Reisebericht: Rundreise Mongolei – Nomaden erleben

28.06. – 12.07.2017, 15 Tage ursprüngliche Mongolei mit Ulan Bator – Naadam–Fest – Dalanzadgad – Wüste Gobi – Geierschlucht – Zagaan–Suwarga–Canyon – Kloster Erdene–Zuu – Karakorum – Hustai–Nationalpark – Chongor–Sanddüne – Pferdekopfgeige und Kehlkopfgesang – Kamele und Prz


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Ein Land zwischen den Zeiten - so kann die Mongolei beschrieben werden. Ganz nah an der Moderne, dabei in tiefer Sehnsucht nach den Erfolgen der Ur- Ur- Ahnen. Und historisch verwurzelte Gastfreundschaft, die dem Reisenden überall begegnet.
Ein Reisebericht von
Sabine Letzybyll
Sabine Letzybyll

1. Tag: Mittwoch, 28.06.2017 Flug nach Ulan Bator

Unsere kleine Reisegruppe fliegt von Berlin Schönefeld nach Ulan Bator. In Moskau steigen wir um. Der Flug mit Aeroflot ist komfortabel.

2.Tag: Donnerstag, 29.06.2017 Ulan Bator

Nach fast sechs Stunden Flug von Moskau nach Ulan Bator kommen wir mehr oder weniger geschafft an. Obwohl es nicht sehr voll ist, dauert es ein Weilchen, bis alle durch die Passkontrolle durch sind und ihren Koffer haben. Unsere Reiseleiterin ist noch nicht da, eine andere Deutsch sprechende Mongolin, die auf ihre Gäste wartet, bietet sofort ihre Hilfe an und versucht, per Handy unsere Reiseleiterin zu erreichen. Doch fünf Minuten später haben wir uns gefunden, steigen in unseren mongolischen Reisebus ein (nicht zu vergleichen mit dem gewohnten Equipment) und fahren zum Hotel. Hier erwartet uns ein Frühstücksbüffet und wir können auch unsere Zimmer beziehen. 8.45 Uhr startet unser erster Tag in der Mongolei. Wir fahren zum Gandan Kloster. Dies ist das wichtigste Kloster im ganzen Land. Es wurde 1838 gegründet und entwickelte sich zum Zentrum der intellektuellen Gesellschaft. Einhundert Jahre später fiel das Kloster den stalinistischen Säuberungsaktionen zum Opfer; es wurde zum großen Teil zerstört und die Mönche ermordet. Eine einzelne Holzsäule soll dazu beigetragen haben, dass ein Teil des Klosters erhalten blieb. Als die stalinistischen Schergen sich daran machten, diese Säule zu zerstören, trat eine rote Flüssigkeit aus. Aus Sorge um ihr Seelenheil, denn man nahm an, es ist Blut, ließen die Männer davon ab und ergriffen die Flucht. Einige Tempel wurden wieder aufgebaut, von anderen sind nur Ruinen oder gar nichts übrig. Heute gibt es hier ein aktives Mönchsleben. Wir Touristen sind akzeptierte Besucher, die Mönche lassen sich nicht davon stören, dass wir um sie herumschleichen und alles beobachten. Ihr monotoner Singsang hält ausdauernd an. In einem anderen Tempel lernen Kinder und Jugendliche von älteren Mönchen, die Gebete zu sprechen. Verstehen können sie die Texte erstmal nicht, denn sie sind in tibetischer Sprache. Erst wenn sie alles auswendig können, lernen sie auch, die Inhalte zu verstehen. Im letzten Tempel der Anlage, den wir besuchen, ist heute Tag der offenen Tür. Anstelle der Mönche, die sonst hier beten, haben es sich hauptsächlich Frauen hier bequem gemacht und murmeln ihre Gebete. Wir fahren jetzt zum Großen Platz. An einer Seite sitzt eine gigantische Dschingis-Khan-Statue. 2008 wurde diese zur 800-Jahr-Feier der mongolischen Staatlichkeit errichtet. An der Treppe vor der Statue tummelt sich ein buntes Völkchen mit Fotografierwut. Wir biegen erstmal ab und gehen zum Postamt. Hier decken wir uns mit Ansichtskarten und Briefmarken ein. Dann spazieren wir zurück zum Großen Platz, wo die bunten Leute immer noch am werkeln sind. Es stellt sich heraus, dass es im Vorfeld des Nadam-Festes, das wir am letzten Tag besuchen, einige Orden gab. Und die Geehrten stehen nun hier mit ihren Familien zum Fotoshooting. Zum Mittagessen kehren wir im Hardrock-Café ein, wo wir mit leckerem Salat, Brokkolisüppchen und gefüllten Teigtaschen verwöhnt werden. Jetzt sind wir so k.o., dass wir uns eine Pause im Hotel gönnen wollen. Der Verkehr macht uns gelinde gesagt, einen Strich durch die Rechnung. Es reicht gerade noch für ein Stündchen, zu wenig, um sich aufs Ohr zu legen. Also starten wir, noch müder als vorher, in den Nachmittag. Wir fahren ins Theater und erleben dort die Vorstellung der Gruppe TUMEH EKH, die hier im Sommer jeden Tag auftritt. Das merkt man den jungen Tänzerinnen und Tänzern aber nicht an. Voller Enthusiasmus führen Sie ihr Programm vor. Die Vorstellung ist zauberhaft.
Jetzt werden wir zum Abendessen erwartet . Wir sind zwar müde, aber nicht hungrig. Also verabschieden wir unseren Busfahrer und gehen zu Fuß zum Restaurant. Dafür brauchen wir nicht mal zehn Minuten. Wieder ist ein Tisch schön für uns eingedeckt. Suppe, Cordon Bleu und zum Nachtisch Eis, so kann die Völlerei nicht weiter gehen. Zu Fuß gehen wir zurück zum Hotel. Und endlich heißt es: Gute Nacht Ihr Lieben...
Was haben wir heute gelernt?
Autos mit Kennzeichen 1 und 8 dürfen montags nicht fahren. An anderen Wochentagen betrifft es andere Kennzeichen. So versucht man in Ulan Bator, den Verkehr einzudämmen.
Altmongolisch war während der sozialistischen Zeit verboten, wird aber jetzt wieder gelehrt.
Es gibt in Ulan Bator keine Postleitzahlen, aber Hausnummern und Wohnungsnummern.

