Reisebericht: Rundreise Marokko – Karawane unter dem Halbmond

09.04. – 20.04.2023, 12 Tage Rundreise Nordafrika: Marrakesch – Casablanca – Rabat – Meknes – Fes – Atlasgebirge – Sahara – Erfoud – Dades–Schlucht – Ouarzazate – Essaouira


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Obwohl Marokko für seine vielseitigen Wüstenlandschaften bekannt ist, entdecken wir während unserer Tour seine Vielfältigkeit, die uns faszinieren wird: wir machen uns auf den Weg!
Ein Reisebericht von
Andrej Kulikov
Andrej Kulikov

1. Tag: Sonntag, 09.04.2023 – Flug nach Marrakesch über Frankfurt

Unsere Reisegäste kamen nach Frankfurt aus Dresden, Leipzig und Hamburg per Zubringe-Flüge und wir trafen uns mit allen anderen Gästen am Gate zum Abflug nach Marrakesch. Der Flug dauerte ca. 3,5 Stunden und die Passkontrolle und die Kofferausgabe verliefen reibungslos. Unser Fremdenführer Said wartete schon auf uns und wir fuhren zum Hotel. Nachdem wir uns im Hotel eingecheckt und uns kurz nach der langen Anreise erholt haben, lud uns Said ein zu einem kleinen Spaziergang durch Gauklerplatz. Gerade im Ramadan, nach dem Fastenbrechen, erlebte der Marktplatz jeden Abend nach Sonnenuntergang seinen Höhenpunkt: wir erleben einen von exotischen Speisenduftenden, von Rauchwolken und tausendfachen Geschrei erfüllten Platz voller Menschen. Wir stoßen auf Schlangenbeschwörer, die ihre langen, dicken Giftschlangen auf den Schultern tragen, wie eine Hauskatze streicheln, zwischen den Augen küssen und uns auffordernd dazu einladen, gegen ein entsprechendes Bakschisch, mitzumachen. Eine Zauberwelt tut sich vor uns auf: Zauberer, Affenbändiger, Wahrsager, Henna-Tätowiererinnen, glockenbehängte Wasserverkäufer in ihren pittoresken, leuchtend roten Trachten, Glücksspieler und Musikanten. Erst gegen 19:30 Uhr mit vielen ersten Eindrücken trafen wir uns zum gemeinsamen Abendessen im Hotel. Danach beendeten einige Reisegäste den ersten langen Tag in Marrakesch an der Hotelbar.

2. Tag: Montag, 10.04.2023– Erkundungen in Marrakesch – die Perle des Südens

Nach dem gemütlichen Frühstück im Hotel starteten wir unseren Stadtrundgang durch die 4. Königsstadt. Bereits im Bus, auf dem Weg zum Gauklerplatz, erzählte uns Said über die sprachlichen Unterschiede im Marokko. Bei einem geführten Spaziergang besichtigten wir zuerst die berühmte Koutoubia-Moschee von Marrakesch aber nur von außen. Zu den Moscheen ist uns Ungläubigen hier in Marrakesch wie in ganz Marokko der Zutritt verwehrt. Said erklärte uns, dass nur in Casablanca eine Moschee auch von ihnen besichtigt werden kann. Koutoubia-Moschee wird auch als Moschee der Buchhändler genannt und stammt aus dem 12 Jahrhundert – sie ist die größte, älteste und die schönste Moschee in Marrakesch. Zu ihren Füßen breitete sich einst der Souk (Markt) der Buchhändler aus. Heute ist nichts mehr davon zu sehen. Von der Moschee selbst kann man außer den unansehnlichen Außenmauern nichts sehen. Said versorgt uns mit ein paar technischen Daten: die Fläche der Moschee beträgt ca. 5.000 qm, es passen ca. 18.000 Menschen rein und ca. 30 bis 40.000 Menschen draußen. Neben der Moschee befindet sich das Minarett – auffallend rötlich, wie alle übrigen Gebäude der Stadt und unbeschreiblich schön durch die edlen Proportionen und die feinen und abwechslungsreiche Ornamente. Das Minarett ist 76 Meter hoch und ist das höchste Gebäude in Marrakesch. Said erklärte uns die Besonderheiten des mauretanischen Baustils. Ähnliche Minarette befinden sich in Saudi-Arabien, Ägypten und in der Türkei.

