Hurtigruten–Kreuzfahrt in Norwegen
Reisebericht: 18.03. – 30.03.2025
Die Faszination Norwegens lässt sich kaum in Worte fassen – man muss sie erleben. Auf unserer Reise mit dem Hurtigruten-Schiff MS Vesterålen entdecken wir die spektakuläre Küstenlandschaft hautnah. Als ältestes Schiff der Flotte versprüht die Vesterålen einen ganz besonderen Charme und bringt uns auf einer der schönsten Seerouten der Welt durch enge Fjorde, vorbei an schroffen Klippen und malerischen Küstenorten. Wir erleben die raue Schönheit des Nordens, begegnen faszinierenden Kulturen und lassen uns von der unberührten Natur in ihren Bann ziehen – ein Abenteuer, das uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Ein Reisebericht von
Christin Kuschka
Tag 1, 18.03.2025: Aufbruch nach Norden
Der Tag beginnt früh, und mit ihm die Vorfreude auf unser großes Abenteuer. Aus den unterschiedlichsten Ecken Deutschlands reisen wir an, doch unser gemeinsamer Treffpunkt ist der Flughafen Frankfurt. Hier lernen wir uns kennen, teilen erste Erwartungen und spüren die wachsende Aufregung – endlich geht es los Unser Flug nach Bergen verläuft ruhig. Unter uns erstreckt sich die Nordsee, wir passieren Sylt und lassen die Küste langsam hinter uns. Gegen Mittag taucht Norwegen unter den Flügeln unseres Flugzeugs auf. Bergen empfängt uns in einem typisch nordischen Gewand – wolkenverhangen, aber mit einer besonderen Atmosphäre, die uns sofort in ihren Bann zieht. Nachdem alle Koffer eingesammelt sind, bringt uns der Transferbus zum Hurtigruten-Terminal. Dort gönnen wir uns eine erste Tasse norwegischen Kaffees und erleben einen stimmungsvollen Moment: Die Hurtigrute läuft in den Hafen ein – majestätisch, mit der Verheißung großer Erlebnisse an Bord. Unser Schiff, die MS Vesterålen, erwartet uns bereits. Am Nachmittag dürfen wir endlich an Bord gehen. Wir erkunden die Decks, lassen die ersten Eindrücke auf uns wirken und nehmen unsere Kabinen in Besitz. Als wir am frühen Abend im Restaurant Platz nehmen, genießen wir nicht nur das köstliche Abendessen, sondern auch das Gefühl, dass unsere Reise nun wirklich begonnen hat. Doch der eigentliche Höhepunkt dieses Tages wartet noch: Gemeinsam versammeln wir uns in der Panorama-Lounge, heben die Gläser mit einem prickelnden Sekt und blicken auf die dunkler werdende Silhouette von Bergen. Punkt 20:30 Uhr setzt sich die MS Vesterålen in Bewegung – sanft gleitet sie aus dem Hafen hinaus auf das offene Meer. Die Küstenlichter verblassen allmählich, während vor uns die endlose Weite des Nordens liegt. Müde von den vielen Eindrücken, aber voller Vorfreude auf das, was kommt, kehren wir schließlich in unsere Kabinen zurück. Mit dem sanften Schaukeln der Wellen schlafen wir ein – bereit für das Abenteuer, das nun wirklich begonnen hat.