3. Tag: Freitag, 30.06.2017 Fahrt Richtung Gobi

Es ist jetzt 21.15 Uhr. Draußen sind es 25 Grad Celsius. Soeben habe ich einen schwarzen Käfer und eine Motte in meiner Jurte erlegt. Ich möchte lieber nicht wissen, was sonst noch hier rum kreucht und fleucht. Deshalb halte ich mich bei der Tageszusammenfassung kurz. Gestartet sind wir um acht in Ulan Bator. Die Chefin der Agentur ließ es sich nicht nehmen, uns persönlich zu verabschieden. Mit drei japanischen Jeeps beginnt unsere Abenteuertour. Nach nicht einmal einer halben Stunde sind wir aus der Stadt heraus und vor uns breitet sich die unendliche Weite der mongolischen Steppe aus. Zwei Stunden schauen wir aus dem Fenster, bestaunen Pferde und Kamele und halten ab und zu zu einem Fotostopp. Noch ist jede Jurte ein Erlebnis. Ein Milan schwingt sich zum Himmel empor. In weiter Ferne wird gerade eine Jurte aufgebaut. Stopp! Hier grast eine Herde Pferde. Da können wir doch gleich mal nach den Pferden schauen (mongolisches Synonym für WC Pause). Ein Schäfer auf einem Moped jagt seine Herde. Bald treffen wir auf einen Vater mit drei Söhnen, die dabei sind, Schafe und Ziegen zu tränken. Aus einem laut brummenden stinkenden Motor steigt schwarzer Qualm. Aber irgendwie wird damit Wasser hochgepumpt. Der stolze Vater lässt seine Söhne vorführen, wie toll sie reiten können. Der Jüngste ist vier Jahre alt.
Zum Mittagessen bereitet unsere Crew ein Picknick vor. Alle fassen mit an, um Campingtisch und -Stühle aufzubauen. Dann lassen wir es uns schmecken. Zum Nachtisch gibt es einen Geburtstagskuchen. Wir unternehmen eine kleine Wanderung zu den Felsen von Baga-Gazrin-Tschuluu, zur Opferschlucht. Wir durchqueren die Ruinen eines ehemaligen Klosters aus dem 16./17. Jahrhundert. Zeugnis der Zerstörungswut stalinistischer Schergen. Wir erklimmen einen kleinen Hügel. Bizarre Felsformationen lassen das Fotografenherz höher schlagen. In der Ferne donnert es. Kaum sind wir zurück an den Autos, fängt es an, kräftig zu regnen. Wir fahren weiter bis zu einer Höhle, die es aber nicht mehr gibt oder die zumindest nicht zu finden ist. Weiter geht es zu Felszeichnungen, die fünftausend Jahre alt sind. Am Abend beziehen wir zum ersten Mal unsere Jurten. Unser Jurten Camp heißt Ethno-Ha, was allerdings ganz anders geschrieben wird. In der Mitte befindet sich ein Hauptweg , neben dem rechts und links jeweils zwei Reihen a 11 Jurten aufgebaut sind. Am Ende des Hauptwegs steht ein fest gebautes Haus. Hier wird gespeist. Dahinter ein weiteres Haus mit Duschen und WC. Gegen 19 Uhr treffen wir uns zum Abendessen. Es gibt eine Brokkoli-Kohl-Suppe und einen Hauptgang mit Kartoffeln, Reis und Fleisch. Zum Nachtisch gibt es heute Bonbons. Wir bleiben noch etwas sitzen und lernen mit unseren Fahrern ein mongolisches Lied. In der Nacht regnet es. Die Tropfen trommeln auf das Jurtendach, die Wände knistern. Das ist gewöhnungsbedürftig.
Was haben wir heute gelernt?
Stutenmilch Airak trinken die Mongolen so gern, wie die Deutschen Bier.
Jurte ist russisch, auf Mongolisch heißt es Ger und Gercamp
Es gibt ca. 60 Millionen Tiere, vor allem Pferde, Schafe, Ziegen, Kühe, Kamele und auch Yaks, aber nur 3 Millionen Einwohner.

4. Tag: Sonnabend, 01.07.2017 Wüste Gobi

Bereits ab sieben gibt es Frühstück, unsere Fahrt beginnt um acht. Wir verabschieden uns von dem Campteam, machen ein Gruppenfoto und bedanken uns mit einem kleinen Trinkgeld. Unterwegs begegnet uns heute allerlei Getier. Zunächst kreuzt eine Gazelle unseren Weg. Dann sehen wir Kraniche. Unseren ersten Stopp legen wir an Sum Huh Burd, einer steinernen Ruine ein. Hier hatte der Sohn eines tibetischen Fürsten angefangen, sich eine Heimstatt zu bauen. Bevor er aber den Bau beenden konnte, wurde er aus dem Land vertrieben. Die Sage berichtet, dass das Anwesen seitdem verflucht ist. Alles was darauf gebaut wurde, ging in kürzester Zeit kaputt. Gegenwärtig sind bereits wieder Baumaßnahmen im Gange. Ein reicher Unternehmer hat ein Theater gebaut und Jurten werden eingerichtet. Ein neuer Kühlschrank steht vor dem festen Haus. Also scheint es bald loszugehen. In unmittelbarer Nähe befindet sich ein See mit vielen Vögeln. Wir sehen Möwen und Mandarinenenten. Auch die schlichte Taube treibt sich hier rum. Pferde grasen auf einer sumpfigen Wiese. Nun fahren wir weiter Richtung Wüste Gobi. Erst schlängelt sich eine Asphaltstraße schnurgerade durchs Nichts. Doch sobald diese zu Ende ist, geht es querfeldein und über Stock und Stein. Eine Herde wilder Pferde begleitet uns ein Stück. Auf einem Moped transportieren zwei Männer zwei lebendige Schafe. Ob die Schafe wohl wissen, dass es zur Schlachtbank geht? Nach langer Fahrt stoppen wir kurz, aber nur zum Tanken. Die Fahrt ermüdet und wenn es nicht so ruckeln würde, könnte man glatt ein Auge zumachen. Gegen 15 Uhr kommen wir im Gercamp an. Wir sagen Jurte, aber die Mongolen Ger, deshalb Gercamp. Zum späten Mittagessen gibt es Salat aus Tomaten und Gurken, eine Gemüsesuppe, Spaghetti Cabonara und zum Nachtisch eine Waffel. Jetzt haben wir drei Stunden Zeit zum Ausruhen. Um 19 Uhr treffen wir uns wieder, um zum Sonnenuntergang zu fahren. Über die Rumpelpiste geht es zum Zagaan-Suwarga-Canyon. Unterwegs stoppen wir an einem Felsen, durch den eine Art Tunnel führt, den aber nur die Verwegensten von uns durchqueren. Es ist sehr dunkel und eng und man kann sich ganz schön den Kopf stoßen, stimmts? Im Canyon angekommen, beginnt eine kleine Kletterpartie. Doch oben angekommen, eröffnet sich eine traumhafte Aussicht. Obwohl der Himmel bewölkt ist, erleben wir eine mystische Atmosphäre im leichtem Abendrot. Es ist spät, als wir wieder im Camp eintreffen. Zum Abendessen gibt es heute Ziegenfleisch.

