Große Rundreise Neuseeland – Nordinsel und Südinsel und Stopover in der Löwenstadt Singapur
Reisebericht: 16.11. – 08.12.2024
Wende Dein Gesicht der Sonne zu, und die Schatten fallen hinter Dich. (Maori Weisheit)
Genauso machen wir das! Mitten im deutschen Novembergrau schwärmen wir aus und werden die Löwenstadt Singapur mit ihren tropischen Reizen erkunden. Danach fliegen wir wortwörtlich ans andere Ende der Welt, um die Vielfalt der zwei Inseln Neuseelands zu erleben: Die quirligen Städte Wellington, Auckland, Christchurch und Queenstown, mit dem Schiff werden wir zu den Albatrossen und in den Milford Sound fahren, aus der Luft Wale und Gletscher erspähen, die lokalen Weine probieren und an den endlosen Stränden spazieren gehen.
Neuseeland, wir sind bereit ...
Ein Reisebericht von
Simone Willner
Nachtflug nach Singapur
Sternförmig bewegen sich 14 Reisefreudige nach Frankfurt. Die meisten Gäste trifft Simone, die Reisebegleiterin, am Schalter der Singapur Airlines und gemeinsam erledigen wir den Check in und die Kofferabgabe. Zwei Gäste kommen aus Dresden und zwei weitere aus Berlin. Erst am Abend treffen wir alle am Abflugschalter ein und lernen uns ein wenig kennen.
Singapur, wir sind gespannt ...
Ankunft in Singapur
Am frühen Abend erreichen wir Singapur, den Stadtstaat in Südostasien, der 1819 von Sir Thomas Stamford Raffles als Handelsposten der Ostindischen Handelskompanie gegründet wurde. Bis 1959 war der einst kleine Ort britische Kolonie, wenig später fusionierte er mit Malaysia und nochmals zwei Jahre später entschied man sich für die Unabhängigkeit. In rasend kurzer Zeit entwickelte sich Singapur seitdem zu einem der wirtschaftlich erfolgreichsten Länder weltweit und hat heutzutage einen Lebensstandard, der dem Westeuropas in nichts nachsteht.
Am Flughafen geht alles schnell und unkompliziert. Vincent erwartet uns bereits, als wir das Flughafengebäude verlassen und die tropische Hitze umhüllt uns förmlich.
Am Abend entdecken wir die Skyline der Megacity mit ihren 5,5 Millionen Einwohnern und sind gebannt von der Kulisse, den vielen Lichtern und natürlich der imposanten Show an den Gardens by the bay, dem größten botanischen Garten der Welt. Wir schauen uns zuerst die riesigen stählernen hell beleuchteten "Bäume" an und lauschen Walzermelodien. Danach laufen wir zur Laser- und Wassershow am berühmten Marina Bay Sands Hotel. Zu wundervoller sphärischer Musik schießt das Wasser vor der Traumkulisse von Singapur meterhoch. In den Wassertropfen erblicken wir leuchtende Blumen, Schmetterlinge und Drachen. Die Handykameras laufen heiß und wir genießen das Spektakel.
Danach haben einige Gäste Hunger und suchen sich noch ein Plätzchen in einem Restaurant, andere sind müde und wollen zurück ins Hotel.
Jetzt freuen wir uns auf die bequemen Hotelbetten und bevor wir morgen einen weiteren Tag in der faszinierenden asiatischen Metropole verbringen werden, heißt es für heute: gute Nacht ...
Stadtrundfahrt in Singapur und Weiterflug nach Auckland, Neuseeland
Morgens bewundern wir das reichhaltige und teilweise exotische Frühstücksbuffet im Grand Park Hotel und brechen danach gestärkt zu den Gardens by the Bay auf. Dort schauen wir uns den Nebelwald (Cloud Forest) und den Blumenpavillon (Flower Dome) an. Diese zwei riesigen überdachten Gewächshäuser sind Heimat von vielen uns nur als Balkonpflanzen bekannten Blumen, die wir zu Hause mühevoll versuchen zu züchten und zu hegen. Hier wachsen sie meterhoch und überwuchern alles! Die Ausstellungen haben gerade das Motto: Monet und der Impressionismus. Die Bilder des Malers mit den Seerosen sind als übergroße bewegte Bilder angeordnet und man kann sich in weiche Polster fallen lassen und die Lichtspiele und Farben mit Musik von Claude Debussy genießen.
Am Mittag treffen wir Vincent wieder und besuchen gemeinsam mit ihm den Botanischen Garten, der sich auf Orchideenzüchtungen spezialisiert hat. Hier wuchern diese wunderschönen Gewächse regelrecht, hängen in meterlangen Rispen an Wasserfällen oder begrünten Wänden herunter und wir entdecken eine rote Orchidee, die speziell für Olaf Scholz gezüchtet wurde. Sogar ein stark gekühltes Gewächshaus gibt es, welches für die Arten errichtet wurde, die das tropische Klima nicht vertragen. Wir fliehen förmlich ins Kühle, da uns ein mächtiger tropischer Regenguß überrascht.
Nach so vielen botanischen Eindrücken laufen wir in ein Gebäude, wo uns Vincent ein Modell von Singapur zeigt, wo bereits zukünftige Bauten zu sehen sind. Im Anschluß besichtigen wir mitten im chinesischen Viertel einen buddhistischen Tempel, in dem gerade eine Gebetszeremonie zwischen riesigen goldenen Buddhastatuen abgehalten wird und wir schauen uns neugierig um.
Nun war eigentlich geplant, auf die Plattform des Marina Bay Sand Hotels zu fahren, um den Ausblick zu genießen. Allerdings hat es in den vergangenen Stunden so stark geregnet, daß die Aussichtsterrasse regelrecht überflutet ist, und wir müssen unverrichteter Dinge wieder umkehren.
Mittlerweile ist es schon Nachmittag geworden und unsere Mägen melden sich. So kommt uns der Besuch in den Hawker Centers, den hiesigen offenen Garküchen, gerade recht. An den unzähligen Ständen kann man frisch zubereitete Spezialitäten aus China, Malaysia und Indien probieren, es gibt Konditoreien mit portugiesischen Pasteis de Nata und französischen Croissants und es fällt uns schwer, zu entscheiden, wohin wir uns nun wenden sollen. Letztendlich stürzen wir uns mutig ins Getümmel und erstehen für wenige Singapurdollar so manches exotische Gericht. Dabei sind wir von Einheimischen umgeben, denn heute ist Sonntag und viele Bewohner nutzen ihren freien Tag, um mit ihren Familien oder Freunden hier essen zu gehen.
Am frühen Abend besuchen wir Kampong Glam (Little Arabia) und dieses Viertel verzaubert uns besonders mit den schönen alten Fassaden aus der Kolonialzeit und der alles überragenden Sultansmoschee mit ihrer imposanten goldenen Kuppel. Rechts und links sehen wir Teppichläden und orientalische Stoffe in allen erdenklichen Farben und Mustern. In türkischen und libanesischen Restaurants wird orientalisch gekocht und wenn wir es nicht besser wüßten, würden wir auf den Gedanken kommen, wir hätten das Land gewechselt.
In der altehrwürdigen Atlas Bar finden wir uns in einem luxuriösen Art-Deco-Ambiente der 1920er Jahre wieder und bewundern den riesigen Turm mit der aufgetürmten Ginauswahl. Schade, daß wir heute weiter fliegen müssen, diese Bar wäre der perfekte Ort für einen gemütlichen Abend gewesen. Also fotografieren wir nur die Dekorationen und nehmen Abschied von diesem faszinierenden multikulturellen Stadtstaat.
Gemeinsam fahren wir zum Flughafen und nach der Kofferabgabe ist noch Zeit, den beeindruckenden Wasserfall Jewel innerhalb des Flughafens anzuschauen, bevor wir uns auf den langen Weg nach Auckland machen.
Neuseeland, wir kommen ...
Stadtrundfahrt in Auckland
Am Nachmittag erreichen wir nach zehnstündigem Flug endlich unser eigentliches Reiseziel. Müde sind wir nach diesen zwei langen Nachtflügen, werden aber von der größten Stadt des Landes mit strahlendem Sonnenschein und angenehmen 19 Grad empfangen. Auckland, oft betitelt als die "City of Sails" oder auch die "Junge Schönheit mit 100 Liebhabern" befindet sich auf der Nordinsel Neuseelands. Hier lebt immerhin ein Drittel der gesamten neuseeländischen Bevölkerung. Daher trifft man auf eine bunte multikulturelle Mischung von Einwohnern: Chinesen, Maori, Mischungen aus Europäern und Ureinwohnern und Expats, die hier für einige Jahre arbeiten oder studieren. Das Zentrum der Stadt thront auf insgesamt 50 Vulkanen, deren Erscheinungsbild die Landschaft prägt. Polynesische Ureinwohner besiedelten das heutige Stadtgebiet bereits 1350. Für Segler ist die Stadt ein Traumziel, da sie an einer geschützten Meeresbucht liegt.