Tag 2, 19.03.2025: Ålesund – Jugendstil am Meer
Nach einer erholsamen ersten Nacht an Bord starten wir den Tag mit einem ausgiebigen Frühstück. Während wir den Blick über das ruhige Wasser schweifen lassen, wächst die Vorfreude auf unser heutiges Ziel: Ålesund. Gegen Vormittag legt unser Schiff im Herzen der Stadt an. Der Himmel ist von dichten Wolken verhangen, eine frische Brise weht über den Hafen, doch die besondere Atmosphäre Ålesunds ist sofort spürbar. Die Stadt erstreckt sich über mehrere Inseln, die sich wie Finger ins Meer hinausstrecken. Ihr Wahrzeichen ist der Jugendstil – ein Stil, der Ålesund nach einem verheerenden Stadtbrand im Jahr 1904 sein unverwechselbares Aussehen verlieh. Damals zerstörte ein Feuer fast die gesamte Innenstadt. Doch statt in Holz wurde die Stadt in Stein und Ziegeln wieder aufgebaut, mit geschwungenen Fassaden, Türmchen und kunstvollen Ornamenten, inspiriert von der europäischen Jugendstilbewegung. Wir begeben uns auf einen ausgedehnten Spaziergang und lassen uns durch die Gassen treiben. Entlang des Hafens genießen wir den Blick auf die historischen Speicherhäuser am Ålesundet-Kanal. Über die Hellebrua-Brücke geht es weiter zur Ålesund-Kirche, einem imposanten Bau aus grauem Naturstein mit schönen Buntglasfenstern. Von hier aus steigen wir zum Storhaugen-Aussichtspunkt hinauf, der uns eine wunderbare Perspektive auf die Stadt und ihre Umgebung bietet. Weiter führt unser Weg zum Molja Fyr, einem kleinen roten Leuchtturm am Ende der Hafeneinfahrt – ein idyllischer Ort, um einen Moment innezuhalten und die frische Seeluft einzuatmen. Schließlich kehren wir über die Kongens Gate zurück zum Schiff, wo uns ein köstliches Mittagessen erwartet. Am Nachmittag haben wir Zeit, Ålesund auf eigene Faust weiter zu erkunden. Einige von uns bummeln durch die kleinen Geschäfte, stöbern nach Souvenirs oder genießen einen Kaffee in einem der charmanten Cafés. Wer es sportlich mag, wagt den Aufstieg zur Aksla, dem berühmten Aussichtspunkt der Stadt. Über 418 Stufen führt der Weg hinauf – eine Herausforderung, die sich lohnt. Oben angekommen, werden wir mit einem atemberaubenden Blick belohnt: Ålesunds einzigartige Architektur, das glitzernde Wasser der Fjorde und die umliegenden Inseln liegen uns zu Füßen. Zurück an Bord lassen wir den Tag bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen. Um 20:00 Uhr heißt es Abschied nehmen, als unser Schiff langsam aus dem Hafen gleitet. Die Lichter der Stadt spiegeln sich im Wasser, während wir Kurs Richtung Norden setzen – gespannt auf all die neuen Eindrücke, die noch vor uns liegen.
Tag 3, 20.03.2025: Trondheim – Geschichte am Fjord
Nach einer leicht welligen Nacht starten wir den Morgen mit einem gemütlichen Frühstück, während unser Schiff langsam in den breiten Trondheimsfjord einfährt. Vor den Fenstern zieht die ruhige Wasserlandschaft vorbei, und als wir gegen 10 Uhr die Stadt erreichen, gibt es gleich ein besonderes Schauspiel: Wir begegnen der MS Polarlys, einem weiteren Schiff der Hurtigruten-Flotte, das uns auf unserer Reise kurz Gesellschaft leistet. Am Kai wartet bereits unsere Stadtführerin Vanessa, die uns mit einem herzlichen Lächeln begrüßt. Bei angenehm milden Temperaturen machen wir uns auf den Weg, um Trondheim zu Fuß zu erkunden. Die Stadt, die vor über 1.000 Jahren als Königsresidenz gegründet wurde, versprüht mit ihrer Mischung aus Geschichte, lebendiger Atmosphäre und charmanten Holzhäusern einen ganz besonderen Reiz. Unser erster Stopp ist der Stiftsgården, Skandinaviens größter Holzpalast und noch heute offizielle Residenz der norwegischen Königsfamilie, wenn sie Trondheim besucht. Von dort schlendern wir weiter zum Wahrzeichen der Stadt: dem Nidarosdom. Schon von weitem beeindruckt die monumentale Fassade mit ihren kunstvollen Verzierungen. Wir betreten die imposante Kirche, die als Norwegens Nationalheiligtum gilt, und lassen uns von der feierlichen Atmosphäre dieses historischen Ortes einfangen. Nach der Besichtigung überqueren wir die berühmte Gamle Bybro, die „alte Stadtbrücke“, die mit ihren roten Torbögen eine der beliebtesten Fotomotive Trondheims ist. Auf der anderen Seite erwartet uns das Bakklandet-Viertel, das mit seinen bunten Holzhäusern und gemütlichen Cafés einen besonders charmanten Kontrast zur imposanten Kathedrale bildet. Hier könnten wir stundenlang verweilen, doch die Zeit drängt – unser Schiff wartet. Pünktlich zum Mittagessen kehren wir an Bord zurück und lassen uns die norwegischen Spezialitäten schmecken, während das Schiff wieder Kurs in Richtung Norden nimmt. Am Nachmittag erwartet uns eine besondere kulinarische Erfahrung: eine Verkostung frischer Miesmuscheln. Dazu gibt es spannende Geschichten über die Fischerei und die Bedeutung der Muschelkultur für die Region – ein echtes Geschmackserlebnis. Kurz nach 15 Uhr stehen wir alle an Deck, denn ein weiteres Highlight steht bevor: Wir passieren den Kjeungskjær-Leuchtturm, der auf einer kleinen Schäre mitten im Meer thront. Seine achteckige Form macht ihn einzigartig in Norwegen, und während unser Schiff gemächlich vorbeigleitet, wirkt er fast wie ein einsamer Wächter über die Küste. Als der Tag sich dem Ende neigt, erreichen wir gegen Abend den kleinen Hafen von Rørvik. Hier begegnen wir der MS Havila Polaris, die aus der Gegenrichtung kommt. Für einen Moment kreuzen sich unsere Wege – ein schönes Symbol der Seereise, auf der wir immer wieder neuen Begegnungen und faszinierenden Orten entgegensteuern. Mit all diesen Eindrücken lassen wir den Tag entspannt ausklingen. Die Reise nach Norden geht weiter – und wir sind gespannt, welche Erlebnisse uns morgen erwarten.
