Reisebericht: Kreuzfahrt in Norwegen mit Hurtigruten

12.03. – 24.03.2023, 13 Tage Hurtigruten–Kreuzfahrt mit dem Postschiff: Bergen – Alesund – Nordkap – Kirkenes – Lofoten – Trondheim – Bergen


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Mit dem Postschiff M/S Nordlys der Hurtigruten starten wir auf der Linie Bergen-Kirkenes-Bergen zu einer fast 5.000 km langen Seereise in die tiefverschneite winterliche Arktis Norwegens.
Ein Reisebericht von
Martin Büchner
Martin Büchner

Tag 01 – 12.03.2023 Anreise nach Bergen

Mit Lufthansa geht es von Dresden, Leipzig und Berlin via Frankfurt nach Bergen. Die Anreise gestaltet sich etwas abenteuerlich, da wir aus technischen Gründen (am Boden und vor dem Start) zweimal das Flugzeug wechseln mussten, nachdem wir schon Platz genommen hatten. Im dritten Versuch funktioniert alles reibungslos.
Nach Ankunft am Hurtigruten Terminal wird das Gepäck von der Hurtigruten Crew übernommen und später direkt auf die Kabinen gebracht.
Aufgrund der Verspätung haben wir keine Zeit mehr für einen Spaziergang in Bergen.
Für ein paar Impressionen vom dick verschneiten Bergen war ich allein in der Stadt unterwegs.
Nach dem Check-In, Einrichten der Cruisecard (Bezahlfunktion an Bord) werden wir in der Lounge begrüßt. Es gibt einen kleinen Imbiss und Getränke, bevor wir im nächsten Raum unsere Sicherheitseisweisung erhalten, die für alle Gäste verpflichtend ist.
Nach dem Bezug der Kabinen und dem Abendessen legen wir um 20.30 Uhr in Bergen ab und beginnen unsere fast 5.000 km lange Seereise.

Tag 02 – 13.03.2023 Ålesund

In der Nacht passieren wir eine Reihe von kleinen Ortschaften. Darunter sind Florø und Måløy. Am Morgen kreuzen wir das Stadshavet, das Westkap Norwegens, hier treffen häufig sich kreuzende Winde aufeinander, was oft zu nettem Seegang führt. Heute Morgen ist es vergleichsweise ruhig.
Über Torvik erreichen die ebenfalls dick verschneite Jugendstilstadt Ålesund (lies: O-le-sün).
Aufgrund von Schnee- und Eisglätte ist der Zugang zum Hausberg Aksla gesperrt.
Durch das intensive Schneegestöber haben wir unsere kleine Einführung zur Stadtgeschichte und zum Wikinger Rolf an Bord des Schiffes verlegt. Am Nachmittag klart es endlich auf, so dass ein schöner Stadtspaziergang möglich ist.
Wir entdecken die zahlreichen Jugendstil Gebäude der Stadt, die aufgrund des Stadtbrandes von 1904 notwendig geworden waren. Der Brand in einer Januar-Nacht hatte gut 1.000 Häuser zerstört.
Kein geringerer als Kaiser Wilhelm II. organisierte schnell und unbürokratisch Spenden und Hilfen für die Stadtbewohner, unvergessen bis heute. Kaiser Wilhelm II. ist aus dieser Stadt nicht wegzudenken, man kann ihm überall auf Schritt und Tritt begegnen, selbst im Supermarkt auf der Hauptstraße.
Am Abend legen wir in Molde an. Die Stadt der Rosen und des Jazz.
In der Nacht passieren wir Kristiansund.