Nachdem wir uns durch die strengen Flughafenkontrollen begeben und brav alle geputzten Schuhsohlen und mitgebrachten Medikamente deklariert haben, empfängt uns Rene und fährt mit uns auf einen Vulkankegel, wo wir einen bezaubernden Rundblick über die Stadt haben und tolle Fotos machen können.
Am Abend checken wir im direkt im Zentrum gelegenen City Hotel ein, essen gemeinsam und sind danach so bettschwer, daß wir bereits kurz nach Acht das Restaurant verlassen. Wir müssen einfach mal in einem richtigen Bett ausschlafen...
Baumriesen im Kauriwald, Paihia an der Bay of Islands
Eine Nacht in einem RICHTIGEN Bett hat uns sehr wohl getan und wir starten erfrischt am Morgen in Richtung Norden. Unseren ersten Halt legen wir in Matakohe ein, einer kleinen Siedlung im Kaipara Distrikt. Die ersten Europäer kamen 1863 hierher und durch Brandrodung schufen sie sich Raum für die Besiedlung, Anbauflächen und Weiden. Durch eine Schiffsverbindung konnten sie Post empfangen und wenig später wurde eine Straße nach Paparoa errichtet. Im Jahr 1881 kam dann der längste Kai im Kaipara-Hafen hinzu. Ab dem Jahr 1867 gewannen die Siedler das teure und wertvolle Harz und Holz der riesigen Kauribäume und verarbeiteten den Neuseelandflachs.
Wir besuchen gemeinsam das Museum, in dem wir hautnah erleben können, mit welcher Mühe und enormem Kraftaufwand man damals die Bäume gefällt hat, oder ihnen das wertvolle Harz abtrotzte. Heutzutage leben die Bewohner hier vor allem von der Viehhaltung und Milchwirtschaft.
Auf dem Weg zum Waipoua-Wald sehen wir rechts und links der gewundenen Straße die verbliebenen Kauribäume, deren Stammdurchmesser bis zu acht Meter erreichen kann. Durch üppigen Urwald schreiten wir gespannt zu einem großen Kauri, dem wahrscheinlich größten Baum, den wir alle jemals im Leben zu Gesicht bekommen haben. Vor diesem Riesen stehen wir wie gebannt und versuchen recht verzweifelt, ihn im ganzen auf ein Foto zu bekommen. Wir Menschen sehen neben diesem Giganten wie kleine Ameisen aus. Der an der Westküste nördlich von Dargaville gelegene Urwald ist der berühmteste Kauriwald in ganz Neuseeland und die Magie darin ist deutlich spürbar. Farbenfrohe Farne, weiß blühende Manukasträucher und subtropisches Dickicht säumen den Weg. Die ältesten Kauris, die man in der Region gefällt hat, waren nahezu 2.000 Jahre alt. Neben den etwa 19 Metern Stammhöhe und 5,5 Metern Stammdurchmesser des gigantischen Baumes, vor dem wir gerade stehen, wirkt unser Reiseleiter Rene wie eine kleine Ameise!
Am kleinen Hokiangahafen nahe Opononi können wir die Auswirkungen der früheren Brandrodungen sehen, nichts als kahle Sanddünen sind vom einstigen alles bedeckenden Wald geblieben. Diese sehen allerdings trotzdem hinter der neu blühenden Vegetation für uns immer noch faszinierend schön aus. Bei Opononi, im fernen Norden der Nordinsel, hören wir gespannt der Geschichte des Delpins Opo zu. Er war so verspielt, daß er häufig in den Naturhafen kam und die Kinder auf ihm ritten und mit ihm spielten. Das brachte ihm landesweiten Ruhm und ein großes Denkmal mitten in der Ortsmitte ein.
Am Abend erst erreichen wir Paihia, eine pittoreske Kleinstadt mit gerade etwas mehr als 1.500 Einwohnern. Bekannter sind die Nachbarorte Waitangi und Russel, wurde doch hier zwischen den Maori und den britischen Repräsentanten der berühmte Friedensvertrag, der sogenannte Maori Chiefs den Treaty of Waitangi, im Jahre 1840 geschlossen, der die Zukunft des Landes entscheidend prägen sollte.
Beim gemeinsamen Abendessen lassen wir die Eindrücke des Tages Revue passieren und tauschen Fotos aus. Die zwölf Stunden Zeitunterschied zur deutschen Heimat machen uns immer noch zu schaffen und schnell verschwinden nach dem Essen alle auf ihren Zimmern, um morgen für den Tagesausflug zum malerischen Cape Reinga ausgeschlafen zu sein ...
Paihia an der Bay of Islands, Tag zur freien Verfügung oder Cape Reinga
Heute morgen müssen vier Gäste sehr früh aufstehen, der äußerste Nordwesten ist unser Ziel. Obwohl Neuseeland auf einer Weltkarte winzig aussieht, haben wir eine Strecke von 460 Kilometern vor uns. Nach einem fantastischen Sonnenaufgang, der die Bay of Islands in glutrotes Licht getaucht hat, läßt die Sonne die Umgebung erstrahlen und die hügelige Landschaft mit den vielen weidenden Schafen und Kühen noch bezaubernder aussehen. Wir fahren an Orangen-, Avocado- und Kiwianbaugebieten vorbei und unserer heutiger Fahrer, erzählt uns viele Geschichten über die Region. Die Maori lebten hier einst auf den Anhöhen der Berge. Ihre Dörfer ließen sich so weit oben am besten vor feindlichen Angriffen verteidigen. Die Hügelspitzen wurden eingeebnet und nach unten terrassiert. Auf diesen Terrassen bauten die Ureinwohner Gemüse, Taro und Süßkartoffeln an. Diese Terrassierungen sind bis heute gut zu erkennen.
Ganz unvermittelt biegt unser Fahrer plötzlich von der Straße ab, wir verlassen den Asphalt und fahren auf dem 90 Miles Beach am Strand entlang mitten im Sand! Es gibt weder eine Straßenmarkierung noch eine Ausschilderung. In Deutschland undenkbar! Die Henderson Bay ist ein traumhaft schöner, einsamer Strand an dem wir fasziniert auf die sich auftürmenden Wellen schauen. Bei unserer Pause nehmen wir uns die Sandboards und brausen die Dünen hinunter. Danach wollen wir alle ein Foto von uns an diesem einsamen langen Strand. Jeder genießt das Rauschen des Meeres und das unendliche Gefühl von Freiheit und Weite.
Wenig später halten wir an einem Campingresort, wiederum an einem Strand und machen eine gemütliche Mittagspause, umringt von den hungrigen Möwen, die uns die Pommes Frites stehlen wollen und dabei ziemlich dreist vorgehen.
Nachmittags erreichen wir endlich das legendäre Cape Reinga. Unser Fahrer ist ein Maori und mit einem Gebet in der melodiös klingenden Sprache der Ureinwohner stimmt er uns auf die Magie des Ortes ein. Hier, am nordwestlichsten Punkt der Nordhalbinsel, treffen die Tasmansee und der Pazifische Ozean aufeinander. Dadurch entstehen spektakuläre Strömungen und Strudel. Für die Maori ist dieser Platz heilig, glauben sie doch, daß die Seelen der Verstorbenen von hier aus in den Ozean springen, und sich danach auf ihre letzte Reise nach Hawaiki, in das Heimatland ihrer Ahnen begeben. Die Magie und Schönheit dieses Ortes am Ende der Welt ziehen uns sofort in ihren Bann, und auf dem Weg zum Leuchtturm schießen wir wunderschöne Landschaftsfotos. Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Am Leuchtturm angekommen, können wir in alle Richtungen blicken und mehrere Schilder deuten auf die unterschiedlichen Entfernungen hin. Hier würde es sich lohnen, bis zum Sonnenuntergang zu bleiben. Leider müssen wir die lange Strecke bis Paihia heute noch zurück und nachdem alle Erinnerungsfotos im Kasten sind, müssen wir schweren Herzens umkehren. Ohne übertreiben zu wollen, sind wir uns einig, daß dieser Ort hoch über den Klippen zu den schönsten auf der ganzen Erde gehört.
Die anderen Gäste haben einen freien Tag in und um Paihia genossen, sind in Russel spazieren gegangen und erst beim Abendessen treffen wir uns alle wieder und tauschen uns aus.
Morgen werden wir der Coromandel Halbinsel einen Besuch abstatten...
Weiterreise zur Coromandel–Halbinsel an der Ostküste
Nach einem bezaubernden Sonnenaufgang verlassen wir Paihia und die Bay of Islands.