Tag 4, 21.03.2025: Überquerung des Polarkreises: Ein unvergesslicher Tag
Heute, am 21. März 2025, erleben wir einen Tag voller Abenteuer und beeindruckender Naturkulissen. Bereits um 7:44 Uhr überquert unser Hurtigruten-Schiff den nördlichen Polarkreis. Um uns herum erheben sich schneebedeckte Berge, die in der kühlen Morgenluft majestätisch wirken. Der Himmel zeigt eine leichte Bewölkung, durch die immer wieder Sonnenstrahlen blitzen – ein perfekter Start in den Tag. Am Vormittag nehmen wir an der traditionellen Polarkreis-Zeremonie teil. Mutig lassen wir uns eine Kelle eiskaltes Wasser in den Kragen gießen, was für viel Gelächter sorgt - ein wirklich erfrischende Erlebnis. Gegen frühen Nachmittag erreichen wir Bodø. Einige von uns entscheiden sich für einen Ausflug zum Saltstraumen, dem stärksten Gezeitenstrom der Welt, und sind fasziniert von den mächtigen Strudeln. Andere erkunden die Stadt auf eigene Faust und entdecken charmante Cafés und Geschäfte. Eine Gruppe unternimmt eine Wanderung auf den nahegelegenen Rønvikfjellet. Von dort oben genießen wir einen atemberaubenden Blick auf Bodø und in der Ferne die aus dem Meer aufragende Lofotenkette. Am Nachmittag setzen wir unsere Reise über den Vestfjord in Richtung Lofoten fort. Die Überfahrt ist fast ruhig, und wir genießen die Aussicht auf die vorbeiziehende Landschaft. Zwischen Stamsund und Svolvær begegnen wir der MS Nordnorge, was für einen kurzen Moment des Winken und Grüßens sorgt. Am Abend erreichen wir Svolvær, den Hauptort der Lofoten. Einige von uns nutzen den gut einstündigen Stopp, um die Magic Ice Bar in unmittelbarer Nähe zum Schiff zu besuchen. Die in Eis gehüllte Bar bietet eine einzigartige Atmosphäre und kunstvolle Eisskulpturen. Zum Abschluss des Tages steuert unser Kapitän die Mündung des berühmten Trollfjords an. Mit lichtstarken Scheinwerfern beleuchtet er die schroffen Felswände, was uns beeindruckende Fotomotive beschert. Später am Abend gleiten wir durch den engen Raftsund und lassen die Erlebnisse des Tages Revue passieren, während wir die stille Schönheit der norwegischen Fjorde in uns aufnehmen.