Außerdem informierte uns Said über Besonderheiten der Gebetsrituale: wir erfuhren von ihm beispielsweise, warum es eigentlich im Gebetstext geht und wie die Gebetszeiten während eines Tages verteilt sind.
Anschließend besichtigten wir die Saadier-Gräber: eine wichtige Nekropole aus der Zeit von 1557 bis 1664, die auch zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Der Eingang zu der Grabanlage ist eher unscheinbar: wir gingen durch einen schmalen Gang und erreichten eine beeindruckende Nekropole, die ursprünglich „nur“ als Garten der Moschee genutzt wurde. Die historische Grabanlage besteht aus zwei prächtigen Mausoleen, umgeben von einem orientalischen Garten und zählt heute zu den populärsten Sehenswürdigkeiten von Marrakesch. Die Anlage beherbergt die Gräber von insgesamt 7 Sultanen und 62 Familienmitgliedern der Saadier-Dynastie, unter der Marrakesch im Jahr 1554 zum Regierungssitz aufstieg. Said erklärte uns, wie der Rang in der Familie an der Gestaltung der Gräber zu erkennen ist und dass die Begräbnisdauer in Marokko zeitlich unbegrenzt ist. Außerdem bewunderten wir im Garten der Nekropole eine ca. 500-Jahre alte Dattelpalme. Solche Palmen können bis zu 25 Meter hoch sein. Wir versteckten uns im Schatten der Mauer, direkt an der Moschee und Said erzählte uns zuerst über das kleine Mausoleum.

In diesem Mausoleum befinden sich die Gräber mehrerer enger Familienangehöriger und Vertrauter der Saadier-Herrscher. Unter der Traufe des mit grün glasierten Ziegeln bedeckten Daches verläuft ein aus Zedernholz geschnitztes Schriftband. Darunter zieht sich ein breiteres, netzförmiges Band. Im unteren Bereich des Mausoleums sind die Wände mit Fayencemosaiken verziert. Die Kalligraphie-Zeichen symbolisieren die Koranfersen. Im Nordteil des Gebäudes befinden sich auf den beiden gegenüberliegenden Seiten zwei Loggien. Sie werden von prunkvollen Giebelbauten aus Zedernholz überragt, die von je zwei Marmorsäulen gestützt werden. Hinter diesen liegt ein kleiner Gebetsraum. Dort befindet sich das Grab von Lalla Massouda. Die Mutter des Sultans Ahmad el Mansur wurde hier 1591 beigesetzt. Trotz Hitze stellten wir uns in die lange Warteschlange, bestehend aus vielen verschiedenen Touristengruppen aus der ganzen Welt und schauten uns den Saal der Könige (auch „Saal der zwölf Säulen“ genannt) an. Dabei handelte es sich um ein großes Mausoleum, in dem sich auch das Grab von Sultan al-Mansur befindet. Die Kuppel des Mausoleums ist aus Zedernholz geschnitzt und wird von Säulen aus italienischen Carrara Marmor getragen. Der Boden im Mausoleum ist mit Mosaiken bedeckt. In der Grabkammer stehen Särge von mehreren Saadier-Sultanen mit ihren Familienangehörigen.

Stark von den Saadier-Gräber beeindruckt, setzten wir unseren Stadtrundgang durch das jüdische Viertel der Medina, Mellah genannt, fort und schauten uns eine hebräische Schule von außen an. Inzwischen war die Zeit für eine Teepause reif, die wir in einem Terrassen-Café (Palais El Badia) verbrachten und für eine nette Vorstellungsrunde nutzten.
Heute hat Said uns schon über viele spannende Dinge informiert: zwei davon verdienen besondere Erwähnung: Medina und Gibraltar. Medina heißt eine Stadt in Saudi-Arabien: der wichtigste Wallfahrtsort des Islam nach Mekka, hieß ursprünglich Jathrib. Aber weil dort Mohammed lange Zeit gelebt hat und begraben liegt, nennt man sie seither die Stadt des Propheten, arabisch Medina an-Nabi, verkürzt: einfach nur Medina. Und Gibraltar ist nach dem Eroberer Spanienes – General Tarik – benannt. Gibraltar heiße im marokkanischen Dialekt „Dschbel Terik“, im Hocharabisch – „Dschabal Tarik“ oder „Tarikberg“ und davon ist der europäische Name abgeleitet!

Nun ging es weiter – ins Dar Si Said-Museum mit einem wunderschönen Riad (Garten), in dem wir uns die marokkanische Teppich-Kunst bzw. Kunstwerke der Berber angeschaut haben. Der anschließende Spaziergang durch den Souk führte uns zum nächsten Terrassen-Café, von wo wir das Treiben des Gauklerplatzes beobachteten. Den ersten, sehr intensiven und informativen Tag in Marokko endeten wir mit einem entspannten Abendessen in unserem Hotel Dellarossa.

