Rundreise Island – Naturparadies im Atlantik
Reisebericht: 12.06. – 21.06.2025
„Ich bin in Island viel in den Bergen gewandert. Und wenn man in ein neues Tal kommt, wenn man in eine neue Landschaft kommt, hat man eine bestimmte Aussicht. Wenn man stillsteht, sagt einem die Landschaft nicht unbedingt, wie groß sie ist. Sie sagt einem nicht wirklich, was man gerade betrachtet. In dem Moment, in dem man beginnt, sich zu bewegen, beginnt sich der Berg zu bewegen.“ Olafur Eliasson (dänischer Künstler isländischer Abstammung)
Ein Reisebericht von
Heike Wagner
12.06.2025 – Anreise nach Reykjavik
Nachdem wir uns am Berliner Flughafen getroffen haben, versüßen wir uns den etwas schleppenden Check-In und die längere Wartezeit auf den Abflug, der leicht verspätet stattfinden wird, mit Vorfreude auf den geheimnisvollen Norden. Nach einem ruhigen Flug erreichen wir 3,5 Stunden später den Flughafen Keflavik. Der Name des Flughafens ist eine Hommage an den isländischen Entdecker Leifur Eriksson, der mit seinen Schiffen noch vor Christoph Kolumbus in Amerika anlandete. Schnell hatten wir alle Koffer auf dem Gepäckband wiedergefunden und gehen wir gemeinsam in die Ankunftshalle, wo unsere Reiseleiterin Marta Rúnars und die beiden Gäste, die aus Frankfurt angereist sind, uns schon erwarten.
Auf dem kurzen Weg zum Bus haben wir Gelegenheit, uns mit den frischen Temperaturen (12 Grad) anzufreunden. Nach ca. 40 Busminuten erreichen wir die Hauptstadt Reykjavik, das Fosshotel Lind empfängt uns. Wir beziehen unsere Zimmer und genießen das wunderbare weiß-gelbe Licht, das durch die,Fenster leuchtet. Dann treffen wir uns in der Lobby, um gemeinsam zum Restaurant Loa zu bummeln. Wir stärken uns beim Abend-Buffet und nutzen die abendliche Runde zum gemütlichen Plaudern. Danach lockt das Licht uns noch zu einem kleinen Spaziergang auf der Hafenpromenade, bis wir recht müde und zufrieden zum Hotel zurückkehren.
13.06.2025 – Der Goldene Kreis – Gullfoss – Geysir – Nationalpark Thingvellir – Walsafari
Der berühmte "Goldene Kreis" wird auch die „Mutter aller Islandtouren“ genannt, denn er besucht die Top-Sehenswürdigkeiten der Insel: den Nationalpark Thingvellir, den Wasserfall Gullfoss und das Heißquellengebiet Geysir. Die Landschaftsfahrt im strahlenden Sonnenschein gestaltet sich für uns wie ein Film; blau-lila Lupinenfelder erstrecken sich bis fast zum Horizont, in der Ferne leuchten die Gletscher in hellstem Weiß, kleine Flüsse sprudeln durch grüne Wiesen und Lavafelder fesseln den Blick.
Thingvellir ist das historische Herz Islands, es heißt so viel wie „Ebene der Volksversammlung“, wo seit dem Ende der Landnahmezeit eines der ältesten Parlamente der Welt tagte. Die Christianisierung Islands wurde im Jahre 1000 hier beschlossen.
Geschichtlich interessant ist Thingvellir als zentraler Versammlungsplatz der Isländer. Seit dem Jahre 930 fanden am Lögberg, dem „Gesetzesfelsen“, die alljährlichen Zusammenkünfte des Althing statt. Bis zum Jahr 1798 blieb dies der Hauptversammlungsort der Nation. Der Althing in Thingvellir bildete die höchste politische Instanz des Landes und war zugleich Parlament und Gerichtsort. Thingvellir war auch Schauplatz isländischer Sagas. Im Jahr 1874 erhielt Island eine eigene Verfassung und 1944 wurde hier die unabhängige Republik Island proklamiert. Zur 1.000-Jahr-Feier des isländischen Parlaments wurde 1930 der Thingvellir-Nationalpark gegründet – seit 2004 ist der Nationalpark UNESCO-Weltkulturerbe. Kein Ort auf Island ist enger mit der Geschichte und Kultur des Landes verbunden als Thingvellir. Aber auch landschaftlich ist die Ebene von Thingvellir sehr interessant. Der wohl größte See Islands - der Thingvallavatn - hat extrem klares Wasser, wir machen hier einen Fotostop. Thingvellir ist historisch und geologisch von großer Bedeutung, denn das Gebiet liegt inmitten der isländischen Dehnungszone. Hier driften die Kontinente Europa und Amerika auseinander. Offene Klüfte und Spalten ziehen sich durch das absinkende Gebiet des Grabens von Thingvellir. Besonders eindrucksvoll ist das in der Almannagjá - der „Allmänner-Schlucht“ - zu sehen.