Tag 5, 22.03.2025: Ein Tag im Herzen des Nordens
Der fünfte Tag unserer Reise beginnt entspannt an Bord der MS Vesterålen. Während wir unser Frühstück genießen, macht das Schiff einen kurzen Stopp in Harstad. Die schneebedeckten Berge der Vesterålen spiegeln sich im ruhigen Wasser, und die klare Luft lässt die Landschaft fast unwirklich erscheinen. Nach der Begegnung mit der MS Havila Capella setzen wir unsere Reise fort, vorbei an kleinen Inseln und entlang der tief eingeschnittenen Fjorde. Am Nachmittag erreichen wir Tromsø, das Tor zur Arktis. Unser Guide Florian erwartet uns bereits am Hafen. Er ist sachkundig und ruhig, vermittelt uns aber auf seine unaufgeregte Art viele interessante Details über die Stadt und ihre Geschichte. Unsere Rundfahrt beginnt mit einer Erkundung der Insel Tromsøya, auf der sich das Stadtzentrum befindet. Gemächlich fahren wir durch die Straßen und bekommen einen Eindruck von Tromsøs einzigartiger Mischung aus Tradition und Moderne. Wir passieren das alte Hafenviertel, das einst Ausgangspunkt großer Polarexpeditionen war, und fahren weiter zur Mack-Brauerei, der nördlichsten Brauerei der Welt. Tromsø wirkt lebendig – trotz der kühlen Temperaturen sind viele Menschen unterwegs, Cafés sind gut besucht, und zwischen den alten Holzhäusern stehen moderne Glasbauten, die das Stadtbild prägen. Bevor wir die Tromsø-Brücke überqueren, führt unsere Route noch durch das Universitätsviertel. Die Universität Tromsø ist ein bedeutendes Zentrum für arktische Forschung. Dann geht es weiter zur Eismeerkathedrale, einem der markantesten Bauwerke der Stadt. Ihre dreieckige Architektur erinnert an treibendes Eis, und im Inneren beeindruckt das riesige Glasmosaik, das in Blau-, Rot- und Goldtönen leuchtet. Der Raum strahlt eine beeindruckende Ruhe aus, die den Blick auf das kunstvolle Fenster noch eindrucksvoller macht. Nach einem Besuch im Polarmuseum, wo wir mehr über die wagemutigen Polarforscher und ihre Expeditionen erfahren, geht es zurück zum Hafen. Die MS Vesterålen nimmt Kurs weiter gen Norden, und während wir an Deck stehen, verschwinden langsam die Lichter von Tromsø in der Ferne. Doch der Abend hält noch eine Überraschung bereit: Zunächst zögerlich, dann immer intensiver beginnen sich grüne und violette Lichtbänder über den Himmel zu schlängeln. Die Polarlichter tanzen über uns, leuchten mal kräftig, mal sanft flackernd. In völliger Stille beobachten wir dieses Schauspiel – ein magischer Moment, der uns sprachlos macht.
Tag 6, 23.03.2025: Sehnsuchtsziel Nordkap
Der Tag beginnt früh, während wir an Bord der MS Vesterålen weiter gen Norden fahren. Draußen ist es kalt, aber der Himmel zeigt sich von seiner freundlichen Seite – der Sonnenaufgang taucht die schroffen Küstenlinien in ein sanftes, goldenes Licht. Die Vorfreude an Bord ist spürbar, denn heute soll es zum legendären Nordkap gehen! Kurz vor Havøysund begegnen wir der MS Midnatsol, die in südlicher Richtung unterwegs ist. Ein kurzes, freudiges Hupen der Schiffe, dann setzen wir unsere Fahrt fort – noch liegt das große Ziel vor uns. Doch dann kommt die unerwartete Nachricht: Unser geplanter Ausflug zum Nordkap muss aus Sicherheitsgründen abgesagt werden. Die Enttäuschung ist groß, schließlich war dies für viele von uns der lang ersehnte Höhepunkt der Reise. Doch unser Kapitän hat eine ganz besondere Überraschung für uns! Anstatt wie üblich durch den Magerøysund zu fahren, nehmen wir Kurs auf eine außergewöhnliche Route – wir werden die gesamte Insel Magerøya umrunden. Ein seltenes Erlebnis, das nur wenigen Hurtigruten-Reisenden vergönnt ist. Während wir die raue, zerklüftete Küste passieren, klart der Himmel ein wenig auf. Möwen und Papageientaucher begleiten unser Schiff, und dann – als hätte die Natur selbst für diesen Moment gesorgt – tauchen plötzlich Wale neben uns auf! Majestätisch gleiten sie durchs Wasser, während wir an Deck staunend zusehen. Dann kommt der Höhepunkt: In der Ferne erhebt sich das gewaltige Nordkap-Plateau. Und dort oben, auf 307 Metern über dem Meer, erkennen wir die berühmte Nordkap-Kugel! Obwohl wir nicht selbst dort stehen können, ist es ein unglaubliches Gefühl, diesen sagenumwobenen Ort aus einer völlig neuen Perspektive zu erleben. Mit diesen Eindrücken erreichen wir Honningsvåg, wo wir um die Mittagszeit anlegen. Trotz der abgesagten Tour zum Nordkap haben wir hier Zeit, den kleinen Ort zu erkunden. Wir spazieren zunächst zur Kirche von Honningsvåg, die als eines der wenigen Gebäude die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs überstanden hat. Sie strahlt eine besondere Ruhe aus – ein stiller Kontrast zur rauen, wilden Natur ringsum. Danach besuchen wir die Galerie von Eva Schmutterer, eine deutsche Künstlerin, die seit vielen Jahren auf Magerøya lebt. Ihre Werke fangen die einzigartige Atmosphäre der arktischen Landschaft ein – farbenfrohe Collagen, die das Leben im hohen Norden auf eine ganz besondere Weise darstellen. Zum Abschluss führt uns unser Weg ins Weihnachtshaus von Honningsvåg. Hier ist das ganze Jahr über Weihnachten! Die Regale sind gefüllt mit handgefertigtem Schmuck, norwegischen Weihnachtsdekorationen und kleinen Souvenirs, die uns an diesen besonderen Ort erinnern sollen. Am Nachmittag heißt es schließlich wieder „Leinen los!“. Die MS Vesterålen legt ab, und nun geht es weiter Richtung Kirkenes. Wir überqueren die Barentssee, während die Sonne langsam hinter der kargen Küstenlinie verschwindet. Der Wind frischt auf, das Meer wird rauer – doch in unseren Gedanken verweilen wir noch immer bei den einzigartigen Erlebnissen dieses Tages. Ein Tag, der anders verlief als geplant – und gerade deshalb unvergesslich bleibt.