Wir fahren weiter und halten an etwas ganz Unerwartetem und Exotischen: einer öffentlichen Toilette, die von Friedensreich Hundertwasser (ja, von DEM!) in Kawakawa errichtet wurde. Der Künstler lebte von 1973 bis 2000 hier und hinterließ dem Ort dieses bunte Bauwerk mit den für ihn typischen farbenfrohen Fliesen und Säulen, integrierten Kleinskulpturen, farbig umrandeten Spiegeln und einem in die Architektur einbezogenen Baum. So eine Toilettenpause lassen wir uns gefallen.
An dem kleinen aber feinen Wasserfall Otuihau Whangarei laufen wir ein Stück durch Urwald und hier sieht es aus wie an den Plitvicer Seen in Kroatien, wo man die Winnetoubücher Karl Mays verfilmt hat. Vom Parkplatz läuft man direkt in dichten Urwald und hört von überall das Plätschern des kleinen Falls. Eine sehr gelungene Pause.
In Whangarei staunen wir nicht schlecht, als erneut ein Hundertwasserbau vor unseren Augen auftaucht. Dieses Art Center wurde mit Genehmigung der Hundertwasserstiftung in Wien bereits 1993 nach den Stilelementen des berühmten Künstlers entworfen, allerdings in ganzer Pracht erst im Februar 2022 fertig gestellt. Mit seiner goldenen Kuppel überragt es den Rest des Ortes und liegt wunderschön eingebettet an der Hafenpromenade. Wir flanieren an bunten Säulen über steinerne Hügel, sehen einen bunten Brunnen und die Szenerie wirkt irgendwie unwirklich. Wir können nicht ganz glauben, daß dieses Gebäude mitten in Neuseeland steht.
Unsere Mittagspause legen wir nach einem langen Stau schon vor Auckland ein. Ein Baum war auf die Straße gestürzt und mittlerweile haben wir alle Hunger. Danach hoffen wir, gut durch die größte Stadt des Landes hindurch zu kommen, um am Nachmittag noch am spektakulären Hot Water Beach zu planschen. Aber die vielen Polizeiautos, die Feuerwehr und der herannahende Krankenwagen lassen diese Hoffnung schwinden. Nur schleppend schleichen wir durch Auckland und ehe wir endlich den zähen Verkehr hinter uns gelassen haben, ist es bereits später Nachmittag.
Am Abend erst erreichen wir Pauanui. Dieses kleine hübsche Örtchen am Pazifik liegt an der vulkanischen Landspitze Paku und den zerklüfteten Aldermen-Inseln. Auf der Hafenseite kann man Segeln, Kajak fahren und Windsurfen. Die Meerseite eignet sich zum Bodyboarden und natürlich zum Sonnenbaden. Wir beziehen unsere Chalets und begeben uns wenig später auf die Suche nach einem leckeren Abendmahl. Im ersten Restaurant am Ort empfängt man uns freudig, rutscht schnell ein paar Tische für uns zusammen und serviert uns hervorragend duftende Speisen wie Muscheln, Gnocchi, Schweinerippchen und knackige Salate.
Von diesem schönen Fleckchen Erde wollen wir morgen mehr sehen ...
Ausflug auf der Coromandel–Halbinsel und zum Hot Water Beach
Den Tag werden wir auf der Coromandel-Halbinsel verbringen, die mit ihren hügeligen Landschaften, den Traumsandstränden, Thermalquellen und schroffen Küsten eines der beliebtesten Ausflugsziele in ganz Neuseeland ist. In diesem Gebiet gewann man einst Gold und das Holz des Kauri. Heute leben die Einwohner von den Einnahmen aus dem Tourismus. Die alternative Hippieszene aus Auckland hat auf der 85 Kilometer langen und 40 Kilometer breiten Landzunge ein Zuhause gefunden, zunehmend gibt es aber auch Immobilien reicher Städter hier. Dennoch ist Coromandel nur dünn besiedelt und bis auf Thames haben die kleinen Orte weit weniger als 5.000 Einwohner. Uns erwartet also ein Paradies aus bis zu 900 Meter hohen Bergketten, subtropischem Regenwald, Stränden und glasklarem Meer.
Der graue Himmel begleitet uns den ganzen Tag, allerdings ist es nicht kalt und die Landschaft sieht trotzdem bezaubernd aus. Zuerst machen wir einen Abstecher an den Cooks Beach. Entlang des Strands spazieren wir und sammeln Muscheln in der Mercury Bucht. Danach genehmigen wir uns etwas Leckeres in den Cafés und fahren zum nächsten Strand, dem Hahei Beach. Hier stapfen wir durch puderzuckerfeinen weißen Sand. Am Ufer sitzen Einheimische und haben die Angeln ausgefahren. Wir wünschen ihnen viel Erfolg.
An einer Kiwiplantage machen wir einen Halt und sehen, wie diese leckeren Früchte hochgebunden wachsen, sie sind noch klein, aber ihre charakteristische Form und die raue Schale sind bereits gut zu erkennen.
Nun ist es Zeit, für unser Grillabenteuer am Abend vorzusorgen und im Supermarkt philosophieren wir vor der Fleisch- und Fischtheke, was wir nehmen.
Am Nachmittag erwartet uns endlich der Höhepunkt des Tages. Nachdem wir Schaufeln und Handtücher eingepackt haben, fahren wir zum Hot Water Beach. Dieser zwölf Kilometer lange Strandabschnitt an der Pazifikküste ist berühmt für den Austritt von Thermalwasser. Etwa zwei Kilometer unter der Erdoberfläche befinden sich 170 Grad Celsius heiße Gesteinsschichten, die Reste vulkanischer Aktivität aus einer Zeit vor etwa fünf Millionen Jahren sind. Darüber liegen Reservoire heißen Wassers. Kaltes Grundwasser sickert in das Gestein und an einigen Stellen kommt Heißwasser durch Risse im Gestein nach oben. Wir schnappen uns die mitgebrachten Schaufeln und graben eifrig große Löcher. Direkt neben uns blubbert der Sand und auch ohne Schaufeln merkt man, daß der Boden unter den Füßen ganz warm ist. Es fühlt sich ein wenig an, wie auf einer Fußbodenheizung zu stehen. Unsere Füße werden vom warmen unterirdischen Wasser und wenig später von den kühleren Pazifikfluten umspült. Das zu erleben ist ein absolutes Muß, wo sonst gibt es so etwas schon?
Beim Abendessen schnippeln wir fleißig Gemüse, beträufeln den Salat mit regionalem Avocadoöl und aromatischen Zitronen, müssen die gierigen Möwen in Schach halten, die bereits im Schwarm über uns kreisen. Rene ist nicht nur Reiseleiter, sondern gelernter Koch und sehr fachmännisch würzt er Fleisch und Fisch und verteilt alles auf dem riesigen Grill. Wir erleben beim Essen stimmungsvolles Abendrot und sowohl Fleisch als auch die Fischfilets sind auf den Punkt gegrillt. Sehr praktisch, wenn man den Profi dabei hat. Wir schlemmen und genießen den Abend.
Morgen erwartet uns die Rotorua-Region und wir werden heiße Quellen und Geysire sehen ...
Weiterreise in die Geothermal–Region Rotorua, Hobbiton und Hangi–Abendessen
Wir reisen weiter in die Geothermalregion Rotorua. Bei allen Fans der von Peter Jackson geschaffenen Herr der Ringe-Filme schlagen bei dieser Region die Herzen höher, befindet sich doch hier das Filmset Hobbiton. Dieses beschauliche Örtchen im "Auenland", in dem die Hobbits ihr geruhsames Leben im Film führen, liegt eine Autostunde entfernt von Rotorua und bei der Anfahrt kann man sich noch gar nicht vorstellen, wo die ganzen Menschen plötzlich herkommen sollen. Einsam verstreute Bauernhöfe liegen umgeben von kleinen grünen Hügeln, Schafe und Kühe grasen friedlich, kein Mensch und kein Auto sind zu sehen, und mittendrin plötzlich ein riesiger Parkplatz mit noch beeindruckenderem Besucherzentrum und unzähligen Besuchern aus aller Welt.