5. Tag: Sonntag, 02.07.2017 Ziegenhirt beim Tränken und Wanderung durch die Geierschlucht

Wir starten halb acht. Nach kurzer Fahrt sehen wir, wie ein Hirte mühsam Wasser aus einem Brunnen schöpft, um eine große Herde zu tränken. In der Mongolei ist es üblich, dass man anhält und hilft. Das gilt natürlich nur für Einheimische. Aber wir wollen das ausprobieren und bieten unsere Hilfe an. Die Ziegen ergreifen recht bald die Flucht und so kommt es, dass der Trog bald voll ist und unsere Hilfe nicht mehr benötigt wird. Also steigen wir in die Autos und setzen unseren Weg fort. Mittags sind wir im Camp, wo wir sofort kulinarisch versorgt werden. Salat, Suppe und Rindfleisch mit Kartoffeln und Reis werden gereicht. Nach einer kurzen Verschnaufpause steigen wir wieder in die Autos und fahren zur Geierschlucht. Diese befindet sich in der östlichsten der DREI SCHÖNEN. Nachdem wir nun tagelang und stundenlang ins Nichts gestarrt haben, verwöhnt die Landschaft unsere Augen. Grüne Hügel und hohe Berge bestimmen das Landschaftsbild. Wir wandern entlang eines Flüsschens, das wir immer wieder überqueren müssen. Ab und zu lässt sich eine mongolische Maus sehen, meistens aber nur von hinten. Alle anderen Tiere haben längst die Flucht ergriffen, denn wir sind nicht allein hier. Viele Familien und Grüppchen von Einheimischen sind ebenfalls unterwegs. Nach einer guten Stunde erreichen wir eine schmale Stelle, an der sich bereits einige Eisfelder an den Rändern zeigen. Wir lassen unsere Vernunft walten und kehren um. Einige Waghalsige, allerdings niemand aus unserer Gruppe, schlängeln sich an den Felswänden entlang, um doch noch weiter zu kommen. Das lassen wir lieber und genießen die traumhafte Natur auf dem Rückweg, der wiederum ca. eine Stunde dauert. Auf dem Weg zum Camp, legen wir einen Halt am Heimatmuseum ein. Hier können wir alle Tiere sehen, die uns nicht in der freien Wildbahn begegnen, wie zum Beispiel den Schneeleopard, den Gobibär und den Bartgeier. Diesen allerdings haben wir doch gesehen. Bevor wir die Schlucht gänzlich verlassen hatten, kreisten zwei von dieser Art in großer Höhe über uns.

6.Tag: Montag, 03.07.2017 Besuch einer Nomadenfamilie und Kamelreiten

Vor acht wird unser Gepäck verladen, wir verabschieden uns, wie immer, von der Gercamp-Mannschaft und machen uns auf den Weg. Nach kurzer Zeit beobachten wir am Rande der Straße eine Gruppe Aasgeier, die gerade ihr Morgenmahl verputzen. Viel mehr gibt es heute Vormittag nicht zu sehen. Bis auf die unendliche Weite der mongolischen Landschaft. Steinwüste aus Verwitterungsschutt, kahle, nur spärlich bewachsene Berge, ab und zu Ziegen, Schafe und Kamele. Dafür rüttelt es uns heute wieder mächtig durcheinander. Die asphaltierte Straße ist bald zu Ende und nun geht es nur noch über eine Schotterpiste und immer wieder bergab und bergauf. Kurz vor dreizehn Uhr kommen wir im Camp GOBI DISCOVERY an. Im Laufschritt eilt das Personal herbei, um uns die Jurten zuzuweisen und unser Gepäck zu bringen. Wir sind erstaunt. Auch dieses Camp ist wieder einen Tick schicker als das vorherige. Es gibt sogar Garderobenständer. Zum Mittagessen gibt es einen schmackhaften Salat aus frischem Gemüse und sauren Gurken, eine Gemüsesuppe, Hühnchen mit Gemüse, Minipommes, und Reis und wieder kleine Muffins zum Nachtisch. Aufgrund der großen Hitze verschieben wir den Besuch der Sanddüne in den Morgen und verabreden uns für halb sechs zum Nachmittagsprogramm. Byamba hat uns bei einer Nomadenfamilie zum Kamelreiten angemeldet. Zunächst werden wir in der Jurte willkommen geheißen und mit Ziegenmilch, die gesalzen und mit grünem Tee vermischt ist, begrüßt. Zu knabbern gibt es getrockneten Quark und sauren Käse. Wir dürfen alle Fragen, die uns zum Thema Nomadenleben interessieren, stellen. Wir erfahren, dass Yogi, die Nomadenfrau, acht Kinder hat, von den sieben verheiratet sind und jeweils zwei Kinder haben. Ein Sohn studiert in Amerika und wird Arzt. Nach der Gesprächsrunde überreichen wir unsere vielen Geschenke und begeben uns zu den Kamelen. Wir steigen in zwei Gruppen nacheinander auf die Kamele, was nicht so einfach ist, denn wenn sich das Kamel erhebt, wird es für den potentiellen Reiter einmal nach vorn und einmal nach hinten so steil, dass man befürchtet, herunterzufallen. Aber das passiert nicht und so starten die bei den Gruppen mit der Düne im Rücken in Richtung Steppe. Den Kamelen juckt es häufig in der Nase und wenn sie nicht prusten, dann schubbern sie die Nasen an der Seite des Kamels, das gerade neben ihnen geht. Blöd nur, wenn unsere Beine dazwischen sind. Auf einem Kamel kommt der Sattel ins Rutschen und die Reiterin in ziemliche Schieflage. Doch dafür sind die Kamelführer da und mit deren Hilfe ist alles schnell wieder in Ordnung gebracht und wir setzen unsere Tour fort. Nach einer halben Stunde, wendet die ganze Mannschaft und nun haben wir den großartigen Blick auf die Düne und das dahinter liegende Gebirge. Gemächlich schaukeln wir auf unseren Wüstenschiffen zurück ins Nomadencamp.