Tag 7, 24.03.2025: Aufbruch nach Süden
Nach einer weiteren Nacht voller magischer Polarlichter erwachen wir heute mit der Gewissheit: Unsere Reise hat ihren Wendepunkt erreicht. Kirkenes, hoch im Norden und nahe der russischen Grenze, markiert den Punkt, ab dem unser Schiff wieder Kurs Richtung Süden nimmt. Doch noch liegt ein spannender Vormittag vor uns – und das Wetter meint es gut mit uns. Bei klarem Himmel und frischer Luft erkunden wir die Stadt und ihre Umgebung. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Einige von uns zieht es zur russischen Grenze, wo Geschichte und Gegenwart aufeinandertreffen. Andere lassen sich im berühmten Schneehotel von kunstvollen Eisskulpturen verzaubern oder wagen sich auf eine Königskrabben-Safari. Wer es ruhiger angehen möchte, schlendert durch das kleine Zentrum von Kirkenes oder besucht das Grenzlandmuseum mit seinen faszinierenden Einblicken in die Region. So genießen wir den Vormittag ganz nach unseren eigenen Interessen – und jeder von uns kehrt mit besonderen Erlebnissen zurück an Bord. Gegen Mittag heißt es Abschied nehmen. Langsam gleiten wir aus dem Hafen, die Sonne glitzert auf dem Wasser, während unser Schiff seine südgehende Route aufnimmt. Eigentlich sollte unser nächster Halt Vardø sein, Norwegens östlichster Hafen. Doch der Wind meint es heute nicht gut mit uns – zu stark sind die Böen, um dort sicher anzulegen. Also lassen wir Vardø hinter uns und genießen stattdessen die vorbeiziehende Küstenlandschaft vom Schiff aus. Am Abend kehrt Ruhe ein. Beim gemeinsamen Essen tauschen wir unsere Eindrücke des Tages aus und blicken nach vorne – denn auch wenn der Wendepunkt erreicht ist, liegt noch eine wundervolle Reise vor uns.
Tag 8, 25.03.2025: Ein Tag zwischen Wind und Wellen
Der Tag beginnt mit dem dumpfen Prasseln von Regen und Schneeregen gegen die Fenster. Draußen ist es grau, der Himmel schwer von tiefhängenden Wolken, die über das unruhige Wasser ziehen. Der Wind rüttelt am Schiff, während wir langsam auf Hammerfest zusteuern. Als wir anlegen – aufgrund von Bauarbeiten im Hafen gut 2,5 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt – zieht es uns dennoch nach draußen. Warm eingepackt machen wir uns auf den Weg zur Struve-Meridiansäule. Der Wind bläst uns eisig ins Gesicht, Schneeregen peitscht gegen unsere Jacken, doch wir lassen uns nicht beirren. Ein kurzer Spaziergang führt uns zu diesem geschichtsträchtigen Punkt, der an die erste exakte Vermessung der Erde erinnert. Von hier aus bietet sich uns ein Blick über die schroffe Küstenlinie. Lange halten wir es jedoch nicht aus – der eisige Wind und der unaufhörliche Niederschlag treiben uns bald wieder zurück zum Schiff. Zurück an Bord wird schnell klar: Es wird ein bewegter Nachmittag. Die Wellen erreichen bis zu 3,5 Meter, und das Schaukeln ist allgegenwärtig. Während einige sich mit einem Buch oder heißen Getränken in eine Ecke zurückziehen, kämpfen andere eher mit der eigenen Standfestigkeit. Gespräche verstummen gelegentlich, wenn eine besonders hohe Welle das Schiff durchrüttelt. An Ruhe ist nicht zu denken, aber immerhin gibt es genug zu erzählen – sei es über das raue Wetter oder darüber, wer den Seegang am besten wegsteckt. Am späten Abend, als wir Tromsø erreichen, wagen einige von uns noch einen Ausflug in die Stadt. In der stimmungsvollen Atmosphäre des Mitternachtskonzerts lassen sie sich von Musik verzaubern, während wir anderen den Tag ruhig ausklingen lassen. Polarlichter sind heute nicht zu sehen – der Himmel bleibt wolkenverhangen. Aber nach diesem schaukelnden Tag reicht es auch völlig aus, einfach ein wenig zur Ruhe zu kommen.