Wir machen auf dem historischen Gelände einen interessanten Spaziergang und nach einer kurzen Busfahrt folgt der nächste Programmpunkt.
Island ist berühmt für seine Geysire und heißen Quellen. Wir besuchen das bekannteste Heißquellengebiet Haukadalur im Südwesten des Landes. Der Große Geysir, Namensgeber aller Springquellen, war hier lange die Attraktion. Er war über Jahrhunderte aktiv, bereits 1294 wurde er erstmals erwähnt, insgesamt war die Springquelle etwa 10.000 Jahre lang aktiv. Einmal pro Stunde wurde eine 60 m hohe Wasser- und Dampffontäne in die Höhe geschleudert. Anfang des 20. Jahrhunderts erloschen die Ausbrüche, vermutlich infolge geänderter Grundwasser- und Erdwärmeverhältnisse als Folge von Erdbeben. Der kleine Bruder des alten Geysirs, der „Strokkur“, gilt heute als der Zuverlässigste, er spuckt mehrmals in der Stunde. So kommen die leidenschaftlichen Fotografen aus unserer Gruppe voll auf ihre Kosten. Ein Jeder versucht, ihn in Perfektion per Foto und Video aufzunehmen.
Den "Goldenen Wasserfall", der wohl bekannteste Wasserfall Islands. Über zwei gewaltige, fast im rechten Winkel aufeinander stehenden Kaskaden stürzt das Wasser des Gletscherflusses Hvítá in eine 2,5 km lange und 70 m tiefe Schlucht, pro Sekunde donnern bis zu 1200 Kubikmeter in die Tiefe. Die obere Stufe des Wasserfalls hat eine Höhe von 11 m, die untere Stufe erreicht eine Höhe von 20 m. Der Gullfoss würde heute wahrscheinlich nicht mehr existieren, hätte sich nicht die Tochter des Bauern von Brattholt für ihn eingesetzt. Am Anfang des 20. Jahrhunderts wollten britische Spekulanten den Gullfoss für die Energiegewinnung erschließen. Sigríður Tómasdóttir führte vergeblich einen langjährigen juristischen Kampf gegen die Spekulanten. Erst als sie drohte, sich in die Fluten des Gullfoss zu stürzen, ließen die Briten von ihrem Vorhaben ab. Dankbare Isländer haben der Bauerntochter neben dem Wasserfall ein Denkmal gesetzt.
Der Tag ist aber mit den Highlights des Golden Kreises noch nicht beendet. Heute steht zwar kein gemeinsames Abendessen auf dem Programm, aber ein Großteil der Gruppe geht zusammen zu Restaurant Potturinn oh Pannan, wo wir einen Tisch bestellt haben. Um 20 Uhr treffen wir uns danach wieder zur Walbeobachtung. 14 Gäste fahren zum Reykjaviker Hafen, steigen dort auf ein Boot um, das uns den Walen näher bringen soll. Die Hoffnung, viele der gewaltigen Meeresbewohner sehen zu können, ist groß. An Bord herrscht reges Treiben, alle Passagiere versuchen, den besten Platz, die beste Aussicht zu ergattern. Als besonderen Service kann sogar einen wärmende Overall ausleihen, um ohne Einschränkungen an Deck der kühlen Witterung zu trotzen. Doch leider zeigt sich lediglich ein einzelner Vertreter der großen Meeressäuger, und grüßt auch nur ganz zurückhaltend mit seiner Schwanzflosse. Aber trotzdem ist die Fahrt ein wunderschönes Erlebnis, die See ist für isländische Verhältnisse spiegelglatt und die Junisonne bietet ein beeindruckendes Farberlebnis. Gegen 23 Uhr sind wir zurück im Hafen von Reykjavik, die Scheiben der Häuser reflektieren das goldene Licht des Sonnenuntergangs.
14.06.2025 Halbinsel Snaefellsnes – Borgarnes
Der heutiger Ausflug bringt uns in den Nordwesten Islands, auf die Halbinsel Snaefellsnes. Durch den 5,8 Kilometer langen, im Jahr 1998 fertiggestellten Hvalfjardargöng/Walfjordtunnel geht es auf die Halbinsel. Sie verdankt ihren Namen dem Vulkangletscher Snaefellsjökull, der während der heutigen Rundfahrt majestätisch über uns thront. Malerisch ist die ihn umgebende Küstenlinie mit ihren kleinen Fischerdörfern und den Vulkan-Inseln und steinigen Klippen, die aus dem Meer ragen.