Tag 03 – 14.03.2023 Trondheim

Am frühen Morgen erreichen wir die drittgrößte Stadt Norwegens – Trondheim. Auch diese Stadt zählt zu den Juwelen an der norwegischen Küste. Gleichzeitig ist sie eine der ältesten Städte Norwegens, gegründet im Jahr 997 vom Wikinger-König Olav Tryggvason.
Bekannt ist die Stadt für ihre gotische Kathedrale, dem Nidaros-Dom. Die nördlichste gotische Kathedrale der Welt. Auch heute sticht sie mit ihrer Größe noch aus den umliegenden Holzhäusermeer heraus. Die Kathedrale und die benachbarte Bischofs-Residenz zählen zum UNESCO Weltkulturerbe.
Sie wurde errichtet um die Gebeine des Heiligen Olav (König Olav II.) aufzunehmen, der in der Schlacht von Stiklestad gefallen war. Später gab es Berichte von einigen Wundern um seinen Leichnam. Er wurde heiliggesprochen und nach Trondheim überführt. In über tausendjähriger Bauzeit wird ihm der Nidarosdom gebaut, er dient auch heute noch als Pilgerziel.
Ja, wie am Kölner Dom wird auch in Trondheim noch immer gebaut.
In den 1970er Jahren erhielt eine der Spitzen des Doms den Erzengel Michael. Da der damalige Dombaumeister entschiedener Vietnam-Kriegs-Gegner und faszinierter Anhänger Bob Dylans war, erhielt der Erzengel Michael das Antlitz Bob Dylans.
Diesem hat es gefallen, nach dem er Jahre später anlässlich eines Konzerts in Trondheim über dieses Detail informiert wurde.
Der Nidarosdom befindet sich in einer Sichtachse mit der Munkegate (Mönchsstraße) und Munkholmen der Mönchsinsel draußen im Fjord.
Mit dem Linienbus erreichen wir das Zentrum um den Dom. Mit einem speziellen Domführer besuchen wir den Dom. Die Altstadt von Nidaros (Trondheim) wird vom Nidelven an drei Seiten umflossen, im Zentrum steht der Dom.
Unweit dessen befindet sich die Gamle Bybron – die Alte Stadtbrücke, früher die einzige Brück über den Fluss Nid, als Zugbrücke konzipiert.
Die alte Stadtbrücke (Sehenswürdigkeit!) verbindet die Altstadt mit dem ehemaligen Arbeiterviertel Bakklandet. Von der Brücke blickt auf eine der bekanntesten Stadtansichten Trondheims – auf die historischen Speicherhäuser. Mit ihren bunten Fassadenfarben, die sich nicht selten im gemächlich fließenden Nid spiegeln, stellen sie ein beliebtes Fotomotiv dar. Das Viertel Bakklandet wird in den 1970er als stark heruntergekommen beschrieben. Der Stadt plante das Holzhausviertel abzureißen und eine hochmoderne, nützliche vierspurige Schnellstraße zu errichten. Dies erregte in der Bevölkerung und insbesondere in der Studierendenschaft massiven Widerstand.
Häuser wurden besetzt und viel Eigenleistung und wenig finanziellen Mitteln wieder instandgesetzt.


Aus Studenten werden Professoren! Heute zählt das Viertel zu den beliebtesten Wohnvierteln der Stadt, kaum bezahlbar. Die Stadt ist mächtig stolz auf ihr Viertel „Bakklandet“.
Noch an der Brücke bestaunen wir den einzigen Fahrradlift (Sykkelheis) der Welt. Ein lokaler Professor der Universität war es leid sich täglich auf dem Nachhauseweg diesen steilen Berg mit dem Rad emporzukämpfen. Er machte der Stadt ein Angebot, er entwickelt ein Konzept, die Stadt baut und finanziert das Ganze. Und so kam es. Der Fahrradlift verrichtet im Sommer treu seinen Dienst.
Pünktlich zum Mittagessen verlassen wir Trondheim nach Norden.
Wir passieren Munkholmen, die Mönchsinsel und durchqueren den Trondheimfjord, immerhin der drittlängste Fjord Norwegens.
Weitere Tageshöhepunkte sind der achteckige Leuchtturm Kjeungskjaer fyr (lies: Che-ungs-schäer füürr) und die offene Seestrecke „Folda“.
Am Abend erreichen wir nach gut 10-stündiger Fahrt ohne Zwischenstopp Rørvik, Hauptort des Vikna-Archipels. Erstes Polarlicht!
In der Nacht passieren wir Brønnøysund, Sandnessjøen und Nesna.