Tag 9, 26.03.2025: Zwischen schneebedeckten Gipfeln und eisigen Wundern
Der heutige Tag beginnt mit einer sanften Ankunft in Harstad, der Hauptstadt des Vesterålen-Archipels, gelegen auf der größten norwegischen Insel Hinnøya. Einige von uns entscheiden sich für einen morgendlichen Ausflug, um die Schönheit der Vesterålen zu erkunden. Sie verlassen das Schiff in Harstad und werden erst in Sortland wieder zu uns stoßen. Währenddessen setzt unser Schiff seine Fahrt fort und umrundet die Insel, um die Risøy-Rinne zu erreichen – den flachsten Abschnitt der gesamten Hurtigrutenstrecke. Wir passieren zahlreiche Brücken, die die großen Inseln mit dem Festland verbinden. Das Wetter zeigt sich heute von seiner rauen Seite: Dichte Wolken hängen tief über der Landschaft, und gelegentlich fallen Schneeschauer, die die ohnehin schon schneebedeckten Berge wie mit Puderzucker bestäuben. Gegen Mittag erreichen wir Sortland, bekannt als die “blaue Stadt” aufgrund der charakteristischen blauen Gebäude. Hier kehren unsere Mitreisenden von ihrem Ausflug zurück und berichten von beeindruckenden Landschaften, die trotz des trüben Wetters ihren Reiz nicht verloren haben. Am frühen Nachmittag legen wir in Stokmarknes an, der Heimat der Hurtigruten. Einige von uns nutzen die Gelegenheit, das imposante neue Hurtigruten-Museum zu besuchen, das rund um die alte M/S Finnmarken errichtet wurde. Es ist faszinierend, die Geschichte dieser traditionsreichen Seereisegesellschaft hautnah zu erleben. Unsere Reise führt uns weiter durch den Raftsund, eine enge Wasserstraße, die von steilen, schneebedeckten Bergen gesäumt wird. Trotz des wolkenverhangenen Himmels ist die Szenerie atemberaubend. Ein kleiner Abstecher zur Mündung des berühmten Trollfjord darf da natürlich nicht fehlen. Am Abend erreichen wir Svolvær, die Hauptstadt der Lofoten. Einige von uns entscheiden sich für einen Besuch der Magic ICE Bar, einer einzigartigen Bar, die vollständig aus Eis und Schnee besteht. In dieser frostigen Umgebung genießen wir kunstvoll gestaltete Eisskulpturen und lassen den Tag bei einem kühlen Getränk ausklingen. Später in der Nacht setzt unser Schiff die Fahrt über den Vestfjord fort, zurück in Richtung Festland. Trotz des trüben Wetters bleibt der heutige Tag unvergesslich, geprägt von beeindruckenden Landschaften und besonderen Erlebnissen in den schneebedeckten Regionen Norwegens.