7. Tag: Dienstag, 04.07.2017 Chongor–Sanddüne, Saurierefundstelle und Saxaulwald

Heute heißt es, früh aufstehen. Schon um fünf fahren wir zur Chongor-Sanddüne. Die Düne ist zweihundert Meter hoch, 180 Kilometer lang und zwischen fünf und zwanzig Kilometer breit. Direkt zum Sonnenaufgang erreichen wir unser Ziel. Sieben Wagemutige machen sich daran, die Düne zu erklimmen. Dabei werden verschiedene Methoden angewandt. Die Einen versuchen es in Wanderschuhen, die Anderen auf Socken. Welche Methode die bessere ist, kann man nicht sagen, denn von den Vieren, die den Gipfel erreichen, tragen zwei Schuhe und zwei Socken. Nachdem alle wieder heil unten angekommen sind, fahren wir zurück ins Camp, wo wir bereits zum Frühstück erwartet werden. Anschließend heißt es wieder, Sachen ins Auto und ab auf die Piste. Gegen halb zwei erreichen wir das nächste Camp. Wieder kommen wir aus dem Staunen nicht heraus. Diesmal gibt es im Waschraum sogar ein Fön. Gegessen wird in einer Speisejurte, in der es einen Kühlschrank für Getränke und eine Tiefkühltruhe gibt. Auch das Mittagessen ist wieder schmackhaft und reichlich. Es gibt Krautsalat, Gemüsesuppe, mit Kräutern gefülltes Hühnchen und zum Nachtisch kleine Kuchen. Die Sonne scheint unerbittlich, deshalb begeben wir uns zur Siesta, in der Hitze kann man nichts unternehmen. Am frühen Abend fahren wir zum Saxaulwald, wo wir seltsam geformte Bäume und eine Mäusefamilie zu sehen bekommen. Anschließend geht es zur Saurierfundstelle Bayanzag. Hier wandern wir entlang der Roten Klippen, die durch die untergehende Sonne in einem wundervollen Licht erscheinen.

8. Tag: Mittwoch, 05.07.2017 Kloster Ongi

Langsam bekommen wir Routine. Sieben Uhr Frühstück, Acht Uhr Abfahrt. Vormittags fahren, mittags essen und ausruhen und abends Programm. Während der Fahrt ins nächste Camp halten wir spontan bei einer Nomadenfamilie an. Die Frau ist erst nicht so begeistert, weil sie nichts anzubieten hat, lädt uns dann aber trotzdem ein. Wir dürfen zuschauen, wie die Ziegen gemolken werden. Dann kehren wir in die Jurte ein. Die Hausfrau kocht uns ein Getränk aus frischer Ziegenmilch und Tee. Auch Schaffleisch und -zunge kosten wir. Die Tochter des Hauses bzw. der Jurte, zeigt uns ihre Künste im Bogenschießen und wer will, darf es auch probieren. Natürlich lassen es sich unsere Fahrer nicht nehmen, zu zeigen, was sie drauf haben. Zum Abschied überreichen wir wieder Geschenke und stellen uns für ein Gruppenfoto auf. Wir steigen in die Autos und setzen unsere Fahrt fort. Keine Viertel Stunde später treffen wir auf ein liegen gebliebenes Fahrzeug. Selbstverständlich halten unsere Fahrer und bieten ihre Hilfe an. Wir erfahren, dass das Auto bzw. sein Fahrer bereits seit 24 Stunden hier auf Hilfe wartet. Nach langem Hin und Her, wird versucht, das Fahrzeug anzuschieben oder irgendwie anders zum Fahren zu bringen, was letztendlich auch gelingt. Pünktlich zum Mittagessen erreichen wir unser Camp. Es wird immer vornehmer. Hier gibt es einen Souvenirshop und Massagen. Auch eine Sauna steht zur Verfügung. Nur das ausgewiesenen Internet funktioniert wegen des Wetters nicht. Am frühen Nachmittag laufen wir zu den Ruinen des Klosters Ongi. Wieder einmal müssen wir zur Kenntnis nehmen, was sich 1937 in der Mongolei abgespielt hat. Von einer riesigen Klosteranlage, in der bis zu tausend Mönche wohnten, sind nur noch kärgliche Reste übrig. Das Eingangstor ist nagelneu und auf dem Gelände befindet sich ein Tempel, in dem heute sechs Mönche aktiv sind. Alles andere ist nur traurig anzusehen. Zum Abschluss unserer Besichtigung kommen wir in eine Hütte, in der Antiquitäten verkauft werden. Tatsächlich sieht es so aus, als ob die angebotenen Utensilien aus der Umgebung der Klosteranlage stammen könnten. Nun diese Dinge gehören doch eher in ein Museum als in einen Touristenkoffer, meint ihr nicht?
Am Abend erwartet uns eine Kulturveranstaltung im Camp. Junge Männer und Frauen, die hier arbeiten, führen traditionelle Bekleidung vor. Es beginnen zwei beeindruckende Krieger, gefolgt von einem Fürstenpaar, einem Schamanen und einem Lama. Zum Abschluss tanzen drei Mädchen, die sonst die Betten machen und den Tee ausschenken.
Was haben wir heute gelernt?
Eine Ziege gibt beim Melken ca. 1 Liter Milch. Bei 100 Ziegen ist der Ertrag von 30 Litern daher ziemlich wenig. Im Sommer werden die Ziegen zweimal am Tag gemolken. Dann ist der Ertrag wesentlich höher.