3. Tag: Dienstag, 11.04.2023 – Reise nach Essauira – die weiße Stadt am Atlantik

Nach dem entspannten Frühstück starteten wir unsere Fahrt Richtung Atlantikküste. Im Bus informierte uns Said über die wichtigsten Kennzahlen zu Marrakesch und Marokko insgesamt und gab uns einen guten Überblick über die marokkanische Landwirtschaft und die neuen Förder- und Modernisierungsprogramme der Regierung wie bspw. „das Grüne Marokko“. Außerdem erfuhren wir auch über die Lebensumstände der Tagelöhner, die sich an bestimmten Plätzen treffen und sogenannte Akkordarbeit ausüben.

Ebenfalls im Bus gratulierten wir alle gemeinsam 2 unseren Geburtstagskindern und wünschten ihnen alles Gute und weiterhin spannende und erlebnisreiche Reisen!

Auf dem Weg nach Essaouira besichtigten wir eine Frauenkooperative, die sich für die Verarbeitung und Produktion von Arganöl spezialisiert hat. Die nette Mitarbeiterin Alischa führte uns durch die Kooperative und zeigte die wichtigsten Arbeitsstufen. Im Jahr 1998 wurde dieses Gebiet zum Biosphärenreservat erklärt. Die Argannuss liefert ein goldgelbes, intensiv nussig-herbes Öl, das sich sowohl als edles Speiseöl als auch als hochwertige Zutat für Naturkosmetik eignet. Mit Recht wird es als das „flüssige Gold Marokkos“ bezeichnet. Das Sammeln und Verarbeiten der Argannüsse ist in Marokko übrigens traditionell Frauensache.

Nach der Ankunft in Essaouira gegen Mittag, unternehmen wir einen Rundgang durch den Hafen und schauten uns das Treiben der Fischer und der Händler an. Anschließend ging es durch das „Tor der Marine“, auf dem alle Religionen abgebildet sind, Richtung Medina von Essaouira. Die Stadt ist für hervorragende und kunstvolle Intarsienarbeiten aus verschiedenen Holzarten, vor allem Zitronenbaum- und Ebenholz sehr bekannt. In einer Holzwerkstatt wurden einige Reisegäste findig und erwarben wunderschöne Holzprodukte. Während der weiteren Erkundung der Altstadt von Essaouira spazierten wir durch die engen Gassen der Medina, mit ihrer vielen Händlern, bis zur Bastion Nord – eine Art Festung an der Küstenpromenade. Der Nachmittag stand dann allen Gästen zur freien Verfügung. Einige nutzten die Zeit für einen Küstenspaziergang und beobachteten viele Kite- und Windsurfer, denn die Region um Essaouira wird vom Passat zwischen April und Anfang Oktober mit Wind versorgt. Das Wasser im Atlantik ist kühl, im Sommer etwa 22° Grad im Frühjahr 18° Grad. Dadurch hat die Region auch im Hochsommer ein angenehmes Klima. Der Temperaturkontrast zwischen Meer und Hinterland sorgt für eine thermische Verstärkung und beschleunigt den Passat hier mit großer Beständigkeit auf 6 – 8 Beaufort (starker Wind), besonders in den Hochsommermonaten Juli und August. Der Wind setzt morgens ab ca. 9 Uhr langsam ein und steigert sich im Laufe des Tages auf Maximalstärke. Die Faustregel in Marokko lautet: im Sommer ist der Wind stark und die Wellen bleiben klein, im Winter ist es umgekehrt.

Der wunderschöne Tag ging mit einem festlichen Abendessen und anschließendem Barbesuch gemütlich zu Ende.

4. Tag: Mittwoch, 12.04.2023 – Reise entlang der Atlantikküste von Essaouira nach Casablanca

Heute erwartet uns eine lange Fahrstrecke (ca. 450 km) entlang der Atlantikküste und wir starteten gleich nach dem Frühstück los. Im Bus informierte uns Said über die Sprachoffenheit der Marokkaner und über die Einflüsse aus verschiedenen Sprachen.
Außerdem erfuhren wir, dass es über 4.700 Pflanzenarten in Marokko gibt, die durch unterschiedliche Klimazonen entstanden sind. Um den Pflanzen- bzw. Baumbestand von den Waldbränden zu schützen, bestellte Marokko mehrere Löschhubschrauber in Kanada.