Tag 10, 27.03.2025: Nebel über Helgeland
Der heutige Tag beginnt an Bord der MS Vesterålen mit einem besonderen Ereignis: Gegen 8:40 Uhr überqueren wir den südlichen Polarkreis. Trotz des trüben Himmels und des leichten Regens versammeln wir uns auf dem Außendeck, um diesem Moment beizuwohnen. Die traditionelle Polarkreistaufe darf natürlich nicht fehlen. Mit einem schelmischen Lächeln reicht uns die Crew einen Löffel Lebertran – ein Ritual zu Ehren des Meeresgottes Njörd. Der Geschmack ist gewöhnungsbedürftig, aber der symbolträchtige Hurtigruten-Löffel, den wir dafür erhalten, macht es allemal wert. Während wir weiter gen Süden fahren, erhebt sich der Hestmannen, der sagenumwobene Pferdemann, am Horizont. Seine Silhouette ist trotz des grauen Wetters gut erkennbar und erinnert uns an die alten Legenden der Helgelandküste. Gegen Mittag passieren wir die imposante Helgelandskysten-Brücke, deren elegante Schrägseile sich majestätisch über das Wasser spannen. Kurz darauf erreichen wir die Halbinsel Alsten, Heimat der berühmten Bergkette „Die Sieben Schwestern“. Leider verhüllen dichte Wolken ihre Gipfel, sodass wir ihre volle Pracht heute nicht bewundern können. Am Nachmittag legen wir in Brønnøysund an, dem geografischen Mittelpunkt Norwegens. Trotz des anhaltenden Nieselregens entscheiden wir uns für einen Spaziergang durch das charmante alte Viertel Sørbyen. Die bunten Holzhäuser und engen Gassen versprühen einen besonderen Charme, der uns sofort in seinen Bann zieht. Unser Weg führt uns zur Brønnøy-Kirche, einer beeindruckenden Steinkirche im neugotischen Stil aus dem Jahr 1870. Interessanterweise enthält sie noch Mauerwerk aus dem Mittelalter, was ihre lange Geschichte widerspiegelt. Zurück an Bord setzen wir unsere Reise fort und passieren wenig später den Torghatten, jenen mystischen Berg mit dem markanten Loch in der Mitte. Obwohl der Himmel weiterhin grau bleibt, ist das Naturphänomen deutlich sichtbar und fasziniert uns mit seiner einzigartigen Formation. Am Abend erwartet uns das festliche Captain’s Dinner. Der Wind hat nachgelassen, und die See ist ruhig. Während wir die Spezialitäten der Bordküche genießen, tauschen wir unsere Eindrücke des Tages aus – ein gelungener Abschluss, bevor uns die MS Vesterålen weiter gen Süden trägt.
Tag 11, 28.03.2025: Ein sonniger Abschied
Heute Morgen legt unser Schiff bereits um 6:30 Uhr in Trondheim an. Während einige Gäste hier ihre Reise beenden, freuen wir uns darauf, noch einen weiteren Tag an Bord zu verbringen und die Fahrt bis Bergen zu genießen. Der Tag beginnt mit bedecktem Himmel und kühlen Temperaturen. Doch im Laufe des Vormittags klart es auf, und die Sonne zeigt sich zunehmend, was die Temperaturen angenehm steigen lässt. Wir nutzen die Gelegenheit, an Deck zu gehen und die wärmenden Strahlen zu genießen, während die atemberaubende Natur langsam an uns vorbeizieht. Vorbei an kleinen Inseln und Schären, gleiten wir durch die ruhigen Gewässer. Später passieren wir die größere Insel Hitra, deren zerklüftete Küstenlinie uns in ihren Bann zieht. Am Nachmittag erwartet uns ein besonderes Highlight: Ein erfahrener Koch demonstriert das Filetieren eines frischen Lachses. Mit geschickten Handgriffen zeigt er uns, wie aus dem prächtigen Fisch feine Filets entstehen. Wir lauschen gespannt den Erklärungen und dürfen anschließend die köstlichen Stücke probieren – ein wahrer Gaumenschmaus. Gegen 16:30 Uhr erreichen wir Kristiansund. Die Stadt ist seit Jahrhunderten für ihren Klippfisch bekannt – gesalzenen und luftgetrockneten Kabeljau, der einst in alle Welt exportiert wurde. Noch heute prägt dieser Wirtschaftszweig das Stadtbild. Bei einem kurzen Spaziergang durch den Hafen spüren wir das maritime Erbe und genießen den frischen Meeresduft. Zurück an Bord setzen wir unsere Reise gen Süden fort. Der Abend klingt gemütlich aus, begleitet von angeregten Gesprächen mit Mitreisenden. Wir teilen unsere Eindrücke des Tages und lassen die Erlebnisse Revue passieren. Während draußen die Sonne langsam am Horizont versinkt, spüren wir eine wohlige Zufriedenheit und freuen uns auf die verbleibende Zeit dieser unvergesslichen Reise.