Wir erkunden die Anlage und die Gäste können die Filmszenen vor ihren Augen Revue passieren lassen. Das Buch von Tolkien erschien bereits 1937 und damit schuf der Autor ein Werk, welches in die Literaturgeschichte eingehen sollte. Im Jahr 2001 machte sich der neuseeländische Regisseur Peter Jackson an die Herausforderung, den über tausendseitigen Roman zu verfilmen. Allein neun Monate brauchte man, um Hobbiton zu errichten und sogar unechte Bäume wurden ins Set gesetzt, deren Blätter alle extra in Taiwan handbemalt wurden, damit die Szenerie der im Buch beschriebenen nahe kommt. Das Ergebnis war letztendlich eine Trilogie, die nicht nur neue Standards in der Kinogeschichte setzte, sondern auch eine Welle an Fantasyfilmen auslöste und diesem Genre einen regelrechten Hype bescherte. Auf unserer Tour dürfen wir sogar mal in solch ein Haus mit Innenausbau gehen und wir bekommen einige Filmtricks erklärt, mit denen Hobbiton zum Leben erweckt wurde. Selbst die Gäste, die nur wenige Szenen der Filme kennen, sind hin und weg von der lieblichen Anlage mit den üppig bepflanzten Vorgärtchen.
Nach der Besichtigung fahren wir nach Rotorua. Dieser Ort liegt mitten in einer Vulkanzone Neuseelands, das Geothermalfeld reicht von White Islands an der Küste der Bay of Plenty bis zum Mount Ruapehu im Herzen der Nordinsel. Das Waimangu-Vulkantal ist das jüngste geothermische Ökosystem der Welt, das obendrein über die mit 3,8 Hektar größte Thermalquelle verfügt. Entstanden ist es beim Ausbruch des Mount Tarawera im Jahr 1886. Als wir vor dem Hotel aussteigen, umhüllt uns der Geruch von Schwefel.
Nach einer Verschnaufpause treffen wir uns an der Rezeption wieder und fahren zum abendlichen Höhepunkt dieses Tages - einem Hangi. Bei diesem traditionellen Erdofen-Essen der Maori wurden früher alle Speisen in Sisal und Blätter gewickelt und mehrere Stunden mit Hilfe von heißen Steinen gegart, Heute kommen Metallkörbe, Stoffe und Alufolie zum Einsatz. Daß das Ergebnis trotzdem immer noch fantastisch schmeckt, davon überzeugen wir uns, nachdem wir von einem Maoriältesten freundlich empfangen wurden. Wir beobachten ein mit Kriegern besetztes Kanu, sie kommen laut rufend und die Waffen über dem Kopf schwenkend auf uns zu und wir können uns gut vorstellen, was die ersten Europäer bei diesem Anblick gefühlt haben müssen, als sie einst hier in Neuseeland landeten.
Zum krönenden Abschluß dürfen wir einer Vorführung der verschiedenen Kampftechniken und Alltagsriten der Ureinwohner Neuseelands beiwohnen und sind wie gebannt von den Tattoos, den rausgestreckten Zungen, den Drohgebärden und den Balljonglierkünsten der Frauen.
Ein wundervoller Tag geht zu Ende und und morgen werden wir nun endlich den Nationalvogel Neuseelands, den Kiwi, kennenlernen und mehr über die Maori erfahren. ...
Te Puia, Kiwi Aufzuchtstation, Wairakei Terrassen mit Maoribegegnung, Tongariro Nationalpark
Früh am Morgen kommen wir aus dem Hotel und im Morgenrot dampft es aus dem Boden, als wir nach Te Puia fahren. Gelegen im Whakarewarewa-Valley, ist diese Geothermalzone mit etwa 500 Geysiren und heißen Quellen ein Besuchermagnet und als wir ankommen, haben wir das Glück, den Ausbruch eines Geysirs live mitzuerleben. Es sprudelt meterhoch, daneben blubbert graubrauner Schlamm und über allem liegt der Geruch von Schwefel. Im Gelände gibt es seit einigen Jahren ein Ausbildungszentrum für Maori, wo das traditionelle Schnitzen und Weben und die Veredlung von Jade vermittelt werden. Wir können den Handwerkern über die Schultern schauen und die wunderschönen Werke kann man im Laden am Ausgang für stattliche Summen gleich erwerben.
Nun ist es endlich soweit: Wir werden den Nationalvogel der Neuseeländer, den Kiwi, persönlich kennenlernen. In der kleinen Aufzuchtstation bei Rotorua sammelt man die Eier im Wald ein, brütet sie mit Hilfe von Inkubatoren aus und hilft den kleinen federnen Kerlchen über die ersten Wochen. Durch die Einfuhr von Tieren wie Mardern und Opossums durch die europäischen und australischen Einwanderer, haben die Babykiwis in der freien Wildbahn Schwierigkeiten, älter als ein Jahr zu werden. Ihre Feinde haben es besonders auf die Eier abgesehen. Um zu verhindern, daß diese putzigen flugunfähigen Vögel aussterben, versucht man hier alles, die Population stabil zu halten. Sind die Kiwis etwa sechs Wochen alt, werden sie in die Freiheit entlassen und in ihre Erdhöhlen zurück gebracht. Als wir in die abgedunkelten Räume gehen haben wir erneut großes Glück, die Kiwis stehen genau an den Scheiben und wir können gut beobachten, wie sie ein paar dicke Würmchen aus der Erde fischen. In der "Babystube" wird gerade die "Nummer 11" gewogen und wir können den kleinen Plüschball gut beobachten. Im Brutkasten schläft ein wenige Tage altes Baby erstmal aus, sich aus diesem harten Ei zu befreien, kostet schließlich einige Kraft.
Nun machen wir uns auf den Weg zu den Wairakei Terrassen. Dabei handelt es sich um Geo-Thermalbäder, die in Terrassenform angelegt wurden und Entspannung pur bieten. Die Pools erinnern ein wenig an Pamukkale in der Türkei und wir hätten Lust auf ein warmes Bad. Allerdings nimmt uns Hohepa, ein Maoriältester, mit durch die Anlage und erzählt uns einige der Schöpfungsmythen der Maori. Das wollen wir natürlich nicht verpassen.
Meriana, eine ältere Maori, empfängt uns danach in ihrem Haus und lädt uns auf Kaffee und Kuchen ein. Dabei stellt sie uns ihre Sichtweise der europäischen Landnahme und der jüngeren Maorigeschichte dar. Sie ist dabei sehr emotional und wir sind ergriffen und gerührt, daß sie uns an so etwas teilhaben läßt. Diese Chance bekommen nur ganz wenige Neuseelandreisende.
Am Tauposee erhaschen wir bereits einen ersten Blick auf den Mount Ngauruhoe, der vielen unter dem Namen Schicksalsberg aus der Herr der Ringe Verfilmung bekannt sein dürfte. Am See entlang fahren wir weiter zum Tongariro. Hier, im ältesten Nationalpark des Landes, halten wir am lang ersehnten Verkehrswarnschild mit einem Kiwi drauf und posieren alle eifrig daneben und davor. Solch ein Schild gibt es schließlich nur hier in Neuseeland.
Der Tongariro Nationalpark steht unter UNESCO Weltkulturerbe und ist der viertälteste der Welt. In ihm befinden sich drei aktive Vulkane: der Tongariro mit 1.968 Metern Höhe, der Ngauruhoe mit 2.291 Metern Höhe und der Ruapehu mit 2.797 Metern Höhe. Auf letzterem liegt sogar noch Schnee und im neuseeländischen Winter kann man hier hervorragend Ski fahren und anderen Wintersportaktivitäten nachgehen. Als wir im Hotel ankommen, regnet es und die dichten Wolken hängen bis zum Boden. Von den drei spektakulären Vulkanen ist leider gar nichts zu sehen.
Morgen fahren wir nach Wellington, wo wir einen freien Tag genießen werden ...
Fahrt nach Wellington, Neuseelands Hauptstadt erleben
Mit großer Hoffnung auf spektakuläre Aussichten stehen wir früh auf, werden aber leider erneut enttäuscht. Es regnet immer noch, von den Bergen ist überhaupt nichts zu sehen und die Wolken und der Nebel hängen bis fast auf den Boden.
Wir machen trotzdem eine kleine Wanderung und lernen dabei den Lebensraum des Kiwi kennen. Der Urwald wuchert dicht und üppig grün, allerdings fehlen die ganz großen Bäume. Alles ist über und über bewachsen, kleine bunte Blumen stehen zwischen Moosen und Flechten und dazwischen blühen rosafarbenes Heidekraut und gelber Stechginster. Auch wenn sich die drei markanten Bergspitzen vor uns in den Wolken verstecken, ist die Landschaft faszinierend und einmalig. Am Tawhei Wasserfall posieren wir mutig auf den Steinen und auch hier kommen die Herr der Ringe Fans wieder voll auf ihre Kosten. Eine Szene mit Golum wurde genau hier gefilmt. Danach halten wir am Informationszentrum des Nationalparks und sehen des verlassene Chateau Tongariro, welches so gar nicht zu der Landschaft passen will mit seiner französisch anmutenden Fassade.
Als wir den Tongariro Nationalpark verlassen, verändert sich die Landschaft, wir durchqueren eine trockene Ebene, die vor allem von Büschen und Sträuchern bewachsen ist, überall blüht gerade der gelbe Stechginster. Dann folgt eine karge Steppe.