Wir besuchen das Nationalpark-Zentrum in Malariff und halten zur Mittagspause in Amastarpi. Nach dem Essen machen wir alle gemeinsam eine kleine Wanderung entlang der Küste hinab zum pittoresken kleinen Hafen. In Budir besuchen wir die „Budakirkja“, eine kleine Holzkirche auf der Südseite der Halbinsel. Der Ort hatte in der Vergangenheit bis etwa 1930 eine wichtige Rolle als Handelsplatz, besteht heute aber nur noch aus einem Hotel und der Pfarrkirche. Die heutige Kirche wurde 1848 erbaut und 1987 renoviert. Einige Gegenstände der ursprünglichen Kirche sind erhalten geblieben, darunter das Schloss am Tor mit wunderschönen alten Intarsien. Die Kirche besticht durch ihre schlichte Schönheit und durch ihre Einbettung in das Landschaftsbild. Man kann sie sowohl mit den Bergen als auch mit dem Ozean im Hintergrund betrachten, sie bietet stets einen perfekten architektonischen Kontrast zur Natur. So zählt sie zu den meistfotografierten Gebäuden in Island.
Dann geht es über den Pass auf die andere Seite der Insel, nach Kirkjufell.
In Borgarnes erreichen wir das Hotel Hamar, unsere heutige Übernachtungsstation. Das gemeinsame Abendessen genießen wir mit Blick auf die schneebedeckten Berge in der Abendsonne. Das Hotel liegt inmitten eines großzügigen und landschaftlich wunderschönen Golfplatzes und so nutzen wir die Gelegenheit, noch einen Abendspaziergang in der faszinierenden Natur zu machen.
15.06.2025 – Tal Norduradalur – Vulkankrater Grabrok – Besuch Islandpferdehof – Akureyri
Heute lernen wir eines der längsten Vulkansysteme Islands kennen, es reicht weit nach Westen bis zum Lavafeld Berserkjahraun bei Stykkishólmur und bildet den Gebirgszug Ljósufjöll. Den Namen kann man mit "helle Berge" übersetzen, er leitet sich von sechs Gipfeln ab, die aus lichtem Liparitgestein bestehen.Direkt an der Straße liegt der Krater Grábrók, er besteht aus vulkanischer Schlacke und entstand vor etwa 3600 Jahren. Unterhalb des Kraters befindet sich ein Parkplatz und ein Treppensystem von über 500 Stufen führt bis auf den Kraterrand. Von oben bietet sich ein schöner Blick über das Tal der Norðurá, einem der wichtigsten Lachsflüsse Islands. Wir machen einen Spaziergang am Kraterrand. In Blönduos kehren wir ein zur Mittagspause und anschließend erkunden wir die Hrutey-Insel, die im Gletscherfluss liegt. Danach geht es über die Hochebene Holtavörduheidi nach Norden in eines der bekanntesten Pferdezuchtgebiete Islands.
Wir besuchen die Deutsche Evelyn Kuhne auf ihrem Pferdehof und lernen viele interessante Details über die nationale Pferderasse mit ihren außergewöhnlichen Gangarten Tölt und Pass. Die ersten Pferde kamen etwa im 9. Jahrhundert mit den Siedlern nach Island und werden heute noch absolut reinrassig gezüchtet. Es werden keine Pferde auf die Insel importiert und wenn ein Islandpferd verkauft wird und das Land verlässt, darf es nie wieder eingeführt werden, um das Einschleppen von Krankheiten zu verhindern. Trotz der geringen Größe von ca. 140 cm kann es schwere Lasten und Reiter bis etwa 120 kg tragen. Sohn und Schwiegertochter von Evelyn führen uns ihre Reitkünste vor und danach sehen wir die Grashäuser, die sie nach altem Vorbild errichten ließ und sich damit einen Traum erfüllte. Zum Abschluss lädt sie uns ein zu Kaffee und selbstgebackenen Keksen. So lecker, dass wir gerne das Rezept mitnehmen…
Die Fahrt endete in Akureyri im Hotel Kjarnalundur, das für die nächsten zwei Nächte unser Domizil sein wird. Beim gemeinsamen Abendessen im Hotel lassen wir den Tag ausklingen und freuen uns über den herrlichen Sonnenschein, der uns auch heute wieder begleitet und die Schönheit der Landschaften zum Strahlen gebracht hat.