9. Tag: Donnerstag, 06.07.2017 Der Weg ist das Ziel

Wir wissen, dass wir heute eine lange Strecke Offroad vor uns haben und sind darauf eingerichtet, dass wir den ganzen Tag im Auto sitzen. Wir sind überrascht von der abwechslungsreichen Landschaft. Neben dem ewigen Nichts, gibt es rot gefärbte Abschnitte, Hügel und Bergformationen. In einem offenen Gehege haben Pferde vor der Hitze Unterschlupf gesucht. Wir halten zum Fotostopp. Die Motorradfahrer, die seit zwei Tagen unseren Weg teilen, brausen vorbei und die Pferde ergreifen die Flucht. Trotzdem erfreuen wir uns an den verbliebenen Stuten mit ihren Fohlen. Ab und zu sehen wir Greifvögel über uns kreisen. Gegen zwölf muss Bus 1 umkehren, da die beiden anderen Busse nicht mehr zu sehen sind und auch nach einer angemessenen Wartezeit nicht auftauchen. Ist etwas passiert? Nicht wirklich, zum Glück. Eine Reifenpanne, die bereits behoben ist. Wir fahren weiter und halten Ausschau nach geeigneten Fotostopps. Pünktlich zur Mittagszeit um Eins erreichen wir das Restaurant Smoke&Steppe, wo wir unser Mittagessen einnehmen. Es gibt Gemüsesuppe und ein Hauptgericht mit Fleisch, Salat, Pommes und Gemüse. Anschließend lädt die abenteuerlich anmutende Umgebung zum Fotografieren ein. Es gibt interessante Schilder und eine Reihe von sehr einfachen Jurten, die offensichtlich alle als Imbiss oder Restaurant mongolischer Art funktionieren. Weiter geht's. Wir halten an einer Wiese mit einer großen Pferdeherde. Von Weitem ist ein Paar zu sehen, das dabei ist, Stuten zu melken. Der Mann winkt uns zu, wir sollen näher kommen. Oh, wo sind unsere Geschenke? Schnell geschnappt und rüber. Leider ist die Melkprozedur gerade vorbei, aber der Nomade lädt uns ein, seine Pferde zu streicheln, wir dürfen auch alles fotografieren und dann werden wir in die Jurte gebeten. Wir bekommen gegorene und frisch gemolkene Stutenmilch zu kosten. Wer nicht möchte, muss aber nicht. Wieder dürfen wir alles fragen, was uns so in den Sinn kommt. Ein bisschen verlegen wird das Pärchen bei der wohl sehr privaten Frage, wie sie sich denn kennengelernt hätten. Die salomonische Antwort lautet: genauso wie ihr. Und sie lächeln. Wir bedanken und verabschieden uns. Wir fahren weiter. Hier in der Gegend hat es in den letzten Tagen viel geregnet und so kommt es, dass wir mehrere Flussläufe durchqueren müssen. Wir erreichen den Sum Khuirt. Hier gibt es heiße Quellen und ein Sanatorium. Der Ort ist ein Kurort. Es gibt einen Tempel, ein Postamt, einen Kindergarten und ein Parteihaus. Und sicherlich vieles mehr. Wir fahren vorbei. Bald erspähen wir eine Herde Yaks. Auch hier halten wir noch einmal zu einem ausgiebigen Fotostopp. Unsere Fahrer amüsieren sich, als eine kleine Grille große Begeisterung auslöst. Halb Fünf erreichen wir unser Camp. Wir werden von einem Deutsch sprechenden Angestellten empfangen. Das ist schon einmal eine Überraschung. Ansonsten ist das Camp eher schlicht. Die sanitären Anlagen dagegen sind sehr sauber. Eine junge Frau kümmert sich darum und wischt nach jedem Benutzer die Waschbecken aus. Das Wasser ist heiß und kommt in einem angenehmen Strahl aus der Dusche. Der Sonnenuntergang und das Abendlicht sind traumhaft. Weniger traumhaft ist es für manche, dass des nachts eine Kuh schnaubend um die Jurten zieht.

