut. Nach einem Glas Tee und einem Foto mit der Löwenskulptur, die daran erinnert, dass es einmal in Marokko Löwen gab, setzen wir unsere Reise fort. Wir fahren durch den Mittleren Atlas, jedoch ist die Sicht wegen des herrschenden Sandsturms eher trüb. Auf 2178 Metern Höhe überqueren wir den Col de Zad. Die Landschaft wird inzwischen von Zedernwäldern geprägt, in denen auch einzelne Korkeichen wachsen. Unser Mittagessen besteht heute aus einem Fünf-Sterne-Wüsten-Picknick, für das Mohammed mit seinem Sohn Omar gestern eingekauft hat. Unterwegs hat er noch frisches Brot besorgt, zu dem es nun Oliven, Feigen und Datteln sowie Käse, Joghurt und frisches Obst gibt. Außerdem kosten wir den von Eberhardt TAVEL spendierten marokkanischen Wein. Nachmittags verwandelt sich die Landschaft in Steinwüste. Steil ragen die Bergrücken auf. Manchmal zeigt sich ein Fluss, später ein großer Stausee. Unser Hotel ist im Stil einer Kasbah angelegt. Am Eingang wartet ein weiß gekleideter, ziemlich dunkler, hochgewachsener Mann und in der Lobby begrüßt uns eine marokkanische Folkloregruppe. Eine Stunde steht jetzt zur Verfügung, um sich frisch zu machen. Leider steht in vielen Zimmern gerade kein Wasser zur Verfügung. Erst nach unserem Ausflug können wir dann den Wüstensand abspülen.
Am Abend unternehmen wir eine Jeepsafari. Quer durch die Wüste führt uns der Weg bis zu einer Sanddüne. Hier warten bereits gesattelte Dromedare ungeduldig auf ihre Reiter. Wir erleben den Sonnenuntergang in der Wüste bei einem kühlen Glas marokkanischen Weins.


9. Tag: Montag, 23.04.2018 Straße der 1000 Kashbas

Am Vormittag besuchen wir die Fossilienfabrik Macro Fossiles, in der riesige Steinblöcke zu außergewöhnlichen Tischplatten, Tellern, Schälchen oder kleinen Andenken verarbeitet werden. Keine Frage, dass wir zum Umsatz beitragen.
Wir legen einen Fotostopp an einer Chattara ein. Dabei handelt es sich um eine dreißig Kilometer lange unterirdische Wasserleitung aus dem 12. Jahrhundert.


10. Tag: Dienstag, 24.04.2018 Dades Schlucht - Ouarzazate

Die Bezeichnung Straße der 1000 Kasbahs entstammt wohl auch eher einem marokkanischen Märchen. Einige Ruinen sind zwar noch so gut erhalten, dass man den Grundaufbau erkennen kann, die meisten jedoch sind verfallen und fristen ein jämmerliches Dasein. Viele ehemalige, vermutlich prachtvolle Kasbahs hängen inzwischen wie ein Hinkefuß an den neu errichteten Dörfern, von anderen ist nur noch ein rostroter Haufen übrig. Dennoch ist es nicht schwer, sich in das Leben einer Kasbah hineinzudenken, sind doch viele Hotels just nach diesem Muster errichtet. Durch ein schön geschmücktes Tor betreten die Gäste das Etablissement und gelangen in eine großzügige Lobby. Musik und Tanz begrüßen die Ankömmlinge, fleißige Helfer schnappen sich das Gepäck und bringen es zu den Zimmern. In den Restaurants wuseln viele Kellner und versuchen, den Gästen jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Im Eingangsbereich gibt es einen Shop mit mehr oder weniger überteuerten Kinkerlitzchen, die das Herz des Reisenden erfreuen und gegebenenfalls das Portemonnaie des Händlers füllen. So sind alle Seiten zufrieden. Die Zimmer, in denen die Gäste nächtigen, sind großzügig und manchmal kreativ ausgestattet. Sind in dem einen Hotel die Waschbecken mit drei Millionen Jahre alten Fossilien geschmückt, sind sie in dem anderen Hotel aus Kupfer. Weiße flauschige Handtücher, Shampoo und Bodylotion gehören zur Grundausstattung. Auf den Dächern der Hotel-Kasbahs finden sich weitläufige Terrassen mit Blick auf die herrliche Umgebung.
In Ouarzarzarte befindet sich, in der Nähe unseres Hotels, ein Berbermarkt. Hier herrscht afrikanischer Spirit, die Waren stammen vorwiegend aus der Sahara, aus Mali oder von den Tuareg. Die Händler sind freundlich und haben ein ansteckendes Lachen. Sie locken uns in ihre Läden, verführen uns zum Handeln und so kommt es, dass eine zauberhafte Holzfigur für 129 anstatt für 130 € verkauft wird. (Der Vollständigkeit halber muss gesagt werden, dass die Einstiegsgebote bei 400 € (der Händler) und 100 € (die potenzielle Käuferin) lag). Dazwischen liegt das fröhliche Lachen des Händlers, der sich bei jedem Gebot unsererseits kräftig amüsiert. Darüber hinaus schöpft er aus einem unendlichen Vorrat an Komplimenten, schwärmt von der Schönheit seiner Kundin, nennt sie neckisch Economic Fatima, weil sie sich beim Handeln nicht unterkriegen lässt. Zum Schluss sind beide Seiten zufrieden.


11. Tag: Mittwoch, 25.04.2018 Ouarzazate - Marrakesch

Um fünf Uhr singt der Muezzin, um halb sechs pfeifen die Spatzen vom Dach. Die Reise geht langsam zu Ende. Wir verlassen unser wunderschönes Riad-Hotel, das leider mit der Renovierung ca. zehn Jahre im Rückstand ist. Unser Weg führt uns vorbei an den Filmstudios
Wir besuchen die Lehmburgenstadt Ksar... und erfahren, wie die Menschen in einer Kasbah gelebt haben. Bis in den dritten Stock steigen wir die steilen Treppen hinauf. In den einzelnen Räumen sind Alltagsgegenstände von vor fünfzig bis einhundert Jahren ausgestellt. Nach der Besichtigung erklimmen wir den höchsten Punkt der Kasbah, von dem wir einen beeindruckenden 360 Grad Rundblick auf die Umgebung haben. Bevor wir vom Winde verweht werden, steigen wir wieder hinab, vorbei an den Händlern mit den vielen verlockenden Waren.


12. Tag: Donnerstag, 26.04.2018 Rückflug nach Deutschland

Bevor wir zum Flughafen fahren, besuchen wir den Garten Jardin Majorelle. Hier können wir noch einmal die Seele baumeln lassen, bevor wir zu unserer Heimreise aufbrechen. Pünktlich sind wir am Flughafen, verabschieden uns von Mohammed und Abdulla und treten dann unseren Rückflug an.


Liebe Reisefreunde,

vielen Dank, dass ich Euch auf dieser spannenden Reise nach Nordafrika begleiten durfte. Ich habe die Erfahrung gemacht, dasss man auf jeder Reise etwas Neues lernt, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind. So haben mich dieses Mal unter anderem die Gedichte beeindruckt, mit denen Mohammed den Tag begonnen hat. (Abgesehen von den vielen Dingen, die ich über Marokko tatsächlich nicht wusste). Wie ich von Euch erfahren habe, war die Reise auch für Euch rundum gelungen. Ich freue mich sehr, dass ich Euch kennengelernt habe. Ich wünsche Euch alles Gute, aber vor allem Gesundheit und immer Lust aufs Reisen.
Herzliche Grüße Eure Reisebegleiterin Sabine

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