Tag 04 – 15.03.2023 Polarkreis – Nordland – Lofoten

Am frühen Morgen im Dämmerlicht der blauen Stunde überqueren wir den Nördlichen Polarkreis. Die genaue Uhrzeit muss im Rahmen eines Quizz erraten werden. Gewinner erhalten eine arktische Belohnung. Nach Definition ist der Polarkreis, der Beginn der Arktis. „Der südlichste Punkt an dem auf der Nordhalbkugel zweimal im Jahr die Sonnenscheibe den Horizont nicht berührt. Im Sommer nicht untergeht (Mittsommer, Sommerbeginn) und im Winter nicht aufgeht (Mittwinter, Winterbeginn).“
Es folgt eine fantastische Fahrt entlang des nördlichen Teils der Helgelandskysten, der Märchenküste in der Provinz Nordland.
Am Mittag erreichen wir Bodø (lies: Bu-dö). Ganz in der Nähe liegt der Saltstraumen der stärkste Gezeitenstrom der Welt.
Nach dem Ablegen von Bodø passieren wir Landegoda fyr, ein schöner Leuchtturm, schön klassisch. Hier markiert er die Ausfahrt auf die offene Seestrecke des Vestfjordes.
Am Abend erreichen wir Stamsund, unseren ersten Hafen auf den Lofoten. Später am Abend folgt Svolvaer, der Hauptort der Lofoten.
Anschließend durchqueren den Raftsund, eine 28-km-lange, schmale Wasserstraße. Sie trennt die Inselgruppe der Lofoten von den Vesterålen (lies: Vester-o-len).
Aufgrund der schlechten Wetterbedingungen kann der Trollfjord nicht angefahren werden.

Tag 05 – 16.03.2023 Tromsø

Am Morgen erreichen wir Harstad, Hauptort des Vesterålen Archipels. Über Finnsnes (Zugang zur Insel Senja) geht es nach Tromsø, der Hauptstadt Nordnorwegens.
Schneegestöber, so dass weder die markante Tromsinselbrücke, noch die Eismeerkathedrale zu sehen sind. Wetter ändert sich schnell. Nach kurzer Zeit haben wir perfektes Wetter!
Mit 75.000 Einwohnern ist Tromsø auffallend groß. Hier gibt es eine große Universität, die viele Wissenschaftler und Studenten anlockt, folglich eine junge und dynamische Stadt.
Spricht man über Polarforschung oder Arktis, dann kommt man an Tromsø kaum vorbei. Nahezu alle großen Polarforschungs-Reisen in die Arktis begannen und/oder endeten in Tromsø. Da wundert es kaum, dass das Who-is-Who der Polarforschung regelmäßig hier war, Fridtjof Nansen und Roald Amundsen und viele andere.
Auch unser modernes Polarforschungsschiff Polarstern des Deutschen Alfred-Wegener-Instituts macht hier regelmäßig Station.
In der Nacht passieren wir Skjervøy, Øksfjord, Hammerfest und Havøysund.

Tag 06 – 17.03.2023 Nordkapp und Barentssee

Traumhaftes Wetter! Am Morgen erreichen wir die Insel Magerøya, „die magere Insel“. Wir durchqueren den gleichnamigen Sund und erreichen Honningsvåg („die Honigbucht“; lies: Honnings-wog).
Blauer Himmel, dick verschneit und kein Wind! Traumhafte Bedingungen! Wir genießen unsere Zeit am Nordkapp. Auf dem Rückweg planten wir einen kleinen Abstecher in eines der pittoresken Fischerdörfer. Wenige Meter vor dem Abzweig steht ein Lkw quer. Die Straße ist unpassierbar. So schnell können sich Pläne in der Arktis in Luft auflösen. Das atemberaubende Wetter entschädigt für alles. Unbeschadet und sogar noch pünktlich erreichen wir das Schiff. Die Busse anderer Gruppen kamen nach uns und hatten etwas weniger Glück. Der Lkw kam einem der Reisebusse zu nah, glücklicherweise keine Verletzten.
Mit dem Nordkapp erreichen wir nun die Barentssee. Wir überqueren den Porsangerfjord und erreichen am Abend Kjøllefjord. Von Kjøllefjord nach Mehamn umrunden wir die Nordkinn-Halbinsel. Der nördlichste Punkt dieser Halbinsel, genannt Kinnarodden, bildet den nördlichsten Punkt es europäischen Festlandes. Am Abend Nordlicht über der Barentssee!