10. Tag: Freitag, 07.07.2017 Mittagessen bei Nomaden

Wir können ausschlafen, statt um Acht, fahren wir heute erst um Neun los. Eigentlich wollen wir nur zu einem Wasserfall, es sind da. 50 Kilometer, aber die Strecke soll mühsam zu bewältigen sein. Den ersten Stopp legen wir an der Nestschlucht bzw. Leichenschlucht ein. Hier haben verfeindete Fürsten miteinander gekämpft, durch eine List wurden feindliche Soldaten in die Schlucht gelockt und ertranken dort jämmerlich. Eines Tages, viel später, gefiel den Menschen, die hier lebten, der Name nicht mehr und sie veränderten den Namen, nach den Vogelnestern, die sich in den Felswänden befinden. Wir rumpeln fast im Schritttempo über die vom Wasser zerstörten Wege. In den letzten Tagen hat es so viel geregnet, dass es teilweise zu Hochwasser gekommen ist. Inzwischen ist fast alles wieder getrocknet. Am Eingang zum Orkhon-Tal Naturschutzgebiet wird Eintritt kassiert. Ein paar Kilometer weiter halten wir, um einen steinzeitlichen Friedhof zu besuchen. Hier gibt es Hirschsteine und Kamelsteine sowie steinzeitliche Zeichnungen zu sehen. Weiter geht es über die schlimmsten Pisten, die man sich vorstellen kann. Alle Wege sind vom Hochwasser zerstört. Immer wieder liegen Kühe oder Schafe auf der Straße, die sich in ihrer Ruhe gestört fühlen. Unsere Fahrer umfahren die Tiere vorsichtig. Nichts passiert. Wenn wir Gegenverkehr haben, wird es eng. Wir müssen unseren Fahrern vertrauen, die machen das schon. Wir durchqueren mehrere Flüsse, entweder weil die Brücke kaputt ist, meistens aber, weil es gar keine gibt. Wir erreichen Khujirt, den bedeutendsten Kurort der Mongolei. Nach der Wende, bzw. nach den Sowjetzeiten verfielen viele Gebäude, die nur zum Teil wieder aufgebaut oder neu errichtet wurden. Wir fahren weiter, beobachten die einheimische Tierwelt. Kraniche, Erdmännchen und immer wieder Pferde, Ziegen und Schafe. Dann geschieht es. Eines unserer Autos bleibt in einer Furth stecken. Wir müssen das Abschleppseil auspacken und unsere Mitreisenden retten (Scherz - Gefahr bestand zu keiner Zeit). Dann bleibt auch noch ein einheimischer Pkw stecken.
Aber auch dieser wird von unserem tapferen Fahrer Baki heraus geholt. Bald darauf erreichen wir unsere Gastgeber. Wir sind zum Mittagessen bei einer Nomadenfamilie eingeladen. Heute Morgen wurde für uns eine Ziege geschlachtet. Die essbaren Teile liegen gut sichtbar in einer Schüssel, die auf einem Bett in der Jurte steht. Nicht jedermanns Sache. Wir werden herein gebeten und begrüßt. Es gibt Brot mit Schmand. Nun sind wir dazu eingeladen zuzusehen, wie das Mittagessen zubereitet wird. In eine große Milchkanne werden im Feuer geheizte Steine abwechselnd mit Kartoffeln, Gemüse und Fleisch gestapelt. Dann wird die Kanne verschlossen und muss jetzt eine Stunde stehen. Derweil spazieren wir zum Wasserfall, unserem heutigen Ziel. Es ist schon erstaunlich, wo in dieser Ödnis das ganze Wasser her kommt. Nach ca. einer Stunde sind wir zurück bei unseren Nomaden. Das Essen ist fertig und wird serviert. Hungrig knabbern wir die Ziegenknochen ab. Die Kartoffeln und die Möhren sind auch durch. Zum Nachtisch zeigen uns die Gastgeber, wie sie aus gegorener Yak-Milch Schnaps brennen. Natürlich wird der auch verkostet. Nun bedankt sich der Herr des Hauses bei uns für den Besuch und singt uns zum Abschied ein Lied. Wir bedanken uns ebenfalls, verabschieden uns, und machen uns auf den Heimweg. Ein erlebnisreicher Tag geht zu Ende.

11. Tag: Sonnabend, 08.07.2017 Karakorum

Es ist, im Vergleich zu den anderen Tagen, nur ein kurzes Stück bis zum nächsten Ziel. Schon in zwei Stunden haben wir Karakorum erreicht. Wir halten an einem Aussichtspunkt mit schönem Blick auf die Stadt und einigen Souvenirständen, die den Kampf um die Aufmerksamkeit gewinnen.
Karakorum wurde 1222 von Dschingis Khan zu einer Versorgungsstation für seine Armeen ausgebaut. Sein Sohn und Nachfolger Ögödei ließ das Lager von einer Mauer umgeben und erklärte Karakorum zur Hauptstadt seines Reiches. Nun entwickelte sich dieser Ort zu einem Umschlagsplatz für Karawanen aus Westeuropa und Asien. Handwerker aus aller Welt, die hierher verschleppt wurden, trafen hier ein. Unter anderem der Goldschmied Guillaume Boucher, der im Palasthof einen Silberbaum errichtete. Dieser hatte vier Zweige, aus denen bei festlichen Anlässen berauschende Getränke flossen. Im 13. Jahrhundert kamen zwei Franziskaner nach Karakorum, die im Auftrag des Papstes, den Großkhan zum Katholizismus bekehren sollten. Dieser jedoch, es war Güyük, der Sohn Ögödeis, dachte gar nicht daran, den Papst als Stellvertreter Gottesdienst anzuerkennen. Allerdings fand er die Berichte der Abgesandten so spannend, dass er sie mit der Botschaft zurück schickte, der Papst könne sich freiwillig unterwerfen. Andernfalls sei er gezwungen, seine Truppen zu schicken. Bis Ungarn und Schlesien gelangten dann die mongolischen Soldaten, vernichteten 1241 ein Heer aus deutschen und polnischen Rittern. Als sie jedoch die Nachricht vom Tod Güyüks erreichte, kehrten sie um und beendeten ihren Eroberungszug nach Westen. Ein späterer Herrscher drang nach China vor, verlegte die Hauptstadt nach Peking. Von dort wurden die Mongolen aus China vertrieben. 1380 eroberte ein Heer der Ming-Dynastie Karakorum und zerstörte die ehemalige Hauptstadt. Viel ist von der einst prächtigen Stadt nicht übrig geblieben, doch das benachbarte Kloster Erdeene Zuu, wohin wir jetzt fahren, wurde zum Teil aus den Trümmern der Stadt errichtet. Dieses Kloster war das erste, dass auf dem Gebiet der heutigen Mongolei errichtet wurde. Jahrhundertelang war es eines der wichtigsten buddhistischen Zentren des Landes. 1561 griff ein mongolischer Fürst in innertibetische Streitigkeiten ein und verlieh dem Hauptlama der tibetischen Gelbmützensekte den Ehrentitel Dalai. 1577 schenkte dieser ihm zum Dank drei Thankas (Rollbilder). Der Fürst war von dem Tibeter so begeistert, dass er für jedes Bild einen Tempel errichten ließ. Damit begann die Geschichte von Erdeene Zuu und die Bekehrung der Khalka-Mongolen zum gelben Glauben der Tibeter. Das Kloster wurde mehrmals durch Brände beschädigt und von Feinden verwüstet. Doch unermüdlich wurden die verschiedenen Tempel und Klöster wieder aufgebaut und die Anlage erweitert. Zeitgleich waren hier bis zu 1500 Mönche aktiv. Man schätzt, dass sich insgesamt mehr als 10.000 Mönche dem Kloster und den Tempeln zugehörig fühlten. Leider wurden 1938 im Zuge der Kampagne gegen den Buddhismus die meisten Gebäude zerstört und viele Lamas (Mönche) erschossen. Trotzdem ist die einstige Pracht noch zu erkennen. Das Areal wird von einer Mauer umfasst, an jeder Seite ist diese 400 Meter lang. Pro Seite gibt es 25 Stupas sowie an jeder Ecke zwei, also insgesamt 108. Wir besuchen drei Tempel, die jeweils von drei Buddha-Statuen dominiert werden. Außerdem gibt es hier viele kleine Buddhastatuen, die den Mob damals überlebt haben. Nun lockt uns die Ladenstraße vor dem Kloster, wir gönnen uns zehn Minuten Zeit, um die kleine Läden abzuklappern. Anschließend fahren wir ins Karakorum-Museum. Neben antiken Gegenständen, ist das Interessanteste eine Grabstätte, zu der mehrere Kammern führten. In den Kammern wurden Wandmalereien entdeckt und viele Gegenstände, zum Teil aus Gold, aber auch tönerne Reiter und andere Dinge. Von dem hier begrabenen König sind nur noch Asche und Knochen übrig, denn zu dieser Zeit, im 6. bis 8. Jahrhundert, aus der das Grab stammt, wurde die Feuerbestattung praktiziert. Die sterblichen Überreste befanden sich in einem kleinen hölzernen Sarg, welcher in feine Seide eingeschlagen war. Uns interessieren darüber hinaus ganz aktuelle Dinge, denn laut einem Reisebericht soll man hier gutes Internet haben. Leider funktioniert das W-LAN, über welches das Museum verfügt, heute nicht. Nun fahren wir zum Camp. Es liegt nicht weit von der Stadt. Dieses Camp ist ein sehr modernes. Wir werden zuerst in das Restaurant gebeten, das auch eine Terrasse hat. Wir bedienen uns am Buffet, danach gibt es eine Pause bis zum Abendessen. Den Abend verbringen wir gemeinsam in einer Jurte. Wir trinken Wodka, singen Lieder und lernen uns weiter intensiv kennen.