Während der Weiterfahrt erzählte uns Said nicht nur über die Immobilienpreise auf dem Land, die zwischen 100 bis 200 EUR pro qm bzw. in den Städten zwischen 400 bis 3.000 EUR pro qm schwanken, sondern auch über die vielfältige Tierwelt in Marokko: über Schakale, Gaselen, Wildschweine. Aber auch über Tierarten, die inzwischen ausgestorben sind – wie der Berber-Löwe, der oft auch als Atlas-Löwe genannt wird. Es war auch spannend zu erfahren, dass es mehr als 250 Vogelarten in Marokko gibt: vor allem mit dem Hintergrund, dass wir im Hotel in Marrakesch eine andere deutsche Reisegruppe kennenlernten, die auf einer Vogelbeobachtungstout durch Marokko unterwegs war – die Hobby-Ornithologen. Aber auch die marokkanische Reptilienwelt ist sehr vielfältig: 14 Skorpione Arten und 25 Schlangen Arten gibt es hier.

In Safi machten wir eine kurze Fotostopp-Pause und während uns Said über die Rohstoffe, die in der Region gewonnen werden: Steinkohle, Silber, Kobalt, Mangan, Phosphat erzählte, wurden wir von der sogenannten Verkehrspolizei (Controle Routier), die für Busse und Lkw´s zuständig ist, angehalten und kontrolliert: es war alles in Ordnung!

Während der Weiterfahrt beobachteten wir entweder den Küstenstreifen der Atlantik auf der linken Seite oder die Bauernfelder auf der rechten Seite, bis wir schließlich in der Küstenstadt El Oualidia eine längere Mittagspause machten und uns in dem wunderschönen Fischreataurant „L Araignée Gourmande“ stärkten.
Als nächstes Highlight legten wir eine kurze Pause in El Jadida ein und schauten uns während eines Spaziergangs die alte portugiesische Festung Mazagan aus dem Jahr 1502 an.

Gegen Abend erreichten wir Casablanca – eine Metropole an der Atlantikküste – und schauten uns von außen, beim herrlichen Abendlicht, die berühmte Moschee Hasan II. an.

Die lange aber sehr beeindruckende Busfahrt entlang der Atlantikküste werteten wir beim gemeinsamen und leckeren Abendessen im Ricks Café aus. Die wunderschöne Kulisse aus dem Film Casablanca und das gediegene Ambiente boten interessanten Motiven für Fotos an.

5. Tag: Donnerstag, 13.04.2023 – Casablanca – Moschee Hassan II. – Weiterfahrt nach Rabat – Stadtrundfahrt in Rabat

Nach dem Frühstück im Hotel starteten wir unsere Besichtigung der drittgrößten Moschee der Welt: Moschee Hassan II. Während der deutschsprachigen Führung erfuhren wir, dass die Moschee zwischen 1987 und 1993, mit Hilfe von ca. 2.500 Bauarbeitern und ca. 10.000 Kunsthandwerkern aus ganz Marokko gebaut wurde. Der Baugrund Moschee war es eine neue Sehenswürdigkeit für die Stadt zu schaffen und als Erinnerung an den Vater vom König – Hassan II. Eine Besonderheit dieser Moschee ist das 600 Tonnen schwere, 100 x 34 Meter große Schieberdach! Innerhalb von nur 3 Minuten kann das Schieberdach aufgeschoben werden. Über die Baukosten wird immer noch spekuliert: der Bau wurde angeblich komplett durch Spenden finanziert und die Kosten betrugen 800 Mio. bis 1,5 Mrd. USD. Die Fläche der Moschee umfasst 20 tqm und bietet somit Platz für etwa 25.000 Menschen zum Gebet an. Außerdem finden draußen, vor der Moschee, ca. 40.000 Menschen Platz. Der nette Fremdenführer zeigte uns noch die Waschräume und erzählte auch über den eindrucksvollen viereckigen Minarett der Moschee, der 210 Meter hoch und somit das höchste religiöse Bauwerk der Welt sei.