Auf dem Weg in die neuseeländische Hauptstadt Wellington begegnen uns riesige Schafherden, die rechts und links der Schnellstraße auf hügeligen Weiden friedlich grasen. An einem großen Honigshop machen wir eine ausgedehnte Pause und probieren die verschiedenen Honigsorten, von denen uns der Manukahonig mit Abstand am besten schmeckt.
Am frühen Nachmittag erreichen wir die Hauptstadt, die ganz am Südende der Nordinsel liegt und fahren auf einen Aussichtspunkt weit oben auf dem sogenannten Queen Victoria Lookout. Von hier aus haben wir einen herrlichen Rundumblick über den alten Hafen, die neue Skyline der Stadt, die malerischen Buchten und die angrenzenden Städte Lower Hutt, Upper Hutt und Rorirua. Leben im Zentrum nur etwa 215.000 Einwohner, sind es im ganzen Ballungsgebiet etwa zwei Millionen. Vor der europäischen Besiedlung war die Bucht von dem Maoristamm der Ngati Tara besiedelt und wurde Whananui-a-Tara, der große Hafen von Tara genannt. Das einstige Maoridorf stand am heutigen Thordon Quay. Um 1819 fanden Siedlungskämpfe zwischen den Maoris statt, die durch die nach Süden drängenden Stämme aus Taranaki ausgelöst wurden.
Im Jahre 1773 landete James Cook hier. Die nächsten 50 Jahre wurde das Gebiet nur sporadisch von Walfängern, Missionaren und Händlern aufgesucht. 1826 dann traf Kapitän Herd mit den ersten Siedlern ein. Er nannte den Ort Port Nicolson, nach dem Hafenmeister in Sydney. Dieser entwickelte sich jedoch erst nach dem Jahre 1839 mit der Ankunft der Vertreter der Wakefield Gesellschaft. Im Jahre 1840 trafen weitere 600 Siedler im heutigen Stadtteil Petone ein und so gilt dieses Datum heute als Gründungsdatum der Stadt.
1841 kam Charles Heaphy, der Begründer der New Zealand Company hierher. Zu dieser Zeit entstanden die ersten 195 Häuser aus Holz und Ziegelsteinen, von denen einige heute noch erhalten sind. Die Siedlung wurde nach Herzog Wellington benannt, dem damaligen britischen Außen- und späteren Premierminister. 1844 wurde das Te Aro Pa Agreement unterschrieben. Wichtige Teile des Landes an der Bucht wechselten den Besitzer. Ein Zentrum in Ufernähe begann sich zu entwickeln. Mit der Verlegung der Hauptstadt von Auckland nach Wellington im Jahre 1865 kam es zu einem regelrechten Bauboom, und an den Ufern entstand eine Stadt.
Heute ist Wellington sowohl Regierungssitz mit zahlreichen Ministerien, als auch die Kulturhauptstadt Neuseelands. Hier sitzen unzählige kreative Agenturen und Büros, die mit neuen Medien und Film beschäftigt sind und so wundert es nicht, daß die berühmte Filmreihe "Herr der Ringe" genau hier ihre Premiere feierte.
Wir werfen einen Blick auf die alten und neuen Regierungsgebäude und freuen uns, morgen einen freien Tag zu haben, an dem wir auf eigene Faust die Hauptstadt erforschen können ...
Freizeit in Wellington
Endlich können wir mal ein wenig länger schlafen, müssen morgens nicht schon wieder die Koffer packen und werden den Tag ganz nach unserem individuellen Geschmack verbringen. Die Hauptstadt hat viel zu bieten und unser Hotel liegt an der quirligen Cuba Street mit ihren vielen Restaurants, szenigen Cafés und endlosen Einkaufsmöglichkeiten.
Die meisten Gäste wollen mit dem Cable Car den Berg hinauf fahren und zurück durch den zauberhaft angelegten botanischen Garten laufen, einige statten dem Nationalmuseum einen Besuch ab und manche wollen einfach nur am Hafen entlang bummeln und einkaufen gehen.
Am Abend sucht sich jeder ein Restaurant nach seinem Geschmack und wehmütig wird uns ums Herz, denn morgen müssen wir von der Nordinsel Abschied nehmen ...
Fährüberfahrt von der Nordinsel zur Südinsel, Kaikoura, Walbeobachtung mit dem Helikopter
Rene fährt uns ans Terminal der großen Fähre, die die Nord- mit der Südinsel, verbindet und wir müssen Abschied von der Nordinsel Neuseelands nehmen. Wir gehen gemeinsam aufs Schiff und durchqueren die Tasmansee. Danach fahren wir durch die zerklüftete Flußtallandschaft des Marlborough Sound in Richtung Picton. Die gesamte Passage dauert mehr als drei Stunden und wer aufs Oberdeck möchte, muß wind- und wetterfest sein. Die Landschaft ist atemberaubend, nur der Wettergott meint es heute nicht ganz so gut mit uns und beschert uns viele graue Wolken bei der Abfahrt, als wir allerdings in den Queen Charlotte Sound einfahren klart es auf, wir dürfen wieder aufs Außendeck und können tolle Fotos machen.
Das Gebiet der Sounds erstreckt sich über etwa 55 Kilometer in Richtung Südost-Nordwest und 45 Kilometer Richtung Südwest-Nordost. Unter dem Marlborough Sound werden die vier Sounds Queen Charlotte Sound, Kenepuru Sound, Mahau Sound und Pelorus Sound der Einfachheit halber zusammengefaßt. Diese Sounds werden von unzähligen Inseln und Halbinseln umschlossen, von denen die erwähnenswertesten die Inseln Arapaoa und Rangitoto ki te Tonga sind. Entstehungsgeschichtlich handelt es sich bei einem Sound um ein ausgedehntes Netzwerk von Meeresarmen, die durch den Anstieg des Meeresspiegels und der dadurch verursachten Überflutung von Flußtälern entstanden sind.
Wir genießen diese Fahrt sehr und schaukeln gemütlich auf die Südinsel zu. Weiter fahren wir mit unserem kleinen Bus an der Ostküste des Landes in Richtung Kaikoura. Die Südinsel des Landes ist wesentlich größer als ihre "Schwester" im Norden und wird durch die 35 Kilometer breite Cookstraße von der dichter besiedelten Nordinsel getrennt. Hier im Süden liegt der höchste Berg in den Neuseeländischen Alpen, der Mount Cook mit 3.724 Metern Höhe. Die Landschaft ist völlig anders als die, die wir in den letzten Tagen gesehen haben. Die sanften Hügel sind karg und relativ trocken, nur wenige Bäume stehen vereinzelt an den Hängen. Bis zum Horizont ziehen sich die riesigen Weinanbaugebiete hin und bilden das einzige Grün, sie müssen allerdings künstlich bewässert werden, da es zu wenig regnet.
Als wir los fahren, strahlt die Sonne vom azurblauen Himmel herab und es sind 27 Grad. Der türkisblaue Pazifik liegt links von uns. Kurz vor Kaikoura sehen wir die Seelöwen und Kormorane auf den Felsen. Die Gäste, die sich für Whings over Wales entschieden haben, erzählen uns von tollen Wal- und Delphinbeobachtungen. Als die Ausflügler wieder kommen, fahren wir zu einer großen Robbenbank und wir brauchen nur ein kurzes Stück von der Straße weg über die Steine klettern, da liegen die drolligen Dickhäuter genau vor unseren Füßen. So nah hat noch niemand von uns vor Robben gestanden, sie lassen sich durch uns überhaupt nicht stören und wir posieren vor und neben ihnen. Ein tolles Erlebnis!
Danach suchen wir uns ein kleines Restaurant am Wasser und schlemmen erstmal. Allerdings werden wir dabei von den Möwen genau beobachtet und als wir die Tische verlassen, fallen sie sofort über die Reste her. Auf dem Rückweg zum Hotel schießen wir unzählige Bilder vom eindrucksvollen Sonnenuntergang und ein traumhafter Urlaubstag geht zur Neige.
Morgen wollen wir die Region Canterbury erkunden, an Christchurch vorbeifahren und den Lake Tekapo besuchen ...
Region Canterbury, Gletschersee Lake Tekapo
Nachdem es in der Nacht geregnet hat, hängt am Morgen der Nebel tief und die Szenerie sieht aus wie an der Nordsee. Es hat sich merklich abgekühlt. Uns wird erneut klar, wie entgegengesetzt die Bedingungen hier am anderen Ende der Welt sind. Richtet man seine Häuser und Balkone in Europa gern nach Süden aus, muß man es hier in Neuseeland nach Nordost oder Nordwest tun. Fahren wir in den Urlaub in den Süden, verbinden wir das in Gedanken mit Wärme, Sonne und üppigen Landschaften. Fährt der Neuseeländer von Nord nach Süd, muß er sich warme Sachen einpacken und die Vegetation wird merklich karger.