12. Tag: Sonntag, 09.07.2017 Fotoshooting und Przewalski Pferde

Vor Acht wird unser Gepäck verladen, wir verabschieden uns von der Ger-Crew und fahren zurück zum Kloster. Gestern haben wir hier beobachtet, wie sich eine mongolische Familie in traditionellen Gewändern fotografieren ließ. Wir hatten dafür keine Zeit. Heute ist das anders. Es dauert nicht lange und wir haben uns in mongolische Könige und Königinnen verwandelt und fotografieren uns mit wachsender Begeisterung in Gruppen und Grüppchen. Als der Spaß vorbei ist, starten wir zu unserem letzten Camp. Ca. 350 Kilometer, meistens normale Straße, sind zu bewältigen. Unterwegs begegnet uns wieder das mongolische Leben, heute auch in Form einer Reitergruppe. In vielen Sums findet jetzt das Nadamfest statt und nicht alle können nach Ulan Bator fahren. Mittags bereiten wir uns ein Picknick zu. Unsere Fahrer kämpfen mit dem Wind und versuchen vergeblich, ein Sonnenzelt aufzubauen. Die Stühle fliegen ab und zu davon, trotzdem gelingt es uns irgendwann, alles Mitgebrachte aufzutischen. Es gibt Brot und Wurst, Gurke und Tomate, Cracker mit Schmelzkäse, Thunfisch und Sprotten, Waffeln und Kekse und natürlich Kaffee und Tee. Der Wind lässt uns den Staub um die Nase wehen, davon lassen wir uns nicht beeindrucken. Auch als alles wieder eingeräumt ist, bleiben wir sitzen und reden. Wir bedanken uns bei Byamba und den Fahrern für die tolle Reise und bald schon stimmen sie unser mongolisches Lied an, dass wir mitsummen und im Refrain auch ein bisschen mit singen. Dann sind wir dran. Oh je, welche deutschen Lieder kennen wir, die jeder mitsingen kann? Wir schaffen es. Auch internationale Lieder finden wir. WENN DU LUST HAST, KLATSCHE IN DIE HAND, das scheint es auch in der Mongolei zu geben. Doch irgendwann müssen wir uns aufraffen und wieder in die Autos steigen. Noch einmal werden wir in einem Camp übernachten.