Tag 07 – 18.03.2023 Kirkenes (geographischer Wendepunkt)

Am Vormittag erreichen wir Kirkenes. Den geographischen Wendepunkt dieser Reise. Nach Vardø ist Kirkenes die östlichste Stadt Norwegens. Vardø, das wir am späten Nachmittag anlaufen, liegt auf einer vorgelagerten Insel an der Küste, erster Hafen „südgehend“ nach Kirkenes.
Die russische Grenze ist zum Greifen nah. Hier verlief im Kalten Krieg, eine der wenigen Grenzen, an dem NATO-Gebiet direkt an Russland grenzte. Der Pasvikfluss bildet die Grenze nach Russland, etwas südlich liegt das etwa 100-km-lange Pasviktal. Es liegt wie ein Keil, zwischen dem westlich liegenden Finnland, der Inarisee ist nicht weit, und dem östlich liegenden Russland. Am Ende des Tals liegt das Dreiländereck, dieser Länder. Einer der wenigen Punkt der Welt, an dem drei Zeitzonen aufeinanderstoßen.
Kirkenes liegt weit östlich, auf dem 30. Längengrad, dem gleichen Längengrad wie St. Petersburg, Kiew, Odessa und Kairo, allerdings in der gleichen Zeitzone wie Berlin und Oslo.
Das führt dazu, dass es im Herbst viel früher Dunkel wird als weiter westlich auf der gleichen geographischen Breite z. B. in Tromsø. Anfang November ist es um 13.30 Uhr bereits stockdunkel. Am 27. November beginnt die Polarnacht, die erst im Januar wieder endet.
Während es an der norwegischen Küste, gemessen an der nördlichen Breite den ganzen Winter recht mild bleibt, Temperaturen sinken kaum unter den Gefrierpunkt, an wenigen Tagen im Jahr auch einmal -10 Grad Celsius, so haben wir in Kirkenes kontinentales Klima. Im Sommer klettert das Thermometer durchaus auf über +30 Grad Celsius, im Winter fällt es regelmäßig auch einmal auf -45 Grad Celsius.
Kirkenes liegt nahezu auf der gleichen geographischen Breite wie Tromsø, damit deutlich südlicher als das Nordkapp, ebenso liegt die Stadt im Polarlichtgürtel. Damit ein perfekter Ort für jegliche arktische Winteraktivität (Schneemobil, Eisangeln, Hundeschlitten, King-Crab-Safari) und Polarlichtbeobachtung.
Unser Schiff wendet sich zunächst nach Norden und Osten, zum nordöstlichsten Punkt der Strecke, bevor es nach Vardø Richtung Westen und Süden geht. Ein Maß für die Strecken und Größen im Norden: Das Schiff benötigt 36 Stunden, um wieder auf der gleichen geographischen Breite zu sein (Tromsø). Die ehemalige Finnmark, flächenmäßig so groß wie die Schweiz, aber nur mit 60.000 Einwohnern besiedelt. Heute ist die Finnmark vereinigt mit Troms, der ehemaligen Nachbarprovinz (Fylke). Die Provinz Troms og Finnmark hat eine Fläche in der Größe von Schottland oder der Republik Irland hat aber insgesamt nur ca. 242.000 Einwohner etwas mehr als z. B. in der Stadt Chemnitz, Halle oder Magdeburg leben.
Dichtes Schneetreiben verhindert jegliche Polarlichtbeobachtung. In Berlevåg gewinnen wir den Wink-Wettbewerb gegen die nordgehende Hurtigrute M/S Nordkapp, da wir deutlich mehr winkende Passagiere auf die Außendecks gebracht haben. Klarer Punktsieg für die M/S Nordlys.