Im Bus informierte uns Said über die Geschichte von Marokko während und nach dem zweiten Weltkrieg und erzählte auch über die Entstehung des Filmes Casablanca. Nachdem kurzen Fotostopp auf dem berühmten Platz der Tauben, verließen wir Casablanca und setzten unsere Fahrt nach Rabat fort. Said informierte uns über Rabat und die Geschichte der Stadt – aufgrund der Flüchtlingswelle von 1.602, leben immer noch viele Nachkommen der Menschen aus Andalusien in Rabat. Rabat ist eine der vier Königsstädte von Marokko. Von Said erfuhren wir, wie das politische System in Marokko aufgebaut ist und das Marokko nach der Verfassung von 1992 eine parlamentarische, demokratische, soziale und konstitutionelle Monarchie ist. In Marokko gibt es keinen Kriegsminister, sondern nur ein Militärsekreter. Die Gründe dafür lagen im Putschversuch von 1971 und dem Flugzeugangriff auf den König von 1972.

Das Kennenlernen von Rabat starteten wir am Tor des Windes und besichtigten das Königspalast, das ca. 40 ha umfasst. Hier erzählte uns Said über die Königsgarde und über die verschiedenen Uniformen und deren Bedeutung. Spannend war es auch zu erfahren, dass als König in 2002 heiratete, durften noch 400 weitere Hochzeitspaare am selben Tag, auf Kosten des Königs, heiraten!

Während der weiteren Stadtrundfahrt, schauten wir uns die Burganlage Chellah, mit vielen laufenden Störchen an und besichtigten den wunderschönen Garten der Kasbah Oudaias und probierten im dortigen Café die typisch marokkanischen Süßigkeiten zum Minztee oder Kaffee. Der anschließende Rundgang durch die engen Gassen der Medina von Rabat, mit ihren Straßenhändlern und Henna-Hand-Malerei-Künstlern und die Besichtigung des Mausoleumskomplexes der verstorbenen Könige Mohammed V. und Hassan II. mit dem Hassan-Turm rundeten den heutigen Tag in Rabat ab.

6. Tag: Freitag, 14.04.2023 – Meknes – Römerstadt Volubilis – Königsstadt Fes

Heute startete unsere Karawane von Rabat Richtung Meknes! Wir fuhren aus Rabat entlang der Avocado-Plantagen (die laut Said sehr viel Wasser verbrauchen: für 1 kg Avocado werden ca. 800 l Wasser benötigt), vorbei an der bewachten privaten Königsresidenz, an der königlichen Pferderennbahn und an der sehr modernen Fußball-Akademie. Im Bus informierte uns Said über den staatlichen Marmora-Wald – Kork-Eichen-Wald – der über 300 ha groß ist. Dieses Material wird nicht nur als Baumaterial, sondern auch im Weinanbau und in der Schuhproduktion verwendet.

Anschließend erzählte uns Said wie das Schul- und Bildungssystem in Marokko aufgebaut ist: von der Vorschule bis zum Studium an einer Hochschule und über die Probleme und neue Lösungsansätze seitens der Regierung. Bevor wir gegen Mittag in Meknes ankamen, erfuhren wir von Said auch einigen über das soziale System der Marokkaner. In Meknes besichtigten wir von außen die Moschee von Moulay Ismail und unternahmen anschließend einen Stadtrundgang mit Said durch die Medina der Stadt. Meknes besteht aus drei sauber voneinander getrennten Vierteln: der Medina, dem Palastbezirk und der Neustadt. Der Palastbezirk sei einst eine ganze Stadt gewesen: mit 30 Palästen, Kasernen, Pferdeställen, einem Kornspeicher kolossalen Ausmaßes und ausgedehnten Park- und Gartenanlagen, umgehend von gewaltigen Mauern, die fast 25 km lang sind. In der Medina zeigte Said uns viele geheime Gassen und erklärte die Bedeutung der Doppeltüren mit Klopfring und Hand der Fatima. Wir bekamen auch sehr viele Informationen über Moulay Ismail – einem bedeutendsten Sultan der marokkanischen Geschichte. Fasziniert vom wichtigsten Stadttor ganz Marokkos – das Bab Mansur – warfen wir den letzten Blick auf die Stadt aus dem Villen-Viertel und verließen Meknes Richtung Heilige Stadt – Moulay Idris.

In Moulay Idris unternahmen wir einen Stadtrundgang durch die Altstadt und Souk und wurden ungewollt Zeugen einer lauten arabischen Auseinandersetzung – sehr emotional und impulsiv! Die Heilige Stadt des Gründervaters von Marokko – Moulay Idris - war bis vor wenigen Jahren für Nichtmuslime eine gesperrte Stadt und ist ein bedeutender Wallfahrtsort des Landes.