16.06.2025 – Myvatn – Dimmuborgir – Hochtemperaturgebiet Namaskard – Godafoss – optionaler Reitausflug
Heute entdecken wir das Gebiet rund um den Mückensee (Myvatn) im Nordosten Islands, wo die Vielfalt vulkanischer Bildungen besonders stark ausgeprägt ist. Der mit 37 Quadratkilometern viertgrößte See Islands liegt 278 m über dem Meeresspiegel und ist vulkanischen Ursprungs. Das ganze Gebiet ist auch heute noch vulkanisch aktiv, da die Grenze zwischen der Eurasischen und der Amerikanischen Kontinentalplatte hier verläuft. Der Mückensee entstand vor etwa 3.500 Jahren bei einem Ausbruch des Vulkans Ketildyngja. Die ausströmende Lava bildete einen Damm, der den Abfluß des Myvatnbeckens verschloß. Das Wasser staute sich und gründete die Urform des Mückensees. Vor 2.000 Jahren kam es zu einem weiteren großen Vulkanausbruch. Die Vulkane Lúdentsborgir und Þrengslaborgir förderten Lava, die den ursprünglichen See teilweise überfloss und seinen Abfluß erneut dämmte.
Im abgelegenen Norden Islands findet sich auch eine der ungewöhnlichsten Naturschönheiten des Landes. Die Felsformation Dimmuborgir besteht vollständig aus schwarzem Lavagestein, was ihr eine unheimliche Atmosphäre verleiht. Wenig verwunderlich ranken sich denn auch zahlreiche düstere Legenden um den Ort, allein schon sein Name: Dimmuborgir – die „dunkle Festung“ lässt der Phantasie freien Lauf. Die schroffe Formation erhebt sich in der kargen Landschaft. Aufgetürmt vor Jahrtausenden, recken schwarze Vulkanstein-Kegel drohend in den Himmel.
Entspannung verspricht an diesem Tag, der so reich an Impressionen ist, unser Besuch in den Myvatn Naturbädern Jardbödin mit ihrem warmen Geothermalwasser, umgeben von der atemberaubenden Natur am berühmten See. Das Wasser des Geothermalbads enthält eine einzigartige Mischung aus Mineralien, Silikaten und geothermischen Mikroorganismen, die sich hervorragend zur Linderung von schmerzenden und gereizten Muskeln eignen. Diese Mineralien sollen auch Wunder für die Haut und den Geist bewirken und ein Gefühl des Wohlbefindens schaffen. Wir genießen jede Minute...
Eines der berühmtesten Hochtemperaturgebiete Islands liegt am Fuße des Berges Námafjall, ist „höllisch“ beeindruckend, aber auch nicht ganz ungefährlich. Hverarönd, oft auch Námaskarð genannnt, lässt erahnen, warum Schwefel gerne mit dem Teufel in Verbindung gebracht wird. Dieses bizarre Hochtemperaturgebiet mit seinen kochenden Schlammlöchern, den aufsteigenden Dampfsäulen und dem starken Geruch, fast möchte man sagen Gestank, ist beeindruckend und vermittelt ein Gefühl dafür, welche Kräfte und welche Hitze im Innern der Erde toben. Früher wurde hier am Berg Námafjall Schwefel – zum Beispiel zur Herstellung von Sprengstoff – abgebaut und über den Hafen von Húsavík exportiert. Seine hohen Temperaturen und seine Energie verdankt das Gebiet dem Krafla-Vulkansystem, dessen Hauptvulkan 8 Kilometer nördlich liegt.
Letzte Station unseres Tagesausfluges ist der Wasserfall Goðafoss. Obgleich nur bescheidene 12 m hoch, beeindruckt die donnernde Kaskade doch durch die Wassermassen, die sich in großer Breite in die Schlucht stürzen. Die Fallkante des Wasserfalls entstand am Rand des Lavastromes Frambruni, der sich vor rund 8000 Jahren aus dem Schildvulkan Trölladyngja ergoß und eine Länge von 105 km erreichte. Der Name des Wasserfalls dürfte wohl mit der Ljósvetninga-Saga im Zusammenhang stehen. Im Jahr 1000 hatte der Gode Þorgeir als Gesetzessprecher auf der Thingsitzung für das Christentum als offizielle Religion gesorgt. Er handelte dabei wahrscheinlich vor allem aus politischen Gründen, denn er fürchtete das vom norwegischen König Olaf angedrohte Holzembargo für den Fall, dass die Isländer Heiden bleiben würden. Das aber hätte das Ende des lebenswichtigen Schiffsbaues bedeutet. Erleichtert hatte Þorgeir nach der erfolgreichen Thingsitzung seine Götterbilder im nächstbesten Wasserfall versenkt, der seitdem Goðafoss, also Götterwasserfall, heißt.
Auf der Rückfahrt ermöglicht unsere Reiseleitung noch einen kurzen Halt in Akureyri, sodass wir hier durch den Ort bummeln und einen Blick auf den zweitwichtigsten Kreuzfahrthafen der Insel werfen können.