Nach dem Frühstück setzen wir unsere Reise in Richtung Christchurch in die Region Canterbury fort. Diese Stadt mit 350.000 Einwohnern ist die größte der Südhalbinsel und wird bis heute mit dem verheerenden Erdbeben vom Februar 2011 in Verbindung gebracht. Noch immer gibt es viele Gebäude, die renoviert oder repariert werden müssen.
Wir fahren zum internationalen Antarktiszentrum, wo man eine Simulation des rauen arktischen Klimas erleben und alles über den eisigen Kontinent erfahren kann. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen und werden sogar mit dem Anblick der kleinen blauen Pinguine belohnt.
Danach halten wir im Zentrum in der Nähe des Art Centers, in dem sich auch die Christchurch Cathedral und die Great Hall befinden. Allesamt erinnern vom Baustil an England und die Harry Potter Filmkulisse. Hier befinden sich Teile der Universität, Cafés, kleine Straßenrestaurants, und der Botanische Garten lädt gleich gegenüber zu einem Bummel an den Blumenbeeten entlang ein. Durch die Stadt fährt eine historische Straßenbahn, die Besucher anstatt der anderswo modernen Hop on Hop off Busse für eine Rundfahrt besteigen können.
Wir genießen die Mittagspause hier und fahren danach weiter zum Lake Tekapo. Dieser Ort im Mackenzie District liegt direkt an einem türkisblauen Gletschersee, der wiederum von bis zu 1.900 Meter hohen Bergen der Südalpen umgeben ist. Mit 95 Quadratkilometern ist er der größte See der ganzen Südinsel. An seinem Ufer steht die kleine Kapelle des guten Schafhirten, die sich so malerisch in die Landschaft einfügt, daß sie die meistfotografierte Kirche Neuseelands ist. Als wir ankommen ist strahlend blauer Himmel, der See liegt in tiefem Türkisblau vor uns und am Ufer blühen Lupinen in weiß, violett und dunklem Lila. Es sieht so bezaubernd aus, daß wir die Speicherkarten unserer Kameras füllen, es ist einfach zu schön und vor dieser tollen Kulisse essen wir zu Abend und lassen den Tag gemütlich ausklingen.
Morgen wollen wir mit einem Schiff fahren und hoffen auf Tierbegegnungen ...
Lake Tekapo, Moeraki Boulders, Otago Halbinsel mit Bootsfahrt und Tierbeobachtung, Dunedin
Der Sternenhimmel und der Mond in der Nacht über dem Lake Tekapo waren spektakulär. Am Morgen hängt allerdings der Nebel über dem See und die Berge sind nicht mehr zu erblicken. Als dann die Sonne aufgegangen ist und sich mühsam durch die dichten Schwaden kämpft, sind die Lichtspiele über dem See und den Lupinen erneut spektakulär und wir machen noch ein paar letzte Fotos, bevor wir diesen magischen Ort verlassen.
Am Lake Pukaki hoffen wir auf einen ersten Blick auf den Mount Cook, dieser versteckt sich allerdings in einer dichten Wolkendecke und so fahren wir gleich nach Oamaru an der Ostküste des Waitaki District weiter. Diese faszinierende Stadt im viktorianischen Stil gilt als Steampunk Headquarter, die Museen und die vielen Künstler, die sich im Stadtteil rund um den Hafen herum angesiedelt haben, sind absolut sehenswert. Wenn wir nicht wüßten, daß gerade das Jahr 2024 ist, würden wir uns hier nicht wundern, wenn Sherlock Holmes und Doktor Watson gleich mit einer Kutsche um die Ecke kämen.
Kleine Lädchen sind voll mit Alltagsgegenständen der viktorianischen Zeit, an einer Ecke steht ein Einrad, der Markt könnte gut in eine Filmszenerie von 1880 passen und wir treffen sogar einige Einheimische in der Bekleidung aus dieser Zeit.
Am Moeraki Boulders Beach spazieren wir am berühmten Strand mit seinen mysteriösen kugelförmigen Felsen entlang. Jede dieser Kugeln wiegt mehrere Tonnen und ist bis zu zwei Meter hoch. Diese Steine sollen vor etwa 65 Millionen Jahren entstandene Calcit-Konkretionen sein. Die Maori berichten, daß sie vom großen Reisekanu Araiteuru an Land gespülte Flaschenkürbisse sind, als das Kanu vor hunderten von Jahren vor Neuseeland Schiffbruch erlitten hat.
Wir finden diese rissigen "Bälle" einfach nur faszinierend und machen in allen Positionen Fotos von ihnen, bevor wir uns auf den Weg nach Dunedin machen.
Hier erwartet uns ein kleines Schiff unweit des Wellers Rock, welches uns zur Otago Halbinsel bringen wird, die für ihre außergewöhnliche Vogelwelt bekannt ist. Gerade losgefahren, schaukeln wir bereits am ersten Seelöwen vorbei, der lässig auf den Felsen liegt und döst. Am Leuchtturm erblicken wir Albatrosse, deren Flügelspanne bis zu drei Meter betragen kann. Obwohl das Boot auf den Wellen schwankt, halten wir wacker unsere Ferngläser in den Himmel und sehen diesen riesigen Flugkünstlern zu. Hier am Taiaroa Head gibt es die weltweit einzige Brutkolonie der Königsalbatrosse auf dem Festland. Der erste hier geborene Jungvogel lernte 1938 das Fliegen. Mittlerweile hat sich die Kolonie fest etabliert und etwa 140 Vögel kommen regelmäßig her, einer davon schwimmt genau neben unserem Boot her und beäugt uns neugierig. Was für ein Erlebnis!
Als wir schon glauben, es könne keine Steigerung mehr geben, tauchen neben dem Heck Maui Delfine auf. Dies sind die kleinsten und seltensten Vertreter dieser Gattung und sie kommen nur noch hier vor der Küste Neuseelands vor. Wir sind eben Glückspilze!
Nach der Bootsfahrt halten wir am Bahnhof von Dunedin. Er wurde 1906 eröffnet und ist im im flämischen Renaissancestil gestaltet worden. Der Boden der Fahrkartenhalle besteht aus sage und schreibe 750.000 Porzellanfliesen des Herstellers Royal Doulton. Der Bahnsteig ist einen Kilometer lang und damit Neuseelands längster. Der einzige Zug, der hier noch verkehrt, ist für ausländische Besucher gedacht.
Am Universitätsgelände bummeln wir ein wenig über den Campus und fahren danach ins Hotel, wo uns ein leckeres Abendessen erwartet. Müde fallen wir in unsere Betten nach den vielen Eindrücken, sind aber sehr auf den morgigen Tag im Milford Sound gespannt ...
Reise durch die Südalpen, Fjordland–Nationalpark, Minikreuzfahrt im Milford Sound mit Übernachtung an Bord
Morgens passieren wir die Baldwin Street in Dunedin. Diese Straße ist die steilste der Welt und wir rätseln, ob man wohl mit dem Auto hochfahren kann? Sie soll eine Steigung von 35 Prozent haben.
Danach machen wir uns auf den langen Weg, um erneut eine spektakuläre Landschaft kennenzulernen, den so genannten Milford Sound. Diese einzigartige Fjordlandschaft liegt im Südwesten der Südinsel Neuseelands etwa 15 Kilometer von der Tasmanischen See entfernt. Der Fjordland Nationalpark wurde 1952 gegründet und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Hier findet man eine einzigartige, teilweise vom Aussterben bedrohte Flora und Fauna. Bei schönstem Sonnenwetter fahren wir durch den ariden Bergurwald und sehen über ihm immer wieder die schneebedeckten Bergspitzen herausragen. Ein wunderschöner Anblick, vor allem, da wir wissen, daß es hier über 190 Tage im Jahr regnet.
Als wir am Nachmittag den Hafen erreichen, sind wir von imposanten Felswänden umgeben, die höchste Erhebung ist der Mitre Peak oder auch Bischhofshut mit 1.292 Metern. Die Unterwasserwelt dieses Fjords ist einzigartig. Schwarzkorallen locken Taucher aus aller Welt an. Allein schon die Anfahrt über die einzige Straße, die Milford Sound Road, ist ein wirkliches Abenteuer. Sind wir die Tage zuvor durch karge Hügellandschaften gefahren, umgibt uns nun dichter Bergregenwald und hinter Te Anau, der letzten Stadt vor den Fjorden, gibt es keine weiteren bewohnten Orte mehr.