Anschließend stand die Besichtigung von Volubilis auf unserem Tagesprogramm - der größten römischen Ausgrabungsstätte Marokkos. Während der Führung durch einen einheimischen Fremdenführer Hamid, erfuhren wir einiges über die wichtigsten Baudenkmäler, das Kapitol, die Basilika, das Forum, den Triumphbogen und die unglaublich Zahlreichen Bodenmosaiken, die uns alle faszinierten. Hamid sagte uns, dass die schönsten Mosaiken in den archäologischen Museen von Rabat und Tanger ausgestellt sind. Viele Bodenmosaiken stellen nicht nur unbekleidete Männer, sondern auch unbekleidete oder nur spärlich bekleidete Frauen dar. Und Letztere, so Hamid, seien westlichen Touristen erst neuerdings zugänglich und Muslimen sei es noch immer verboten, sie zu besichtigen.

Danach fuhr unsere Karawane weiter Richtung Fes und am Stausee Sidi Chahed machten wir eine kurze Fotostopp-Pause und einige probierten den frischgepressten Orangensaft bei den Straßenhändlern. Am frühen Abend erreichten wir Fes. Einige nutzten den Pool vom Hotel, um sich ein bisschen zu entspannen, die anderen erkundeten die Umgebung vom Hotel. Zum gemeinsamen Abendessen trafen wir uns dann im Hotelrestaurant.

7. Tag: Samstag, 15.04.2023 – Fes – die älteste Königsstadt Marokkos

Gleich nach dem Frühstück fuhren wir mit unserem Bus zur südlichen Festung, wo unsere Stadtführung durch die zweite Königsstadt - Fes begann. Said, der an der Uni in Fes studierte, klärte uns zuerst über die zwei Stadtviertel der Stadt auf: Andalusier- und Kairaouine-Viertel, die die Medina von Fes bilden. Anschließend besichtigten wir den Königspalast in der Altstadt, der für Besucher geschlossen und nur von außen zu bewundern ist. Said erzählte uns über die 7 Tore und über das Spinnengewebe Gottes – ein mit Goldblech fein ziselierter Muster an einem der Tore.

Besonders fasziniert waren wir von der Besichtigung der Medina mit ihren fast 10.000 Gassen und unzähligen Menschen. Die Basare (hier Suks genannt) nahmen uns echt gefangen: ein scheinbar grenzenloses Labyrinth verwinkelter, schmaler Gässchen, eingeteilt nach den einzelnen Gewerben und davon muss es Hunderte geben und fast jeder verrichtete seine Arbeit in aller Öffentlichkeit. Wir tauchten in die Gerüche der angebotenen Kräuter ein, schauten den Handwerken über die Schulter zu und versuchten ab und zu energetisch mit den Händlern zu verhandeln. Nach der kurzen Verschnaufpause auf dem Platz der Tischler, setzten wir unsere Stadtführung durch die Gassen der Medina fort, bis wir zu unserem Restaurant Typiquehent Marocain gelangt sind, wo Said für uns ein typisch marokkanisches Mittagessen organisierte!

Nachmittag besichtigten wir noch ein Hamam und das Viertel der Schleifer, bevor wir die berühmte Gerberei von Fes auf Rue Chouara erreichten, die als eine Genossenschaft arbeitete. Im Rahmen einer kurzen Führung wurden wir über die Arbeitsabläufe der Leder-Gerbung in Antike, im Mittelalter und heute vertraut gemacht und schauten uns anschließend die hier hergestellten Produkte aus Rind-, Ziege- und Dromedarleder im Verkaufsraum an. Der anschließende Besuch in einer Agaven-Seiden-Werkstatt vermittelte uns einen guten Überblick über die Arbeitsweise und die Qualität der Handwerke. Die sehr intensive Stadtbesichtigung von Fes beendeten wir symbolisch mit einer Verabschiedung von der Stadt auf einer Aussichtsplattform, von der aus die ganze Stadt zu sehen war.