Tag 12, 29.03.2025: Bergen zum Abschied
Der Morgen bricht an, und mit ihm unser letzter Tag auf der MS Vesterålen. Ein letztes Mal genießen wir das reichhaltige Frühstück an Bord, während die norwegische Küstenlandschaft gemächlich an uns vorüberzieht. Das Wetter zeigt sich heute von seiner typischen Seite: leichter Regen und kühle 6°C. Pünktlich um 14:45 Uhr legt unser Schiff im Hafen von Bergen an, und wir verabschieden uns wehmütig von der Crew und dem schwimmenden Zuhause der vergangenen Tage. Mit einem letzten Blick zurück verlassen wir das Schiff und steigen in unseren Bus, der uns zu unserem Hotel Zander K bringt. Es liegt etwas außerhalb des Stadtzentrums, aber alles ist gut zu Fuß erreichbar. Nach dem Check-in bleibt kurz Zeit, um durchzuatmen, bevor wir uns auf den Weg zum Fischmarkt machen, wo wir unsere Stadtführerin Roienna treffen. Unser Spaziergang führt uns zunächst über den Fischmarkt, der mit seiner lebendigen Atmosphäre ein typisches Bild Bergens zeichnet. Die historische Fischhalle sehen wir nur von außen, während Roienna uns spannende Geschichten über die Stadt erzählt. Weiter geht es vorbei am alten Rathaus, bis wir schließlich Bryggen erreichen. Die bunten, schiefen Holzhäuser der alten Hansestadt sind ein Wahrzeichen Bergens und lassen erahnen, welche Bedeutung der Handel hier einst hatte. Nach der Führung bleibt noch etwas Zeit zur freien Verfügung. Einige von uns schlendern durch die kleinen Läden und kaufen letzte Souvenirs, andere nutzen die Gelegenheit, mit der Fløibanen auf den Fløyen zu fahren. Die Standseilbahn bringt uns in wenigen Minuten auf 320 Meter Höhe, und trotz des durchwachsenen Wetters ist die Aussicht auf Bergen beeindruckend. Die Stadt breitet sich unter uns aus, eingerahmt von den sieben Hausbergen, während tiefhängende Wolken die Landschaft noch dramatischer wirken lassen. Einige spazieren ein Stück über die Wanderwege, genießen die frische Luft und die Ruhe, bevor es mit der Bahn wieder hinab ins Zentrum geht. Am Abend treffen wir uns wieder, um den letzten Abend gemeinsam in einem italienischen Restaurant am Hafen ausklingen zu lassen. Bei Pasta und Pizza lassen wir die Reise noch einmal Revue passieren, bevor es morgen zurück nach Hause geht. Ein schöner, entspannter Abschluss einer unvergesslichen Zeit in Norwegen.
Tag 13, 30.03.2025: Ein letzter Blick auf Norwegen
Der Morgen in Bergen beginnt ruhig. Ein leichter Dunst liegt über der Stadt, und die feuchte, frische Luft erinnert an den nächtlichen Regen. Doch zwischen den Wolken blitzt bereits die Sonne hervor – als wollte Norwegen sich mit einem sanften Licht von uns verabschieden. Nach dem Frühstück in unserem Hotel packen wir die letzten Dinge zusammen. Unsere Koffer sind gefüllt mit Erinnerungen: an tiefblaue Fjorde, schneebedeckte Gipfel und das Rauschen der Wellen entlang der Küste. Die letzten Tage auf der MS Vesterålen und unsere Erlebnisse an Land haben uns tief beeindruckt – Norwegen hat uns in seinen Bann gezogen. Bald darauf bringt uns der Transfer zum Flughafen von Bergen. Während der Fahrt lassen wir die bunten Holzhäuser der Stadt an uns vorbeiziehen, ein letzter Blick auf den Hafen, auf die Berge im Hintergrund. Der Abschied fällt schwer, doch wir nehmen all die schönen Momente mit. Am Flughafen angekommen, checken wir ein und verabschieden uns nach und nach voneinander. Manche von uns fliegen nach Berlin, andere nach Frankfurt. Als unser Flugzeug schließlich abhebt und wir über Norwegen hinwegfliegen, wird uns bewusst, wie einzigartig diese Reise war. Mit vielen Erlebnissen im Herzen kehren wir nach Hause zurück – und eines ist sicher: Diese Reise werden wir nie vergessen.
Liebe Nordlandfahrer,
nun heißt es leider „På gjensyn“ – auf Wiedersehen. Es war wunderbar, mit euch gemeinsam Norwegen vom Schiff aus zu entdecken. Hättet ihr euch vorher vorstellen können, was für ein Abenteuer euch erwartet? In jedem Fall habt ihr meinen größten Respekt – für eure Begeisterung, eure Dankbarkeit und die Herzlichkeit, mit der ihr einander begegnet seid.
Mit euch war diese Reise einfach perfekt! Was bleibt, sind unzählige wunderschöne Erinnerungen, besondere Momente und tausende von Bildern. Ich wünsche euch für die Zukunft noch viele solcher Erlebnisse – und vielleicht dürfen wir ja das ein oder andere gemeinsam bestreiten.
Bis dahin bleibt gesund, neugierig und vor allem abenteuerlustig. Und denkt immer daran: Das wichtigste Stück des Reisegepäcks ist und bleibt ein fröhliches Herz.
Alles Liebe, eure Reisebegleiterin
Christin