Nachmittags endlich erblicken wir nach fast fünfstündiger Fahrt auf der gewundenen Regenwaldstraße den Hafen des Milford Sound und sehen die Bergkulisse vor uns. Eine absolut faszinierende Szenerie. Unser Schiff liegt schon bereit und nach einer kurzen Vorstellung der Mannschaft können wir unsere gemütlichen Kabinen beziehen. Nach den Sicherheitseinweisungen dürfen wir mit den Tenderbooten im Fjord zu den Wasserfällen hinausfahren.
Am Abend kredenzt uns die junge Crew ein hervorragendes Abendessen und danach lauschen wir dem interessanten Vortrag über die Flora und Fauna des Gebietes, bevor wir uns in dieser einmaligen Kulisse zur Ruhe begeben.
Von dieser umwerfenden Landschaft wollen wir morgen auf jeden Fall mehr sehen ...
Reise durch die Südalpen über Te Anau nach Queenstown
Früh am Morgen treffen wir uns alle zum Frühstück an Bord und wenig später lichtet der Kapitän die Anker und fährt mit uns an den Wasserfällen Lady Bowen und Stirling vorbei hinaus auf die Tasmansee. Der Wind meint es gut mit uns und Wellen, die sonst hier bis zu zwei Meter hoch sein können, erleben wir gar nicht. Auch die wilden Strömungen, für die der Milford Sound berühmt ist, bleiben aus. Als wir in die offene Tasmansee raus fahren, tauchen plötzlich ganz unvermutet neben uns auf den Felsen drei Fjordlandpinguine auf. Diese Pinguine sind leider sehr selten geworden und ihre Population ist stark gefährdet. Um so begeisterter sind wir, als wir sie erblicken. Und nun passiert gleich unser nächstes Abenteuer. Fünf Delfine schwimmen neben uns, überholen das Boot, spielen mit den Wellen und steigen genau vor unseren Augen hoch aus dem Wasser auf. Was für ein Anblick. Alle quietschen begeistert. Es ist wirklich ein ganz einmaliges Erlebnis, selbst einige Einheimische sind mit an Bord und geraten ins Schwärmen. Als wir wieder in den Sound zurückfahren sehen wir noch eine Robbe, die sich gähnend auf den Felsen räkelt.
Leider müssen wir wenig später wieder am Hafen aussteigen und Rene erwartet uns mit dem Bus. Die kurvenreiche Straße, die wir gekommen sind, müssen wir bis Te Anau auch wieder zurück. Eine andere Verbindung gibt es nicht. Mitten im Bergregenwald müssen wir an einer Baustelle halten und trauen unseren Augen nicht. Ein Kea kreist über uns, fliegt auf den Außenspiegel des vor uns stehenden Autos und sofort laufen wir alle aufgeregt zu ihm. Ihn läßt das alles völlig kalt, er beäugt uns neugierig und hüpft wenig später auf dem Autodach wild herum, um irgendetwas interessantes zum Spielen zu finden. Solch ein Glück!
Unsere Mittagspause machen wir erneut in Te Anau. Am See des Ortes spazieren wir die Uferpromenade entlang und genießen die Sonne, die sich nach nun endlich wieder blicken läßt.
Am Nachmittag erreichen wir unser Ziel: Queenstown. Mit seinen hoch aufragenden Bergen und seiner Lage am See ist dieser Ort ein Zentrum des Abenteuers, das vor Adrenalin nur so strotzt. An den Ufern des kristallklaren Lake Wakatipu kann man zahlreichen Wassersportarten nachgehen, alles umrahmt von einer dramatischen Alpenszenerie. In der Innenstadt gibt es Bars und Cafés für jeden Geschmack, alle locken mit Live-Musik am Abend, eine Gondel fährt auf den Hausberg hinauf und obwohl der Ort nicht mehr als 15.000 Einwohner zählt, ist hier egal ob Sommer oder Winter, immer Saison.
Also werden wir morgen, jeder nach eigenem Geschmack, einen freien Tag hier verbringen und wir freuen uns darauf ...
Freizeit in Queenstown
Endlich können wir auf unserer Reise mal ein wenig länger im Bett bleiben. Was für ein tolles Gefühl!
Wir genießen es, an der Uferpromenade entlang zu bummeln, den vielen Straßenmusikern zu lauschen und einfach mal keine Programmpunkte zu haben.
Vier Gäste haben sich entschieden, mit der TSS Earnslaw, einem altehrwürdigen Dampfschiff von 1912, einen Ausflug über den Lake Wakatipu zu machen, wo sie ein tolles Büffet und eine Schafschur erwarten. Beeindruckend ist, wie gut die Hündin der Farmerin erzogen ist, sie hört aufs Wort und wenn das Frauchen zu weit weg ist auch auf deren Pfiffe. Die Fahrt über den See mit den hoch aufregenden Gipfeln, auf denen noch Schnee liegt, ist ein Genuß für alle Sinne und der Sonnenuntergang am Abend ist erneut eine Augenweide.
Manche Gäste schauen sich die ganze Szenerie mal von oben an und fahren mit der Gondel auf den Hausberg von Queenstown.
Morgen heißt es wieder früh aufstehen, der Aspiring Nationalpark ist unser nächstes Ziel ...
Fahrt durch die Südalpen an die Westküste, Wanaka, Haast Pass, Fox
Am Morgen verlassen wir Queenstown und begeben uns auf den Weg an die Westküste. Nach einer halben Fahrstunde halten wir in einer der malerischsten Siedlungen Neuseelands, dem kleinen Arrowtown, am gleichnamigen Fluß gelegen. Hier wurde einst Gold geschürft und während des Höhepunktes des Otago-Goldrausches wurde dieses Städtchen 1862 gegründet. Die anfänglich kleine Siedlung wuchs rasant, denn die Pioniere bauten kleine Holzhäuser, Geschäfte, Kirchen und Hotels, von denen heute noch mehr als 60 vorhanden sind. Die Kleinstadt wirkt auf uns wie die Filmkulisse aus einem Wildwestfilm, wir sind ganz begeistert von den Hausfassaden, alten Briefkästen und kleinen Lädchen im Countrystyle. Am Fluß verweilen wir etwas, vielleicht kommt ja noch ein kleines Nugget angeschwommen? ...
Weiter führt uns unsere spektakuläre Panoramafahrt durch die mächtige Bergwelt des Aspiring Nationalparks, lange noch können wir Queenstown am Fuße des Wakatipusees hinter uns sehen. Der Aspiring Nationalpark wurde nach dem höchsten Berg Neuseelands , dem Mount Aspiring benannt und ist ein landschaftliches Paradies voller Berge, Gletscher, Flußtäler und Bergseen. Uns begegnen einige Radreisende und Wanderer die hier ein absolutes Eldorado gefunden haben.
In Wanaka machen wir am gleichnamigen See eine Mittagspause. Dieser viertgrößte Binnensee des Landes liegt in der Region Otago und sein Name leitet sich vom Maoriwort Oanaka ab, was so viel wie Platz des Anaka bedeutet. Als wir ankommen, zieht sich der Himmel zu, gerade noch so können wir die schneebedeckten Riesen am Horizont erblicken und als wir los fahren, reißt der Himmel seine Schleusen auf. Solch ein Wetter hätten wir eher im Milfrod Sound erwartet.
An den Blue Pots laufen wir durch den dichten bemoosten Regenwald und wollen einen Blick auf die hellblauen natürlichen Pools werfen. Allerdings ist die Hängebrücke gesperrt und unverrichteter Dinge müssen wir wieder umkehren. Der Regen wird stärker und stärker, dicke Nebelschwaden hängen bis tief in die Täler.
Im totalen Nebel erklimmt unser Rene mit dem kleinen Bus den Haast Pass. Benannt wurde dieser nach Julius von Haast, einem deutschen Geologen, der Mitte des 19. Jahrhunderts Neuseeland bereiste und auf der Suche nach Knochen des ausgestorbenen flugunfähigen Moa war, der in etwa wie ein Strauß ausgesehen haben muß. Der höchste Punkt dieses Passes befindet sich zwischen den Tälern des Haast und des Makarora Rivers in 564 Metern.
Von weitem schon erblicken wir den 27 Meter hohen Thunder Creek Wasserfall, zu ihm führt ein schmaler gewundener Pfad durch dichten Regenwald. Heute ist es allerdings so feucht von allen Seiten, daß nur wenige Gäste aussteigen und ein Foto machen.
Am Abend erreichen wir die Westküste und schauen erneut auf die wilde Tasmansee. Im kleinen Örtchen Fox übernachten wir und die Gäste, die sich für einen Flug über die Gletscher entschieden haben, hoffen auf besseres Wetter. Alle anderen hoffen ebenfalls darauf, daß wir morgen den Franz Josef Gletscher sehen werden ...