13. Tag: Montag, 10.07.2017 Pferderennen in Ulan Bator

Pünktlich um Neun stellen wir unsere Koffer vor die Jurten und versammeln uns. Bis halb Zehn soll uns ein Bus abgeholt haben. Kurz vor Zehn wundert sich der Manager des Camps, dass wir immer noch da sind. Wir rufen in der Agentur an und werden beruhigt. Der Bus kommt gleich. Da ist er auch schon. Da es keinen Gepäckraum gibt, wandern unsere Koffer auf die hinteren Sitze. Nachdem auch wir uns eingerichtet haben, startet die Fahrt nach Ulan Bator. Viel gibt es unterwegs nicht zu sehen, nur ein paar kleine Mäuse huschen über die Straße. Gegen Mittag erreichen wir den Veranstaltungsort für das Pferderennen. Oh, der erste Durchgang ist schon vorbei. Wir spazieren über die Anlage und beobachten das Geschehen. Es sind nicht sehr viele Besucher da. Nach etwa einer halben Stunde gehen wir zum Ausgangspunkt zurück. Hier haben inzwischen fleißige Hände ein Zelt aufgebaut. Wir können es uns in den Campingstühlen gemütlich machen, es gibt Kaffee und Tee. Etwas später kommen zwei andere Gruppen dazu, die über die gleiche mongolische Agentur ihre Reise organisiert haben. Zusammen wird uns das Mittagessen gereicht. Es gibt Schaschlik und Salat und den mongolischen Fleischtopf mit Kartoffeln und Möhren. Eine Flasche Wodka macht die Runde. Um vierzehn Uhr soll das Nachmittagsprogramm beginnen. Wir laufen zur Tribüne, um uns gute Plätze zu sichern. Es gibt am Ziel einen Bereich, der nur für Touristen reserviert ist, allerdings muss man hier Eintritt bezahlen. Das wollen wir nicht und so mischen wir uns unter die einheimische Bevölkerung, das ist auch viel interessanter. Nach und nach füllt sich die Tribüne. Viele Familien sind unterwegs, alle gut gekleidet. Die Sonne brennt. Auf einem Riesenbildschirm wir die Festveranstaltung, die auf dem großen Platz in Ulan Bator stattfindet, übertragen. Aus den Lautsprechern plärrt zusätzlich Musik. Wir beobachten, wie viele Kinder auf Pferden ohne Sattel angeritten kommen und sich in weiter Ferne versammeln. Manchmal verliert einer der Kleinen seinen Helm, dann kehrt einer der Größeren um und holt ihn. Nach einer Stunde löst sich das Feld der kleinen Reiter wieder auf. Ein Teil kehrt in unsere Richtung zurück und eine größere Gruppe entfernt sich noch weiter. Später ändert sich die Darstellung auf dem großen Bildschirm. Jetzt sehen wir die Kinder in vollem Galopp reiten. Doch dauert es noch sehr lange, bis sie bei uns und damit im Ziel ankommen. Es ist siebzehn Uhr und in drei Minuten ist alles vorbei. Wir schließen uns den Einheimischen an, die in Scharen zum Ausgang strömen. Das Abendessen nehmen wir heute im Blue Sky Hotel ein. Im Restaurant in der zweiten Etage ist für uns ein Tisch reserviert. Kleine Töpfchen stehen bereit. Diese werden mit Brühe gefüllt, dann kann sich jeder seine Zutaten selbst auswählen. Fleisch und Gemüse, Nudeln und Seafood, alles wandert in die Töpfchen und wird gekocht. Zum Nachtisch gibt es kleine Kuchen. Seit langer Zeit können wir endlich wieder auf ein schnelle sW-LAN zugreifen. Heute schlafen wir zum ersten Mal wieder im Hotel, das fühlt sich erstmal komisch an, ist aber sehr bequem. Und was für ein Luxus, alle haben Dusche und WC.

14. Tag: Dienstag, 11.07.2017 Nadam Fest

Die Eröffnungsveranstaltung des Nadamfests beginnt um Elf. Da mit größeren Staus zu rechnen ist, fahren wir rechtzeitig los. Rund um das Stadion sind viel Zelte aufgebaut, in denen die Einheimischen sitzen und essen oder trinken. Am Eingang zum Stadion haben wir die Gelegenheit, viele hübsch herausgeputzte Leute zu beobachten und auch zu fotografieren. Wir begeben uns auf unsere Plätze, die wir durch den Eingang Nr. 5 erreichen. Wir sitzen gut geschützt vor der Sonne und haben den Eingangsbereich im Blick. Pünktlich um Elf eröffnet ein Militärorchester das Fest. Dann hält der neu gewählte Präsident ein Rede. Nun beginnt das Spektakel. Das Programm ist zauberhaft. Mit viel Engagement tanzen und singen sich die Darsteller durch die mongolische Geschichte. Am Ende sind hunderte bunt gekleidete Menschen in der Stadionmitte versammelt. Zwei Stunden dauert die Vorstellung und es ist nicht eine Minute langweilig. Unsere Gastgeber haben inzwischen ein Picknick organisiert. Alle bekommen eine Lunchbox, Wasser und Kaffee. Es ist ausreichend da, um die hinter uns sitzenden Gäste ein wenig mit zu verwöhnen. Während dessen sind in der Arena die Ringer zu Gange. Alle haben blaue Höschen und rote Jäckchen an. Gewertet wird nach k.o- Prinzip, wer verliert, fliegt raus. Vorher muss er aber unter dem Arm des Gewinners durchkriechen und dieser tanzt vor Freude wie ein Adler um ein Podest, das in der Mitte steht. Wir begeben uns zu den Bogenschützen. Hier läuft noch das Vorprogramm. Ehe die ersten Pfeile fliegen, sind wir schon zu den Knochenschnipsern unterwegs. Na das ist ja interessant. So eine Sportart gibt es bei uns nicht. Die Mongolen sind mit vollem Herzen und lautem Gejohle dabei. Der nächste Weg führt uns in ein klimatisiertes Kaufhaus, in dem es einen riesigen Souvenirshop gibt. Nach einer Stunde ist fast das ganze Geld alle und die Taschen sind gefüllt. Wir fahren zum Hotel zurück. Während wir uns erholen, fängt es an zu regnen. Und so fällt der Spaziergang nicht nur wegen Müdigkeit aus. Am Abend sind die Tische festlich gedeckt. Eine Liveband spielt und es gibt eine kleine Modenschau. Mit Musik und Tanz lassen wir die Reise nun endgültig ausklingen. Nach einer kurzen Nacht heißt es um vier Uhr aufstehen, zum Flughafen fahren und über Moskau nach Hause fliegen.
Liebe Abenteurer, ich hoffe, Ihr seid alle gut nach Hause gekommen. Vielen Dank noch einmal, dass Ihr mit uns diese Reise gewagt habt. Genießt die Erinnerungen an eine erlebnisreiche Zeit, die Euch sicher für lange Zeit begleiten werden. Ich wünsche Euch alles Gute, vor allem Gesundheit und viele schöne Reisen, gern auch mit mir. Herzliche Grüße Eure Reisebegleiterin Sabine

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