Nach dem Abendessen im Hotel macht sich eine kleine Gruppe von Gästen noch auf zu einem neuen Abenteuer: wir werden abgeholt von Stefan, dem Besitzer eines großen Islandpferdehofes, Herr über mehr als 150 Pferde. Nach einer kurzen Einweisung geht es in Begleitung einer sehr netten deutschen jungen Dame auf dem Pferderücken durch die wunderschöne Landschaft, bergauf und bergab. Die Berge, die uns umgeben, sind noch schneebedeckt und bilden einen herrlichen Kontrast zu den grünen Weiden, auf denen überall Pferde stehen. Nach dem Ritt empfängt man uns auf dem Hof noch mit Kaffee und kleinen Kuchenstückchen, es gibt auch wieder die leckeren Kekse „Eheglück“. Wir sitzen zusammen und sind uns einige: es war ein einzigartiges, unvergessliches Erlebnis, Islands Natur vom Rücken der Pferde aus zu genießen.
17.06.2025 – Halbinsel Tjörnes – Husavik – Asbyrgi – Dettifoss – Eskifjördur
Auf der Halbinsel Tjörnes besuchen wir zuerst den kleinen Fischerort Husavik. Wir schauen kurz im Walmuseum vorbei, bummeln durch den Hafen und besuchen die Kirche. Der Name der Stadt geht auf den Schweden Garðar Svavarsson zurück, der einige Jahre vor Ingólfur Árnarson unfreiwillig nach Island kam, weil er sich verirrt hatte. Er versuchte wohl, die Insel zu umrunden und wurde bei Húsavík vom Winter überrascht. Garðar war gezwungen, auf Island zu überwintern und errichtete einige Häuser (daher der Name Húsavík = Häuserbucht). Sehenswert ist in Húsavík neben dem Hafen und dem Heimatmuseum vor allem die 1907 eingeweihte Kirche. Das vom Architekten Rögnvaldur Ólafsson entworfene Gebäude wurde vollständig aus Holz gebaut, eigens aus Norwegen eingeführt. Die Kirche hat zwar keine Kanzel, aber dafür hat der Pfarrer einen wunderschönen Blick über die Bucht Skjálfandi auf die gegenüberliegenden Berge.
Früher floß der Fluss Jökulsá á Fjöllum etwas weiter im Westen und formte die Ásbyrgi-Schlucht. Zunächst stürzte das Wasser über zwei getrennte Wasserfälle in die Tiefe. Durch rückschreitende Erosion näherten sich die beiden Wasserfälle einander an und bildeten schließlich einen gemeinsamen Fall. Der Wasserfall dürfte ehemals bei einer Breite von gut 3 km die Ausmaße der Niagarfälle erreicht haben. Vor 2.000 Jahren verlagerte sich der Fluss dann nach Osten und hinterließ die hufeisenförmige Schlucht Ásbyrgi. Sie gehört heute zum 1973 gegründeten Nationalpark Jökulsárgljúfur, der die Ásbyrgi und den Jökulsá-Canyon umfaßt, und ist z.T. mit Weiden und Birken bewaldet. Am Ende der Schlucht sind in der oberen Wand noch einige Rinnen erkennbar, durch die das Wasser vormals seinen Weg nahm.
Der Gletscherfluß Jökulsá á Fjöllum (Gletscherfluß aus den Bergen) entwässert den nordöstlichen Teil Islands. Mit einer Länge von 206 km ist die Jökulsá der zweitlängste Fluß des Landes. Er entspringt am Nordrand des Gletschers Vatnajökull und entwässert auch die Eisabflüsse der Gletscherzungen Dyngjujökull und Brúarjökull. Während der ersten 150 km fließt das Wasser eher gemächlich nach Norden. Mit dem 12 m hohen Selfoss beginnt dann der Absturz in den Canyon. Die zweite Fallstufe bildet der Dettifoss. Das Gletscherwasser stürzt auf einer Breite von rund 100 m über 44 m in eine Schlucht. Im Sommer liegt die Wassermenge bei 1500 Kubikmetern pro Sekunde. Damit gehört der Dettifoss zu de wasserreichsten Wasserfällen
Nach einer langen Fahrtstrecke (wir haben heute die Tages-Rekord-Kilometerzahl von über 400 km erreicht) treffen wir in Eskifjördur ein. Unser Abendessen erwartet Uns dort in dem urigen Restaurant Randúlfssjóhús. Ein altes Holzhaus direkt am Hafen mit maritimem Ambiente und einem kleinen Museum unter dem Dach. Ein wunderschöner Tag voller abwechslungsreicher Impressionen geht zusende.
18.06.2025 – Ostfjorde – Petras Steinhaus – Vatnajökull – Höfn
In den Ostfjorden besuchen wir die Steine-und Mineraliensammlung von Petra Maria Ljösbjörg in ihrem Privathaus. Die Menge an Steinen ist beeindruckend – zumal Petra im Laufe ihres Lebens die Steine aus den Bergen in der Umgebung eigenhändig nach Hause getragen hat.