8. Tag: Sonntag, 16.04.2023 – Atlas–Gebirge – Ifrane – Erfoud – fakultative Wüstentour Erg Chebbi

Nach dem Frühstück verließen wir die älteste Stadt Marokkos Richtung Atlas-Gebirge. Die erste kurze Pause machten wir in der kleinen Schweiz von Marokko – in Ifrane. Die moderne und sehr gepflegte Stadt überraschte uns mit seinen Grünanlagen. Said erklärte uns, dass Ifrane ein sehr beliebter Urlaubsort der Marokkaner sowohl im Sommer als auch im Winter ist. Als Symbol der Stadt gilt die im Park liegende große Figur vom Atlaslöwen auch Berberlöwe genannt, die im 20. Jahrhundert ausgestorben waren.
Den nächsten Fotostopp machten wir im Zedernwald, um die Magot-Affen (auch Berber-Affen genannt) zu beobachten. Während der weiteren Überquerung des Atlasgebirges mit steilen Felswänden und steilen Schluchten, beobachteten wir die Geologie Marokkos wie in einem Lehrbuch. Am Rande des Tales des Flußes Qued Ziz machten wir einen einfachen, aber leckeren Picknick mit typisch marokkanischen Gemüse, Brot, Wurst und Käse und setzten unsere Fahrt fort, bis wir am späten Nachmittag das Ziel des heutigen Tagen – Erfoud – erreichten. Nach dem Check-In in der wunderschönen Hotelanlage Xaluca, in der die Reisegäste mit Volksfolklore und typischen marokkanischen Minztee begrüßt wurden, ging es für unsere Reisegruppe schon weiter: wir unternahmen eine unvergessliche Fahrt mit Landrovern in die Wüste nach Erg Chebbi und bestiegen mit Dromedar`s die bis zu 100 Meter hohen Sanddünen. Der zauberhafte Sonnenuntergang in dieser märchenhaften Dünenlandschaft und der marokkanische Rotwein veredelten unseren heutigen Abend zusätzlich!

9. Tag: Montag, 17.04.2023 – Oasenstadt Tinghir – Todra–Schlucht – Fahrt auf der Straße der 1.000 Kasbahs

Schweren Herzens verließen wir die wunderschöne Hotelanlage Kasbah Xaluca Arfoud und machten uns nach dem Frühstück auf den Weg Richtung Tinghir. Noch in Erfound, am Rande der Stadt, besichtigten wir eine wunderschöne Fossilienwerkstatt, in der uns im Rahmen einer kleinen Führung die Entstehungsgeschichte der Fossilien und Arbeitsstufen der Herstellung von verschiedenen Erzeugnissen gezeigt wurden. Fasziniert von der Welt der Fossilien, kauften einige Reisegäste nicht nur kleine Souvenirs, sondern auch richtige Tischplatten als schöne und langlebige Erinnerung an die Marokko-Reise. Auch hier, wie überall in Marokko, war Handeln angesagt!

Im Reisebus informierte uns Said über die verschiedenen Dattelpalmen – es soll über 450 Arten davon geben – und die Besonderheiten der Dattelernte im Oktober. Außerdem erfuhren wir von Said über die marokkanischen Heilbad-Prozeduren: eine Art Sandbad in der Wüste, wo die Menschen sich in heißen Sand eingraben, um bestimmte Krankheiten zu heilen. Nachdem Said uns über die verschiedenen Dynastien der marokkanischen Geschichte (Almoraviden, Almohaden und vor allem über Alaouiten) und die Unterschiede zwischen Schiiten und Sunniten erklärte, verging die Zeit im Bus wie im Flug, bevor wir sogenannte Khettara erreichten und dort eine Besichtigung unternahmen. Dabei handelte es sich um eine traditionelle Form der Frischwasserförderung in Wüstengebieten.

Unsere Tour ging dann, geologisch betrachtet, zwischen Europa und Afrika weiter, bis wir die sehr beeindruckende Todra-Schlucht erreichten. Während der Besichtigung der Schlucht, die als Ergebnis der Erosion durch den Fluß Todra, der aus dem Hohen Atlas kommt, entstanden ist, bewunderten wir die fast senkrechten Felswände der Schlucht, die teilweise eine Höhe von bis zu 300 Metern erreichten. Danach fuhren wir wieder nach Tinghir zurück und unternahmen dort einen kleinen Spaziergang direkt im Flußtal der Todra. Ein einheimischer Begleiter führte uns durch die Oase und zeigte die Ruinen einer alten Kasbah. Als weiterer Höhepunkt des Tages besichtigten wir eine Teppichwerkstatt in einer echten Berber-Familie, die uns sehr gastfreundlich, mit Tee und ausführlichen Erklärungen über das Teppich-Handwerk, empfangen hat. Anschließend fuhren wir die berühmte Straße der 1.000 Kasbah nach Boumalne-du-Dades zu unserem heutigen Hotel der wunderschönen Xaluca-Gruppe!