Westland Nationalpark, Franz–Josef–Gletscher, Greymouth, Pancake Rocks in Punakaiki
Früh am Morgen hängen Wolken und Nebel immer noch bis fast auf den Boden, obwohl es aufgehört hat zu regnen. Von den majestätischen Bergen und Gletschern ist überhaupt nichts zu sehen. Wir hoffen trotzdem, daß das Wetter sich bessert und fahren voller Hoffnung die Hubschrauberlandeplätze am Franz Josef und am Fox Gletscher an. Dort vertrösten uns die Piloten auf die Mittagszeit.
Wir vertreiben uns die Wartezeit am Franz Josef Glacier. Er wurde erstmalig im Jahr 1865 vom Geologen Julius von Haast erkundet, der ihn nach dem damaligen österreichischen Kaiser benannte. Seit dieser Zeit hat sich die Gletscherzunge merklich zurückgezogen, wie wir am Aussichtspunkt feststellen, im Jahre 1908 reichte sie noch bis an den Lookout heran, heute ist sie weit entfernt und in den dichten Wolken nicht auszumachen. Auf dem Weg durch den üppig grünen Regenwald sehen wir den faszinierenden Nierenfarn, der nur hier in Neuseeland wächst. Der Trichomanes Reniforme fühlt sich wohl auf dem Waldboden offener einheimischer Wälder. Bei heißem Wetter schrumpfen die Blätter, um Feuchtigkeit zu sparen, öffnen sich aber wieder, wenn es regnet. Uns erinnern sie ein wenig an Gingko. Die Baumfarne säumen den gewundenen Pfad zum Aussichtspunkt und der gesamte Wald erstrahlt nach dem vielen Regen in üppigem Grün. So hätten wir uns den Milford Sound eigentlich vorgestellt.
Zur Mittagszeit hat sich das Wetter nicht wesentlich gebessert, die Piloten sagen alle Flüge ab und wir müssen leider, ohne einen einzigen Blick auf die Berge erhascht zu haben, weiter fahren.
Unser Weg führt uns nach Hokitika. Diese einstige Goldgräbersiedlung wurde 1864 gegründet und nur zwei Jahre später zählte die Stadt bereits 6.000 Einwohner und wurde 1873 sogar zur Hauptstadt der neu geschaffenen Provinz Westland. Heute lebt man hier vor allem vom Fischfang und vom Tourismus. Wir sehen unzählige Läden, in denen man die verschiedensten Schmuckstücke aus Jade (Maori: Pounamu) kaufen kann. Nach unserer Mittagspause fahren wir entlang der Tasmanischen Küste bis nach Greymouth und beschließen, heute noch zu den Pancake Rocks in Punakaiki zu fahren, um morgen früh Zeit für einen weiteren Versuch mit dem Helikopterflug zu haben. Die Straße windet sich an der wild tosenden Tasmansee entlang, ein wenig lugt die Sonne durch die Nebelschwaden hervor und die Stimmung ist mystisch, fast wie in Schottland am Loch Ness.
In Punakaiki am Rande des Paparoa Nationalparks befinden sich die berühmten Eierkuchenfelsen, oder wie sie hier genannt werden: die Pancake Rocks. Dies sind beeindruckende Kalksteinformationen, die stark erodiert sind und tatsächlich aussehen, wie übereinander geschichtete Eierkuchen. Ein spektakulärer Rundweg ermöglicht es uns, umwerfende Fotos zu schießen und wir sehen auf dem Weg sogar eine Wekaralle, die im Dickicht des Waldes nach Futter sucht. Typisch für die Region sind obendrein die endemischen Nikau Palmen. Diese Art erreicht Wuchshöhen von bis zu 15 Metern und die Stämme haben eine Struktur, die an übereinandergestapelte Ringe erinnert. Oben befindet sich eine Verdickung mit glatter Rinde. Ihre Früchte sind die Leibspeise der Kererutauben.
Am Abend halten wir an einem Fluß nach Aalen Ausschau, sehen aber keine. Auf dem Rückweg nach Greymouth machen wir fantastische Fotos von der spektakulären Küstenstraße an der die steilen Felsen senkrecht hinuntergehen und unten die wilden Wellen der Tasmansee schäumen. Beim Abendessen überkommt uns langsam die Wehmut, morgen bricht leider der letzte Tag unserer faszinierenden Reise an!
Jetzt sind wir erstmal sehr gespannt auf unsere morgige Fahrt durch die Südalpen mit dem Zug und zwölf Gäste hoffen ganz fest, doch noch einen Blick auf die Bergriesen der Südinsel werfen zu können ...
Panoramafahrt mit dem Tranz Alpine Zug nach Christchurch
Es ist unfaßbar, der letzte Tag unserer fantastischen Rundreise ist angebrochen. An der Tasmansee erwachen wir. Dieses Meer zwischen Australien und Neuseeland ist wild, die Strände sind steinig, oft toben Stürme an der Westküste, die Bäume sind windgepeitscht und die Besiedlung ist sehr dünn. Das Wetter ist hier noch launischer, als im Rest der Südinsel. Erdbeben, Fluten und Stürme sind keine Seltenheit. Trotz allem versuchen zwölf Gäste nochmals am ganz frühen Morgen nach Hokitika zu fahren und mit dem Hubschrauber zu den majestätischen Bergen aufzusteigen, die sich bisher erfolgreich vor uns in den Wolken versteckt haben. Und sie haben Glück, eine Pilotin fliegt mit ihnen in die Berge und über den Wolken ist Schnee zu sehen.
Auf dem Rückweg nach Greymouth überfällt uns die Wehmut. Wir sollen in den kalten und grauen europäischen Winter zurückkehren? Warum eigentlich?
Allerdings steht DIE spektakulärste Zugfahrt durch die neuseeländischen Südalpen nach Christchurch mit dem Kiwi Express Panoramazug noch auf dem Programm und gespannt warten wir am Bahnhof, bis der Zug endlich eintrifft. Diese TranzAlpineverbindung gibt es bereits seit 1987. Der Zug nutzt dabei die Midland-Line-Bahnstrecke von 223 Kilometern durch spektakuläre Landschaften. Wir rauschen über fünf Viadukte, durchfahren 16 Tunnels und bekommen eine Schiebelok, die es erst ermöglicht, den Arthurs Pass zu erklimmen. Die Landschaft zieht anmutig am Zugfenster vorbei, türkisblaue Flußtäler heben sich kontrastreich von den mit Pampasgras bewachsenen und goldgelb schimmernden Bergen ab. Auf den Weiden grasen tausende Schafe und Kühe. Da es im Zug offene Abteile gibt, schießen wir unzählige Erinnerungsfotos und kommen beeindruckt und müde am Abend in Christchurch an, wo uns ein letztes leckeres gemeinsames Abendessen erwartet. Wir bedanken uns bei Rene, verabschieden uns von den zwei Gästen, die nach Sydney weiter reisen und lassen nochmal einige Höhepunkte dieser langen Traumreise Revue passieren.
Morgen müssen wir uns auf die laaaaaaaange Heimreise machen...
Rückflug über Singapur nach Deutschland
Nach dem Frühstück fahren wir zum Flughafen und treten unsere lange Rückreise über Singapur an.
Insgesamt sind wir auf unserer Reise 1.720 Kilometer auf der Nordinsel und 460 Kilometer zum Cap Reinga gefahren, auf der Südinsel legten wir stattliche 2.918 Kilometer im Bus, einige zu Wasser, manche Höhenmeter mit dem Hubschrauber und etwa 225 Kilometer mit dem Kiwirail zurück.
Jetzt müssen wir erstmal Gedanken, Impressionen und vor allem Fotos sortieren....
Ankunft in Frankfurt und Heimreise
Sehr früh am Morgen erreichen wir alle Frankfurt und ab hier trennen sich unsere Wege. Wir werden noch sehr lange an diese Traumreise zurück denken...
Liebe Gäste,
war das eine tolle Reise! Was haben wir nicht alles erlebt! Die Natur dieses wunderschönen Landes hat uns mehrfach staunend und sprachlos gemacht. So klein diese zwei Inseln sind, so vielfältig ist die Natur. Die quirligen Städte Wellington, Auckland und Queenstown haben uns jede auf ihre Art begeistert und nun müssen wir tatsächlich die ganzen Erinnerungen und Eindrücke erstmal sortieren. Ich bedanke mich bei Euch, Ihr wart eine tolle Gruppe, wie eine kleine Familie haben wir alles gemeinsam erlebt und genossen. Ich hoffe, daß Ihr Euch recht lange an das Ende der Welt zurück erinnern werdet und hoffe, daß ich Euch in Südafrika, Namibia, im Oman oder in Slowenien mal wieder sehe...
Eure Reisebegleiterin Simone