Tag 08 – 19.03.2023 Hammerfest

Am Vormittag erreichen wir Hammerfest, die nördlichste Stadt der Welt. Wieder traumhaft schönes Wetter mit verschneiten Landschaften. Die erste Stadt der Welt mit einer elektrischen Straßenbeleuchtung. Drehort eines deutschen Krimis „Mord in Hammerfest“ und Endpunkt des Struve-Meridian-Bogens, ein gewaltiges Messprojekt zur Erdvermessung, durchgeführt im 19. Jh. Diese Vermessung gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. In Hammerfest steht der letzte Messpunkt. Der erste steht am Schwarzen Meer.
Hammerfest trägt den Eisbären im Wappen, überall trifft man auf diese arktischen Gesellen.
Über Øksfjord und Skjervøy erreichen wir gegen Mitternacht Tromsø. Dichtes Schneetreiben.
Leider kein Polarlicht.

Tag 09 – 20.03.2023 Vesterålen & Lofoten

Am Vormittag durchqueren wir erneut den Archipel der Vesterålen. Zunächst geht es nach Harstad – Hauptort der Vesterålen auf der Insel Hinnøya gelegen. Diese Insel wird insgesamt 10 Stunden lang umrundet, das unterstreicht noch einmal die gewaltigen Dimensionen der Insel mit ihren über 1.200 Meter hohen Bergspitzen. In der Risøyrenna (der Risøy-Rinne) als Teil des Risøysund durchfahren wir die flachste Stelle der Hurtigrutenstrecke mit stellenweise weniger als 6 Meter Wassertiefe.
Viele Straßenbrücken verbinden die Inselwelt der Lofoten und Vesterålen miteinander. An diesem Tag durchqueren wir fünf Brücken in Finnsnes (Senja), Risøy, in Sortland, später in Stokmarknes und die Raftsundbrücke.
Von Harstad nach Sortland nehmen viele Gäste am Überland-Ausflug „Vesterålen“ teil. Während die Ausflugsbusse über die Sortland-Brücke fahren, fährt die M/S Nordlys exakt unter der Brücke hindurch.
In Stokmarknes kann man das Hurtigrutenmuseum besuchen jetzt im neuen Glaspalast, ein imposantes Gebäude aus Glas und Stahl, dass die alte M/S Finnmarken in ihrer ganzen Pracht präsentiert.
Das perfekte Wetter schlägt schlagartig um in dicken Nebel und Schneetreiben.
Aufgrund der widrigen Bedingungen entscheidet sich der Kapitän bedauerlicherweise gegen eine Einfahrt in den berühmten Trollfjord.
In Svolvaer gibt es individuelle Freizeit, in der man beispielsweise das sehr sehenswerte und beeindruckende Kriegsmuseum besuchen kann. Ein privates Museum, dass in dieser Form in Deutschland undenkbar wäre. Für Geschichtsinteressierte unbedingt sehenswert!
In der Nacht passieren wir Stamsund. Es folgt die offene Seestrecke über den Vestfjord nach Bodø, heute Nacht noch einmal sehr stürmisch inkl. aufgewühlter See. Die meisten Gäste „verschlafen“ den Sturm ganz einfach…