Sie wurde am 24. Dezember 1922 in Ort Stöðvarfjörður im gleichnamigen Fjord im Osten Islands geboren worden, 1946 war sie mit ihrem Mann und den vier Kindern in das Haus Sunnuhlið am Ortseingang von Stöðvarfjörður gezogen. Bis 2007 wohnte sie dort zwischen ihren Steinen und den zahlreichen Besuchern. Denn als ihr Mann 1974 starb, beschloss Steina-Petra das Haus zu öffnen und ihre Sammlung als Museum der Öffentlichkeit zu zeigen. Seitdem besuchen rund 25.000 Touristen jährlich das Haus, eine der größten, privaten Steinsammlungen der Welt.
Im Garten sind neben ausgewählten Steinen kleine Tafeln aufgestellt, auf denen ihre Geschichte erzählt wird - wie Steina-Petra zum Beispiel einmal einen Stein verstecken musste, weil sie ihn alleine nicht tragen konnte.
Bei der Weiterfahrt sehen wir am Horizont den Vatnajökull. Er ist nicht nur der größte Gletscher in Island, sondern ganz Europas, bedeckt etwa 8100 Quadratkilometer und besitzt ungefähr 30 Ausläufer. Der Vatnajökull-Nationalpark wurde 2008 auf den Grundlagen des Skaftafell-Nationalparks und Jökulsárgljúfur-Reservoirs gegründet. Der Nationalpark ist die größte geschützte Region in Europa. Neben dem Gletscher bietet der Nationalpark viele weitere natürliche Wunder; riesige Gletscherflüsse, wunderschöne Canyons, blaue Gletscherlagunen und beeindruckende Wasserfälle.
Wir fahren weiter durch die Ostfjorde, die atemberaubende Landschaft erstrahlt in hellstem Sonnenschein. Es gibt zahlreiche Gelegenheiten, kurz anzuhalten. Wir machen einen Stop in den beiden kleinen Häfen Breidalsvik und Djupivogur, wo wir herumbummeln und Zeit haben für einen Imbiss oder in einem kleinen Café leckeren selbstgebackenen Kuchen probieren können. Am Wasserfall Fossafoss und am Strand von Blabjörg halten wir zu einem Fotostop.
Die Abendsonne steht noch hoch am Himmel, als wir ganz erfüllt von all den wunderschönen Impressionen des heutigen Tages im Hotel Jökullin in Höfn ankommen, wo wir auch gemeinsam zu Abend essen.
19.06.2025 – Gletscherlagune Jökulsarlon – Nationalpark Skaftafell – Reynisfjara
Als wir am Morgen im Hotel die Koffer wieder zum Bus bringen, strahlt der Gletscher Vatnajökull in hellstem Weiß im strahlenden Sonnenschein. Unser Busfahrer Peter sagt: “Ich habe ich nie einer Gruppe gesehen, die soviel Glück mit dem Wetter hatte wie ihr. Bestimmt habt ihr einen besonderen Draht nach oben…“
Ich schaue ihn nur freundlich an und nicke.
Highlight des Tages ist heute die Gletscherlagune Jökulsarlon an der Südküste der Insel. Nicht nur als Filmkulisse („James Bond“, „Tomb Raider", „Batman“) ist Jökulsarlon bekannt, sondern auch als faszinierendes Naturschauspiel. Für uns geht es von Land, gesichert mit Rettungswesten, per Amphibienfahrzeug hinein in die Lagune. Der Breidamerkurjökull, Teil des riesigen Vatnajökulls, kalbt in einen bis zu 248 m tiefen Gletschersee. Etwa 10% der Eisberge sind in den verschiedensten Farben über der Wasseroberfläche zu bestaunen, 90% liegen darunter. Die Wassertemperatur beträgt zwischen 2 und 7 Grad, während das Meer mit etwa 12 Grad wärmer ist.
Weiter geht die Fahrt zum Skaftafell Nationalpark, mit fast 14.000 qkm der größte Nationalpark Europas. Zu ihm gehören mehrere kleinere Gletscher, u.a. der Skaftafelljökull. Der Nationalpark wurde am 15. September 1967 gegründet, seine Grundfläche betrug damals 500 Quadratkilometer. Im Juni 1984 wurde der Nationalpark auf eine Fläche von 1.700 Quadratkilometer vergrößert und später dem Nationalpark Vatnajökull bei dessen Gründung angegliedert. Die Landschaft ist von der Erosion durch Gletscher und Wasser geformt. Die Gletscherzungen Skeiðarájökull, Morsárjökull und Skaftafellsjökull prägten das Land mit den Gletscherflüssen Skeiðará, Morsá und Skaftafellsá, die aus ihnen hervorströmen. Der Gletscherfluß Skeiðará war bis zur Fertigstellung einer Brücke im Jahr 1974 für Reisende ein großes Hindernis. Mit dem Bau der Brücke wurde übrigens die letzte Lücke in der Ringstraße geschlossen. Beim großen Gletscherlauf nach dem Vulkanausbruch im Herbst 1996 wurde die Brücke zwar teilweise zerstört, doch schon einige Wochen später wurden Behelfsbrücken errichtet und die Ringstraße war wieder befahrbar. Inzwischen wird die einspurige Brücke allerdings nicht mehr genutzt, sie wurde durch eine deutlich kürze zweispurige Brücke ersetzt.