10. Tag: Dienstag, 18.04.2023 – Dades–Schlucht – Filmstadt Ouarzazate

Nach dem sehr leckerem Frühstück im Xaluca Hotel starteten wir mit unserem Reisebus entlang der Straße der 1.000 Kasbah Richtung Dades-Schlucht. An den sogenannten Makaken-Felsen vorbei, wo wir einen kurzen Fotostopp anlegten, erreichten wir, nach einer anspruchsvollen Auffahrt durch die Serpentinen (großer Lob an der Stelle an unseren Busfahrer Abderasak), beim besten Wetter die Aussichtsplattform der Dades-Schlucht. Von hier aus hatten wir einen tollen Ausblick auf das Tal und die Straße, die wir gerade eben hochgefahren sind.

Nach der erfrischenden Kaffee-Pause, kehrten wir ins Tal zurück und setzten unsere Fahrt Richtung Filmstadt Quarzazate fort. Im Bus informierte uns Said über die arabische Sprache und über verschiedene Dialekte: nur die Berber sprechen mindestens 68 Dialekte, so Said – z.B. Tarifit, Tamazight usw. Außerdem erzählte uns Said über die Bedeutung der schwarzen Tracht in der dieser Region: wegen der Ermordung des Enkels von Propheten Mohammed. Kurz nach Mittag erreichten wir die Stadt Quarzazate – auch die Stadt der Stille genannt – und nach der kurzen Harmoniepause lud Said uns ein eine wunderschöne und gut restaurierte Kasbah De Tauorirt zu besichtigen. Am frühen Abend erreichten wir unser heutiges Hotel in Ait-Ben-Haddou mit einem fantastischen Blick auf die dortige Kasbah.

11. Tag: Mittwoch, 19.04.2023 – Kasbah Ait Ben Haddou – Fahrt nach Marrakesch

Nach dem Frühstück machten wir uns auf dem Weg und besuchten die prachtvolle Kasbah Ait-Ben-Haddou. Um diese gigantische Lehmburg zu erreichen, gingen wir zuerst durch die Straßen der Ortschaft, überquerten den Fluß über eine Brücke und stiegen dann über die engen Gassen der Kasbah bis nach ganz oben. Unterwegs begegneten wir einem Straßenkünstler, der nach einem besonderen Verfahren seine Gemälde malte, wir trafen mehrere Tuch- und Kleiderhändler, machten halt an einer Synagoge. Von Said erfuhren wir, dass diese Kasbah zum Unesco-Weltkulturerbe gehört und eine begehrte Filmkulisse für viele bekannte Filme vor allem für Filme zur biblischen Geschichte darstellte. Vom Gipfel der Kasbah konnten wir zusehen, wie die Filmkulisse für die Dreharbeiten am neuen Film Gladiator 2 aufgebaut wurde.

Anschließend fuhr unsere Reisegruppe Richtung Marrakesch und wir überquerten den 2.260 Meter hohen Tichka-Pass im Atlasgebirge. Am späten Nachmittag erreichten wir dann Marrakesch und unternehmen einen Stadtrundgang durch die Medina: wir schauten und das Handwerkerviertel (Schlösser, Schuhmacher, Blechformer, Tischler uvm.) an und besuchten eine Apotheke, in der uns die einheimischen Heil- und Kosmetikprodukte erklärt und präsentiert wurden. Sogar eine Massage konnten einige Reisegäste dort erleben. Unser letzter Abend in Marokko verbrachten wir im traditionellen Restaurant Al Baraka direkt am Gauklerplatz.

12. Tag: Donnerstag, 20.04.2023 – Rückflug nach Deutschland

Nach dem ruhigen und gemütlichen Frühstück hatten wir noch ein bisschen Zeit für einen kleinen Spaziergang in Hotelnähe, bevor Abdarasek uns mit seinem Reisebus zum Flughafen gebracht hat. Wir nahmen Abschied vom Said, unserem netten Begleiter durch Marokko, der uns mit seiner Liebe zu seiner Heimat während der Tour echt angesteckt hat, von unserem Busfahrer Abderasak und vom wunderschönen Land Marokko!

Nachmittag flogen wir dann nach Deutschland zurück.

Schlusswort

Unsere Reise hat es wieder mal gezeigt, dass nicht die Jahre zu erleben ist es, wonach das Leben zählt, sondern Ereignisse und Erlebnisse, Länder und die Menschen und innere geistige Entwicklungen sind es, welche seinen Wert bestimmen! Meine Lieben, ich bedanke mich bei euch für die wunderschöne gemeinsame Tage in Marokko und bin echt sehr froh euch alle kennengelernt zu haben! Bleibt schön gesund und reiselustig! Euer Andrej

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