Tag 10 – 21.03.2023 Helgelandskysten

Wir überqueren den Polarkreis nach Süden und verlassen die Arktis. Der Sturm der Nacht hat sich gelegt. Durchschnittliche Dünung und Seegang von vier bis acht Metern beruhigten sich in den frühen Morgenstunden. Es folgt der südliche Teil der Helgelandskysten, der Märchenküste Norwegens, eine der schönsten und ursprünglichsten Abschnitte an der norwegischen Küste! Wir passieren den Rødøyløven („Rotinsellöwe“), der wie eine gewaltige Sphinx den Zugang zum Saltenfjord bewacht, den Hestmannen („den Pferdemann“), einen der Hauptdarsteller des Helgelandmärchens, die imposante Helgelands-Brücke, eine der größten Schrägseilbrücken Europas. Südlich von Sandnessjøen liegt die berühmte Bergkette der Sieben Schwestern.
Am Nachmittag passieren wir das UNESCO Welterbe Vega Archipel, eine Inselgruppe mit mehr als 6.000 Inseln und kleinsten Eilanden. Das Meer ist untypisch seicht in dieser Region und bildet eine auch für Norwegen einzigartige Kulturlandschaft, die durch jahrhundertealte Symbiose aus Fischerei und Landwirtschaft geprägt ist. Besonderes Kennzeichen dieser Region ist die seit 1.500 Jahren praktizierte Eiderentenzucht. Darüber hinaus finden sich unzählige steinzeitliche Spuren, damit zählt Vega zu den ältesten Siedlungsplätzen Skandinaviens. Hauptort und Zugang dieser Region ist die kleine Stadt Brønnøysund am Mittelpunkt der norwegischen Küste zwischen Nordkapp und Kap Lindesnes im Süden gelegen. Nach Abfahrt in Brønnøysund erreichen wir den dramatischen Höhepunkt des Helgelandmärchens – den Torghatten. Ein Felsen mit riesigem natürlichen Felstunnel.
Bei perfektem Wetter und bei herrlich rotem Sonnenuntergang fährt unser Kapitän eine kleine Umleitung, um uns dieses mächtige Loch von seiner schönsten Seite zu zeigen.
Das Helgelandmärchen endet an der Insel Leka, der Grenze zur südlicheren Provinz Trøndelag. Am Abend erreichen wir Rørvik, Hauptort des Vikna Archipels. Später geht es über die offene Seestrecke Folda „mit etwas Bewegung“ in Richtung Trondheim.

Tag 11 – 22.03.2023 Trondheim – Kristiansund – Molde

Wir erreichen Trondheim. Für Frühaufsteher gibt es eine fantastische Gelegenheit für einen Morgenspaziergang im historischen Zentrum von Trondheim. Einige Gäste unternehmen einen fakultativen Entdeckungs-Ausflug in die Katakomben des Nidarosdoms.
Nach weiteren 7-Stunden-Fahrt erreichen wir Kristiansund. Die Stadt liegt auf kleinen Inseln verteilt. Im gesamten Archipel fand man steinzeitliche Spuren, die man in der Archäologie der Fosna-Kultur zuordnet, dem alten Namen der Stadt Kristiansund.
War die Stadt in der frühen Neuzeit noch für den Holzexport bekannt, folgten später der Herings- und schließlich der Kabeljaufischfang. Der Dänisch-Norwegische Unionskönig Christian VI. verlieh der Stadt das Stadtrecht und benannte sie nach sich in Kristiansund um.