Letzte Station unserer heutigen Tagesstrecke ist der schwarze Strand von Reynisfjara mit seinen imposanten Basaltsäulen, den Reynisdrangar-Kolumnen. Er gilt wegen seiner starken und unvorhersehbaren Wellen, die als "Sneaker Waves" bekannt sind und ohne Vorwarnung auftreten können, als der gefährlichste Strand Islands. Nach einem kurzen Strandspaziergang fahren wir zu unserem Hotel Vik im gleichnamigen Ort, wo uns ein leckeres Abendessen erwartet. Der Tag klingt aus und wir müssen leider bereits an die Heimreise und den Check In für den Rückflug denken.
20.06.2025 – Abenteuerliche Südküste – Landspitze Dyrholaey – Skogafoss – Skogar–Museum – Reykjavik
Der Kreis unserer Reise schließt sich langsam, durch den Süden der Insel fahren wir schließlich zurück nach Reykjavik. Hier sind in der Nähe des Ortes Vík in den vergangenen 2 Millionen Jahren einige Vulkaninseln entstanden. Auch unter dem Gletscher Mýrdalsjökull sind immer wieder Vulkane ausgebrochen, unter anderem die berüchtigte Katla. Die Ausbrüche haben zu gewaltigen Gletscherläufen geführt und so wurden im Laufe der Zeit einige der Vulkaninseln durch das aufgeschwemmte Neuland mit dem Festland verbunden. Eine dieser ehemaligen Inseln ist das Kap Dyrhólaey. Die Wände der Vulkanruine ragen bis zu einer Höhe von 120 m steil empor und bieten zahleichen Seevögeln hervorragende Nistmöglichkeiten. Bekannt wurde Dyrhólaey aber vor allem wegen des gewaltigen Felsentores, das die Brandung in Jahrtausenden geschaffen hat. Und wieder haben wir großes Glück (wie so oft auf dieser Reise): Obwohl noch keine Brutsaison ist, sehen wir in den Felsen einige Papageientaucher, die im Hochsommer hier in Scharen mit ihrem Nachwuchs zu finden sind. Alle Fotografen unserer Gruppe sind mehr als begeistert, aber auch ohne Foto macht es Freude, die putzigen Tiere zu beobachten.
Der Skógafoss ist einer der bekanntesten Wasserfälle in Island und zieht Besucher aus aller Welt in seinen Bann. Der beeindruckende Wasserfall stürzt 62 Meter in die Tiefe. Die Legende besagt, dass sich hinter dem Skogafoss ein versteckter Schatz befindet, der von einem Wikinger dort vergraben wurde. Diese Geschichte erhöht den Mythos des Wasserfalls bei. Eine steile Treppe läuft neben dem Wasserfall empor, um auch von oben in die Fluten zu schauen. Wir haben uns die 567 Stufen jedoch erspart und lieber den Frontalanblick genossen und fotografiert. Der Wasserfall Skógafoss entstand, wie viele andere Wasserfälle im Land, erst nach dem Ende der Eiszeit. Nachdem die Gletscher geschmolzen waren und das Land von der großen Eislast befreit war, begann es, sich zu heben. Im Bereich der isländischen Südküste hob sich das Land teilweise um mehr als 50 m und es entstand eine Steilküste, über die Flüsse nach unten stürzen, so bildete sich auch der Skógafoss.
Das Heimatmuseum in Skógar vermittelt einen guten Einblick in das isländische Landleben früherer Zeiten. Der Gründer des Museums, Thórdur Tómasson, hat die mehr als 6000 Ausstellungsstücke im Laufe der Jahrzehnte größtenteils selbst zusammengetragen. Inzwischen ist die Sammlung in einem neuen Gebäude untergebracht, das vom Isländischen Nationalmuseum gestiftet wurde. Daneben stehen auf dem Museumsgelände Häuser aus verschiedenen Epochen der isländischen Geschichte. Auch das isländische Verkehrs- und Kommunikationsmuseum ist auf dem Museumsgelände angesiedelt. Es eröffnet sich eine Fülle von Oldtimern, technischer Ausrüstung, maritimen Exponaten, sogar ein kleines Flugzeug schwebt über der Ausstellung. Vor allem Männerherzen schlagen schneller bei Anblick all der technischen Fundstücke. Die Damen können derweil im nostalgischen Café köstliche Torten naschen.