Auf der nahegelegenen Insel Grip entstand eine besondere Form der Kabelverarbeitung bzw. Fisch-Haltbarmachung, der Klippfisch. So wird Kristiansund bis heute, die Klippfischhauptstadt genannt. Klippfisch, der entgegen dem Stockfisch, gesalzen und in nur wenigen Tagen auf dem Felsen (klipp) getrocknet wird unterscheidet sich deutlich vom Stockfisch, dieser ist immer ungesalzen und trocknet monatelang an der Luft auf einem Trockengestell. Beim Stockfisch handelt es sich um den ganzen Fisch, bei dem der Kopf entfernt wurde. Der Klippfisch ist aufgeklappt. Bewegt man sich in Portugal und Südeuropa bekommt man oft Bacalao (und ähnliche Schreibweisen) angeboten. Fragt man dort, heißt es auch „unter Experten“ stets Stockfisch.
Es ist kaum zu vermitteln, dass es Klippfisch aus Kristiansund ist, der auch heute noch in Unmengen nach Südeuropa exportiert wird. Genauer gesagt ist es eine hartnäckige falsche Übersetzung ins Deutsche. Bacalao = Klippfisch, nicht Stockfisch, es ist nicht das Gleiche!
Stockfisch und Klippfisch sind optisch sehr leicht zu unterscheiden.
Darüber hinaus erzeugte der Klippfischhandel ein Kuriosum: Die Schiffe brauchten von Süden kommend Ballast, um nach Norden zu fahren. Man entschied sich ein wirklich rares Gut mitzubringen: Erde für den alten Friedhof von Kristiansund. So liegen auch heute noch die Toten von Kristiansund in Erde aus Südeuropa.
Bei einem fakultativen Ausflug der Hurtigruten kann man sowohl den Atlantiktunnel erleben, einen der tiefsten unterseeischen Straßentunnel Norwegens und der Welt, als auch die Atlantikstraße, ein ca. 8 km langer Straßenabschnitt über kleinste vorgelagerte Inseln. Höhepunkt des Ausflugs ist der Besuch des Marmorbergwerkes. Es liefert das Material für Hochglanzpapier.
Während der Ausflug über die Atlantikstraße unterwegs ist, schaukeln wir gemütlich über die offene Seestrecke der Hustadvika. Bis zum Abendessen durchaus mit etwas Bewegung.
Am Abend erreichen wir Molde, Hauptort des Romsdalen/Romsdalsfjord in der Provinz
Møre og Romsdalen, bevor es in den südlichsten Teil der Provinz nach Sunnmøre in die Stadt Ålesund geht. In der Nacht passieren wir den Hafen Torvik und das Westkap. Interessante Kreuzsee, Wellen aus unterschiedlichen Richtungen erzeugen tief in der Nacht interessante Wellenbewegungen. Da Kreuzsee in einem Sturm durchaus gefährlich werden kann, baut Norwegen den ersten Seetunnel der Welt. Schon bald werden Hurtigrutenschiffe, diesen Tunnel als sichere Abkürzung wählen können.

Tag 12 – 23.03.2023 Ankunft in Bergen

In den frühen Morgenstunden passieren wie die Hafenorte Måløy und Florø.
Pünktlich erreichen wir heute die wunderschöne Stadt Bergen – nach gut 5.000 See-Kilometern und etwa 12 Tagen sind wir zurück in der zweitgrößten Stadt Norwegens.
Bergen erwartet uns typischerweise mit verschwenderischem flüssigen Sonnenschein.
Abschied und Ausschiffung von unserem Schiff M/S Nordlys und Ihrer hervorragenden Crew.
Ein Transfer bringt uns zu unserem nahegelegenen Hotel mitten im Stadtzentrum.
Wir schließen die Reise mit einer zweistündigen Stadtführung durch Bergen ab.
Krönender Abschluss ist die Auffahrt mit der Fløyenbane auf den Hausberg Fløyen von Bergen.

Tag 13 – 24.03.2023 Rückflug nach Deutschland

Ein Bustransfer bringt uns zum Flughafen Bergen. Mit Lufthansa geht es über Frankfurt nach Dresden, Leipzig und Berlin.

Schlusswort

Dreizehn Tage der „Schönsten Seereise der Welt“ sind vorüber, alle Gäste haben sich als sturm- und arktistauglich erwiesen. Die nächsten Seereisen können kommen, warum nicht erneut in die wundervolle Polarregion? In diesem Sinne:

Vielen Dank an Sie liebe Gäste, dass Sie sich für eine Reise von Eberhardt Travel entschieden haben und dass ich mit Ihnen unterwegs sein durfte. Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit.

Einen besonderen Dank sagen wir, das ganze Eberhardt Travel – Reise – Team für Ihr entgegengebrachtes Vertrauen.

Ich hoffe, dass wir Ihnen ein paar schöne Tage auf der M/S Nordlys der Hurtigruten bereiten konnten. Es würde mich und uns sehr erfreuen, Sie recht bald wieder im Namen von Eberhardt Travel auf einer der nächsten Reisen recht herzlich begrüßen zu dürfen.

In diesem Sinne, bleiben Sie gesund und reisefreudig.

Auf ein Wiedersehen! Bis bald!

Ihr

Martin Büchner
Reiseleiter
Eberhardt Travel

und das gesamte Team von Eberhardt Travel.

Leipzig, 27.03.2023

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