Weiter geht die Fahrt durch Südisland und durch das herrliche Wetter, das uns fast die ganze Zeit begleitet, erleben ein weiteres Highlight: Klar und deutlich können wir die Westmänner-Inseln sehen, die vor der Küste liegen. Marta, unsere Reiseleiterin, erzählt uns, dass dieser Anblick sich nur selten bietet, denn meistens sind die Inseln wolkenverhangenen. Wir erreichen schließlich die Hauptstadt und machen hier eine kleine Rundfahrt, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten kennenzulernen. Fast an jeder Ecke findet man Skulpturen und Statuen verschiedener Künstler und es wird an bedeutende Dichter und Nationalhelden erinnert. Einer davon ist Jon Sigurdsson, dessen Statue sich vor dem Parlament befindet. Er war Politiker und gilt als der Architekt des modernen Island. Sein Geburtstag, der 17.06., ist heute ein isländischer Nationalfeiertag. Am 17.06.1944 wurde die Republik Island ausgerufen und fortan war man von Dänemark unabhängig. Die wichtigsten Attraktionen der Stadt sind für viele "Harpa", "Hallgrimskirkja" und "Perlan". Bei Harpa (deutsch: Harfe) handelt es sich um die 2011 eröffnete Konzerthalle mit der je nach Lichteinfall wechselnden Glasfassade. Die Hallgrimskirche mit ihrem charakteristischen 75 m hohen Turm erhebt sich majestätisch über den Häusern, ihr Inneres ist äußerst schlicht. Der ehemalige Warmwasserspeicher Perlan auf dem höchsten Hügel der Stadt ist heute ein naturwissenschaftliches Museum mit einer Aussichtsplattform. Von hier hat man einen wunderbaren Blick über weite Umgebung.
Wir haben noch genug Zeit für einen kleinen Spaziergang und so schlendern wir durch die berühmte Regenbogenstraße und sehen historische Gebäude, die einen schönen Kontrast bieten zu der sonst so modernen, funktionalen Architektur der Stadt.
Nach der Ankunft im Hotel verabschieden wir uns ganz herzlich von unserer Reiseleiterin Marta Runars, die uns eine Woche lang so wunderbar geführt hat, und mit immer neuen Informationen humorvoll und unterhaltsam rund um die ganze Insel begleitet hat. Bei einem letzten gemeinsamen Abendessen im nahegelegenen Restaurant Jörgensen lassen wir den Tag ausklingen. Heute geht es früh zu Bett, denn um 3.00 Uhr wird der Wecker klingen.
21.06.2025 – Heimreise
Ja, es gibt bestimmt angenehmere Weckzeiten als 3.30 morgens, aber auch das bewältigt unsere muntere Gruppe mit Bravour. Das Hotel hat Frühstückstüten für uns vorbereitet. Halli, unserer Transferbusfahrer, steht wie bestellt um 4.20 Uhr vor dem Haus und selbst die lange Schlange am Abflugschalter kann uns nicht schrecken. Der Flug geht pünktlich in die Luft, bei herrlichem Sonnenschein sehen wir Norwegen und Dänemark von oben, bis wir schließlich sanft in Berlin landen. Alle Koffer sind da, am Gepäckband verabschieden wir uns alle ganz herzlich, Umarmungen und gute Wünsche und ein: „Vielleicht trifft man sich ja einmal wieder auf einer Reise…?“
Die Insel aus Feuer und Eis bei strahlendem Sonnenschein erleben zu dürfen - was gibt es Schöneres? Wir sind alle schon viel gereist, haben eindrucksvolle Regionen dieser Erde kennengelernt, haben herrliche Landschaftserlebnisse gehabt und interessante Gegenden besucht. Trotzdem wird uns allen diese Island-Reise als ganz besonders beeindruckend in Erinnerung bleiben. Die Vielfalt der landschaftlichen Reize, die Kraft der Vulkane und Geysire, die weiten Flächen, auf denen die Islandpferde frei leben dürfen, die lustigen Papageientaucher, die ohne Scheu vor uns auf der Klippe sitzen und die rauen kleinen Häfen, in denen die Schiffe, die gegen den wilden Nordatlantik zu kämpfen haben, liegen - all das bei schönem Sonnenschein und guter Sicht erleben zu dürfen war ein Geschenk. Kein Wunder, dass die Stimmung in unserer Gruppe so hervorragend war, dass wir uns jeden Tag morgens am Bus so fröhlich und neugierig auf die neuen Tages-Abenteuer trafen. Und all die Aktivitäten wie Schifffahrt Walsafari, Fahrt mit dem Amphibienboot zu den Eisbergen, Schwimmen in der warmen Lagune, Reiten durch die hügelige Landschaft, kleine Wanderungen über Lavafelder und zu Wasserfällen, haben die Fahrt noch bereichert!